Es begann im Regen von AliceFeder ================================================================================ Kapitel 2: Café et Gateau ------------------------- 2. Café et Gateau   Die sieben japanischen Glücksgötter (1) standen auf der Seite von Kaito Kuroba. Kaum hatte er die beiden Oberschüler passiert, wurde direkt hinter dem Tisch von Ran und Shinichi ein Platz frei, welchen er sich eiligst sicherte. Eine schwarzhaarige Kellnerin mit einem Kurzhaarschnitt kam auf ihn zu und sammelte die benutzten Kaffeetassen der vorherigen Kundschaft ein. Mit einem Lappen säuberte sie zuvorkommend die Tischplatte für den neuen Gast.   »Wissen sie schon, was sie bestellen möchten?«, fragte sie ihn aufmerksam mit dem Tablett in der Hand. »Ja, ich hätte gerne einen Latte Macchiato, wertes Fräulein«, lächelte er sie warm an, was ihre Wangen leicht erröten ließ. Schüchtern nickte sie ihm zu, doch gehen ließ er sie noch nicht. »Ach, sagen sie«, erhob er seine Stimme und sie stoppte in ihrer Bewegung. »Für eine Theater AG muss ich mich über den Beruf des Kellners schlau machen«, fing er charmant an und lächelte sie dabei verschmitzt an. »Eine Szene wird in einer Umkleidekabine spielen, aber bedauerlicherweise habe ich eine Kellner-Umkleidekabine nie in der Realität gesehen, so dass ich bei den Proben Schwierigkeiten habe, mich in die Rolle hineinzuversetzen«, klagte er ihr sein Leid aus und fuhr sich mit einem verzweifelten Ausdruck in den Augen durch sein widerspenstiges Haar. Nicht mal eine Millisekunde hatte er die Kellnerin aus den Augen gelassen, welche bereits in seinem Kunststück gefangen war. Er merkte, dass sie auf ihn ansprang, das verriet ihm ihre Körperhaltung nur allzu deutlich. Die geröteten Wangen, die verkrampften Finger um das Tablett und ihre geweiteten Pupillen. Habe ich dich!   »Ich bin Perfektionist müssen sie wissen. Meinen sie, ich könnte gleich ganz kurz einen Blick in ihre Umkleide hineinwerfen?« Unsicher ließ die Frau ihren Blick nach hinten schweifen, ganz so, als würde sie nach ihrem strengen Chef Ausschau halten, um sicher zu gehen, dass er sie nicht beobachtete. Erleichtert atmete sie aus. Das kleine Techtelmechtel mit dem angehenden Schauspieler wurde nicht bemerkt. »Der Personalbereich befindet sich links neben den Sanitäranlagen. Nur ich und mein Chef haben heute Dienst, so dass sie ungestört einen Blick hineinwerfen können«, flüsterte sie ihm leise zu und verwendete unbewusst seine Wortwahl. Sie beugte sich ihm ein kleines bisschen entgegen und tat so als hätte sie nicht verstanden, was der neue Gast als Bestellung aufgegeben hat und zuvorkommend Nachfragen wollte. »Wenn ich ihnen ihr Getränk gebracht habe, schließe ich die Tür auf. Sie haben dann also freie Bahn«, zwinkerte sie ihm verschwörerisch zu und schien an der ganzen Geschichte ebenfalls ihren Spaß zu haben. Kaito lächelte sie freundlich an. »Vielen Dank, junges Fräulein«, erwiderte er charmant und ging zum Schein auf ihre Avancen ein, die sie ihm deutlich signalisierte. Aus dem Nichts heraus zauberte er eine weiße Rose, was sie groß Staunen ließ. »Wie…« »Pssst«, gab er ihr zu verstehen und legte seinen Zeigefinger an seine verschlossenen Lippen als Zeichen, dass sie still sein sollte. Geheimnisvoll zwinkerte er ihr zu. »Ich werde einen zauberhaften Kellner spielen«. Kurz schien sie zu überlegen, verstand letztendlich aber was er meinte. »Verstehe«, hauchte sie zum Schluss und nahm ihm die weiße Rose glücklich ab. »Ihre Bestellung kommt sofort«, sprach sie mit fester Stimme extra etwas lauter und machte sich auf den Weg zur Theke.   Er seufzte. Wie leicht die Frauen doch rumzukriegen sind. Man muss nur ein paar nette Worte sagen, einen kleinen Zaubertrick anwenden und schon hat man sie um den Finger gewickelt und sie liegen einem förmlich zu Füßen. Wirklich langweilig, dachte er sich und verstand nicht, warum das weibliche Geschlecht nicht mal ein wenig anspruchsvoller sein konnte. Ein bisschen Gegenwehr wäre auch nicht zu verachten, damit überhaupt mal der Jagdinstinkt bei einem Mann geweckt wird, denn welcher Jäger schmiss sich auf ein wehrloses Reh, wenn er gegen eine wildgewordene Löwin kämpfen konnte? Seine beste Freundin war da wirklich die große Ausnahme. An ihr biss sich jeder Kerl die Zähne aus, wofür er sie sehr schätzte, wobei das – zu seinem Leidwesen natürlich - auch einer der vielen Gründe dafür war, warum sie in der Oberschule so begehrt war bei seinen Klassenkameraden männlichen Geschlechts, die er allesamt als Weicheier abgestempelt hatte. Ein gequältes Seufzen verließ seine Lippen. So sehr ich Aoko für ihre Hartnäckigkeit schätze, desto nerviger ist das ständige Gebettel und Geflehe meiner Mitschüler mir gegenüber, dass ich sie miteinander vertraut machen soll.   