Missverständnis ins Glück - MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- „Was für einen Haken? Muss ich mit dem Chef schlafen?“, fragte Elliot lachend. Zac schüttelte bloß den Kopf. „Blödsinn! Wahrscheinlich würdest du das auch noch machen, was?!“ „Hey, wenn er gut aussieht! Spaß beiseite. Ich penn´ nicht mit jedem. Jetzt sag´ schon. Was ist der Haken?“ Elliot verschränkte ungeduldig die Arme. „Wie ich bereits gesagt habe, werden nur Frauen eingestellt. Der Geschäftsführer kommt mit Männern nicht zurecht. Oder andersrum. Bisher hatte er nur zwei männliche Empfangskräfte in vier Jahren. Beide haben ziemlich schnell das Handtuch geworfen. Man munkelt, er habe ihnen das Leben zur Hölle gemacht. Er hat sie angebrüllt und einer hat sogar angefangen zu weinen. Mitten in der Firma“, erklärte Zac. „Ich war damals in einer anderen Filiale tätig und kann daher nur das wiedergeben, was ich gehört habe“, warf er noch ein. „Respekt. Der Chef ist sicher ein Arsch. Vielleicht denkt er, dass man ihm seine sexy Mitarbeiterinnen entreißt, wenn man ein Kerl ist. Gut, das ist bei mir kein Problem. Ich stehe nicht auf Frauen und fange auch nicht so schnell an zu flennen. Auch wenn immer alle denken, Schwule heulen schnell.“ Elliot nahm das eher als Herausforderung. Wenn er ehrlich war, hielt er das meiste auch für Gerede. Das übliche Getratsche eben. Chefs waren nie besonders nett. Da Zachary Elliot unhöflicherweise keinen Sitzplatz angeboten hatte, warf dieser sich kurzerhand auf die Couch. „Irgendwie... glaube ich dir, dass dich so schnell nichts zum Weinen bringt.“ Zac musste grinsen. „Aber hey, willst du nicht los zu deinem komischen Date?“, fragte der dunkelhaarige mit einem Blick auf die Uhr. „Das ist nicht komisch. Habe aber gerade nicht mehr so Bock drauf. Der kann auch warten. Er hätte mich ja auch gleich abholen können. Dann hätte ich nicht erst mit der Bahn fahren müssen und dann noch kilometerweit gehen.“ „Also, so weit ist die Haltestelle von hier nicht, du Dramaqueen.“ Zac verdrehte die Augen und setzte sich nun auch aufs Sofa. „Halt die Klappe, Zachy!“ „Du sollst mich nicht so nennen, verdammt!“ Elliot wurde mit einem grünen, ziemlich hässlichen Kissen abgeworfen. „Man merkt, dass die Puppe Grace hier nicht mehr wohnt. Das Kissen ist echt grässlich. Du hast wirklich keinen Geschmack, wenn es um Einrichtung geht.“ „Das Kissen hat sie gekauft.“ „Oh. Hätte ich an deiner Stelle jetzt auch behauptet.“ Elli grinste. Das Telefon von Zac piepte. In der Hoffnung, dass es seine Mutter war, die sich beruhigt hatte nach dem... „Heulanfall“, fischte er es schnell aus seiner Tasche. Leider war es nicht seine Mom. „Mist. Der Käufer der PlayStation kann nicht.“ Der Dunkelhaarige seufzte enttäuscht. „Mit welcher Ausrede?“, wollte Elli neugierig wissen. Er kannte sich mit Ausreden ganz gut aus. Vielleicht konnte er ja an eine neue, kreative Idee kommen. „Tante gestorben.“ Zac überflog missmutig nochmal die Nachricht. Jetzt musste er den Staubfänger weiter behalten. „Okay, das ist eine uncoole Ausrede... Aber hey, ich kenne eh keinen Kerl in meinem und ich schätze auch in deinem Alter, der freiwillig seine Konsole hergibt.“ „Irgendwie will ich gar nicht so genau wissen, was du für Typen kennst“, antwortete Zac. „Und ich zocke nun mal nicht besonders viel. Da lohnt es sich nicht. Keine Ahnung, wieso ich sie damals gekauft habe.“ „Wo wir gerade beim Alter sind... Wie alt bist du, mein lieber Freund?“, wollte Elli gespannt wissen. „25.