Der Halloween-Kostüm-Ball von Iwa-chaaan (Was passiert, wenn man jemanden ohne Vorurteile kennenlernt?) ================================================================================ Kapitel 12: Die Vampirlady und Draco Malfoy ------------------------------------------- Ach, die junge Hexe mochte ihn nicht? Na dann würde es ihm ein umso größeres Vergnügen bereiten, ihr zu zeigen, dass er auf seine ganz eigene Weise sehr wohl liebenswert war. Nur halt nicht auf die normale Art. Keiner in dieser Schule kannte ihn wirklich gut – abgesehen von Blaise –, den er immerhin auch als seinen besten Freund bezeichnete. Ansonsten jedoch wahrte er immer eine Fassade, an der noch niemand sonst gekratzt hatte. Erst recht keine Frau. Vielleicht würde sich das bald ändern. „Und warum nicht?“, fragte er neugierig und noch immer tanzten sie ein wenig im Takt der Musik. Er mochte den kleineren Körper, der sich an ihn kuschelte und strich ihr weiterhin über den Rücken. Er wusste, dass sie es nicht stark merkte, denn das Korsett war sehr hart und mit Metallstreben verstärkt, damit es auch wirklich für eine perfekte Figur sorgte und was sollte er sagen? Das tat sie sehr gut. Dennoch interessierte es ihn, was sie über ihn dachte. Vielleicht würde sie noch genauer werden, denn es war sicherlich interessant, mal eine fremde Meinung über sich selbst zu hören. „Er ist ein Arschloch. Zumindest benimmt er sich so. Er hasst alles, was irgendwie wie mit Muggeln zu tun hat. Ich persönliche habe nichts gegen sie. Und es gibt jawohl nichts Schlimmeres als intolerante Leute. … Aber andererseits tut er mir auch leid…“ „Er ist eben ein Reinblut und die Familie altehrwürdig.“ Die Lady in seinen Armen schnaufte und entgegnete genervt: „Das macht ihn auch nicht zu einer besseren Person.“ Oho, da hatte wohl jemand wirklich ein Problem mit ihm, was? Doch plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. Hatte sie nicht eben etwas von Mitleid gesagt? Obwohl sie so ein Problem mit Reinblütern zu haben schien? Wie passte das denn zusammen? Das würde er gleich mal in Erfahrung bringen. „Du hast Mitleid mit ihm, obwohl du ihn nicht magst? Warum das, wenn ich fragen darf?“, wollte Draco neugierig wissen. Auf diese Antwort war er wirklich gespannt. Ob es etwas mit Voldemort zu tun hatte? Oder mit seinen Eltern? „Naja … Seine Eltern haben ihm seine Kindheit bestimmt alles andere als schön gestaltet. Er ist doch bestimmt nicht normal – wie andere Kinder – aufgewachsen, da muss man sich doch seinen Vater nur mal ansehen. Seine Mutter kenne ich nicht, da kann ich nichts zu sagen, aber der Papa hat ja wohl auf ganzer Linie versagt. Ob er Draco jemals gesagt hat, dass er ihn liebt? Dass er stolz auf ihn ist, weil er gute Noten schreibt und gut im Quidditch ist? Und dann auch noch das Gerücht, dass er Todesser ist. Wenn ja, dann tut er mir noch mehr leid. Bestimmt hat sein Vater das eingefädelt und du-weißt-schon-wer wird bestimmt nicht zimperlich mit seinen Untertanen umgehen, auch nicht mit den Malfoys. Und wie sollte er sich gegen die Ideologie wehren, wenn er sie bestimmt seit dem ersten Tag seines Lebens vorgelebt bekommen hat? Ich weiß nicht recht, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass Draco nur so kalt tut, weil er dann Aufmerksamkeit bekommt … Aufmerksamkeit, die er von seinen Eltern nie bekommen hat wahrscheinlich … Also das ist zumindest meine Theorie und deswegen tut er mir leid …“ Ein Moment lang herrschte schweigen zwischen den Beiden. Draco musste erst mal sacken lassen, dass eine Unbekannte ihn so durchschaut hatte. Jetzt musste er erst recht wissen, wer sie war. Vielleicht war sie es ja, die ihn aus diesem Loch rausholen konnte. Was für eine hervorragende Menschenkenntnis hatte sie, dass sie so gute Schlussfolgerungen ziehen konnte? Wer war sie? Eine Ravenclaw? Eine Hufflepuff? Doch mit ihnen hatte er nichts zu tun, also woher sollte sie wissen, wie es bei ihm aussah? Die ganze Sache wurde immer mysteriöser und seine Neugier immer größer. „Ja, kann schon sein…“, stimmte er schließlich zu, weil er noch nichts erwidert hatte und zwang sich zu einem leichten Lächeln. Wann war er so durchschaubar geworden? „Ach, ich rede zu viel. Ich sag’s ja, der Feuerwhiskey bekommt mir nicht. Da werde ich ganz redselig von…“, meinte sie auf einmal und ein leichter Rotschimmer wurde auf ihren Wangen sichtbar. Wie es schien, war es ihr tatsächlich peinlich, dass sie das gesagt hatte. Dabei war er irgendwie dankbar dafür, obwohl er sich gleichzeitig ganz unwohl fühlte – schutzlos, weil eine Unbekannte ihn durchschaut hatte. Oder war hinter der Maskerade doch eine Slytherin? Daphne vielleicht? Nein, die Ansage der Lehrer war eindeutig: Jeder Schüler würde einen Partner aus einem anderen Haus haben. Der junge Malfoy blieb stehen, die Musik dudelte im Hintergrund noch weiter, und sah ihr in die Augen. Sie erwiderte den Blick und er glaubte zu sehen, dass er etwas sehnsüchtig war. Auch sein Blick war das garantiert. Innerlich wünschte er sich schon seit jeher jemanden, der ihn verstand. Jemanden, der ihm helfen konnte, ein normales Leben aufzubauen. Jemanden, der ihn aufrichtig liebte – nicht wegen seines Rufes oder Vermögens. Ob sie vielleicht dieser jemand war? Er seufzte innerlich. Gerade in den letzten drei Monaten hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass da draußen jemand war, der ihm helfen konnte. Doch jetzt war diese Hoffnung wieder da, aber sie war nicht gut. Sie vergiftete seine Gedanken, denn er hatte sich mit Beginn des Auftrags von Voldemort verboten, über eine Beziehung nachzudenken. Das würde seine Geliebte nur in Gefahr bringen und das war das letzte, was er in dieser Situation wollte. Der junge Zauberer fühlte sich ganz komisch. Er war aufgeregt, glücklich, voller Hoffnung, aber andererseits hatte er auch Angst, war unsicher und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Was, wenn sie ihn nicht wollte, weil er Todesser war? Es wäre nur verständlich, aber dann wäre er wieder allein. Dieses verdammte Mal. Wie hatte es nur so weit kommen können? Er verfluchte sich in Gedanken dafür, hätte es am liebsten mit den Fingernägeln zerkratzt, obwohl es nichts bringen würde, doch er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Mit gleichmäßigen Atemzügen beruhigte Malfoy seine Nerven und verdrängte die trübsinnigen Gedanken zusammen mit der Angst. Einmal in seinem Leben sollte er versuchen, positiv zu denken. Und sei es nur für diesen Abend. Noch immer starrte er seine Tanzpartnerin an und sie erwiderte den Blick ruhig, geradezu sanft. Auch sie schien ein wenig abwesend zu sein. Was sie wohl gerade dachte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)