Schlange und Löwe vertragen sich nicht von Randee ================================================================================ Kapitel 4: Dieses verfluchte Herz --------------------------------- „Wie war die Nachhilfe, zitronig?“ fragte Charlie, am Freitagabend im Gemeinschaftsraum, als Florentina auf ihn zukam. Die Schwarzhaarige verdrehte die Augen, zuckte mit den Schultern und ließ sich in einen der Sessel fallen. „War okay.“ Doch wenn sie ehrlich war, war es mehr als okay. Seit dem Hogsmeadebesuch hatte das Verhältnis von Florentina und Will sich eindeutig verändert. Sie waren sowas wie Freunde geworden, wenn auch nur in der Zeit, die sie zusammen im Klassenzimmer für Zaubertränke verbrachten. Zabini zeigte seitdem richtiges Interesse an dem Unterrichtsstoff und die beiden führten viele gute Diskussionen. Die Schwarzhaarige gab es nur ungerne zu, aber sie mochte die Zeit mit dem Slytherinjungen, sie genoss es schon fast. Sehr zu ihrem Unmut musste sie sich eingestehen, dass sie auch Zabini immer mehr mochte und sowas wie Gefühle für ihn hegte. Es ärgerte sie, dass sie sich jetzt selbst zu den Mädchen zählen musste, die bei Zabinis Lächeln dahinschmolzen, mehr als einmal hatte er sie damit nun schon aus dem Konzept gebracht. Aber wenigstens blieb ihr der schwache Trost, dass sie nicht dumm zu kichern anfing, wenn sie Will erblickte und sie auch nicht die Fähigkeit verlor klar zu denken.   Florentina starrte in das Kaminfeuer und mit jedem Gedanken verfinsterte sich ihr Blick. Charlie stupste sie mit seiner Feder an. „Hey! Alles gut?“ Das Mädchen blinzelte, rieb sich mit beiden Händen über das müde Gesicht und sah den Rothaarigen mit einem aufgesetzten Lächeln an. „Jaa…klar. Ich bin nur furchtbar müde. Ich denke, ich geh einfach ins Bett. Immerhin haben wir morgen ein wichtiges Spiel.“ Charlie nickte langsam, bedachte Florentina mit einem nachdenklichen Blick. „Tut mir leid, ich wollte dich nur ein wenig aufziehen.“ Die Schwarzhaarige kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel und schloss kurz die Augen, ehe sie Charlie erneut ansah. „Schon gut, ich weiß, wie du es meinst.“ Sie schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. „Aber ich bin wirklich einfach ziemlich müde.“ „Okay. Dann schlaf dich aus.“ „Du auch, Charlie. Bis morgen.“ Florentina hievte sich aus dem Sessel, schleppte sich die Treppen zu den Schlafsälen hoch und verschwand im Bett, in der Hoffnung, wenigstens ein wenig Schlaf zu finden.   Am Morgen quälte Florentina sich nach einer unruhigen Nacht aus dem Bett, schlüpfte in ihren Umhang und machte sich auf dem Weg zum Frühstück. Es waren nicht viele Schüler anwesend, die meisten würden wohl erst später aufstehen, doch die Quidditchteams mussten immer etwas früher am Stadion sein. Florentina ging zum Gryffindortisch und ließ sich neben Fred und George fallen. „Morgen,“ murmelte sie müde und goss sich ein Glas Saft ein. „Du siehst furchtbar aus!“ sagte Fred laut. „Fred!“ ermahnte Charlie seinen kleinen Bruder. „Du könntest der Grauen Dame Konkurrenz machen!“ fügte George hinzu. „George!“ rief Charlie. „Danke, Jungs,“ sagte Florentina trocken und gähnte. Sie nippte an ihrem Saft, ehe sie sich den Teller mit Rührei und Speck belud. „Also,“ begann Florentina und betrachtete die Zwillinge. „Euer erstes offizielles Spiel für Gryffindor. Seid ihr aufgeregt?“ „Nee,“ antwortete George kopfschüttelnd. „Nööö,“ entgegnete Fred. „Das wird super!“ riefen beide begeistert. Florentina nickte zufrieden und schenkte den beiden ein Lächeln. „Sehr gut.