Schattenwicht von Lupus-in-Fabula (Märchenabend) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dieser Augenblick, dem einem Angst und Bange wird. Die Augen verzweifelt nach dem Schatten suchen, der das Licht verdunkelt. War es eine Einbildung? Gab dieses Kreatur wirklich, die man gesehen haben wollte? Hager, in Lumpen gekleidet? Mit grossen, fast leeren Augenhöhlen? Waren die Zähne wirklich so spitz und gelblich-grau? Besass es fledermausähnliche Ohren und Flügel? Bewegte es sich schleichend fort, seine Arme hinter sich herziehend? Seine Füsse zu klein im Gegensatz zu seinem Körper? Seine Haut voller Schuppen und doch bedeckt mit borstigem Flaum? Spätestens, wenn der Schrei der Kreatur ertönte, wusste man, dass man es sich nicht einbildete. Ein Schrei, wie der schrille Ton einer kaputten Alarmanlage. War man im hellen Licht sicher? Solche Kreaturen scheuen das Licht, nicht? Gewiss, dies tun sie. Jedoch aus einem anderen Grund. Einen Grund, den man nicht vermuten würde. Was ist das für eine Kreatur? Ein Schattenwicht. Weder männlich noch weiblich. Wohnen in dunkeln Ecken, lieben besonders die Schatten der Menschen. Ihre Nahrung ist der Schauder, welche die Wesen mit ihrer Haut aufnehmen. Wenn man sie erblickt, bleiben sie stehen. Schauen einem langen an. Sie verschwinden nicht, und doch hat man das Gefühl, sich zu täuschen. In einem kurzen Augenblick verschwindet es in seinem eigenen Schatten. In diesem Moment kommen einem zwei Gedanken. In die Dunkelheit fliehen oder im Licht bleiben. Im Lokal. Im Theater. Bei der beleuchteten Bushaltestelle. In der Nähe anderen Menschen. Wie würdest du dich entscheiden? Ein Schattenwicht bräuchte keine Nahrung. Sie wollen dich nicht in die Finsternis ziehen oder deine Seele sammeln. Diese Kreaturen sind scheue Wesen, welche sich selten zeigen. Doch weshalb zeigen sie sich dir? Der Grund ist schlich und niemand würde es ihnen zutrauen. Schattenwichte wollen die Menschen schützen. Von einer Gefahr, die dich heimsuchen wird, wenn du an Ort und Stelle bleibst. Nur zu Hause ist man in Sicherheit. Wenn man einen Schattenwicht erblickt, verberge deinen Ekel. Blinzle ihm freundlich zu und öffne den Geist, dass er die Furcht aussagen kann. Dies tut nicht weh. Man spürt, wie man entschlossener wird. Das du entspannt nach Hause gehen und den Abend in Ruhe geniessen könntest. Nun, auch wenn dies tun wolltest, wirst du vermutlich nicht gehen wollen. Besonders dann, wenn du nicht alleine bist. Deine Freunde. Deine Familie. Die netten Bekannten. Wer auch immer es ist, wird dich abhalten wollen. Es ist doch nett, warum willst du jetzt schon nach Hause gehen? Es sind Freunde da, die du kennst. Die Familie, die du liebst und schätzt. Warum möchtest du gehen? Die Gefahr wird sie nicht treffen, ausser sie sehen auch einen Schattenwicht. Ich schweife ab und du denkst dir sicher, ich erzähle zu viel Sinnloses. Nun, jetzt kennst du die Schattenwichte und dass sie freundliche kleine Kerlchen sind. Nichts Böses möchten sie dir tun. Obwohl sie das Licht fürchten. Sie fürchten sich von den Wesen, die im Licht lauern. Das solltest du auch tun. Was für eine schreckliche Gestalt sich im Hellen aufhalten? Eine, die dich verführen möchte. Die dich in Sicherheit wiegen möchte. Bleib doch, flüstern sie dir zu. Es geschieht dir nichts. Du wirst beim Anblick ihrer verzaubert sein. Im Gegensatz zu den Schattenwichten strahlen diese Gestalten Anmut aus. Im Licht gebadet schweben sie und lächelt dir zu. Versprechen dir Spass, wenn du bleibst. Hier, im Licht wird dir nichts geschehen. Diese Wesen sind grausam und würden dich, wenn sie könnten, in Stücke reissen. Dein Blut aus deinem zerfledderten Körper saugen. Da sie dies nicht können, quälen die liebenswürdigen Gestalten andere Lebewesen. Am liebsten magische, unsterbliche Wesen. Sie wissen von ihrer Schönheit und nutzen dies aus. Diese Wesen fürchten die Schattenwichte. Du fragst dich, weshalb ich dir das alles erzähle? Mein Freund, ich möchte dich warnen. Du bist, bis jetzt, davongekommen. Von was? Vielleicht bist du schon in brenzligen Situationen gekommen. Oder war dir die holde Glücksfee wohlgesonnen und musstest dich nie einer gefährlichen Situation stellen? Hör mir bitte nun ernsthaft zu. Halte mein Gebrabbel für eine langweilige Geschichte über „Schönheit ist nicht alles“ und „Der wahre Wert erkennt man nicht am Äussern.“ Mein Freund, ich bin die deswegen nicht böse. Doch möchte ich dich daran erinnern, stets auf das Bauchgefühl zu hören. Angst ist manchmal wichtiger als Mut. Oh, weshalb ich dir das alles wissen kann? Was ich mit den Schattenwichte zu tun habe? Geh lieber schnell nach Hause. Es ist schon spät. Man kann nie wissen, was sich im Licht verbirgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)