Wicked Game von MemoirenOfMe ================================================================================ Kapitel 1: ~~Prolog~~ --------------------- Auf einem unscheinbaren schwarzen Nachtkästchen, welches vor einer in quietschgelb gehaltenen Steinmauer stand, befand sich auf einem Stapel von allerlei medizinischen Büchern ein alles andere als unscheinbarer, runder Wecker. Das ebenso runde Motiv mit den 6 T-Ausstülpungen, das hinter dem Ziffernblatt aufblitzte, als der Wecker gerade in diesem Moment 07:00 a.m. schlug, grinste selbstgefällig und verhöhnte, wie so oft, jeden Versuch von ihm noch etwas länger in seinem warmen Bett zu verweilen, obwohl er gerade mal 2 Stunden geschlafen hatte. Schwer seufzend versuchte Law am Bauch liegend und das Gesicht tief in die Kissen vergrabend, nach der Austaste zu langen, um das nervige Gezupfte des Weckalarms zum Schweigen zu bringen. Nur zu Schade, dass er viel zu weit am anderen Bettende lag und sein tätowierter rechter Arm deshalb viel zu kurz war. Murrend gab er seine Handlung auf und drückte sich schlussendlich von der Matratze hoch, wobei die Bettdecke von seinem Rücken rutschte und denselben grinsenden Smiley auf seiner Haut preisgab, um mit zusammengekniffenen Augen in Richtung des Übeltäters zu stieren. Warum nochmal hatte er sich extra ein Weckerunikat mit genau dieser nervigen Melodie anfertigen lassen? Law seufzte und rieb sich mit seiner ebenso tätowierten Hand durchs rabenschwarze Haar. Ach ja, deswegen… Cora-san, sein Ziehvater hatte diese Melodie geliebt. Es war eine Erinnerung an ihn, deshalb quälte er sich freiwillig mit diesem Zupflied jeden verdammten Morgen, um die exakt selbe Zeit. Wie jeden Tag saß Law am Bettrand nur in Boxershorts bekleidet und starrte seine Fingerrücken an, an denen er sich die Buchstaben DEATH auf jeder Hand selbst gestochen hatte. Eine Leichtigkeit für ihn, immerhin war er Beidhänder. Es diente ihm als eine Art Huldigung, denn der Tod war sein ständiger Begleiter und die Toten verdienten es gewürdigt zu werden. Die anderen Tattoos hatte er nach und nach machen lassen. Jedes einzelne hatte eine Bedeutung. Wie auch immer, es war jetzt 07:07 a.m. und er musste die Kaffeemaschine anstellen, damit der frisch gebrühte Muntermacher genau um 07:30 a.m. fertig wäre, wenn er frisch geduscht, rasiert und angezogen sich sein Frühstück genehmigen würde. Law erhob sich und ging hinüber zum Fenster, um das Rollo mit einem Ruck hochzuziehen. Die Morgensonne stach ungehindert in seine grauen Iriden und zwangen seine Tränendrüsen vermehrt Tränenflüssigkeit zu produzieren, trotzdem blinzelte er nicht, sondern zwang sich, wie jeden Morgen, ungehindert dem Sonnenaufgang entgegenzublicken. Ein neuer Tag, aber derselbe alte Alltagstrott. Er war ein Planer, hatte gerne, dass alles seine Ordnung hatte, aber trotzdem sehnte er sich nach der Herausforderung und der Unbekannten in der Variable seines Lebens. Er brauchte den Nervenkitzel und suchte immer nach etwas Neuem, das er ausprobieren konnte, trotzdem verfiel er immer wieder ins selbe Muster und orientierte sich an den geplanten Abläufen seines Tages, da ihn die Dinge schnell langweilten und er sowieso schon wusste, wie es enden würde. Law war ein Denker und hatte schnell auf jede mögliche Frage eine Antwort, dass es meistens einfach nichts brachte, etwas anderes zu tun, als nach einem strukturierten Plan vorzugehen… Nachdem seine Eltern und jüngere Schwerter Lamy schon früh bei einem Autounfall gestorben waren, bei dem er selbst nur schwer verletzt überlebt hatte, war er von Cora-san aufgenommen worden und war später in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Law hatte Medizin studiert, um genau wie seine beiden Eltern Herzchirurg zu