The best part of me von PanicAndSoul (Is you) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Ungeduldig sah sie auf ihre Armbanduhr. Es war bereits viertel nach 2, er verspätete sich nun schon um ganze 15 Minuten. Sie seufzte und hob ihren Kopf, um nach ihm Ausschau zu halten. Eigentlich nahm sie sich jedes Mal vor, ihm eine andere Uhrzeit mitzuteilen, damit er endlich mal pünktlich war, doch irgendwie machte sie es dann doch nicht. Ungeduldig wippte ihr Fuß auf und ab, ihre Arme waren vor ihrem Körper verschränkt. Wenn er nicht gleich auftauchte, dann würde sie einfach gehen. Sie war so auf die Fußgängerzone vor sich fokussiert, dass sie nicht bemerkte, wie sich jemand von hinten an sie heranschlich. Plötzlich legten sich zwei Hände über ihre Augen und verdunkelten ihren Blick. Im ersten Moment erschrak die junge Frau sich fürchterlich, doch der vertraute Geruch, den sie kurz darauf wahrnahm und sein melodisches Lachen, welches er bei ihrem leisen Aufschrei nicht unterdrücken konnte, verrieten ihn sofort. Noch immer lagen seine Hände auf ihren Augen, als er etwas halbherzig versuchte, seine Stimme zu verstellen und fragte: „Na, wer bin ich?“ Natürlich wusste sie bereits, wer da hinter ihr stand. Aber sie würde es sich nicht nehmen lassen, sich auch einen Scherz mit ihm zu erlauben. Sie tat, als müsse sie wirklich überlegen und betastete dabei seine Hände. „Hmmm. Mal überlegen. Oh, bist du vielleicht dieser süße Typ aus der Uni, dieser Hideki?“, fragte sie und lachte. „Hideki?“ Als er sie losließ und sie sich umdrehte, wurde ihr Lachen nur noch lauter. Takeru starrte sie mit hochgezogener Augenbraue ungläubig an. „Den findest du süß?“ Sie legte einen Finger an die Lippen und tat so, als überlegte sie. Dann zuckte sie mit den Schultern und antwortete: „Nein, aber ich hab erreicht was ich wollte. Es hat dich geärgert. Das hast du davon, dass du mich warten lässt.“ Nun lächelte sie ihn wieder an, was bewirkte, dass sich der blonde junge Mann verlegen am Kopf kratzte. „Entschuldige. Ich musste laufen, weil ich meine Bahn verpasst habe. Verzeihst du mir?“ Sein schiefes Lächeln bewirkte genau, was er beabsichtigt hatte, nämlich, dass Hikari ihm nicht länger böse sein konnte. „Das weißt du doch, du Doofmann.“, sagte sie und knuffte ihm gegen die Schulter. „Und darum…“, begann er und legte einen Arm um sie, während sie losgingen, „…bist du einfach die beste Freundin auf der ganzen weiten Welt.“ Hikari lachte. „Ja, stell dir mal vor. Mimi hätte dir schon eine riesen Szene gemacht.“ Takeru, der immer noch den Arm um sie gelegt hatte, stimmte ihr zu: „Und was für eine. Auf offener Straße und vor allen Leuten. Ich hätte sicher einen langen Entschuldigungsbrief verfassen müssen. Oder direkt ein Plakat.“ „Ich hätte auch gerne ein Entschuldigungsplakat.“, überlegte Kari und merkte, wie der Blonde neben ihr zu lachen begann. „Das war kein Witz. So oft wie du zu spät kommst, hätte ich schon eins verdient. Du raubst mir ziemlich viel von meiner Zeit.“ Doch da auch die junge Frau bei dem Gedanken an ein Plakat, auf dem in riesen Schrift „Entschuldige, dass ich immer zu spät bin“, stand, lachen musste, verwarf sie diesen Wunsch schnell wieder. „Und Yolei?“, fragte Takeru. „Oh, die würde dich einfach stehen lassen, sofort, wenn du nicht pünktlich bist. Ich war einmal ein paar Minuten zu spät. Ein einziges Mal in meinem Leben und sie war schon weg.“, erwiderte Hikari. T.K. schüttelte den Kopf. „Dann ist sie als beste Freundin auch raus. Bleibt nur noch Sora. Die würde bestimmt auf mich warten.“, überlegte er laut. Kari blieb stehen und wand sich aus seinem Arm, um die Hände besser in die Hüften stemmen zu können. „Du möchtest mich also wirklich durch Sora ersetzen?“, fragte sie empört und viel lauter, als für sie üblich. Überrascht über ihre heftige Reaktion weiteten sich Takerus Augen. „Kari, ich würde dich doch niemals ersetzen! Das war doch nur so dahin gesagt. Ich…“, rang er nach Worten, doch als er ihr Grinsen sah, stoppte er und funkelte sie an. „Du hast mich auf den Arm genommen.“, sagte er. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte nur einmal testen, wie Mimi so reagieren würde. Ist aber nichts für mich.“, antwortete sie und hakte sich bei ihm unter, um ihn zum Weitergehen zu bewegen. „Nein, wenn du wie du bist, gefällst du mir auch am besten.“, stimmte er ihr zu. „Schau, da ist das Restaurant.“ Sie waren noch eine Weile gelaufen und hatten sich darüber ausgetauscht, ob sich Hikari wohl einen neuen besten Freund zulegen sollte, damit sie endlich mal pünktlich an ihre Ziele kam, doch sie kam zu dem Schluss, dass auch Takeru nicht ersetzt werden konnte. „Dann lass uns endlich essen, ich verhungere gleich.“ „Wenn du eher da gewesen wärst…“, begann sie. „… Hätte ich auch eher was zu essen bekommen, ich weiß.“, beendete er seufzend den Satz. Sie kicherte und trat dann durch die Tür, die Takeru ihr aufhielt. Das Restaurant war klein und außer den beiden schien kein anderer Gast da zu sein. Doch Hikari hatte unbedingt hier her kommen wollen, da es eine Empfehlung von Codys Großvater war. Als sie das letzte Mal bei Cody zu Besuch waren, hatte er sehr von dem Essen hier geschwärmt und da die Besitzerin eine alte Bekannte von ihm war, kam er wohl auch sehr häufig hier her. Seit dem lag die junge Frau ihrem besten Freund ständig in den Ohren, dass sie gerne mal hier essen gehen wolle und heute hatten sie endlich die Zeit dafür gefunden. Die Tür fiel hinter den beiden ins Schloss und da kam bereits eine alte, freundlich ausehende Dame aus einem Raum hinter dem Tresen. „Guten Tag.“, begrüßte Hikari sie. „Oh guten Tag, was für ein reizendes Paar. Ihr wollt bestimmt etwas essen.“, erwiderte die Frau und führte die beiden direkt zu einem der Tische. Takeru und Hikari waren es gewohnt, dass man sie für ein Paar hielt, also antwortete der Blonde ganz automatisch, als er sich bereits hinsetzte: „Danke, aber wir sind gar nicht zusammen.“ Die Augen der Frau ruhten einen Moment auf ihm, dann legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie drehte sich um. „Wenn ihr das sagt. Naja, ich bringe euch die Karte.“ Als sie weg war, beugte sich T.K. ein wenig zu Kari und flüsterte: „Das war schräg. Irgendwie finde ich es gruselig hier. Bist du sicher, dass wir hier essen sollten?“ Die junge Frau kicherte und antworte: „Ach komm, sie wirkt doch ganz nett. Außerdem erinnert sie mich etwas an Codys Großvater. Der ist auch manchmal schräg, aber wir essen auch immer, was er uns anbietet. Und wir leben noch.“ Darauf wusste Takeru keine Erwiderung. Als die alte Frau die Karte brachte, bestellten sie direkt etwas zu trinken und wenig später auch ihr Essen. Sie entschieden sich jeder für eine andere Sorte Nudelsuppe. „Hätte Davis gewusst, dass wir heute Nudelsuppe essen, hätte er sicher mitgewollt.