Wegweiser von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 4: Unverhofftes Wiedersehen, ungewolltes Wiedersehen ------------------------------------------------------------ Mitten aus dem dichten dunkelgrünen Wald, durch den sie die letzten Tage gelaufen waren, erhob sich eine Stadt. Sie hatte zwar, soweit Sakura es sehen konnte, keine sonderlich hohen Gebäude, doch allein an den Ausmaßen, die von hier erkennbar waren, schloss die Kunoichi, dass Komidori wahrscheinlich sogar größer war als Konoha. Bereits vor dem Stadttor ging es so geschäftig zu, dass man im Vergleich ihr Heimatdorf für ein verschlafenes Nest halten konnte. Händler, Reisende und Pilger tummelten sich zu Dutzenden auf den Zufahrtswegen und gleich hinter dem großen, hölzernen Stadttor begann der gut besuchte Marktplatz, der zwar laut war, aber nicht auf eine unangenehme Weise, sondern eher auf eine, die Komidori wie einen sehr lebendigen Fleck Erde erschienen ließ. Die Gebäude der Stadt waren eine Mischung aus Holzbauten und gemauerten Häusern aus edlem Sandstein, was wohl an der Nähe des Ortes zum Wald auf der einen Seite, als auch zum Erdreich auf der anderen Seite lag. Obwohl man den Gebäuden ihr Alter ansehen konnte, wirkte alles äußerst gepflegt und ließ keinen Zweifel an dem Reichtum, über den die Stadt verfügte. „Auf einem Schild neben dem Tor stand, dass der Schrein hinter der Stadt liegt“, erklärte Sasuke, während sie durch die vollen Straßen navigierten. Zum Glück begannen die Menschenmengen, sich besser zu verteilen, sobald sie den Marktplatz hinter sich gelassen hatten. Sakura besah sich im Vorbeigehen die Geschäfte, die Heilkräuter und Medizin verkauften. Sie musste sich diese unbedingt später ansehen, es gab hier bestimmt Dinge, die sie noch nicht kannte. „Du willst dir diese Geschäft ansehen, nicht wahr? Wir haben sicher nachher noch Zeit dafür, wenn wir am Schrein waren“, sagte Sasuke mit einem Hauch von Belustigung in der Stimme. Die Kunoichi schmunzelte angesichts seiner Bemerkung. „Du kennst mich zu gut.“ Es kam dem Uchiha die meiste Zeit doch noch recht seltsam vor, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Er war unentschlossen, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, seine Gefühle für Sakura zuzulassen. Es fühlte sich richtig an, das stand außer Frage, allerdings war es ihm mehr als bewusst, dass, das, was sie nun miteinander hatten, nicht von Dauer sein konnte. Irgendwann würde Sakura nach Konoha zurückkehren und er nicht. Sie hatte ihm gesagt, dass ihr dies ebenso bewusst war, aber sie hatte energisch argumentiert, dass das jetzt im Augenblick vollkommen egal war. „Ich warte doch nicht seit Jahren auf dich, um jetzt zu sagen: Oh, das mit der gemeinsamen Zukunft wird aber schwierig, also lassen wir's. Die Zukunft ist die Zukunft, aber das hier, das ist die Gegenwart.