Wegweiser von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 7: Willst du …? ----------------------- Wie es aussah, so schoss es Sakura durch den Kopf, während sie gequält in ihrer Herberge in Komidori lächelte, war Timing alles. Ihre Aussprache mit Sasuke vor wenigen Tagen war allem Anschein nach keinen Moment zu früh gekommen. Sie hatte schon vorher daran gedacht, es jedoch als ganz klare Einbildung abgetan. Es war doch schließlich unmöglich, dass sie … und sowieso das konnte doch gar nicht … weil wenn es so wäre, dann oje … und Sasuke würde wahrscheinlich durchdrehen. Nein, hatte sie sich bis vor kurzem immer wieder gesagt, das wäre doch echt ein seltsamer Scherz, wenn ihnen das passieren würde, ... aber Naruto und Hinata war es ja auch passiert. Jetzt war sie sich ganz sicher. Und vollkommen unsicher, wie sie das Sasuke beibringen sollte. „Warum bist du in letzter Zeit so nervös?“, fragte er da, als würde er ihre Gedanken erraten. „Ich? Nervös?“ Sakura kicherte verdächtig. „Wie kommst du darauf?“ Sasuke hob skeptisch eine Augenbraue. „Da ich immer noch zu geschwächt bin, um allzu viel zu machen, bleibt mir als Zeitvertreib nichts anderes als dich zu beobachten.“ Die Kunoichi wurde rot. „Wie das klingt.“ „Du verhältst dich verdächtig. Was verheimlichst du vor mir?“ „N-nichts.“ „Sakura.“ „Eine Kleinigkeit gibt es da vielleicht.“ „Was?“ Ihre sichtlich steigende Nervosität machte auch Sasuke nervöser. „Versprich mir, dass du ganz ruhig bleibst.“ „Sakura“, sagte der Uchiha nun mit mehr Nachdruck, „ich bin kein kleines Kind. Sag, was du zu sagen hast.“ Sie machte eine gehaltvolle Pause, in der sie offensichtlich versuchte, sich ihre Worte zurecht zu legen. „Wo du gerade Kinder erwähnst ….“ Sasukes skeptischer Blick intensivierte sich noch einmal. Was redete sie da? „Es besteht die Möglichkeit“, begann sie und es war eindeutig kein gutes Zeichen, dass sie dabei mit ihren Haaren herumspielte und zeitweise auf ihrer Unterlippe herumkaute, denn das schrie gerade zu Nervosität!!, „dass wir nicht mehr nur zu zweit unterwegs sind.“ „Huh?“, entfuhr es ihm verständnislos. Was in aller Welt meinte sie denn je- …. Sasukes sichtbares Auge weitete sich vor Schreck, als ihm die Bedeutung ihrer Worte langsam klar wurde. „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, das kannst du nicht meinen. Das meinst du nicht, oder?“ „Und wenn ich es doch meinen würde?“ Seine entgeisterte Reaktion verunsicherte Sakura. Sie hatte keine Freudensprünge erwartet, aber das grenzte ja fast an Todesangst, was sich da in seinem Auge widerspiegelte. „Dann ...“, antwortete er endlich nach einem Schweigen, das ihr viel zu lange vorgekommen war, „dann musst du zurück nach Konoha!“ „Was?“ Völlig verdattert blickte sie ihn an. Was war denn das jetzt für eine Schlussfolgerung? „Du hast mich doch gebeten, bei dir zu bleiben.“ „Da habe ich das ja auch noch nicht gewusst!“ „Aber deswegen muss ich doch nicht nach Konoha zurück.“ „Unterwegs ist es gefährlich.“ „Wir werden schon zurecht kommen.“ „Du bist unvorsichtig!“ „Ich bin Ärztin. Ich weiß mir zu helfen.“ „Das ist Wahnsinn!“ „Du willst doch immer noch, dass ich bleibe, oder?“ Sakuras Frage verhinderte, dass die hitzige Diskussion sich wieder zu einem Streit hochschaukelte. Stattdessen fuhr Sasuke sich mit seiner Hand angestrengt durchs Gesicht und atmete durch. „Ja. Aber-“ „Nein, kein aber. Wir werden zurecht kommen.