Es begann im Regen von AliceFeder ================================================================================ Kapitel 3: Zusammentreffen -------------------------- 3. Zusammentreffen   »Was ist los mit dir, Shinichi? Seit deinem letzten Fall bist du noch mehr in Gedanken versunken als sonst«, sagte Ran und musterte ihren Freund, den sie seit ihrer Kindheit kannte und mit welchem sie sich seit einem guten halben Jahr in einer festen Beziehung befand, besorgt. »Hm?«, schreckte der junge Oberschüler hoch und sah ihr heute zum ersten Mal direkt in ihre lavendelfarbenen Augen. »Hast du gerade was zu mir gesagt?«, fragte er nett und sah sie mit einem verwirrten Ausdruck in seinen blauen Augen fragend an. Er stockte als ihre zuckende Braue in sein Blickfeld huschte. Was hat sie denn? »Bist du sauer auf mich?«, fragte er vorsichtig nach, da er nicht verstand, was sie schon wieder hatte, und was er besser nicht getan hätte. »Jetzt reicht es mir aber!«, erwiderte sie erbost und er konnte neben der Wut deutlich einen enttäuschten Unterton aus ihrer verärgerten Stimme heraushören. »Seitdem du offiziell in den KID Fällen mitwirkst verhältst du dich komisch und bist noch in dich gekehrter als sonst. Ist bei dem letzten Coup was passiert? Oder wurmt es dich, dass du ihn bis dato noch nicht fassen konntest? Ich mache mir ernsthafte Sorgen um dich«. Ihre Wut verrauchte so schnell wie sie gekommen war und ehrliche Besorgnis spiegelte sich in ihren Gesichtszügen wider. »Ran…«, hauchte er ihren Namen in einem Ton, der ihr ganz und gar nicht gefiel. Der junge Mann senkte erneut seinen Blick und ließ ihre Frage unbeantwortet in der Luft schweben. »Es tut mir leid«. »Was tut dir leid?«, hakte sie nach und legte fragend ihren Kopf schief, während ihre Augen weiterhin wachsam auf die ihres Freundes verweilten, der schweigsam vor sich die Tischplatte anstarrte. Sie bemerkte auf Anhieb, dass er bereits wieder in seinem Gedankenlabyrinth versunken war und angestrengt über eine Lösung für sein Problem nachdachte, was, das nahm sie zumindest stark an, den Namen Kaito KID trug. Die kleine Sorgenfalte auf seiner Stirn verriet ihn. Es hat sich bei ihm was verändert. Früher konnten wir uns alles anvertrauen, aber mittlerweile distanziert er sich immer mehr von mir… Ob ihm das klar ist? Aus unerklärlichen Gründen zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen und die Luft in dem kleinen Café, wo sie sich verabredet hatten, um den Nachmittag gemeinsam zu verbringen und entspannt die Ferien einzuläuten, kam ihr mit einem Mal sehr stickig vor. »Vertraust du mir nicht mehr?«, fragte sie traurig nach und unbewusst verkrampften sich ihre langen Finger in ihrem Rock. Dabei habe ich mich so auf dieses Date gefreut gehabt. Der Braunhaarige hob sein Gesicht an, doch anstatt sie anzuschauen richtete er seinen Blick zu der Fensterscheibe, hinter der sich am Himmel dunkle Wolken zusammenzogen und einen Wetterumschwung ankündigten. Es fängt gleich zu regnen. Ein schmales Lächeln legte sich auf seine Lippen und er wirkte gleich viel gelassener auf Ran. »Ich kann das nicht mehr. Meine Gefühle haben sich verändert, Ran. Du bist einer der wichtigsten Menschen für mich in meinem Leben und das wirst du auch bleiben, aber ich liebe dich nicht«, beantwortete er ihre Frage beherrscht und in einer ruhigen Stimmlage. »Du machst Schluss mit mir?