“ Es war Wochen her, dass sie dies gesagt hatte und bis heute war ihm kein brauchbares Gegenargument eingefallen. Dafür trieb ihn die Angst um, ihr das Herz zu brechen, wenn sich ihre Wege wieder trennten. Die, die er auf gar keinen Fall verletzen wollte, würde er auf jeden Fall verletzen. Was sollte er da nur tun? So plötzlich die Stadt aus dem Wald aufgetaucht war, so plötzlich kehrte auch der Wald wieder zurück. Direkt hinter den letzten Häusern setzte sich das dichte dunkle Grün der Bäume fort und die beiden Konoha-Ninjas wanderten eine geschlagene Stunde durch den Wald, ehe ein großes hölzernes Torii-Eingangstor sich vor ihnen erhob. Wenige Meter dahinter war der Schrein erkennbar. Das strahlende Rot der Gebäude leuchtete vor dem dunklen Waldhintergrund. Fasziniert besah Sakura sich die vielen kleinen und großen Bauten, die zum Schrein gehörten. „Yamato würde das hier lieben“, sagte sie. „Der Holztyp?“ „Sein Name ist Yamato. Das weißt du“, gab sie grummelnd zurück. Manchmal kam ihr der Gedanke, dass Sasuke sich immer noch mit Yamato und Sai schwer tat. Selbst wenn er kein Freund von Veränderung war, sollte er sich endlich daran gewöhnen, dass Team Sieben, ihre Familie, aus mehr als vier Mitgliedern bestand – auch wenn dies zu seiner Zeit nicht der Fall gewesen war. Insbesondere bei jeder Erwähnung von Sai ihrerseits bemerkte sie seine ablehnende Haltung, egal, wie sehr er auch versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Irgendwann müsste sie dieses Thema mal ansprechen. Sie blieben vor der Haupthalle des Schreins stehen, als ein Priester auf das Paar zukam. „Entschuldigen Sie“, wandte Sakura sich an ihn, „dürfen wir Sie etwas fragen?“ „Natürlich“, antwortete dieser freundlich, doch mit sorgenvoller Miene, „aber leider habe ich nicht allzu viel Zeit seit diesem Vorfall.“ „Es ist etwas vorgefallen?“, hakte Sasuke nach. Der Priester seufzte bekümmert. „Vorgestern wurde mitten in der Nacht unser Heiligstes gestohlen. Die Diebe haben das Innere des Schreins schlimm verwüstet. Wir müssen immer noch aufräumen und wir beten für die Rückkehr des Artefakts.“ „Artefakt?“ Sasuke überkam ein ungutes Gefühl. „Was für ein Artefakt?“ „Es ist ein Amulett der Hasengöttin, die wir hier verehren.“ Beinahe panisch rissen Sakura und Sasuke ihre Augen auf. „Hasengöttin??“, entfuhr es dem Shinobi aggressiver als gewollt. „Uh, ja“, entgegnete der Priester sichtbar eingeschüchtert. „Wolltet ihr etwas bezüglich der Reliquie fragen?“ Sakura konnte gerade einmal nicken, bevor ihr nun sehr aufgekratzter Gefährte das Wort an sich riss: „Was hat es mit diesem Amulett auf sich??“ Angesichts seiner zunehmender Lautstärke wollte die Kunoichi ihn für sein ungehobeltes Verhalten zurechtweisen, aber der Geistliche antwortete nichtsdestotrotz. „Lange vor unserer Zeit soll ein eher schwächliches Mädchen aus dem Dorf, das sich einst hier befand, von einer Hasengöttin ein Amulett erhalten haben, mit dem sie kräftiger wurde und das Dorf sogar vor Banditen, die es immer wieder heimgesucht haben, beschützt haben.“ „Hatte diese Hasengöttin einen Namen?“, fragte Sakura hastig, bevor Sasuke reagieren konnte. Sie selbst wusste allerdings nicht, auf welche Antwort sie hoffen sollte. „Nun, hier bezeichnen wir sie als Hasengöttin“, erwiderte der Priester, seinen Blick auf die weitaus ruhigere Frau gerichtet. „Weiter im Norden haben wir Unterschreine, dort bezeichnet man sie als 'Kaguya'.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, aktivierte Sasuke bei dieser Erklärung sein Sharingan und legte sein Rinnegan frei, um damit zu beginnen, die Gegend abzusuchen. Dass er den Priester damit beinahe zu Tode erschrak, kümmerte ihn kein Stück. „Ich werde das Gebiet um den Schrein absuchen. Du hörst dich in der Stadt um, ob dort jemandem zwielichtige Gestalten aufgefallen sind“, kommandierte der Uchiha stattdessen, ehe er in den Wald rannte. „Sasuke!