“ Sie tauschten schweigend einen langen und intensiven Blick aus. „Und du bist dir sicher, dass du … dass … wir … dass …. Bist du dir wirklich sicher?“, fragte Sasuke mit einer Blässe im Gesicht, die geradezu gespenstisch aussah. Sakura erinnerte sich an Hinatas Erzählung von Narutos Ohnmacht und bereitete sich innerlich darauf vor, Sasuke aufzufangen. „Ziemlich, ja.“ „Und … du willst es? Das Kind, meine ich.“ „Ja! Definitiv!“, antwortete die Kunoichi entschlossen. „Wie … wie denkst du darüber?“ Sie sah, wie Sasukes Hand, mit der er nun seine rechte Schläfe massierte, leicht zitterte. Kam dies von ihrem Gespräch oder war es noch die Erschöpfung durch den Chakramangel? „Ich habe das Gefühl, ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Das … war so nicht geplant.“ Er atmete durch und das Zittern ebbte ein wenig ab. „Geplant?“, hakte die Kunoichi nach. „Ich meine … es kommt unerwartet.“ „Das würde ich so auch unterschreiben. Aber jetzt ist es so und wir müssen damit umgehen.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Du bist unglaublich, Sakura. Wie kannst du das so ruhig sagen?“ „Na ja“, erwiderte sie und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Nun da sich Sasukes Panik langsam legte, wirkte seine Überforderung irgendwie süß. „Es ist schon komisch. Es ist vollkommen normal, beunruhigt zu sein. Und ich bin definitiv alles andere als entspannt, aber irgendwie … irgendwie bin ich auch unheimlich glücklich.“ Sasuke hielt inne. „Du bist glücklich darüber?“ Die junge Frau nickte energisch und endlich fand ein schwaches Lächeln den Weg auf das Gesicht des Uchihas. „Ich werde noch etwas brauchen, um mich an den Gedanken zu gewöhnen“, sagte er ihr, „aber ich versichere dir, dass ich dich und … unser Kind mit meinem Leben beschützen werde.“ Sakura küsste ihn so überschwänglich, dass er beinah das Gleichgewicht verlor.   „Ein Unterschrein an der Westküste?“ Der Priester des Komidori-Schreins mit dem sie bereits einmal gesprochen hatte, dachte angestrengt nach. „Ah, ja, ja! Da gibt es tatsächlich einen!“ „Wo genau befindet sich dieser?“, hakte Sasuke sogleich nach. Sie waren noch einmal zum Schrein gekommen, in der Hoffnung, dass sie ihre verloren gegangene Spur auf Kaguya wieder aufnehmen konnten. Mittlerweile hatte sich Sasuke wieder so weit erholt, dass er auf den Beinen blieb. Sakura hoffte inständig, dass er es nicht gleich wieder übertreiben würde. Er war und blieb ein furchtbarer Patient. „Moment“, dachte der Priester weiter laut nach, „der Ort heißt … ah, ja! Konjo!“ „Von dem Ort hab ich noch nie gehört“, sagte Sakura. „Kennst du ihn?“ „Nein“, verneinte Sasuke. „Es ist ein kleiner Küstenort, soweit ich weiß“, antwortete der Geistliche. „Dann wissen wir jetzt wohl, wo die Reise hingeht“, warf die Kunoichi ein und hoffte, dies würde die Laune ihres Geliebten heben, denn das Amulett hatte zu nichts geführt, außer der Erkenntnis, dass Teile von Kaguyas Kräften in dieser Welt noch immer ihr Unwesen treiben konnten. Sasukes Miene blieb vorerst finster. „Tut mir leid, dass Ihr Artefakt kaputt gegangen ist“, wandte sich Sakura wieder an den Priester. „Ja, es ist traurig, aber wenn man bedenkt, dass Menschen zu Schaden gekommen sind, dann ist es vielleicht besser, wenn das Amulett nicht mehr existiert. Wer hätte gedacht, dass es in der Tat so mächtig sein würde? Und so gefährlich?