Gesangstalent von Yuri_Prigio ================================================================================ Kapitel 1: Die Nachricht ------------------------ „Nein!“, Enyas Blick sprang geschockt zwischen ihren Eltern hin und her. „Nein, Nein, Nein!“ „Liebes, beruhige dich. Das ist eine große Ehre“, versuchte Enyas Mutter ihre Tochter mit weichem Tonfall zu beruhigen. Ja eine sehr große Ehre. Das wusste Enya natürlich. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie sie angelogen hatten! Ihre eigenen Eltern! Der Kloß in ihrem Hals wurde zunehmend schwerer und sie spürte wie sich die Wut in ihrem Bauch mit der aufsteigenden Panik vermischte. Enya ließ sich auf ihre Kuschelkorallen fallen. Sie hatte Mühe ihren Atem ruhig zu halten, da ihr Herz ihr fast aus der Brust sprang. Die Schuppen ihres Fischschwanzes blinkten hektisch zwischen aggressivem Rot und einem ungesunden Algengrün. Ihre rosigen Haarsträhnen schwebten langsam auf und ab. „Mama, Papa. Ihr habt gesagt, der Gesangsunterricht wäre nur zur allgemeinen Bildung gedacht. Damit ich in Musik alles Wissenswerte beherrsche. Habt ihr mir nicht sogar noch vor 20 Monden versprochen, dass ich niemals vor Publikum singen müsse, wenn ich das nicht möchte?“ „Ja das stimmt Liebes, aber bedenke doch, was das für eine Riesenchance ist. Nicht nur die Erfahrungen, die du sammeln wirst, werden dich ewig begleiten. Diese Chance wirst du nur einmal in deinem Leben bekommen. Es ist immerhin die Zeremonie des Lebens!“ Die Zeremonie des Lebens findet jedes Jahr statt, um die friedliche Verbindung der Lebewesen zu Land und zu Wasser zu gedenken. Auf der heiligen Stätte allen Lebens. Umringt von Pflanzen beider Welten werden Konzerte und Lesungen abgehalten. Früher waren wohl auch Menschen aus der Oberwelt dabei, aber das ist schon lange her. Eröffnet wird die Zeremonie mit dem berühmten Solo eines oder einer Künstlerin, welche von den verschiedenen Königspaaren der Meere ernannt wird. Dieses Jahr war das Königreich des Meeres, in welchem Enya mit ihrer Familie lebte, an der Reihe den Künstler zu bestimmen. „Stell dir doch nur mal vor. Du auf der Bühne, alle Blicke auf dich gerichtet. Du wirst fantastisch aussehen und alle mit deinem Gesang und Gefühlen verbinden. Oh was haltet ihr von den Farben Tiefseeblau und helles Violett? Deine Schuppen würden fantastisch aussehen!“, schwärmte ihre Mutter. „Ich will nicht!“, murmelte Enya verzweifelt. „Ich finde so langsam reicht dein Aufstand. Du stellst dich vielleicht an!“ Der Tonfall ihres Vaters war nicht so weich, wie der ihrer Mutter. Er war sauer. „Aber Papa. Ich will das Solo nicht singen!“ Enyas Blick traf genau den seinen. Es tat ihr weh, sie hasste es, sich mit ihren Eltern zu streiten. Doch der eisenharte Blick ihres Vaters spitzte sich zu. „Junge Dame, es reicht!“, erhob ihr Vater mit lauter werdendem Tonfall seine Stimme, wodurch auch Enyas Mutter mit aufschreckte, „Du bist eine fantastische Sängerin, noch dazu unsere Tochter. Die Tochter des Hofkomponisten und einer sehr erfolgreichen Sopransängerin. Wir selbst haben dich dem Königspaar für die Zeremonie empfohlen. Dafür ausgewählt zu werden ist eine unglaubliche Ehre, die du offenbar noch nicht begreifst. Nicht nur für dich, sondern für unsere ganze Familie. Du wirst singen! Keine Wiederrede!“ „Aber Papa…“, Enya kämpfte mit den Tränen. „Kein Aber mehr. Die Proben beginnen morgen früh. Die Zeremonie ist in drei Tagen. Wehe du kommst auch nur einmal zu spät, hast du das verstanden?“ „Ja, Papa.“ Fast versagte ihr die Stimme. Ohne aufzublicken, schwamm Enya an ihren Eltern vorbei. „Schatz, warst du nicht etwas zu hart zu ihr?“ „Nein. Wie soll sie denn sonst Verantwortung lernen?“ Enyas Tränen vermischten sich mit der kalten Strömung, durch welche sie schwamm. Ihre kurzen Haare fielen ihr ständig vor die Augen, aber das war ihr egal. Sie wollte nur noch weg und allein sein. Sie verspürte das Verlangen sich in ein Loch zu verkriechen und in ihrem Kummer zu ertrinken, am besten für immer. Als sie das Riff erreichte, hielt sie inne. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und strich ihre Haare zur Seite. Ihr Blick richtete sich auf das Korallenfeld vor ihr. Die roten und rosa Töne verschmolzen, die Tränen waren zurück. Die Schuppen ihres Fischschwanzes nahmen abwechselnd die Farben von tiefem Trauerschwarz und depressivem Blaugrau an. Meermenschen, die noch nicht volljährig sind, können die Farben ihrer Fischschwänze noch nicht richtig kontrollieren. Doch je älter man wird, desto mehr Kontrolle gewinnt man darüber. Manche verfärben sich nach Emotionen, manche nach Tageszeiten. Die meisten Erwachsenen kleiden sich trotzdem immer in gedeckten Farben, als wären grelle Töne zu auffällig. Selbst ihre Eltern, die engagierten Musiker, tragen kaum andere Farben als Grau, Dunkelblau oder Weiß mit Schwarz. So wie sich das eben gehört. Einzig die Ehrenschuppen in goldener Farbe trägt ihr Vater mit Stolz. Die repräsentiert schließlich seine respektable Stellung am Hofe. Enya legte sich mitten in die Korallen auf den Rücken und verdeckte ihre Augen mit ihrem Arm. Nach wenigen Augenblicken konnte sie wieder erste klare Gedanken sammeln. Ihre Hand auf den Anemonen zur Linken abgelegt und die andere auf ihrer Stirn, blickte sie zur Wasseroberfläche und beobachtete wie das Licht glitzerte. Der Tanz aus Licht und Wasser beruhigte sie langsam. Warum war ihren Eltern das bloß so wichtig? Enya verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte das Singen noch nie so wirklich gemocht, und das wussten sie. Zum Unterricht konnten sie ihre Tochter nur überreden, indem sie sie im Glauben ließen, das wäre für ihre gesamtmusikalische Ausbildung von Nutzen. Mehr nicht. Viel lieber beschäftigte sich Enya aber mit Harfenmusik. „Veraltet und langweilig“, wie ihr Vater dazu sagte. Kaum jemand aus ihrem Volk beherrsche die Harfe noch, sie sei ein Überbleibsel von vergangenen Zeiten. Dabei liebte Enya ihren sanften Klang, die Verspieltheit der