Zauberhafte Weihnachten von Coronet ================================================================================ Kapitel 7: Adventsdesaster [Andromeda Black/Bellatrix Lestrange] ---------------------------------------------------------------- London, 1971 Andromeda Black und Bellatrix Lestrange   Triggerwarnung: Thematisierung von Zwangsheirat, negative Familienbeziehung   Nicht in jeder Familie ist Weihnachten auch das Fest der Liebe. Auf Andromeda warten nur Hindernisse – bis sie es nicht mehr aushält.   ***   Schon bevor die Feier angefangen hatte, war Andromeda von schlechter Laune erfüllt. Solange sie noch Hogwarts besucht hatte, konnte sie immerhin die Weihnachtsferien dort verbringen, fernab des dunklen Herrenhauses, das ihre Eltern zuhause schimpften. Doch nun war ihr mit dem Schulabschluss der sichere Unterschlupf genommen worden und stattdessen erwartete man, dass sie dem Familiennamen alle Ehre erwies und sich endlich einen passenden Verlobten ‚aussuchte‘. Freilich wollte niemand wirklich, dass Andromeda sich irgendwas aussuchte. Sie sollte gehorchen, das stand an erster Stelle. Für heute lautete die Erwartung, dass Andromeda sich manierlich kleidete – bloß nicht zu aufreizend, aber auch nicht zugeknöpft wie ihre hundertdreizehnjährige Großmama, und sich unter die wohlhabenden Gäste mischte. Natürlich hatte ihre Mutter ihr genau vorgegeben, welche Ziele sie heute Abend auf dem Adventsball haben würde. Es waren nicht viele Familien verblieben, deren Namen dem der Blacks ebenbürtig waren und noch weniger, mit denen sie nicht längst durch Heiraten verbunden waren. Nicht eine Sekunde interessierte Andromeda sich für die kurze Liste an männlichen Nachfahren des Reinblutadels, die ihre Mutter ihr notiert hatte. Sie musste diese aufgedunsenen Schnösel nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass keiner von denen ihr Herz erobern konnte. Das war längst vergeben, an einen Mann, den ihre Familie kaum unpassender finden konnte. Geplant hatte sie es nicht, sich ausgerechnet in einen Muggelgeborenen zu verlieben. Früher einmal hätte es ihr sogar Angst bereitet. In einer Zeit lange vor dieser hatte sie es sich nicht vorstellen können, ihre Eltern zu enttäuschen. Jetzt war es beinahe so etwas wie eine Herausforderung, zu sehen, wie weit sie noch gehen konnte. Angesichts der Liste möglicher Verlobter wusste Andromeda, dass sie ihre letzte große Mutprobe gefunden hatte. Ihre Ankündigung, die sie plante, heute Abend zu treffen, würde das Band zwischen sich und ihrer Familie endgültig kappen. Es tat ihr nicht leid, um keinen von ihnen. Höchstens für Narzissa, ihre jüngste Schwester, bedauerte sie es. Aber die war ohnehin noch in Hogwarts und genoss ein Weihnachten fernab der familiären Zwänge. Andromeda hoffte nur, dass auch sie erkennen würde, dass keine vermeintliche Familienehre der Welt es wert war, sich selber derart zu verkaufen, wie ihre Eltern es beabsichtigten. Nicht einmal Bella mochte ihren Mann, aber da er ebenso ein Fanatiker wie sie war, hatte sie ihn trotzdem geheiratet. Fast freute Andromeda sich am meisten darauf, ihrer Schwester das Lachen vom Gesicht zu wischen, wenn sie sich heute endgültig lossagte. Sie würde da sein, mit ihrem brandneuen dunklen Mal auf dem linken Unterarm, aber sie würde nicht kommen sehen, dass ihre kleine Schwester wirklich die Sachen packte, um einen Muggelgeborenen zu heiraten. Andromeda hatte Ted nicht erzählt, was sie vorhatte. Er hätte sie eine Närrin geschalten, versucht sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Er wusste genau, wie ihre Familie veranlagt war und äußerte regelmäßig die Befürchtung, dass ihre Sturheit Andromeda irgendwann in ernsthafte Schwierigkeiten bringen würde. Aber das lag eben in den black’schen Genen. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatten, dann konnte sie keiner mehr aufhalten, höchstens der Tod. Ganz die brave Tochter, gab sich Andromeda größte Mühe, sich zurechtzumachen. Sie zog ihren besten schillernden Umhang an, verwendete zwei Stunden darauf, ihre Haare mit diversen Tränken und Zaubern zu bearbeiten, bis die dunklen Locken zu einer vorbildlichen Hochsteckfrisur aufgetürmt waren, und gab sich größte Mühe, ein unschuldiges Make-up aufzulegen. Den Kopf demütig gesenkt schritt sie die große Treppe hinab in den Salon und ließ sich von ihren Eltern vorführen wie ein aufregendes neues Besenmodell, das der geifernden Menge präsentiert wurde. Sonderpreis, nur heute 500 Galleonen, dachte sie bitter, während ihre Mutter ihre Hand an den erstbesten Interessenten weiterreichte, damit dieser mit ihr tanzen konnte. Sie schenkte dem großgewachsenen Zauberer, der sicher mehr als zehn Jahre älter war, nur ein allzu süßes Lächeln, aber ihre Gedanken nahmen eine sehr viel düstere Färbung an. Ihr schmaler Absatz landete mit größter Berechnung auf seinem kleinen Zeh, ihr Ellenbogen in einer schwungvollen Drehung direkt auf dem Solarplexus. Unter schüchternem Kichern entschuldigte Andromeda sich für jede Gemeinheit, ohne es je zu meinen. Letztlich wollten all die aufgeblasenen Schaumschläger, die heute Abend Schlange standen, um mit ihr zu tanzen, ja schließlich etwas von ihr. Bis sie ihnen allen ihr nicht vorhandenes Herz brach, konnte sie die Kerle wenigstens noch quälen. Man mochte ihr nachsagen, dass sie umgänglicher war als ihre älteste Schwester, doch die ein oder andere Gemeinheit vereinte sie dennoch. Wenn überhaupt war Narzissa die Liebenswürdige, was sie allerdings hinter einem eisigen Blick zu kaschieren wusste. Fast machte es Spaß, diesen Abend kein bisschen ernstzunehmen. Andromeda war wohl bewusst, dass ihre Mutter sie mit Argusaugen beobachtete und mehr als einmal ihre Lippen fest zusammenkniff, ehe sie enttäuscht den Kopf schüttelte. Doch entgegen ihren sonstigen Erfahrungen hatte sie dieses Mal nicht das Gefühl, eine große Riesenhand würde ihr die Luft abschnüren. Sie würde bald frei sein und das ließ sie wie auf Wolken tanzen. Bella musterte sie mit einem ganz anderen Blick, der schon eher von Misstrauen zeugte. Auch wenn die letzten Jahre sie zusehends entzweit hatten, sie waren einander zu gleich, als dass sie ihre Schwester hätte täuschen können. Die älteste Black-Tochter ahnte etwas, so viel stand fest. Sobald die finalen Klänge des Klaviers verklungen waren, löste Andromeda die Hand von dem letzten heiratswilligen Kandidaten und entschuldigte sich mit einer kleinen Verbeugung. Niemand brauchte ihr zu sagen, was man nun von ihr erwartete – sie sollte zu ihren Eltern gehen und diskret den Namen desjenigen äußern, der ihr am besten gefallen hatte. Nach einigem Hin und Her sowie dem Austausch einer nicht unerheblichen Menge an Galleonen würde sich dann sicher ein Arrangement finden lassen, dem beide Familien zustimmen würden. Noch vor dem Weihnachtsfest würde man die Verlobung in trockenen Tüchern wissen. Andromeda jedoch ballte ihre Hände zu Fäusten und trat festen Schrittes auf das kleine Grüppchen aus Mutter, Vater und Schwester nebst Ehemann zu. Dahinter drängelten sich noch weitere Onkel und Tanten, die alle viel zu viel Interesse an dem Fortbestand ihres gehegten Familienstammbaums hatten. Für Walburga hatte Andromeda ein besonders nettes Lächeln reserviert. Sie freute sich insgeheim schon darauf, von ihrem Stammbaum ausgelöscht zu werden. Die hässlichen Tapeten im Salon ihres Hauses am Grimmauldplatz waren ihr bereits als kleines Kind unheimlich erschienen. Druella streckte eine Hand aus, als wollte sie ihre Tochter in eine Umarmung ziehen. Auch das wusste Andromeda besser. Eine echte Umarmung hatte es zuletzt gegeben, da war sie sieben Jahre alt. Nein, das alles diente nur rein symbolischer Nähe, völlig von Gefühlen befreit. Ein Tanz, den das Leben in diesem Haus ihr besser als jeden anderen gelehrt hatte. »Andromeda, Schatz«, flötete ihre Mutter voll täuschend echter Anteilnahme, »ich hoffe, du hast dich amüsiert.« Lügnerin. »Prächtig.