«. Ihre Stimme zitterte. Er nickte bloß und brauchte sie gar nicht erst anzusehen um zu wissen, dass sie krampfhaft versuchte ihre aufkommenden Tränen zu unterdrücken. »Hast du eine andere Frau kennengelernt?«, wollte sie wissen. Nun drehte er sich doch wieder zu ihr und schüttelte mit dem Kopf. »Nein, ich habe keine andere«, antwortete er bestimmt und wollte zumindest in dieser Hinsicht ihre Befürchtungen nehmen. »Aber es ist eine Person in meinem Leben getreten, an die ich ständig denken muss. Es ist kompliziert und ehrlich gesagt, weiß ich selbst noch nicht genau, wie ich zu dieser Person stehe. Also, verlange bitte keine Antworten von mir, die ich selbst nicht kenne«, bat er um sie davon abzuhalten ihn mit weiteren Fragen zu löchern, dessen Antwort er selbst noch finden musste.   Aufgrund ihres temperamentvollen Gemüts hatte er stark damit gerechnet gehabt, dass sie ihm hier in dem Café eine Szene machen würde, jedoch wurde er positiv von ihr überrascht. »Ich habe schon länger gemerkt, dass du dich von mir distanzierst. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es dir selbst auffällt«, sagte sie nüchtern und erhob sich von ihrem Platz. Unsicher schaute nun auch sie nach draußen und strich sich eine braune Strähne hinter ihr Ohr. Ein schweres Seufzen verließ ihre Lippen und für einen Moment senkte sie resigniert ihre Lider. »Ich muss das alles erstmal verdauen. Du musst dir auch über einige Sachen klar werden. Es ist also besser, wenn wir uns in der nächsten Zeit erstmal nicht sehen und auf Abstand gehen«, sprach sie leise als sie ihre Sachen zusammenpackte. Shinichi brachte nur ein angedeutetes Nicken zustande und schaute sie überrascht an. »Ich hätte nicht gedacht, dass du das so gefasst aufnimmst. Ehrlich gesagt hatte ich befürchtet, dass du mir hier eine Szene machen wirst und mir den Stuhl über den Kopf ziehst«, gab er wahrheitsgemäß zu und musste dabei etwas dümmlich Grinsen. »Auch nach all den Jahren erstaunst du mich immer wieder, Ran Mori«. »Und genau deswegen darfst du jetzt auch meine Rechnung übernehmen. Wag es ja nicht, dich bei mir zu melden, du Krimi Spinner! «, grinste sie ihm freundschaftlich entgegen, auch wenn er sofort erkannte, dass dieses lediglich aufgesetzt war. Verständlich nachdem was er ihr gerade angetan hatte, wusste er doch, dass sie seit ihren Kindheitstagen in ihn verliebt war. Mit einem »Man sieht sich« ließ sie ihn alleine in dem Café zurück und er fühlte sich beschämenderweise unglaublich erleichtert. Es ist besser so für dich, Ran. Du hast einen Mann verdient, der dich aufrichtig liebt und dir nicht ständig halbe Hoffnungen macht oder dich für einen neuen Fall sitzen lässt. Er legte sein Kinn auf seinem Handballen ab und richtete seinen Blick wieder durch die Fensterscheibe nach draußen. Erste Regentropfen fielen zu Boden und verzierten den Asphalt in einem abstrakten Bild aus dunklen Tropfen. Verträumt beobachtete er diesen Prozess wie der helle Asphalt stellenweise immer dunkler wurde bis er letztendlich ganz von den Regentropfen durchnässt und die hellen Stellen verschwunden waren. Der Regen wurde stärker und die Tropfen schlugen vom Asphalt ab, brachen in viele kleinere Tropfen auf. Ein glückliches Lächeln huschte auf seinem Gesicht als er das Schauspiel weiter gebannt beobachtete. »Regen«, murmelte er in gedämpfter Tonlage vor hin und senkte verträumt ein wenig seine Lider. Er mochte den Regen, waren es doch immer die Coups gewesen, auf die er sich am meisten mit dem Dieb unterhalten hatte. Der Regen ließ den arroganten Langfinger komischerweise Redselig werden und dennoch, trotz ihren ganzen Begegnungen kannte er noch immer nicht sein Gesicht. »Ich würde dir gerne einmal in die Augen schauen, KID. Hm, was für eine Irisfarbe du wohl hast?