“, sagte Takeru und sah sich im Raum um. Er war seltsam eingerichtet. Überall standen alte Vasen und antik wirkender Kitsch herum. Hikari schmunzelte über seine Worte. „Ja, das dürfen wir ihm auf keinen Fall erzählen.“  Die Ladenbesitzerin kehrte zurück und brachte erst ihre Getränke, wobei der Blonde gerne schon aufgesprungen wäre, um ihr das Tablett abzunehmen, damit sie nicht hinfällt. Wenig später kam auch schon ihr Essen. Etwas skeptisch nahm T.K. die Stäbchen und roch an der Suppe. Doch er musste zugeben, der Duft überzeugte ihn schon einmal. Hikari nahm ihre Schüssel, wünschte ihrem Gegenüber einen guten Appetit und probierte. Es schmeckte köstlich. Codys Großvater hatte also wirklich nicht übertrieben. Auch der junge Mann nahm vorsichtig den ersten Schluck der Suppe. „Wow, schmeckt wirklich gut!“, sagte er überrascht. „Ja, oder?“, pflichtete seine beste Freundin ihm bei. Also begann auch Takeru nun richtig zu essen, jetzt, da er sich überzeugt hatte, dass man ihn nicht vergiften wollte. Nach einer Weile kam die alte Dame und fragte, ob sie den beiden noch etwas bringen könne, sie sagten ihr, wie lecker die Suppe sei, was sie sehr freute. Nach dem Essen unterhielten sich die beiden noch eine Weile, ehe sie bezahlten und sich von der Besitzerin verabschiedeten. „Kommt gerne mal wieder. Ihr hübsches nicht-Pärchen.“, sagte sie mit einem Augenzwinkern, als die beiden grade zur Tür hinausgehen wollten. Draußen schaute Takeru Hikari an und schüttelte erneut den Kopf. „Gruselig.“, sagte er und die beiden fingen an zu lachen. „Ja etwas, aber das Essen war wirklich sehr lecker.“, sagte sie und hakte sich wieder bei ihm unter, während sie sich auf den Nachhauseweg machten. „Vielleicht nehmen wir nächstes Mal einfach Codys Großvater mit, dann kann er sich mit ihr unterhalten und wir können in Ruhe essen.“, überlegte Takeru. Hikaris Augen funkelten. „Also gehen wir nochmal hier hin?“, fragte sie und strahlte ihren besten Freund an. Er zuckte mit den Schultern. „Das Essen war gut und dir hat es ja gefallen, also kann ich auch über die gruselige alte Frau hinwegsehen. Aber nur, weil du es bist.“ „Wie gütig von dir.“, erwiderte sie und lachte ihr glockenhelles Lachen. Dass sie aus einem anderen Grund, als wegen des Essens noch einmal hier her kommen würden, ahnten die beiden zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Als Hikari in dieser Nacht in ihrem Bett lag, beschlich sie das Gefühl, dass mit der Nudelsuppe vielleicht doch nicht alles in Ordnung war. Ihr war furchtbar heiß und schwindelig und egal wie sie sich in ihrem Bett drehte und wendete, sie konnte einfach nicht einschlafen. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und stand auf, um etwas zu trinken. Sie schaltete das kleine Licht in der Küche ihrer Studentenwohnung, die sie seit gut einem halben Jahr bewohnte, ein und leerte die Flasche Wasser in einem Zug. Dann griff sie nach ihrem Handy, welches sie aus ihrem Schlafzimmer mitgenommen hatte und schaute darauf. Es war bereits halb 3. Sie wollte das Telefon schon wieder beiseite legen, da blinkte eine Nachricht auf. Hikari tippte darauf und las: „Was war denn bitte in dieser Suppe? Wolltest du mich heimlich umbringen?“ Ein leises Lachen entfuhr ihr. Also ging es Takeru genauso schlecht wie ihr. Sie überlegte kurz, ihm zurück zu schreiben, drückte stattdessen aber auf den Button für Videoanrufe. Es klingelte nur kurz, dann ging er schon ran. Er sah genauso mies aus, wie sie sich fühlte, was sie noch einmal zum Lächeln brachte. „Du siehst scheiße aus.“, sagte er, als könne er ihre Gedanken lesen. „Danke, gleichfalls.“ Erwiderte sie und nahm noch einen Schluck Wasser aus einer neuen Flasche. Jetzt war es an ihm, zu lächeln, wenn auch etwas halbherzig. Sie sah, wie er sich in seinem Bett auf die Seite drehte und seinen Arm unter den Kopf schob. „Also, du willst mich also heimlich umbringen?“, fragte er in die Kamera. „Was heißt hier heimlich? War mein Versuch nicht deutlich genug?“, erwiderte sie und sein Grinsen wurde breiter. Hikari stütze sich mit den Ellenbogen auf ihre Arbeitsplatte und hielt das Handy vor sich. Takeru schloss die Augen und eine Weile schwiegen sie. Doch es war nicht unangenehm. Im Laufe der Jahre hatten die beiden gelernt, dass sie auch gemeinsam Zeit verbringen konnten, wenn sie einfach mal nichts sagten. Manchmal saßen sie einfach nur da und genossen, dass der jeweils andere da war, es gab ihnen Sicherheit. Vor allem in Momenten, in denen es einem von ihnen schlecht ging. Oder wie jetzt, wo sie beide das Gefühl hatten, sie müssten sterben. Irgendwann merkte Hikari, wie ihre Beine und ihre Augenlider immer schwerer wurden. Sie wollte Takeru grade mitteilen, dass sie sich hinlegen wollte, da bemerkte sie seine gleichmäßigen Atemzüge. Er war bereits eingeschlafen. Ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen. Auch das war nichts Ungewöhnliches. Es war schon oft vorgekommen, dass einer von ihnen nicht hatte schlafen können und sie daraufhin telefoniert und Videogechattet hatten und irgendwann waren sie dann immer mit dem Telefon in der Hand eingeschlafen. Deshalb hatten sie sich auch angewöhnt, ihre Handys immer schon vorher an das Ladekabel anzuschließen, damit der Akku nicht mitten in der Nacht versagte. So leise sie konnte, schlich Hikari in ihr Schlafzimmer und nahm sich das Ladekabel, um ihr Telefon anzuschließen. Dann legte sie sich in ihr Bett und platzierte das Handy neben sich. Als sie die Augen schloss, hörte sie nur noch das gleichmäßige atmen ihres besten Freundes, welches sie in einen traumlosen Schlaf begleitete. Irgendwann fing sie doch an, zu träumen und nun befand sie sich auf einer wunderschönen Wiese. Um sie herum war alles grün es wuchsen die verschiedensten Blumen in den allerherrlichsten Farben. Hikari ging in die Hocke, um ihre Hand durch das Gras streifen zu lassen und war erstaunt, wie echt es sich anfühlte. Ihre Fingerspitzen berührten eine rosafarbene Rose und sanft strich sie über die Blütenblätter. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Kari?“ Sie hob ihren Blick und sah direkt in Takerus blaue Augen. Er kam einen Schritt auf sie zu und half ihr, sich aufzurichten. „Jetzt träum ich sogar schon von dir.“, sagte er kopfschüttelnd und grinste sie an. Sie sah zu ihm auf und erwiderte verwirrt: „Aber das ist doch mein Traum, wie kannst du dann von mir träumen?“ Nun wirkte auch Takeru verwundert, denn er zog eine Augenbraue hoch und sah sich um. Er hielt noch immer ihren Arm, weil er ihr hochgeholfen hatte und nun klammerte sie sich an ihm fest. Sofort spürte er, dass sie beunruhigt war. „Kari, bist du grade wach?