werden. Doch diesen Beruf hatte er vor Jahren an den Nagel gehängt. Er hatte ihn zunehmend gelangweilt, aber deshalb hatte er es nicht getan. Sein Ziehvater Cora-san war Detektive des NYPD in New York gewesen und es hatte ihn immer fasziniert heimlich in den Fällen seines Ziehvaters zu stöbern, um sich die Hinweise anzusehen und herauszufinden, wer nun denn der Mörder war. Cora-san hatte ihn immer geschimpft, wenn er ihn erwischt hatte und gesagt, dass seine Akten nichts für Kinder waren, aber trotzdem hatte der Mann hier und da auf seine Meinung gehört. Mit 15 hatte er seinen ersten eigenen Mordfall aufgelöst. Keine schöne Geschichte, wenn man bedachte, dass sein Ziehvater das Opfer gewesen war und sein eigener Bruder, Doflamingo sein Mörder. Der blonde Mafioso steckte nun dank ihm bis an sein Lebensende im Knast. Es war eine Genugtuung, aber die Bürde des erneuten Schmerzes hatte es ihm nicht nehmen können. Von den Qualen aus seiner Kindheit und Jugendzeit her, wäre es sicherlich nicht verwunderlich gewesen, wenn er deshalb zu Drogen gegriffen hatte, aber er hatte damals trotz aller Ungerechtigkeit der Welt seinen Plan durchgezogen und war mit nur 24 Jahren Chirurg geworden… Eine Zeit lang hatte Law vor Faszination Herzen entfernt, Mensch aufgeschnitten und wieder zugenäht, aber wie so alles in seinem Leben, war auch dieser Job zur Routine geworden. Vor 7 Jahren mit 26 Jahren, hatte er dann aber endlich sein Gegenstück in dieser Welt gefunden. Eine Frau, die in allen Bereichen seines Lebens in der Lage gewesen war ihn herauszufordern. Sie hatte ihm alles bedeutet, endlich war sein Leben nicht mehr eintönig gewesen, bis vor 5 Jahren… Damals war ihm auch dieser Mensch genommen worden. Heimtückisch ermordet von einem bis dato noch unbekannten Drahtzieher. Seit Jahren war sein einziger Anhaltspunkt dieser verdammte runde, verrücktgrinsende Smiley, der von seiner linken Seite bis zur rechten in der Mitte durchgestrichenen war. Der Vorfall, der Tod seiner großen Liebe, Helena, war der ausschlaggebende Punkt gewesen, warum er sich beruflich umorientiert hatte und nun mit seinen 33 Jahren Privatdetektiv mit einer eigenen kleinen Kanzlei im Zentrum von Manhattan war. Doch zuvor war er durch den Tod von Helena schlussendlich doch der Drogensucht erlegen, hatte sich heroinabhängig gemacht und hätte auch beinahe sein Leben dafür gelassen. Zum Glück hatte er noch irgendwie die Kurve bekommen, hatte sich in eine Anstalt einweisen lassen und war wieder clean geworden… Um sich geldmäßig über Wasser zu halten, löste Law nun jedmöglichen Fall, der auf der Türschwelle zu seinem Büro auftauchte. Sie brachten ihm nicht gerade den Nervenkitzel, da es meist nur um verlorene Schlüssel oder vermisste Katzen ging, aber dennoch liebte er es dem Unbekannten hinterher zu jagen. Der Hauptgrund, warum er vom angesehenen Chirurg zum Privatschnüffler wurde, war allerdings der, weil er auf der Suche nach diesem Dreckskerl von Mörder war, der sich selbst Joker nannte. Der, der seine Helena umgebracht hatte und immer noch dort draußen herumlief. Der Fall wurde damals als ungelöst abgetan, doch er dachte jede freie Minute daran, aber vor allem an ihr wunderschönes Lächeln, an ihre lockigen, hellblonden Haare, in die er immer so gerne gegriffen hatte. Law sehnte sich nach ihrem Körper, nach ihrer Gegenwart, aber auch danach von ihr intellektuell herausgefordert zu werden. Die Frau war eine wahre Intelligenzbestie gewesen, genauso wie er selbst. Während er die Herzen der Leute transplantiert hatte, hatte sie die Welt in ihren Bildern eingefangen oder war in all den Geschichten, die ihrer Feder entsprangen, vertieft gewesen. Helena hatte es geliebt zu schreiben und dazu passende Malereien zu kreieren, wobei sie