I like me better when I'm with you von Mel_Marvelous ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~ ♥ ~   Und nun lag er da, eingewickelt in eine dicke, kuschelige Decke und wusste nicht was er tun sollte oder wollte. Ja genau, was wollte er? Gaara wusste nicht wie das alles passieren konnte, wusste nicht wieso es passiert war und er wusste auch nicht, warum er ihn so sehr vermisste. Da war so viel mehr zwischen ihnen und das war ihm auch bewusst geworden. Wenn er doch einfach nur nicht so merkwürdig reagiert hätte, als er ihm gesagt hatte, was er für ihn empfand. Gaara schnaufte, zog sich schmerzhaft Luft in die Lunge und sein Herz bebte schwer in seiner Brust. Es tat ihm alles so schrecklich leid und was sollte er nun machen? Was blieb ihm jetzt? Sollte er es akzeptieren? Sollte er den Gang des Wohnheims weiter gehen und die paar Zimmer zwischen ihnen überbrücken und mit ihm sprechen? Ja, was verdammt sollte er jetzt tun, um seinen besten Freund zurückzugewinnen? Und wenn er ganz ehrlich mit sich war, dann wollte er ihn nicht nur als seinen besten Freund zurück. Er mochte den Schwarzhaarigen doch viel mehr als nur einen Freund. Er war sich inzwischen sicher, dass er Lee so viel mehr mochte. Seit Tagen hatten sie beide nicht mehr miteinander gesprochen und es verletze ihn unglaublich. Sehnsucht breitete sich dumpf in ihm aus. Er rollte sich auf die Seite und schnappte sich sein Kissen, umarmte es fest und vergrub den Kopf darin. Lee saß so oft auf seinem Bett, ständig waren sie zusammen und wenn Gaara es sich nicht einbildete, dann roch sein Bettzeug immer noch nach ihm. Also nahm er einen tiefen Atemzug, versuchte so viel von diesem Duft in seine Nase zu ziehen wie nur irgend möglich. Für ihn fühlte es sich in diesem Augenblick so gut an, doch wurde es auch von einem bösen Stich begleitet.   Er war nicht der Mensch, der seine Trauer offen zeigte, das war er noch nie gewesen. Früher, als er noch sehr jung war, hatte er keine Freunde gehabt. Er war eben etwas anders als andere Kinder. Und auch seine Freundschaft mit Lee hatte sich nur sehr schwer entwickelt. Wenn er daran zurückdachte, wie er den Schwarzhaarigen behandelt hatte, dann wurde ihm irgendwie schlecht. Warum Gaara sich so benommen hatte, war ihm auch nicht so wirklich klar, denn er wurde sein halbes Leben schlecht behandelt und das nur, weil er eben nicht so war wie die anderen. Zumindest wurde ihm immer wieder eingeredet, er wäre anders. Erst Naruto, der ihm so ähnlich war, hatte ihm gezeigt, dass es absolut nicht schlimm war, anders zu sein. Es kam nur darauf an, wie man damit umging. Und Lee in der Mittelschule zu verprügeln war definitiv nicht der richtige Weg gewesen, damit umzugehen. Auch so hatte Gaara es nie leicht, selbst mit Naruto hatte er sich anfangs nicht verstanden. In seiner Einsamkeit verloren war alles, was er noch fühlte Wut. Er war blind gewesen und es ärgerte ihn heute so sehr. Manchmal fragte er sich, ob er wohl schon früher mehr Freunde hätte haben können, wenn er nicht immer so aggressiv gewesen wäre. Er war heilfroh darüber, dass Lee ihm verziehen hatte und nun seit einigen Jahren sein bester Freund geworden war, sein engster Vertrauter. Er wusste gar nicht mehr so genau wie es passiert war. Aber alles hatte damit angefangen, dass er mal wieder alleine auf einer Bank gesessen und sein Pausenbrot gegessen hatte. Lee hatte sich einfach neben ihn gesetzt und sich mit ihm unterhalten. Niemand außer Naruto oder seinen Geschwistern hatte jemals einfach so mit ihm gesprochen und zunächst war er wirklich durcheinander gewesen, denn er hatte gedacht, dass Lee ihn für ihre Auseinandersetzung hasste, dem war allerdings nicht so. Und ganz plötzlich hatte Gaara festgestellt, dass Lee wirklich ein toller Mensch war. So hatte alles seinen Lauf genommen, da war es auch unwichtig gewesen, dass der Schwarzhaarige ein Jahr älter war als er und sogar eine Klasse über ihm war. Seit diesem Tag waren sie wie Pech und Schwefel gewesen. Man konnte sie nur selten voneinander trennen und Gaara mochte es. Er hatte es immer gemocht.   Bei diesen Erinnerungen wurde er nur noch trauriger. Der Rothaarige zog die Beine dicht an seinen Bauch und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Er wusste niemand konnte ihm großartig bei seinem Problem helfen. Natürlich würde Naruto ihm zuhören oder er könnte auch zu seinem Bruder Kankurō gehen. Temari würde ihm natürlich auch zur Seite stehen, aber sie war in letzter Zeit so beschäftigt mir ihrem Schwarm. Da wollte er wirklich nicht stören. Gaara gönnte seiner blondhaarigen Schwester wirklich ihr Glück, doch es tat ihm auch gerade wirklich weh, dass sie so glücklich war und er es so dermaßen verkackt hatte. Er presste seine Lider fest zusammen, nur um nicht dem Brennen in seinen Augen nachgeben zu müssen. Heulen war jetzt einfach keine besonders hilfreiche Option. Wenn er allerdings darüber nachdachte, würde es auch nicht schaden. Also was verdammt wollte er denn eigentlich? Warum waren da so viele Fragen? Warum zur Hölle war er ohne Lee so verloren? Gaara