Saiten, die elegante Schönheit des Instruments. Früher soll es Harfen in vielen verschiedenen Größen gegeben haben, die Gängigste kaum größer als eine Jakobsmuschel. Doch auf alten Zeichnungen sah man auch welche so groß wie Rochen oder Delfine. Enyas kleine Harfe war ein Geschenk ihres Großvaters gewesen, er hatte sich nie über Harfenmusik lustig gemacht. Er hatte sie selbst bis in sein hohes Alter hineingespielt. Ihre Großeltern besaßen sogar eine der seltenen größeren Ausgaben. Wenn ihre Eltern nicht da waren, brachten sie Enya bei, darauf zu musizieren. Sie erinnerte sich gerne an die tollsten Märchen, welche ihr Großvater dazu zu erzählen hatte. Mit Magie und Zauberei sollen ihre Vorfahren Ungeheuer bezwungen oder sie mithilfe bestimmter Melodien kontrolliert haben. An diese Zeit dachte Enya gerne zurück. „Hätte ich meine Harfe doch nur mitgenommen“, stöhnte Enya. Sie hätte jetzt gerne ein paar Melodien gespielt. Danach fühlte sie sich immer besser. Was sollte sie jetzt bloß tun? Allein beim Gedanken an das Konzert, schnürte Panik ihr den Hals zu. „Hi Enya, was lässt du deine Flossen denn hier so hängen?“ „Delf, zum Glück hast du mich hier gefunden.“ Enya streckte ihre Arme nach ihrem Freund aus. Der kleine Falterfisch machte es sich in Enyas Handfläche bequem, nachdem er sich in ihren schimmernden blassblauen Schuppen begutachtet hatte. „Deine Augen sind ja ganz rot, was ist geschehen?“ Enya berichtete ihm vom Streit mit ihren Eltern. „Das ist ja wohl die Höhe! Was erdreisten die sich? Erst ködern sie dich mit diesem unnötigen Gesangsunterricht und jetzt diese Unverschämtheit? Sie wissen doch um dein Lampenfieber am besten Bescheid. Na, denen werde ich mal was erzählen!“ Delf wirbelte rasend im Kreis umher, die Luftblasen kitzelten Enya im Gesicht. „Lass das lieber, mein Vater würde dich doch nur mit seinem Muschelplektrum verwechseln.“ Enyas Laune verfinsterte sich weiter, „Ich habe keine andere Wahl, ich muss zu den Proben und ich muss auf dieser Zeremonie singen.“ Kapitel 2: Die Proben --------------------- Am nächsten Morgen schleppte Enya sich vor das Musikzimmer. Da ihre Eltern zum Hoforchester gehörten, war die Wohnung entsprechend geräumig und fast schon luxuriös eingerichtet. Nahezu in jedem Raum stand ein Flügel, selbst in ihrem Kinderzimmer. Doch ihrer war eher die Jugendausgabe für noch nicht volljährige Meermenschen. Ständig fragten ihre Eltern sie, wann sie dem Orchester endlich beitreten würde. Sie wäre so eine Bereicherung. Doch Enya sah sich selbst nicht als Teil eines Orchesters. Dort würde sie nur den strengen Vorgaben folgen, nur spielen, was man ihr sagte und immer in langweiligen farblosen Konzerten sitzen. Das war nicht Enyas Welt. Für sie war Musik keine Arbeit, es war ihre Zuflucht. Sie spielte zum Spaß, nicht um Erwartungen zu erfüllen. Sie probte auch nicht um fehlerfrei zu spielen. Was waren schon Fehler, höchstens kleine glückliche Unfälle. Während Enyas Gedanken sich weiter um den Sinn der Musik in ihrem Zuhause drehten, starrte sie die Tür des Zimmers immer noch an. Dann atmete sie tief ein und schwamm hinein. „Wenigstens bist du pünktlich“, hörte sie ihren Vater unbeeindruckt sagen, während Enya zur Mitte des Zimmers schwamm. Die hohen Bogenfenster ließen viel Licht in den Raum, die Säulen an ihren Rändern waren von Blaumuscheln umsäumt. Der perlenfarbene Flügel stand zwischen den Fenstern. An der rechten Wand stand der massive Arbeitstisch von Enyas Vater. Auch jetzt saß er daran, den Kopf gesenkt und in einigen Notenblättern versunken. „Natürlich Vater.“ Enya hatte sich entschlossen, die Tortur des Probens und des grässlichen Auftritts einfach schnell hinter sich zu bringen. Kalt, emotionslos, vielleicht konnte es ihr so gelingen, ihre Panik zu unterdrücken. „Gut, wir fangen direkt an. Ich nehme an du kennst die ‚Arie des Meeres‘?“ „Selbstverständlich. Das lernen alle Kinder in den ersten Jahren der Musikerziehung.“ „Fabelhaft, wie viele Strophen kennst du auswendig?“ Enya überlegte kurz. Das letzte Mal, als sie das Lied im Kinderchor gesungen hatte, war schon einige dutzende Monde her. „Drei müsste ich noch hinkriegen.“ „Nicht schlecht. Beim Konzert musst du allerdings alle sieben vortragen.“ Enya wurde wieder flau im Magen, während ihre Schuppen sich in ein blasses Blaugrau verfärbten. Sie versuchte dem Kloß in ihrem Hals nicht nachzugeben und sammelte kurz Kraft. „Verstehe.“ Die Silben krochen förmlich aus ihrem Mund. Ihrem Vater schien die Verfassung seiner Tochter zumindest nicht aufzufallen oder er ignorierte sie. „Dann sing einfach mal die Strophen die du kannst. Dann werde ich auch gleich beurteilen, woran wir noch arbeiten müssen.“ Enya schwamm Richtung Fenster. Wenn sie nach draußen auf die schönen Anemonen und Korallen blickte, fühlte sie sich etwas besser. Den strengen Blick ihres Vaters ignorierend begann sie zu singen. Nach der dritten Strophe gab sie sich ein paar tiefe Atemzüge, bevor sie die Augen wieder öffnete und sich umdrehte. Der Blick des Hofkomponisten ruhte zu ihrer Überraschung nicht auf ihr, sondern auf dem Flügel. „In Ordnung, ja das ist eine gute Basis.“ Er murmelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin, während er im Raum auf- und abschwamm. Mit der einen Hand hielt er sein Gesicht und die andere streng hinter seinem Rücken verschränkt. „Okay. Folgendes Enya, wie erwähnt hast du bereits eine gute Basis. Du triffst die Töne im Großen und Ganzen sehr sicher, hier müssen wir nur an Details feilen. Die hohen Töne brechen kaum merklich weg, das merzen wir aus. Und du musst darauf achten nicht mittendrin schneller zu werden. Das zum gesanglichen Part.“ „Okay, verstehe und was noch?“ Enya schwante Übles. „Dein Auftreten. Daran müssen wir natürlich auch arbeiten. Du kannst auf der Bühne des Lebens nicht in die Leere schauen, und die Augen schließen schon gleich gar nicht. Du musst selbstbewusst vor das Publikum treten. Dein Gesang muss auch bis in die letzten Reihen zu hören und zu verstehen sein. Nimm mal eine aufrechte Haltung ein.