darin aber auch äußerst begabt war. Er konnte es noch direkt vor sich sehen, das Bild, wie sie nur in seinem gelbschwarzen Hoodie bekleidet vor einer Staffelei saß, ihre Hände und sogar ihre Wangen mit Farbe bekleckert, während sie ihn gemalt hatte, als er genüsslich an seinem Kaffee genippt hatte und lässig an der Theke lehnend ihr bei ihrem Tun zugeschaut hatte… Scheiße! Er sollte aufhören von ihrem Sein zu fantasieren, wenn er seinen Zeitplan nicht durcheinanderbringen wollte. Immer noch stand er unter der Dusche und musste nun das Wasser auf Kalt drehen, damit sich sein Freund dort unten wieder beruhigte. Schließlich hatte er heute einen dieser dämlichen Termine einzuhalten. Genervt verzog er den Mund, wenn er nur an die Selbsthilfegruppen von Drogensüchtigen denken musste. Es war immer wieder eine Tortur diesen rührseligen Geschichten zuhören zu müssen, aber es half alles nichts. Immerhin hatte er es seiner Suchtberaterin Ms. Baby Five versprochen. Law musste schmunzeln, denn eigentlich hieß die schwarzhaarige Frau ja Baberly Five, doch aufführen tat sie sich meistens wie ein Neugeborenes, so bedürftig, deshalb nannte er sie Baby. Die junge Frau in ihren Dreißigern war immer auf der Suche danach gebraucht zu werden. Man könnte sich denken, dass sie so meist von den Drogensüchtigen übers Ohr gehauen wurde, aber sie tat vieles, jedoch wenn es um Drogen ging, konnte die Frau ihren Prinzipien treu bleiben und auch sehr streng sein oder besser gesagt, hartnäckig? Wie jeden Dienstag, wenn er zu den Treffen gehen sollte, begleitete sie ihn und da es plötzlich an der Tür sturmläutete, wusste er nur zu gut, dass es Ms. Baby Five sein würde… Ein paar Minuten später sich noch die Weste zu machend, trat er zur Eingangstür, um seine Beraterin hereinzulassen. Trotz seiner vornehmeren Kleiderwahl, die meist aus Jackett, elegant geschnittenen Hosen und eben Westen bestand, hatte er wie immer eines seiner ausgefalleneren T-Shirts darunter an. Noch einmal tief durchatmend machte er die Tür auf und konnte gar nicht mal so schnell schauen, war die Schwarzhaarige schon an ihm vorbei gesaust. „Guten Morgen! Hast du dir schon deinen Kaffee gemacht? Soll ich ihn dir zubereiten?“, stürmte sie durch sein Loft in Richtung offener Küche. Law hatte die Wohnung schon abbezahlt, deshalb gehörte sie ihm und er brauchte sich wenigstens wohntechnisch nicht zu Sorgen, obwohl sie schon ziemlich alt war und hier und da schon den ein oder anderen reparaturbedürftigen Zustand aufzuweisen hatte. Trotzdem liebte er seine eigenen vier Wände und würde sie nie hergeben, waren hier doch allerlei Erinnerungen zu finden… Er seufzte und schloss wieder die Tür. „Morgen und ja, habe ich. Sie brauchen sich also nicht die-“, rieb er sich den Nasenrücken, doch als er ihren Hundeblick erhaschte, hielt er mit seinen Worten inne. „Gut, Sie können mir den Kaffee in die Tasse füllen…“, gab er nach. Das Gesicht der Frau erhellte sich sofort und sie nickte eifrig. „Das tue ich doch gerne für dich. Schließlich brauchst du mich doch, nicht?“ Law verdrehte nur die Augen und ließ ihr den Glauben, wenn sie ihm dann wenigsten nicht mehr auf den Wecker gehen würde. Seit Helena hatte er sich immer mehr persönlich zurückgezogen und pflegte meist nur oberflächliche Kontakte, deshalb hielt er sich eisern ans Siezen, auch wenn die Frau ihn duzte. Sie trafen sich sowieso nur einmal in der Woche zu den vereinbarten Treffen, die ihm das Klinikum, in welcher er sich damals eingewiesen hatte, auferlegt hatte. In ein paar Monaten hatte er es sowieso geschafft und er musste sich diesen Scheiß nicht mehr antun, also warum sollten sie sich dann bemühen mehr als nur Beraterin und Ex-Süchtiger zu sein? Er sah darin einfach keine Logik… Wie auch