Frühjahrsmüdigkeit von Goetterspeise ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Iruka hatte den gesamten Nachmittag im stickigen Archiv verbracht, um die Missionsberichte der Ninjateams zu sortieren und abzulegen. Sein Rücken war mittlerweile steif, er hatte Kopfschmerzen und war müde. Er seufzte genervt und begann damit, seine Schultern durch kreisende Bewegungen zu entspannen. Immerhin waren nun alle Akten abgelegt, die letzten Unterlagen unterschrieben und die Aktenschränke versiegelt, damit niemand sich unberechtigter Weise Zugang zu diesen beschaffen konnte. Es war ein erfolgreicher Tag gewesen – und ein langer. Gerade jetzt, da die Tage wieder länger und wärmer wurden und die Blumen begannen vorsichtig ihre Köpfe in Richtung Sonne zu strecken, fiel es ihm schwer, morgens aus dem Bett zu kommen. Der dunkle Winter steckte ihm noch in den Knochen und frühs von der aufgehenden Sonne und dem gutgelaunten Zwitschern der Vögel geweckt zu werden, machte es nicht besser. Sein absoluter Lichtblick am heutigen Tag war gewesen, dass er die nächsten Tage frei hatte. Er konnte ausschlafen, sich auf den Balkon legen, die wärmenden Strahlen der Sonne genießen und einfach seine Seele baumeln lassen. Vielleicht würde er sich Naruto in Tage schnappen und ihn auf eine Nudelsuppe einladen. Da Kakashi eine Sondermission durchführen musste, hatte Team sieben derzeit frei. Er gönnte Naruto natürlich jede seiner Missionen, immerhin war sein Weg zum Genin nicht einfach gewesen, aber ihn um sich zu haben war ebenfalls schön. Mal davon abgesehen, dass es sehr anstrengend werden konnte, wenn sie von einer Mission nachhause kamen, weil Naruto nur am Nörgeln war, wie wenig fordernd diese waren. Iruka seufzte bei diesem Gedanken, konnte allerdings nicht verhindern, dass sich anschließend ein kleines Lächeln auf seine Lippen schlich. Dieser Junge war unverbesserlich. Noch einmal strecken, die erschaffene Ordnung kontrollieren und dann verließ Iruka das Archiv, um nachhause zu gehen. Er gähnte unentwegt während des Heimwegs, was ihm einige mitleidige Blicke der Dorfbewohner einbrachte, die ihm begegneten. Zu seinem Glück hielten sie ihn deshalb nicht lange auf und wünschten ihm meist nur einen schönen Feierabend oder nickten ihm freundlich zu. Während Iruka die Tür zu seiner Wohnung aufschloss, überlegte er, was er noch alles tun musste, bevor er sich endlich in seinen Liegestuhl legen und die letzten Sonnenstrahlen genießen konnte. Hunger hatte er keinen, aber er musste dringend duschen und das Gefühl des muffigen Archivs von seinem Körper bekommen. Danach noch etwas zu trinken und anschließend konnte er es sich gemütlich machen. Also verlor er keine Zeit und kickte seine Schuhe von den Füßen. Iruka hatte sich gerade sein Oberteil über den Kopf gezogen und wollte es in eine Ecke schmeißen, als er von hinten umarmt wurde. Sofort versteifte sich sein Körper, doch als im nächsten Moment Lippen auf seine nackte Haut im Nacken trafen, folgte die Entspannung. „Langer Tag?“ Das Flüstern sorgte dafür, dass sich auf Irukas Körper eine angenehme Gänsehaut ausbreitete. „Oh ja.“ „Wie gut, dass er vorbei ist.“ Iruka nickte langsam und drehte sich dann zur Person hinter sich um. Kakashi stand vor ihm, seine Maske noch über Mund und Nase, trotzdem konnte Iruka das liebevolle Lächeln darunter erkennen. „Wie war dein Tag heute?“ „Lang.“ „Das glaube ich gerne. Ich bin überrascht, dass du schon wieder zurück bist.“ „Ich bin eben gut.