Die kleine Diebin Hisoka von Hisoka_Hebi (New Version 2021) ================================================================================ Kapitel 10: Entschlossenheit ---------------------------- ~ Entschlossenheit ~ Was sollte sie jetzt tun. Abwarten und Däumchen drehen? Dann kamen ihr Ace Worte wieder in den Sinn, was sie irgendwie von ihrer Angst befreite und sie sich wieder entspannen konnte. Er würde wieder kommen und sie abholen, aber dennoch sagte er, wenn sie es gelernt hatte. Ja, aber was meinte er? Was gelernt? Genau konnte sie sich gerade nicht erinnern und so grübelte sie. Dann plötzlich viel es ihr wie Schuppen von den Augen, sie sprang aus dem Bett, riss die Tür des Zimmers auf und stürmte den Korridor entlang. Die Treppe hinauf, sprang förmlich gegen die Tür über ihren Kopf, die aber diesmal leichter als gedacht… ahhh zu leicht. Die Tür lies nach und sie fiel förmlich nach oben. Sie wurde etwas grob am Arm festgehalten und somit vom Aufprall auf den Holzboden bewahrt. Er half ihr sich wieder aufzurichten und lies sie dann los. Mit großen Schritten, ging er an ihr vorbei auf die Treppe zu. Hisoka drehte sich schwungvoll zu ihm um, sie wollte sich noch bedanken. Bei der Drehung aber stolperte sie, stieß gegen ihn und riss ihn die Treppe mit runter. Zwei kräftige Arme umfassten sie und schützen sie vor dem Aufprall. Erschrocken hatte sie die Augen zusammen gekniffen, als sich alles um sie herum drehte und weich aufkam. Ihr Herz raste vor Schreck in ihrer Brust und sie brauchte einen Moment um sich wieder zu fassen. Ein warmer Körper unter sich, kräftige Arme die sie immer noch umschlungen festhielten. Langsam löste sich die kräftigen Arme und sie spürte wie sein Brustkorb sich hob und senkte. „Komm hoch da“, dran ein barscher Tonfall an ihr Ohr und sie riss erschrocken die Augen auf. Sie starrte in zwei graue Augen, die sie eindringlich musterten. Erst jetzt wurde ihr klar, in welcher Position sie sich befand und sprang rasch von ihm runter. Ihr Herz hämmerte lautstark gegen den Brustkorb. Seine Augen ruhten noch auf ihr, als er sich erhob und sie eindringlich musterte. Sein grimmiger Ausdruck, machte ihr Angst. Er hatte graue Haare, die nach hinten gekämmt waren und eine Narbe an der linken Schläfe. Sein abschätzender Blick, wie sie vor ihm am Boden kauerte, machte ihr immer noch Angst und ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. „Hast du dir wehgetan?”, wollte er kühl wissen. Bei seiner tiefen und kalten Stimme zuckte sie regelrecht zusammen. Er machte ihr Angst. Sie schüttelte wie wild den Kopf und verbeugte sich dann ehrfürchtig. “Tut mir wirklich leid”, jammerte sie, fast den Tränen nah. Dieser Moment, dieser Augenblick, dieser Mann. Alles kam irgendwie wieder hoch. Er erinnerte sie an Taycon, ihren Peiniger und an seine Brutalität, wenn sie einen Fehler gemachte hatte. “Pass dass nächste Mal besser auf, sonst verletzt du dich”, hörte sie seine Stimme. Auch wenn seine Worte keiner Anklage gleichkamen, fühlte es sich wie einen Schlag in den Magen an. Sie nickte und spürte, wie Tränen über ihre Wangen liefen. Ohne darüber nachzudenken, sprang sie auf und lief die Treppe hinauf, stemmte sich mit all ihrer Kraft gegen die Deckentür, was ihr mühselig erschien, aber sie schaffte es. Ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen, lief sie abermals den Korridor entlang, zur zweiten Treppe, die an Deck führte. Diesmal begrüßte sie nicht sie Sonne sondern der Mond und der atemberaubende Sternenhimmel. Doch die Panik, die ihren Körper ergriffen hatte, wollte nicht verschwinden. Weit und breit war niemand zu sehen, dennoch lies das Gefühl nicht los, was sie zu erdrücken schien. Der Schleier aus Tränen vernebelte ihre Sicht, dass Knarren des Holzes unter ihren Füßen und die Stille der Nacht, machten es ihr nicht leichter. Ihre Füße trugen Sie zum Heck des Schiffes und sie blieb nicht stehen, hatte das Gefühl verfolgt zu werden und wollte einfach nur das Meer sehen. Diese tosende Naturgewalt, die in ihr die größten Ängste auslösten und die jetzigen vielleicht überspielen könnte. Sie warf sie halb über die Reling, um das Meer und die Wellen, die an den Bug schlugen, sehen zu können. Der Geruch des Salzes, war wie Balsam. Ihre Füße berührten den Boden nicht mehr und sie wusste, dass bei einer größeren Welle und dem Schaukeln des Schiffes, nichts sie festhalten konnte. Doch in diesem Moment verflog die Panik auf den Mann mit den grauen Haaren und wich dem Schlund des tiefschwarzen Meeres, was sie zu gerne verschlucken würde. Sie wusste nicht welche Angst im Moment überwog, aber eine ungeheure Ruhe hatte sich in ihren Inneren gebildet. Ihr war alles egal in diesem einen Augenblick, wo die Last von ihr abfiel, die sie nicht hinaus schreien konnte und sie zu erdrücken schien. Sie wollte loslassen. Alle Ängste sollten mit ihr über Bord gehen, doch ihr Herz verkrampfte sich bei der Erinnerung an Ace, der ihr einziger Strohhalm war. Sie wollte ihn doch wieder sehen, da konnte sie sich doch nicht dem Meer hingeben und dennoch lag das Meer so verlockend vor ihr und schien so regelrecht zu rufen. Die Augen geschlossen, überließ sie sich dem Schicksal, was für sie entscheiden sollte. Dann spürte sie, dass Ruckeln des Schiffes, als eine Welle gegen den Bug knallte und wie sie die Balance verlor und Richtung mehr Kippte. In diesem einen Augenblick, schrie ihr Herz, als das Meer die Finger nach ihr ausstreckte und sie keine Möglichkeit hatte, sich festzuhalten. Hatte das Schicksal doch für ihren Tod gestimmt? Doch Ace vor ihren Augen, mit diesem traurigen Blick, versetzte ihr einen Stich. Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Dann spürte sie einen kräftigen Rruck an ihrem Handgelenk, der sie eisern festhielt und sie brutal wieder zurück über die Reling zog. Sie landete mit einem lauten Knall rücklings auf dem Deck und der Aufschlag hatte ihr die Luft aus den Lungen gepresst. Es tat weh, aber der Schmerz war eine willkommene Abwechslung, zu der Panik die ihren Körper gelähmt hatte. Hisoka schnappte nach Luft und drehte sich auf die Seite, um den schmerzenden Rücken zu entlasten. Ihr Puls raste und das Adrenalin rauschte durch ihren Körper. “Bist du den von allen guten Geistern verlassen worden? Du wärst beinahe gestürzt, ist dir dein Leben den gar nichts wert?”, es war die gleiche Stimme, es war der gleiche Ruf, die gleiche Angst, die in ihr Aufkeimte. Sie weinte. Ausgerechnet er kam ihr zu Hilfe, obwohl sie extra vor ihm geflüchtet war. Seine Stimme entfachte erneut die Panik in ihr. “Geh weg, geh doch einfach weg”, schrie sie ihn an und fuchtelte wie wild mit ihrem Arm