“ „Echt? Ich bin 22“, verriet der Blonde. Da fiel Elliot etwas ein. „Warte mal... Du hast gesagt, der Geschäftsführer kommt nicht mit Männern zurecht. Was ist dann mit dir? So wie ich das einschätzen kann, bist du recht... männlich.“ Elliot grinste und musterte nochmals eingehend den Dunkelhaarigen. Zac war überrascht über diese Frage. Dementsprechend antwortete er nicht sofort. „Ähm...“, murmelte er. „Gib´ es zu, du bist der Chef! Und dieses ganze Arschloch-Gerede hast du dir ausgedacht!“ „Schwachsinn! Würde ich dann in dieser kleinen Wohnung hausen?“ Elli legte seinen Kopf schief und begutachtete Zac nochmal eingehend. „Vermutlich schon.“ Er zuckte mit den Achseln. „So schlimm ist es hier ja nicht.“ „Vielen Dank auch. Nein... Also, der Chef ist... mein Onkel“, offenbarte Zac irgendwann. „Fuck echt?! Dann werden ihm doch sicher deine Eltern erzählen, dass du jetzt ein Sündiger bist und auf heiße, blonde Kerle stehst.“ „Nein, werden sie nicht. Mein Vater spricht nicht mit seinem Bruder. Schon seit Jahren nicht.“ „Oh was? Ich dachte, du kommst aus einer perfekten, heilen Familie. Und dann ´darfst´ du trotzdem bei deinem Onkel arbeiten?“ „Du quatscht echt viel. Das geht dich nichts an. Frag´ doch lieber, in was für einer Firma ich überhaupt arbeite!“ „Du bist ein Spielverderber!“ Elliot machte einen Schmollmund. Da klingelte erneut sein Handy. „Das ist wieder Jason. Ok, ich bringe es hinter mich. Gib´ mir deine Nummer. Und geh´ schon mal zu deinem Onkel und mach´ mir den Job klar! Sonst gehe ich sicher nicht zu deinen Eltern. Und es ist völlig egal, was es für eine Firma ist. Freundlich sein und Tippen kriege ich hin.“ „Wieso muss ich erst den Job besorgen?“, wollte Zac misstrauisch wissen. „Ich arbeite da so wie die Nutten. Erst das ´Geld´. In deinem Fall den Job und dann die ´Leistung´. Außerdem kannst du mich ziemlich einfach raus werfen lassen, falls ich nicht deinen Freund oder was auch immer spiele.“ „Stimmt. Du bist gar nicht so dumm, wie ich dachte“, stellte Zac fest. „Ja, Autogramme gibt es später von mir. Ich verlasse dich dann mal.“ Nachdem sie ihre Handynummern und weitere Infos getauscht hatten, verschwand Elliot zu seinem Sex-Treffen. Er war viel zu spät. Doch besser spät, als nie... -- Zwei Tage später bei Zachary in der Firma -- „Dwayne, bitte, sieh´ dir die Unterlagen wenigstens einmal kurz an.“ Zac stand im Büro seines Onkels. Elliot hatte es tatsächlich geschafft, seinen Lebenslauf in eine ordentliche Mappe zu legen und ihm vorbei zu bringen. Dwayne West, Geschäftsführer einer großen sowie erfolgreichen Autovermietung mit mehreren Filialen, seufzte. Er saß in seinem Chefsessel und putzte sich genervt seine silberne Brille. Er hatte Zac untersagt, dass er ihn „Onkel“ nannte. Vor allem sollte er das auf der Arbeit lassen. „Zachary, ich habe dir gesagt, dass ich nur Frauen für den Posten einstelle. Erst recht für einen Empfangsjob“, antwortete Mr. West. Er war groß, stämmig und sah Zacs Vater ziemlich ähnlich. Sie hatten beide dunkelbraune Haare, mit bereits vollständig ergrauten Schläfen. „Aber du musst doch auch mal an unsere weiblichen Kunden denken. Die fühlen sich sicher wohler bei einem netten jungen Mann“, argumentierte Zac und kam sich immer bescheuerter vor. „Und er kann die unschönen Aufgaben erledigen, die man nicht unbedingt einer Frau zumuten möchte.“ Es klopfte. „Herein!