“ „Ravenclaw kann einpacken,“ grinste Charlie. Die Zwillinge waren in diesem Jahr als Treiber in die Gryffindor Quidditchmannschaft berufen worden. Viele meinten, Charlie, der Kapitän der Gryffindors, würde seine Familie bei der Aufstellung der Mannschaft bevorzugen, da neben ihm nun die Zwillinge und seine Cousine in der Mannschaft waren. Aber Florentina wusste, die Rufe würden verklingen, sobald der Rest des Hauses sah, wie die beiden mit den Klatschern umzugehen wussten. Sie selbst spielte ziemlich erfolgreich als Jägerin und warf nicht selten die meisten Tore für ihr Haus. Doch insgeheim beneidete sie Charlie um die Sucherposition, auch wenn sie sich eingestehen musste, dass ihr Cousin dieser Aufgabe besser nachkam, als sie es je gekonnt hätte.     Nach einem nervenaufreibenden Spiel trennten sich Gryffindor und Ravenclaw 210 zu 80 und die siegreiche Mannschaft wurde auf den Schultern der restlichen Gryffindors zurück zum Schloss getragen. Wieder im Gemeinschaftsraum wurde direkt die Siegesfeier für den Abend geplant. „Wir steuern eine Überraschung bei!“ riefen die Zwillinge, hielten sich ansonsten aus der Planung raus. Fred und George verzogen sich in eine Ecke, kramten ein Pergament hervor und begannen heftig zu diskutieren. Florentina beäugte die beiden misstrauisch, schlich auf sie zu und wagte einen Blick über die Schultern der beiden. „Ist das eine Karte von Hogwarts?“ fragte das Mädchen, nachdem sie einen ausgiebigen Blick auf das Pergament geworfen hatte. Die Zwillinge zuckten überrascht zusammen, ihre Ohren nahmen eine rote Färbung an und sie sahen zu ihrer Cousine auf, während ihre Hände versuchten das Pergament schnell zu verstecken. Florentina sah die beiden lächelnd an. „Ach kommt, mir könnt ihr es doch erzählen.“ Fred und George tauschten einen Blick aus, sahen sich kurz um, ob noch jemand in der Nähe war und nickten dann. Das schwarzhaarige Mädchen ließ sich neben die beiden fallen und betrachtete die Karte, die George wieder ausgebreitet hatte. „Wir haben die Karte letztes Jahr bei Filch geklaut.“ Florentina zog missbilligend eine Augenbraue hoch. „Irgendwann haben wir herausgefunden, wie sie funktioniert. Sie zeigt das komplette Schloss, inklusiver der Namen der Menschen, die sich in der Nähe befinden.“ Fred deutete mit dem Zeigefinger auf die drei Punkte, welche die Namen der Zwillinge und den ihrer Cousine trugen. Florentina beugte sich etwas weiter über die Karte und starrte auf ihre Namen. „Das ist Wahnsinn!“ Das Mädchen klang begeisterter, als sie sein sollte. „Hier,“ sagte George. „Es sind sogar ein paar Geheimgänge verzeichnet, aber wir haben noch nicht alle erkunden können.“ „Ihr wisst, dass eure Eltern wenig davon halten würden? Die Karte ist beeindruckend, aber dass ihr einfach aus dem Schloss Ein- und Ausgehen könnt, wie ihr möchtet, gefällt mir nicht.“ Die Zwillinge machten große Augen. „Du wirst ihnen doch nicht davon erzählen, oder? Oder Charlie?“ fragte Fred. „Oder noch schlimmer: Percy?“ ergänzte George.   Florentina schüttelte den Kopf. „Nein, keine Angst. Aber versprecht mir, die Geheimgänge nicht zu benutzen.“ „Auch nicht, wenn du dabei bist?“ fragte George mit einem breiten Grinsen. „Dieser hier führt direkt in den Honigtopf, wir wollten Butterbier für heute Abend holen.“ Die Schwarzhaarige zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete den Geheimgang, der von der buckeligen Hexe im dritten Stock aus dem Schloss führte. „Habt ihr noch andere Gänge erforscht?“ fragte sie leise. Die Zwillinge schüttelten den Kopf. „Der hier,“ George zeigte auf eine Stelle außerhalb des Schlosses. „Liegt direkt unter der Peitschenden Weide.