“, brüllte Sakura ihm noch hinterher, aber er war bereits auf und davon. „Verzeihen Sie“, sagte sie dem Priester mit betretener Miene, „er ist leider ... manchmal so.“ „Ihr seid also auch Ninja? Wollt ihr etwa die Diebe suchen?“, fragte der Geistliche erstaunt, nachdem er sich von seinem Schreck erholt hatte. „Wir haben bereits Leute damit beauftragt. Bedauerlicherweise können wir euch nicht auch noch bezahlen.“ Entschuldigend lächelnd winkte Sakura ab. „Wir arbeiten umsonst.“   So ein Idiot, ging es der Kunoichi auf dem Rückweg nach Komidori immerzu durch den Kopf. Manchmal war er wirklich keinen Deut besser als Naruto. Bei Sasukes Version von unvorsichtigem Drauflos-Stürmen kam jedoch hinzu, dass er von sich und seinen Kräften so sehr überzeugt war, dass er sich scheinbar gar keine Sorgen darüber machte, ob sein Gegner ihm gefährlich werden konnte. Offensichtlich verschwendete er ebenso keinen Gedanken daran, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Sakura entfuhr ein langer und tiefer Seufzer, als sie zurück in der Stadt war. „Na ja, ich hab gewusst, worauf ich mich einlasse.“ Sie zuckte resigniert mit den Schultern und legte sich sogleich einen Plan zurecht, wo und wie sie nach Informationen suchen sollte. Sie begann damit, die Gasthäuser und Restaurants am Stadtrand abzuklappern, denn wenn die Diebe den Schrein zuerst ausgekundschaftet hatten, dann am ehesten in der Tarnung als Touristen oder Pilger. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Räuber vermutlich eher nicht viel Geld für ihre Observierung ausgeben wollten, daher waren sie wahrscheinlich in einer der günstigeren Herbergen und Lokalen außerhalb der Stadtmitte. Wieso musste sie sich nun in die Gedankenwelten von Räubern hineinversetzen? Wieso hätte es nicht einfach so schön friedlich mit Sasuke weiterlaufen können? Es wurde Abend und Sakura hatte nichts in Erfahrung bringen können. Niemandem war etwas oder jemandem aufgefallen, nur der Besitzer einer Pension hatte ihr irritiert mitgeteilt, dass schon mal jemand hier gewesen war, um wegen des Vorfalls am Schrein nachzufragen. Da Sakura wusste, dass die Priester bereits Leute engagiert hatten, kümmerte sie das nicht weiter. Sie trat auf die Straße heraus und schaute in den dunklen Himmel. Wo Sasuke wohl steckte? Dieser Idiot. „Sakura?“ Erschrocken blickte die junge Frau in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, die verblüfft ihren Namen gesagt hatte. Vor ihr stand ein blonder, langhaariger Junge, der nicht viel älter als 14 Jahre alt sein konnte und starrte sie mit großen Augen an. Dann strahlte er über sein ganzes Gesicht. „Du bist es wirklich!