immer. Law schnalzte mit der Zunge, denn nach einem kurzen Blick auf seine Taschenuhr, war es schon 07:35 a.m. Er war nicht mehr im Zeitplan und das fuchste ihn etwas. Mürrisch steckte er die Uhr, ein Geschenk von Helena, wieder in die Hosentasche und ging ebenso in Richtung schwarzgehaltener Küche, wo die Schwarzhaarige den ebenso schwarzen Esstisch schon üppig aufgedeckt hatte. Sein komplettes Mobiliar war schwarz, der Farbakzent bildete hingegen die gelbe Steinmauer, die in jedem Raum zu finden war. Law blieb stehen und blickte genervt zur Frau. Vergnügt wuselte sie herum und er musste sich einfach fragen, wie man am Morgen nur so aufgeputscht sein konnte? Dass sie selbst Drogen nahm, konnte er ausschließen, da es an ihr keinerlei Beweise oder Spuren davon gab. Analysierend ließ er seinen Blick weiter über sie wandern und fing dann plötzlich süffisant an zu grinsen. So, so… das war es also. Er hatte einmal eine Studie darüber gelesen, dass Frauen nach dem Koitus ihre Hüften freizügiger schwingen ließen. Da hatte die Gute wohl einen schönen Abend gehabt, wie? „Ist was?“, fragte sie und hielt ihm die volle, dampfende Tasse entgegen, doch er schüttelte nur den Kopf und nahm Platz. „Nein, alles gut“, nahm er die Tasse und schlug mit wieder ernster Miene die Zeitung am Tisch auf, um sich über die derzeitigen Vorkommnisse der Stadt zu informieren… ~~To be continued~~ Kapitel 2: ~~The First Case Angebot~~ ------------------------------------- „Seit 2 Jahren und 7 Monaten und 13 Tage…“, erzählte eine männliche Stimme, fing dann aber zu schmunzeln an, „ich könnte euch auch noch die genauen Stunden sagen, aber dann haltet ihr mich noch für verrückt…“ Law konnte die Worte des dunkelbraunhaarigen Mannes, der sich vorhin als Ace oder dergleichen vorgestellt hatte, hören, doch rauschten sie ihm bei einem Ohr rein und am anderen Ohr wieder hinaus. Er saß im hinteren Teil des Raumes auf diesen unbequemen Klappstühlen, seine Hände hatte er auf den Oberschenkel abgelegt und stierte wie hypnotisierte nur gerade aus. Wie immer hatte er seine schwarzweiß karierte Sherlockmütze auf. Neben ihm saß seine Beraterin und hörte mit einem liebevollen, ermunternden Lächeln dem Süchtigen am Rednerpult zu. Der Mann endete, bedankte sich noch für die Unterstützung und die Anwesenden klatschten. Genauso wie Ms. Baby Five, doch plötzlich schien ihr sein Zustand aufzufallen und sie musste verdutzt zweimal hinschauen, während er völlig geistesabwesend immer noch nur geradeaus sah. Wäre er nicht so abgedriftet, würde er auf ihre leisen Rufe reagieren, doch erst als sie eine Hand an seinen Arm legte, schreckte er aus seiner Apathie hoch und sprang vom Stuhl in die Senkrechte auf. „Coronararterie!“, schrie er aus, räusperte sich aber sofort, als er realisierte, wo er sich befand. Law sah sich die erschreckten Gesichter an, blickte auch auf seine Beraterin, tat im nächsten Moment aber so als wäre nichts gewesen und zog seine Uhr aus der Hosentasche. „Oh, sieh an. Schon Mittag!“, sagte er, drehte sich um und machte sich dann einfach auf den Weg nach draußen, ließ alle verdutzt ohne weitere Erklärungen zurück… „Du hast dich schon wieder in Trance versetzt?“, fragte die Schwarzhaarige, die schnell hinter ihm hergeeilt war und nun neben ihm in einem gemäßigten Schritt fiel. „Ja, nicht wirklich schwer. Der Trick dabei sind Wortwiederholungen. Mein Wort, wie Sie sich vielleicht schon gedacht haben, ist ‚Coronararterie‘. Ein Überbleibsel aus meiner Zeit als Chirurg…“, gab er ihr als Antwort, nachdem er sich lässig die Hände in die Taschen seines langen schwarzen Mantels geschoben hatte. „Pah! Die Selbsthilfegruppen sind doch dazu da, um aufmerksam mitzuverfolgen wie es anderen ergeht und sich bei Bedarf auch mal einzubringen!