«   Bevor er in seinen Tagtraum abdriften konnte, holte ihn ein dezentes Räuspern aus seinen Überlegungen. Verwirrt drehte er seinen Kopf in die Richtung aus der er das Räuspern vernommen hatte und schaute augenblicklich in zwei ozeanblaue Augen, die ihn in null Komma nichts fesselten. Was für ein unglaubliches blau. »Ja, bitte?«, fragte er sichtlich durcheinander und konnte seinen Blick nicht von diesem hellen blau abwenden, dass ihm unweigerlich ans weite Meer erinnerte. »Möchten sie noch was zu trinken haben?«, fragte ihn die brünette Kellnerin freundlich mit einer für ihn angenehm klingenden Stimme. »Oder vielleicht für ihre feste Freundin?« Überrascht darüber, dass sie ihn ohne Umschweife auf seine Freundin ansprach, zog Shinichi mit einem erstaunten Ausdruck in den Augen seine Braue in die Höhe und fragte sich zugleich, warum sie das Wort feste Freundin mit einem gewissen Nachdruck betont hatte. »Ich habe keine feste Freundin und meine Bekannte hat vor geraumer Zeit das Café verlassen«, klärte er die junge Kellnerin auf, was ihn nur noch mehr verwunderte, hatte er früher solche Aussagen stets unkommentiert gelassen. Warum erzähle ich ihr das eigentlich? »Ach so?«, tat die junge Frau überrascht und schüttelte verständnislos mit ihrem Kopf. »Dabei sind sie ein so sympathischer und gutaussehender Mann«, lächelte sie ihn verschmitzt an. »Ähm,…«, gab der Oberschüler verstört von sich und war mit dieser Situation sichtlich überfordert. Werde ich hier gerade angeflirtet? Ob ich mich einfach für das Kompliment bedanken sollte?, fragte er sich und wollte gerade die Situation analysieren und seine Möglichkeiten durchgehen, damit die Abfuhr so freundlich wie nur möglich klang, wurde aber von ihrem belustigten Kichern daran gehindert. »Das Flirten müssen sie aber noch üben, Herr Kudo. Die Rechnung übernehme ich. Betrachten sie es bitte als kleine Entschuldigung«, grinste sie und zwinkerte ihm zeitgleich geheimnisvoll zu. Das ganze Szenario schien sie durchaus zu amüsieren, das erkannte er an ihrer ungewöhnlichen Irisfarbe, die belustigt im fahlen Deckenlicht bläulich funkelten, was ihn nur noch mehr verwirrte. Sie legte die Rechnung auf die Tischplatte ab und berührte dabei bewusst für eine Millisekunde seine schlanken Finger, dass es beinahe wie ein Versehen wirkte. Bevor er seine Hand wegziehen konnte, war die kleine Berührung bereits vorbei und während er verständnislos dreinschaute und fiebrig am Überlegen war, wieso sie jetzt die Rechnung übernahm, verabschiedete sie sich bei ihm mit einem »Ich freue mich auf unser nächstes Treffen, Herr Detektiv« und verließ das Café durch den Personalausgang. Wahrscheinlich macht sie jetzt Pause. Verstört sah er ihr hinterher und ehe die Tür ins Schloss fiel, traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz. Sie hat mich Herr Detektiv genannt. Das tut nur einer hier in ganz Tokio! Schnell sprang er von seinem Platz auf und eilte zum Ausgang durch dem die angebliche Kellnerin soeben verschwunden war, um seiner Vermutung nachzugehen. Durch seine hitzige Aktion stieß er die auf den Tisch befindlichen Kaffeetassen um, ignorierte allerdings das darauffolgende Scheppern genauso wie die erschrockenen Gesichter einiger Besucher dieses kleinen Cafés. Er riss die Tür auf und befand sich im Hinterhof wieder. »KID?