“ Enya tat wie ihr befohlen und versuchte den Blick starr geradeaus zu halten. „Lass die Schultern entspannt, halte die Hände vor deinen Bauch. Ja gut so. Deinen Schwanz leicht nach rechts biegen, Kinn etwas runter. Kiefer nicht anspannen. Ja so sieht es annehmbar aus. Jetzt sing nochmal.“ Enya spürte, wie der Kloß in ihrem Hals sich zurückmeldete, doch sie blieb eisern und sang. Diesmal mit ihrem Vater direkt vor sich. Die Probe schien einfach kein Ende zu nehmen. Genauso wird es morgen auch ablaufen, Übermorgen auch und das Konzert wird sich ebenfalls so anfühlen. „Nicht leiser werden, denk an die Bauchatmung!“ Nach einer schier endlosen und anstrengenden Probe war Enya für den Tag endlich entlassen. Bis morgen sollte sie die restlichen Strophen auswendig lernen und auf ihre Haltung achten. Und Wandertag war auch noch angesagt. Sie solle sich die heilige Stätte schon einmal ohne Publikum anschauen. Dann kenne sie die Örtlichkeiten bereits und wäre vielleicht nicht ganz so nervös. Innerlich verdrehte Enya die Augen. Sie wollte sich nun in ihrem Zimmer ausruhen. Mit einem alten Märchenbuch auf dem Schoss genoss sie endlich etwas Entspannung. Sie machte es sich in ihre Ecke voller Kuschelanemonen bequem und blickte zum Fenster hinaus. Nach ein paar ruhigen Atemzügen widmete sie sich wieder ihrem Buch. Ruhe war allerdings Definitionssache, zumindest wenn man ihre Mutter fragen würde, welche ebenfalls für einen Auftritt probte. Als ihr hohes C Enya erneut aus dem Lesen und damit aus dem Märchen der Magischen Perle und der Seehexe riss, beschloss sie sich woanders einen ruhigeren Leseplatz zu suchen. Sie schnappte sich ihre Umhängetasche, verstaute das Buch und ihre kleine Harfe darin. Man weiß ja nie. Erst schwamm die junge Meerjungfrau planlos umher, die Probe hatte sie wohl geistig stärker ausgelaugt, als sie vorher dachte. Wie sollte sie die nächsten Tage nur überstehen? An einer Gabelung hielt sie inne. Nach rechts ginge es zur Schule mit einem großen Park nebenan. Nach links ging es zur heiligen Stätte. Enya wägte kurz ab, schwamm dann aber doch Richtung heilige Stätte. Zumindest war ihr dort Ruhe garantiert. Außerhalb von Festigkeiten verschlug es kaum Meeresvolk dahin, und das nicht nur wegen den Geistergeschichten. Sie erreichte die Rosenhecke, welche die gesamte Stätte umfasste. Es gab nur einen Zugang, durch ein großes eisernes Tor. Enya schob sich hindurch, ohne die Stangen zu berühren. Auch wenn sie nicht viel auf Gruselgeschichten gab, allein die Tatsache, dass Dinge und Pflanzen aus der Oberwelt hier existierten, jagte ihr immer wieder einen Schauer über den Rücken. In ihrem Buch stand die erste Überlieferung über die heilige Stätte beschrieben. Enya durchquerte den Garten, vorbei an verschiedenen Rabatten, welche in Wellenform angelegt waren. Außen wuchsen Sonnenblumen, innen Chrysanthemen und dazwischen tanzten die Anemonen. Das Farbenspiel der Blüten war schon faszinierend. Die Rabatten machten einen Kreis in dessen Mitte eine Statue stand. „Königin Perilia, die Erste Auserwählte“ war auf dem Sockel zu lesen. Sie hielt ein Schwert in ihrer linken Hand nach oben gestreckt und in ihrer Rechten eine Perle mit blauem Schein. Die Haare der Königin waren kurz, aber weiblich und ihre Rüstung sehr detailliert dargestellt. Ihr Fischschwanz ragte nach hinten so dass ihre Pose Angriff und Anmut vereinte. Enya schwamm weiter und erreichte schließlich den großen Platz im Zentrum. Eine kleine Erhöhung in der Mitte formte die Bühne. Pflanzen gab es hier kaum welche, doch ein ganzes Stück weiter hinter der Bühne, konnte Enya einen Dornenhügel erkennen. Sie blickte sich um und fand etwas abseits eine kleine Wiese mit Gras von der Oberwelt. Dort ließ sie sich nieder und schlug ihr Märchenbuch wieder auf. Wenn sie schon einmal hier war, konnte sie auch das Märchen der heiligen Stätte lesen. Vor vielen unzähligen Monden lebten die Welt der Erde und die Welt des Meeres im Gleichgewicht und Frieden miteinander. Doch dieser Frieden wurde gestört, dunkle Magie und diejenigen, welche sie anwendeten brachten das Gleichgewicht ins Schwanken. Die Folge waren Beschwörungen von furchtbaren Seemonstern und Dämonen, welche beiden Welten zu zerstören drohten. Viele Monde lang herrschte ein furchtbarer Krieg und ein Ende war nicht in Sicht. Es war hoffnungslos, bis die damalige Königin Perilia den Kristall des Meeres entdeckte und damit den Kristall der Erde erschuf. Sie wählte einen würdigen Menschen aus der Oberwelt aus und gemeinsam versiegelten sie die Monster mitsamt der dunklen Magie. Doch das Siegel währt nicht ewig. Von Jahr zu Jahr verliert es mehr an Kraft und wird schwächer. Deshalb werden die Kristalle des Meeres und der Erde alle fünfzig Menschenjahre von den Nachkommen der damaligen Helden geweckt und das Siegel erneuert. Diese Zeremonie kannte Enya, die letzte fand vor 15 Jahren statt. Die erstgeborene Tochter des Königspaares war alt genug, um den Kristall des Meeres zu benutzen. Das Ritual war ein ziemliches Durcheinander gewesen. Auch wenn Enya sich nicht mehr genau an alles erinnern konnte, immerhin war sie damals noch sehr klein, war es eine großartige Lichtershow gewesen. Der Kristall schickte Strahlen aus und die Prinzessin schwebte über das Publikum, dann folgte ein lauter Knall und sie war verschwunden. Was für ein cooler Trick. Angeblich war die Königstochter nach der Show wirklich verschollen, aber vermutlich wollte sie nur der arrangierten Hochzeit entgehen und ist abgehauen. Immerhin hatte sie sich schon immer den Regeln widersetzt. Zumindest erklärte Enyas Mutter das Ganze so. Die Zeit verging, doch Enya bemerkte das erst, als das verschwindende Licht es ihr zunehmend erschwerte in ihrem Buch zu lesen. Sie entschied sich nach Hause zu schwimmen. Beim Passieren der Bühne, wurde sie von einer Strömung erfasst. Ihre Haare wirbelten in alle Richtungen und sie hob ihre Arme, um ihr Gesicht zu schützen. Es war Delf. „Enya Schätzchen, was hast du hier draußen verloren, an diesem nicht sehr ansprechenden Ort?