Wegweiser von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 10: Rückkehr nach Konoha -------------------------------- „Tsunade, kannst du bitte ein Machtwort sprechen?“ Ino hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und tippte wütend mit einem Fuß auf den Boden. Sai, der im Hokagebüro neben ihr stand, wusste, dass dies ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass sie kurz vorm Explodieren stand. „Ich bin nicht der Hokage“, entgegnete Tsunade und blickte zum Schreibtisch. „Das ist der da.“ „Aber du musst doch etwas zu sagen haben!“, empörte sich Ino. „Ich habe Sakura versprochen, auf ihr dämliches Team aufzupassen und die machen es mir verdammt schwer! Verdammt schwer!“ „Ino“, begann Kakashi, der hinter seinem Schreibtisch saß und dabei äußerst blass aussah, „ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber mir geht es besser. Ich komme zurecht.“ „Von wegen! Der sollte sich nach diesen schweren Verletzungen noch länger schonen und stattdessen sitzt er hier!“ Ino redete über den Kopf des Sechsten hinweg, als wäre er überhaupt nicht anwesend – oder gar eine Respektsperson. „Gestern ist er doch schon einmal umgekippt!“ „Woher weißt du davon?“, hakte Kakashi verwundert nach und ließ seinen Blick direkt zu Sai wandern, der bei dem Zwischenfall am Vortag dabei gewesen war. „Danke für deine Verschwiegenheit, Sai.“ Ertappt zuckte dieser zusammen. „Ich bin nur besorgt.“ Der Sechste seufzte. „Ich bin der Hokage, ich habe leider keine Zeit mich weiter auszuruhen. Besonders nicht in dieser kritischen Phase, in der wir uns befinden. Daher geht es nicht anders. Wenn Tsunade weiter für mich übernehmen muss, könnte man mir das als Schwäche auslegen und die dürfen wir im Moment nicht zeigen. Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist nach dem Putschversuch der Ne noch zu hoch. Außerdem könnten die Ne, die uns entkommen sind, dies vielleicht ausnutzen.“ „Ich hasse es, das zuzugeben“, warf Tsunade ein, „aber er hat Recht.“ „Mann, das ist echt nicht fair“, mischte sich Naruto, der neben der Fünften stand, ins Gespräch ein. „Nur weil ein paar Leute Kakashi schlecht gemacht haben, muss er jetzt seine Gesundheit riskieren, um ihnen das Gegenteil zu beweisen?“ „Wir sind alle nicht begeistert von der Situation, Naruto“, warf Yamato von seiner gewohnten Stelle neben Kakashi ein. „Aber solange die Einwohner Konohas noch von den Gerüchten der Verschwörer verunsichert sind, müssen wir irgendwie da durch.“ „Wenn ich mich recht erinnere, ist ein Teil dieser Verunsicherung auf euren Mist gewachsen“, zischte Tsunade scharfzüngig und ließ Naruto ein wenig in Schweiß ausbrechen. „Eure Spitzenidee, so zu tun als hätte Kakashi wirklich den Löffel abgegeben, hat schließlich für nicht gerade wenig Verwirrung gesorgt.“ „Ach ja, haha, da war ja was“, gluckste der blonde Ninja verlegen. „Weil wir wie die Ne Gerüchte gestreut haben, müssen wir jetzt auch wieder mit ihnen aufräumen.“ Shizune, die links von Naruto stand, seufzte schuldbewusst. „Zum Glück hatten wir damals die anderen Kage über unseren Plan informiert, aber trotzdem hat sich unsere Notlüge unkontrolliert in der Welt verbreitet. In Zukunft werden wir bei so etwas vorsichtiger sein.“ „In Zukunft?“, wandte Kakashi verdattert ein. „Plant ihr, mich noch einmal sterben zu lassen?“ „Mach darüber keine Witze“, ermahnte Naruto ihn missmutig. „Vor allem nicht, wenn du noch so schlecht dran bist.“ „Na na“, beschwichtigte der Hokage seinen ehemaligen Schüler, während die Sorge der anderen um ihn ihm eindeutig unangenehm war, „ihr tut alle so, als würde ich jeden Augenblick auseinanderfallen. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Vergessen wir das Ganze einfach und machen weiter wie gewohnt.“ „Dann sollen wir Ihren Zusammenbruch von gestern ignorieren?“, fragte Sai. „Und das Geächze überhören?