“, rief Mr. West und sah zur Tür. Er bedeutete Zac mit seinen Blicken, etwas zur Seite zu treten. Zac gehorchte. Er gab jedoch nicht auf. Es klang selbst für ihn dumm, doch irgendwie wollte er Elliot den Job wirklich besorgen. Nicht nur, weil er ihn für das Essen mit seinen bekloppten Eltern brauchte. *„Ich bin einfach zu nett, daran muss es liegen“*, dachte sich Zachary. *„Ich bin viel zu nett!“* „Mr. West, Ihr Kaffee!“, säuselte eine junge Frauenstimme. Herein trat Rachel. Eine große, schlanke Frau mit langen braunen Haaren. Sie war äußerst attraktiv, wie beinahe alle Angestellten hier. Sie trug ein schickes Kostüm, das recht kostspielig gewesen sein musste. „Vielen Dank, Schätzchen“, antwortete West lächelnd. „Du siehst heute umwerfend aus“, zwinkerte er der jungen Frau zu. „Extra für Sie, Chef“, kicherte Rachel und schien sich über das Kompliment zu freuen. Bevor sie das Büro verließ, drehte sie sich zu Zac. „Soll ich dir auch einen Kaffee bringen?“ „Nein, danke. Hatte schon einen.“ Zac wunderte sich, dass sie ihn überhaupt angesprochen hatte. Sonst hatte sie immer nur ein kurzes Nicken für ihn übrig. Wahrscheinlich, weil er jetzt gerade im Büro seines mächtigen Onkels stand. Der 25-jährige verdrehte innerlich die Augen. Bevor er mit Grace zusammen gekommen war, hatte er es bei einer Weihnachtsfeier auch bei Rachel versucht. Er hatte sie, anständig und höflich wie er war, um ein gemeinsames Essen gebeten. Sie hatte ihn nur angesehen und gesagt, sie würde auf Ältere stehen. Er sei jedenfalls nicht „ihr Typ“. *„Sie hat damals echt nicht gelogen...“*, dachte Zac. Zumindest hatte sie nicht versucht, über ihn an seinen Onkel zu kommen. Mr. West nippte an seinem perfekt aufgebrühten Kaffee. „Gut, mein Junge. Du kannst Rachel danken. Meine Laune ist durch diesen klasse Kaffee gestiegen. Lade den Jungen meinetwegen für heute zum Gespräch ein. Ich will mal nicht so sein.“ „Echt? Heute schon? Danke! Er wird sich sehr freuen.“ Ein Stein fiel Zac vom Herzen. Vielleicht auch zwei. „Schon gut. Ich hoffe, er verschwendet nicht meine Zeit. Und jetzt hole mir Mr. Newman ans Telefon. Er hatte noch Fragen bezüglich der Elektro-Fahrzeugflotte, die er mieten will. Und prüfe weiter die Liste, mit den Autos die wir zur Vertragswerkstatt fahren müssen, wegen dieser bekloppten Rückrufaktionen.“ „Wird erledigt!“ -- Später -- Als Elliot das Gebäude betrat, fiel ihm sofort die hohe Frauenquote auf. *„Wird mal Zeit, dass hier ein paar gutaussehende Kerle arbeiten“*, dachte er sich und hätte gerne den Kopf geschüttelt. Die Angestellten waren wirklich hübsch. Gut, wahrscheinlich wurde sich hier extra an das vorrangig männliche Klientel angepasst. Oder an den Boss... Nachdem er von einer netten, blonden Empfangsdame persönlich zum Chefbüro geführt wurde, wollte er, nun leicht nervös, an der Tür klopfen. Doch... Er wurde aufgehalten. „Elliot, was soll das, ich habe gesagt, du sollst erst in mein Büro!“, herrschte Zac ihn von der Seite an und zog ihn mit in den Raum. Sein Büro war nicht besonders groß, dafür, im Gegensatz zur eher kargen Wohnung, geschmackvoll eingerichtet. „Mensch, du hast Kraft! Hab´ ich vergessen, dass ich erst zu dir sollte. Bin schon etwas aufgeregt. Wie sehe ich aus?“ Elliot fuhr sich durch seine blonden, mittellangen Haare. „Du kannst nervös sein? Krass.“ Zac war sichtlich überrascht. Elliot schüttelte genervt den Kopf. „Du machst mich wahnsinnig, Zachy.“ „Nenn´ mich noch einmal so und ich schmeiße dich eigenhändig hier raus.“ Der Angestellte war nicht zu Scherzen aufgelegt. „Hast du denn die Befugnis dazu?