zog sich die Decke über den Kopf. Er versuchte einfach nicht an diesen dämlichen Streit zu denken, wobei es eigentlich nicht mal ein streit gewesen war. Es musste doch auch irgendwie wieder besser werden, leichter werden. Irgendwie war er gerade wirklich froh, dass er sich ein Zimmer mit Naruto teilte und nicht, wie es ursprünglich seit Jahren geplant war, mit Lee. Er dachte darüber nach, wie er sich dann hätte verhalten sollen. Er dachte auch darüber nach, ob die anderen in den letzten Tagen wohl auch bemerkt hatten, dass sie sich aus dem Weg gegangen waren? Naruto hatte zwar nichts gesagt, was aber nicht bedeutete, dass er es nicht bemerkt hatte. Seit sie vor ein Paar Monaten hier im Wohnheim eingezogen waren, hatten sie viel mehr Zeit miteinander verbracht. Der Uzumaki hatte inzwischen sogar eine Freundin – die schüchterne, aber wirklich nette und hübsche Hinata. Sie war schon immer in Naruto verliebt gewesen, warum er das einfach jetzt erst gecheckt hatte, war niemandem so recht klar gewesen. Wenn Gaara an die beiden dachte, schlich sich ein winziges Schmunzeln auf seine Lippen. Die beiden waren einfach süß zusammen. Er wollte das auch mit Lee und anscheinend wollte er es ja auch mit ihm. Gaara schnaubte geräuschvoll seinen Unmut aus der Nase. Warum hatte er, wenn er seinen Freund so gerne hatte, einfach so bescheuert reagiert? Seufzend setzte er sich auf und die Decke, die er sich bis über den Kopf gezogen hatte, rutschte herunter. Ein Leichtes Frösteln durchzog ihn und am liebsten hätte er die Decke direkt wieder über sich gezogen. Ablenkung wäre sicherlich eine gute Idee. Gaara wuschelte sich durch seine roten Haare und lockerte sie ein wenig auf, bevor er sich aus dem Bett quälte und an seinen Schreibtisch setzte. Er klappte seinen Laptop auf und öffnete die Datei seiner Hausarbeit. Warum er sich ausgerechnet für ein Sonderpädagogikstudium entschieden hatte, war dem Rothaarigen erst gar nicht so richtig bewusst gewesen, aber eigentlich lag es doch deutlich auf der Hand. Er war selbst eines dieser Kinder, die auf eine Sonderpädagogik angewiesen waren. Heute hatte er damit keine Probleme mehr und deshalb wollte er so vielen Kindern wie möglich die Chance geben, ein schöneres Leben zu haben. Gaara wollte einfach, dass es niemandem so erging wie ihm. Außerdem wollte er auch ein bisschen aus sich herauskommen, was er zwingend musste, wenn er vielleicht eines Tages Lehrer werden wollte. Temari und Kankurō hatten ihn ein wenig für seine Entscheidung belächelt, sie waren beide fest davon überzeugt, dieser Studiengang würde gar nicht zu ihm passen. Manchmal dachte er daran, seine Geschwister könnten vielleicht Recht damit haben, aber Lee hatte ihm immer wieder gesagt, dass er sich von niemandem seine Entscheidung schlecht reden lassen sollte. Er hatte sich ja nicht leichtfertig entschieden, sondern hatte sich das alles sehr gut überlegt. Und überhaupt hatte ihn vielleicht Naruto auch ein bisschen in seiner Entscheidung angesteckt, der studierte nämlich soziale Arbeit. Der Blonde hatte ihn öfter zu merkwürdigen Dingen inspiriert, also wieso denn nicht Sonderpädagoge werden? Gut, das mit dem Lehrer, da war er sich noch nicht so sicher, aber er hatte sich ohnehin noch nicht komplett entschieden. Zunächst hatte er sich für seinen Bachelor entschieden. Natürlich wäre es viel klüger gewesen, direkt Lehramt zu studieren, aber Gaara war nicht so sicher, ob er das wirklich wollte, deshalb würde er erst einmal schauen, wie es sich entwickelte. Nun brütete er über seiner Hausarbeit und tatsächlich, die Ablenkung hatte funktioniert. Allerdings nicht besonders lange. Ständig schweifte er mit den Gedanken ab. Ein frustriertes Stöhnen verließ seine Lippen und er lehnte sich mit geschlossenen Augen in seinem Stuhl zurück, seinen Kopf hatte er nach hinten über die Lehne gekippt.   „Was is'n mit dir los?“   Gaaras Augen flogen auf, er hatte sich beinahe zu Tode erschreckt. „Naruto, erschreck mich doch nicht so.“   Der Uzumaki kratzte sich verlegen am Hinterkopf „Tut mir leid, Mann!“ Nun lief er in Richtung seines Bettes und ließ sich darauf fallen, überschlug die Beine und sah den Rothaarigen nachdrücklich an.   Gaara wusste genau worauf Naruto wartete, doch er wollte nicht darüber sprechen. Also entschied er sich, seinen Blick von dem Blonden zu nehmen und weiter an seiner Hausarbeit zu schreiben. Es gelang ihm allerdings nicht wirklich, denn Naruto beobachtete ihn aus seinen blauen Augen genauestens, was Gaara total nervös machte und sein Zimmergenosse schien dies genau zu wissen. Inzwischen hatte Gaara sein Kinn auf seinem Handballen abgestützt und schielte zu Naruto herüber. Dieser wippte sachte mit dem Fuß.   „Und du bist sicher, dass du nicht reden willst?“, wollte Naruto wissen.   Gaara schnaufte schwer und eigentlich wollte er auch nicht reden, aber Naruto würde ohnehin nicht locker lassen. Das hatte er sich wunderschön von Kiba abgeguckt. Sie beide waren, was das anging, wirklich anstrengend. Aber Jammern half ihm nun auch nicht weiter, also ja, er würde eben mit seinem Freund sprechen. „Ich hab glaube ich Streit mit Lee.