“, fragte er und sah sie an. Sie versuchte sich an das letzte zu erinnern, was ihr einfiel, doch sie wusste nur noch, dass sie sich schlafen gelegt hatte. Sie schüttelte mit dem Kopf. „Ich glaube nicht. Ich denke, wir schlafen.“, antwortete sie und spürte, dass sie recht hatte. „Aber das kann doch nicht sein. Wie kannst du denn in meinen oder ich in deinen Träumen sein?“, fragte Takeru und seine Stirn legte sich in Falten. Doch auch die junge Frau hatte darauf keine Antwort. „Ich weiß es nicht. Aber wenn du hier bei mir bist, dann habe ich keine Angst.“, sagte sie und lockerte ihren Griff um seinen Arm etwas, doch sie ließ ihn nicht los. „Ich passe immer auf die auf. Das habe ich dir als Kind versprochen und daran werde ich mich immer halten.“, gab er zurück und erhielt als Antwort ein liebevolles Lächeln von ihr. Plötzlich löste sich die Wiese um sie herum auf. Die Blumen verschwanden und der blaue Himmel färbte sich schwarz. Takeru schlang sofort seine Arme um Hikari und zog sie enger an sich. Ihre Hände krallten sich in seinen Pullover und er spürte, dass sie Angst hatte. Wieso spürte er ihre Angst so deutlich? Er kannte sie zwar sehr gut, aber eigentlich dürfte er doch ihre Gefühle nicht spüren. Prüfend sah er zu ihr hinunter und nun schlich sich zu ihrer Angst auch Verwirrung, seine Verwirrung. Er spürte, wie ein Wind aufkam und etwas an ihnen zog und zerrte. Der Sturm wurde immer heftiger und alles um sie herum war schwarz. In Hikaris Augen stand blanke Panik. Noch immer klammerte sie sich an ihm fest, als sie verzweifelt rief: „Lass mich bitte nicht los.“ „Niemals!“, versprach er. Dann schloss sie die Augen und drückte sich gegen ihn um zu warten, bis es vorbei war. Keuchend und zitternd wachte Hikari auf. Sie setzte sich in ihrem Bett auf und stellte erleichtert fest, dass sie nur einen Alptraum hatte. Dieser Traum… er war so real gewesen. Und sie hatte mit Takeru gesprochen, da war sie sich ganz sicher gewesen. Takeru, sie musste sich vergewissern, ob es ihm gut ging. Kari beugte sich zu ihrem Nachttisch hinüber, um die Lampe einzuschalten. Doch sie konnte sie beim besten Willen nicht finden. Also tastete sie nach ihrem Handy. Ihre Glieder fühlten sich seltsam und schwer an, so, als gehören sie nicht ihr. Sicher eine Nachwirkung des Traumes oder der Suppe. Oder von beidem zusammen. Als sie ihr Handy endlich fand, starrte sie darauf, doch es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. Da ließ sie ein plötzlicher Schrei aus dem Telefon zusammenfahren. Instinktiv tastete sie noch einmal nach einem Lichtschalter und fand ihn diesmal. Das grelle Licht schmerzte in ihren Augen. Auch bei ihrem Videochatpartner wurde das Licht eingeschaltet und Hikari blinzelte verwirrt auf den Bildschirm. Wieso sah sie auf ihr Zimmer? Und war der Schrei, den sie gehört hatte, nicht von einer weiblichen Stimme gekommen? Langsam hob sie den Kopf und nun erkannte sie, dass sie gar nicht in ihrem Zimmer, sondern in einem ganz anderen saß. Es war ihr erst gar nicht aufgefallen, weil es ihr auch so vertraut war, wie ihr eigenes, aber nun bemerkte sie, dass es Takerus Schlafzimmer war, in dem sie sich befand. Wie um alles in der Welt, war sie hier hergekommen? Und wenn sie hier war, dann war T.K. also bei ihr? Das ergab doch alles keinen Sinn. Unfähig, etwas zu sagen, starrte sie weiter auf das Handy in ihrer Hand und wartete, ob Takeru eine Erklärung hatte. Als das Bild sich bewegte, wurde die Kamera jedoch erst einmal in eine andere Richtung gehalten. „Kari, ich weiß nicht was los ist.“, sagte eine weibliche Stimme, nein, sagte IHRE Stimme in die Kamera. Dann wurde das Bild gedreht und sie schaute direkt in ihre braunen Augen. „Heilige…“, sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen, denn die Stimme, mit der sie sprach, war nicht ihre eigene, sondern die, von Takeru. Sie sprang auf und rannte ins Badezimmer und sah in den Spiegel. Ein Schrei entfuhr ihr, als sie seine blauen Augen daraus schockerfüllt anstarrten. Sie hob das Handy, welches sie nun auch als seines und nicht als ihres identifizierte, wieder vor das Gesicht und schrie: „Was soll das?“ Takeru schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Als ich nach diesem fürchterlichen Traum aufgewacht bin wollte ich zur Toilette. Und dann habe ich gemerkt, dass etwas sehr komisch war.“ Hikari wurde knallrot. „Du… du warst auf Toilette. In meinem Körper?“ Takeru verdrehte die Augen. „Das findest du jetzt das Wichtigste an der ganzen Sache? Hier passiert grade voll der Freaky Friday Scheiß mit uns und dir ist wichtig, ob ich auf Toilette war?“ Hikari musste unwillkürlich kichern, was in T.K.s Körper alles andere als männlich aussah. „Und dabei mochtest du den Film überhaupt nicht, weil du meintest er wäre total unrealistisch. Ist das jetzt Karma?“ „Ich lache drüber, wenn wir rausgefunden haben, wie wir uns wieder zurücktauschen, okay?“ Takeru verschränkte die Arme vor der Brust und seine Augen weiteten sich. Sofort ließ er die Arme wieder sinken. „Was ist?“, fragte Kari und musterte ihn verwirrt. „Nichts.“, stammelte er und  lief prompt knallrot an. „Jetzt sag schon.“, drängte ihn die junge Frau. „Du trägst keinen BH.“, antwortete Takeru und vermied es, seine beste Freundin anzusehen. Auch Hikari wurde rot. „Ja weil… weil das zum schlafen sehr ungemütlich ist.“ Eine Weile herrschte unbehagliches Schweigen und sie vermieden jeglichen Augenkontakt. Irgendwann seufzte Takeru und sagte: „Ich packe ein paar meiner, ich meine deiner Sachen und komme dann rüber. Wir müssen uns einen Plan überlegen und es wäre besser, wenn wir dafür an einem Ort wären.“ Hikari nickte zustimmend. Dann hob sie jedoch die Hand und erwiderte: „Warte mal, wenn eine Frau mitten in der Nacht alleine über den Campus läuft wäre das nicht so gut. Wir machen es anders herum. Ich packe ein paar deiner Sachen und komme dann zu dir, also zu mir, rüber. Sag mir, was ich einpacken soll und dann bin ich gleich da.“ Er stimmte ihr zu und so machte sie sich daran, einige seiner Sachen einzupacken und sie machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung, die nicht weit von seiner weg entfernt lag. Was auch immer mit ihnen geschehen war, zusammen fanden sie es eher heraus, als getrennt. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- „Es ist total absurd.“, murmelte Takeru und berührte vorsichtig Hikaris, also eigentlich sein eigenes, Gesicht. Sie runzelte die Stirn und wischte seine Hand weg. „Jetzt lass das doch endlich, du machst seit einer halben Stunde immer nur das Gleiche. Lass uns endlich überlegen, was passiert sein könnte.“ Takeru lehnte sich zurück und seufzte. „Also es hat definitiv etwas mit diesem merkwürdigen Traum zu tun, den wir beide hatten, so viel haben wir schon rausgefunden.“ Hikari nickte und umkreiste das Wort „Traum“ auf ihrem Notizzettel, noch einmal deutlicher. „Ja, stimmt. Der hat sich so real angefühlt. Als wären wir wirklich dort gewesen.