“, verschränkte sie die Arme. Law blickte hinüber zu ihr. „Sie kennen mich jetzt schon eine Weile oder etwa nicht? Ich brauche mich nicht mitzuteilen!“, sah er wieder gerade aus. „Ja, aber wenigsten zuhören-“, versuchte sie es weiter, doch er unterbrach sie nur und tippte sich an die Schläfe. „Dachbodentheorie! Das menschliche Hirn ist ein limitierter Aufbewahrungsort für Fakten. Dort oben ist kein Platz für unnützes Zeug!“, sagte er aus vollkommener Überzeugung und ließ die perplexe Schwarzhaarige dann einfach stehen, hob eine Hand und wank sich ein Taxi an den Straßenrand heran. Er hatte seinen Dienst für heute getan, also konnte er sich nun endlich wieder den wichtigeren Dingen zuwenden. Ein gelbes Taxi fuhr heran und er machte die hintere Tür auf. „Bis nächsten Dienstag!“, verabschiedete er sich und stieg einfach ein ohne, dass seine Beraterin noch etwas erwidern konnte… Doch bevor er die Tür des Taxis zur Gänze schließen konnte, wurde sie ihm auch schon aus der Hand gerissen und erneut wieder für einen Moment geöffnet. Mit überraschten Blick bekam er noch mit, wie ein dunkelhaariger Mann sich dann dreist zu ihm ins Taxi zwängte, wodurch Law erzwungenermaßen bis zur anderen Seite der Rückbank weichen musste. „Ah, grad noch geschafft!“, pustete der junge Mann aus und wandte sich dann gleich an den Taxifahrer, „Bitte Richtung Bronx, East Blue Bronx!“ Nun den ersten Schock verdaut, kniff Law augenblicklich die Augen verärgert zusammen und sorgte dafür, dass der Fahrer innehielt, noch bevor sein Bein nur in die Nähe des Gaspedals kommen konnte. „Warten Sie!“, rief er mit einer Hand gen Schiebeglas ausgestreckt aus, um sich kurz darauf wieder an die dritte Person im Wagen zu wenden. Unnachgiebig stierte Law seinen unwillkommen Sitzpartner eindringlich an, um ihm am liebsten schon nur mittels eines Blickes verjagen zu können. Doch leider schien es nicht zu helfen, da der junge Mann ihn nur mit großen verwirrten Augen anblickte. Während ihm die ein oder anderen Details an dem Burschen auffielen, wie zum Beispiel die Narbe unter seinem rechten Auge oder aber der sich im Nacken befindende Strohhut mit rotem Band, erhob er kühl seine Stimme. „Ich denke nicht, dass es mittlerweile schon selbstverständlich ist sich ein Taxi teilen zu müssen! Wenn Sie also so freundlich wären und den Wagen wieder verlassen könnten, damit ich dann in eine etwas andere Richtung gebracht werden könnte, wäre ich Ihnen zutiefst verbunden.“ Noch mitten im Satz hatte er sich zu dem Fenster an seiner Seite abgewandt mit der Annahme, dass der Mann sein Anliegen auch verstanden hatte... Aber als Law den abwartenden Blick des Fahrers im Rückspiegel bemerkte, aber sich auch gewahr wurde, dass sich wohl keine Tür wie gehofft geöffnet hatte, drehte er seinen Kopf noch einmal zu dem kleineren Mann hin. Alles was er diesmal tat, war seine Augen kurz in aller Manier „noch etwas unklar?“ für einen Augenblick zu weiten. Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn, legte den Kopf leicht schief und hielt sich überlegend das Kinn. „Äh, und du bist?“, fragte er für ihn unnötigerweise. Sofort hatte Law das Bedürfnis die Nasenbrücke zu reiben, aber auch kurz die Augen zu schließen. Mit leichter Ungeduld schnaubte er kurz auf, um sich dann erneut dem anderen zu widmen, obwohl er nicht wusste, womit er dieses unnötige Gespräch mit einem offensichtlich nicht allzu hellen Mitmenschen verdient hatte?! „Ich bin derjenige, dessen Taxi du unverschämterweise gekapert hast!