“   „Ach, was du nicht sagst?“, sprudelte es aus dem Blonden heraus. Sofort schlug er sich eine Hand auf den Mund und seine Augen wurden kreisrund, als er bemerkte was er gesagt hatte.   Der Rothaarige drehte sich mit seinem Drehstuhl in Narutos Richtung „Wie meinst du das?“   „Naja, ihr redet seit drei Tagen nicht mehr miteinander. Das hat jeder bemerkt.“   „War es wirklich so auffällig?“, fragte Gaara und zog einen Mundwinkel nach unten. Es gefiel ihm gar nicht, dass wohl alle seine Freunde davon mitbekommen hatten.   „Ja schon“, sagte Naruto und richtete sich auf. „Normal hängt ihr doch die ganze Zeit aufeinander. Aber jetzt ist Lee die ganze Zeit mit Neji und Tenten unterwegs. Das ist schon auffällig.“   Gaara nickte verständig. „Wissen auch alle warum das so ist?“   „Nein“, erwiderte der Uzumaki und musterte seinen Freund genau. „Warum ist das denn so?“ Natürlich konnte Naruto es nicht einfach auf sich beruhen lassen. Gaara drehte sich wieder in die Richtung seines Laptops auf dem Schreibtisch. Starrte auf den Bildschirm, nicht wissend, wie er diese Frage beantworten sollte. Er knibbelte an dem Fingernagel seines Daumens herum. Es war eine dieser Angewohnheiten, die er immer dann tat, wenn er sehr unsicher wurde. Etwas, das er auch nach all den Jahren nicht ablegen konnte. Naruto wartete geduldig auf eine Antwort, von der er sicher war, sie würde niemals kommen. Aber er würde seinen Freund auch niemals drängen, das hatte er sich abgewöhnt, – meistens jedenfalls. Hinata hatte ihm dabei geholfen und es klappte schon ziemlich gut, doch er war auch ein bisschen neugierig, was bei Gaara und Lee los war, dass der Haussegen so schief hing. Ein bisschen weiter zu bohren würde vielleicht gar nicht schaden. „Meinst du, ihr vertragt euch wieder? Ich meine bald ist doch das Kirschblütenfest, wolltet ihr da nicht zusammen hingehen?“   Diese Frage hatte gesessen. Es war richtig, sie wollten zusammen dort hingehen und das würden sie nun wohl nicht mehr tun. Sein Herz tat ihm bei diesem Gedanken schrecklich weh. Er holte tief Luft, stieß sie schnell und geräuschvoll aus der Nase aus. Sein Atem wurde hektischer und, ohne dass er es wollte, krampfte sich alles in ihm zusammen. Tränen brannten in seinen Augen. Verdammt ja, er vermisste Lee unglaublich, auch wenn es gerade einmal drei Tage waren, in denen sie sich nicht gesehen hatten.   Naruto beobachtete seinen Freund aus verengten Augen und ihm war bewusst, dass irgendwas schlimmeres vorgefallen sein musste. Er konnte jetzt nicht locker lassen, das würde Gaara überhaupt nicht helfen und Lee auch nicht. Er erhob sich aus seiner lockeren Position und ging langsam auf den Rothaarigen zu. „Ich wollte dich nicht verletzten, aber irgendwas muss doch passiert sein?“   Gaara presste seinen Kiefer schmerzhaft zusammen, seine Gelenke knackten hörbar und dann versuchte er sich ein wenig zu entspannen. Er sah Naruto, der inzwischen neben ihm stand, nicht an. Er wollte es nicht. Nein, er konnte es nicht. Innerlich tobte ein Sturm, er wollte es Naruto ja erzählen, aber wie sollte er seine eigene Dämlichkeit in Worte fassen?   „Du kannst es mir ruhig sagen“, meinte der Uzumaki und klopfte seinem Zimmernachbarn leicht auf die Schulter.   Bei diesen Worten schloss Gaara kurz seine Augen, holte noch einmal Luft und überlegte, wie und vor allem wo er am besten anfangen sollte. „Ja, also… “, stotterte er ein wenig. „Lee und ich sind nun mal besondere Freunde, wie du weißt.“   „Gaara, das weiß jeder.“   „Ja, sicher aber nicht so wie du denkst.“   Narutos Augenbrauen zogen sich ruckartig nach oben, er kratzte sich verwundert an der Nase und blinzelte ein paar Mal, bevor er seine Verwirrung abzuschütteln versuchte. „Wie meinst du das jetzt?“   Naja, ich meine das ich Lee halt ein wenig mehr mag. Also mehr wie einen normalen Freund. Eher so wie du Hinata magst.“   Die Augen des Uzumakis wurden groß und dann lächelte er eines dieser Alles-wird-gut-Lächeln. „Aber das ist doch nicht schlimm!“   Das wusste Gaara auch, aber das war ja auch gar nicht das Problem. „Ich weiß.“   „Okay und was ist dann los?“   „Dass Lee mich genauso mag.“   Der Blonde schüttelte verdutzt den Kopf. „Was genau ist daran jetzt ein Problem? Das ist doch gut, oder nicht?“   „Sicher ist das gut“, erwiderte er. „Noch besser wäre es aber gewesen, wenn ich es ihm gesagt hätte als es darauf ankam.“   „Gaara, was hast du angestellt?“, wollte Naruto wissen und seine Miene wurde etwas strenger. Er wusste, dass Gaara, was Gefühle anging, nicht besonders gut war und Lee war ein sensibler Mensch. Das alles konnte nur bedeuten, dass die Situation zwischen den beiden ziemlich schief gelaufen sein musste.   „Angestellt?”, Gaara verzog den Mund und rümpfte die Nase. Ob man es so nennen konnte? Eigentlich hatte er nichts gemacht, aber genau das war es doch, was er angestellt hatte, oder nicht? Noch immer hatte er Naruto nicht angesehen und starrte auf den Bildschirm des Laptops. Noch immer knibbelte er an seinem Nagel und wusste auch noch immer nicht wie er erklären sollte, was geschehen war. Vielleicht wäre die Pflastermethode gar keine schlechte Idee, einfach schnell und frei heraussagen was passiert war. Dann hatte er wenigstens keine Zeit mehr darüber nachzudenken und der schwerste Part wäre wohl erledigt. Gaara sah über die Schulter direkt in die meerblauen Augen des Uzumakis und musste hart schlucken, denn der sah ihn zwar freundlich an, aber man sah ihm auch seinen Unmut an. Bevor er seinen eben gefundenen Mut verlieren konnte, setzte er zum Reden an. „Also weißt du, Lee hat mir gesagt das er in mich verliebt ist“, sagte er. „Aber anstelle, dass ich ihm auch gesagt habe, was ich für ihn fühle, bin ich einfach gegangen und habe ihn in seinem Zimmer alleine gelassen.“ Gaara schnaufte schwer. Fühlte sich gar nicht so schlimm an gesagt zu haben was passiert war. Doch der Schein war trügerisch, denn als er noch einen kleinen Moment abwartete, bemerkte er wie sich ein ekelhaftes Stechen in seinem Inneren ausbreitete. Es tat einfach weh und er wollte das nicht fühlen. Es war nicht Fair.   „Das hast du gemacht? Echt jetzt!?“ Naruto war fassungslos. Das konnte unmöglich sein Ernst sein? Kein Wunder, dass Lee sauer war. Aber war der Schwarzhaarige denn überhaupt sauer? Naruto fragte sich, ob er nicht eher etwas enttäuscht von der ganzen Situation war und, ob er nicht deshalb auf Abstand gegangen war. Lee kam gut mit Schwierigkeiten zurecht, aber er war eben auch sensibel und vermutlich ziemlich verletzt von der ganzen Situation. Gaara hatte keine Worte für sein Verhalten, deshalb nickte er nur und zog dabei ein trauriges Gesicht. Hoffend, dass Naruto ihn jetzt nicht vollkommen zusammenfalten würde.   „Du solltest wirklich mit Lee sprechen. Das alles ist doch ein riesiges Missverständnis!“   „Das sollte ich wirklich.“   „Worauf wartest du dann?“   „Ich weiß nicht... Ich weiß nicht was ich sagen soll, wenn ich vor ihm stehe.“ Gaara zuckte mit den Schultern und verharrte mit hochgezogenen Schultern eine Weile in seiner Position. Dann ließ er sie wie einen nassen Sack schwer nach unten fallen. Sein Kopf folgte und seine Augen richteten sich auf seine Oberschenkel. Er sah einfach seine Jeans an und wusste nicht, was er jetzt von Naruto erwartete.   Naruto sah auf seine Armbanduhr und checkte die Zeit. Es war kurz vor 19 Uhr, was bedeutete, dass Lee – der Sport studierte – wohl gerade mit Tenten und Neji am trainieren war. Fast jeden Abend trafen sich die Drei gemeinsam mit ihrem Trainer. Might Guy war einer der bekanntesten Kampfsporttrainer die es seinerzeit gab. Weshalb Lee unbedingt auch mit ihm trainieren wollte, die anderen beiden hatte er mehr oder weniger dazu genötigt mitzugehen. Neji und Tenten hatten schnell gemerkt, dass sie zusammen sehr viel Spaß hatten und deshalb waren sie nun so gut wie jeden Abend gemeinsam mit Lee und Guy am trainieren. Jetzt müssten die Drei gerade in der Sporthalle sein. Naruto überlegte, was er Gaara jetzt raten wollte. Das Hirn des Blonden ratterte auf Hochtouren und er war gerade wirklich beleidigt davon, dass er nicht so klug war wie sein Freund Shikamaru. Der hatte doch immer eine Lösung und eine Strategie für alles. Naruto kratzte sich am Kopf und sah im Zimmer hin und her. Gaara saß immer noch auf seinem Stuhl, wie ein Häufchen Elend, doch dann schien der Blonde einen Geistesblitz zu haben. „Wie wäre es, wenn du in Lees Zimmer auf ihn wartest?“, rief er aus und schnippte mit den Fingern. Ja das war doch eine gute Idee!   Gaara sah nach oben und zog seine Brauen zusammen. „Also ich weiß nicht, das fühlt sich nicht richtig an.“   „Ach quatsch, Lee wird sich freuen dich zu sehen!“   „Bist du dir da sicher?“ Gaara war da absolut nicht sicher, ob sich Lee wirklich über sein unangekündigtes Auftauchen freuen würde. Andererseits, es konnte auch nicht schlimmer zwischen ihnen beiden werden.   „Na klar!“, sagte Naruto selbstsicher und zwinkerte.   Gaara lehnte sich zurück und schloss wehmütig die Lider. „Na dann will ich mich mal auf den Weg machen.“     ~ ♥ ~     „Das war ein klasse Training!“, sagte Lee euphorisch wie immer zu Tenten und Neji und streckte den erhobenen Daumen in Guys Richtung.   „Ich muss dann wirklich los“, sagte Tenten freundlich und band sich den Schnürsenkel zu.   Da Lee sich ein Wohnheimzimmer mit Neji teilte, gingen sie beide meistens nach dem Sport gemeinsam zurück. So auch heute. Sie liefen nebeneinander den Weg des Campus entlang.   „Gehst du dann noch zu Gaara rüber?“, wollte Neji wissen.   Lee hielt in seiner Bewegung inne und stoppte seinen Gang. „Nein“, sagte er und versuchte seine Stimme nicht zu sehr nach etwas Kläglichem klingen zu lassen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals und verstopfte seine Kehle. Schmerz breitete sich in ihm aus. Schnaufend atmete er ein und aus und seine Hände verkrampften sich in den Hosenbeinen seines grünen Trainingsanzugs.   Eine von Nejis fein geschwungenen Brauen zuckte nach oben und er musterte Lee mit einem fragenden Blick. „Schon wieder nicht? Sonst hängt ihr auch jede freie Minute zusammen.