“, fragte Naruto. „Und unter den Teppich kehren, dass ich dir jedes Mal die Treppe hier hinauf helfen muss?“, fragte Yamato. „Aaaah!“ Ino platzte der Kragen. „So geht das nicht! Sakura wird so sauer, wenn sie das mitkriegt!“ „Wenn sie es mitkriegt“, sagte Tsunade da und klang mit einem Mal verschwörerisch. „Ich weiß nicht ...“ Naruto legte nachdenklich den Kopf schief, „... ob das die richtige Entscheidung war? Ihr und Sasuke gar nichts hiervon zu erzählen?“ Kakashi schüttelte resigniert den Kopf. „Sie werden es noch früh genug erfahren, wenn sie zurückkehren. Aber sie sollen nicht das Gefühl haben, dass sie sofort herkommen müssen, sobald etwas vorfällt. Daher erwähne es frühestens in deinem nächsten oder übernächsten Brief.“ „Ich weiß nicht ...“, wiederholte Naruto und war definitiv nicht überzeugt. Dinge zu verschweigen war doch eine Angelegenheit, die sie sich abgewöhnen wollten und nun musste er bei dieser Geheimniskrämerei mitmachen? Sakura würde bestimmt nicht begeistert sein. Sai bot ihm ein Lächeln zur Aufmunterung an. „Sieh es mal so, Naruto. Momentan müssen wir uns darum keine Sorgen machen. Dein Kopf wird also erst einmal dran bleiben.“ „Wieso ist nur mein Kopf in Gefahr??“ „Weil du ihre Kontaktperson bist. Oh, und Kakashi-taichou natürlich.“ Als Naruto und Kakashi verängstigt schluckten, schickte Yamato eine schelmische Bemerkung in Richtung des Sechsten hinterher: „Und du machst dir Sorgen, dass wir dir ans Leder wollen.“ „Ah, Sie sind auch nicht aus dem Schneider.“ „Wie meinst du das, Sai?“, fragte der brünette Shinobi beunruhigt nach. „Sie hatten als Erster beschlossen, Sakura und Sasuke nicht zu informieren. Schon vergessen?“ Yamato schluckte. „Lassen wir den Hokage etwas arbeiten, ehe er eine ärztlich verordnete Pause macht“, unterbrach Tsunade das Gespräch. „Ino, du überprüfst, dass der Hokage sich an meine Anordnungen hält. Es ist blöd, aber wir müssen jetzt fürs Erste so zurechtkommen. Kakashi“, die Fünfte sandte einen warnenden Blick zu ihrem Nachfolger, „du wirst besser auf deinen Körper hören oder ich werde meine Contenance verlieren. Ist das bei dir angekommen?“ Als Kakashi eingeschüchtert nickte (wer hatte hier eigentlich tatsächlich das Sagen?), drehte Tsunade sich um und setzte dazu an, den Raum zu verlassen, als sie abrupt innehielt. Da waren doch Schritte zu hören …? Jemand, nein, eher zwei Personen liefen hastig in ihre Richtung. Hoffentlich gab es keinen neuen Ärger. Sie war selbst nicht glücklich damit, Kakashi bereits wieder auf seinen Posten schicken zu müssen. Gerade als die anderen ebenfalls die Schritte registrierten, wurde die Tür schon aufgerissen. Alle starrten zu den beiden Personen, die dort plötzlich atemlos in der Tür standen. Einige Sekunden lang sagte niemand etwas und alle blickten nur ungläubig zu den Neuankömmlingen. Hatten sie ihre Namen einmal zu oft erwähnt? Das war ja gespenstisch. „Ein Glück!“, rief Sakura erleichtert aus. „Du lebst wirklich noch!“ Sie und Sasuke traten in das Zimmer ein. „W-was, was macht ihr denn hier?“ Naruto starrte sie verdutzt an und in Sekundenschnelle schlug Sakuras Stimmung um. Der Blondschopf hätte schwören können, dass Flammen aus ihren Augen und ihrem Mund schlugen. „DU HAST NERVEN, DAS ZU FRAGEN!!“, schrie sie ihren Kameraden an, der erschrocken zusammenzuckte. „WAS IN ALLER WELT WAR HIER LOS UND WIESO HAT UNS NIEMAND ETWAS GESAGT?!“ „Um unser Gespräch von eben aufzugreifen“, warf Sai nüchtern ein, „ich glaube, sie wissen bereits Bescheid.“ Sakuras Kopf schnellte wutentbrannt in seine Richtung und Sai machte sicherheitshalber einen Schritt zurück. „Mitten im Nirgendwo erfahren wir, dass der Hokage gestorben sein soll“, zischte die Kunoichi zornig. „Könnt ihr euch vorstellen, was das für ein Gefühl war?? Ich bin vor Sorge fast verrückt geworden!“ Kakashi räusperte sich vorsichtig. „Das tut uns allen aufrichtig leid. Hier war … eine Menge los.