Schlange und Löwe vertragen sich nicht von Randee ================================================================================ Kapitel 3: Die Geschichte von Schlange und Löwe ----------------------------------------------- Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinanderher, während ihre Zauberstäbe in die Dunkelheit leuchteten und spärlich den steinigen Tunnel beleuchteten. „Was meinst du, was der alte Quince mit dem ganzen Zeug anstellt?“ fragte Zabini irgendwann. Florentina zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das wirklich wissen will. Aber es sah mir nicht nach normalen magischen Gegenständen aus. Noch viel weniger will ich wissen, wo er das ganze Zeug herhat.“ „Bist du sicher, dass es menschliche Augen waren? Nicht vielleicht doch von einem Tier?“ „Ich weiß, was ich gesehen habe, Zabini,“ entgegnete Florentina hitzig. „Schon gut. War ja nur ne Frage.“ Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und bekam ein schlechtes Gewissen. Sie war es so gewohnt, mit Zabini zu streiten, dass sie kaum anders reagieren konnte. „Tut mir leid,“ seufzte sie. „Vielleicht irre ich mich auch, und sie stammen von einem Tier.“ Zabini zog einen Mundwinkel nach oben. „Prewett entschuldigt sich, dass ich das noch erleben darf,“ sagte er höhnisch. Sofort verfinsterte sich Florentinas Gesichtsausdruck. „Gewöhn dich lieber nicht daran.“   Die beiden Hogwartsschüler verfielen wieder in Schweigen, während sie dem Weg weiter folgten, der kein Ende zu nehmen schien. Dann teilte sich der Weg unerwarteter Weise und die beiden blieben stehen, unschlüssig, welchem Pfad sie folgen sollten. „Links oder rechts?“ fragte Zabini leise und sah zu dem Mädchen. „Keine Ahnung…“ „Was meinst du wo die Wege hinführen?“ Florentina schwieg, dachte nach, legte dann den Zauberstab auf ihre flache Hand. „Weise mir den Weg,“ sagte sie leise und sah zu, wie der Zauberstab begann sich zu drehen. „Was…?“ begann der Slytherinjunge doch in dem Moment verharrte der Zauberstab und zeigte mit der Spitze in eine Richtung. „Das ist der Vier-Punkte-Zauber. Ganz nützlich. Er verwandelt den Zauberstab in eine Art Kompass.“ „Das heißt die Spitze zeigt nach Norden?“ fragte Zabini neugierig. Florentina nickte. „Ja. Und wenn da Norden ist,“ sie zeigte mit der Hand in die Richtung, in die der Zauberstab wies. „führt der Weg,“ ihre Hand bewegte sich, bis ihr Finger auf eine der Abzweigungen zeigte. „nach Osten. Im Osten von Hogsmeade liegt Hogwarts. Wir könnten also Glück haben und in der Nähe des Schlosses rauskommen, wenn wir dem Weg folgen.“ „Und wenn wir kein Glück haben?“ „Tja…“ Florentina zuckte mit den Schultern. „Dann habe ich leider keine Ahnung, wo wir landen. Aber wenn wir dem anderen Weg folgen, kommen wir ziemlich sicher irgendwo im Verbotenen Wald an. Darauf würde ich lieber verzichten.“ Zabini nickte. „In Ordnung. Auf den Wald verzichte ich auch lieber. Also der rechte Weg.“ Florentina schlang die Finger wieder fest um ihren Zauberstab und hielt ihn in die Höhe, damit er wieder Licht auf die Umgebung werfen konnte. Die beiden setzten sich in Bewegung.   „Ist ein bisschen gruselig, oder?“ fragte Zabini, dem die Stille zwischen ihnen langsam unangenehm wurde. Das Mädchen grinste. „Passt doch ganz gut zu Halloween.“ Der Slytherinjunge verdrehte die Augen. „Euch Gryffindors versteh ich wirklich nicht.“ „Der Angst immer mutig ins Auge blicken!“ „Als du im Keller vor dem Regal gekreischt hast, klang das aber anders.“ „HEY!