“, fragte Elli grinsend und kam erst jetzt dazu, den älteren vor sich zu mustern. Zac trug einen grauen, gut sitzenden Anzug. „Du siehst heiß aus. Wieso kannst du nicht der Chef sein?“ „Bagger´ mich gefälligst nicht an! Weißt du, was du alles sagen sollst?“, fragte der dunkelhaarige gewissenhaft und kam sich vor, wie ein Lehrer. „Glaub mir´, wenn ich dich anbaggern würde, würde es etwas anders aussehen.“ Elli grinste. „Hey, ich bin jetzt nicht mehr nervös, danke! Klar, weiß ich was ich sagen soll“, fügte er hinzu. Er musste sich zusammen reißen, Zac zum Dank nicht zu umarmen. „Und jetzt sag´ schon, wie sehe ich aus?“, drängte Elliot ihn und zupfte ihn wie ein kleines Kind am Ärmel. Der Ältere musste lächeln. Irgendwie mochte er den Blonden mit seinen strahlenden blauen Augen und seiner aufgeweckten Art. Die blonden Haare waren ordentlich gekämmt und nicht so durcheinander, wie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen. Auch er trug einen Anzug. Allerdings wirkte dieser so, als habe er bereits ein- zwei Jahre auf dem Buckel. „Deine Krawatte!“ Zac griff automatisch danach und richtete sie. Einen Kommentar über den Anzug sparte er sich. „Genial, du bist die perfekte Ehefrau“, witzelte Elli. Zac ließ ihn daraufhin sofort los. So, als habe er sich verbrannt. „Halt den Mund. Und jetzt hol´ dir den verdammten Job!“ „Wird gemacht, Chef.“ Räuspern. „Also, der Chef bin immer noch ich. Soweit ich das weiß“, kam es lapidar von der Tür. Elli drehte sich erschrocken um. Mr. West stand da wie Gott persönlich. Sie hatten ihn nicht rein kommen hören. In seiner Hand hielt er eine dicke schwarze Mappe. Auf die meisten Menschen wirkte er auf den ersten Blick recht einschüchternd. Sein teurer Anzug saß trotz der stämmigen Figur ziemlich gut. „Ich warte auf Sie, Blondie. Ich habe nicht ewig Zeit. Ach ja, und bitte halten Sie meinen Neffen nicht von seiner Arbeit ab. Sonst wird das hier nichts mit uns.“ „Es war meine Schuld!“, schritt sofort Zac ein. Er ging zu seinem Onkel und nahm ihm die Postmappe aus der Hand. „Ich werde das sofort erledigen. Viel Erfolg, Elliot.“ „Danke. Bitte verzeihen Sie, Mr. West. Natürlich sind Sie der Chef. Ich werde Zac nicht stören.“ *„Zac benimmt sich wirklich wie ein Schoßhündchen bei dem Alten“*, dachte sich Elli noch missmutig. Und schon verschwanden Elliot und Mr. West aus Zacs Büro. Der blonde hatte dem 25-jährigen noch einen letzten „Oh mein Gott, was ist das für einer?“-Blick zugeworfen. „Tja, ich habe ihn gewarnt.“ Zac warf die Postmappe auf seinen Schreibtisch und machte sich an die Arbeit, bzw. versuchte er es. Als sein Handy vibrierte, sah er, dass Grace ihm geschrieben hatte. „Du kannst die Gleitcreme in der rechten Schublade behalten. Du wirst sie ja jetzt sicher gut gebrauchen können.“ Zac riss die Augen auf. Er konnte sich nicht mal daran erinnern, dass sie Gleitcreme zu Hause hatten. Wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht mal mehr richtig an ihr letztes Mal erinnern. Zac arbeitete viel. Immer mit der Hoffnung, dass sein Onkel ihm irgendwann die Firma vermachen würde. Dazu kam, dass er seiner Freundin natürlich ein schönes Leben hatte bieten wollen. Mit tollen Urlauben und abends mal schick essen gehen. Sie war schließlich mal eine super Frau gewesen. Nachdem Zac dann nach einer Weile doch der letzte Sex mit Grace eingefallen war, entschied er sich, die 24-jährige zu ignorieren. Leider konnte er das Kopfkino nicht ignorieren, dass sie ihm mit der Nachricht beschert hatte. „Denk´ an was Anderes, Zac. Denk´ an was Anderes!