“   Der Schwarzhaarige konnte seinen Freund aus Kindertagen nicht ansehen. Er wollte nicht, dass Neji sehen konnte, dass es ihm nicht so gut ging. Er versuchte seine Traurigkeit zu überspielen und grinste dem Langhaarigen entgegen. Wenn Lee dachte, dass Neji nicht merkte, wenn mit seinem Freund etwas nicht stimmte, dann hatte er sich aber geirrt. Sie kannten sich schon seit zig Jahren und mit der Zeit hatte er Lee lesen gelernt. Neji runzelte die Stirn und überlegte sorgfältig, was er als Nächstes sagen oder tun wollte. Er kannte die Triggerpunkte seines Freundes und wollte es nicht auch noch schlimmer machen als es war. Sie standen immer noch mitten auf dem Weg und die vielen anderen Studenten, die aus ihren abendlichen Lesungen kamen, gingen um sie herum und an ihnen vorbei. Es war ein denkbar schlechter Ort für eine solche Unterhaltung. „Lass uns weiter gehen“, sagte der Hyūga und setzte sich in Bewegung.   Lee antwortete darauf nichts, lief aber wie ein getretener Hund neben dem Braunhaarigen her. Sein Herz wurde schwer, wenn er daran dachte, dass Gaara ihn vor drei Tagen einfach so stehen gelassen hatte. Er hatte sich wohl eingebildet, das seine Gefühle nicht nur von ihm aus gingen. Dabei war er sich so sicher gewesen und dann hatte er seinen ganzen Mut zusammengenommen und es seinem besten Freund gestanden. Er war sich sicher gewesen, dass der Rothaarige ihn genauso mochte, wie er ihn, und dann hatte Gaara einfach gar nichts gesagt. War einfach aus dem Raum gelaufen und hatte ihn stehen gelassen. Das war noch schlimmer für den Schwarzhaarigen, als wenn er gesagt bekommen hätte, dass sein Freund kein Interesse an ihm hatte. Es war eine Katastrophe und Lee hatte kurzerhand entschieden, dass er darauf warten wollen würde, ob Gaara von alleine wiederkam. Aber das war doch eigentlich Blödsinn. Gaara hatte mit solchen Dingen Probleme, Lee wusste das und dennoch, er konnte jetzt nicht mit ihm reden. Zumindest nicht von sich aus. Lee war so sehr in seine Gedanken versunken, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Neji nicht zu ihrem Zimmer gegangen war, sondern auf den kleinen Park zusteuerte und gerade dabei war, sich auf einer Bank niederzulassen. Er war verwundert darüber und blinzelte einige Male langsam.   „Setz dich hin“, sagte Neji und zeigte mit seiner Hand auf die Bank neben sich.   Lee tat wie ihm geheißen, blickte in Nejis blasse Augen und wurde traurig. Er wollte nicht so ein Gesicht ziehen, denn es war doch im Grunde okay, wenn Gaara ihn nicht auch auf diese Art mochte, aber es tat ihm einfach zu sehr weh und Neji wusste immer sofort was los war. Sie kannten sich einfach viel zu gut, deshalb war es auch nicht nötig, dass er es dem Älteren erzählte.   „Ich nehme an, ihr hattet Streit?“   „Nicht direkt.“   „Was ist dann bei euch los?“, Neji verschränkte seine Hände ineinander und legte sie auf seinem Schoß ab.   Lee wusste nicht was er sagen sollte, wurde nervös und wischte sich seine schweißnassen Handflächen an seinem Trainingsanzug ab. Er versuchte sich Worte zurechtzulegen, aber er fand keine. Irgendwie war es viel schwieriger für ihn darüber zu sprechen als er gedacht hatte. Normalerweise war er doch ein offener Mensch und war lebensfroh, doch auch er hatte seine Grenzen und ab und zu war auch ein Rock Lee absolut traurig und konnte nicht mehr lächeln. Er seufzte tief und ein Laut von Wehmut verließ seine Lippen. Mehrmals öffnete er den Mund und wollte zu Worten ansetzten, doch es kamen keine heraus. Verzweifelt tippelte er mit den Fingerspitzen auf seinem Knie herum und kaute auf seiner Unterlippe.   „Lee, ich will dich ja wirklich nicht drängen, aber das ist doch nicht normal, dass du dich so verhältst. So schlimm kann es doch gar nicht sein“, sagte Neji mit sanfter Stimme und versuchte sich an einem freundlichen Lächeln. Er war froh, dass es dunkel war, er lächelte selten, aber sollte es Lee irgendwie Helfen aus sich herauszukommen, dann war er bereit es zu versuchen.   Der Sportstudent blickte aus schwarzgrauen Augen auf seinen Freund und konnte das Lächeln erkennen. Er wusste, dass es für Neji untypisch war, aber genau deswegen machte es ihn glücklich und ließ Wärme in seinem schmerzenden Körper zurück. „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll“, brach er sein Schweigen. „Ich bin für Gaara nicht mehr als nur ein normaler Freund“, hauchte er und dann brach seine Stimme wieder ab.   Neji wartete kurz, ob Lee noch etwas sagen wollte, dann holte er tief Luft und setzte seinen Satz an. „Ich denke nicht, dass dies der Wahrheit entspricht.“   „Was?“   „Ja ich denke, du siehst das falsch.“   „Aber...“, Lee machte eine Pause, schnaufte und presste seine Lippen zusammen dann sprach er weiter „Aber warum hat er mich dann einfach stehen lassen, als ich ihm gesagt habe was ich für ihn fühle?