“, erwiderte Law und musste sich wirklich zurückhalten, um nicht auch noch anzufangen zu knurren. Das er unwillkürlich den anderen Geduzt hatte, entfiel ihm irgendwie. „Ah, ach so… hab dich gar nicht gesehen, shihi, sorry~“, schmunzelte der andere plötzlich und lehnte sich nun auch noch allen Ernstes im Sitz gemütlich zurück. Er glaubte nun echt im falschen Film zu sein! Wie schwer war es denn seinen nicht undeutlich formulierten Wink zu verstehen?! Law musste dem Strohhutträger wohl noch einmal erklären, wie er den weiteren Verlauf der Situation eigentlich durchdacht hatte, wobei er vorher noch einen tiefen Atemzug tätigen musste… Um seinen nächsten Worten auch noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen, verwies er schon mal mit der ausgestreckten Hand auf die gegenüberliegende Hintertür, doch bevor er seine Worte erzwungener Maßen nicht aus seiner Kehle hervorwürgen konnte, ergriff sein Gegenüber auf einmal seine Hand. „Shihi, schadet doch nie sich mal ein Taxi zu teilen~ Freut mich, ich bin Ruffy“, meinte der Jüngere und schüttelte ungehalten seine Hand, als würde das gerade eine Vorstellrunde sein. Der Moment überraschte ihn, doch schon kurz darauf, wollte Law dem anderen nun endlich all seinen Unmut mit wütender Miene kundtun, während er sich schnell noch die Hand mit seinem Handdesinfektionsmittel aus seinem Mantel heraus säuberte. Doch ein weiteres Mal wurde sein Plan kurzerhand über den Haufen geworfen, da der Strohhutträger auch schon munter drauf weiterplauderte. „Eigentlich ist meine Name ja Raphael, aber naja, meine Freunde nennen mich halt Ruffy. Ich war vorhin bei dem Treffen meines Bruders, als Unterstützung weißt du?! Also wohin soll die Fahrt nun gehen?“, grinste in der andere unaufhörlich an. „North Blue Sugar Hill!“, grummelte Law dann laut, jedoch mehr in sich hinein, schien ihm am Ende wohl nichts anderes übrig zu bleiben, als einen Teil des Weges mit dieser Strohbirne, äh, dem Strohhutträger zu teilen. Während jener nun seine Richtung dem Fahrer mit einem weiterhin für ihn dümmlich wirkenden Grinsen weitergab, wünschte Law sich wahrlich diesen Jungen hoffentlich nie wieder sehen zu müssen! Nicht in der Nähe der Treffen und auch nicht sonst irgendwo in seiner Nähe… ~~~~ Am Abend desselben Tages saß Law nun gemütlich in seinem pompösen Sessel hinter seinem Schreibtisch im Büro seiner Privatdetektei. Vor ihm auf dem Schreibtisch klackten immer wieder die Kugel des Kugelspiels gegeneinander, dass er von seinem besten Freund, Bepo, geschenkt bekommen hatte. Es sollte beruhigend wirken und ja, dies tat es wirklich, da er seit den letzten Minuten sich immer mehr von seinen alles verzehrenden Gedanken hatte ablenken können. Heute hatte er keine Fälle zu bearbeiten gehabt und nachdem er endlich den lästigen Strohhutträger und dessen ungefragte Lebensgeschichte losgeworden war, hatte er somit wieder einmal viel zu viel Zeit für sich selbst gehabt. Wie so oft war in seinem Kopf deshalb nur eine Sache herumgeschwirrt, Helena! Er hatte an sie gedacht und daran, wie er den Mörder finden könnte, wobei er zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen war. Ihm fehlten einfach zu viele Fakten. Es hatte schon wieder nichts geholfen sich die alten Akten ihres Mordfalles anzusehen, welche er damals von einem alten Freund seines Ziehvaters aus dem NYPD erhalten hatte. Law kam so einfach nicht weiter, aber wie konnte er diesen Zustand verändern? Welche Möglichkeiten hatte er? Gerade als er sich wieder von dem Kugelspiel abwenden wollte, klopfte es an seiner Bürotür. Er sah hoch, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte die Fingerkuppen seiner Hände aneinander. „Herein!“… Keineswegs verwunderlich für ihn, trat eine rothaarige Frau in sein Büro ein und schloss hinter sich wieder die Tür. „Guten Abend! Mein Name ist-“, wollte sie sich gerade vorstellen, doch er unterbrach sie. „Hm, was führt einen Detektiv des NYPD hierher in meine kleine Kanzlei?