Zauberhafte Weihnachten von Coronet ================================================================================ Kapitel 22: Feierlaune [Dobby] ------------------------------ Hogwarts, 1996 Dobby und die Hauselfen von Hogwarts   Ein Hauself zu Weihnachten ist ein Hauself im Stress. Aber nicht Dobby, der sich etwas ganz Besonderes für die übrigen Elfen im Schloss einfallen lässt ...   ***   Die Küchen von Hogwarts liefen in den Wochen vor Weihnachten auf Hochtouren. Tag und Nacht brannten die Feuer, über denen kochende Kessel voller Eintöpfe, Soßen und anderen Leckereien dampften. Dicke Nebelschwaden aus köstlichen Düften zogen durch die Kellergewölbe und ließen so manchem Hufflepuff auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum den Magen knurren. Das Festessen zum Beginn der Weihnachtsferien war in jeder Hinsicht besonders und so gaben die fleißigen Hauselfen sich doppelt so viel Mühe wie sonst, ein wirklich köstliches Mahl zu kochen. Es ging sogar so weit, das ganze Braten über Tage hinweg feingeschmort wurden, bis sie butterzart waren. Jede Stunde pinselte ein Elf die Kruste mit Honig und Kräutern ein. Dobby hatte in seinem ganzen Leben noch nicht so wundervolle Dinge gerochen – und gekostet, wenn keiner hinsah – wie in den Küchen von Hogwarts. Dagegen war das Essen bei den Malfoys geradezu karg ausgefallen. Nicht, weil Dobby nicht kochen konnte, aber selbst diese feinen Zauberer hatten ihm nicht so viel Zeit und Geld für Zutaten gegeben, um etwas Derartiges zu erschaffen. Und alleine konnte sowieso kein Hauself solche Wunder vollbringen, nicht einmal mit Magie. Irgendwann mussten auch die Fleißigsten unter ihnen schlafen. Sie konnten Hogwarts Öfen nur Tag und Nacht betreiben, weil sie so zahlreich waren. Ohne Frage gefiel Dobby seine Arbeit in der Küche. Es gab noch so vieles, was er lernen konnte, und dies tat er mit Begeisterung. Im Moment durfte er den Kollegen über die Schulter schauen, die sich um die Desserts kümmerten. Der Umgang mit der Spritztülle gestaltete sich schwerer als gedacht und seinen Dekorationen fehlte es regelmäßig an der Eleganz, sodass der oberste Konditorelf jedes Mal wieder den Kopf schüttelte und sagte, dass sie es so keinesfalls nach oben schicken konnten. Das weckte in Dobby wiederum den Ehrgeiz, es noch besser zu machen. Der oberste Konditor war ein ziemlich alter Elf, der schon seit Jahrzehnten in Hogwarts diente und dessen Haut inzwischen wie verknittertes Pergament von seinen Knochen hing. Aber in seinen grünen Augen funkelte immer noch ein gewisser Scharfsinn. Die meisten jüngeren Hauselfen hatten einen Heidenrespekt vor ihm, weil er so streng mit ihnen war. Dobby sah in seiner Strenge allerdings die Chance, über sich hinauszuwachsen. Nur hin und wieder, da ärgerte auch er sich sehr. Meist nicht dann, wenn sei eigenes Werk kritisiert wurde, denn ihm war wohl bewusst, dass seine Zuckergussblumen reichlich unsymmetrisch aussahen. Aber die armen anderen Konditoren taten ihm leid, wenn sie mal wieder Nachtschicht um Nachtschicht einlegten und ihren Chef doch nicht zufriedenstellen konnten, wegen Nichtigkeiten, die von den Schülern in der großen Halle ohnehin ignoriert werden würden. Wenn Dobby an manch gefräßiges Kind dachte, dann glaubte er nicht, dass einem von ihnen die schiefen Zuckergussblumen auf der Torte wirklich so sehr ins Auge fallen würden. Manchmal nutzten die paar Hauselfen, die von Dumbledore in eine Chefposition erhoben worden waren, einfach ihre wenige Macht, um sich stärker zu fühlen. Wichtiger. Dabei waren sie letztlich alle gleich. Nur Dobby war anders. Nicht besser, nicht besonderer, aber eben frei. Mehr als einmal hatte er versucht, den übrigen Elfen seinen Standpunkt darzulegen. Über süße Buttercremes und winzige Schokoladenweihnachtsbäume hinweg hatte er ihnen erzählt, warum er sich angesichts der Freiheit