“ Florentina stieß Zabini ihren Ellenbogen in die Seite. „Aua!“ sagte dieser entrüstet und warf dem Mädchen einen Seitenblick zu, ein breites Grinsen auf den Lippen. Auf Florentinas Lippen legte sich ebenfalls ein Lächeln. „Entschuldigung übrigens, für deine kaputte Lippe.“ Zabini zog überrascht die Augenbrauen hoch und hob seine freie Hand an seinen Mund, tastete vorsichtig mit einem Finger an seiner Lippe entlang, wo sich noch immer eine kleine Borke befand. „Schon gut,“ sagte er leise. „Ich hatte es nicht anders verdient.“ „Schön, dass du es einsiehst.“ „War nen netter Schlag.“ „Danke.“ Florentina blieb stehen und sah Zabini an, der kurz darauf ebenfalls anhielt und das Mädchen mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Was ist?“ Die Schwarzhaarige zögerte, schüttelte dann den Kopf. „Ach nichts.“ „Komm schon, sag es einfach. Ich werd‘s schon verkraften.“ „Ich frag mich nur, warum du immer so gemein bist? Eigentlich bist du doch gar nicht so…“ sagte Florentina zögerlich. „Wer sagt, dass ich das nicht bin?“ Zabini lächelte, doch in seinen Augen leuchtete ein trauriger Schimmer auf. „Naja…“ Das Mädchen räusperte sich verlegen. „…du hast letztens einer Mitschülerin was aufgehoben und bist hinter ihr her, weil sie es nicht bemerkt hatte. Und einmal hab ich gesehen, wie du einen kleinen Jungen getröstet hast, und…“ Florentina hielt inne und sah zu Zabini auf, der näher zu ihr getreten war. Kurz fragte sie sich, ob er schon immer so groß gewesen war, doch der intensive Blick des Jungen vertrieb jegliche Gedanken aus ihrem Kopf. Wieder schlug ihr ein Hauch von Zitrone entgegen, zusammen mit etwas herberem. Sie sog den Duft ein, was Zabini mit einem höhnischen Grinsen zur Kenntnis nahm.    „Beobachtest du mich etwa?“ fragte Zabini leise. „Ich…was?“ ein rosa Schimmer legte sich auf Florentinas Wangen. „Warum sollte ich dich beobachten, Zabini?“ fragte Florentina bemüht neutral, während sie seinem Blick weiter standhielt. „Wir sind im selben Jahrgang, ich bekomme zwangsläufig mehr von dir mit, als mir lieb ist.“ Der Junge zog seine Augenbrauen zusammen und suchte in den blauen Augen des Mädchens nach der Wahrheit, doch sie war gut darin, keine Regung zu zeigen. Sie verharrten noch einen kurzen Moment in dieser Position, dann trat Zabini einen Schritt zurück. „Will…bitte,“ sagte der Junge leise und ließ seinen Zauberstabarm etwas sinken, sodass sein Gesicht im Halbdunkeln lag. „Wie bitte?“ fragte Florentina nach, sicher, sich verhört zu haben. „Ich hasse es, wenn man mich Zabini nennt. Das ist der Name einer meiner Stiefväter, nicht meiner.“ Überrascht über die Offenheit ihres Gegenübers ließ Florentina ebenfalls den Zauberstabarm sinken, sodass die Lichter nur noch den Boden zu ihren Füßen beleuchteten. „Oh…“ sagte sie leise. „Das wusste ich nicht.“ „Woher auch?“ „Aber deine Mutter heißt auch Zabini, oder nicht?“ „Ja.“ Der Schwarzhaarige hob den Zauberstab, drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung. „Noch jedenfalls. Bis sie wieder heiratet und mein Bruder und ich einen neuen Stiefvater bekommen. Oder sie behält den Namen wieder. Ihr gefällt Zabini.“ Florentina lief eilig hinter dem Jungen her. „Das heißt…?“ setzte sie zögerlich an, traute sich aber nicht, die Frage zu beenden. Zabini fuhr ruckartig herum, den Zauberstab hoch erhoben und Florentina lief geradewegs in ihn hinein. Er packte sie am Arm und verhinderte so, dass sie von ihm abprallte und rücklings zu Boden fiel.   „Das heißt, dass mein leiblicher Vater tot ist, ebenso der leibliche Vater meines Bruders und Theodor Zabini, dessen Namen wir tragen. Und der arme Kerl, den sie jetzt an der Angel hat, wird es wohl auch nicht mehr lange machen, wenn sie erst verheiratet sind.“ Seine Stimme war fest und seine Augen zeigten keine Regung, doch der Griff, mit dem er Florentina festhielt, schnürte ihr förmlich das Blut ab und tat weh. Als er es bemerkte, löste er seine verkrampften Finger und ließ sofort von dem Mädchen ab. „Tut mir leid,“ sagte er leise und ließ seine Schultern hängen. „Mein Vater ist auch tot,“ entgegnete Florentina. „Man lernt mit dem Schmerz zu leben, aber er wird nie weggehen,“ sagte sie sanft und schenkte dem Jungen ein trauriges Lächeln. „Es ist okay, so zu fühlen.“ „Nox,“ murmelte Zabini, löschte seinen Zauberstab und ließ die Hand sinken. Tränen hatten sich in seinen Augenwinkeln gesammelt und er ertrug den Gedanken nicht, dass das schwarzhaarige Mädchen dies bemerkte. Zu groß war seine Angst, dass sie ihn damit aufziehen würde, er hatte ohnehin schon zu viel erzählt. „Tja, das sieht meine Mutter allerdings anders,“ sagte Zabini, bemüht darum die Fassung nicht zu verlieren. „Nox,“ sagte auch Florentina leise und ließ die Hand sinken, akzeptierte, dass Zabini einen Moment brauchte.   „Hör mal…“ sagte Florentina irgendwann in die Dunkelheit hinein, nachdem sie eine ganze Weile still dagestanden hatten. „Ich weiß nicht, ob die Gerüchte über deine Mutter stimmen, und es geht mich auch nichts an. Mag ja sein, dass deine Mutter keine Gefühle mehr zu deinem verstorbenen Vater hegt, oder nie wirklich welche für ihn hatte. Aber das gibt ihr nicht das Recht, dir deine Gefühle für ihn abzusprechen. Er war schließlich dein Vater.“ „Ich kannte ihn kaum…“ „Das ist doch egal. Deswegen kannst du ihn trotzdem lieben und vermissen. Ich war auch erst acht Jahre alt, als mein Vater von Du-weißt-schon-wem ermordet wurde und ehrlich gesagt ist es dadurch nur noch viel schlimmer, weil da permanent die Gedanken sind, wie es sein könnte, wenn er noch da wäre. Vor allem, wenn ich andere mit ihren Vätern sehe.“ Wieder breitete sich eine Stille zwischen den beiden aus, bis Florentina ihren Zauberstab hob und wieder aufleuchten ließ. „Lumos.“ „Lass uns weitergehen, sonst hängen wir hier noch ewig fest.“ Zabini sagte nichts, ließ seinen eignen Zauberstab aber ebenfalls aufleuchten und folgte dem Mädchen.   „Ist das der Grund, warum ihr so wenig Geld habt?“ fragte Zabini schließlich und betrachtete den Rücken des Mädchens. Der Weg war mittlerweile schmaler und steiler geworden und bot nicht mehr ausreichend Platz, um nebeneinander herzulaufen. Die Schultern des Mädchens versteiften sich offensichtlich, doch sie antwortete trotzdem. „Ja,“ sagte sie knapp, seufzte dann und setzte erneut an: „Meine Mutter hat durch den Tod meines Vaters ihre Zauberkräfte verloren. Dadurch kann sie ihren Job nicht mehr ausführen.“ „Was? Sowas geht?“ fragte Zabini überrascht. „Im St. Mungo haben sie uns gesagt, dass sowas passieren kann, wenn man emotional zu sehr erschüttert wird.“ „Und sie hat ihre Kräfte nie wiederbekommen?“ Florentina schüttelte den Kopf. „Sie hat den Tod meines Vaters nie richtig verkraftet. Eine Weile konnten wir von dem Ersparten meiner Eltern leben aber nach zwei Jahren war fast alles aufgebraucht und meiner Mutter blieb nichts anderes übrig, als einen Job in der Muggelwelt anzunehmen. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass sie sich in der Muggelwelt sehr unwohl fühlt. Sie verliert andauernd eine Anstellung, findet eine Neue, die meist noch schlechter bezahlt wird als die vorangegangene und das bisschen Geld, was dabei rumkommt, steckt sie meistens in Alkohol.“ Florentina holte tief Luft, hielt sie einen Moment an und atmete dann laut aus. „Ich geh in den Ferien selbst in der Muggelwelt Jobben, um wenigstens die nötigsten Rechnungen bezahlen zu können…und um ein bisschen Geld zu haben…“ „Oh…“ war alles, was Zabini sagte, als er merkte, dass Florentina nicht mehr weitersprach. Nicht gerade geistreich, doch ihm fiel in dem Moment nichts besseres ein. Er starrte weiter auf den Rücken des Mädchens und ging, in Gedanken versunken, hinter ihr her.   Der Weg wurde noch steiler und Florentina stützte sich mit der freien Hand auf dem Boden ab, fühlte sich zunehmend unwohler in dem immer enger werdenden Tunnel. Dann verharrte sie und sah auf. „Hier geht’s nicht weiter.“ „Was?“ „Hier ist sowas wie eine Falltür.“ Sie drehte sich zu Zabini um und gab ihm ihren Zauberstab. „Leuchte mal. Ich versuch sie zu öffnen.“ Der Junge hob seine Hand, die beide Zauberstäbe hielt, so hoch wie es ging und Florentina stemmte sich mit beiden Händen und ihrer Schulter gegen den verschlossenen Durchgang. „Da passiert nichts…“ presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.  Sie streckte ihre Hand nach unten, ließ sich von Zabini den Zauberstab zurückgeben und hob das Licht an, sodass sie bessere Sicht hatte. „Es scheint tatsächlich eine Falltür zu sein.“ „Alohomora,“ murmelte sie leise und tippte mit dem Zauberstab gegen das Holz. „Aber sie will einfach nicht aufgehen,“ informierte sie den Jungen. „Kennst du keinen Zauberspruch?“ fragte Zabini genervt. „Du weißt doch sonst für alles einen.“ „Oh haha…“ Das Gryffindormädchen dachte angestrengt nach. „Ich könnte die Falltür in die Luft sprengen, aber möglicherweise sprenge ich dann noch mehr weg und wir kommen hier nie wieder raus.“ „Ganz toll.“ „Schlag du doch was vor,“ sagte Florentina gereizt und sah zu Zabini hinab, der auf dem schrägen Weg mehr unter als hinter ihr verharrte. „Lass mich mal versuchen,“ sagte der Slytherinjunge, löschte seinen Zauberstab und versuchte an Florentina vorbeizuklettern. Das Mädchen hielt den Arm mit ihrem leuchtenden Zauberstab möglichst hoch und versuchte sich, so weit wie es ging, an die Wand zu drücken, während Zabini neben sie kletterte. Der Weg war so schmal, dass er seinen Körper an ihren Pressen musste, damit die beiden aneinander vorbeikamen. „Sorry,“ murmelte er leise, verharrte einen kurzen Moment, als sie sich auf Augenhöhe befanden und ihre Nasen sich fast berührten.   Seine Haut fing an zu kribbeln, als ihr Atem seine Wange kitzelte. Sie roch ein bisschen nach Blaubeere und irgendwie mochte er diesen Geruch, das irritierte ihn. Zwar war er schon mit vielen Mädchen ausgegangen und der ein oder anderen war er auch nähergekommen, doch eine solche Reaktion war völlig neu für ihn und er musste sich eingestehen, dass ihn das Mädchen mit den strahlendblauen Augen faszinierte. Mehr noch, irgendwas hatte ihn dazu gebracht ihr von seinem Vater zu erzählen. Das hatte er bisher bei niemanden getan. Zabini blinzelte schnell, räusperte sich und drückte sich dann weiter an ihr vorbei, während sie den Weg ein wenig nach unten rutschte, um ihm Platz zu machen. Der Junge drückte sich mit aller Kraft gegen das Holz, bis es schließlich mit einem Ächzen nachgab. „Ich hab’s!