durch die Luft. Die kauerte sich auf dem Boden zusammen und konnte nicht zu ihm aufsehen. Immer wieder sah ihren Peiniger vor sich. “Was ist passiert?” Sie vernahm die aufgebrachte Stimme von Shanks, der gerade zum Heck hinauf kam. Hisoka war nicht im Stande zu antworten, sie kauerte nur am Boden und weinte bittere Tränen der Angst. Shanks warf einen besorgten Blick auf sie und sah dann wieder fragend zu seinem Vize, der nur die Schultern zuckte. “Sie hatte sich eben unter Deck schon so eigenartig Benommen, da war ich hinter her und hab sie gerade noch davon abgehalten, ins Meer zu stürzen”, erklärte dieser und betrachtete sie ebenfalls. Er konnte sich ihre Verhaltensweise nicht erklären. Wieso hatte sie so viel Angst vor ihm. Er gab zu, nicht so ein freundliches Lachen wie Shanks zu haben, aber wirklich böse wirkte er auch nicht. Schuldbewusst kratzte er sich am Kopf. “Hab ihr irgendwie Angst eingejagt, warum kann ich nicht beurteilen.” Shanks nickte ihm freundlich zu. “Sie hat sich bestimmt an etwas in dir erinnert, kein Grund zur Panik, danke für deine schnelle Reaktion”, meinte Shanks locker und klopfte seinen Vizen auf die Schulter. Dieser sah ihn dankend an. Der rothaarige wusste, dass dieser sich Vorwürfe gemacht hatte, besonders wenn sie gestützt wäre. Er Grauhaarige schritt an ihnen Vorbei und verschwand in der Dunkelheit. Shanks setzte sich neben sie aufs Deck und betrachtete den Sternenhimmel. Er wollte sie jetzt nicht danach fragen, was eben gewesen war. Irgendwie konnte er es sich schon denken. Ace hatte ihm von ihrem Leben auf der Insel erzählt und dass sie da nicht die beste Erfahrung mit Männern gemacht hatte, aber dass sie ihre Angst auf seine Männer ausbreiten konnte, daran hatte er nicht gedacht. Sie tat ihm leid, er wollte sie nicht so sehen. Doch er war sich nicht sicher, was er sagen sollte. “Wovor hast du solche Angst?”, fragte er nach einer Weile des Schweigens und betrachtete den klaren Sternenhimmel. Er hörte sie schniefen, sie schien sich zu bemühen, ihm eine Antwort zu geben. Er legte behutsam seine Hand auf ihren Kopf und wie er überrascht feststellte, beruhigte sie das. Sie war eben doch noch ein Kind. “Ich habe eben meinen Peiniger gesehen…..”, wisperte sie und versuchte ihre Tränen weg zu wischen. Es war ihr unangenehm. Langsam konnte sie sich wieder fassen und setzte sich neben ihn. “Du hast ihn wohl in meinem Vize wieder erkannt, aber wenn du ihn erst einmal besser kennen lernst, wirst du sehen, dass er nicht so ist. Er ist ein herzensguter Mensch”, versicherte Shanks und sie nickte beruhigt. “Ist das nicht eine wunderbar klare Nacht?”, lenkte Shanks das Thema langsam in eine andere Richtung und sie wahr ihm dankbar dafür, nicht nachzuforschen. Den Kopf auf den Knie aufgestützt, beobachtete sie den Rothaarigen von der Seite und stellte fest, dass er sie irgendwie faszinierte. “Ja, das stimmt”, antwortete sie ihm und sie sahen sich dabei tief in die Augen. Es dauerte wohl eine gefühlte Ewigkeit, wie sie ihn regelrecht anstarrte und als dann sein Mundwinkel zu zucken begann, wurde ihr schlagartig klar, was sie da tat und wandte den Blick verlegen ab. Seine Augen schienen so eine endlose Tiefe zu besitzen, dass sie sich darin verlieren konnte. Er musste lächeln. Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander und Hisoka war schon wieder in ihrer Gedankenwelt eingetaucht. Als ihr wieder einfiel, weshalb sie überhaupt ihr Zimmer verlassen hatte. “Shanks, ich hab eine Bitte an dich”, durchbrach sie die Stille. Er sah sie nicht an und doch konnte er das Glänzen von Entschlossenheit in ihren Augen strahlen sehen. “Na? Erzähl”, antworte er und sah sie nun gespannt an. Hisoka betrachtete ihn mit einer Entschlossenheit, die er bewunderte und ihn an jemanden erinnerte. Ihm kamen die Worte des kleinen Jungen wieder in den Sinn. °Ich werde Piratenkönig, dass wirst du schon sehen.° Er musste bei der Erinnerung lächeln. Sie war leicht verwirrt, doch setzte sie ihre Bitte fort: “Bitte trainiere mich”. Er sah sie verwundert an, doch noch immer war diese Entschlossenheit zu sehen. “Wieso?”, wollte er von ihr wissen. “Weil ich es Ace versprochen habe. Ich will stark werden, ich möchte mir einen Namen machen und ich möchte die Kraft haben, die Menschen die ich gerne habe zu beschützen”, sagte sie entschlossen und er nickte wissend. “Nun gut”, meinte er nach einer längeren Denkpause,” Ich werde dir zeigen, was überleben heißt.” Shanks warf ihr einen ernsten Blick zu, doch sie lies sich nicht einschüchtern. “Danke Shanks”, brachte sie zum Ausdruck, wie viel es ihr bedeutete. Wieder nickte er nur. “Aber du wirst nicht nur von mir allein lernen, sondern von allen hier anwesenden. Du wirst lernen, was es heißt eine eigene Persönlichkeit zu sein. Ich werde dir nur dass beibringen, wo du Talent für hast. Alles Andere wäre Zeitverschwendung”, fügte er hinzu und sie nickte. Wieder trat eine etwas längere Pause ein. “Dazu müsstest du mir sagen was du kannst”, wollte er nun wissen und eine bedrückende Stille legte sich über Beide. Ihr Blick konnte seinem nicht mehr standhalten und sie sah auf den Boden. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Er war gerade genauso verunsichert, wie sie. Was sollte plötzlich diese Stimmungsschwankung. Traute sie sich den selber nichts zu? “Ich kann nicht viel… gerade mal klauen und spionieren…”, murmelte sie verlegen, von den ernüchternden Kenntnissen die sie besaß. Es war ihr unangenehm. Shanks verstand ihre Lage, sie konnte aus diesen Fähigkeiten nicht das Nützlichste sehen und er würde dass schon irgendwie hinbekommen. “Morgen werden wir heraus finden, was du kannst und was nicht. Dafür musst du bereit sein, zu Kämpfen, zu verletzen und keine Angst vor eigenen Verletzungen zu haben. Du musst mit allem Rechnen, ist das für dich soweit klar?”, fragte er scharf. Denn er bemerkte ihre Unsicherheit. Sie nickte zögerlich. Der Rothaarige erhob sich und ihr Blick folgte ihm verwundert. “Und du musst dich selber davon Überzeugen, geh in dich und versuch heraus zu finden, was du kannst und trainiere auch für dich selber”, erklärte er. “Geh nun schlafen und denk drüber nach. Wenn du es wirklich willst, etwas zu lernen, dann musst du auch mit den Konsequenzen leben. Wenn du dir sicher bist, komm morgen vor Sonnenaufgang aufs Deck und zeig deine Entschlossenheit oder bleib unter Deck und lass es lieber. Ich sehe es als Mut, wenn du der Gefahr ins Auge siehst, aber nicht als Feigheit, wenn du es nicht tun möchtest. Du musst das selber für dich entscheiden.