“   Das ist ja wohl ein schlechter Scherz, dachte Sasuke wütend, während er mit Höchstgeschwindigkeit durch den Wald hetzte. Da waren sie den ganzen Weg hergekommen und nun war das, weswegen sie hergekommen waren, weg. Er durfte es unter keinen Umständen zulassen, dass eine Spur kalt wurde. Auch wenn seit dem Diebstahl schon so viel Zeit vergangen war, er musste diese Räuber finden und ihnen das Amulett wieder abnehmen. Wenn sie sich im Wald versteckten, war die Chance hoch, dass sie sich dort verliefen. Hätte er nicht seine Augenkünste, er hätte in diesem dichten Grün längst die Übersicht verloren. Der Wald von Komidori war außerhalb des Weges zum Schrein der reinste Urwald. Plötzlich erfasste sein Rinnegan in etwas Distanz Chakra. Trainiertes Chakra, um genau zu sein, was hieß, dass es sich um einen Ninja handeln musste. Sasuke hechtete los und zog bereits im Laufen sein Schwert. Als er näher kam, musste er auf einen Schlag messerscharfen Kristallgeschossen ausweichen, die auf ihn zurasten. „So ein Scheiß, was will der denn hier?!“, hörte er eine wütende und ihm bekannte Frauenstimme schimpfen. Vor ihm stand niemand Geringeres als Guren. Eine flüchtige Bekanntschaft aus Orochimaru-Zeiten. „Du??“, entfuhr es ihm, nachdem der erste Schock über ihr unerwartetes Wiedersehen überstanden war. „Dann hast du das Artefakt gestohlen?“ Soweit er wusste, hatte sie nichts mehr mit Orochimaru zu tun, aber sicher sein konnte er sich da nicht. „Ich?!“, entgegnete sie empört. „Wohl eher du!“ Aus dem Nichts bebte der Boden um Sasuke herum und mit einer blitzschnellen Geschwindigkeit schoss aus diesem ein riesiger Mann, dessen gewaltige Arme sich mit einem Mal von hinten um den Uchiha schlangen und ihn festhielten. Hatte der nicht auch mal zu Orochimaru gehört? „Soll ich ihn zerquetschen, Guren?“, fragte der Kerl seelenruhig. „Warte, Gozu. Wenn er dieses Amulett hat, geht es dabei noch kaputt.“ Bei diesen Worten horchte Sasuke auf. Dies würde sie definitiv nicht sagen, wenn sie die Diebin wäre. Oh nein, durchfuhr es ihn. Das hieß diese zwei …. „Das wird ja immer besser, uuuhgnnn“, gab er gequält von sich, während Gozus unnatürlich starker Griff ihm fast die Luft zum Atmen nahm und er sein Schwert fallen lassen musste. „Ihr seid die Leute ... die vom Schrein beauftragt wurden?“ „Woher weißt du davon?“ Übellaunig trat Guren näher und ließ dabei ein Kristallschwert an ihrem Arm entstehen, das sie Sasuke sogleich an die Kehle hielt. „Ich war … gerade … uuuuhgn ... beim Schrein und suche nach den Räubern … uuuuhhgnn.“ „Du auch? Wieso?“ „Das … ist meine ... Sache.“ Guren musterte ihn einen Moment lang und machte einen Schritt zurück. „Gozu, lass ihn los. Wenn er zerquetscht würde, wäre Naruto sicher nicht erfreut.“ Von jetzt auf gleich ließ der Riese ihn los, worauf Sasuke auf die Knie fiel und dort erst einmal nach Luft schnappen musste. „Was … hast du … mit Naruto zu schaffen?“ „Wir sind alte Bekannte“, erklärte sie schnippisch. „Du kennst das ja. Man trifft sich, man bekämpft sich, man schließt Frieden, weil man einen gemeinsamen Feind hat. Wenn man den Gerüchten glaubt, dann kennst du das wirklich.“ Unter ihrem kritischen Blick stand der Uchiha auf. „Hn. Naruto freundet sich auch echt mit jedem an.“ „Hier und da wird gemunkelt, du würdest umherziehen und Gutes tun“, sagte Guren und hob skeptisch eine Augenbraue. „Das finde ich schwer zu glauben, aber wenn du den Priestern vom Schrein helfen willst, dann spricht das zumindest ein wenig für dich. Außer du kriegst auch Geld dafür.“ „Nein, tue ich nicht. Auch wenn euch das nichts angeht.“ „Oh, hört, hört, statt irre bist du jetzt wohltätig?