“ „Delf, musst du immer so einen Auftritt hinlegen? Meine Haare sehen jetzt aus wie ein Clownfisch Nest.“ „Ach was.“ Delf wirbelte schnell zum Kopf seiner Freundin und schwamm durch ihre Haare, bis sie wieder ihre Ursprungsform angenommen hatten. „Gehört das dir Enya?“ Delf deutete auf ein vergilbtes Blatt Papier, das auf der Bühne lag. „Oh, vielleicht gehört das zu meinem Märchenbuch. Moment.“ Sie hob das Blatt auf und schaute sich den Inhalt an. „Das sind Noten und Text zur ‚Arie des Meeres‘. Aber die Tonart ist anders, an manchen Stellen weicht die Melodie auch ab von der Version, die ich kenne. Da in der Ecke ist eine Harfe eingezeichnet, wie hübsch.“ „Ich dachte es gibt nur eine Version?“ „Dachte ich auch.“ „Kannst du sie singen?“, fragte Delf vorsichtig, wohlwissend, was das für eine Überwindung für Enya bedeutete. Sie warf ihrem kleinen Freund einen bösen Blick zu. „Ich werde erst mal nur die Melodie summen.“ Enya zog ihre Harfe aus der Tasche und legte sich die Noten auf den Schoß. Dann begann sie zu summen. Auch wenn die Melodie beiden sehr gut bekannt war, klang diese Version irgendwie schöner und klarer. Ehrlicher. Ihr Summen formte sich schneller zu Worten, als Delf erwartet hatte. Eine schwache Strömung kam auf, die kurz darauf stärker wurde. Enya fing an, auf ihrer Harfe die Noten zu zupfen. Das Wasser um sie begann zu sprudeln. Delf blickte sich erstaunt um. Die Blasen wirbelten spiralförmig um die beiden Freunde Richtung Oberfläche. “Enya?“ Sie sang unbeirrt weiter. Erst jetzt bemerkte Delf, dass der Blick seiner Freundin ganz leer und glasig auf die Noten gerichtet war. Bekam sie das Ganze gar nicht mit? Sie sang und zupfte an ihrer Harfe. Schließlich beruhigten sich die Luftblasen und gaben die Sicht wieder frei. Vor den Beiden schwebte eine Harfe, eine aus fließendem Wasser, obwohl sie sich im Meer befanden. Die Harfe sah wunderschön aus, sie glänzte durchsichtig in einem beruhigenden Blauton. Ihre Saiten wirkten wie ganz dünne Strömungen, welche anmutig von ihren Perlenhaltern an der oberen Spirale zum unteren Körper in Form einer Miesmuschel flossen. Die kleine Musikerin sang immer noch weiter. „ENYA! WACH AUF!“ Enya schreckte von dem lauten Schrei ihres Freundes panisch auf. „Was hast du für ein Problem? So schlimm war es doch jetzt auch nicht.“ „Sach mal, kriechst du gar nichts mehr mit du Hohlbirne?“, vor Schock vergaß Delf sogar seine feine Ausdruckweise. „Bist du Blind oder wat? Du hast zig Strömungen aufgeweckt und dann das da hergezaubert.“ Enya blickte verwirrt in die zornigen Augen ihres Freundes und sie blinzelte. Irgendwie konnte sie sich kaum an ihr Spiel erinnern. Ihre Gedanken waren schwammig, dann bemerkte sie die Harfe. Ihre Augen vergrößerten sich um mindestens das doppelte und sie stolperte zurück. „Was? Was ist das?“ Bei ihren Worten schaute sie Delf mit einem unsicheren Grinsen an. „‘ne Harfe du Genie! Ick weeß jo net wat du gemacht hast, aber die Harfe ist jetzt da.“ Enya wagte es kaum die Harfe zu berühren. Sie schwebte da einfach seelenruhig vor ihnen. Zerbrechlich wie Glas schimmerte sie mit ihren hauchdünnen Saiten im Licht der Abenddämmerung. Ganz sachte strich Enya mit ihren Fingern über die obere Kante des Instruments. Eine angenehme Kühle erfasste ihre Hand. Langsam näherte sie sich den Saiten und zupfte leicht an der ersten. Der Klang war leise aber kristallklar. So einen Ton hatte Enya noch nie zuvor gehört. Mit immer mehr Mut berührte sie die Harfe und lehnte sie sich gegen die Schulter. „Du willst nicht allen Ernstes auf dem Zauberdingsda spielen oder?“ Delfs Schuppen waren ganz grau geworden. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Es ist und bleibt eine Harfe, oder?“, flüsterte Enya mehr zu sich selbst als zu ihrem Freund und begann die Melodie eines Kinderliedes zu zupfen. Die einzelnen Klänge verbanden sich zu einer fröhlichen Melodie, welche alles Dunkle hell erscheinen ließ. Alles Schwere wurde leicht, alle Sorgen verschwanden. Mit einem Mal war Delfs Farbe wieder normal und die Furcht war auch vergessen. Als Enya aufhörte, starrte sie Delf an und er starrte nur zurück. Doch ihre Gedanken konnte sie gar nicht soweit ordnen, da löste sich die Harfe schon wieder auf. Die Luftblasen tanzten noch etwas bevor sie in Richtung Wasseroberfläche stiegen, von den Blicken ihrer Bewunderer verfolgt. „Okay, was in aller Welt hat sich hier eben zugetragen?“ Delf hatte sich halbwegs wieder gefangen und versuchte sein vornehmes Auftreten erneut aufzunehmen. Es war ihm immer peinlich, wenn sein Dialekt zum Vorschein kam, weshalb Enya es nicht kommentierte. Auf dem Weg nach Hause passierten die beiden Freunde den Schulhof. Gelächter drang vom Spielplatz zu ihnen, wohl die letzten Kinder, welche noch nicht aufhören wollten zu spielen. „Ich habe keine Ahnung was das war. So etwas habe ich noch nie gesehen oder erlebt. Gehört oder gelesen auch nicht. Und du behauptest, ich war wie in einer Art Trance beim Spielen und Singen?“ „Ja, die Sprudelblasen haben alles durcheinander gewirbelt, doch du hast unbeirrt weitergesungen.“ „Ich weiß gar nicht mehr, dass ich gesungen habe. Ich wollte doch nur die Melodie summen.“ „Erzählst du es deinen Eltern?“ „Nein, erst mal nicht. Wenn ich meinem Vater von einer magischen Wasserharfe berichte, denkt er, ich hätte endgültig den Verstand verloren. Aber vielleicht weiß meine Mutter etwas darüber. Sie ist nicht ganz so engstirnig was Märchen, Legenden und Magie angeht.“ Vor dem Schlafen gehen kuschelte Enya sich in das Wohnzimmer. Sie machte es sich auf dem Liegesofa bequem und merkte wie ihre Muskeln, vor allem ihr Rücken, zu entspannen anfingen. Sie hatte jedes Bücherregal in der ganzen Wohnung durchforstet, konnte aber nichts in Richtung magische Wasserinstrumente finden. Also blätterte sie schläfrig weiter in ihrem Märchenbuch, als ihre Mutter in den Raum schwamm. „Hey Schätzchen. Wie geht es dir? Ich hoffe dein Vater nimmt dich nicht zu hart ran mit den Proben.