Herz über Kopf von Centranthusalba ================================================================================ Kapitel 5: Vorhaben ------------------- „Irgendwann bringe ich ihn um!“, schimpft Sarah und umkrallt fester ihren Kaffeebecher. „Was? Ich dachte ihr hättet euch schon wieder versöhnt.“ Elsa belegt rasch den letzten freien Tisch in der herbstlichen Nachmittgssonne vor der Unicafeteria und sieht ihre Freundin verwundert an. Verdutzt bleibt Sarah stehen und blinzelt zwei Atemzüge lang fragend mit den Augen. Dann prustet sie laut los: „Nicht Viktor! Ich rede von Professor Mizuno!“ Sie macht eine wegwerfenden Handbewegung, während sie sich ebenfalls an den Tisch setzt. „Ach, das mit Viktor ist doch schon längst wieder in Ordnung. Er musste ziemlich schnell einsehen, dass er einfach falsch lag bei der Sache. Aber dieser Professor!“ Ohne auf die neugierigen Blicke der anderen Gäste des Cafés zu achten, wirft sie theatralisch die Hände in die Luft um ihren Unmut auszudrücken. „Irgendwann schlafe ich von dieser langweiligen, näselnden Geschichtenerzählerstimme ein. Und dann falle ich durch die Prüfung, weil ich das wichtigste verpasst habe!“ Erleichtert atmet Elsa aus. Anscheinend hatte ihre Freundin nicht bemerkt, dass sie bei der Erwähnung des Namens kurz zusammen gezuckt war. Trotzdem nestelt sie weiter nervös an ihrem Kaffeebecher herum. Die Begegnung heute Vormittag war ihr noch in allzu lebhafter Erinnerung. Allein der Gedanke daran, wie Viktor direkt hinter ihr gestanden und in ihr Ohr gesprochen hatte, lies ihr Herz aufgeregt hüpfen. „Oder?“ Elsa schaut auf. Sie sieht in Sarahs erwartungsvolle Augen. „Was?“ „Elsa! Ich rede mit dir! Bei welchem hübschen Jungen hast du nur deine Gedanken?“ Elsas aufgeregtes Herz hält abrupt inne. Ahnte sie etwa…? Doch Sarah schüttelt nur wieder theatralisch den Kopf, so dass ihre langen roten Haare wild um ihren Kopf wirbeln. „Ich kann dich ja verstehen. Dein Mario gehörte schon immer zu den bestaussehendsten Jungs weit und breit. Kein Wunder, dass du die ganze Zeit an ihn denkst. Aber du musst dir nun wirklich keine Sorgen machen, dass du ihn heute vorm Vorlesungssaal versetzt hast. Mario ist nicht der Typ, der einem das übel nimmt. Und dir“, sie deutet mit einem Finger auf Elsa, „nimmt er schon mal gar nichts übel.“ Elsa lächelt, doch irgendwie gerät es etwas gequält. Sarah ist derweil schon wieder in Gedanken woanders: „Außerdem würde Mario dich nie versetzen. Ganz im Gegensatz zu meinem Freund. Seit Viktor sich auf seine Abschlussarbeit vorbereitet, bekomme ich ihn fast gar nicht mehr zu Gesicht. Entweder er verschanzt sich in der Bibliothek oder beim Training. Der wird schon noch sehen, was er davon hat.“ Mit einem undefinierbaren Protestlaut greift sie nach ihrem Becher und nimmt einen großen Schluck. Als sie ihn wieder absetzt, funkeln ihre Augen verschwörerisch. „Also, was machen wir jetzt mit ihm?“ Elsa verschluckt sich an ihrem letzten Schluck Latte Macchiato. „Was? Mit wem? Und warum ‚wir‘?“ „Elsa?“ Sarah beugt sich über den Tisch und kommt ganz nah vor ihr Gesicht. „Red‘ ich Chinesisch? Warum sitzen wir hier? Vor noch 10 Minuten haben wir gesagt: Lass uns uns raussetzen und über die Geburtstagsfeier reden. Und jetzt fragst du mich, um wen es geht… Um Eric natürlich. Erics Geburtstagsfeier in zwei Wochen.“ Mit einem Plumps lässt sich sich zurück auf ihren Stuhl fallen und mustert ihre Freundin eindringlich. „Was ist eigentlich los mit dir? Seit Tagen bist du irgendwie abwesend, schließt dich in deinem Zimmer ein, bist einsilbig, hörst mir kaum zu…. Was ist los, hmmm?