Der erfundene Freund von Kittykate ================================================================================ Kapitel 4: (Ex) - Freundinnen ----------------------------- Sonoko kicherte und grinste herausfordernd Rans künftige Schwägerin an. „Wenn die Ex auf die Aktuelle trifft, wird das doch immer eine spannende erste Begegnung.“ Aoko sah unsicher auf und überlegte, wie das gemeint war. Die Kurzhaarige schien einen siebten Sinn für Gedankengänge zu haben, denn sie fügte erklärend hinzu: „Immerhin waren Kaito und Akako fast die gesamte Oberstufe zusammen. Wenn er nicht nach Amerika gegangen wäre, hätten sie sicherlich geheiratet.“ Aoko verfiel ins Grübeln. Sollte Sonoko recht behalten und Kaito immer noch Akako lieben, dann hätte sie einen Grund diese „Beziehung“ vorzeitig zu beenden. Und diese Lügengeschichte hätte endlich ein Ende gefunden. Automatisch drifteten ihre Gedanken zu ihrem Kuss. Sofort spürte sie das Prickeln auf ihren Lippen und ihr Herz klopfte einen Takt schneller. Sie schüttelte ihren Kopf, um sich selbst zu besinnen. Das war doch schwachsinnig. Sie sollte lieber schnell herausfinden, wie Kaitos Gefühle zu Akako standen, um sich offiziell trennen zu können. Den Vormittag verbrachten sie mit Ran. Zum Mittagessen fanden sich alle wieder zusammen am Tisch im Garten ein. Mit Heiji und Kazuha war die Runde wieder gewachsen. Erst jetzt fiel ihr auch der junge fremde Mann am Tisch auf, der schon heute Morgen mit dabei war sich aber schweigsam zurückhielt. Makoto hieß der Freund von Sonoko. Aokos Vater und ihr Onkel saßen am jeweiligen Tischende. Und neben Kaito saßen nun Heiji und Kazuha. Während dem Essen stichelte Heiji die ganze Zeit in Kazuhas Richtung, die sich kurzerhand zur Wehr setzte. Aoko schmunzelte. Die Beiden hatten sich nicht verändert. Shinichi versuchte zu vermitteln und auch Kaito mischte sich in den anbahnenden Streit. Amüsiert beobachtete Aoko die Situation. Schnell entwickelte sich aber eine große Diskussionsrunde, in der sich auch ihre Eltern enthusiastisch einmischten. Am Nachmittag bereitete sich Aoko für den Abend vor. Die Mädchen würden sich in einer halben Stunde in Sonokos Zimmer treffen und gemeinsam den Junggesellinnenabschied traditionell beginnen. Sie schlüpfte in ein hübsches Kleid, versuchte es sich selbst am Rücken zu schließen, allerdings verhakte sich der Reißverschluss und sie bekam es nicht zu. Verzweifelt mühte sie sich ab, aber der Verschluss bewegte sich keinen Millimeter mehr. Kaito trat ins Zimmer, erkannte sofort die Situation und näherte sich mit langen Schritten. „Kann ich dir helfen?“ Aoko nickte. „Da klemmt etwas.“ Sie griff in ihr Haar und schob es sich den Hinterkopf hinauf, um ihm freie Sicht auf ihren Rücken zu geben. Der junge Mann nahm sich dem Problem an. Es dauerte etwas, bis er den Reißverschluss vom eingeklemmten Stoff befreit hatte und schloss das Kleid ganz. Er verharrte. „Danke“, murmelte sie. Unsicher drehte Aoko sich zu ihm. Ihre Augen wurden magisch angezogen und verloren sich wieder in dem tiefen Blau. Ihr wurde ganz komisch und allein seine Nähe brachte sie vollkommen durcheinander. Er beugte sich etwas, hielt sie in seinem Blick gefangen. Wie paralysiert starrte sie ihn an. In ihrem Kopf begann es zu arbeiten, vielleicht sollte sie ihn jetzt fragen. Wer wusste schon ob sie später Zeit hatten darüber zu sprechen. Sie räusperte sich. „Sag mal, Kaito, warst du jemals so richtig verliebt?