“ „Als nächstes wollten wir diesen hier erkunden.“ Fred zeigte auf eine Stelle im fünften Stock, die mit „Gregor der Kriecher“ beschriftet war. „Wenn ich mit euch nach Hogsmeade gehe, versprecht ihr mir dann, keinen der anderen Gänge zu erforschen?“ fragte Florentina und sah die Zwillinge eindringlich an. Die Zwillinge tauschten erneut Blicke aus. „In Ordnung,“ antworteten sie gleichzeitig. Florentina nickte zufrieden. Sie wusste, die beiden würden sich nicht ewig an ihr Versprechen halten, aber sie war sich sicher, dass sie es zumindest Vorerst tun würden, vorausgesetzt, sie selbst würde die Bedingungen des Deals erfüllen. Also machte Florentina mit den Zwillingen aus, sich später bei der buckligen Hexe zu treffen, sie wollte sich erst noch umziehen.   Eine halbe Stunde später kletterten sie zu dritt in den Buckel der Hexe und machten sich auf den Weg nach Hogsmeade. Sie waren so lange unterwegs, dass es Florentina wie eine Ewigkeit vorkam. Bei dem Gedanken an den Rückweg seufzte sie, sie war ohnehin schon so müde vom Quidditchspiel. Doch es half alles nichts. Wenn die Zwillinge sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, dann waren sie nicht davon abzubringen, da war es besser, wenn man sich darauf einließ und ein Auge auf die beiden warf. Etwas, das Percy einfach nicht verstand. Er versuchte die Zwillinge mit tadelnden Worten und der Drohung ihrer Mutter alles zu petzen, im Zaum zu halten. Das funktionierte einfach nicht. Charlie war im Umgang mit Fred und George deutlich gelassener, ließ ihnen oft freie Hand und hatte von den Brüdern wohl den besten Draht zu den beiden. Aber auch ihm erzählten sie bei weitem nicht alles und logen ihn öfter an. Lediglich bei ihrer Cousine hatten Fred und George irgendwann beschlossen, dass sie vertrauenswürdig sei und auch, wenn sie meist nicht auf sie zukamen, um von ihren Plänen zu erzählen, antworteten sie Florentina wahrheitsgemäß, wenn sie fragte. Und die Schwarzhaarige tat viel dafür, dass das auch so blieb. Sie verpetzte die beiden nicht an deren Mutter, behielt Geheimnisse für sich und manchmal bedeutete es eben auch, mit den Zwillingen durch dreckige Geheimgänge zu laufen und verbotene Sachen zu tun. Sollte jemand misstrauisch werden, konnte sie immer noch sagen, dass sie den Geheimgang im fünften Stock benutzt hätte, den sie zufällig mit Zabini entdeckt hatte. Glücklicherweise verlief ihr kleiner Ausflug nach Hogsmeade ohne nennenswerte Zwischenfälle und das Dreiergespann machte sich schnell auf den Rückweg. Wieder im Schloss sah Florentina zu, dass sie vor der Feier noch unter die Dusche kam und auch den Zwillingen riet sie, sich von Staub und Dreck zu befreien. Doch niemand wunderte sich über die Köstlichkeiten aus dem Dorf, vermutlich dachten alle, sie würden, so wie die ganzen Snacks, aus der Hogwartsküche stammen und so wurde es eine fröhliche und ausgelassene Feier.   Am Montagmorgen kam Professor McGonagall an den Tisch der Gryffindors, um Charlie und Florentina die Termine für ihre Strafarbeit mitzuteilen. „Aber Professor!“ empörte sich Charlie. „Dienstags ist Quidditchtraining!“ „Das ist mir bewusst, Mr. Weasley, vielen Dank,“ entgegnete McGonagall trocken. „Aber Sie die Strafe entsprechend Ihrem Kalender verbüßen zu lassen, wäre dann ja wohl keine Strafe. Mr. Zabini wird dafür am Donnerstag nicht am Training teilnehmen können. Es ist eine faire Lösung. Seien Sie beide morgen um 19 Uhr bei Hagrid.