“ „Und statt Orochimarus Lakai zu sein, knöpfst du jetzt Priestern ihr Geld ab?“ „Sei nicht gemein zu Guren!“, grollte Gozu lautstark und ließ Sasuke ein wenig zusammenzucken. „Wir sind wandernde Ninja“, antwortete die dunkelhaarige Kunoichi unbeeindruckt. „Von irgendetwas muss man ja leben.“ „Hn.“ Sasuke hob sein Schwert auf und steckte es wieder weg. „Kommt mir einfach nicht in die Quere.“ „Komm du uns nicht in die Quere“, entgegnete Guren drohend und ließ ihr Kristallschwert verschwinden. „Gozu, wir gehen. Im Dunkeln finden wir eh keine Spuren. Sehen wir, was die Recherche in der Stadt ergeben hat.“ Bei ihren Worten überkam Sasuke ein ungutes Gefühl, denn ihm gefiel der Gedanke nicht, dass diese zwielichtigen Gestalten Sakura über den Weg laufen könnten. Bei Tagesanbruch würde er erneut den Wald durchkämmen, aber nun würde er erst einmal in die Stadt zurückkehren. „Wir werden verfolgt“, bemerkte Gozu, doch Guren winkte ab. „Entweder traut er uns nicht oder er findet selbst mit seinen tollen Augen nachts nichts. Uns kann es egal sein, so lange er uns in Ruhe lässt.“   Als sie den Wald verließen, war es bereits Nacht geworden. Sasuke blieb nach wie vor ein Stück hinter Guren und ihrem Begleiter zurück. Er hatte keine Ahnung von dem, was zwischen Naruto und einer – soweit er wusste – früher sehr loyalen Untergebenen Orochimarus vorgefallen war, aber nur weil die beiden sich wohl einmal begegnet waren, hieß das nicht, dass er ihr trauen würde. Daher zog er es erst einmal vor, Sakura zu finden und sie vor Guren abzuschirmen. Wann und weswegen Naruto wohl überhaupt mal auf die Kristallversteckanwenderin getroffen war? Seine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als die beiden vor ihm abrupt stehen blieben. Sie befanden sich an der Grenze zur Stadt und hier standen, anscheinend um den Anfang des Waldes als eine Art Park zu nutzen, Sitzbänke und Laternen. Als Sasuke zu den beiden aufschloss, knirschte er mit den Zähnen. Auf einer der Bänke saß Sakura und unterhielt sich mit einem blonden Jungen. Verdammt. Schlechtes. Timing. „Du bist auch hier?“, fragte Guren verblüfft und Sasuke war nicht minder erstaunt, dass sie auch Sakura zu kennen schien. „Ah, verstehe“, fuhr die blauhaarige Frau gehässig fort, „du bist seine Aufpasserin.“ Sakura und der Junge standen auf und kamen zu ihnen. „Nein“, sie schüttelte den Kopf, „ich … begleite ihn.“ „Aber natürlich“, frotzelte Guren weiter. „Seine 'Begleiterin.' Also an Konohas Stelle würde ich ihn auch 'begleiten' lassen.“ „Ihr kennt euch?“, fuhr Sasuke launisch dazwischen. „Ja“, antwortete die hellhaarige Kunoichi. „Wir trafen Guren als wir den Sanbi versiegeln wollten.“ Die Vorgeschichte mit der Suche nach Informationen über Orochimaru und somit Sasuke ließ sie lieber aus. „Wir haben uns nach eurem plötzlichem Verschwinden damals Sorgen gemacht.“ Auf ihre Worte hin musste Guren lachen. „Sorgen? Ihr seid wirklich unglaublich. Ich kann mich dunkel erinnern, dass wir uns bis aufs Blut bekämpft haben.“ „Nein“, warf Yukimaru ein und zog eine Schnute, „nicht davon anfangen.“ „Schon gut, schon gut“, erwiderte die dunkelhaarige Frau. „Wie geht's Naruto so? Hab ja viel Gutes von ihm gehört.“ „Ihm geht es hervorragend. Er wird sich sicher freuen, wenn ich ihm erzähle, dass es euch gut geht.