gefreut hatte, anstatt weiter ein Sklave der Malfoys sein zu wollen. Er wollte nicht mit seinen Verdiensten prahlen, doch nachdem sie sich von der Freiheit alleine nicht überzeugen ließen, zeigte er ihnen die Sickel, die er bei Dumbledore verdiente. Die meisten Elfen mieden ihn von diesem Zeitpunkt an und sprachen nur noch in gedämpfter Stimme über ihn. Wenn Dobby nicht so glücklich mit seinem selbstgewählten Beruf gewesen wäre, es hätte ihn vielleicht traurig gestimmt. So aber ärgerte ihn eher, dass die anderen Hauselfen sich offenbar mit ihrer Situation abgefunden hatten. Albus Dumbledore wäre sogar bereit, jedem einzelnen Gehalt zu zahlen, mehr als das, was Dobby verdiente, nur war daran erst recht nicht zu denken. Und so schufteten sie alle bis zur Besinnungslosigkeit weiter, als gäbe es einen Pokal dafür zu gewinnen. Dieser deprimierende Gedanke kam Dobby, während er wieder einmal an einer Torte werkelte, die der oberste Konditor sicher nicht abnehmen würde (immerhin bedeutete das, dass es heute reichlich Nachtisch für die Elfen geben würde). Und plötzlich fand Dobby die Idee eines Pokals gar nicht mehr so schlecht. Seine Kollegen arbeiteten alle so hart, dass zweifellos jeder Anerkennung verdient hatte. Besinnlichkeit machte sich überall im Schloss breit, nur nicht in den Küchen. Nicht einmal Weihnachtsdekoration hatte es hierhin geschafft. Je mehr Dobby darüber nachdachte, desto stärker störte er sich daran. Er wusste genau, dass die anderen Hauselfen seine Gedanken wieder nicht verstehen würden, doch er fand, dass sie es sich auch etwas festlich gestalten sollten. Spätestens wenn das Festessen auf den Tischen stand, hatten die Elfen nichts mehr zu tun. Die perfekte Zeit, ein eigenes Fest zu veranstalten. Dobby betrachtete seine krummen und schiefen Zuckerblumen. Nein, das hatte keinen Sinn mehr. Vermutlich würde es ihm Ärger mit dem obersten Elf einbringen, doch mit einem Fingerschnipsen disapparierte er aus der Küche. Glücklicherweise saß der Schulleiter an seinem Schreibtisch. Als er Dobby vor sich sah, lächelte er ihn durch seine Brille hinweg freundlich an. »Dobby, mein lieber Freund, wie kann ich dir behilflich sein?« Der Elf sah etwas verlegen auf die Zehenspitzen seiner verschiedenfarbigen Socken. Albus Dumbledore war ein großer Zauberer und er fühlte sich jedes Mal ganz klein unter seinem wachsamen Blick. Obwohl er wusste, dass der Schulleiter es gut mit ihm meinte. Mit einem tiefen Atemzug nahm er seinen Mut zusammen. »Sir, ich würde gerne eine Weihnachtsfeier für die Hauselfen ausrichten!« Überrascht legte Albus Dumbledore seine Schreibfeder zur Seite. »Eine Feier, hm? Das klingt nach einer hervorragenden Idee. So herrlich wie es zu dieser Zeit aus Richtung der Küchen duftet, leistet ihr da unten sicher eine Menge.« Eifrig nickte Dobby. »Oh ja, Sir, Tag und Nacht bereiten wir das große Festmahl vor! Deswegen dachte Dobby, dass seine Kollegen etwas Freizeit verdient haben. Wenn sie schon kein Geld und keine Kleidung wollen, könnten wir wenigstens eine kleine Feier abhalten.« »Das ist eine schöne Idee, Dobby. Vermutlich möchtest du mich fragen, ob ich dir etwas Dekoration zur Verfügung stellen kann? Vielleicht ein paar hübsche Girlanden und ein Weihnachtsbaum? Musik ist natürlich auch wichtig. Ich finde, es geht doch nichts über eine Feier mit schöner Musik.« Der Schulleiter zwinkerte. »Sir, das wäre wirklich wundervoll«, quiekte Dobby aufgeregt, den Saum seines langen Strickpullovers knetend. »Sie sind wirklich zu großzügig, Sir! Und ... na ja ... vielleicht würden Sie ja eine kleine Rede halten, Sir?« Albus Dumbledores blaue Augen funkelten den Elf freundlich an. »Ja, ich denke, auch das ist eine ausgezeichnete Idee. Bei all der fleißigen Arbeit in den Küchen ist es wohl das Mindeste, wenn wir das angemessen würdigen.« »Großartig! Vielen, vielen Dank Sir!