“ Als er sprach, musterte Sakura ihren Lehrer zum ersten Mal seit ihrer Ankunft näher und erschrak dabei. Er sah wirklich nicht wie das blühende Leben aus. Das bisschen Haut, was nicht von seiner Maske verdeckt war, sah fahl aus, sein Blick wirkte müde und an seinen Händen konnte sie Verletzungen erkennen. „Was war hier los?“, wiederholte sie bedeutend ruhiger. „Einige alte Ne-Mitglieder haben versucht, einen Putsch durchzuführen“, erklärte der Hokage unaufgeregt. „Ich bin ein wenig unglücklich dazwischen geraten.“ „Die Ne? Danzous Leute?“ Es war das Erste, das Sasuke sagte. „Sakuras Eltern haben uns von einer Verschwörung berichtet, doch sie konnten uns nicht viel Genaues darüber sagen. Außer dass der Hokage wohl zwischenzeitlich für tot erklärt worden war.“ „Ahahaha“, ertönte Narutos verlegenes Lachen. „Letzteres ist meine Schuld. Wir wollten die Ne reinlegen und haben behauptet, Kakashi wäre an seinen Verletzungen gestorben. Na ja … es hat funktioniert!“ „Hn.“ Sasuke hob angesichts des typischen Verhaltens seines Kameraden kritisch eine Augenbraue. „Also ist der Putsch niedergeschlagen?“ „Für den Moment, ja“, antwortete Yamato. „Wir arbeiten noch an der Aufarbeitung der Geschehnisse.“ Bei dieser Antwort verfinsterte sich der Blick des Uchihas. Offensichtlich stellte ihn das gerade Gehörte alles andere als zufrieden. „Warum habt ihr uns denn nicht Bescheid gesagt?“, fragte Sakura entrüstet. „Es … es gab da verschiedene Probleme“, erklärte Yamato weiter und fürchtete plötzlich um seinen Kopf. „Es wäre in diesem Chaos nicht gut gewesen, euch herzuholen. Und wir wollten erst einmal warten, bis sich alles wieder gelegt hat ….“ Dass Sasuke in diesem Chaos eventuell ein Problem gewesen wäre, verschwieg er angesichts der schon angespannten Lage sicherheitshalber. Erzürnt schüttelte die rosahaarige Kunoichi den Kopf. „Ich fasse es nicht, dass ihr uns das verschweigen wolltet.“ Sie stemmte wütend die Hände in die Hüften. „Ino!“ Die Blondine schreckte zusammen, als sie plötzlich in den Konflikt mit hineingezogen wurde. „Warst du etwa auch an dieser Geheimnistuerei beteiligt?“ „Ich? Ich würde dir nie etwas verschweigen, Sakura, das weißt du. Außer es handelt sich um einen Befehl des Hokage … aber dann würde ich dies natürlich nur äußerst widerwillig tun.“ „Tsunade? Was ist mit dir?“ „Ich bin ebenso unschön überrascht worden wie du.“ Sai fand diese Reaktionen sehr interessant. Ino war es doch lieber gewesen, wenn Sakura nicht alles erfuhr und Tsunade hatte doch impliziert, dass sie einiges unter den Tisch fallen lassen sollten. Angesichts von Shizunes verängstigter Mimik (die geradezu schrie „Bitte frag mich nicht danach!“) konnte er dies aber nachvollziehen. So wütend hatte er Sakura in all ihrer gemeinsamen Zeit noch nie erlebt. Wer konnte schon sagen, zu was sie in so einer zornigen Stimmung in der Lage war? „Wir wollten nichts vor euch verheimlichen.“ Kakashi sprach ruhig, in der Hoffnung, dies könnte sie besänftigen. „Es tut mir leid, dass ihr auf diese Weise von allem erfahren habt und euch Sorgen gemacht habt. Nun, immerhin sind wir jetzt alle hier versammelt und noch am Leben. Von euch haben wir in den letzten Monaten auch nicht gerade viel gehört. Wir haben uns schon gefragt, ob bei euch alles in Ordnung ist.“ „Das ist wahr, echt jetzt“, warf Naruto ein. „Von euch kam in letzter Zeit echt nicht viel.“ „Äääh...“ Sakuras Wut verrauchte mit einem Mal und dafür wurde sie plötzlich dezent rot. „Na ja, das ist so … wir wollten euch etwas persönlich sagen.“ Etwas, das nun im Dorf bei Sakuras Eltern war und sich so eh nicht mehr verheimlichen ließ. Alle Augen im Raum blickten sie nun gespannt an und Sasuke überkam ein ungutes Gefühl, als Sakura tief Luft holte: „Wir … haben eine Tochter bekommen!