“, fragte er und musterte die Dame genau. Sie blickte ihn überrascht an. „Woher?-“, wollte sie fragen, doch erneut schnitt er ihr das Wort ab. „Sie haben in ihrem Wagen, welchen sie an der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt haben, ein Blaulicht am Beifahrersitz liegen. Ihre Rückenpartie beult sich etwas aus, also vermute ich, dass sie ihre Waffe dort verstaut haben. Die Kette, die sie um den Nacken tragen, ist mit diesen kleinen Kügelchen typischen für einen Markenanhänger des NYPD, welche sie unter dem Oberteil an der Brust tragen. Außerdem haben sie ein sehr routiniertes Auftreten. Für normal stellen sich die Leute zuerst vor und sagen was sie wollen und schließen nicht vorher die Tür. Also?“, hob er nun abwartend eine Augenbraue an. Sie lächelte leicht und trat dann näher heran an den Schreibtisch. „Sie sind gut, genauso wie ich es gehört habe, Mr. Trafalgar!“, streckte sie ihm ihre Hand zum Gruß entgegen… „Dr. Trafalgar für Sie!“, erwiderte er, kniff etwas die Augen zusammen, gab ihr aber trotzdem die Hand. Erneut blickte sie ihn verdutzt an. Er musste schmunzeln. „Sie haben ihre Hausaufgabe wohl nicht gründlich gemacht, wie ich sehe. Ich habe einen Doktortitel und wenn wir uns schon in der Vorstellrunde befinden, dachte ich, Sie sollten das wissen. Also?“, erhob er sich, umrundete den Tisch und trat an ihr vorbei, um hinüber zum Fenster zu gelangen, „was wollen Sie nun, Ms. Detektive Eustass? Oh, Rose? Ja, das passt zu den Haaren…“ Er konnte nur ein Ausschnauben hinter sich hören und im nächsten Moment wurde ihm auch schon wieder der Ausweis, den er ihr beim Vorbeigehen aus der Jackentasche gezogen hatte, aus der Hand gerissen. „Pah, was fällt Ihnen ein Mr. Trafalgar Doktor wie auch immer?! Ich könnte Sie dafür verhaften, ist Ihnen das überhaupt klar?“ Er drehte sich mit erhobenen Händen um und runzelte die Stirn. „Ist das nicht etwas zu überstürzt? Immerhin wollen Sie doch etwas von mir oder etwa nicht?“ Sie verzog den Mund. „Der Captain kann sich das nächste Mal selbst um seine Belangen kümmern!“, motzte sie leise vor sich hin, den Blick abwendend. „Captain Phenix hat Sie zu mir geschickt? Warum?“, hob er nun wieder eine Augenbraue, ließ die Hände wieder sinken und schob sie sich in die Hosentaschen… Die Frau strich sich die langen, roten Haare aus dem Nacken und griff dann in ihre Umhängetasche, um eine braune Akte herauszufischen. „Ich bin auf Wunsch von Captain Phenix hier, weil er Sie bitten wollte, dass Sie uns als Berater bei einem Fall behilflich sein sollen!“, legte der Detektiv die Akte über den noch ausgebreiteten Zetteln und Fotos von Helenas Akte auf den Schreibtisch. Kurz hoben sich seine Mundwinkel, wäre er doch nicht abgeneigt, einen aufregenden Fall aufzuklären, doch dann fiel sein Blick auf das Foto von Helenas Tatort, der damals über und über mit Blut vorgefunden worden war. Er konnte nicht, er musste sich endlich um Helenas Mörder kümmern, also drehte er sich bloß wieder in Richtung Fenster um, verschränkte die Arme und sah hoch in den beleuchteten Nachthimmel über Manhattan. „Kein Interesse! Sagen Sie Marco-, ah, Captain Phenix, er soll sich dafür jemanden anderen suchen!“ „Hm, er hat explizit nach Ihnen gefragt und hat auch gesagt, dass Sie annehmen würden…“, hörte er die Stimme der Frau. Er antwortete aber nicht, schließlich hatte er schon alles gesagt. Das Gespräch war für ihn damit beendet. „Vor allem, wenn Sie erfahren, dass am Tatort ein runder Smiley, der in der Mitte durchgestrichen ist, vorgefunden worden ist…“ Die Worte ließen seinen Augen sich weiten. Hatte er wirklich richtig gehört? Er lockerte seine Arme und drehte sich perplex zu ihr um. „Wie war das?“… ~~To be continued~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)