“, murmelte er zu sich selbst. -- Beim Vorstellungsgespräch -- Nachdem sie sich gesetzt hatten, begann Mr. West sofort. Den üblichen Smalltalk und den „Eisbrecher“, wie er den hier her gefunden hatte, ließ er weg. „So, Blondie. Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass ich Sie nur zum Gespräch eingeladen habe, weil Sie meinen Neffen kennen.“ „Ähm, ja, Sir. Das ist mir bewusst.“ Elliot musste sich dazu zwingen, nicht nervös an der Unterlippe zu kauen. Zudem brachte ihn das „Blondie“ des Geschäftsführers leicht aus dem Konzept. So hatte ihn auch noch kein Chef genannt. „Denn wie ich hier lesen kann...“ Mr. West blätterte die nicht gerade dicke Mappe durch. „Haben Sie nicht sonderlich gute Referenzen.“ „Bitte, geben Sir mir eine Chance. Sie werden es nicht bereuen. Ich kann schnell tippen und bin sehr aufgeschlossen und freundlich zu Kunden.“ Es gefiel dem 22-jährigen nicht, wie... bettelnd seine Stimme klang. Doch er war die Tage seine Finanzen durchgegangen und das Ergebnis war... sehr ernüchternd. Dazu schuldete er noch ein- zwei Leuten Geld. „Haben Sie eine Fahrerlaubnis? Davon steht hier nichts“, stellte West mit einem weiteren geschulten Blick auf die Unterlagen fest. „Aber selbstverständlich. Ich kann Ihnen diese gerne vorlegen.“ Elliot wollte bereits nach seiner Geldbörse kramen. West winkte zu Ellis Verwunderung ab. „Gut. Eine Angestellte unten hat ihren Führerschein abgeben müssen. Daher brauche ich noch jemanden, der mit den Kunden zu den vermieteten Fahrzeugen geht und die Autos auch umparkt. Natürlich gehört dazu ebenfalls, dass sie in die Wäsche gefahren werden müssen oder zur hauseigenen Tankstelle. Manchmal auch zu Werkstätten oder Ähnliches.“ „Oh, das kann ich, keine Frage. Ich hatte bisher noch nie einen Autounfall.“ Elliot schöpfte wieder Hoffnung. Das er natürlich kein eigenes Auto besaß, erwähnte er nicht. Immerhin war das nicht die Frage gewesen. Mr. West schien zu überlegen. Lange besah er sich den jungen Mann vor sich. Er seufzte schließlich. „Ich muss völlig verrückt sein, aber ich gebe Ihnen eine Chance, Blondie.“ „Wirklich? Vielen Dank, Mr. West.“ Elli war begeistert. Ehrlich gesagt hätte er nicht unbedingt damit gerechnet. Umso mehr freute es ihn. Nachdem sie dann doch noch eine Weile den üblichen Vorstellungstalk hinter sich gebracht hatten und Mr. West über seine stolze Firma berichtet hatte, einigten sie sich auch schnell auf das Gehalt. „Ich zahle Ihnen mehr, wenn ich weiß, dass Sie den Job wert sind. So einfach wie manche denken, ist er nämlich nicht“, erklärte der ältere. „Alles klar, Mr. West. Ich bin damit einverstanden. Ich werde Sie von meinen Fähigkeiten überzeugen.“ „Das werden wir dann sehen.“ Mr. West ließ sogar ein leichtes Lächeln durchblitzen. „Seien Sie Montag um 08.00 Uhr hier. Melden Sie sich dann zuerst im Personalbüro wegen des Vertrages und dann wird Sie einer der Damen anlernen. Bringen Sie alle Unterlagen mit, die hier auf der Liste stehen.“ Dwayne West erhob sich etwas von seinem Stuhl und händigte Elliot einen Zettel aus. „Verstanden. Ich werde pünktlich da sein. Bis Montag, Mr. West.“ Elliot war bereits aufgestanden. „Und eine Sache noch, Sparks...“ Elli blieb fragend stehen. „Ich dulde keine Beziehungen unter Mitarbeitern. Lassen Sie also die Finger von meinen Angestellten. Wenn ich sehe, dass Sie die Mädels belästigen oder Schlimmeres, dann sind Sie draußen. So schnell, wie Sie hier auch rein gekommen sind.“ „Selbstverständlich. Ich werde die Damen nicht anrühren. Versprochen.