“, überlegte sie laut und tippte sich mit dem Stift gegen die Lippen. Takeru musterte sie und musste plötzlich grinsen. „Was ist?“, fragte Hikari verwundert. „Ich dachte grade nur, wie vertraut mir deine Gesten sind und dass es tröstlich ist, dass sich das nicht geändert hat. Auch wenn es komisch ist, seinen eigenen Körper dabei zu beobachten, wie du sie ausführst.“, antwortete er. „Ach ja? Na ich könnte dir spontan aber auch ein paar Angewohnheiten nennen, die du hast und die an mir komisch aussehen.“ „Die da wären?“ Sie begann, sein für ihn typisches, sich am Kopf Kratzen und das schiefe Lächeln, wenn er verlegen war, nachzuahmen. Er lachte auf. „So sehe ich dabei aus?“, fragte er. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich finde es süß. Und du weißt ganz genau, dass ich dir nicht lange böse sein kann, wenn du das machst.“, antwortete Hikari. „Also wenn wir jetzt schon so anfangen.“ Er rutschte zu ihr hinüber und legte seine Hand auf ihren Arm. Der Blick aus den braunen Augen fing ihren direkt ein und er schaute sie durchdringend daraus an. Sie schluckte schwer. „Meinst du, wenn du mich aus diesen riesigen, braunen Augen, anschaust, kann ich dir böse sein?“, fragte Takeru. Hikari schüttelte automatisch mit dem Kopf. Ein Grinsen legte sich auf Takerus Gesicht und er rutschte wieder von ihr weg. Schaute sie ihn wirklich mit solch einem Blick an? Kein Wunder, dass die beiden so gut wie nie stritten. Sie hatten im Laufe der Jahre scheinbar genau gelernt, wie sie den jeweils anderen dazu brachten, ihm zu verzeihen. „Ach, Kari?“ Er riss sie aus ihren Gedanken und sie sah ihn an. „Hm?“ „Du, also ich, oder mein Körper? Egal, ich habe heute Nacht wegen dieser Suppe unheimlich geschwitzt und müsste mal duschen.“ Sie begriff erst nicht so recht, worauf er hinaus wollte. Doch mit einem Mal fiel ihr auf, dass auch sie dringend duschen müsste. Und dass nun Takeru in ihrem Körper steckte. Als sie knallrot anlief, seufzte ihr Gegenüber auf. „Das habe ich mir auch gedacht.“, brummte er und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, noch eine seiner Angewohnheiten, nur, dass nun deutlich mehr Haare im Weg waren. „Vergiss es.“, sagte Hikari bestimmt. „Möchtest du, dass ich verschwitzt und, entschuldige bitte, stinkend durch die Gegend laufe?“, fragte er und zog eine Augenbraue hoch. Sie überlegte kurz. „Ja, doch. Mach das. Aber du gehst nicht in meinem Körper duschen.“, schloss sie. „Ich war doch auch schon auf Toilette.“, argumentierte er. Sie stöhnte auf und schlug sich die Hände vor das Gesicht. Plötzlich fiel ihr auf, dass auch sie irgendwann auf Toilette würde gehen müssen. Sie blinzelte ihn durch die Finger hindurch an. „Wir müssen das so schnell es geht rückgängig machen!“, sagte sie bestimmt. Takeru nickte. „Aber bis dahin sollten wir uns erst einmal unauffällig verhalten. So machen es die Leute in den Filmen doch auch immer.“, überlegte er. „Stimmt wohl. Also verraten wir es keinem?“, fragte sie und nahm die Hände vom Gesicht. „Wer weiß, ob dann nicht noch etwas Schlimmeres passiert.“, sagte Takeru und sah sie an. „Aber normal verhalten heißt auch, dass wir in die Uni gehen. Und, dass wir uns duschen müssen.“ Hikari knirschte mit den Zähnen. Sie wusste, dass er recht hatte, doch bei dem Gedanken, dass er sie nackt sehen würde, oder sie ihn… Da kam ihr eine Idee. „Warte mal eben.“, sagte sie und sprang auf. Sie huscht in ihr Schlafzimmer und holte eine Schlafmaske aus der Schublade ihres Nachtschranks. Dann kramte sie in ihrem Kleiderschrank und zog einen kurzen, schwarzen Schal hervor. Mit beidem kehrte sie wieder zurück zu Takeru und hielt es ihm hin. Er zog eine Augenbraue hoch. „Das ist nicht dein Ernst?“, fragte er, als er das Ergebnis ihrer Idee sah. „So, oder du wirst stinkend rumlaufen.“, antwortete sie bestimmt. Seufzend nahm er ihr die Schlafmaske ab. „Darf ich mich denn wenigstens einseifen?“, fragte er durch die Tür, die einen Spalt geöffnet war und vor der sie stand. „Eigentlich nicht…“, rief sie zurück. „Und wie soll ich mich dann waschen?“ Man merkte ihm an, wie genervt er war, doch Hikari war das alles so unangenehm, dass Takeru ihr zu Liebe so geduldig mitmachte, wie er nur konnte. Sie überlegte kurz, dann nahm sie zwei Waschlappen und warf sie in die Dusche. „Aber wirklich nur ganz schnell. Bitte.“, sagte sie. Takeru, der die Schlafmaske trug und nichts sah, erschrak, als ihn die Waschlappen aus dem Nichts trafen. Er beeilte sich wirklich. Und er bemühte sich auch, nicht daran zu denken, dass er grade den Körper seiner besten Freundin berührte. Aber es war wirklich furchtbar schwer, zumal er jede Berührung spürte. Als er fertig war, wickelte er sich in ein dickes Handtuch und Hikari bestand darauf, ihm beim Anziehen zu helfen. Wenn er ehrlich war, hätte er spätestens beim BH sowieso ihre Hilfe gebraucht. Wie bekamen Frauen diese Teile nur alleine an? Als er angezogen war, sah er sie an. „So, du bist dran. Bereit?“, fragte er und nahm den Schal. „Nein.“, sagte sie, drehte sich aber trotzdem um, damit er ihn ihr umbinden konnte. Es gestaltete sich schwieriger, als er gedacht hatte, immerhin war er nun, da er in ihrem Körper steckte, um einiges kleiner, als sie. Trotzdem schafften sie es irgendwie, Hikari die Augen zu verbinden und sie tastete sich langsam voran in das Badezimmer. Zum Glück war es ihr eigenes, daher kannte sie es in und auswendig. Mit zitternden Händen begann sie, sich zu entkleiden und stieg in die Dusche. Da sie nichts sah, tastete sie sich vorsichtig voran, um nicht hinzufallen. „Schaffst du es?“, fragte Takeru vor der Tür. „Ja, irgendwie geht es schon.“, antwortete sie und stellte erleichtert fest, dass sie bereits den Wasserhahn der Dusche fühlen konnte. Trotz dessen, dass Hikari gefühlt tausend Mal betont hatte, dass dies wohl der schlimmste Tag in ihrem Leben war, hatte sie es doch irgendwie geschafft, sich zu duschen und anzuziehen. „Ich verstehe nicht, wie du so ruhig bleiben kannst.“, sagte sie aufgebracht, während sie sich den Pullover überzog. Rastlos begann sie, im Bad aufzuräumen, während Takeru sie von der Tür aus dabei beobachtete. Als er bemerkte, wie sie immer unruhiger wurde und ihr Atem dabei schneller ging, stellte er sich ihr plötzlich in den Weg. Das Handtuch, welches sie grade wegräumen wollte hielt sie noch immer in der Hand. Sie versuchte, seinem Blick auszuweichen, doch er nahm ihr Gesicht in seine Hände und zwang sie, ihn anzusehen. Was jetzt, da er kleiner als sie war, gar nicht mal so leicht war. „Kari, bitte. Du musst dich beruhigen.“, sagte er sanft. Er hatte sich nicht geirrt, sie stand kurz davor, eine Panikattacke zu bekommen. Noch immer atmete sie schwer, doch jetzt, da er sie berührte und mit ihr sprach, schloss sie die Augen und begann sich etwas zu entspannen. Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge und öffnete dann die Augen. Als Takeru bemerkte, dass es ihr wieder besser ging, sagte er: „So ist es gut. Und jetzt lass uns überlegen, wie wir uns wieder in unsere eigenen Körper zurückbekommen.“ Hikari nickte nur, sie war noch nicht fähig, etwas zu sagen. Doch zu wissen, dass sie nicht alleine war, gab ihr Kraft. T.K. strich ihr mit dem Daumen noch einmal über die Wange, dann ließ er seine Hände sinken und drehte sich um, um ins Wohnzimmer zu gehen. „Aber erst einmal sollten wir etwas essen. Wir haben seit dieser Suppe gestern nichts mehr zu uns genommen.“, stellte er fest. Hikari ließ das Handtuch, das sie noch immer in der Hand hielt fallen und eilte ihm hinterher. „T.K., was, wenn es an dieser Suppe lag?“, fragte sie aufgeregt. „Hä?“ „Na, du hast doch gesagt, dass du die Frau und den Laden gruselig fandst. Und in den ganzen Filmen gibt es immer eine komische alte Frau, die Leute verflucht. Ich finde, wir sollten es zumindest mal in Betracht ziehen.“ Ihre Idee gab ihr wieder neue Hoffnung. Es war ein Ansatz und bisher hatten sie rein gar nichts gehabt. Takeru überlegte kurz, ehe er seufzte. „Naja, es könnte auf jeden Fall nicht schaden, noch einmal dort vorbei zu gehen. Und heute haben wir erst spät Uni.“, überlegte er und sah auf die Uhr. Es war bereits 9 Uhr. Hikari griff sich ihre Handtasche. „Dann lass uns los.“ Takeru schüttelte den Kopf. Hoffentlich machte sich Kari nicht zu viel Hoffnung. Dann stand er auf und nahm ihr die Tasche ab. „Ja gut, aber die nehme ich.“, sagte er. Verwundert blinzelte sie ihn an. „Wie sieht das denn aus, wenn du in meinem Körper mit deiner Handtasche rumläufst. Schon vergessen?“, fragte er und grinste sie an. Und für einen Moment musste auch sie grinsen. Ja, ganz kurz hatte sie es wirklich vergessen, dass sie in seinem Körper steckte. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- „Klopf du an.“, forderte Hikari und stellte sich ein Stück hinter Takeru. „Wieso denn ich?“, fragte er und drehte sich zu ihr. „Na weil… weil du der Mann bist.“, sagte sie. „Im Moment bist du aber eindeutig männlicher als ich.“, erwiderte er mit hochgezogener Augenbraue. Sie sah ihn an. „Dann mach es, weil ich dich darum bitte?“, fragte sie. Takeru seufzte und tat einen Schritt nach vorne. „Hast du ein Glück, dass ich dir einfach keine Bitte abschlagen kann.“, brummte er und klopfte bereits an der Tür. Dann tat er einen Schritt zurück und spürte, dass Hikari seinen Arm umklammerte. Gespannt warteten die beiden. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür, doch es war nicht die alte Dame, die sie am Tag zuvor bewirtet hatte, die darin stand. Es war eine etwas jüngere Version von ihr, sie musste etwa im Alter von Hikaris und Takerus Eltern sein, sah ihr aber wirklich sehr ähnlich. „Kann ich euch helfen?“, fragte sie mit gerunzelter Stirn und sah die beiden an. Takeru ergriff das Wort: „Ja, entschuldigen Sie die Störung. Wir waren gestern hier um zu essen und sind auf der Suche nach der Besitzerin des Restaurants. Ist sie vielleicht da?“ Die Frau sah die beiden vor sich noch einmal prüfend an, dann seufzte sie und antwortete: „Ihr sucht sicher meine Mutter. Was hat sie denn dieses Mal wieder angestellt? Kommt rein. Ich hole sie.“ Dann drehte sie sich bereits um und verschwand im Restaurant. Perplex starrten sich Takeru und Hikari einen Moment an, ehe sie der Frau in den Laden folgten. Es sah noch genauso aus, wie am Tag zuvor. Vor der Verkaufstheke blieben die beiden stehen und warteten. Nach ein paar Minuten kam die etwas jüngere Frau aus dem Raum hinter dem Tresen, gefolgt von der Ladenbesitzerin. „Ah, das hübsche Nicht-Pärchen von gestern.“, sagte sie zur Begrüßung. Takeru nickte ihr zu, dann fragte er: „Können Sie uns vielleicht erklären, was mit uns passiert ist?“ Er hatte den Eindruck, dass er besser war, wenn er offen mit ihr sprach. Und er schien recht zu behalten, denn die alte Frau lächelte ihn auf seine Frage hin wissend an. „Oh ja, das kann ich sehr wohl.“ Die Tochter der Ladenbesitzerin schnaubte und verließ kopfschüttelnd den Raum. Ihre Mutter sah ihr hinterher, lächelte aber immer noch. Als die drei alleine waren, sprach die Dame weiter: „Meine Nudelsuppe hilft den Menschen dabei, zu verstehen, was sie wirklich brauchen. Nicht mehr und nicht weniger.“ Diese Antwort war Hikari zu kryptisch. Sie tat einen Schritt nach vorne und fragte: „Aber was heißt das genau? Und wie können wir das wieder umkehren?“ Sie zeigte auf Takeru und auf sich. Die Frau musterte die beiden genau, ehe sie sagte: „Wenn ihr verstanden habt, was der andere braucht, wird ein Akt wahrer Liebe euch helfen, den Zauber wieder umzukehren. Mehr kann ich euch dazu nicht sagen.“ Dann drehte sie sich um und ging zurück in den Raum, aus dem sie gekommen war. Hikari wollte ihr bereits hinterhergehen, doch da kam die Tochter zurück und sagte bestimmt: „Ihr solltet besser gehen.“ Takeru nahm Karis Arm und widerwillig ließ sie sich von ihm nach draußen begleiten. Als sie bereits ein Stück vom Restaurant entfernt waren, blieben sie stehen und sahen sich an. „Das ergibt alles keinen Sinn. Was meint sie denn damit, dass wir verstehen sollen was wir brauchen? Und was ist mit einem Akt wahrer Liebe gemeint? Meint sie etwa einen Kuss?“, überlegte Takeru laut und spürte, wie seine Wangen sich rot färbten. Doch Hikari schritt ungeduldig auf und ab und sah ihn nicht an. „Es könnte aber auch wie im Film „Die Eiskönigin“ sein. Da ist der Akt wahrer Liebe eine Umarmung unter Schwestern.“, sagte sie und blieb vor ihm stehen. Takeru stöhnte auf. Dieser Film gehörte zu Karis absoluten Lieblingsfilmen und er hatte ihn bestimmt schon 15 Mal mit ihr angeschaut. „Aber musst du dann deinen Bruder in meinem Körper umarmen, oder meinen Bruder? Das ist ziemlich verwirrend. Und das Rätsel um den ersten Teil, zu verstehen, was wir wirklich brauchen, ist auch noch nicht gelöst.“, gab T.K. zu bedenken. Kari seufzte. „Stimmt wohl. Lass uns erst einmal nach Hause gehen, wir müssen nämlich gleich zur Uni.“, sagte sie und wollte sich, wie immer bei ihm unterhaken. Doch es fühlte sich seltsam an, da sie jetzt größer war, als er. Als Takeru ihr Zögern bemerkte, schob er seinen Arm zwischen ihren und verschränkte ihn dort. Aber auch das kam ihnen nicht richtig vor. Als sie eine Weile so schweigend neben einander hergelaufen waren, löste Takeru seinen Arm aus ihrem und sie ließ ihre Hand ebenfalls nach unten wandern. Ihre Hände berührten sich und für einen kurzen Moment überlegte Hikari, sie einfach wegzuziehen. Doch stattdessen folgte sie einem Impuls und ergriff Takerus Hand. Im ersten Augenblick dachte sie, er würde sie sofort wieder loslassen, doch zu ihrem Erstaunen verschränkte er seine Finger mit ihren. Wortlos und darauf bedacht, einander nicht anzusehen, gingen die beiden zurück zum Studentenwohnheim. Bei beiden hatte sich ein unverkennbarer rötlicher Schimmer über die Wangen gelegt. Doch irgendwie fühlten sie sich nun besser, als zuvor. Als sie am Mittag in ihre erste Vorlesung mussten, besprachen sie noch einmal, wie sie sich nun verhalten wollten. Zum Glück war heute ein kurzer Tag und sie hatten die meisten Kurse zusammen. „Also, zu niemandem ein Wort, abgemacht?