take me to the night we met von nathalie0o7 (Destiel) ================================================================================ Kapitel 6 --------- „Du verdammter Trottel!“, Balthazar erschien völlig unerwartet im Wohnzimmer, die Schultern angespannt, das Gesicht kalkweiß trotz Zorn. „Wenn du schon in die Zeit zurück reist, mach es so, dass es Castiel nicht mitkriegt! Das Schicksal verändern - hast du denn nichts aus der Titanic gelernt?“ Alle Blicke waren auf Dean gerichtet, der gerade erst vom Hof kam und sich die Hände mit einem Tuch säuberte.  Die Ablenkung nach seinem kleinen Fiasko mit Castiel und der Zeitreise kam ihm sehr gelegen und nun sah Babys Tür wieder aus wie neu. Dean blickte rüber zu Sam, der eine Erklärung seinerseits erwartete, genauso wie Bobby. Er hatte ihnen nichts von seiner misslungenen Mission erzählt, welchen Sinn hätte das auch gehabt? Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Balthazar davon Wind bekam. Hatte Castiel ihn wirklich aufgesucht? Dean verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Einen Versuch war's wert.“ „Einen Versuch war's wert? Einen Versuch war's wert?! Meinst du, ich bring dir das alles bei, nur damit du noch mehr Aufsehen erregen kannst? Könnt ihr Winchester nicht einmal nachdenken bevor ihr irgendetwas macht?!“ Sam und Dean schnappten gleichzeitig nach Luft und sahen dadurch aus wie Fische. Dennoch würde Dean sich nicht rechtfertigen. Er hatte ein Recht darauf, seine Mutter zu retten, wenn er nunmal die Möglichkeit dazu hatte. Balthazar konnte das nicht mal ansatzweise nachvollziehen. Wenn er Sam schon nicht mit seinen Kräften retten konnte … Dean schloss für einen Moment die Augen. Wenn es wirklich ihr Schicksal war, hätte auch Azaels Tod nichts gebracht. Aber vielleicht- vielleicht hätte Sam ihre Mutter gekannt. Wüsste wie ihr Lachen klang und sich ihre Umarmungen anfühlten. Einen Versuch war es wert gewesen. Als Dean die Augen wieder öffnete, sagte er: „Was regst du dich so auf? Hat doch eh nicht geklappt.“ Für einen Moment herrschte Stille im Raum. Keiner der Menschen wagte es, etwas zu sagen. „Hast du es noch nicht verstanden, Dean? Ich bin auf eurer Seite, weil es somit eine minimale Chance gibt, diesen Krieg, mit so wenig Opfern wie möglich, zu gewinnen! Doch wenn Raphael dich kriegt, war’s das. Keine Ahnung was Crowley mit dir machen würde, aber Cassie … wenn du nicht nach seiner Pfeiffe tanzt und solche Aktionen wie diese startest, wird Sam nie geheilt werden. Cassie ist nicht mehr dieser liebenswürdige Engel, der so vernarrt in dich ist, er verliert mehr und mehr den Verstand! Und ich bald auch, wenn du nicht endlich lernst, ruhig zu bleiben! Du magst vielleicht die Kraft eines Erzengels haben, aber Raphael bist du nicht ebenbürtig, dazu fehlt dir die Erfahrung und die Kontrolle.“ Vernarrt. Ihn in. Nie und nimmer. Cas und er waren Freunde und selbst wenn sein Herz bei dieser Vorstellung einen Satz machte, mehr würden sie nie mehr sein. Dean blinzelte. Was zum Henker dachte er da? Die ganze Gnade schien auch seinen Verstand zu vernebeln. „Ich hab keine Lust, Teil eures Krieges zu sein.“ „Nun, shit happens, unser Krieg wird früher oder später auch euer Krieg werden! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Streithähne sich an die Menschen vergreifen.“ „Balthazar hat Recht“, mischte sich Bobby ein, „entweder knallt Cas die Sicherung durch, oder Raphael.“ Dean schüttelte den Kopf. „Cas würde den Menschen nie etwas antun.“ In Balthazars Augen konnte er so etwas wie Mitleid erkennen. „Das war vielleicht früher so, jetzt wäre ich mir da nicht mehr so sicher.“ Dean musterte erst Bobby, dann Sam. Mit jedem weiteren Tag den sein Bruder zu kämpfen hatte, verlor dieser an Lebensenergie. Wem spielte er etwas vor; sein Bruder sah furchtbar aus. Dunkle Augenringe sorgten in seinem blassen Gesicht für etwas Farbe, seine Haare waren verschwitzt und seine Bewegungen kraftlos. Er wusste, dass Sam nicht schlief, hörte nachts wie sein Bruder sich unruhig von einer Seite zur anderen wälzte. Würde Cas Sam und Bobby etwas antun, nur damit Dean sich fügte? Früher hätte er keine Sekunde an Castiel gezweifelt, aber vor nicht allzu langer Zeit war er selbst auch ein Mensch gewesen. Und Cas nur ein Engel des Herrn. Kein Gott. Tief seufzte er. „Ich soll Raphael für ihn finden.