Schlange und Löwe vertragen sich nicht von Randee ================================================================================ Kapitel 1: Die beugsame Löwin ----------------------------- Der Zug ratterte über die Schienen und bahnte sich langsam seinen Weg durch die Landschaft gen Norden, fort von London. In den Abteilen herrschte reges Treiben und die Gänge waren erfüllt mit freudigem Gelächter und dem Geplapper von Schülergruppen, die sich gegenseitig von ihren Sommerferien erzählten. Weit hinten im Zug saß ein schwarzhaariges Mädchen, zusammen mit ihren Freunden und Verwandten und fuhr ihrem letzten Schuljahr in Hogwarts entgegen. Im kommenden Juni würde sie ihre UTZs absolviert haben und das Schloss für immer verlassen. So fuhr sie mit gemischten Gefühlen ins neue Schuljahr, wehmütig, die beste Zeit ihres Lebens bald hinter sich lassen zu müssen und voller Vorfreude, einen neuen Lebensabschnitt im Anschluss zu beginnen. „Hey,“ ein rothaariger Junge knuffte sie in die Seite und riss sie aus ihren Gedanken. Die Schwarzhaarige zuckte zusammen und blickte zu dem Jungen rüber. „Alles okay, Flora?“ Der Rothaarige sah sie besorgt an. „Ja klar, Charlie,“ entgegnete das Mädchen und lächelte ihren Sitznachbarn an. „Ich musste nur gerade daran denken, dass es unser letztes Schuljahr ist. Ich werde Hogwarts vermissen.“ Eine Traurigkeit schlich sich in ihre Stimme. Charlie schüttelte den Kopf. „Man Florentina, das Schuljahr hat noch nicht einmal richtig angefangen und du denkst bereits über das Ende nach?“ Florentina zuckte mit den Schultern. Ein Grunzen und das Lachen von zwei weiteren rothaarigen Kindern zog die Aufmerksamkeit der beiden anderen auf sich. Die beiden Jungen, offensichtlich Zwillinge, lachten über ein Mädchen mit bonbonrosa Haaren, die immer wieder ihre Gestalt veränderte, so wie sie es gerade mochte und in dem Moment zierte eine Schweinenase ihr hübsches Gesicht. Florentina schüttelte lächelnd den Kopf. „Irgendwann vergisst du noch, wie dein richtiges Gesicht aussieht, Tonks.“ Die Angesprochene ließ die Schweinenase verschwinden und grinste Florentina breit an. „Mach dich mal locker, Flo! Du klingst schon genau wie meine Mutter!“ Ein rosa Schimmer legte sich auf die Wangen der Schwarzhaarigen und sie murmelte: „Ich bin nicht wie deine Mutter…“ während die drei Jungen um sie herum laut lachten. Grummelnd zog Florentina ein Buch aus ihrem Rucksack und versteckte sich dahinter, während die anderen weiter juxten und feixten. Der Zug fuhr weiter übers Land, während die Sonne langsam unterging. Der Tag neigte sich dem Ende und als der rote Hogwartsexpress schließlich im Bahnhof Hogsmeade zum Stehen kam, dämmerte es bereits. „Fred, George! Vergesst eure Rucksäcke nicht!“ rief Florentina, während die Zwillinge, mit ihren Koffern bepackt, schon aus dem Abteil jagten. Die Schwarzhaarige verdrehte die Augen, schulterte, zusätzlich zu ihrem eigenen Gepäck, die Rucksäcke der Zwillinge und ging Charlie und Tonks hinterher. Florentina kletterte unbeholfen aus dem Zug, das zusätzliche Gewicht der Taschen der Zwillinge brachte sie ins Wanken und so stolperte sie, von der letzten Stufe auf den Bahnsteig. Dabei rempelte sie einen vorbeilaufenden Jungen an, der ebenfalls ins Wanken kam. Er fluchte laut, als ihm sein Koffer aus der Hand glitt und laut zu Boden fiel. Glücklicherweise schnappten die Verschlüsse nicht auf und es blieb ihm erspart all seine Habseligkeiten vom Bahnsteig wieder aufzusammeln. „Oh Gott, tut mir leid!“ rief Florentina, als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden und sich vergewissert hatte, dass ihrem Kater nichts passiert war. „Pass doch besser auf!“ giftete der schwarzhaarige Junge sie sauer an und fixierte sie mit seinen leuchtend grünen Augen. Es dauerte einen Moment, bis die beiden einander im Halbdunkel erkannten. Die Augen des Schwarzhaarigen verfinsterten sich. „Das hast du mit Absicht getan!“ zischte er und funkelte Florentina böse an. Florentina funkelte nicht minder wütend zurück. „Ich zerstöre deine Illusion nur ungern, aber ich habe wichtigeres zu tun, als meine Zeit mit einem aufgeblasenen Schnösel zu verschwenden.“ „Alles okay?