“ rief Zabini, zog seinen Zauberstab und leuchtete durch die Falltür. Dahinter verbarg sich eine kurze Leiter. „Geht es da endlich raus?“ fragte Florentina und versuchte einen Blick nach oben zu erhaschen. „Hier ist ne Leiter, aber die hat nur 4 Sprossen. Ich guck mal, was danach kommt.“ Er steckte den Zauberstab zwischen seine Zähne und erklomm mühelos die Leiter. Oben angekommen, drückte er gegen harten Stein, der nachgab und sich etwas bewegte. Zabini drückte den Stein wie eine Art Deckel auf und blinzelte in einen hell erleuchteten Gang. „Ich glaube wir sind im Schloss,“ sagte er nach unten an Florentina gewandt und machte sich dann dran endgültig aus dem Tunnel zu klettern. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass er gerade aus einer Steinfigur geklettert war, dann beugte er sich über den Steinrand und streckte Florentina, die mittlerweile die ersten Sprossen der Leiter hinaufkletterte, eine Hand entgegen.   Das Mädchen ergriff die Hand und ließ sich von Zabini aus der Figur helfen. „Danke,“ sagte sie und klopfte ein wenig Staub von ihren Klamotten. Sie richtete sich auf und sah sich um. „OH,“ sagte sie, als sie erkannte, wo sie sich befanden. „Wir sind im fünften Stock, an der Figur von Gregor dem Kriecher bin ich schon öfter vorbeigekommen.“ Zabini schüttelte lächelnd den Kopf. „War ja klar, dass du auch noch weißt, wer dieser merkwürdige Kauz ist.“ Florentina streckte ihm die Zunge raus, versuchte so ihre Verlegenheit und rosa angelaufenen Wangen zu überspielen. Zabini war es natürlich trotzdem aufgefallen, normalerweise hätte er die Chance ergriffen und sie weiter aufgezogen, doch er beließ es einfach dabei, schob seine Hände in die Hosentaschen und schenkte dem Mädchen ein Lächeln. „Also,“ begann er unschlüssig. „Schätze, man sieht sich dann!?“ Florentina schob ihren Zauberstab in eine ihrer Taschen, hob den Kopf und lächelte. „Mittwoch, würde ich sagen.“ Zabinis Augenbrauen fuhren überrascht nach oben. „Wir machen weiter mit der Nachhilfe?“ Das Mädchen zuckte mit den Schultern und setzte eine neutrale Miene auf. „Wie du weißt, brauche ich das Geld.“ Zabinis Mundwinkel sanken augenblicklich nach unten und er sah Florentina missmutig an. „Klar. Na dann, bis Mittwoch.“ „Außerdem, habe ich mich daran gewöhnt, dich so oft zu sehen, Will.“ Fügte Florentina schnell hinzu und lächelte sanft. Zabinis Blick erhellte sich schlagartig, doch ehe er etwas entgegnen konnte, war das schwarzhaarige Gryffindormädchen ohne ein weiteres Wort davongerauscht. Er schüttelte den Kopf, grinste und machte sich dann in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg zu den Kerkern.     Florentina lief zügig durch die Gänge und achtete darauf, den Lehrern aus dem Weg zu gehen. Sie vermutete einen komischen Anblick abzugeben. Zabini war mit Staub und Dreck überdeckt gewesen und sie ahnte, selbst auch nicht besser auszusehen. „Drachenleber,“ nannte Florentina das Passwort, als sie vor der Fetten Dame stand. Das Porträt nickte, schwang zu Seite und gab den Blick auf den Gryffindor-Gemeinschaftsraum frei. Florentina kletterte eilig hindurch und stapfte zu ihren Cousins hinüber, die alle gemeinsam in einer der Sitzecken saßen. Percy war in ein Buch vertieft, während Charlie eine Runde Zauberschach mit George spielte und Fred zusah. Als Charlie seine Cousine erblickte, stand er auf und sah sie neugierig an. „Wo bist du gewesen? Ich habe eine Ewigkeit auf dich in den Drei Besen gewartet.“ „Sorry,“ entgegnete Florentina, kramte in ihrer Umhängetasche und stellte einen Beutel neben George ab. „Hier, für euch.