“ Er stutzte und blickte sie verwirrt an. „Verliebt? Ist das nicht etwas für Kinder?“ Nun steckte er seine Hände in die Hosentaschen. Seine Augen hingegen blieben an ihr haften. „Nein, du Baka! Ich meine richtig verliebt. Hast du schon mal das Gefühl gehabt diese Frau ist es? Hast du jemals tief in dir drinnen gespürt, dass du nur mit ihr glücklich sein kannst und sie für immer bei dir haben willst?“ Kaito musterte sie lange und schweigsam. Aoko trat einen Schritt zurück und suchte nach den richtigen Worten: „Ich meine, hattest du schon mal ein Bild von dir mit ihr im Kopf, im hohen Alter zusammen und Händchen haltend, bei Sonnenuntergang auf einer Parkbank sitzend?“ Er sah sie immer noch stumm an, dann zuckten seine Mundwinkel verdächtig. „Du träumst auch davon, dass dein Märchenprinz auf einem schneeweißen Pferd zu dir reitet und an deiner Haustür klingelt, was?“ „Mach dich nicht lustig“, drohte sie ihm enttäuscht. Nun hielt er sie für ein kleines Mädchen. Dabei wollte sie doch nur von ihm hören, wie tief seine Gefühle damals wirklich für Akako gingen und vielleicht heute immer noch sind. Lange sah er sie nun nachdenklich an. „Hast du schon mal so gefühlt?“ Überrascht blickte sie zu ihm auf, verfing sich in seinen Augen und ihr Herz stolperte. „Nein.“ Er schien nun eigenen Gedanken nachzuhängen. Aoko wurde unwohl und ärgerte sich dieses Thema überhaupt angesprochen zu haben. Ihr Blick streifte die Uhr. „Wir sollten uns fertig machen. Der Junggesellen-Abend fängt gleich an.“ Kaito nickte und schon verschwand er ins angrenzende Badezimmer. Aoko hingegen blieb wie bestellt und nicht abgeholt im Zimmer zurück. Sie war komplett durcheinander und eine Antwort hatte sie auch nicht erhalten. Dann richtete sie sich ihre Haare. Wenig später trat auch Kaito umgezogen wieder ins Zimmer und sie verließen Aokos kleines Reich. „Viel Spaß“, verabschiedete sich sie sich von ihrem Scheinfreund. „Und lasst mir meinen Bruder heil. Keinen Alkohol für den Bräutigam! Immerhin muss er morgen meine Schwägerin zum Altar führen.“ Kaito grinste plötzlich, beugte sich zu ihr und flüsterte: „Du solltest heute lieber auf Ran aufpassen!“ „Wie meinst du das?“ „Sonoko ist dabei und sie hat den heutigen Abend organisiert.“ Als wäre damit alles gesagt ging er zu Shinichi und ließ eine verwirrte Aoko zurück. In Sonokos Zimmer, die eines der Gästezimmer im Haus ihr Eigen nannte, ging es bereits turbulent zu. Die Kurzhaarige hielt eine Champagner Flasche in ihrer Hand und trank einen kräftigen Schluck. Dann reichte sie diese an die Braut weiter. Die Flasche wanderte zu Kazuha und letztendlich auch weiter zu Aoko. Gerade als die jüngste in der Runde einen Schluck zu sich nahm, betrat eine hübsche Frau mit langem dunklem Haar das Zimmer. „Entschuldigt bitte meine Verspätung“, grüßte sie. „Akako!“ Ran sprang auf und fiel ihrer Freundin um den Hals. Die Schönheit begrüßte auch ihre anderen Schulfreundinnen mit einer kräftigen Umarmung, ehe sie Aoko musterte. „Ich bin Akako“, kam es von der Schönheit: „Und wer bist du?“ „Ich bin Aoko.“ „Sie ist Shinichis Schwester“, ergänzte Ran. „Nun, da Akako hier ist, können wir loslegen“, mischte sich Sonoko ein. Im nächsten Moment zog sie ein Körbchen hervor mit einigen kleinen gefalteten Briefchen. „Es wird Zeit für unsere Brautspiele.