“ Takeru hielt Hikari seinen kleinen Finger hin. Sie streckte ihm ihren entgegen und verschränkte ihn mit seinem. „Abgemacht.“, sagte sie. Diesen Schwur leisteten die beiden schon seit sie klein waren und sie hatten ihn noch nie gebrochen. Er war wie ein heiliges Symbol ihrer Freundschaft. Einmal hatte Takeru aus Versehen Tais Lieblingstasse fallen gelassen. Hikari und er beseitigten alle Beweise und schworen sich mit dem kleinen Fingerschwur, dass sie nichts verraten würden. Tai hatte seine Schwester wochenlang bearbeitet, um die Wahrheit herauszufinden. Erst fing er an, sie fürchterlich durchzukitzeln, später ignorierte er sie sogar eine ganze Zeit und am Ende schrie er sie sogar einmal an. Aber das Mädchen blieb standhaft und verriet ihren besten Freund nicht. Irgendwann gab Tai auf und bohrte nicht mehr nach. Takeru schenkte ihm zum Geburtstag eine neue Tasse, was Tai zwar verriet, dass er es gewesen sein musste, der seine alte zerstört hatte, aber er ließ es auf sich beruhen. „Und vergiss nicht, du steckst in meinem Körper, also…“, flüsterte Takeru, wurde jedoch unterbrochen, als ein fröhliches „Hallooooo“, hinter ihnen ertönte. Es war Davis, der sich nun zwischen sie drängte und ihnen jeweils einen Arm um die Schultern legte. „Na, was tuschelt ihr beiden denn?“, fragte er und grinste einen nach dem anderen an. Etwas unbehaglich tauschten sie einen Blick, dann lächelte Hikari und antwortete: „Ach, das übliche Zeug, Kari wollte gestern mal wieder so einen komischen Film mit mir gucken und da hab ich ihr grade gesagt, wie unrealistisch das war.“ Takeru sah sie erstaunt an. „Also ich finde, dass Freaky Friday gar nicht unrealistisch ist. Ich sag nur, Karma.“, erwiderte er. Das brachte Kari zum Grinsen. Daisuke sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Es war nichts ungewöhnliches, dass er ihren Unterhaltungen nicht folgen konnte, daher nahm er seine Arme von ihren Schultern und seufzte theatralisch. „Soll da noch einer mitkommen.“, brummte er und betrat bereits den Hörsaal, in dem ihre gemeinsame Vorlesung stattfand. Hikari und Takeru tauschten einen Blick und lächelten wissend. Manchmal war es echt von Vorteil, wenn man einander so gut kannte, wie die beiden. T.K. konnte der Vorlesung kaum folgen. In Gedanken ging er immer wieder durch, was er bereits wusste und schrieb es sorgfältig auf. Neben ihm saß Hikari und warf immer mal wieder einen Blick auf seine Notizen, auch ihr schien es schwer zu fallen, aufzupassen. Daisuke, der auf dem Platz ganz außen neben Kari saß, verwickelte sie in ein Gespräch über das anstehende Sportfest. Takeru tippte mit dem Stift auf seinen Notizblock, als ihm von seiner Sitznachbarin plötzlich ein zusammengefalteter Zettel gereicht wurde. Mit gerunzelter Stirn nahm er ihn entgegen und sah sie fragend an, doch sie grinste nur und deutete auf einen jungen Mann, eine Reihe über ihnen. Es war Hideki, wie Takeru feststellte und als er sah, dass er den Zettel hatte, schenkte er ihm ein Lächeln. Verwirrt drehte er sich wieder nach vorne und faltete das Blatt auseinander. Darauf stand: Hallo Kari, du bist mir schon häufiger aufgefallen, wollen wir mal ausgehen? Takerus Augen weiteten sich. Aber sicher, er steckte ja in Hikaris Körper. Die Nachricht war also gar nicht an ihn, sondern an sie. Einen Moment rang er mit sich. Was sollte er nun tun? Er war ganz klar nicht der Empfänger der Nachricht, also sollte er sie eigentlich an sie weitergeben. Doch etwas in ihm sträubte sich sehr dagegen. Noch einmal starrte er auf die Worte, doch dann entschied er, dass es nicht fair war, sie Hikari nicht zu zeigen und reichte sie, so unauffällig wie möglich, an sie weiter. Sie warf einen kurzen Blick darauf, nahm sich dann einen Stift und kritzelte hastig eine Antwort auf die Rückseite. Dann faltete sie das Blatt so, dass Takeru nicht lesen konnte, was darauf stand und gab es ihm zurück. Mit einer kleinen Bewegung ihres Kopfes bedeutete sie ihm, die Nachricht weiter zu geben, was er auch tat. Als er sich nach einer Weile umdrehte, sah Hideki nicht mehr zu ihm. Nach der Vorlesung, blieb Takeru noch sitzen und als Hikari aufstehen wollte, hielt er ihren Arm fest, um auch sie aufzuhalten. „Was hast du ihm geantwortet?“, fragte er. Davis war bereits auf dem Weg nach draußen. Sie vermied es, ihrem besten Freund in die Augen zu sehen. „Ist das wichtig?“, fragte sie. „Naja, wenn er denkt, dass ich das geschrieben habe, dann schon.“, antwortete er. Sie seufzte. „Ich habe nur geschrieben, dass ich mich geehrt fühle, aber kein Interesse habe. So wie immer.“, sagte sie, leicht genervt. „So wie immer?“ Takeru sah sie erstaunt an. Hikaris Augen weiteten sich, als sie bemerkte, was sie gesagt hatte. „Wie oft ist das denn schon vorgekommen?“, hakte er nach. „Können wir das Thema bitte jetzt vergessen?“ Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wie unangenehm ihr diese Unterhaltung war. Takeru musterte sie noch einmal und beschloss dann, es erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Jedenfalls für diesen Moment. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Als sie den Hörsaal verließen, wartete Daisuke bereits auf sie. Kari ging an ihm vorbei und lief vor ihm und Takeru her. „Also, ich hab mich gefragt, ob wir beide nicht mal ins Kino gehen wollen.“, fragte Davis T.K., der immer noch vollkommen in Gedanken bei Hideki und dem Brief war. „Hm? Ja klar, warum nicht.“, antwortete er geistesabwesend. Daisuke begann, über beide Ohren zu strahlen. „Super, dann haben wir ein Date! Ich hole dich heute um 7 Uhr ab.“, flötete er. „Ein Date?“, fragte Hikari, die nur den letzten Teil des Satzes mit angehört hatte und drehte sich nun zu den beiden um. „Wer hat ein Date?“, fragte sie. Davis grinste sie an. „Kari und ich. Sie hat endlich mal ja gesagt.“ „Hat sie das?“, fragte Hikari und sah Takeru mit hochgezogenen Augenbrauen an, der nicht so ganz folgen konnte. „Was?“, fragte er, als er bemerkte, wie sie ihn anstarrte. „Kann ich dich mal sprechen?“ Kari wartete gar nicht erst auf seine Antwort, sondern zerrte ihn direkt mit sich. Davis war so glücklich, dass er gar nicht bemerkte, wie die beiden verschwanden. „Du hast zugestimmt, mit Davis auszugehen?