“ Die junge Frau nickte zustimmend. „Ich glaube, dem Anführer der Bande, der das Amulett benutzt hat, ist genau das zum Verhängnis geworden. Sein Körper hat dessen Kräfte nicht ausgehalten.“ Geknickt schüttelte der Priester den Kopf. „Sind eure Verletzungen geheilt? Der junge Mann hier sieht noch etwas blass aus.“ Bitte, bitte, flehte Sakura innerlich, bitte wirf nicht einem Geistlichen einen finsteren Blick zu. Doch ihre Sorge war unbegründet, denn Sasuke gab lediglich ein kurzes „Hn“ von sich und guckte in die andere Richtung. „Haben Sie vielen Dank für Ihre Sorge, aber wir sind auf dem Weg der Besserung“, antwortete sie ihm. „Ich wünschte, ich könnte euch auch etwas für eure Mühen geben, doch unser Schrein ist nicht sehr wohlhabend und wir mussten ja die wandernden Ninja bezahlen.“ Gerade als Sakura dankend abwinken wollte, stieg ihr stiller Begleiter unerwartet wieder in das Gespräch ein. „Führen Sie hier Hochzeiten durch?“ Wie vom Donner gerührt starrte die junge Frau ihn an. Was sollte das denn jetzt? „Huh?“, erwiderte der Priester ebenso irritiert. „Aber ja.“ „Können Sie uns verheiraten?“, fragte Sasuke ohne Umschweife. „Mm-moment mal!“, wandte Sakura mit hochrotem Kopf ein. „W-was wird das denn jetzt?“ „Willst du nicht?“ Er war so schrecklich gelassen, dass es sie auf die Palme brachte. „Nein! Ich meine, doch! Ich meine ...“ Die Kunoichi hyperventilierte leicht. „Ihr scheint noch einen Moment zu brauchen ….“ Der Priester zog sich angesichts der seltsamen Situation zurück. „Sagt Bescheid, wenn ihr mich braucht.“ „Wieso kommst du plötzlich mit so was an??“ Sakura war außer sich. „Was hast du denn? Ich dachte, es bietet sich gerade an.“ Der Uchiha war sich nicht bewusst, etwas falsch gemacht zu haben. Im Gegenteil, er hatte wirklich und wahrhaftig gedacht, er würde ihr eine Freude machen. „Es bietet sich gerade an?? Das ist der schlechteste Antrag aller Zeiten!!“ Vor Wut spürte sie fast Dampf aus ihren Ohren schießen. Ja, natürlich, Sasuke war kein großer Romantiker, aber er hätte sie doch wenigstens vernünftig fragen können. Und überhaupt! Wie anmaßend es mal wieder von ihm war, zu erwarten, dass sie einfach ja sagen würde. „Ich bin ganz ehrlich etwas verwirrt“, gab er offen zu, eine Augenbraue wieder skeptisch nach oben gezogen. „Du willst mich nicht heiraten?“ „Du bist verwirrt?? Ich bin verwirrt, weil ausgerechnet DU plötzlich davon anfängst!“ „Das ist doch selbstverständlich, dass wir jetzt heiraten. Wir bekommen ein Kind“, entgegnete er irritiert den Kopf schüttelnd und wunderte sich gleich noch mehr, da Sakura nun enttäuscht ihren Kopf hängen ließ. Wieso hatte ein Idiot wie Naruto eine Heirat auf die Beine gekriegt und er machte anscheinend alles falsch? Wo war hier der Fehler? „Deswegen willst du also, dass wir heiraten. Weil du denkst, wir müssen.“ Als sie dies sagte, entwich dem Uchiha ein Stöhnen. Da lag also das Missverständnis. „Unsinn. Ich habe gedacht, es wäre nur natürlich, es offiziell zu machen, wenn ich dich eh als meine Ehefrau betrachte.“ „Häääh?“ Die Augen der jungen Frau wurden mit einem Mal größer. „Du betrachtest mich als deine … deine Ehefrau?“ „War das wieder falsch? Siehst du mich nicht als deinen Ehemann?“ „Ääh, ich ...“ Sakura war sprachlos. „Ich habe mir noch keine Gedanken darum gemacht.“ „Das ist unser Kind. Wir sind eine Familie. Ich liebe dich. Also scheint es mir nur natürlich, dass wir auch heiraten. Ich würde dich nicht heiraten, nur weil jemand meint, wir müssen. Auch wenn ich den Gedanken nicht mag, dass unser Kind als Bastard beschimpft werden könnte.