“ Sie setzte sich neben Enya und streichelte ihr über das Haar. Enya mochte das sehr gern und legte ihren Kopf auf den Schoß ihrer Mutter und kuschelte sich an sie. „Es geht. Hatte es mir schlimmer vorgestellt“, murmelte sie in die Schuppen ihrer Mutter. „Glaub mir Schatz. Irgendwann wirst du um diese Erfahrungen froh sein. Wer weiß, vielleicht wirst du doch noch eine professionelle Musikerin oder Sängerin.“ „Gibt’s noch professionelle Harfenspieler?“ „Nein Schatz. Es gib ja kaum noch Musiker, die die Harfe beherrschen.“ „Oma und Opa spielten sie beide.“ „Das ist richtig, aber für sie hatte das Harfenspiel einen nostalgischen Wert. Wegen einer antiken Harfe haben sie sich kennengelernt. Beim Flohmarkt. Die Geschichte kennst du doch.“ „Haben Oma und Opa auch mal Harfen gezaubert oder hatten sie Zauberharfen?“ „Wie Zauberharfen?“ „Naja, Zauberspruch blabla und tadaa da ist eine Harfe.“ Auch wenn Enya den Blick ihrer Mutter nicht sah, spürte sie die Verwunderung in der kurzen Stille. „Wie kommst du auf so etwas?“ „Ich hab da mal was gelesen“, log Enya. Nach einer weiteren kurzen Pause, wuschelte ihre Mutter ihr ganz schnell durch die Haare um zu signalisieren, dass sie aufstehen wollte. „Meinst du vielleicht die Echotechnik zur Wasserkontrolle? Damit könnte man eine Harfe ‚herzaubern‘.“ Enya stützte sich auf ihre Hände und starrte ihre Mutter mit offenem Mund an. „Sowas geht?“ „Ist jetzt nicht direkt Magie, aber man könnte es damit verwechseln, wenn man die Technik nicht kennt. Warte kurz. Oma hatte da mal ein Buch irgendwo.“ Enya blickte gebannt ihre Mutter an, welche an den Bücherregalen auf- und abschwamm, sich nach links und rechts beugte und zum nächsten Regal wechselte. „Hier ist es. ‚Echo und die Macht der Schallwellen‘ Meine Mutter liebte diese kleinen Tricks. Was hat sie früher deine Tante und mich oft reingelegt. Ich erinnere mich noch gut, wie sie einmal behauptet hatte, ein Geist würde uns heimsuchen kommen, wenn wir unsere Hausaufgaben nicht so schnell wie möglich erledigten. Wir haben sie nur ausgelacht und weiter gespielt und die Aufgaben erst abends erledigt. Doch als wir beide aus dem Bad und in unser Zimmer wollten, schwebten unsere Spielsachen im Raum und eine Geistergestalt baumelte in der Mitte. Wir schrien nur noch und schwammen so schnell wir konnten nach draußen. Erst nachdem Opa das Zimmer dreimal inspiziert hatte, trauten wir uns wieder hinein.“ „Das war aber ziemlich gemein von Oma.“ „Da sagst du was. Unsere Aufgaben haben wir ab da natürlich als Erstes erledigt, bis wir alt genug waren und Oma uns aufklärte. Man waren wir da sauer, mussten aber direkt mitlachen. Denn auch wenn wir eine riesen Furcht hatten, es war ein gelungener Trick.“ „Beherrschst du diese Technik auch?“ „Nein, ich habe es früher mal versucht, aber schnell das Interesse daran verloren. Mein Gesangsunterricht war mir auch einfach wichtiger.“ „Kann ich das Buch haben?“ „Klar, lese es dir nur durch, es ist ganz unterhaltsam.“ „Danke Mama.“ „Gerne. Bleib aber nicht mehr so lange auf, Schatz. Du hast morgen früh die nächste Probe. Schlaf schön.“ Enyas Mutter hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und schwamm aus dem Zimmer. Die Hände auf dem Buch abgelegt, stahl sich ein Lächeln auf Enyas Gesicht. Kapitel 3: Der Auftritt ----------------------- Am nächsten Morgen wachte Enya mit schwerem Kopf auf. Die Geschichte um diese Echotechnik hatte sie noch sehr lange wachgehalten. Dass sie diese Methode gestern per Zufall angewendet haben soll, ließ ihr keine Ruhe. Und dann auch noch direkt eine Harfe? Wie kann das passieren? Das Buch von ihrer Großmutter beinhaltete eine Einführung und Tricks für Anfänger wie einen Ball zu erzeugen oder Gegenstände schweben zu lassen. Aber so etwas wie Instrumente war darin nicht zu finden. Enya war das zu wenig. Sie würde gerne erfahren wie die Technik genau funktioniert. Die Erklärungen in dem Buch waren nur sehr oberflächlich und wohl für Kinder gedacht, es war einfach nicht genug. Sie schleppte sich in die Küche um etwas zu frühstücken. Sie brauchte dringend Energie für den Tag, sonst konnte sie die Probe mit ihrem Vater gleich vergessen. Ihm erzählte sie besser nichts davon, wäre eh nur „Kinderkram“ für ihn. Nach ihrem Algenmüsli, packte sie sich noch ein paar Muschelsnacks ein, für zwischendurch. Sie hatte sich entschlossen nach der Probe in der Königlichen Bibliothek über diese Technik weiter zu recherchieren. Eine kaum greifbare Idee hielt sich seit dem Gespräch mit ihrer Mutter in ihrem Kopf. Sie war noch sehr vage, doch Enya wollte sie erweitern. Im Musikzimmer war ihr Vater wie immer in seine Notizen vertieft. Enya schwamm direkt zum Flügel und begann die Melodie der Arie zu spielen. Natürlich die offizielle. Sie bemerkte wie ihr Vater aufschauend lächelte, dann wanderte sein Blick wieder auf seine Papiere, als wollte er sagen: Spiel ruhig weiter. Als Enyas Spiel zu Ende war, näherte sich ihr Vater dem Flügel. „Und kannst du alle Strophen?“ Prompt wurde Ihr etwas übel, das hatte sie komplett vergessen! „Ähm, noch nicht ganz, ein paar Zeilen sitzen noch nicht so wirklich.“, log Enya und blickte unsicher aus dem Fenster. „Hm, in Ordnung, dann arbeiten wir jetzt erst mal an den Tönen, die wir gestern besprochen haben und die Hälfte der Probe nutzt du dann zum Text lernen. Am Schluss trägst du sie mir alle einmal vor. Je nachdem legen wir heute Abend noch mal eine Probe fest.“ Das klang wie eine unumgängliche Tatsache, nicht wie etwas, über das man verhandeln könnte. Enyas Tatendrang vom Frühstück verschwand allmählich endgültig und die vage Idee verblasste noch mehr. „In Ordnung Vater.“ „Dann nimm deine Haltung ein.“ Enya bewegte sich in die Mitte des Raumes und straffte ihre Schultern. „Dann üben wir jetzt die hohen Töne. Wärme dich kurz auf.