“, fragte sie gereizt. „Er hat gefragt, ob wir ins Kino gehen, da hab ich ja gesagt. Aber das ist dann doch kein Date.“, stammelte er. „Für ihn aber schon. Weißt du eigentlich, seit wie vielen Jahren er mich schon nach einem Date fragt? Und wie lange ich es schon geschafft habe, nein zu sagen?“ Ihr Blick durchbohrte ihn förmlich. Als ihm klar wurde, dass Davis ihn für Kari gehalten hatte, weiteten sich seine Augen und er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Ich Idiot.“, sagte er. „Ja, du Idiot!“, schimpfte sie. „Wir müssen uns was einfallen lassen, damit dieses Date nicht stattfindet. Bei deinem Talent geht mein erster Kuss auch noch an Davis…“, überlegte Hikari laut. „Dein erster Kuss?“, fragte Takeru erstaunt. Kari spürte, wie sich ihre Wangen röteten. „Ja… mein erster Kuss. Wieso, hast du schon mal jemanden geküsst?“, fragte sie und sah ihn an. „Ähm ja, dich.“, gab er zurück. Nun wirkte Hikari mehr als erstaunt. Schnell fügte er hinzu: „In der dritten Klasse, als wir Wahrheit oder Pflicht gespielt haben.“ Damals war die Pflichtaufgabe, dass Takeru ihr einen Kuss auf den Mund geben sollte. „Aber das zählt doch nicht.“, stammelte sie. „Für mich schon.“ sagte er und sah sie an. „Wie dem auch sei, hast du eine Idee, wie wir das Date verhindern können?“, fragte Takeru, nachdem sie eine Weile unbehaglich geschwiegen hatten. Sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht, aber wir müssen es trotzdem versuchen.“ Als sie wieder zurückkamen, war Daisuke grade dabei, ein großes Sandwich zu verdrücken. Kari setzte sich neben ihn und Takeru hielt bewusst Abstand zu den beiden, so, wie sie es zuvor besprochen hatten. „Hey man.“, sagte Hikari und klopfte Davis auf die Schulter, während sie sich neben ihm niederlies. „Hey.“, gab der Angesprochene zurück und kaute auf seinem Sandwich herum. „Sag mal, kann ich heute Abend mitkommen, wenn ihr ins Kino geht?“, fragte Kari und versuchte, es so beiläufig klingen zu lassen, wie sie konnte. Daisuke schluckte den Bissen, den er im Mund hatte, herunter und antwortete: „Auf gar keinen Fall! Das ist meine große Chance. Du weißt, wie lange ich sie schon nach einem Date frage und endlich hat sie ja gesagt. Sorry, aber du würdest nur stören.“ Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.Hikari seufzte. Eigentlich hatte sie auch nicht erwartet, dass er so schnell nachgeben würde, aber einen Versuch war es wert. „Und wenn ich einfach sage, dass ich krank bin?“, schlug Takeru vor, als sie nach der Uni zurück in Karis Wohnung kamen. „Ja klar, dann kommt er hier vorbei, um dich gesund zu pflegen und findet uns hier zusammen vor. Erklär ihm das mal.“, gab sie zurück und ließ sich auf ihre Couch fallen. „Ich könnte auch sagen, dass ich keine Lust habe.“ „Das würde ihm das Herz brechen. Nein, du hast dich da reinmanövriert, also musst du das wohl oder übel jetzt auch durchstehen.“, Hikari tippte sich mit dem Finge an ihr Kinn. „Woher der Sinneswandel? Du warst es doch, die gesagt hat, wir müssen dieses Date verhindern.“ Takeru runzelte die Stirn und sah sie an. Er hatte sich auf einen Stuhl ihr gegenüber gesetzt. „Du musst ihm einfach klar machen, dass ihr euch nur als Freunde trefft und das kein Date ist.“ Er stöhnte auf. „Klar, weil das auch so einfach ist.“ „Du schaffst das schon. Ich glaube fest an dich.“, sagte sie und streckte ihren Daumen in die Höhe. Das brachte Takeru zum Schmunzeln. Er erhob sich von dem Stuhl, auf dem er saß und ging auf das Sofa zu. Dort ließ er sich neben ihr nieder und legte seinen Kopf an ihre Schulter. „Weißt du, eine gute Sache hat dieser Körpertausch ja doch.“, sagte er. „Und der wäre?“, fragte sie. „Jetzt kann ich mich endlich mal bei dir anlehnen.“ Sie lachte leise auf. „Du kannst dich doch sonst auch bei mir anlehnen.“ „Hmm ja schon, aber irgendwie ist es so rum doch gemütlicher.“, entschied er und schloss seine Augen. Ein unangenehmes Gefühl in ihrem Arm ließ sie aufwachen. Benommen öffnete sie die Augen und sah sich um. Sie lag auf ihrer Couch und musste dort wohl eingeschlafen sein, genau wie Takeru, der sich eng an sie gekuschelt hatte. Hikari stellte fest, dass das unangenehme Gefühl von ihrem eingeschlafenen Arm kam und versuchte sich, so vorsichtig sie konnte, zu drehen. Doch Takeru wachte nun ebenfalls auf. Schlaftrunken sah er sie an. „Immer noch total schräg.“, murmelte er und tippte ihr auf die Nase, die ja eigentlich seine war. Sie lächelte ihn an und streckte sich dann ausgiebig. Nach dieser Nacht hatte es gut getan, sich noch einmal hinzulegen. Dann griff sie nach ihrem Handy und ein Blick auf die Uhr ließ sie leicht panisch werden. „T.K., wann wollte Davis hier sein?“, fragte sie. „Um 7, warum?“ Er reckte sich, um ebenfalls auf die Uhr zu schauen. Es war genau 5 vor 7. Die beiden tauschten einen Blick, dann sprang Hikari auf und lief zu ihrem Kleiderschrank. Hastig zog sie einen sauberen Pullover daraus hervor und warf ihn Takeru zu. „Zieh den an, los.“, befahl sie. Er gehorchte und zog sich bereits das andere Oberteil aus, ohne darauf zu achten, dass er jetzt nur noch im BH da stand. Für einen kurzen Moment hielt er inne und sah an sich herunter. Hikari, die eilig ein paar Sachen für ihn zusammen suchte, kam zurück und bemerkte erst jetzt, dass sie ihm gar nicht die Augen verbunden hatte. „Guckst du mal bitte woanders hin?“, rief sie und warf eines der Sofakissen nach ihm. Hastig hob er seinen Blick, murmelte eine Entschuldigung und streifte sich den Pullover über. Sie waren grade in dem Moment fertig, als es an der Tür klingelte. „Und vergiss nicht, du bist ich.“, sagte Hikari, als sie ihn zur Tür schob und sich selber im Schlafzimmer versteckte. Takeru nickte ihr noch einmal zu, dann ging er zur Tür und öffnete sie. „Hey.“, begrüßte er Davis. „Hallo. Hier, die sind für dich.“, gab er zurück und reichte Takeru ein paar Blumen. „Oh, ähm. Danke. Ich stelle sie eben in eine Vase, dann können wir los.“ Als die beiden im Kino waren, versuchte Davis immer wieder, sich Takeru zu nähern. Aus seiner Sicht hatte er ja ein Date mit Kari. Er wollte die Kinokarten bezahlen, genauso wie das Popcorn, versuchte unauffällig seinen Arm um ihn zu legen oder auch mal seine Hand auf die, seines Sitznachbarn. Irgendwie schaffte es T.K. jedoch, allen Annäherungsversuchen erfolgreich auszuweichen. Als der Film zu Ende war, atmete der Blonde bereits erleichtert auf und ging neben seinem Freund die Straße entlang. Es war fast überstanden. Plötzlich blieb Daisuke stehen und sah ihn an. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen, als er folgendes feststellte: „Du wolltest gar nicht mit mir ausgehen, oder?“ Takeru sah beklommen zu Boden. „Warum hast du mir das nicht einfach gesagt?