« Glücklich hoben sich Dobbys große Fledermausohren, als er über beide Ohren erstrahlte. »Ich werde Ihre Großzügigkeit nie vergessen, Sir!« »Oh Dobby«, wiegelte der Schulleiter höflich ab, »wenn, dann bin ich derjenige, der dir danken muss für deinen Einsatz gegenüber allen Hauselfen. Du musst mich wirklich nicht ‚Sir‘ nennen. Du hast meinen vollen Respekt verdient.« Das hatte Albus Dumbledore schon öfter gesagt, doch Dobby errötete wie jedes Mal und sah hastig wieder auf seine Socken. Er konnte es einfach nicht über sich bringen, ihn nicht Sir zu nennen. Immerhin war er einer der größten Zauberer aller Zeiten! »Danke, Sir«, piepste er verschämt und verneigte sich tief, ehe er wieder in die Küchen disapparierte.   In den folgenden Tagen vernachlässigte Dobby seine Konditortätigkeiten unfreiwillig ein wenig, während er heimlich noch ein paar eigene Dekorationen für die Feier bastelte. Er zauberte bewegte Bilder von den Elfen auf personalisierte Weihnachtskugeln, zusammen mit netten Worten über jeden – auch den strengen Konditorchef. Für Kreacher, der erst seit kurzem in der Küche arbeitete, fiel es ihm am schwersten, etwas Positives zu finden, doch schließlich besann er sich darauf, dass Kreacher wirklich gute Suppen kochen konnte. Ein paar Mal besuchte Dobby noch den Schulleiter, um sich von ihm Rat einzuholen und natürlich die bestellte Dekoration abzuholen. Die kleine Holztruhe neben Dobbys Bett in den Gemächern der Hauselfen quoll schon bald über mit festlichen Girlanden, einem magischen Plattenspieler und weiteren Kleinigkeiten. Zum Glück war sie mit einem Ausdehnungszauber versehen. Zwei Tage vor dem Fest kam schließlich Hagrid auf ihn zu, einen gewaltigen Baum auf der Schulter, den er frisch aus dem verbotenen Wald hatte. Es hing sogar noch Schnee an den Ästen der Tanne. Und so wurde kurzerhand auch Dobbys Bett selber in Beschlag genommen. Der Halbriese erklärte sich freundlicherweise bereit, Dobby dabei zu helfen, den Baum zu schmücken. Dobby konnte zwar zaubern, doch alles gleichzeitig erledigen ging dann auch nicht, insbesondere wenn man keinen Zauberstab hatte, um die Magie auf mehr als eine Sache zu fokussieren. Am Festtag selber würde er so nur noch die fertige Dekoration herbeizaubern müssen. Während die meisten Hauselfen sich daran gewöhnt hatten, dass Dobby anders war und sich demnach häufig eigenartig verhielt, war Winky die Einzige, die es besser wusste. Daher wunderte es den Elf wenig, dass sie ihn einen Tag vor dem Fest plötzlich finster musterte und direkt fragte, warum er sich so oft aus der Küche stehle. Sie wurde richtig böse und warf ihm vor, dass er wenigstens für sein Geld arbeiten müsse, wenn er schon so undankbar sei und sich bezahlen lasse. Schweren Herzens weihte er sie flüsternd in seinen Plan ein, bevor sie noch einen Aufstand veranstaltete, der alle Aufmerksamkeit in der Küche auf sich zog. Ganz wie Dobby befürchtet hatte, wurden Winkys Augen erst kullerrund, dann fingen ihre Ohren an zu zittern und schließlich schlug sie sich ängstlich die Hände vor den Mund. »Dobby muss übergeschnappt sein«, quiekte Winky aufgeregt, fast schon flehentlich, aber freilich hörte er nicht auf sie, das tat er nie. Der erste freie Hauself hatte seinen eigenen Kopf und wenn er sich eine Idee überlegt hatte, dann konnte nichts und niemand ihn aufhalten, schon gar nicht die stets besorgte Winky. Sie sah aus, als wolle sie sich lieber noch ein Butterbier genehmigen. Immerhin redete sie sich oft genug ein, dass sie sich dann beruhigen würde. Die Wahrheit sah allerdings anders aus. Energisch stemmte Dobby die Hände in die Hüfte. »Winky wird jetzt nicht wieder trinken!«, bestimmte er. »Wir Hauselfen werden einmal Spaß haben, jawohl! Und Albus Dumbledore hat es erlaubt, also kann Winky nicht böse sein.