« Sie konnte den Sarkasmus nicht aus ihrer Stimme fernhalten. Darin war sie schon immer schlecht gewesen. Verstimmt zeichnete sich eine Falte zwischen den Augenbrauen ihrer Mutter ab. »Nun, das freut mich. Es war sicher ein aufregender Abend.« Heuchlerin. »Vollkommen.« Es kostete Andromeda größte Mühe, nicht ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden zu tappen. Sie wollte das endlich zu Ende bringen. Ein erwartungsvoller Blick aus blauen Augen richtete sich begierig auf sie, als wäre sie nicht länger eine geliebte Tochter, sondern bloß ein Experiment. Gleich würde sich entscheiden, ob der Trank im Kessel die passende Färbung annahm oder doch alles explodierte und jedem in Reichweite hässliche Furunkel verpasste. »Welchen Mann würdest du denn gerne wiedersehen?« Verräterin. Andromeda straffte sich. Endlich war er da, der Moment auf den sie so lange gewartet hatte. Ein listiges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Rate doch einmal.« Bella hob eine Augenbraue und schoss ihrer Schwester einen Blick zu, der halb Amüsement, halb Provokation war. Ihre Mutter indes bedachte ihre Tochter mit einem müden Seufzen. »Ich bin nicht hier, um zu raten, Kind.« Sie machte eine Handbewegung, die Andromeda eindeutig dazu aufforderte, zum Schluss zu kommen. »Oh, dann will ich es versuchen«, kicherte Bella in einem Anfall von Vergnügen. »Es ist dieser Muggel, nicht wahr?« Das Lächeln umspielte zwar ihren Mund, doch ihre Augen bohrten sich scharf in Andromeda. »Diese traurige kleine Entschuldigung eines Mannes.« Der Vorteil daran, in dieser Familie aufgewachsen zu sein, lag darin, dass das falsche Lächeln Andromeda genauso lag wie ihnen allen. Selbst im Angesicht dieses unverhohlenen Hasses lag es perfekt auf ihrem Gesicht und gab ihr den Anstrich einer liebreizenden jungen Dame, gerade einmal achtzehn Jahre. »Es ist Edward Tonks. Dieser muggelgeborene Zauberer, wenn ich bitten darf. Auch wenn ich ihn lieber Ted nenne. So viel Zeit muss sein, findest du nicht, Bella?« Was immer ihrer Schwester dazu einfiel, das laute Luftschnappen ihrer Mutter zog alle Aufmerksamkeit auf sich. »Andromeda Black!«, herrschte sie mit aufgeblähten Nasenflügeln. »Unterlass diese geschmacklosen Scherze!« »Scherz?« Nun war es an Andromeda, zu schnauben wie ein wütender Drache. »Denkst du, das wäre ein ... Scherz?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde Edward Tonks heiraten. Das ist meine Entscheidung.« Die bleichen Gesichter der ach so ehrwürdigen Familie Black waren jedes bisschen Leid auf diesem Adventsball wert. Das kollektive Luftschnappen, die beringten Hände, die in Richtung Herzen wanderten, die anklagenden Blicke ... es war noch besser, als Andromeda es sich vorgestellt hatte. Und ihr war genau bewusst, dass ihr in diesem Moment sämtliche Aufmerksamkeit im Saal galt. »Ja, ihr habt richtig gehört und ich werde es gerne noch lauter für alle auf den billigen Plätzen wiederholen«, verkündete sie selbstzufrieden, »ich werde den muggelgeborenen Edward Tonks heiraten! Eure Söhne in den feinen Festumhängen voll angeblich so reinem Blut sind so langweilig wie ein Eimer Flubberwürmer. Lieber wäre ich tot anstatt mit einem von ihnen verheiratet!« »Wünsch dir das nicht, Schwesterchen«, säuselte Bella leise. Mit einem Mal hielt sie ihren Zauberstab zwischen den langen Fingern und strich liebkosend darüber. »Nachher erfüllt dir noch jemand deinen Wunsch.« Andromeda drückte ihren Rücken durch und hob das Kinn so hoch es ihr der black’sche Hochmut erlaubte. »Keine Sorge, meine Sachen sind bereits gepackt. Ihr habt doch nicht geglaubt, ich würde weiter in diesem Haus leben? Das hier«, sie breitete die Arme grinsend aus, »ist mein Abschied.« Urplötzlich schnellte die Hand ihrer Mutter vor und schloss sich eiskalt um ihr Handgelenk. »Das wirst du nicht! Du wirst nicht diese Schande über unsere Familie bringen!