“ Shanks schenkte ihr noch ein aufmunterndes lächeln und verschwand dann ebenfalls in der Dunkelheit. Hisoka blieb sitzen und dachte über alles in Ruhe nach. Sie spürte die Angst in ihr aufkeimen, sie wollte doch nicht mehr verletzt werden, aber wiederum wollte sie sich auch selber verteidigen können. Sie sah auf ihre Hände, die zitterten. Sie wusste, dass sie sehr unentschlossen war und wenn sie jetzt ins Bett ginge, wäre sie morgen total unausgeschlafen und unmotiviert. So entschloss sie sich, die Nacht über aufzubleiben und schon selber mit ihrem Training anzufangen. Sie wusste zwar nicht recht wie, aber sie wusste, dass sie ihre Geschicklichkeit und Wenigkeit verbessern musste. Sie schaute sich suchend um und entdeckte ein Seil. Ein Geistesblitz lies sie aufhorchen, dass war die Idee. Sie band sich das Seil um ihre Taille und das andere Ende fest um einen Masten. Dann kletterte sie wagemutig auf die schmale Reling und versuchte dort Halt zu finden. Bei diesem Seegang schaukelte das ganze Schiff gewaltig. Hisokas ganzer Körper zitterte vor Anspannung und es fiel ihr schwer die Balance zu halten. Immer wieder rutschte sie leicht aus und klammerte sich an der Reling fest, nur um erneut wieder aufzustehen und weiter zu gehen. Mit jedem zittrigen Schritt, perlte ihr Schweiß von der Stirn. Beim Versuch, der nächsten Welle entgegen zu wirken, rutschte sie erneut aus und stürzte hinab. Sie hatte sich nicht mehr festhalten können Das Seil schnürte sich fest um ihren Bauch und klemmte ihr die Luft ab und schleuderte sie gegen den Bug. Sie verkniff sich den Aufschrei und de Sterne tanzten vor ihren Augen. So hing sie, gegen das Schiff schlagend und weinte. Zum ersten Mal, fügte sie sich freiwillig Schmerzen zu, dabei wollte sie das doch gar nicht. Doch dann kam ihr Ace, der sie anlächelte, in den Sinn und ihre Entschlossenheit kam zurück. Sie versuchte sich selber mit den Armen an dem Seil hochzuziehen und musste erschrocken feststellen, dass es nicht klappte. Ihr fehlte schlichtweg die Kraft. Sie lies sich wieder hängen und betrachte ihre aufgescheuerten Hände. Wollte sie jetzt schon aufgeben? Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte sich immer und immer wieder mit Hilfe des Seiles hoch zuziehen, doch vergeblich rutschte sie ständig kraftlos ab und das Seil rieb ihr die Hände auf. Sie bekam schlecht Luft, ihr Körper brannte,wo das Seil sie aufgescheuert hatte, ihre Arme hingen zitternd und kraftlos an ihr herab. Vereinzelte Tränen rangen ihre Wangen hinunter, doch sie wischte sie weg und zog sich immer wieder hoch. Egal wie sehr es brannte, egal wie ihre Arme zitterten und sich wie Wackelpudding anfühlten. Sie wollte es schaffen. Wenn sie dies nicht hinbekam, wie sollte sie es denn erst morgen hinbekommen, überhaupt den Mut und die Entschlossenheit hierfür aufzubringen. Wie sie es Shanks gerne beweisen wollte. Hisoka wusste nicht wie lange es dauerte, wie oft sie wieder hinab stürzte und das Seil ihr den Bauch abschnürte, wie oft sie gegen den Bug geschleudert wurde oder sie schon aufgeben wollte und warten, bis Jemand sie fand. Und dennoch schaffte sie es, sich wieder aufzurappeln und sich über die Reling aufs Deck zu schleifen. Dort blieb sie regungslos und heftig Atmend liegen und weinte wieder. Diesmal waren es Tränen der Erleichterung, dass sie es gepackt hatte und dennoch konnte sie sich darauf nicht ausruhen. Sie riss ihr Hosenbeine kaputt