“ „Wow“, hauchte sie beeindruckt. Mit was für einer Selbstverständlichkeit er dies alles vorgetragen hatte. Moment. Hatte er gesagt, er würde sie lieben? Das hatte er vorher noch nie gesagt und jetzt schob er es so beiläufig ein?? Der Kerl machte sie fertig!! Sakura hyperventilierte von neuem. „Du denkst über so etwas nach?“ „Was soll ich denn sonst machen, bis mein Körper sich wieder erholt hat? Ich habe im Moment viel Zeit zum Nachdenken, als nutze ich sie auch.“ „Jetzt bin ich total überrumpelt.“ „Was du nicht sagst“, kommentierte er so trocken, dass Sakura anfangen musste zu lachen und er endgültig nicht mehr verstand, was in ihr vorging. „Okay“, sagte sie, als ihr Lachen abebbte, „erstens, ich liebe dich auch. Und zweitens, mach mir einen Antrag, aber einen anständigen.“ „Hab ich das nicht eben?“ „An-stän-dig“, kommandierte sie halb ernst. Er seufzte und zuckte mit den Schultern. Wenn Naruto so etwas hinbekam, dann bekam er das dreimal hin. „Sakura Haruno, willst du … dich endlich zusammenreißen und mich heiraten?“ Ihr „Ja“ ging beinahe in ihrem Lachen unter, das auch erst aufhörte, als der Priester die beiden feierlich im Abendrot traute.   „Denkst du, in Konoha werden sie sehr sauer sein, dass wir ohne sie geheiratet haben?“ Sakura lehnte sich gegen Sasuke, während sie auf einer der Parkbänke am Waldrand saßen und in die Sterne guckten. Die Nächte waren hier mittlerweile recht kühl und Sasuke hatte seinen Umhang um ihre Schultern gelegt. „Hast du vor, das in deinem nächsten Brief zu erwähnen? Das und … du weißt schon.“ „Ich bin mir nicht sicher. Ich habe das Gefühl, das sollten wir ihnen alles persönlich erzählen, meinst du nicht?“ „Entscheide du.“ Sasuke konnte sich nicht vorstellen, dass diese Neuigkeiten in Konoha Begeisterungsstürme entfachen würden. Bei Naruto vielleicht, aber der war auch einfach zu begeistern. „Dann … warten wir, bis wir es ihnen persönlich sagen können.“ Vielleicht, so hörte Sasuke es aus ihrer Stimme heraus, war sie sich auch unsicher, wie die Nachrichten dort aufgenommen würden und wollte es deswegen vor sich herschieben. „Machen wir uns auf den Weg nach Konjo, wenn du dich völlig erholt hast?“, fragte sie ihn. Er war immer noch nicht glücklich darüber, dass Sakura darauf bestand, ihn weiter zu begleiten, aber er hatte geschworen, ihr zu vertrauen. Und er wollte sie nicht gehen lassen. Gleichzeitig sah er sich noch nicht in der Lage, wieder nach Konoha zurückzukehren und dort zu bleiben. Dieser Gedanke fühlte sich für ihn befremdlich an, so als ginge es darum, sich an einem Ort niederzulassen, der ihm unbekannt, vielleicht sogar feindlich war. „Wir müssen noch ein paar Abstecher machen“, erklärte er ihr. „Es gibt ein paar Dörfer, denen ich in den letzten Jahren bei einigen Sachen beigestanden habe und ich habe ihnen versprochen, noch einmal nach ihnen zu sehen. Der Schrein in Konjo geht kaum als Spur durch und er läuft nicht weg, daher muss ich mich zuerst um meine anderen Verpflichtungen kümmern.“ Sakura lächelte und ihr wurde es ganz warm ums Herz, wenn er mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er von seiner Liebe zu ihr gesprochen hatte, seine Verpflichtung erwähnte, anderen Menschen zu helfen. „Ich kann gar nicht fassen“, flüsterte sie, „was für einen tollen Ehemann ich habe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)