“ Ran zog einen Zettel und las den Inhalt laut vor. „Zeige uns den Ort, an dem ihr euch zum ersten Mal geküsst habt.“ Überrascht sah sie zu Sonoko. „Das weißt du doch.“ Sonoko grinste: „Ich schon, aber die anderen nicht.“ Ran guckte in die Runde und erntete neugierige Blicke. Sie stand auf. „Bitte folgt mir.“ Schon führte sie die Mädchengruppe durch die Villa. Aoko ahnte, wo Ran sie hinführen wollte, als sie der Treppe in den Keller folgten. Wenig später traten sie durch eine schwere Türe hindurch und standen in einem kleinen Schwimmbad. Lange war sie nicht mehr hier. Im Wasser schwamm jemand und zog ziemlich flott Bahnen. Als die Mädchen eintraten, hielt sich auch die Person am Beckenrand fest. Sie grinste. „Guten Abend, die Damen.“ „Oma“, rief Aoko erstaunt. „Hast wohl nicht erwartet, dass deine alte Großmutter noch so eine Ausdauer hat, was Kindchen?“, schmunzelte die ältere Frau und ließ ihren Blick wandern. „Was führt euch denn hierher?“ „Shinichis erster Kuss“, grinste Akako und begann zu kichern. Auch Kazuha nickte begeistert. „Ehrlich, Ran? Hier?“ Ran tiefrot, dieses Geheimnis nun nicht nur mit ihren Freundinnen, sondern auch noch mit Shinichis Großmutter teilen zu müssen, nickte. „Wir waren schwimmen und dann ist es hier passiert.“ „Ja, hier hat schon so manch einer aus dieser Familie etwas Besonderes erlebt“, grinste plötzlich die ältere Frau. „Wie meinst du das?“, hakte Aoko sofort nach. Doch auf Oma Kudos Gesicht trat nur ein seliges Lächeln und sie wandte sich ab. „Ich wünsche euch einen schönen Abend.“ Nun schwamm sie wieder weiter und zog flink und elegant durch das Wasser. „Deine Oma scheint hier auch glückliche Erinnerungen gesammelt zu haben“, bemerkte Kazuha. „Offensichtlich“, stimmte Sonoko zu und hielt Ran das Körbchen entgegen. Ran las laut vor. „Zeige uns deinen Lieblingsort in der Villa Kudo.“ Sie sah wieder in die neugierigen Gesichter. „Dann folgt mir, bitte.“ Sie verließen die Schwimmhalle und traten wenig später in den Garten. Die Dämmerung setzte bereits ein. Eine Weile folgten sie keinem bestimmten Weg. „Bist du sicher, dass das hier noch zur Villa gehört?“, hakte Akako skeptisch nach. Ran nickte und zeigte in eine Richtung. „Wir sind gleich da!“ Aoko wusste, wo Ran sie hinführen würde. Im hintersten Teil war ein alter Pavillon. Als ihr Großvater noch lebte, gehörte dieses Fleckchen zu einem beliebten Treffpunkt bei Familienfesten. Jedoch nach seinem Ableben, hatte diesen Ort keiner mehr zum Feiern genutzt. Nun wurden alle Feste im vorderen Garten abgehalten. Der Pavillon war hübsch geschmückt und Windlichter sorgten für eine gemütliche Stimmung. Überrascht sahen sie sich um und Aoko ging andächtig näher. Nun kamen Kindheitserinnerungen in ihr auf. Musik, viele Gäste, ein freudiges Miteinander und ein großes Buffet mit viel Auswahl an Speisen und Getränken. Ihr über alles geliebter Opa stand inmitten der Gesellschaft und genoss jede Sekunde. Sie traten die drei Stufen hinauf und standen in dem geräumigen und überdachten Freisitz. An einer Säule hingen mehrere Luftballons. Die Mädchen setzten sich auf eine Bank und lauschten Sonokos Erklärung. „In diesem Spiel geht es um Geld oder Liebe. Du hast 3 Versuche. Findest du deine große Liebe? Oder nimmst du lieber das Geld?