“ Die Zwillinge jubelten begeistert. Sofort war das Schachspiel vergessen und sie eilten davon. Percy warf seiner Cousine einen missbilligenden Blick zu. „Wenn Mom das erfährt, wird sie nicht begeistert sein.“ Florentina lächelte Percy an. „Na, dann erzähl es ihr doch einfach nicht, Percy.“ Der Rothaarige schürzte die Lippen, widmete sich dann wieder seinem Buch. „Also, wo bist du gewesen?“ fragte Charlie erneut und musterte das Mädchen von oben bis unten. „Du siehst aus, als wärst du durch irgendwelche Drecklöcher gekrochen.“ „Fast.“ Sagte Florentina und seufzte. „Ich geh erst duschen, ja?“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist fast Zeit fürs Festessen und ich habe wirklich wirklich Hunger.“ „In Ordnung,“ entgegnete Charlie, trat einen Schritt zur Seite und machte ihr so den Weg zu den Schlafsälen frei. „Danke,“ sagte Florentina lächelnd und ging.   Später beim Festessen erzählte Florentina Charlie ganz genau, was alles passiert war, sogar, dass sie fand, dass Zabini gut roch. Vor Charlie hatte sie keine Geheimnisse, er war nicht nur ihr Cousin, sondern auch ihr bester Freund und sie wusste, er würde sie nicht auslachen, egal, was er selbst davon hielt. „Und du meinst, der alte Quince handelt mit illegalen Sachen?“ fragte Charlie leise, als Florentina ihre Erzählung beendet hatte. Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ausschließen würde ich es jedenfalls nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass das Geschäft mit magischen Gegenständen nicht so floriert, wenn keine Schüler im Dorf sind.“ „Hm…“ Charlie sah nachdenklich durch die große Halle. „Vielleicht hast du Recht. Das würde auch eine Aussage von Hagrid heute in den Drei Besen erklären.“ Florentina zog eine Augenbraue hoch und sah ihren Cousin misstrauisch an. „Du hast dich mit Hagrid getroffen und ich dachte du wärst vor Sorge fast gestorben?“ Ertappt liefen Charlies Ohren rot an. „Naja weißt du…“ begann er verlegen. „Hagrid war allein und da hab ich mich zu ihm an den Tisch gesetzt. Irgendwann kam dann noch ein Bekannter, der mit Drachen arbeitet, …“ Florentina fing an zu Lachen. „Und wann hast du gemerkt, dass ich nicht mehr komme?“ Charlie rieb sich den Nacken und lächelte verlegen. „Später, als ich es hätte merken sollen.“ Das Mädchen schüttelte grinsend den Kopf. „Du und deine Drachen.“ „Meinst du, wir müssen jemanden von deiner Entdeckung erzählen?“ fragte Charlie, um das Thema zu wechseln. Florentina hob die Schultern. „Weiß nicht, denke nicht. Eigentlich geht es uns nichts an, oder? Außerdem wissen wir es ja nicht mit Sicherheit.“ „Stimmt.“ Das Mädchen stützte die Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte ihre Hände und warf einen Blick zum Slytherintisch, an dem Zabini sich mit einem Mitschüler unterhielt. „Ich kann mir irgendwie auch nicht vorstellen, dass davon keiner weiß. So groß ist Hogsmeade schließlich nicht,“ sagte Florentina dann, drehte den Kopf und sah Charlie an. „Vielleicht sollten wir ausnahmsweise unsere Nase nicht überall reinstecken.“ Charlie grinste. „Wie langweilig.“ „Schon,“ Florentina grinste ebenfalls. „Aber Fred und George in Zaum zu halten, Quidditch und die UTZ beschäftigen uns doch schon genug.“ Charlie warf seufzend einen Blick zu seinen beiden jüngeren Brüdern, die ihre Köpfe schon wieder mit Lee Jordan zusammengesteckt hatten und irgendetwas ausfraßen. „Ich schätze, mit Fred und George hast du wohl recht…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)