und bannt sich Bandagen über Hände und Füße und kletterte wieder auf die Reling zurück. Die ganze Nacht hindurch, hatte sie die Balance geübt, immer und immer wieder war sie hinunter gestürzt und zahlreiche blaue Flecken zierten ihre Armen. Ihre Handbandagen waren Blutgetränkt und auch ihre Fußverbände, denn sie hatte nun herausgefunden, dass sie es sich leichter machen konnte, sich gegen den Bug, mit dem Seil in Eins, hinauf zu klettern. So schaffte sie sich eine Möglichkeit, schneller wieder auf die Reling zurück zu kehren. Und auch dort konnte sie schon erste Erfolge erzielen. Denn sie merkte, wie sie langsam, doch schneller über die Reling gehen konnte, hin und her und dass, ohne immer Häufiger zu stürzen. Hisoka war stolz auf sich. Sie sah, wie die Sterne verblassten und der Himmel sich erhellte. Es war an der Zeit. Sie nahm sich das Seil ab und legte es zurück. Schnell und leise schlich sie zurück in ihr Zimmer und sie merkte, wie viel einfacher ihr plötzlich gelang die Falltür zu öffnen. Zwar brauchte sie noch immer beide Arme, aber es war leichter als zuvor. Sie lächelte sich an und wusste, wenn sie jetzt jeden Tag so hart Trainieren würde, dann würde sie schnell Fortschritte erzielen können. Die Entscheidung stand, Tagsüber mit Shanks zu trainieren und Nachts für sich selber. Zwischendurch ihren Schlaf zu holen. Es war eine hervorragende Idee. Sie öffnete die Schranktür, in der sich ein Spiegel befand und zog erschrocken die Luft ein. Als sie sich so betrachtete, musste sie irgendwie über sich selber lachen. Sie sah aus, als ob sie verprügelt worden war. Ihre Haare waren zerzaust, ihre freien Arme von blauen Flecken, Schrammen und Schürfwunden überzogen, Ihre schwarzen Handbandagen waren fast rötlich und sie spürte, wie das Blut an ihrer Haut klebte. Ihre Beine sahen genauso mitgenommen aus, wie ihre Arme. Sie schluckte, als sie ihr schmutziger T-Shirt betrachtete und es sich dunkel gefärbt hatte, wo das Seil sich zerrieben hatte. Ganz vorsichtig hob sie ihr T-Shirt hoch und hielt die Luft an. Da wo das Seil sie festgehalten hatte über ihren Bauchnabel bis zum Rippenbogen waren die Riemen genau sichtbar. Sie waren dunkel lila verfärbt und die Haut ganz abgeschürft, an machen stellen sogar blutig. Erst jetzt vernahm sie so den Schmerz ihrer Wunden. Und wieder spürte sie die Tränen, doch sie wischte sie weg und sah sich entschlossen an. Es gefiel ihr zwar überhaupt nicht, wie sie aussah, doch da konnte sie nicht machen. Sie sah sich im Zimmer um. Wo war hier nur das Bad, fragte sie sich? Sie wusste, dass sie so vor die Anderen nicht treten konnte so verschmutzt. Sie wollte ja nicht, dass diese sich Gedanken machten oder sie vielleicht davon abbringen würden, sich selber zu trainieren. Sie besah sich noch mal im Spiegel, und war sich sicher, bevor sie kein Bad genommen hatte und andere Klamotten und Verbände um hatte, konnte sie nicht vor den anderen erscheinen. Doch wie sollte sie unbemerkt durch die Korridore kommen, ein Bad finden und dann auch Niemanden zu begegnen. Sie warf einen Blick hinaus, langsam wurde die Zeit klapp. Sie ging hinüber zu dem Bullauge, wo sie hinaus ins Meer gucken konnte und als sie so am Schiff vorbei schaute, entdeckte sie ein kleines Beiboot am Heck. ~ Fortsetzung ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)