« Mit einem Ruck wollte Andromeda ihre Hand abschütteln, doch der Griff ihrer Mutter blieb eisern. Sie funkelte sie an, aber in dieser Disziplin war Druella ihr überlegen. »Lass mich los«, zischte sie schließlich. »Sicher nicht. Bella – bring sie hoch in ihr Zimmer. Und sieh zu, dass sie dort bleibt. Wir werden uns später überlegen, wie wir diese Frechheit bestrafen.« Ihr Vater derweil musste nicht ein Wort sprechen, um seine Enttäuschung zu zeigen. Er wandte bloß den Blick von seiner einst so geliebten Tochter ab. Wenn da nicht die pochende Ader an seiner Schläfe gewesen wäre, es hätte fast den Anschein erweckt, dass es ihm gleichgültig war. Bella lachte auf und bohrte Andromeda den Zauberstab in den Rücken. »Tja, das ist wohl nicht gelaufen, wie unser kleines Prinzesschen sich das erhofft hat«, sagte sie höhnisch, während sie Andromeda vor allen Augen unsanft die Treppe hinaufbugsierte. Eine Reihe schockierter, bestürzter und erzürnter Blicke folgte ihnen. Mit ihrem kleinen Auftritt hatte Andromeda wirkungsvoll ihren Ruf in diesen Kreisen zerstört. Zumindest diese Gewissheit erfüllte sie mit Befriedigung. »Als wenn du nicht ebenso gerne geflohen wärst, wenn sich die Chance geboten hätte, Rodolphus loszuwerden«, lachte Andromeda bitter. Ihr Kampfgeist war noch nicht erschöpft. Sie würde heute verschwinden, das stand fest. »Welchen hätte ich denn deiner Meinung nach aussuchen sollen? Den schleimigen Sohn von Malfoy? Den viel zu alten Sohn von Nott? Die Gesichtsgrätsche von Goyle?« »Einen Reinblüter.« Ihre Schwester stieß sie mit einem groben Stoß in den Rücken vorwärts in ihr Zimmer. Erneut lachte Andromeda freudlos auf. »Damit ich weitere Kinder zeugen darf, die aussehen wie ihre Großväter, dieselben Namen tragen und genauso unausstehlich werden? Nein danke.« »Und deshalb suchst du dir einen minderwertigen Mann aus? Was findest du nur an ihm?« »Eine Menge Dinge, die du offenbar nicht verstehst, Bella. Schon einmal etwas von Respekt, Zuneigung – Liebe – gehört?« »Seine Magie ist höchsten zweitrangig. Was meinst du, was das für eure Kinder bedeuten wird? Falls sie nicht gleich als dreckige Squibs enden.« »Rührend. Sorgst du dich jetzt etwa um meine Zukunft?« »Eher um die dieser Familie. Du hättest dem dunklen Lord dienen können-« Andromeda blieb ruckartig vor dem Bett stehen. »Warum? Warum sollte ich das tun? Im Gegensatz zu dir«, sie drehte sich um, damit sie ihre Schwester geradewegs ansehen konnte, »habe ich keinen Spaß daran, anderen wehzutun.« Bellatrix bohrte den Zauberstab unter Andromedas Rippen. Da war kein Funke schwesterlicher Zuneigung mehr in ihren dunklen Augen. Doch Andromeda konnte ihre Zunge nicht aufhalten. »Dir sind diese ganzen Reinblüter doch selber egal! Erzähl mir nicht, dass du Rodolphus liebst oder irgendwen anders, sonst muss ich lachen. Nein, du willst nur andere leiden sehen und die Muggel haben einfach nur das Pech, sich nicht wehren zu können. Merlin, wie ich dich verachte.« Das hätte sie besser nicht ausgesprochen, aber nun hingen die Worte im Raum. Bellatrix war keine Person, die erbleichte oder gar vor Zorn rot anlief. Sie blieb vollkommen still in ihren Abgründigkeiten. Ihr Zauberstab, der sich empfindlich zwischen Andromedas Rippen bohrte, war die einzige Erinnerung daran, dass sie bereits gemordet hatte. Wozu sie fähig war, mit einem Lächeln auf den Lippen – das sich auch jetzt langsam ausbreitete. »Oh Schätzchen, willst du etwa, dass ich deine Strafe aussuche?« Einzig der Blick aus Bellatrix dunklen Augen kündete davon, was ihr durch den Kopf gehen mochte. Andromeda reckte ihr Kinn höher. Sie hatte keine Angst. Schließlich war sie immer noch eine Reinblüterin, ihre Schwester. Das würde nicht einmal Bellatrix wagen. »Nur zu, Meda, geh, lauf davon zu deinem elenden Schlammblüter! Flüchte dich in seine Arme vor deiner ach so bösen Familie!« Kichernd legte Bellatrix den Zauberstab an ihr Kinn, aber Andromeda rührte sich nicht vom Fleck. Sie traute dem Frieden nicht. Das war eine Falle, musste es sein. Ihre Schwester würde sie niemals einfach ziehen lassen. »Was hast du vor?