“   Der Braunhaarige musterte sein Gegenüber und runzelte die Stirn. Es lag doch auf der Hand was hier los war. Das bemerkte sogar ein Blinder. Warum hatte es Lee nicht selbst auch verstanden? Neji hatte gedacht, die Beiden würden sich auch ohne Worte verstehen und trotzdem wusste Lee nicht was mit Gaara los war? Es wunderte ihn doch sehr. Um sicher zu gehen fragte Neji noch einmal etwas genauer nach, er wollte nicht vorschnell ein Urteil treffen. „Und wie genau hat Gaara reagiert? Außer, dass er gegangen ist?“   In Lee begann es zu arbeiten. Seine Gedanken flogen wild durcheinander. Ja wie hatte Gaara denn überhaupt reagiert? Er versuchte sich den Moment wieder genau in sein Gedächtnis zu rufen. Er schloss die Augen und suchte die Bilder von vor drei Tagen. Ein bisschen tat es ihm weh, sich so genau daran zu erinnern. Während er es sich innerlich vor Augen führte, sprach er es laut aus. „Hm... also nachdem ich ihm gesagt hatte wie meine Gefühle aussehen, war Gaara ganz erstarrt gewesen. Dann war er aufgestanden und hatte mich stehen lassen. Deshalb war ich automatisch davon ausgegangen, dass er nicht das Gleiche fühlte und mich nicht verletzten wollte.“   „Und was ist, wenn das Gegenteil der Fall war?“, sprach Neji seinen Verdacht nun laut aus.   Lees Augen flogen auf und wurden noch größer als sonst. „Daran habe ich gar nicht gedacht“, gab er kleinlaut zu. Jetzt fühlte er sich etwas dämlich. „Aber wieso sollte er dann einfach gegangen sein?“   Neji runzelte die Stirn und schüttelte ungläubig den Kopf. „Fragst du mich das wirklich gerade?“   „Ja, ich denke schon.“   „Lee du solltest mit Gaara sprechen, ich denke ihr habt da ein riesen Missverständnis vorliegen.“   Wenig überzeugt von Nejis Ratschlag sah er ihn an und verzog keine Miene. Lee war nicht sicher, ob es ein Missverständnis war, aber er war bereit es herauszufinden. Im schlimmsten Fall waren sie eben nur gute Freunde, was ja nicht einmal etwas Schlechtes war. Er mochte seinen Gaara wirklich und wenn dieser ihn nicht so mochte wie er ihn, dann musste er das akzeptieren und hoffen, dass sie wenigstens weiterhin beste Freude sein konnten. Es war schon ziemlich spät geworden und ihre Trainingseinheit war heute sogar länger gegangen als sonst, dann noch die Unterhaltung mit Neji, das hatte die Zeit ziemlich vorangetrieben. Deshalb beschloss er morgen mit Gaara zu sprechen. Lee hatte gemischte Gefühle wenn er an dieses Gespräch dachte, aber er wusste auch, dass es notwendig war und er war Neji dankbar,mit ihm gesprochen zu haben, dass er bemerkt hatte, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung war. „Ich danke dir Neji.“   „Keine Ursache“, sagte der Hyūga locker. „Lass uns ins Zimmer gehen, es ist sauspät geworden.“   Lee lächelte und nickte seinem Kumpel zu, dann setzten sie sich in Bewegung und überquerten das Campusgelände bis zu ihrem Wohnheim.     ~ ♥ ~     Gaara hatte seit fast zwei Stunden in Lees Zimmer gewartet, er wollte schon wieder gehen, als er hörte, wie sich Stimmen der Tür näherten und stehen blieben. Sein Herz rutschte ihm augenblicklich in die Hose und er bekam Panik. Was, wenn Lee ihn nicht sehen wollte? Oder schlimmer, was wäre, wenn Lee ihn jetzt nicht mehr als Freund haben wollte? Wenn er ihn nun nicht mehr mochte? Der Rothaarige kämpfte innerlich um Ruhe. Es war viel schwieriger als er dachte und er erkannte die Stimmen von Lee und Neji. Also wurde es jetzt ernst.   Als sich der Knauf der Tür drehte, hörte er Nejis stimme. „Lee, hast du schon wieder vergessen abzuschließen?“   „Nein, ich bin sicher, dass ich abgeschlossen habe, als ich vorhin gegangen bin.“   Dann wurde die Tür aufgeschoben und sie erblickten Gaara der auf dem Sofa saß. Er sprang sofort auf, überlegte, wie er sich für diese Art von Einbruch rechtfertigen sollte. Es war irgendwie keiner, denn er hatte von Lee einen Schlüssel bekommen, für Notfälle. Naruto hatte ihm versichert, das hier wäre einer dieser Notfälle, in denen er den Schlüssel benutzten durfte.   „Was machst du hier?“, fragte Lee vollkommen überrascht, er hatte überhaupt nicht mit dem Rothaarigen gerechnet.   Gaara nestelte an seinem bordeauxroten Shirt herum. Er konnte den jungen Mann im grünen Trainingsanzug nicht ansehen, wanderte mit seinem Blick über Neji und dann wieder zum Boden. „Ich denke ich wollte mit dir sprechen?“, es war mehr eine Frage, beinahe so, als wäre er sich nicht sicher, ob er es wirklich wollte.   Die blassweißen Augen des Hyūga wanderten zwischen den beiden Männern hin und her. Er fühlte sich sehr fehl am Platz, auch wenn dies hier ebenfalls sein Zimmer war. „Okay... Ich geh mal schauen was die anderen so machen. Ich penn bei Tenten, bis morgen.“ Er winkte knapp zum Abschied, verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu.   Jetzt standen nur die beiden noch hier im Raum. Gaara war mehr als unsicher und er wusste nicht, wie er das alles hier nun angehen sollte. Naruto hatte ihn überredet hier her zu kommen, doch jetzt wo er hier war, empfand er es plötzlich als eine ziemlich blöde Idee. Ihm fehlten einfach die Worte und diese erdrückende Stille zwischen ihnen fühlte sich so schwer an.   Ein tiefes Räuspern holte ihn aus seinen Gedanken. „Worüber möchtest du reden?“, fragte Lee vorsichtig und ging einen kleinen Schritt auf ihn zu.   