“ Charlie nickte finster und Professor McGonagall rauschte davon. „Ich fass es nicht,“ grummelte der Rothaarige und sah zu seiner Cousine, die missmutig auf ihren Teller starrte. „Für dich ist es nur ein Trainingsabend,“ sagte sie leise. „Aber ich muss die ganze Woche mit Zabini verbringen.“ „Oh…“ entgegnete der Rothaarige leise. „Ja…Oh.“     Am Dienstagabend machte sich Florentina zusammen mit Charlie auf den Weg zur Hagrids Hütte. Als sie dort ankamen, stand Zabini bereits mit dem Wildhüter vor der Tür und blickten ihnen abwartend entgegen. Sie begrüßten einander und alle drei Hogwartsschüler lauschten Hagrids Ausführungen über ihre Aufgabe. „Das ist ein Scherz?“ fragte Florentina Hagrid, als dieser geendet hatte und starrte den Hünen mit großen Augen an. „Du willst nicht wirklich, dass wir in den Wald gehen?“  „‘Türlich, ist doch nix dabei. Dumbledore will nur nich, dass ihr da allein reingeht. Aber mit mir is schon ok.“  Auch Charlie zog zweifelnd eine Augenbraue hoch und Zabini schien ebenfalls unglücklich über ihre Aufgabe zu sein. Doch keiner der beiden sagte ein Wort und Florentina beugte sich ihrem Schicksal.  „Jetzt wo das geklärt wär‘, Florentina, du kannst mit Zabini gehen und ich geh mit Charlie.“  „Was?“ fragte das Mädchen irritiert. „Wir gehen nicht zusammen?“ fragte Zabini. „Nee, dann schaffn wa nicht alles. Und denkt dran, keine Zauberei.“  Florentina und Charlie tauschten Blicke miteinander aus. „Hagrid…“ begann Charlie leise. „Ich weiß ja nicht, ob das so eine gute Idee ist…“  „Geht nich anders. Wir ham zwei Lichtungen wo die Plangentinien wachsen und nur ein kleines Zeitfenster zum Pflücken,“ antworte der Hüne und hielt Zabini und Florentina eine Laterne entgegen. „Hier. Damit ihr Licht habt.“  „Aber wenn uns ein Monster angreift, dürfen wir schon Magie benutzen?“  „‘Türlich, nur nicht zum Pflücken der Pflanzen, dann verlieren sie ihre Wirkung.“  „Aber es gibt keine Monster im Wald, oder?“ fragte das schwarzhaarige Mädchen unsicher.  „Nee, die meisten Tiere sind harmlos, solang ihr denen nicht zu nah kommt,“ antwortete Hagrid und gab Zabini noch einen Eimer.  „Fantastisch,“ seufzte Florentina, wandte sich dann an Zabini. „Na dann…“  Sie warf einen letzten Blick zu Charlie. „Wir sehen uns später!“ rief dieser über seine Schulter, ehe er mit Hagrid im Wald verschwand.“     „Können wir nicht einfach sagen, wir haben den Weg nicht gefunden?“ fragte Zabini und betrachtete zweifelnd den Pfad, der tief in den Wald führte.  „Ich wünschte, wir könnte,“ antwortete Florentina und setzte sich in Bewegung. „Aber ich fürchte, damit kommen wir bei McGonagall nicht durch.“ „Na prima…“ murmelte Zabini und lief eilig hinter dem Mädchen her. „Du kennst ausreichend Zaubersprüche, falls wir angegriffen werden, oder?“ fragte der Slytherinjunge, während sie immer tiefer in den Wald eindrangen. Florentina schüttelte leicht den Kopf. „Ernsthaft Will, du könntest die gleichen Zaubersprüche, wenn du im Unterricht aufpassen würdest.“ Er schloss grinsend zu dem Mädchen auf. „Niemals, das weißt du. Niemand kennt so viele Zaubersprüche wie du.“ Florentinas Wangen färbten sich leicht rosa. „Ach Quatsch.“ Sie liefen schweigend durch den Wald, lauschten in die Nacht hinein, die Nerven bis zum Zerreißen angespannt. Nach einer Weile lichteten sich die Bäume und Mondlicht erhellte die Umgebung. Florentina sah sich nach Zabini um, er atmete erleichtert aus. „Den Hinweg hätten wir schon mal,“ flüsterte er leise und das Mädchen neben ihm nickte. „Hier,“ sie hielt ihm einen der Eimer entgegen, sowie ein scharfes Messer. „Möglichst weit unten abschneiden.“ „Schon klar,“ entgegnete Zabini. „Hagrid hat das tausendmal erklärt, ich bin nicht dumm, Prewett.