“ Die Probe dauerte gefühlt doppelt so lange wie die gestrige. Erst ein endloses Üben der hohen Töne, dann korrigierte er immer wieder ihre Haltung. Enya schloss immer wieder unbewusst die Augen beim Singen und ihr Rücken rundete sich mit jeder Strophe mehr. Irgendwann begann ihr Vater sie ins Kreuz zu schlagen, zwar sehr leicht, dennoch mit Druck. Als die hohen Töne soweit saßen, musste sie die Arie mehrmals komplett vortragen. Da sie den Text ab Strophe 4 nicht so gut beherrschte, las sie ihn von einem Blatt ab. So musste sie zumindest die Augen offen halten, stichelte ihr Vater. Am Ende konnte man behaupten, dass Enya den Text zu 80 Prozent fehlerfrei beherrschte und ihre Haltung passabel war. Dadurch entging sie knapp einer weiteren Probe am Abend. Sie sollte ihm und ihrer Mutter am Abend nur die Arie komplett ohne Spickzettel vorsingen, um zu zeigen dass sie den Text vollständig gelernt hatte. Damit gab sich Enya zufrieden und verließ das Musikzimmer, das ihr immer mehr wie ein Zimmer für Strafarbeiten in der Schule vorkam. Nach einer kurzen Pause machte sie sich direkt auf den Weg in die Königliche Bibliothek. Dafür schwamm Enya am Haupttor des Schlosses vorbei in Richtung des Nebengebäudes. Natürlich könnte man auch durch den Haupteingang hinein, aber dann würde man von allen Wachposten angestarrt und gefragt werden wo man hinmöchte. Am Schlimmsten wäre es, wenn Bekannte ihrer Eltern sie erkennen würden und anfingen zu plaudern. Wie groß sie geworden sei, wann sie endlich den Orchester beitrete und, und, und. Durch das Nebengebäude, welches an den Westflügel direkt angrenzt, dürfen auch zivile Meeresbewohner das Schloss betreten. Über einen Zwischengang gelangt man direkt zur Bibliothek oder zur Anmeldung, für den Fall, dass man ein Anliegen für das Königspaar vorzutragen hat. Auch die Anmeldungen für offene Stellen werden über das Nebengebäude gesteuert. Den Eingang mochte Enya schon immer lieber und das nicht nur, weil sie dadurch mit weniger Leuten interagieren musste. Es herrschte hier eine angenehme Atmosphäre. Das Gebäude selbst befand sich in einer riesigen Spiralmuschel. Man schwamm durch die Spirale nach oben zu dem Durchgang des Westflügels. Es wirkte nicht so überdimensional wie das Schloss selbst. Enya steuerte direkt die Tür rechts mit dem goldenen Schild „Bibliothek“ an. Ihr stockte der Atem, wie eigentlich jedes Mal wenn sie diesen Raum betrat. Bücherregale soweit das Auge reichte. Enya war sich unsicher, ob sie den Raum schon jemals komplett durchschwommen hatte oder ob das überhaupt schon einmal jemand geschafft hatte. An den Außenwänden sah sie Aufgänge zu einer zweiten Ebene mit noch mehr Regalen. Das komplette Wissen des gesamten Ozeans und bestimmt auch vieles von der Oberwelt war hier auf einem Fleck zu finden. Unbewusst schweifte ihr Blick über die Schilder der Kategorien und blieb wie immer bei Märchen und Legenden hängen. Sie schüttelte kurz den Kopf. Heute nicht. Sie zog das Buch ihrer Mutter aus der Tasche. „Echotechnik“ Was für eine Kategorie könnte das sein? Enya überflog die verschiedenen Schilder und schwamm quer durch den Raum. Natur, Tiere, Biologie, Wirtschaft, Finanzwesen, Kochbücher, gefolgt von Fiktion, Märchen, Legenden, Romane, Comics. Sie schwamm gefühlt alle Regal ab, fand aber keine Überschrift, die ihr zusagte. Schließlich beschloss sie einen Mitarbeiter zu fragen. Sie zeigte einem jungen Meermann, der gerade die Bücher im Finanzsektor umsortierte das Buch ihrer Mutter. „Entschuldigung? Habt ihr vielleicht ähnliche Bücher hier?“ Er murmelte den Titel nach und überlegte kurz. „Die müsstest du im Regal für Kampftechniken finden.“ Enya war freudig überrascht. „Vielen Dank!“ Direkt machte sie sich auf die Suche nach besagtem Regal. Es befand sich auf der zweiten Ebene, schräg links von ihr. Kampftechniken, da hätte sie tatsächlich nie danach gesucht. Enya schwamm das Regal mit verdrehtem Kopf langsam ab, um die Titel auf den Buchrücken lesen zu können. „Kampfsport zur Selbstverteidigung“, „Schwertkampf für Anfänger“, „Speerwerfen“. Und hier sollten wirklich Bücher zur Echotechnik sein? Enya trieb an mehreren Regalen in der Abteilung vorbei ohne auch nur ein Buch zu finden, welches entfernt nach der Methode klang. Doch endlich sah sie ein Licht. Im obersten Regal, versteckt zwischen zwei herausragenden Büchern las sie den Titel „Gegenstände mit Echo herstellen und kontrollieren – mit Entstehungsgeschichte der einzigartigen Technik.“ Enya schnappte sich das Buch und las den Klappentext. Ihre Augen weiteten sich. Dieses Buch vereinte das gesamte Wissen über die Technik, ihre Anwendung und ihre Entstehungsgeschichte. Genau das was sie suchte. Von jetzt auf gleich war sie aufgedreht, sie wusste schon gar nicht mehr wo der Ausgang war. Am liebsten würde sie das Buch auf der Stelle lesen, doch sie zügelte sich. Sie brauchte Ruhe um sich zu konzentrieren. Nachdem sie sich mehrmals um sich selbst gedreht hatte, sah Enya die Tür. Sie hielt bei der Theke um das Buch auszuleihen, und war kaum, dass sie den Zettel bekam, schon aus der Bibliothek verschwunden. Sie wusste selbst nicht genau wieso, aber sie hatte das dringende Bedürfnis zur heiligen Stätte zu schwimmen und dort das Buch zu lesen. Sie gabelte Delf bei ihm zu Hause auf. Er behauptete zwar sehr beschäftigt zu sein, doch als Enya ihm das Buch zeigte und erwähnte, darin fände sich die Erklärung für alles, entschied er sich, das was auch immer er tat, zu vertagen. So schwammen die Zwei zurück zur Bühne und setzten sich auf die Wiese, auf der Enya schon gestern ihre Zeit mit Lesen verbracht hatte. Enyas Herz raste, dabei war es nur ein Buch. Doch seitdem sie es in die Finger bekommen hatte, war ihre vage Idee von heute Morgen wieder zurückgekehrt. Und sie war sich sicher, diese nicht mehr los zu werden. „Hier die Entstehungsgeschichte. Siehst dus?“ „Ja, ich kann auch lesen Enya.