“ „Und Kakashi Hatake ist die Karriereleiter hinaufgefallen, hm?“ „Ihr seid ja wirklich gut informiert.“ Guren zuckte mit den Schultern. „Na ja, die ganze Sache mit dem Krieg und was danach kam, machte halt so die Runde. Da kriegt man einiges mit.“ „Hi hi“, kicherte Yukimaru, „Guren will nicht zugeben, dass sie sich für euch interessiert.“ „Werd nicht frech“, meckerte sie, merklich peinlich berührt, „lass uns lieber zusammentragen, was wir heute herausgefunden haben.“ „Ah, ich hab Sakura schon davon erzählt, weil sie auch die Diebe jagen. Wenn wir uns zusammentun, finden wir sie bestimmt schneller“, berichtete der blonde Junge fröhlich. Die Ältere der Kunoichi seufzte tief, während Sasuke noch fester mit seinen Zähne knirschte. „Ich halte dies auch für eine gute Idee“, stimmte Sakura ihm zu. „Wir verfolgen alle das gleiche Ziel und zusammen wären wir vermutlich schneller.“ „Ich glaube, sie haben Recht“, sagte nun auch Gozu, der generell wenig zu sagen schien. „Du meinst doch immer, dass es gut ist, Aufträge schnell zu erledigen.“ „Meinetwegen“, stöhnte Guren. „So lange ich nicht mehr als nötig mit dem da reden muss.“ Sie neigte ihren Kopf in Sasukes Richtung. „In dem Gasthaus, in dem wir übernachten, sind noch Zimmer frei. Habt ihr schon eine Bleibe?“ „Noch nicht“, antwortete Sakura und versuchte ihren Begleiter mit purem Augenkontakt zu beschwichtigen. Er war offensichtlich alles andere als angetan von der Idee. „Dann kommt mit.“   „Hast du den Verstand verloren?“, zischte Sasuke, als sie in einiger Entfernung Guren, Gozu und Yukimaru folgten. „Das sind Untergebene von Orochimaru. Du kannst ihnen nicht einfach trauen. Narutos naive Einschätzungen sind nicht immer richtig.“ „Hörst du eigentlich selbst, was du da sagst?“ Sakura schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich soll also niemandem trauen, der je mit Orochimaru zu tun hatte?“ Der Uchiha schreckte zusammen. „Nein. Ich meine … ich war nie ein Anhänger Orochimarus. Das ist etwas anderes. Aber diese Leute haben ihn bei seinen Verbrechen unterstützt.“ Die Laune der Kunoichi machte einen weiteren Sprung in die Tiefe. „Ist das dein Ernst? Sie waren vielleicht früher so, doch inzwischen gehören sie nicht mehr zu Orochimaru. Du weißt nicht, was vorgefallen ist. Ich schon. Ende der Diskussion.“ „Das ist schrecklich naiv. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Gräueltaten solche Leute begangen haben. Ihnen ist nicht zu trauen.“ Jetzt war es an Sakura, mit den Zähnen zu knirschen. Was bildete Sasuke sich eigentlich ein? „Sie wollten aber nie Konoha zerstören oder die Kage töten. Und Narutos Arm haben sie auch dran gelassen“, zischte sie zurück und bereute es in der Sekunde, in der sie es gesagt hatte, denn für einen flüchtigen Augenblick lang weitete sich Sasukes sichtbares Auge entgeistert, bevor er sich von ihr abwandte. Für den Rest des Weges herrschte eine schwere Stille zwischen ihnen.   Sie saßen im großen Zimmer, das Guren, Gozu und Yukimaru bezogen hatten, zusammen und der Junge berichtete stolz, von dem, was er herausgefunden hatte: „Jedenfalls war ich dann in der letzten Herberge, die am Übergang zum Waldrand liegt, und da sagte die Besitzerin, dass neulich vier Kerle bei ihr übernachtet hätten. Zwei Nächte lang und an jedem Tag, an dem sie da waren, wären sie zum Schrein gegangen. Und dann wären sie plötzlich ohne auszuchecken mitten in der Nacht verschwunden. Die Besitzerin war noch froh, dass sie das Geld vorher von ihnen kassiert hatte.