« Amüsiert legte Bellatrix den Kopf in den Nacken. Sie genoss dieses Spiel sichtlich. »Ich werde euch schon früh genug finden, egal wie weit ihr rennt. Der dunkle Lord wäre bestimmt erfreut, wenn ich das Problem namens Ted Tonks beseitige, denkst du nicht? Und es macht nur halb so wenig Spaß, wenn du ihn nicht leiden siehst.« »Das würdest du nicht tun«, wisperte Andromeda. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich mit ihren Worten nicht selber belog. Bellatrix hatte sich das dunkle Mal verdient, das wusste sie nur zu gut. »Willst du es herausfinden?« »Du bist doch vollkommen irre!« Andromeda wäre einen Schritt zurückgewichen, würde die Bettkante nicht bereits in ihre Kniekehlen drücken. Aber Bellatrix lachte immer noch und wandte sich von ihr ab. Lauernd wie eine Raubkatze wanderte sie durch das Zimmer und lehnte sich dann an den Schminktisch. »Na los, kleine Meda, nimm deine Sachen und verschwinde. Glaubst du, du wirst noch eine weitere Chance bekommen, dich in die Arme deines geliebten Schlammblutes zu stürzen? Vater wird dich nicht damit davonkommen lassen. Das war dumm, sehr dumm von dir.« In wenigen Schritten war sie bei der gepackten Tasche. Hastig griff Andromeda die wichtigsten Überreste ihres Lebens, verpackt in eine einzige Reisetasche. »Spätestens wenn der dunkle Lord regiert, wirst du deine Wahl bereuen, kleine Schwester.« Bellatrix entzündete mit einem Zauberstabschlenker ein Feuer im Kamin. »Und dann werden wir uns wiedersehen.« Wortlos starrte Andromeda ihre Schwester einen Moment lang an. Sie hatte ihr nichts mehr zu sagen, ganz sicher keinen Dank für ihre Flucht. Da war nur noch Abscheu. Also griff sie sich eine Hand voll Flohpulver, warf es in die Flammen ihres Kamins und ließ die Familie Black endgültig hinter sich.   Der Muggel auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der mit seinem Hund spazieren ging, warf Andromeda einen misstrauischen Blick zu. Hastig eilte sie mit klappernden Absätzen weiter. Sie hörte noch, wie das Tier ein leises Knurren hören ließ, dann bog sie um die nächste Ecke. Endlich näherte sie sich ihrem Ziel. Sie hatte kein Geld für ein Muggeltaxi gehabt und seit sie in den tropfenden Kessel gereist war, hatte sie sich in ihrem feinen Aufzug durch das London der Muggel geschlagen. Ihre Füße waren inzwischen zu Eisklötzen gefroren und Schneeflocken hatten den viel zu dünnen Umhang durchnässt. Aber all diese Blessuren rückten in den Hintergrund, als sie vor der richtigen Gartenpforte zu stehen kam. Ein handgeschriebenes Schild verkündete, dass hier Familie Tonks lebte. Andromeda war bisher nie bei Ted daheim gewesen, aber sie hatte sich erinnert, dass die Adresse in einem seiner Briefe gestanden hatte und von da aus hatte sie sich durchgefragt. Mehr als einmal hatte man sie in die falsche Richtung geschickt, doch nun war sie endlich angekommen. Im Vorgarten stand ein kleiner Busch, den eine Lichterkette zierte und vom Vordach hing eine Girlande aus Eiszapfen hinab. Ganz anders als das Herrenhaus ihrer Familie wirkte das schlichte Reihenhaus richtig einladend. Durch die hellerleuchteten Fenster erkannte sie die Umrisse eines Tannenbaums im Wohnzimmer. Seine Spitze war etwas schief, wie sie mit einem kleinen Lächeln registrierte. Bei ihren Eltern stand in jedem Zimmer ein großer Baum und allesamt waren sie gleich geschmückt, mit makellos glänzenden Kugeln, die die Hauselfen täglich polierten. Andromeda wusste schon jetzt, was ihr besser gefiel. Ihre Tasche fest umschlungen, trat sie auf den verschneiten Pfad hinauf zum Eingang. Auf ihr Klingeln hin öffnete natürlich nicht Ted die Tür, sondern eine Frau, die seine Mutter sein musste. Sie betrachtete Andromeda mit einiger Verwunderung, ehe sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Ich habe mich schon gefragt, wann wir uns endlich kennenlernen. Komm doch rein!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)