“ Balthazar nickte. Wahrscheinlich hatte Cas ihm davon erzählt. „Halt dich ruhig, ich werde mich melden, sobald ich etwas herausgefunden habe.“ Ein Schlag mit den Flügeln und weg war er. „Also ... „, sagte Sam und strich sich über das Gesicht. „Du bist in die Vergangenheit gereist?“ „Ich wollte Elvis treffen“, zwinkerte Dean ihm zu und entlockte Sam somit ein Schmunzeln. „Schon klar, Dean. Was sonst.“ Währenddessen ging Castiel seinen göttlichen Pflichten nach. Schließlich wollte er ein guter Gott sein, ein aufmerksamer Herr, der auf seine Schäfchen achtete. Anders als sein Vater. Der hatte jeden und alles in Stich gelassen - nein, so wollte er nicht sein. Er würde es seinen Geschwistern beweisen, wie gerecht und liebevoll er sein konnte. Es hielten ihn immer noch zu viele für schwach und stümperhaft - sie zweifelten an seinen Ideen und an seinen Entscheidungen. Das er genauso mächtig war (und vielleicht nicht sogar stärker) als ihr Vater, schien sie nicht zu interessieren. Jedenfalls eine Handvoll nicht. Es war nur eine kleine Fraktion Rebellen, die es wagten, ihn öffentlich anzuzweifeln. Natürlich hatte er diesen Engeln den Zugang zum Himmel verwehrt, um das allgemeine Sicherheitsrisiko zu minimieren.  Castiel war sich insgeheim bewusst, dass die Rebellen Fraktion wahrscheinlich größer war, als er annahm, dass sich viele von ihnen versteckt hielten. Wenn nicht sogar für Raphael spionierten.  Wie gut, dass Castiel außerordentlich geduldig war. Früher oder später würden auch diese Verräter ans Tageslicht gelangen. Zurück zu seiner Gutherzigkeit; schließlich befand er sich gerade an einer Küste Indonesiens, die von einem Tsunami heimgesucht wurde. Menschen riefen wild durcheinander, einige holten hier Handy raus um das Spektakel zu filmen, andere rannten davon. Castiel hörte das Rauschen der Wellen und spürte das Zittern der Erde, als die Erdplatten wieder übereinander gerieten. Der Tsunami baute sich auf, die Wellen wurden Richtung Küste immer kräftiger - heute würden Menschen sterben. Castiel würde ihre Seelen beruhigen und begleiten, doch er wollte den großen Moment nicht verpassen. Ein weinender Junge rannte Richtung Wasser, brüllte einen Namen. Castiel hielt ihn auf, in dem er seinen Arm um den Oberkörper des Kindes schlang. Gerötete Augen, vor Schreck weit aufgerissen, starrten ihn an.  „Hab keine Angst“, sagte Castiel und seine Augen glühten auf, als seine Gnade sich der Seele des Jungen entgegen streckte, um ihn zu beruhigen. Der Junge zog scharf die Luft ein. Vergessen war der herannahende Tsunami, die immer größer werdende Welle – das Bedürfnis zu helfen. In diesem Moment sah Castiel das Schicksal des Jungen vor sich: er ertrank, auf der Suche nach seiner Schwester.  Da selbst er das Schicksal nicht verändern durfte, ließ er den Jungen ziehen, blickte ihm nur hinterher. Die Seele behielt er jedoch bei sich.  Allmählich richtete Castiel sich wieder auf. Viele würden heute einen qualvollen, langsamen Tod sterben. Wäre es nicht angenehmer, er würde ihre Seelen direkt an sich binden und ihnen so ihre Qualen ersparen? Castiel würde ihnen helfen und im Gegenzug dafür würden die Seelen ihm mehr Macht geben, die Menschen würden ihm somit genauso viel helfen.  Castiel blickte zurück zur Küste. Er hatte eine noch bessere Idee. Castiel hob die Hand, die Welle gewann an Größe, ehe sie an der Küste brach und das komplette Viertel überschwemmte. Als das Wasser wieder in den Ozean zurückkehrte, kniete Castiel auf dem Boden. Sein Trenchcoat war durchnässt, seine Haare klebten ihm an der Stirn. Keuchend versuchte er sich nicht von der Energie überwältigen zu lassen. Es waren zu viele auf einmal gewesen. Castiel kniff die Augen zusammen, sein Schädel brummte. Ein ungewohntes Gefühl - auf einmal fühlte er sich schwach und zerbrechlich. Etwas warmes floss über seine Lippen, tropfte auf den Boden. Sein Blut vermischte sich mit dem Meereswasser und verschwand im Ozean.  Castiel wischte sich über den Mund, verzog angewidert das Gesicht. Dann stand er wankend auf.  Nicht genug. Es waren noch zu wenig Seelen in ihm, er brauchte mehr– viel mehr.  Mit einem gewaltigen Flügelschlag verschwand Castiel.  Und hinterließ ein in Chaos gestürztes Dorf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)