«, rief er vorsichtig seinen Namen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als ohnehin schon und sah sich im Hinterhof erwartungsvoll um. In Windeseile wurde sein Hemd vom Regen durchnässt. Es klebte nass auf seiner Haut. Von dem Meisterdieb war nichts mehr zu sehen. Er war spurlos verschwunden.   Im reinen Affekt hatte er beim Hinausrennen die Rechnung ergriffen und in seiner Hosentasche gestopft. Shinichi ging zurück zur Personaltür und stellte sich unter das kleine Vordach. Neugierig holte er den Bon aus seiner Hosentasche hervor und entfaltete das zusammengeknüllte Papier, denn eines war so sicher wie das Amen in der Kirche, der Meisterdieb hätte sich nicht einfach so in Luft aufgelöst ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Eventuell eine neue Ankündigung? Gebannt zog er die Enden des Bons auseinander und besah sich die Rückseite, auf der er unverkennbar die Handschrift von Kaito KID erkannte. Frustriert musste er feststellen, dass es sich nicht um eine Ankündigung handelte und dennoch schlug sein Herz vor Aufregung kraftvoll gegen seine Rippen, während seine Wangen vor Scham erröteten als er die geschriebenen Worte des Mondscheindiebs las, die vor Selbstbewusstsein und Überheblichkeit nur so strotzen. Er hat mich beobachtet…   Hast du an mich gedacht als du in den Regen hinausgehen hast, Herr Detektiv? Natürlich hast du das, nicht wahr? o(〃^▽^〃)o Die blauen Saphire Japans haben es mir verraten. Übrigens: Was ich dir in den regnerischen Nächten stetig gestohlen habe, werde ich dir nicht zurückgeben. Meins. Meins. Meins. Na, was ist es wohl? o(*>ω<*)o Ach so, ich hatte keine Kontaktlinsen drin. Haben dir meine Augen gefallen? Bis zu meiner nächsten Ankündigung sucht dich das klare blau des Ozeans in deinen Träumen heim. Ich wünsche dir eine zauberhafte Nacht, mein Lieblingsdetektiv! (˘³˘) Kaito KID   »Arroganter Dieb«, murmelte er und schob seinen rasenden Herzschlag darauf, dass er verärgert darüber war, dass ihm der Mondscheindieb abermals durch die Lappen gegangen war, obwohl er ihm direkt gegenübergestanden hatte. Keinen halben Meter von ihm entfernt und er hatte die Maskerade nicht durchschaut ... »Was meint er bloß mit den blauen Saphire? Und was gestohlen?«, überlegend legte er seinen Zeigefinger an sein Kinn und nahm seine typische Denkerpose ein, während er das Stück Papier kritisch betrachtete, an dem ihm gewaltig etwas störte. »Argh, was zur Hölle sollen diese komischen Emojis? Da kann man sich ja gar nicht konzentrieren, wenn einem das komische Gekritzel ins Auge sticht!«, geknickt steckte er die Rechnung zurück in seine Hosentasche und trat unterm Vordach hervor hinaus in den andauernden Regen, der angenehm auf seine Gesichtshaut prasselte. »Der Kerl benimmt sich wie ein Kind und treibt mich damit in den Wahnsinn!« Zumindest kenne ich jetzt deine Irisfarbe und dieses einmalige blau werde ich unter hunderten von Augenpaaren wiedererkennen; wenn wir uns das nächste Mal sehen, Kaito KID, werde ich dich nicht noch einmal entkommen lassen, schwor er sich und machte sich im warmen Sommerregen auf den Weg zu seiner elterlichen Villa, in welcher er seit geraumer Zeit alleine wohnte, da seine Eltern beruflich für längere Zeit in Übersee unterwegs waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)