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. Florentina lächelte ebenfalls. „Dann bist du wohl einfach nur unglaublich gut darin, dich dumm anzustellen, Zabini.“ „Hey!“ Seine Stimme wurde etwas lauter, Florentina legte mahnend ihren Zeigefinger an die Lippen. „Lass uns zusehen, dass wir hier schnell wieder wegkommen.“ Zabini nickte und sie machten sich gemeinsam an die Arbeit.   Als die Eimer gefüllt und das Plangentinienfeld fast leer war, beschlossen die beiden, dass es an der Zeit war den Wald zu verlassen und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Wieder trauten sie sich nicht miteinander zu reden und spitzten die Ohren, um warnende Geräusche frühzeitig wahrnehmen zu können. Auf einmal stolperte Florentina, der Eimer rutschte aus ihrer Hand und sie fiel unsanft zu Boden. „Autsch.“ „Alles okay?“ Zabini hockte sich mit besorgtem Blick neben sie. Das Mädchen nickte. „Nichts passiert, bin nur unsanft mit dem Knie aufgeschlagen.“ Er nickte, richtete sich auf und streckte Florentina seine Hand entgegen, welche sie dankbar ergriff. Seine Haut fühlte sich warm und weich an und seine Hand passte perfekt in ihre. Florentinas Herz pochte mit einem Mal laut gegen ihre Brust. Zabini zog Florentina auf die Füße, betrachtete sie einen Moment und vergaß dabei ganz, ihre Hand loszulassen. Die Wangen des Mädchens liefen unter Zabinis Blick rosa an und Florentina sah schnell zu Boden, dabei war es ohnehin zu dunkel, als dass er es hätte sehen können. „Danke,“ murmelte sie leise und zog ihre Hand zurück. Zabini räusperte sich verlegen, wollte etwas sagen, doch ein Rascheln schreckte die beiden auf und sie sahen einander mit aufgerissenen Augen an.   Florentina schob ihre Hand in den Umhang und wollte ihren Zauberstab ziehen, doch Zabini packte sie am Arm und zog sie so leise wie möglich ins Dickicht und hinter einen großen Baum. „Wir haben die Eimer vergessen, Hagrid…“ begann Florentina flüsternd. „Pssst,“ machte Zabini, drückte sie leicht mit seinem Körper gegen den Baum, den Mond in seinem Rücken und legte dem Mädchen einen Finger auf die Lippen. Ein schlurfendes Geräusch erklang, Florentina sah den Slytherinjungen mit großen Augen an. Florentina spürte die Wärme, die von Zabinis Körper ausging, ein Hauch von Zitrone schlich sich in ihre Nase und benebelte sie. Sie vergaß, dass sie mitten im verbotenen Wald standen, hinter einem Baum. Der Mond spendete gerade so viel Licht, dass Florentina die Augen des Schwarzhaarigen erkennen konnte, aber zu wenig, um seinen Blick zu deuten.    Zabini sah sie an, den Finger immer noch auf ihren Lippen. Da war er wieder, dieser süße Duft nach Blaubeere. Er zögerte, nahm den Finger von den Lippen der Schwarzhaarigen, legte ihr stattdessen die Hand an den Hals und strich mit seinem Daumen sanft über ihre Wange. Der Mond spendete nur wenig Licht durch das Dickicht der Bäume, doch es reichte, um die blauen Augen des Mädchens zum Funkeln zu bringen. Sie sah ihn an, mit diesem erwartungsvollen Ausdruck, den er schon so oft in den Augen von Mädchen gesehen hatte und gleichzeitig überrascht und irritiert. Längst hatte er vergessen, dass sie beide im Verbotenen Wald, dicht gedrängt hinter einem Baum standen und darauf warteten, dass die herangenahte Gefahr verschwand. Er zögerte, atmete unauffällig ihren Duft ein, näherte sich dann langsam.    „Wenn du mich jetzt küsst, verprügele ich dich, William,“ zischte Florentina leise. Als Zabinis Gesicht sich dem ihren näherte, war sie aus ihrer Starre erwacht und hatte zurück in die Realität gefunden. Dies war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt und außerdem war der Kerl, von dem sie so gerne geküsst werden wollte, ausgerechnet Zabini. Der Hogwartsschwarm schlechthin, der schon unzählige Mädchen geküsst hatte. Für den es nichts Besonderes mehr war. Auf keinen Fall wollte sie zu diesen unzähligen Mädchen dazuzählen, eine Nummer auf seiner Liste werden und so übernahm ihre Vernunft wieder die Oberhand.    Zabini zog den Kopf und auch seine Hand zurück. „Hatte ich nicht vor,“ sagte er leise und versuchte zu verbergen, dass ihm ihre Zurückweisung einen kleinen stich versetzte.  Zabinis Hand brannte auf Florentinas Haut nach und hinterließ ein Gefühl von Sehnsucht in ihr. Doch sie drängte ihre Gefühle bei Seite und lauschte in die Nacht hinein. „Hörst du noch was?“ fragte sie flüsternd.  Zabini schüttelte den Kopf, doch vorsichtshalber verharrten sie noch einen Augenblick in ihrer dicht aneinandergedrängten Position. Vielleicht auch, weil beide die Nähe des anderen noch nicht aufgeben wollten.    Doch schließlich trat Zabini einen Schritt zur Seite und wagte einen Blick auf den Weg. Florentina umklammerte vorsichtshalber ihren Zauberstab, bereit ihn zu ziehen und einen Fluch abzugeben. „Ich denke, die Luft ist rein,“ flüsterte Zabini. Möglichst leise setzten sie einen Fuß vor den anderen und versuchten so lautlos wie möglich auf den Weg zurückzukehren. Ihre Eimer standen noch genauso da, wie sie sie zurückgelassen hatten, nur mit dem Unterschied, dass etwas Schleimiges an ihnen klebte.  „Irghs,“ gab Florentina von sich, als sie die Eimer betrachtete. „Das sieht aus, als wäre eine Riesenschnecke einmal darüber gekrochen,“ flüsterte sie angewidert, zog ein Taschentuch aus ihrer Tasche, legte es um den Henkel und hob den Eimer hoch.  „Wahrscheinlich gibt es sowas hier wirklich,“ entgegnete Zabini, zog ebenfalls ein Taschentuch aus seiner Tasche und tat es dem Mädchen gleich. „Hoffentlich haben die Pflanzen nichts abbekommen,“ murmelte Florentina und sie setzten ihren Weg gemeinsam fort.    „Alles in Ordnung?“ fragte Charlie besorgt, als sie endlich an Hagrids Hütte ankamen. Florentina nickte, während Zabini Hagrid die Eimer entgegenstreckte. „Wir hatten Besuch von was Schleimigen, hoffentlich gehen die Pflanzen trotzdem.“ Hagrid betrachtete die Eimer. „Ach, das is nur bisschen Schleim. Seid wohl na Riesenschnecke begegnet, wa?“ „Das ist wirklich von einer riesigen Schnecke?“ fragte Zabini ungläubig. Hagrid gluckste. „Sicher. Was’n sonst?“ Doch weder Florentina noch Zabini antworteten darauf. „Also dann,“ sagte Hagrid. „Sehn wa uns Donnerstag.“ Die Schwarzhaarige verdrehte die Augen. „Kann es kaum erwarten…“ murmelte sie, aber so leise, dass nur Zabini sie hören konnte, der neben ihr stand und sie daraufhin angrinste. Charlie stieß seiner Cousine unsanft den Ellenbogen in die Rippen. „Lass uns endlich gehen.“ Florentina löste ihren Blick von Zabini und nickte. Sie gingen zu dritt zum Schloss zurück, als ihre Wege sich trennten, blieben sie kurz stehen. „Also dann, wir sehen uns morgen, schätze ich,“ sagte Zabini, sah Florentina zögernd an und warf dann einen kurzen Blick auf Charlie. „Bis morgen, Will,“ entgegnete die Schwarzhaarige, schenkte Zabini noch ein Lächeln, ehe sie mit Charlie davon ging.   Charlie betrachtete seine Cousine eingehend, während sie auf dem Weg zum Gryffindorturm waren. „Ich weiß, ich hab gesagt, es ist mir egal, mit wem du… aber Zabini, ernsthaft?“ Florentina verdrehte die Augen. „Da ist nichts zwischen ihm und mir.“ Charlie lachte laut auf. „Ja klar, ich bitte dich.