“ Charlie kam auf Florentina zugelaufen. Als er den Jungen ihr gegenüber erblickte, stellte er sich neben Florentina und ein dunkler Schatten legte sich auf sein Gesicht. „Zabini.“ „Weasley,“ entgegnete der Angesprochene. Kurz wurden weitere böse Blicke ausgetauscht, bis eine große Gestalt neben ihnen auftauchte. „Hee, ihr versperrt den Weg! Seht zu, dass ihr wegkommt!“ Hagrid, der Wildhüter von Hogwarts, sammelte auf dem Bahnsteig die Erstklässler für ihre Überfahrt auf dem See ein und Fred und George sprangen fröhlich um ihn herum. „Dürfen wir auch noch mal mit?“ „Nee…“ „Oh ja bitte! Das war lustig letztes Jahr!“ „Nur für Erstklässler…“ murmelte der Wildhüter genervt in seinen Bart, während er seine Laterne weiter durch die Dunkelheit schwang. Florentina drückte Charlie den Käfig mit ihrem Kater in die Arme, packte die Zwillinge genervt am Kragen und zog sie zu sich. „Entschuldige, Hagrid!“ „Hier.“ Sie drückte den Zwillingen ihre Rucksäcke in die Arme und schob die Jungen neben Charlie. Dann sah sie sich noch einmal um und lächelte verächtlich. „Also dann, Zabini. Man sieht sich ja im Unterricht, leider.“ Eilig schob Florentina die Zwillinge vor sich her zu den Kutschen und Charlie folgte ihnen. Sie verstauten die Koffer und Taschen und Florentina kletterte zu den anderen auf die Sitzbänke. Dankend nahm sie Charlie den Käfig wieder ab und hielt ihn während der Fahrt auf ihrem Schoß fest. Im Schloss angekommen überließen sie ihr Gepäck den Hauselfen und machten sich direkt auf den Weg zur Großen Halle. Doch als sie gerade durch die breite Flügeltür treten wollte, rief jemand ihren Namen. „Prewett!“ Irritiert sah die Schwarzhaarige sich um und blickte in das griesgrämige Gesicht von Professor Snape. „Professor…“ „Mitkommen.“ „Was? Aber…warum?“ fragte Florentina irritiert. Ihr fiel kein Grund ein, warum der Professor für Zaubertränke sie noch vor offiziellem Beginn des Schuljahres sprechen wollte. Sie hatte die Schulregeln nicht gebrochen, bisher jedenfalls nicht und die Strafen, für Untaten aus vorangegangenem Schuljahr, alle verbüßt. „Fragen Sie nicht so blöd, tun sie es einfach,“ entgegnete Snape, drehte sich mit wehendem Umhang um und hielt weiter Ausschau. „Zabini!“ rief er kurze Zeit später und beorderte den bleichgesichtigen Slytherinschüler zu sich. Florentina sah sich nach ihrem Cousin Charlie um, der ein paar Meter entfernt stehen geblieben war und wartete. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Professor Snape richtete und ihm folgte. Snape führte Zabini und Florentina schweigend hinunter in die Kerker. In dem Kopf des Mädchens ratterte es ununterbrochen, doch ihr fiel noch immer keine Erklärung für die bizarre Situation ein. Dass Snape sie vor der Großen Halle abgefangen hatte, hatte Florentina ohnehin schon sehr verwirrt, doch dass ausgerechnet einer von Snapes Lieblingsschülern auch dabei war, gab ihr noch mehr Rätsel auf. Im Büro des Lehrers für Zaubertränke blieb sie unschlüssig stehen, bis Snape sie aufforderte Platz zunehmen. Sie ließ sich langsam auf einem der Stühle sinken, während Zabini sich auf dem freien Platz neben ihr fallen ließ und Snape um den Schreibtisch herum zu seinem Stuhl ging. „Professor…“ begann Florentina erneut, doch Snape würgte ihre Worte mit einer Handbewegung ab. „Ich werde gar nicht erst um den heißen Brei herumreden. Zabini, ich habe vergangene Woche eine Eule von ihrer Mutter erhalten,“ Der Angesprochene sah Snape nun eine Spur aufmerksamer an. „Es ist kein Geheimnis, dass sie nicht der beste Schüler sind und offensichtlich macht Ihre Mutter sich große Sorgen, um Ihren Abschluss und dass sie den Ruf der Familie besudeln. Sie hat mich gebeten, Ihnen Nachhilfe zu besorgen.