Gaara stand noch immer stocksteif auf seinem Platz neben dem Sofa und starrte aus seinen türkisfarbenen Augen auf den jüngeren. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er jetzt wieder gegangen, so wie beim letzten Mal. Aber das konnte er kein zweites Mal bringen. Er konnte Lee nicht noch einmal verletzten. Er nahm all seinen Mut zusammen und fing mit dem für ihn leichtesten Teil an. „Es tut mir leid“, sagte er, wandte seinen Blick ab und knibbelte mal wieder an einem seiner Fingernägel herum.   Lee ging in kleinen, aber selbstsicheren Schritten auf den Rothaarigen zu, legte seine Hand auf die von Gaara. „Hör auf damit.“   Er fixierte Lees Hand, die auf seiner ruhte und konnte nicht nach oben sehen. Er starrte einfach nur diese Hand an und spürte wie eine wärme von seinen Fingern bis durch seinen Arm brannte und sich ihren Weg zu seinem Herzen bahnte. Nur um dort angekommen zu explodieren. In ihm gingen Flammen auf. Er hatte sich so lange gewünscht, dass Lee ihn auf irgendeine Art berührte, aber er hätte nie gedacht, dass es auch so eine winzige und unscheinbare Berührung sein würde, die ihm ganz offensichtlich klar machen würde, dass seine Gefühle für Lee Wirklichkeit waren.   „Wofür entschuldigst du dich?“, fragte Lee und seine Nervosität war wie weggeblasen. Er fühlte sich in Gaaras Gegenwart einfach mehr als Wohl und es war ihm klar, dass er diesen Menschen vor sich wirklich mehr als jeden anderen mochte. Wobei ihm inzwischen klar war, dass mögen nicht einmal annähernd das Wort war, das seine Gefühle für seinen besten Freund ausdrückten.   „Also“, fing Gaara unsicher an, „Ich...ich habe mich ganz falsch verhalten.“   „Wie meinst du das?“, wollte Lee wissen, zog seine buschigen Brauen zusammen und runzelte dabei die Stirn. Eigentlich war ihm klar worauf Gaara anspielte, aber er wollte, dass er es auch offen sagte, denn Lee hatte ihm schon längst verziehen. Was auch immer sein Freund für ihn empfand, sie waren einfach die besten Freunde und das wollte er nicht zerstören. Er konnte ihm nicht ernsthaft böse sein, zumindest nicht auf Dauer und als er ihn dann gesehen hatte, als er sein Zimmer betreten hatte, da hatte ihm sein Herz in der Brust so wild geschlagen, dass alles vergessen war, was passiert war.   Noch immer lag Lees Hand auf Gaaras und dem Rothaarigen schnürte diese Berührung die Kehle zu. Es fühlte sich gut an und er wollte gerne, dass Lee immer so zu ihm war. Liebevoll. Anders als sonst eben. Er konnte kaum atmen, seine Sinne waren ihm so vernebelt, dass er kaum sprechen konnte und dennoch wollte er es versuchen. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und sog schnell und tief Luft durch seine Nase ein. Dabei nahm er den Geruch von Lees Duschgel wahr. Es roch so gut und er mochte es. Allerdings half ihm dieses Gefühl nicht weiter, denn es machte es alles noch schwerer. Er schluckte seine Unbeholfenheit herunter und versuchte sich zu artikulieren ohne wie ein kleines Kind zu klingen. „Weißt du, ich hätte nicht einfach gehen sollen...am Sonntag...ich hätte...“ Er brach ab, denn er wusste nicht wie er sagen sollte, dass er sich verliebt hatte.   „Du hättest…?“   Er kratze all seinen Mut zusammen und sah in die dunklen Iriden die ihn musterten, löste seine Hand aus Lees Griff und legte seine Handfläche auf der Wange seines Gegenübers ab. Gaara wog ab was er nun sagen konnte und als ihm bewusst wurde, dass er niemals genug Worte finden würde um das zu beschreiben, was er in Lees Gegenwart fühlte, beschloss er es ihm zu zeigen. Er lehnte sich ein wenig nach vorne und überbrückte die wenigen Zentimeter zwischen ihnen. Stemmte sich auf seinen Zehen ein wenig nach oben und legte behutsam seine Lippen auf die von seinem besten Freund. Es war nur eine winzige Berührung, doch sie ließ in ihm ein Feuerwerk hochgehen. Etwas, das er noch nie zuvor gefühlt hatte. Kaum hatte es begonnen, beschloss er schon es wieder zu beenden. Lee starrte ihn einfach nur an und blinzelte, hatte sich kein bisschen bewegt. Angst machte sich in Gaara breit. Hatte er es jetzt komplett verbockt? Ihre Blicke waren miteinander verschmolzen und es war keiner von ihnen bereit dazu, dieses Stadium ihres momentanen Augenblicks zu lösen. Für Gaara fühlte es sich unglaublich an, auch wenn er wirklich Angst bekam, weil Lee überhaupt nicht darauf reagierte.   Einen Moment lang starrten die beiden einander einfach nur an. Dann fuhr sich Lee mit den Fingern über seine Unterlippe. Konnte das sanfte Prickeln und die Wärme noch spüren. Seine Pupillen wanderten zwischen den türkisen Seen von Gaara hin und her. Er wusste nicht, wie er das alles jetzt deuten sollte. Worte hatte er gerade auch keine. Und dann dachte er daran, dass er gerade etwas gefühlt hatte, von dem niemals gedacht hätte, dass es passieren würde. Zugehörigkeit. Eine tiefe Verbundenheit. Gaaras Hand lag noch immer auf seiner Wange und er legte seine Hand auf die von Gaara. Lehnte sich seiner liebevollen Berührung entgegen, schloss die Augen und seufzte. Er war gerade so verwirrt, aber gleichzeitig war er auch unglaublich glücklich. Keiner von beiden wusste, wie lange genau sie in dieser Position einfach mitten im Raum dagestanden hatten. Für sie beide hatte die Zeit aufgehört zu existieren. Sie blieb einfach stehen und hielt sie in diesem ewigen Herzschlag gefangen. Während sie sich so ansahen, entspannten sich beide langsam und ihre ganze Haltung wurde viel weicher und lockerer. Ohne den Moment zerstören zu wollen, beugte sich Lee ein kleines Stück nach unten, legte seine Stirn an die von Gaara. „Hast du mich gerade wirklich geküsst?