“ Die Schwarzhaarige blieb stehen. „Was soll das denn bitte heißen?“ Charlie blieb ebenfalls stehen. „Das man schon blind sein muss, um nicht zu bemerken, WIE ihr euch anseht.“ „So? Wie sehen wir uns denn an?“ Der Rothaarige zuckte mit den Schultern und grinste breit. „Naja…begierig irgendwie.“ Florentina erstarrte und lief rot an. „D-das stimmt nicht!“ Charlie lachte und versetzte ihr einen leichten Stoß mit seiner Schulter. „Schon gut, Cousinchen, du brauchst dich nicht dafür schämen.“ „Wir hätten uns heute beinahe geküsst…“ murmelte Florentina kaum hörbar und mit hochrotem Kopf. „Was kam dazwischen?“ „Meine Vernunft.“ Charlie lachte auf. „Vielleicht solltest du einfach mal ein bisschen unvernünftig sein.“ Die Schwarzhaarige seufzte. „Charlie, wir reden hier immer noch von William Zabini, für ihn wäre ich doch nur irgendeine Nummer auf seiner Liste.“ Charlie zuckte mit den Schultern. „So wie er dich ansieht, glaube ich das nicht. Aber du hast recht, wir reden hier von Zabini. Na komm.“ Er legte einen Arm um Florentina und zog sie kurz an sich, ehe sie sich wieder in Bewegung setzten.   Am Mittwochabend gab Florentina Zabini wie immer Nachhilfe. Sie übten ein paar Zauber für Zauberkunst und ebenso ein paar Verwandlungen für McGonagall. Zabini wurde von Mal zu Mal besser und sie hatten bereits einige seiner Defizite aufgearbeitet. Florentina war zuversichtlich, dass er ein paar der UTZ Prüfungen gut schaffen würde, wenn er sich weiter Mühe gab.   Am Donnerstag verbüßten sie ihren zweiten Abend Nachsitzen bei Hagrid. Sie durften ganz unspektakulär einige der Beete umgraben, natürlich ohne Zauberkraft. Am Ende waren sie durchgeschwitzt, müde und ausgelaugt. Charlie, Zabini und Florentina hatten nur wenig bei der Arbeit gesprochen und verabschiedeten sich im Schloss mit einem knappen „Bis morgen“ voneinander.   Bei der Nachhilfe am Freitag wiederholten Zabini und Florentina noch mal einige der Zaubersprüche und schließlich beendeten sie den Abend früh, um noch ein wenig Freizeit zu haben, die ihnen die ganze Woche über nicht vergönnt gewesen war. Sie räumten die Sachen zusammen, dabei fielen der Schwarzhaarigen einige der Büche zu Boden. Sie bückte sich danach und wäre dabei fast mit Zabinis Kopf zusammengestoßen. Er hatte sich ebenfalls hinuntergebeugt, um ihr zu helfen. Sie sahen einander an und Florentina musste an Charlies Worte denken, während sie in die leuchtend grünen Augen starrte. Augenblicklich wurde ihr warm und ihre Wangen zierte ein gut erkennbares rot. Zabini verlor sich in dem dunklen blau von Florentinas Augen und ein Meer von Gefühlen durchströmte ihn. Nicht zum ersten Mal stellte er fest, dass das Mädchen vor ihm Reaktionen in ihm auslöste, die er von sich nicht kannte. Er hatte das Gefühl, wirklich etwas für sie zu empfinden. Das verwirrte ihn und so groß auch sein Verlangen war, die Schwarzhaarige an sich zu ziehen und seine Lippen auf ihre zu pressen, er ließ es bleiben.   Zabini wandte den Blick ab, griff nach den Büchern und legte sie zurück auf den Tisch. Dann schnappte er seine Tasche. „Ich muss los, wir sehen uns,“ sagte er ausdruckslos und verschwand, ohne ein weiteres Wort oder sich noch einmal umzudrehen durch die Tür. Florentina sah ihm irritiert nach, blinzelte und richtete sich dann auf. Ihr Herz klopfte unerträglich laut gegen ihre Brust, sie atmete tief ein und aus und verfluchte sich dafür, wie ihr Körper auf Zabini reagierte. Über sich selbst jammernd und fluchend trat sie den Rückweg zum Gryffindor Gemeinschaftsraum an. Eigentlich wollte sie die gewonnene Zeit nutzen, um an ihren Hausaufgaben zu arbeiten. Doch stattdessen spielte sie den ganzen Abend Zauberschach gegen Charlie und war ihm dankbar, dass er sie von dem verflucht gutaussehenden Slytherinjungen ablenkte.   