“ Wäre es nicht Winter gewesen, man hätte die Grillen zirpen hören. So still war es plötzlich. Sakura traute sich kaum, auszuatmen. Das war nicht unbedingt die Reaktion, die sie erwartet hatte. Wieso sagte niemand etwas? „Ihr habt … was??“ Naruto hatte Mühe, seinen Kiefer wieder hochzuklappen. Und nicht nur er, Yamato ebenso und Shizune hatte mal wieder den armen TonTon fallen gelassen und war vor Schreck nicht einmal in der Lage, ihn aufzuheben. „Das glaube ich nicht ...“, hauchte Ino und Sai blickte nervös umher, nicht wissend, was er tun sollte. Die Nachricht war an sich nichts Schlechtes gewesen, doch niemand schien sich so wirklich zu freuen. „Das ist mal ein Hammer“, sagte Tsunade und rieb sich mit zwei Fingern die Stirn. „Genau so etwas habe ich befürchtet“, murmelte Kakashi, doch so hörbar, dass Sakura ihn hatte verstehen können. „Was war das??“ Ihre Stimmung fiel bei seinen Worten rasend schnell wieder in den Keller. „Ist das alles, was ihr dazu zu sagen habt? Befürchtet?! Was soll das denn heißen??“ Sasukes Blick verriet, dass er auch nicht gut auf die Reaktionen der anderen zu sprechen war. Er hatte keine Freudensprünge erwartet, doch dass es so schlimm laufen würde, hatte er um Sakuras Willen nicht gehofft. Dass nicht einmal Naruto sich für sie zu freuen schien, war ein noch schlimmeres Szenario als alles, was er sich im Vorfeld ausgemalt hatte. Sie mussten schleunigst den Rückzug antreten, bevor die Lage noch weiter eskalierte – und seiner Frau noch mehr weh getan würde. „Sakura, wir sollten erst einmal gehen.“ Umgehend legte er seine Hand auf ihre Schulter und wollte sie zum Weggehen bewegen. Vor Wut und Enttäuschung hatten sich Tränen in den Augen der geschockten Kunoichi gesammelt. „Wartet!“ Naruto sprang den beiden vor die Füße, als sie sich umdrehten, um den Raum zu verlassen. „So war das nicht gemeint! Echt jetzt! Ich finde das klasse … denke ich. Ich meine, ich brauch erst mal einen Moment, um … wow, das ist wirklich mal eine Neuigkeit.“ „Die ihr uns übrigens verschwiegen habt.“ Ino klang erbost. „So viel dazu.“ „Wir hätten es wohl besser weiter für uns behalten“, ätzte Sakura in ihrem Frust ihr entgegen. „Ist das jetzt dein Ernst?! So'n Theater machen und selbst nicht ehrlich sein?!“, gab die blonde Kunoichi genauso angriffslustig zurück. Etwas hilflos versuchte Sai, dazwischen zu gehen. „Ino, bitte beruhige dich-“ „Oh nein! Nichts da!“, entgegnete sie zornig. „Sie redet uns ein schlechtes Gewissen ein und verschweigt dabei die ganze Zeit so etwas! Doppelzüngiger geht es kaum noch!“ „Doppelzüngig?!“, entfuhr es Sakura und die riesige, bedrohliche Vene an ihrer Stirn trat weit hervor. „Wir haben darauf gewartet, euch diese Nachricht persönlich mitzuteilen! Das ist ja wohl etwas vollkommen Anderes!“ „Oh, von wegen!“ „Ino, bitte-“, schaltete sich Sai noch einmal unaufdringlich dazwischen und auch Sasuke überlegte fieberhaft, wie sich die Situation entschärfen ließe, doch Sakura hatte sich bereits in den Streit hineingesteigert. „Geheiratet haben wir übrigens auch! Aber nicht, dass das auch nur einen von euch etwas angeht!“ Die anderen blickten wortlos und und noch eine Spur verdatterter zu der erzürnten Kunoichi. Ino jedoch war dieser Satz endgültig zu viel gewesen. Wutentbrannt schnaufte sie, packte Sai am Ärmel und zog ihn hinter sich her, als sie an Sakura vorbei stürmte. „Wohin gehen wir?“, fragte Sai überrumpelt und ein wenig verängstigt. „Wir heiraten!“ „Jetzt?“ „Jetzt!“ „Ino, warte-“ Den restlichen Satz konnten sie nicht mehr hören, weil die beiden außer Reichweite waren. Sich der Ironie unbewusst, dass ihr das gleiche wütende Schnaufen wie Ino entwich, stampfte Sakura aus dem Zimmer, ohne zurückzublicken. Sasuke drängte Naruto unsanft beiseite und folgte ihr. „Na toll.“ Tsunade stöhnte in die plötzlich eingetretene Stille hinein. „Das ist jetzt wohl nicht so gut gelaufen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)