“ „Oh…“ Zabini ließ seine Schultern hängen, sein Blick huschte kurz zu dem schwarzhaarigen Mädchen neben sich, es war ihm offensichtlich unangenehm, dass sie dies mitbekam. Florentina presste ihre Lippen fest aufeinander, am liebsten hätte sie laut aufgelacht. Zabini tat ihr gegenüber immer so, als wäre er etwas Besseres und seine blasierte Art ging ihr tierisch auf die Nerven. Doch sie beherrschte sich, zumindest in Gegenwart von Professor Snape. Dieser wandte seine Aufmerksamkeit nun dem schwarzhaarigen Gryffindormädchen zu. „Bedauerlicherweise muss ich zugeben, dass Sie, Miss Prewett, die beste UTZ-Anwärterin sind und wohl als Einzige, neben dem hohen Unterrichtsanforderungen, in der Lage sind, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Der Schulleiter und Professor McGonagall haben ihr Einverständnis erklärt, dass ich Sie mit dieser Aufgabe betrauen darf. Der Schulleiter ist sogar der Überzeugung, dass es Sie davon abhalten könnte, wieder mal diverse Schulregeln zu brechen. Diese Ansicht vertrete ich nicht, ich bin sicher, Ihnen wird es trotzdem gelingen ausreichend gegen die Regeln zu verstoßen und anschließend wie immer Ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“ Florentina wollte protestieren und öffnete bereits den Mund, doch erneut würgte Snape sie mit einer schnellen Handbewegung ab. „Niemand kann Sie dazu zwingen, aber bevor sie diese Aufgabe ablehnen, bedenken Sie, dass Zabinis Mutter über ein unfassbares Vermögen verfügt und bereit ist, Sie gut zu entlohnen. Gold,“ er hielt kurz inne und musterte die Schwarzhaarige mit krausen Lippen von oben bis unten: „dass Sie und Ihre Mutter, wie wir alle wissen, gut gebrauchen können.“ Florentinas Wangen glühten rot und sie funkelte Snape zornig an. Doch ehe sie reagierte, überdachte sie schnell ihre Möglichkeiten. Sie hatte wenig Lust das Schuljahr damit zu verbringen, dem blasierten Affen neben sich den Unterrichtsstoff der vergangenen Jahre beizubringen. Aber leider hatte Professor Snape recht und sowohl sie wie auch ihre Mutter konnten das Gold gut gebrauchen und dass Zabinis Mutter in Gold schwamm, wusste jeder. Seitdem ihr Vater tot war, konnten sie sich kaum über Wasser halten. Florentinas Mutter schaffte es nur selten ihre Trauer zu überwinden und zur Arbeit zu gehen. Allein ihrer Tante und ihrem Onkel war es zu verdanken, dass Florentina überhaupt die Schule beenden konnte, obwohl die beiden selbst auch nicht viel hatten und eigentlich jedes Bisschen für ihre sieben Kinder benötigten. Also schluckte das schwarzhaarige Mädchen ihren Stolz hinunter und nickte. „In Ordnung,“ sagte sie knapp. Professor Snape lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nickte zufrieden. „Gut, gut. Nun, wie Sie beide das ganze vonstattengehen lassen möchten, ist natürlich Ihnen überlassen. Aber ich denke, zweimal die Woche sollten Sie sich schon treffen.“ Zabini stand empört auf. „Moment mal, Professor. Habe ich da gar kein Mitspracherecht!?“ Snape zog seine rechte Augenbraue nach oben und sah spöttisch zu seinem Schüler auf. „Mister Zabini, wenn Sie Ihren Abschluss machen möchten, sollten Sie die Nachhilfe von Miss Prewett wirklich nicht ablehnen. Eine bessere Chance werden Sie nicht bekommen, ihren Mangel an Intelligenz und Selbstdisziplin der vergangenen Schuljahre auszugleichen.“ Der Slytherinjunge ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken, presste die Lippen fest aufeinander und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. „Schön!“ sagte er schließlich. „Aber montags und donnerstags habe ich Quidditch.“ „Und ich dienstags und samstags. Also bleiben Mittwoch und Freitag.“ „Meinetwegen,“ grummelte der Schwarzhaarige. „Fantastisch,“ entgegnete Florentina sarkastisch. Snape schickte beide zurück zum Festessen, welches, sehr zum Bedauern von Florentina, schon fast beendet war. Ihr Magen knurrte und um ihre schlechte Laune zu vertreiben, reichte eine Portion Nachtisch definitiv nicht aus. Noch immer zornerfüllt ließ sich das Schwarzhaarige Mädchen neben ihrem Cousin Charlie fallen. „Was wollte Snape?“ fragte dieser besorgt und schob einen vollen Teller mit Fleisch und Gemüse, den er für sie gerettet hatte, zu ihr hinüber. Florentina lächelte den Rothaarigen dankbar an und machte sich schnell über das Essen her. Während sie anschließend eine große Schüssel Schokoladenpudding löffelte, berichtete sie ihm, von ihrem Nachhilfeprojekt. Charlie zog die Nase kraus. „Ausgerechnet Zabini?“ Florentina nickte. „Ausgerechnet Zabini,“ bestätigte sie seufzend. Nach dem Essen lauschten sie geduldig der obligatorischen Rede des Schulleiters Albus Dumbledore und machten sich dann müde auf den Weg in ihren Gemeinschaftsraum. Florentina wollte einfach nur noch in ihr Bett, sich in ihre weiche Decke kuscheln und den Tag hinter sich lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)