Den Samstagmorgen wollte Florentina eigentlich nutzen, um ihre Hausaufgaben für die kommende Woche zu erledigen, doch Charlie überredete sie nach dem Frühstück mit zum Quidditchfeld zu kommen, um das Spiel Hufflepuff gegen Ravenclaw anzusehen. „Dem Gegner zuzusehen ist wichtig!“ meinte Charlie. „Damit wir uns die perfekte Strategie gegen Hufflepuff überlegen können.“ Florentina hatte schnell nachgegeben, da sie wusste, dass Charlie sonst keine Ruhe geben würde und so machten sie sich nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg zum Quidditchfeld. Nach der Vorstellung der Spieler passierte eine ganze Weile gar nichts. Es war ein fast schon langweiliges Spiel, in dem beide Teams abwechselnd ein Tor warfen aber ansonsten nichts Spannendes passierte. Nach einer Weile verlor Florentina das Interesse daran, dem Spiel weiter zu folgen und sie ließ ihren Blick mit Hilfe ihres Fernglases durch die Gegend schweifen. Bis ihre Augen den Slytherinjungen erblickte und automatisch an ihm hängen blieben. Ihr Herz machte einen Satz und ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie sein charmantes Grinsen sah. Dann fiel ihr das Grinsen schlagartig aus dem Gesicht. Ein Mädchen hatte sich mit ins Bild geschlichen. Sie gab Zabini einen Klaps gegen die Brust, dann beugte sie sich zu ihm und küsste ihn. Florentina schluckte laut, ließ das Fernglas sinken und versuchte zu ignorieren, dass dieser Anblick ihr Herz in tausend Teile zerspringen ließ. „Was ist los?“ fragte Charlie neben ihr. „Hast du einen Geist gesehen?“ Florentina starrte stumm auf die Gegenüberliegende Seite. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkel und sie versuchte sie verzweifelt wegzublinzeln. Sie schüttelte den Kopf. „Alles gut,“ murmelte sie leise und wandte den Blick endlich ab. Doch Charlie hatte sich längst das Fernglas geschnappt und sah auf die gegenüberliegende Tribüne. „Oh…“ sagte er leise, als er Zabini und Lydia Carmichael, ein Ravenclawmädchen, erblickte. Er senkte das Fernglas und wandte sich zu seiner Cousine um, doch Florentina war bereits verschwunden. Er seufzte leise. Und ich Idiot habe ihr noch geraten einfach mal auf ihre Vernunft zu pfeifen… „Verdammt Zabini!“ sagte er laut und starrte wütend zur anderen Seite.   Dieser verdammte Zabini… Florentina lief über das Schlossgelände und wischte sich mit ihrem Ärmel die Augen trocken, als sie jemand ansprach. „Flo! Oh… alles in Ordnung?“ Die Schwarzhaarige sah auf, erblickte Tonks mit feuerroten Haaren und besorgten Gesichtsausdruck vor sich.  „Alles okay…“ murmelte Florentina, konnte aber nicht verhindern, dass ein Schluchzen aus ihr herausdrang.  Tonks Blick verfinsterte sich. „Wen muss ich verprügeln?“ Auf Florentinas Gesicht legte sich ein trauriges Lächeln. „Danke, Tonks, das weiß ich zu schätzen. Aber es ist alles in Ordnung.“ Tonks seufzte theatralisch. „Na gut, aber falls du es dir anders überlegst, ich bin bereit.“  Die Schwarzhaarige lächelte ihre Freundin an. „Danke. Charlie ist noch unten am Spielfeld, da warst du doch auf den Weg dorthin, oder?“ Tonks nickte. „Ja, bin ein bisschen spät dran. Wir sehen uns in Kräuterkunde?“ „Klar.“  Tonks drehte sich um und lief weiter über das Gelände hinunter zum Quidditchfeld, während Florentina sich auf den Weg in ihren Gemeinschaftsraum machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)