Kaito lehnte sich auf seiner Sitzbank zurück und sank in die Polster ein. Rücken an Rücken saßen sie zueinander und wäre die Lehne nicht gewesen, die sie voneinander trennte, hätte er Shinichis Rücken an dem seinen gespürt. Bei dieser Erkenntnis wurde ihm dann doch ein bisschen mulmig zumute. Es war kein unangenehmes Gefühl, was er verspürte, eher ein freudiges Kribbeln in seinem Magen. Shinichi wusste nicht wer er in Wirklichkeit war, kannte ihn nur in seiner Verkleidung als Meisterdieb 1412, aber wenn sich ihm die Gelegenheit hier schon auf den Silbertablett bot, musste er die Gelegenheit einfach beim Schopfe packen. Seinen Lieblingsdetektiv auszuspionieren und dazu noch was aus seinem Privatleben zu erfahren... Die Verlockung war einfach zu groß als dass er sie nicht hätte ergreifen können. Er ließ sich weiter in die Polster sinken und senkte seine Lider. Mit spitzen Ohren belauschte er das Gespräch am Tisch unmittelbar hinter ihm und blendete die übrigen Störgeräusche, wie das Zischen der Milchmaschine, die die Milch aufschäumte, das Klirren der Tassen, die vielen gedämpften Stimmen der übrigen Gäste, einfach aus. Lediglich die Stimmen von Shinichi und Ran ließ er in seinem Gehörgang eindringen. Den Anfang des Gesprächs hatte er zu seinem Bedauern verpasst, aber für seinen weiteren Plan, war der Flirt mit der Kellnerin leider Gottes notwendig und unumgänglich gewesen. Umso mehr freute er sich, dass er anscheinend genau im richtigen Moment die Ohren gespitzt hatte.   »Nein, ich habe keine andere«, hörte er ihn sagen. »Aber es ist eine Person in meinem Leben getreten, an die ich ständig denken muss. Es ist kompliziert und ehrlich gesagt, weiß ich selbst nicht so genau, wie ich zu dieser Person stehe. Also verlange bitte keine Antworten von mir, die ich selbst nicht kenne«, bat er Ran und Kaito konnte aus dessen Stimmlage heraushören, dass der junge Mann hinter ihm verwirrt war. Nichtsdestotrotz kam er nicht Drumherum zufrieden vor sich hin zu schmunzeln.   Genau zum richtigen Zeitpunkt stellte ihm die Kellnerin, dessen Namen er nicht kannte und den er auch nicht wissen wollte, das bestellte Getränk vor die Nase. »Ich danke ihnen, hübsches Fräulein. Leider muss ich gleich zu meiner Probe und habe nicht viel Zeit«, säuselte er und schmierte ihr auf's Neue Honig um den Mund. Der Fake-Schauspieler kramte in seinem Portemonnaie und hielt ihr großzügig zwei 8.000 Yen Noten entgegen. Verwundert nahm sie ihm diese ab und machte gerade ihren Mund auf, um dazu etwas zu sagen, Kaito kam ihr allerdings zuvor und unterbrach sie bevor sie was sagen konnte. »Ich zahle für das Pärchen hinter mir mit, aber nichts verraten. Der Rest ist Trinkgeld für sie«, zwinkerte er ihr keck entgegen. Verlegen steckte sie das Geld in ihrer Geldbörse ein und druckte mit ihrem mobilem Kassensystem die Rechnungen aus. Schnell zückte sie noch einen Stift aus ihrer Gürteltasche ehe sie ihm mit glühenden Wangen beide Bons überreichte und zum nächsten Gast huschte.   Mit kritischem Blick betrachtete er seinen Bon. »Ernsthaft?«, huschte es ihm entsetzt heraus und verzog missmutig seinen Mund als er erkannte, dass ihm die Kellnerin tatsächlich ihre Handynummer hinterlassen hatte mit einer kleinen Notiz drauf: Meld dich bei mir, hübscher Fremder! Als ob ich mich bei dir melden würde, du Schreckschraube, dachte er sich und zerknüllte den Bon, den er achtlos auf den Tisch liegen ließ. Mit solch einem willenlosen Weib würde Kaito Kuroba niemals freiwillig ausgehen wollen, geschweige denn auch nur ein Fünkchen seiner wertvollen Freizeit schenken, lag sein einziges Interesse schließlich an dem attraktiven, intelligenten und rätselhaften jungen Mann hinter ihm. Bei dem Bezahlvorgang war es allerdings seiner Aufmerksamkeit entgangen, dass die Begleitung des Detektivs das Café verlassen hatte; erst als er hörte wie sein Hintermann leise murmelte: »Ich würde dir gerne einmal direkt in die Augen schauen, KID. Hm, was für eine Irisfarbe du wohl hast?«, wusste er, dass Kudo alleine am Tisch saß, weil er sein Pseudonym definitiv nie bei einem Rendezvous erwähnen würde, und es Zeit für seinen spektakulären Auftritt war. Der Vorhang wurde dem Magier geöffnet und jetzt hieß es eine Bühnenreife Show abzulegen. Das wirst du gleich erfahren, Herr Detektiv. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen, erwartungsvollen Lächeln als er sich auf den Weg in die Personalumkleidekabine machte.   ≈ * ≈ (1) 大黒 - Daikoku - Erde, Wohlstand, Landwirtschaft, Küche, Hochwasserschutz 恵比須 - Ebise - Fischerei, Glück und erfolgreicher Handel 弁天 - Benten - Musik, hohe Künste, Rede, Literatur, Wasser 毘沙門 - Bishamon = Schatz, Krieg, Krieger; buddh. 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