“, fragte er. Was sollte er ihm antworten? Dies war eigentlich ein Gespräch, das Hikari mit ihm führen sollte und nicht er. Davis seufzte. „Weißt du, es ist okay für mich. Ich glaube, ich habe so eine Ahnung, warum das mit uns nichts wird. Aber ich wollte dir wenigstens einmal gesagt haben, dass ich dich mag. Sonst würde ich es mein Leben lang bereuen.“, sagte er. Takeru sah ihn nun an. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen.“, erwiderte er. „Ich weiß. Aber vielleicht ist genau das dein Problem. Du denkst immer viel zu sehr an alle anderen und viel zu wenig an dich selbst.“ Takeru dachte über seine Worte nach. Er hatte Recht. Für Hikari standen alle anderen immer an erster Stelle. „Aber ich glaube…“, riss ihn Davis Stimme wieder aus seinen Gedanken, „… der wahre Grund, warum wir niemals zusammen sein könnten, ist eigentlich T.K..“ „Was?“, fragte Takeru verdattert. Davis lachte leise. „Naja, solange er in deinem Leben ist, wird es niemals Platz für einen anderen Mann geben. So war es schon immer und so wird es auch immer sein. Ob du es dir nun eingestehst oder nicht.“ Hatte Daisuke Recht? Nahm Takeru Hikari die Chance darauf, mit jemandem zusammen zu sein? Diese Worte gingen ihm auf dem Heimweg nicht mehr aus dem Kopf. Epilog: Epilog -------------- Unruhig schritt sie in ihrer Wohnung auf und ab. Was, wenn etwas schief ging? Wenn Takeru Probleme bekam oder Davis herausfand, dass es gar nicht sie war, mit der er grade ausging? Sie war bereits schon mehrfach kurz davor gewesen, sich ihre Sachen zu schnappen und den beiden zu folgen. Doch was sollte sie sagen, wenn sie sie doch erwischten? Es war einfach zu riskant. Genau in diesem Augenblick hörte sie, wie der Schlüssel in die Tür gesteckt wurde und im nächsten Moment trat Takeru auch schon hinein. Er hatte grade einmal Zeit, die Tür noch hinter sich zu schließen, da wurde er bereits von Hikari in eine Umarmung gezogen. „Ich hab mir Sorgen gemacht. Du hast dich gar nicht mehr gemeldet.“, sagte sie und drückte ihn an sich. Er erwiderte die Umarmung kurz, schob sie dann aber von sich weg. „Was hast du? Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und musterte ihn besorgt. „Ja, alles okay. Ich konnte nur nicht schreiben, wir waren doch im Kino.“, sagte er knapp und zog sich die Schuhe aus. Sie nickte. „Wie war es, hat alles geklappt? Hat er es dir abgekauft?“, löcherte Hikari ihn. „Ja ich denke schon.“ Er war bereits auf dem Weg ins Wohnzimmer, da griff sie nach seinem Arm und hielt ihn auf. „Was ist los? Du hast doch was.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Kurz zögerte er, dann drehte er sich zu ihr um und sah zu ihr auf. „Kari, wie oft wirst du gefragt, ob du mit jemandem ausgehen möchtest?“, fragte Takeru und sah ihr in die Augen. Verwundert über seine Frage ließ sie seinen Arm los. „Keine Ahnung. Wieso ist das denn so wichtig?“ „Bitte beantworte mir einfach meine Frage.“, bat er. Sie druckste etwas herum, dann sagte sie: „Also ein paar Mal im Monat werde ich schon gefragt, aber eigentlich sage ich immer nein.“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Dann fragte er: „Und wieso?“ Sie überlegte. „Ich weiß nicht. Bis jetzt war einfach noch nicht der Richtige dabei, schätze ich. Aber wieso interessiert dich das denn jetzt auf einmal?“ Er atmete tief durch. „Liegt es vielleicht an mir? Halte ich dich davon ab, jemanden kennen zu lernen?“ Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. „Was? Wie kommst du auf so etwas?“ Takeru sah zur Seite. „Wenn es wirklich so ist… Dann kann ich mich von dir fernhalten. Du musst nur etwas sagen!“ Sie sah, wie sehr ihn diese Worte quälten. „Das Allerletzte, was ich will…“, sie legte die Hand unter sein Kinn und hob es an, damit er sie ansehen musste. Dann sprach sie weiter: „…ist, dass du dich von mir fernhältst. Denn wen ich wirklich an meiner Seite brauche, das bist du.“ „Ich brauche dich auch an meiner Seite. Wenn ich dich habe, dann weiß ich, dass ich alles überstehen kann.“, erwiderte er. Sie beugte sich langsam zu ihm hinunter und legte ihre Lippen auf die seinen. In diesem Moment spürten die beiden, wie ein Zucken durch ihre Körper ging und ihnen schwindelig wurde. Es war, als säßen sie auf einer Achterbahn, aber sie konnten trotzdem nicht aufhören, sich zu küssen. Als das Schwindelgefühl nachließ, öffnete Hikari die Augen und keuchte auf. Denn nun waren es nicht mehr ihre braunen, sondern Takerus blaue Augen, die sie anschauten. Er lächelte sie an und betastete ihr Gesicht, so, wie er es zuvor mit seinem eigenen immer gemacht hatte. „So schräg.“, sagte er und sie lachte. „Ein Akt wahrer Liebe war dann also doch ein Kuss.“, stellte er fest. „Hmh und was wir gebraucht haben waren immer nur wir.“, ergänzte sie und beugte sich noch einmal vor, um ihn zu küssen. Takeru beschloss, an diesem Abend trotzdem bei ihr zu bleiben. Irgendwie fühlten sie sich dadurch beide sicherer. Sie lagen bereits in Hikaris Bett und sie hatte sich an ihn gekuschelt, als er plötzlich sagte: „Ich hätte dich gehen lassen, wenn du es gewollt hättest.“ Sie stützte sich auf ihren Arm, um ihn besser ansehen zu können. „Das würde ich niemals wollen!“, sagte sie bestimmt. Er lächelte sie an strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Weißt du, mir ist klar geworden, dass der beste Teil an mir, eigentlich du bist.“ Seine Worte brachten nun auch sie zum Lächeln und sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihre Lippen auf seinen zu platzieren.   2 Monate später: Gemeinsam schlenderten sie durch die Fußgängerzone. Takeru hielt Hikaris Hand und sie unterhielten sich ausgelassen. „Schau mal, da sind unsere Brüder.“, sagte Kari und steuerte auf Tai und Matt zu, die sich ebenfalls in ihre Richtung bewegten. Sie begrüßten sich und Takeru fragte: „Wohin wollt ihr?“ Tai sah sich um. „Codys Großvater hat uns doch mal von einem Restaurant vorgeschwärmt. Das wollten wir mal testen. Wollt ihr mitkommen?“, antwortete er. Takeru und Hikari sahen sich an, dann schüttelten sie gleichzeitig mit dem Kopf. „Ach nein. Wir haben schon gegessen. Aber lasst es euch schmecken!“, sagte die junge Frau und winkte ihren Brüdern zum Abschied. Als die beiden weg waren, warf sich das Paar erneut einen Blick zu und die beiden fingen an zu lachen. „Hast du grade das gleiche gedacht wie ich?“, fragte Takeru seine Freundin. „Du meinst, wie wohl ein Akt wahrer Liebe zwischen unseren ständig streitenden Brüdern aussehen würde?“, antwortete sie und brachte ihren Freund damit wieder zum Lachen. „Aber ein Gutes hatte diese verrückte Nudelsuppe.“, sagte Takeru und beugte sich zu Hikari. „Hmm, was denn?“, fragte sie und lächelte ihn liebevoll an. „Ohne sie, hätten wir uns vielleicht niemals eingestanden, dass wir uns lieben.“ Als Zustimmung überbrückte sie den Abstand zwischen ihnen und legte ihre Lippen sanft auf die seinen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)