“ Ursprünglich war die Technik entwickelt worden, um die Gesänge der Wale zu imitieren bzw. um mit Walen zu kommunizieren. Doch per Zufall wurde ein Waljunges entdeckt, dessen Gesang sich leicht in der Tonart von den Anderen unterschied. Das Wasser um den Wal sprudelte und schlug Wellen, wann immer er sang. Das weckte die Neugier von einigen Forschern und sie freundeten sich mit dem Jungen an. Bei den weiteren Untersuchungen fanden sie heraus, dass das Echo des Gesanges in Resonanz mit dem Wasser gelangte, was dann die Bewegungen im Wasser hervorrief. Jahrelang wurde weiter untersucht, bis Forscher in der Lage waren eigene Melodien so zu komponieren, dass das Wasser um sie herum sich so formte, wie sie es wollten. „Der Wahnsinn!“ Enya war fasziniert. Besonders Zauberkünstler und Meermenschen im Unterhaltungsbereich lernten die Methode für ihre Shows. Doch nach wenigen Jahren und mit dem Fortschritt der Technik verschwand das Interesse an „Zaubertricks“, weshalb es heute kaum noch jemanden gab, der diese Technik beherrschte. „Also bedeutet das, dass dieses Notenblatt von der Arie zufälligerweise in der Tonart geschrieben wurde, durch die sich eine Harfe aus Wasser formt. Irgendwie ernüchternd. Hatte schon auf etwas mehr Geheimnisse und Action gehofft“, motzte Delf neben Enyas Kopf, „So etwas mit Magie und Prophezeiungen und du wärst die Auserwählte. Du weißt schon, was ich meine.“ Enya blickte ihren Freund schief an. „Hast du dir wieder ‚Der Herr der Ringelmuschel‘ angeschaut‘? „Nein“, zog der Falterfisch das Wort beleidigt in die Länge. „Ich habe das Buch gelesen! Das ist ein Unterschied!“ „Okay, okay. Pass auf. Ich werde versuchen die Harfe nochmal herzuzaubern.“ „Das ist kein Zauber.“ „Ja, was auch immer.“ „Warum willst du das überhaupt können? Ist doch nur ein Taschenspielertrick.“ „Mag sein, aber ich habe da eine Idee. Für meinen Auftritt übermorgen.“ Delfs Augen weiteten sich. „Was? Du willst deinen Auftritt damit aufpolieren? Meinst du nicht, dass du nur Riesenärger bekommst, wenn du an dem Traditionstag mit Zaubertricks auf die Bühne gehst?“ „Möglich, aber ich habe mir etwas überlegt. Wenn ich schon zu einen total ätzenden Auftritt gezwungen werde, der überhaupt nichts mit mir als Musikerin zu tun hat, dann werde ich diesem Auftritt einfach meine persönliche Note geben.“ Enya lächelte und das zum ersten Mal, während sie an ihren Auftritt dachte. „Jetzt heißt es auf jeden Fall üben, üben, üben.“ Den restlichen Nachmittag verbrachten die beiden auf der Wiese und Enya versuchte erst übermütig die Harfe wieder herzustellen, doch vor Aufregung traf sie die nötigen Töne nicht. Das Wasser sprudelte nur auf und ab. Dann versuchte sie sich an den Anfängertricks aus dem Buch ihrer Großmutter. Die kleinen klappten ohne Probleme, auch die Bücher schweben zu lassen, war eine leichte Übung. Dann schwamm Enya auf die Bühne und nahm ihre geübte Haltung ein. Rücken gerade, Gesicht geradeaus und die Schultern entspannt. Sie konzentrierte sich. Sie begann zu Singen. Das Wasser sprudelte und die Luftblasen schwebten in Kreisen um sie herum. Sie bemühte sich dieses Mal die Kontrolle zu bewahren und atmete wie trainiert. Die Blasen sammelten sich vor ihr und begannen sich zu verformen. Schon kurz darauf war die Form einer Harfe zu erkennen, doch Enya zwang sich die Melodie bis zum Ende zu singen. In dem Buch aus der Bibliothek hatte sie gelesen, wie wichtig es war die Melodien komplett zu singen, damit die Gegenstände ihre Form auch so lange behielten wie beabsichtigt. Als sie fertig war, stand eine wunderschöne transparente Harfe vor ihr auf der Bühne. Das Wasser floss der Form nach, wie flüssiges Glas. Delf war inzwischen näher gekommen um die Harfe näher anzuschauen. „Jetzt ist es auch nicht mehr so gruselig wie gestern.“ „Ja, wer hätte gedacht, dass das Proben mit Vater dafür auch nützlich ist.“ Ihre Finger streichelten die Harfe sanft und sie ließ die Finger über die Saiten gleiten. Wieder ertönte der wunderschöne Klang, der mit nichts zu vergleichen war, was die Freunde bisher gehört hatten. „Und was ist jetzt genau dein Plan?“ „Hier ich zeig es dir.“ Am nächsten Tag schwamm Enya sogar früher zum Musikzimmer. Sie konnte die letzte Probe vor dem Auftritt kaum noch erwarten, denn endlich hatte sie etwas worauf sie sich freuen konnte. „Vater? Können wir heute etwas früher beginnen?“ Ihr Vater schaute überrascht von seinem Tisch auf. „Na sowas, bist du aus dem Bett gefallen? Ja natürlich können wir früher beginnen, einen Moment noch.“ Während sich ihr Vater sortierte, schwamm Enya wieder zum Flügel und begann zu spielen. Dieses Mal sang sie direkt mit, sehr zur Verwunderung ihres Vaters. Er näherte sich dem Flügel, als sie bei der dritten Strophe war und lauschte konzentriert. Enya sang alle Strophen fehlerfrei und auch ihre Schwachstellen waren kaum mehr zu hören. „Sehr schön! Was ein bisschen Proben und Arbeit nicht alles bewirken kann.“ „Ja ich bin auch etwas stolz“, lächelte Enya verlegen. Ihr Lampenfieber war immer noch ihr größtes Problem. Vor ihrem Vater zu singen war inzwischen keine Herausforderung mehr und das war viel wert. „Dann arbeiten wir heute nur noch an den Details. Soll ich dich dieses Mal am Flügel begleiten?“ „Ja, unbedingt!“, jauchzte sie. Enya konnte sich kaum erinnern, wann ihr Vater einfach mal so Klavier gespielt hatte. Sie nahm ihre Haltung ein und schaute zu ihrem Vater. Er gab ihr ein Zeichnen für ihren Einsatz. Sie sang. Klar und deutlich. Berührend und mit Respekt. Sie empfand in diesem Moment so Vieles und war doch nicht in der Lage ihre Emotionen zu beschreiben. Sie fühlte sich wohl und mit ihrem Vater verbunden. Was hatte sie solche Gefühle der Geborgenheit vermisst. Sie blickte zu ihm und sah das Lächeln auf seinen Lippen. Ihm ging es wohl genauso. Ihre Schuppen verfärbten sich von Tiefblau in ein sanftes violett. Mit ein paar deckenden Magenta Tönen dazwischen. Genau die Farben die ihre Mutter am Abend vorschlug, als sie von dem unheilvollen Auftritt erfuhr. Das meinte sie wohl mit Emotionen übermitteln. Die Probe verging diesmal wie im Flug, obwohl sie sogar länger übten als ursprünglich geplant war. Doch ihr Vater wusste nicht, dass seine Tochter für ihren Auftritt noch etwas anderes geplant hatte, als das was sie probten. Dann war der Tag der Zeremonie gekommen. Enya wurde mit jeder Minute angespannter. Ganz früh war sie mit ihren Eltern zur heiligen Stätte geschwommen. Das Orchester bereitete sich ebenfalls auf seinen späteren Auftritt vor und baute um die Bühne herum alles auf. Auf der Bühne selbst würde nur Enya sein. Ihre Mutter bemerkte das Zittern ihrer Tochter. „Atme tief durch, Schätzchen, du schaffst das. Wenn du wüsstest, wie sehr dein Vater gestern von dir geschwärmt hat.