“ „Das sind dann wohl unsere Diebe“, mutmaßte Guren. „Die Eigentümerin beschrieb sie als düstere und schweigsame Typen“, erzählte Sakura, was sie von Yukimaru erfahren hatte. „Sie hatten alle hellere Haare und schienen durchtrainiert zu sein. Sonst waren sie vom Aussehen wohl eher unauffällig. In der Stadt hat sonst niemand diese Gruppe bemerkt.“ „Die Mistkerle verstecken sich hundertpro im Wald“, schlussfolgerte die ältere der beiden Kunoichi. „Aber was haben sie davon? Sie müssen doch irgendwann da raus. Die Stadt und der Wald sind von Mauern umgeben. So lange sie nicht fliegen können, bleibt ihnen nur der Weg durch die Stadt, um hier raus zu kommen.“ „Vielleicht graben sie einen Tunnel?“, überlegte Sakura laut. „Komidori hat zwar keine Ninja, aber genug Polizisten, die regelmäßig um die Mauern patrouillieren“, entgegnete Guren. „Warum haben die Priester euch mit der Suche nach den Dieben beauftragt, wenn es hier eine Polizei gibt?“, warf Sasuke ein. „Die einzig mögliche Antwort ist, dass sie davon ausgehen, dass die Diebe selbst Shinobi sind.“ Sakura ließ diese Vermutung einen Moment lang sacken. „Willst du etwa andeuten, dass sie das Amulett gestohlen haben, um es zu benutzen? Dass sie sich deswegen im Wald verschanzen? Weil sie versuchen, an seine angeblichen Kräfte zu kommen?“ Der Uchiha nickte. „Keiner kann uns sagen, ob an der Geschichte wirklich etwas dran ist. Aber wenn es so ist, dann wird diese Bande noch mehr im Sinn haben, als nur ein Amulett zu stehlen.“ „Was denn?“, hakte Yukimaru staunend nach. „Die wollen Komidori nicht verlassen!“, rief Guren aus, als sie zu begreifen begann. „Die wollen es unter ihre Herrschaft bringen! Wieso bin ich da nicht alleine drauf gekommen?! Eine so reiche und große Stadt wie Komidori zu kontrollieren, wäre ein ziemlich lukratives Geschäft.“ Sie ignorierte den misstrauischen Blick, den Sasuke ihr zuwarf. „Und wenn die Geschichte nicht stimmt?“, wandte Gozu ein. „Es ist doch nur eine Legende, oder?“ „Ja, das dachte ich auch, allerdings ...“, begann seine Begleiterin und sah zu Sasuke, ehe sie sich Sakura zuwandte. „Mal ehrlich. Selbst wenn Sasuke Uchiha neuerdings unter die Wohltäter gegangen ist, ist das nicht der einzige Grund, warum ihr das Amulett wiederbeschaffen wollt, oder?“ Die angesprochene Kunoichi zögerte einen Augenblick, in dem sie ihre Antwort abwägte. Doch. Sie würde ihnen vertrauen. „Was wisst ihr über den Ausgang des vierten Krieges?“ „Sakura!“, knurrte Sasuke aufgebracht dazwischen. „Das müssen sie nicht wissen!“ „Irgendwas mit 'ner Irren aus dem All, die uns alle schlafen geschickt hat“, antwortete Guren unbeeindruckt, ehe ihr der nächste Geistesblitz kam. „Wartet, hat die etwa was mit dem Amulett zu tun?“ „Vielleicht“, erwiderte Sakura und spürte erneut den zornigen Blick ihres Kameraden auf sich. „Oh Mann“, stöhnte die Kristallverstecknutzerin, „ich hasse es, wenn ein Auftrag so anders verläuft als erwartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)