“ Elsas Herz rutscht ihr nun endgültig in die Kniekehlen. Verzweifelt starrt sie auf den Boden ihres leeren Kaffeebechers. „Erinnerst du dich? Wir haben mal gesagt, wir haben keine Geheimnisse voreinander. Was ist das für ein Problem, über das du mit deiner besten Freundin nicht reden kannst?“, bohrt Sarah weiter. Elsa beißt sich auf die Unterlippe. Am Liebsten würde sie jetzt anfangen zu weinen. „Ich…. es gibt etwas….“, beginnt sie, doch Sarah fällt ihr sogleich ins Wort. Ihre Augen funkeln neugierig als sie mit gesenkter Stimme fragt: „Hast du etwa einen schicken, jungen Mann kennengelernt, der selbst Mario in den Schatten stellt?“ Es ist, als würde sich unter ihr der Höllenschlund auftun, um sie sogleich zu verschlingen. „Ich, nun ja,…. kennengelernt würde ich das nicht nennen“, flüstert sie ohne den Blick von ihrem Kafferest zu nehmen. „Oh bitte nicht!“, ruft Sarah plötzlich laut aus, „fang du jetzt bitte nicht auch noch an!“ Elsa hebt den Kopf und starrt sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Wenn du jetzt auch noch anfängst von diesem Kay Parker zu schwärmen, dann dreh ich durch! Es gibt ja wohl inzwischen kein geradeaus denkendes Mädchen mehr, dass nicht in diesen Sänger verknallt ist. Kay hier, Kay da, das ist doch nicht mehr zu aushalten.“ Elsa sitzt auf ihrem Stuhl und starrt Sarah sprachlos an. Sie weiß überhaupt nicht, was sie auf diese Schimpftirade antworten soll. Ihr Kopf ist einfach nur leer. „In wen ist Elsa verknallt?“, ertönt plötzlich hinter ihnen eine tiefe Stimme und lässt die beiden Mädchen zusammenzucken. Als sie ihn erkennt, muss Sarah verschwörerisch grinsen: „Na, nur in dich natürlich“ Elsa sieht noch, wie Sarah ihr zuzwinkert, dann lässt sich Mario bereits auf den Stuhl neben sie fallen. „Da bin ich mir nicht so sicher“, seufzt er und sieht seine Freundin skeptisch von der Seite an, „Heute früh war ich ihr nicht so wichtig wie eine Tasse Kaffee.“ Wenn Elsas Gesicht bis jetzt noch nicht vollends rot angelaufen war, dann ist es das jetzt. „Mario! Ich habe es dir doch schon erklärt. Diese blöde Kaffeemaschine…“ Hektisch schnappt sie nach Luft um ihr Missgeschick zu erklären, doch Mario sieht sie die ganze Zeit nur amüsiert an. „Schon gut Elsa, ich weiß doch, dass du deinen Kaffee über alles liebst. Und ganz ehrlich: Mit Kaffeedefizit bist du auch nicht die Freundin, die ich haben will.“ Und mit diesen Worten zieht er sie in seine Arme und drückt ihr einen Kuss auf die rote Wange. „Das aktuelle Defizit hätten wir jetzt auch behoben“, meldet sich Sarah wieder und deutet vielsagend auf ihre leeren Becher, „dann können wir uns ja den wirklich wichtigen Dingen zuwenden. Wir haben versprochen Erics Geburtstagsparty zu organisieren. Während Professor Mizuno uns heute mal wieder mit seiner Vorlesung gelangweilt hat, habe ich die Zeit genutzt und habe ein paar Notizen gemacht. Mir sind ein paar tolle Ideen gekommen. Wollt ihr sie hören?“ Mario und Elsa nicken neugierig. Während sie gebannt Sarahs Aufzählung lauschen, legt Mario seinen Arm um Elsas Taille und streichelt immer wieder ihre Seite. Ihr aufgeregt klopfendes Herz hat sich wieder beruhigt. Sie fühlt sich unglaublich geborgen in Marios Armen. Erleichtert legt sie ihren Kopf auf seine Schulter. Dieser Kuss hat sie einfach nur etwas durcheinander gebracht. Das wird wieder weggehen. Sie sollte sich nicht so einen Kopf darüber machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)