“ *„Ich habe nichts von den Herren gesagt“*, dachte sich Elli und grinste innerlich. Sofort musste er an Zachary denken. Zachary in seinem sexy Anzug... „Oh, Mr. West? Darf ich einmal kurz Ihrem Neffen sagen, dass Sie mich eingestellt haben? Wirklich nur ganz kurz.“ „Meinetwegen. Aber bleiben Sie nicht länger als zwei Minuten. Er hat jetzt wirklich zu tun!“ „Natürlich, Sir. Vielen Dank.“ -- „Ich habe den Job. Und ich darf die Mädels nicht anbaggern, hat er gesagt. Hoffentlich schaffe ich das!“ Mit diesen Worten lud sich Elliot wie selbstverständlich in das Büro von Zachary ein. Zac, der gerade noch ein Telefonat führte, beendete dies schließlich höflich. Er trug ein schwarzes, teuer aussehendes Headset und nahm es ab, als er Elliot wahrnahm. „Was hast du gesagt? Tut mir leid, falls er dich nicht eingestellt hat.“ „Mensch Zachy, natürlich hat er mich eingestellt! Du weißt doch, ich bin sehr charmant. Ich soll Montag anfangen. Und ich darf die Mädels nicht angraben.“ Elliot lachte. „Nach deinen Erzählungen habe ich ihn mir viel schlimmer vorgestellt. Puh.“ Der 22-jährige schnappte sich einen Kugelschreiber aus Zacs Büro und fing an, mit diesem herum zu spielen. Zac stand genervt von seinem Schreibtisch auf. „Ich habe bereits zweimal gesagt, dass du mich nicht ´Zachy´ nennen sollst!“ Erbost blickte er den Blonden an. Außerdem nahm er ihm den Stift aus der Hand. Das er wieder so ein dämliches Kribbeln spürte, ignorierte er geflissentlich. „Kapiert, kapiert. Freust du dich gar nicht, dass ich den Job habe?“, wollte Elli aufgeregt wissen. „Ja, ganz toll. Ich bin gespannt, wie lange du es hier aushältst.“ Zacs Freude hielt sich in Grenzen. „Wollen wir eine Wette abschließen?“, fragte Elliot herausfordernd. „Nein. Ich habe jetzt echt zu tun und keine Zeit für dämliche Wetten. Wir schreiben, wegen dem Essen. Ich schicke dir dann auch die Adresse. Am besten, wir treffen uns vorher.“ „Ja, können wir. Meine Tanzkarte ist Sonntag noch frei.“ Elli grinste und ging auf Zac zu. „Also, bis dann, Kumpel.“ Er schloss den größeren in eine kurze Umarmung. Zac wurde augenblicklich warm. Er löste sich und musste sich räuspern. „Du solltest am Sonntag nicht gleich so abweisend sein“, lachte Elliot. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Herein!“, rief Zac automatisch und hoffte, dass Elli nun den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und gehen würde. Er hatte ja das, was er wollte. Nur, wer weiß, wie lange? „Hey Zac!“ Eine, natürlich hübsche, Rothaarige kam hereinspaziert. „Oh ich wollte nicht stören!“, sagte sie mit einem Blick auf Elli. „Alles in Ordnung. Ich bin schon weg!“ Der 22-jährige wollte kehrt machen, doch da pfiff ihn Zac zurück. „Warte kurz. Ich stelle dir Brooke Montgomery aus dem Empfang gleich vor. Brooke, das ist Elliot Sparks. Er wurde von Mr. West gerade... auch für unten als Empfangskraft eingestellt.“ Brooke, die Elli nicht nach oben geführt hatte, da sie gerade am Telefon gewesen war, reichte diesem überrascht die Hand. „Ich bin Brooke. Wow, cool, dass endlich mal wieder ein Mann eingestellt wurde! Wie hast du das geschafft?“ Elliot ergriff ihre schlanke Hand und schüttelte sie freundlich. „Ja, freut mich auch. Ich bin Elli“, stellte er sich der jungen Frau vor. „Keine Ahnung, vielleicht hatte Mr. West einen guten Tag“, flötete er. *„Oder durfte gestern mal mit seiner Frau in die Kiste“*, dachte er sich heimlich. „Kennt ihr beiden euch, wenn ich fragen darf?