“ Sie deutete auf 5 Luftballons. „In welchem könnte dein Schatz sich verbergen?“ Ran stand auf und warf einen Dartpfeil auf einen der Ballons. Dieser platzte und brachte einen Münzregen mit Konfetti hervor. „Ouh, Ran, Geld kann man immer brauchen“, bemerkte Kauzuha erheitert. Die Braut startete den zweiten Versuch und auch hier rieselte ein Geldregen heraus. „Ran, du machst das richtig. Nur das Geld zählt,“ stichelte Akako diese Mal belustigt. „Wer braucht schon Männer?“, giggelte Kazuha mit. Sonoko gab Ran den Pfeil. „Okay, letzter Versuch. Rette die Ehre der Liebe!“ Die Braut konzentrierte sich, entschied sich für einen der letzten drei Ballons und warf. Er platzte. Konfetti rieselte zu Boden und dann erschien ein Foto von Shinichi. Sie jubelte und auch die Mädels sprangen jubelnd auf. „Ein Hoch auf die Liebe“, quietschten sie begeistert. Schon drehte sich Sonoko einer kleinen Musikanlage zu und schaltete diese ein. Die ersten Klänge reizten zum Mittanzen. Die Party begann. Ran musste hin und wieder noch eine Aufgabe erfüllen, eine mehr oder weniger unangenehme Frage beantworten und der Rest der Zeit bestand aus tanzen. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und der Pavillon wurde nur von den flackernden Kerzen in ihren windgeschützten Glasbehausungen beleuchtet. Gerade gab sich die Mädchengruppe begeistert der Musik hin, als sich mehrere Personen näherten. Es war bereits dunkel und Aoko konnte noch nicht erkennen wer da kam. Erst im Schein des Lichtes erkannte sie Makoto und Heiji, die beide einige Pizzakartons trugen. Während die Jungs einen Tisch an der Seite anstrebten und Sonoko sich sofort näherte, um ihnen einige der Kartons abzunehmen, trat Shinichi in den Pavillon. Er sah sich kurz um, dann tanzte er seine Verlobte an und zog sie in einen tiefen Kuss. Aoko musterte Kaito, der neben einem großgewachsenen blonden Mann ging, und ebenso alles beäugte. Der Blonde drehte sich gleich zu Kazuha und Akako, während Kaito auf Aoko zukam. „Na, seid ihr alle noch nüchtern?“ „Was ist mit meinem Bruder?“, erwiderte Aoko skeptisch. „Das bleibt wohl mein Geheimnis“, grinste Kaito verschlagen. Dann wanderten seine Augen zu dem Brautpaar. „Da geht heut noch was“, grinste Kaito plötzlich, während Aoko entsetzt ihre Augen aufriss und ebenso die leidenschaftlichen Blicke ihres Bruders und dessen Verlobten entdeckte. „Oh, nein, igitt… Das will ich mir gar nicht vorstellen“; verzog sie plötzlich angewidert das Gesicht. Kaito grinste breit. „Wir reden hier über die natürlichste Sache der Welt.“ „Iiiiiieh“, quieckte Aoko und versuchte das Bild von ihrem Bruder und Ran, das sich in ihrem Kopf bildete, sofort zu verdrängen. „Oder wie glaubst du, entstehen wohl Kinder?“ „Kinder?!“ Entsetzt sah sie zu ihm auf. Warum nur musste er sie auch um einen Kopf überragen? „Ich bin noch viel zu jung, um Tante zu werden“, widersprach Aoko sofort. Kaito grinste spottend: „Manchmal glaube ich, dass du in diesem Thema noch sehr unerfahren bist.“ Aoko riss entsetzt ihre Augen auf, setzte zu Widerworten an, als Sonoko die gesamte Aufmerksamkeit auf sich und damit auch zu dem Tisch hinter sich zog. „Die Pizza ist angerichtet. Bitte bedient euch!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)