“ Sie streichelte beruhigend über die Arme ihrer Tochter und schmiegte sich an ihren Rücken, während sie ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Enya genoss die Wärme und versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen. So langsam füllte sich der Platz um die Bühne, das Publikum wurde immer größer. Auch die sieben Königfamilien trafen ein und tauschten Höflichkeiten miteinander aus. Gleich ging es los. „Verdammt warum muss ich die Eröffnung sein?“, fluchte Enya innerlich. Ihre Schuppen funkelten in rot und grün nervös hin und her, genauso wie ihr Herzschlag. Vielleicht sollte sie einfach den Standard Auftritt hinlegen, ihre Idee war ja total dämlich und peinlich. Sie blickte über die Reihen der Zuschauer. Dunkelbau und blassblau. Manche trugen schwarz dazwischen. Es gab kaum Unterschiede. Die Blicke der Meermenschen fühlten sich bereits jetzt wie Messerstiche an. Enya schaute zum Orchester und auch hier trugen alle die gleichen Grautöne. Sie fühlte sich auf einmal unfassbar müde, ihre Augen fielen auf Halbmast. Genau das war der Grund, weshalb sie nicht ins Orchester wollte. Alles gleich, alles traditionell, alles trist. Sie holte ihr Märchenbuch aus ihrer Tasche und strich sanft über das Cover. Es war zu einer Art Talisman für sie geworden. Sie legte das Notenblatt auf das Buch und betrachtete es still. Sie wollte ihrem Auftritt eine persönliche Note geben. Das war ihre Chance! Ihre Augen waren wieder hellwach und ihre Schuppen beruhigten sich auch wieder auf Blau und Lavendel. „Enya, Du bist dran!“, hörte sie ihren Vater flüstern. Sie schluckte ihren Kloß im Hals herunter, zumindest redete sie sich das ein, atmete tief ein und aus. Dann schwamm sie auf die Bühne. Sie nahm ihre Haltung ein und blickte auf das Publikum, sie blendete die Messer aus. Stille. Dann begann sie zu singen, aber nicht die geprobte Version, sondern nur die Melodie von dem Notenblatt ohne Text. Ihrem Vater stand der Schock ins Gesicht geschrieben, doch Enya hatte gelernt alles um sich auszublenden, wenn sie sich konzentrierte. Sie spürte die Luftblasen um sich herum, sie kitzelten leicht an ihren Armen. In Form einer Spirale sprudelten sie Richtung Oberfläche. Als würden sie zur gesungenen Melodie tanzen, bewegten sich die einzelnen Blasen auf und ab. Ein Raunen war im Publikum zu hören. Dann manifestierte sich langsam die Harfe vor der Sängerin. Das Grinsen ihrer Mutter, war ihr nicht entgangen, dennoch blieb sie fokussiert bis zum Ende der Melodie. Die Farben ihrer Schuppen nahmen nun langsam ein wunderschönes Türkis ein, mit einzelnen Magenta Schuppen dazwischen. Sie funkelten und leuchteten zwischen allen anderen, ein herausstechender Farbtupfer im Zentrum der Tradition. Eine ehrfürchtige Stille folgte auf Enyas Melodie. Sie bewegte sich auf die transparente Wasserharfe zu und lehnte sie sich gegen ihre Schulter. Delf hatte ihr unbemerkt einen Hocker auf die Bühne geschoben, als alle gebannt auf die Luftblasen gestarrt haben. Dann begann Enya mit der eigentlich geprobten Version der Arie. Sie begleitete sich selbst dabei auf der wunderschönen Wasserharfe. Die Töne der Harfe schwebten sanft über die Zuhörer hinweg, so klar, so ehrlich. Darüber ihre Stimme voller Emotion und Respekt gegenüber dem, was sie sang. Die Harmonie ihrer Stimme mit den Klängen der Harfe verursachte ein angenehmes zittern im Ozean, wie Gänsehaut. Das Publikum lauschte gebannt. Einige fingen an zu weinen, andere lächelten nur, auch diejenigen welche schon lange nicht mehr gelächelt hatten. So etwas hatte hier in diesem Königreich noch niemand gehört. Oder schon sehr lange nicht mehr. Zum Ende des Liedes strich Enya nochmals über alle Saiten der Harfe. Dann erhob sie sich und genau in dem Moment löste sich die Harfe in unzähligen Blasen auf. Sie blickte auf das Publikum. Die Stille zerriss Enya innerlich, während die letzten Bläschen ihre Arme streichelten. Sie wartete auf irgendeine Reaktion. Es folgte tosender Applaus und Jubelrufe. Ihr Herz setzte kurz aus, doch ihre Panik löste sich in Euphorie auf. Enya lachte, von ganzen Herzen lachte sie auf der Bühne vor dem Publikum. Sie hob ihre Arme und verbeugte sich, was den Applaus nochmals verstärkte. Dann suchte sie den Blick ihres Vaters. Er nickte ihr zu, mit Tränen in den Augen. Ihre Mutter lehnte an seiner Schulter und lächelte ihrer Tochter mit voller Stolz entgegen. Da spürte sie wieder das Gefühl von Verbundenheit und fühlte wie auch ihr eine Träne an ihrer Wange herunterlief. Sie schwamm auf ihre Eltern zu und fiel ihnen in die Arme. Delf kuschelte sich in ihre Haare. Die Tränen des Glückes ließ sie nun ungehindert laufen und drückte ihre Mutter und ihren Vater fester an sich. „Danke!“ gluckste sie und genoss die Umarmung ihrer Familie. „Enya, das war wunderschön. Wie hast du…?“ Ihrem Vater versagte die Stimme und er drückte sie noch fester an sich. „Ich hoffe du bist mir nicht böse, Papa.“ „Wie könnte ich dir böse sein. Du bist wahrlich eine Meisterin der Harfe.“ Bei dem Titel musste Enya lachen. So lauschte die kleine Familie den weiteren Beiträgen der Zeremonie. Immer wieder wurden sie angesprochen und Enya konnte sich vor Gratulanten zu ihrem Auftritt kaum retten. Selbst das Königspaar fand ein paar Minuten Zeit, um der Familie ihre Glückwünsche auszudrücken. Dass der Tag der Zeremonie so enden würde, hätte sich Enya noch vor ein paar Tagen nicht träumen lassen. Sie blickte über die Menge und zur Bühne und lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)