« Sie konnte ja nichts dafür, aber ihre ewigen Jammereien gingen ihm so langsam gehörig auf die Nerven. Das war beinahe so schlimm wie Kreacher, der immerzu darüber meckerte, dass er nicht für diese niedere Arbeit gemacht sei und in einem fort den edlen Harry Potter beleidigte. »Spaß haben?«, kreischte Winky leidvoll auf. »Winky wird nie wieder Spaß haben! Winky hat ihren Meister enttäuscht, Winky verdient keinen Spaß!« Dobby ließ die Schultern hängen und tätschelte seiner unfreiwillig freien Kollegin mitfühlend den Arm. »Dobby sagt, dass jeder Hauself eine Weihnachtsfeier verdient hat. Auch Winky. Besonders Winky.« Damit war das Thema für ihn erledigt, obwohl er genau sah, dass Winky später sehnsüchtig zu dem Kessel voller Butterbier sah. Zumindest passten die anderen Hauselfen mittlerweile auf und hielten sie zurück, bevor sie sich wieder betrinken konnte.   Der Festtag selber näherte sich schließlich mit großen Schritten und inzwischen war Dobby genauso müde wie alle anderen Hauselfen. In aufwändiger Kleinstarbeit wurden die letzten Gerichte für den Abend perfektioniert und da Dobby kaum geschlafen hatte – da war ja ein Baum im Weg – gähnte er ziemlich häufig. Die meisten der kleinen Schnätze, die er auf eine große rote Weihnachtstorte platzierte, waren eher oval geraten und als er sie mit einem Zauber zum Leben erwecken wollte, schlugen sie genauso müde mit den Zuckergussflügeln, wie er sich fühlte. Die Arbeit mochte nicht allzu gelungen sein, aber schmecken würde sie. Er stellte sie direkt für die Feier beiseite und machte sich lieber daran, den übrigen Elfen zu helfen, die Dekorationen zum Leben zu erwecken. Darin war er deutlich gewandter. Es war einfach zu viel Spaß, die filigranen Kunstwerke aus Zucker oder Schokolade in Bewegung zu versetzen. Sobald sich ein hungriger Schüler die Sachen in den Mund schob, würde der Zauber zwar verfliegen, bis dahin war er aber hübsch anzusehen. Am Abend waren alle Elfen zeitgleich auf den Beinen und befüllten genau nach Anweisung die vier Haustische, damit das Essen in die große Halle geschickt werden konnte. Als endlich die glänzenden Platten und Schüsseln voller Dessert nach oben entschwanden, machte sich tatsächlich Heiterkeit unter den Elfen breit. Sie hatten es geschafft, ein weiteres Festessen war gelungen. Selbst der ewig grimmige Kreacher sah recht selbstzufrieden drein, als die Küchenchefs ihren fleißigen Kollegen anerkennend zunickten. Endlich war Dobbys Moment gekommen. Er räusperte sich und kletterte auf einen kleinen Holzschemel. Unzählige große Augen wandten sich ihm beklommen zu. »Liebe Hauselfen von Hogwarts, Dobby hat eine Ankündigung für euch!«, rief er mit magisch verstärkter Stimme, damit auch alle etwas mitbekamen. Inzwischen war es so still in der Küche, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Nur Winkys leises Hicksen in einer der hintersten Ecken war vernehmbar. »Nicht nur die Schüler und Lehrer im Schloss sollen feiern! Auch wir Hauselfen haben eine Weihnachtsfeier verdient, jawohl! Albus Dumbledore selber hat Dobby recht gegeben. Deshalb hat Dobby fleißig geplant, damit wir alle einen schönen Abend haben.« Hunderte Augenpaare blinzelten ihn stumm an. Er hatte ja nicht mit großer Begeisterung gerechnet, doch ein bisschen mehr Enthusiasmus hatte er sich schon erhofft. Aber vielleicht lag es auch an der fehlenden Dekoration. Er schnipste stolz mit den Fingern und von einer auf die andere Sekunde erstrahlte die ganze Küche im festlichen Glanz, wenn man einmal von den dreckigen Kesseln mit Suppenresten absah. Von der Decke baumelten die selbstgebastelten Kugeln voller Bilder und über allen Feuerstellen hingen hübsche Girlanden. Hagrids gewaltiger Weihnachtsbaum drängte sich in eine Ecke, wobei seine Spitze etwas abgeknickt wurde, doch das war nicht weiter schlimm. In einer anderen Ecke stand der Plattenspieler und dudelte ein fröhliches Weihnachtslied. Zufrieden strahlte Dobby