“ Bescheiden wie eh und je. Iruka griff vorsichtig nach dem Stoffrand von Kakashis Maske und zog diese langsam nach unten. Es machte ihn jedes Mal ein wenig stolz, dass er die einzig andere Person war, die dieses Stück Stoff anfassen durfte. Im ganzen Dorf kannten vielleicht nur eine Handvoll Leute das – für Iruka – atemberaubende Gesicht, das sich darunter verbarg. Und einer davon zu sein, war etwas, worauf er sich durchaus etwas einbilden konnte. Einen kurzen Augenblick sah er auf die schmalen Lippen, die zu seinem leichten Lächeln verzogen waren und gab dem Mann, den er liebte, schließlich einen Willkommenskuss. „Wartest du schon lange?“, fragte Iruka. „Nein. Ich bin auch erst gerade zur Tür rein. Und was hast du vor?“ Kakashi musterte Irukas nackten Oberkörper kurz, machte aber keine Anstalten, ihm ein anzügliches Lächeln zu schenken. Hieß, die Frage war wohl wirklich nur aus Interesse gestellt und nicht, weil er Hintergedanken hatte. Er wusste nicht, ob es ihn freuen sollte, weil er sowieso zu erschöpft dafür war, oder nicht, da sie sich wegen der Mission zu lange nicht mehr gesehen hatten. „Duschen gehen. Und danach wollte ich mich in die Abendsonne legen.“ „Willst du das nicht überspringen und wir legen uns gleich ins Bett?“ Iruka lachte kurz. „So müde?“ „Du auf jeden Fall. Aber auch an mir geht eine Woche ohne Schlaf nicht spurlos vorüber.“ Iruka, der mittlerweile nur noch selten aktiv an Missionen teilnahm, konnte sich gar nicht mehr vorstellen, wie man eine komplette Woche, ohne zu schlafen auskommen konnte. Kakashi sah allerdings zwar müde, aber nicht übermüdet aus – es machte definitiv einen Unterschied, ob man Chunin war oder Jonin und ehemaliges Mitglied der Anbu. Und dennoch schämte Iruka sich in diesem Moment ein wenig dafür, dass er nach einem einzigen Tag in einem ungefährlichen Archiv schon das Gefühl hatte, die nächsten paar Tage nur auf der faulen Haut liegen zu wollen. „Also?“, hakte Kakashi nach. Es dauerte einen Moment bis Iruka einfiel, worauf Kakashi hinauswollte. Er hatte ihm noch keine Antwort auf die Frage mit dem sofort ins Bett gehen gegeben. „Ich sollte wirklich vorher duschen gehen. Ich glaube, ich …“ „Blödsinn.“ Zugegeben, es war ein schwacher Versuch, sich von dem verlockenden Angebot, herauszureden und Iruka wusste nicht einmal, warum er es überhaupt probiert hatte, aber trotzdem hätte er ihn wenigstens ausreden lassen können. Bevor er das allerdings laut äußern konnte, nahm Kakashi Irukas Hand in die seine und zog ihn mit ins Schlafzimmer. „Außerdem können wir dann Morgen zusammen duschen“, fuhr Kakashi mit einem Augenzwinkern fort. Da war er endlich. Iruka hatte sich schon fast ein wenig Sorgen darüber gemacht, wie ernst Kakashi mit ihm umging. Keine Anzüglichkeiten, nicht die kleinste Zweideutigkeit. Iruka ließ sich zu gerne zum Bett führen und breitete sich schließlich bäuchlings darauf aus. Noch nie war er so glücklich darüber, ein Bett mit Matratze in seiner Wohnung stehen zu haben und keinen Futon zu nutzen. „Viel besser“, nuschelte Iruka und griff wieder nach Kakashis Hand, die er hatte loslassen müssen, um sich so ins Bett legen zu können. „Mhm“, nuschelte dieser und war keine Sekunde später bereits eingeschlafen. Iruka musste schmunzeln und schloss dann ebenfalls seine Augen. Das letzte, an was er dachte, bevor auch er einschlief, war die nun ungenutzte Liege auf der Terrasse und die Sonne, die nun ohne sein zuschauen untergehen musste – und wie glücklich er gerade darüber war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)