“ Brooke sah neugierig zu Zac und dann wieder zu dem blonden. „Ähm, nicht so richtig. Er wollte neulich meine PlayStation kaufen“, antwortete Zachary und wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Immerhin war dies so halb die Wahrheit. Oder auch nicht. „Genau!“, stimmte Elliot dem Assistenten des Chefs zu. „Brooke, tut mir leid. Ich muss jetzt gehen. Ich soll Zac nicht von der Arbeit abhalten, verständlicherweise. Und dich natürlich auch nicht. Schönen Tag noch, hat mich sehr gefreut. Wir sehen uns sicher Montag an meinem ersten Arbeitstag.“ Elli wollte gehen, da wurde er von Brooke aufgehalten. „Warte mal, Elli! Ich wollte Zac gerade fragen, ob er Lust hat, heute Abend mit was Trinken zu kommen. Zusammen mit zwei anderen Mädels von unten und ein paar Freunden von mir. Komm´ doch auch gerne mit. Dann lernen wir uns alle schon mal kennen. Wir sind eine coole Truppe.“ „Ähm...“ Nun war es, an Elli, überrumpelt zu sein. „Also von mir aus gern! Was ist mit dir Zac?“, wollte er wissen und schaute zu dem großen Dunkelhaarigen. „Ich halte das für keine gute Idee. Außerdem habe ich noch viel zu tun!“, warf Zac ein und verschränkte abwehrend die Hände. „Das ist ein Ja. Wir kommen, Brooke. Der Mann muss echt mal raus und Spaß haben!“, antwortete Elli kurzerhand für den Dunkelhaarigen. „Das sage ich auch immer. Aber auf mich hört er meist nie“, die rothaarige Schönheit lachte. „Doch freut mich total, wenn ihr mit dabei seid. Maile dir später alle Infos, Zac. Gib´ sie dann bitte Elli. Ich gehe mal lieber wieder an die Arbeit. Bis später!“ Als Brooke verschwunden war, platzte Zac beinahe der Kragen. „Was sollte das jetzt schon wieder? Hast du meinem Onkel nicht versprochen, die Finger still zu halten?!“ Zac stand von seinem Stuhl auf. „Oh Mann, ich will doch gar nicht mit ihr ins Bett. Bin schwul, schon vergessen? Wir wollen bloß was trinken und Spaß haben. Ich habe das oft mit meinen ehemaligen Kollegen gemacht. Auch wenn man sich kaum kannte. Du bist echt ein Langweiler. Oder stehst du auf Brooke und bist eifersüchtig?“ „Nein, ich stehe nicht auf Brooke. Doch du hast eine Jobzusage bekommen, die man schnell wieder revidieren kann, wenn du dich schräg verhältst!“ „Mach ich nicht. Ich bin ganz lieb. Du kommst ja mit und kannst mich kontrollieren.“ Zac seufzte. „Aber ich habe wirklich viel zu tun!“ „Die Arbeit läuft dir nicht weg, Zac. Aber dein Leben, wenn du so weiter machst“, stellte Elliot, nun ernster geworden, klar. „Gut. Aber du baggerst niemanden an, kapiert? Und mich auch nicht!“, forderte Zac. „Nein, ich werde die Jungfrau höchstpersönlich sein“, zwinkerte Elliot. „Du kannst wirklich froh sein, dass die drei nichts mit meiner Ex zu tun haben. Sonst müssten wir auch mit ihnen reden oder schlimmer... ihnen etwas vorgaukeln.“ „Mir macht das nichts aus! Passt doch super. Hey, vielleicht finden wir eine richtige Freundin für dich! Bis dann und schreib´ mir später, wo wir uns treffen.“ Ehe Zac etwas einwenden konnte, war Elliot verschwunden. Schließlich hatte er die zwei Minuten, die ihm Dwayne West gegeben hatte, mehr als nur ausgereizt. Zac schüttelte bloß mit dem Kopf. Wer hatte ihm Elliot Sparks bloß geschickt? Vielleicht der Teufel persönlich? War das eine Strafe aus einem früheren Leben? „Ach, du magst ihn doch... Er bringt mal frischen Wind in deinen grauen Alltag“, hallte es in seinen Gedanken. Und irgendwie... musste Zac seinen bescheuerten Gedanken wahrhaftig zustimmen und grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)