auf die Hauselfen herab, die sich ungläubig in ihrer Küche umsahen. Er hörte leise Stimmchen, die sich fragten, was hier vorging und erntete einige misstrauische Blicke. Zum Glück erschien jetzt Albus Dumbledore, der in eine festliche Robe gewandt war. Augenblicklich breitete sich wieder gespannte Stille im Raum aus. Selbst wenn der Schulleiter freundlich zu ihnen herab lächelte, hatten doch alle Hauselfen höchsten Respekt vor ihm. Wie er Dobby versprochen hatte, hielt Albus Dumbledore eine kurze Rede, in der er den Elfen für ihren unermüdlichen Einsatz dankte und betonte, dass er von ganzem Herzen wünschte, dass auch die Hauselfen einen wundervollen Festtag verbringen würden. Als kleines Geschenk – da er ihnen nichts von materiellem Wert geben konnte, ohne sie freizulassen oder zu beleidigen – versprach er allen einen zusätzlichen freien Tag. Zunächst herrschte anhaltende Sprachlosigkeit unter den Hauselfen, doch da trat plötzlich der Konditorchef vor und applaudierte dem Schulleiter. Ihm taten es weitere Elfen nach und ehe Dobby sich versah, klatschten alle für Albus Dumbledore. Auch Kreacher, wie er zufrieden feststellte. Der Schulleiter ließ mit einem Zauberstabschlenker das dreckige Geschirr aus der Küche verschwinden und stattdessen erschienen Kessel voller Punsch und allerhand Leckereien, die unter den Hauselfen beliebt waren, auf den vier Holztischen. Es dauerte einen Moment, bis die Elfen sich herantrauten. Selbst nachdem Albus Dumbledore gegangen war, sahen sie sich noch misstrauisch um, als könnten sie ihr Glück gar nicht fassen. Guten Mutes ging Dobby ihnen voran zum Buffet und schlug sich einen Teller voll mit allem, was er tragen konnte. Nach und nach trauten sich auch andere zum Essen und spätestens eine Stunde später sah man überall Hauselfen, die sich angeregt unterhielten, der Musik lauschten und es sich einmal so richtig gut gehen ließen. Winky umklammerte nur ein Glas Punsch und über ihren Augen lag ein abwesender Glanz, doch sie weinte einmal nicht oder bedauerte ihr Schicksal. Als Dobby sich zu ihr gesellte, lächelte sie gar. »Winky findet, das hat Dobby gut organisiert«, piepste sie schuldbewusst. »So einen schönen Abend hat Winky schon lange nicht mehr erlebt. Danke, Dobby.« Dobby fühlte sich, als würde er um einen ganzen Meter in die Höhe wachsen. »Dobby ist es eine Freude, dieses Fest geplant zu haben! Und Dobby ist sehr froh, dass auch Winky glücklich ist.«   Für die Verhältnisse von Hogwarts war es vermutlich eine sehr ruhige Party. Es gab kein lautes Gejohle wie bei den geheimen Feiern im Gryffindorturm oder wummernde Musik wie bei den Hufflepuffs. Niemand bekam überhaupt mit, dass die Hauselfen in ihrer Küche eine Weihnachtsfeier abhielten. Doch Dobby war sich sicher, dass diese kleine Party erst ein Anfang war. Die Elfen würden sich schon daran gewöhnen, dass auch sie einmal fröhlich und ausgelassen sein durften. Für nächstes Jahr, das nahm er sich fest vor, würde er versuchen, eine Wichtelaktion für die Elfen zu organisieren. Albus Dumbledore hatte ihm erzählt, dass sich das unter der Lehrendenschaft größter Beliebtheit erfreute und Dobby gefiel die Idee, dass er etwas Selbstgestricktes verschenken könnte. Aber zumindest in diesem Jahr waren die Hauselfen noch nicht dafür bereit, an Geschenke zu denken. Das hätte sie zu sehr daran erinnert, freigelassen zu werden. Dobby notierte seine Pläne feinsäuberlich auf einem Pergament, damit er ja nichts vergaß. Und zu seiner größten Überraschung war es Winky, die ihn verschüchtert fragte, ob sie im nächsten Jahr helfen könne, was er freudig bejahte. Wenn es nach ihm ging, dann würde diese Weihnachtsfeier eine neue Tradition in Hogwarts einläuten, die man auch in kommenden Generationen feiern würde. Bis alle seines Volkes frei sein würden und darüber hinaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)