“, hauchte er gegen seine Lippen. Sofort versteifte der Rothaarige sich wieder. Spürte die Wärme vom Atem des Schwarzhaarigen auf seinem Gesicht. Es ließ ihn zittern, doch ihm war nicht kalt. Er schloss die Augen, öffnete seinen Mund einen Spalt um einzuatmen. „Ja das habe ich wohl.“   Es war wohl doch kein Traum. Lee war innerlich total aus dem Häuschen und wenn er nicht gerade vollkommen in seiner Glückseligkeit eingelullt gewesen wäre, dann hätte er vermutlich Luftsprünge gemacht. Aber das Einzige das er jetzt machte, war, seine Lippen auf die von Gaara zu drücken. Er wollte, dass es noch einmal passierte, damit er sicher war, dass es kein Versehen von ihm gewesen war. Und das war es nicht, denn Gaara lehnte sich ihm entgegen und ließ es zu, ließ zu, dass sie sich ein weiteres Mal küssten. Es musste doch ein Traum sein, anders konnte Lee sich diese ganze Situation gar nicht erklären. Weil er nicht sicher war, ob er träumte oder nicht, legte er so viel Wärme, Liebe und Zuneigung wie er konnte in diesen Kuss. Diesmal war es auch nicht einfach nur ein Lippen aufeinanderlegen, nein es war so viel mehr. Er spürte, dass dieses Gefühl von Verbundenheit nicht nur in ihm war. Auch Gaara schien das alles zu wollen und das machte Lee zum glücklichsten Mann den es auf der Welt zu geben schien.   „Es tut mir wirklich leid“, flüsterte Gaara gegen Lees Lippen.   Doch der hatte schon längst vergessen was am Sonntag passiert war. „Deine Entschuldigung wird angenommen“, sagte Lee strahlend und streckte seinen Daumen in die Höhe.   Gaara schmunzelte leicht. Das war eines der vielen Dinge, die er an Lee so mochte. Er konnte nicht nachtragend sein und er hatte ihm verziehen, dass er sich aus Überforderung so doof verhalten hatte. Sein kompletter Körper kribbelte und gefühlt eine Millionen Schmetterlinge hatten sich in ihm verflogen. Wirbelten wild in ihm herum und fanden kein Rasten mehr. Es war unbeschreiblich und er wollte nicht, dass es jemals Enden würde.   „Aber warum hast du dich so verhalten, wenn du mich doch auch magst?“, wollte Lee wissen und streichelte sanft mit seinen Fingerspitzen den Arm von Gaara entlang. Er erschauderte unter den Berührungen des Schwarzhaarigen und bekam eine Gänsehaut. Es fühlte sich schön an. Ob es wohl jetzt immer so zwischen ihnen sein würde? Er ließ diesen Gedanken in der Luft schweben und widmete sich lieber seiner Antwort, welche er Lee schuldig war. Er überlegte, wie er es ausdrücken wollte oder konnte und kam zum Entschluss, dass es am einfachsten wäre, wenn er einfach frei sagen würde, was er in diesem Moment gefühlt hatte. „Ich war so perplex von deinem Geständnis, dass ich einfach nicht wusste was ich sagen sollte. Aber als ich realisierte, dass du auch in mich verliebt bist, wusste ich einfach nicht was ich tun sollte“, sagte er leise und sah Lee dabei die ganze Zeit in die Augen. Er war überrascht wie ehrlich er das Ganze beantwortete und führte deswegen seine Aussage weiter fort, bevor sein Mut wieder verloren ging. „Ich war so überfordert damit und wusste nicht, wie ich dir sagen sollte, dass ich dich eben auch mag, dass ich einfach gegangen bin. Ich brauchte Zeit um zu überlegen was ich dir sagen wollte.“   Lee lachte. „Du bist so doof, weißt du das?“   Gaara zog eine Schnute, weil er nicht verstand, was er jetzt falsch gemacht hatte. Er rümpfte die Nase und beobachtete Lee, der immer noch lachte. Was war denn bitte so lustig? Er schüttete hier sein Herz aus und der Kerl im Trainingsanzug lachte ihn aus? Das war irgendwie unpassend, fand er. „Wieso bin ich doof?“   „Weil du immer mit mir reden kannst, wir sind doch beste Freunde oder nicht?“   Da hatte Lee wirklich recht. Warum er das vergessen hatte oder Angst vor etwas gehabt hatte, was nicht da war, wusste er nicht. Es war ihm aber auch gerade egal, denn nun war es zwischen ihnen wieder normal. Wobei, normal war hier gar nichts. Was auch immer zwischen ihnen nun war, es hatte keinen Namen und Gaara würde diesem ganzen Ding auch keinen geben. Es war gut so und die Zeit würde schon zeigen was zwischen ihnen war. Als Lee ihm eine seiner roten Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, musste er lächeln und flüssiges Glück durchströmte seine Adern. „Mit dir an meiner Seite mag ich mich so viel mehr.“   „Ich weiß“, sagte Lee und strich sanft Gaaras Nasenrücken hinunter, stupste mit dem Zeigefinger auf seine Nasenspitze und zwinkerte ihm zu. „Kommst du nächste Woche noch mit mir zum Kirschblütenfest?“   „Ja das werde ich.“     ~ The End ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)