Für wen die Glöckchen läuten von Sas-_- (Team 7) ================================================================================ Kapitel 1: I – Nicht bestanden ------------------------------ »Nicht bestanden.« Naruto, Sakura und Sasuke starrten ihren Teamleiter und Lehrer Kakashi Hatake fassungslos an. »Nicht … bestanden? Also, keiner von uns hat's geschafft?! Echt jetzt?«, stotterte Naruto, seine Finger schlossen sich vor Wut und Schock fest um den Griff des Kunais. Das konnte einfach nicht wahr sein! Nach allem, was er, Naruto Uzumaki, überstanden hatte, um endlich die Ninja Akademie abschließen zu können … Sasukes Kiefer mahlten, er war so wütend, dass er vorerst verstummt war. Seine Meinung ist ganz klar – seine unfähigen Kameraden haben die Sache verbockt! Er hatte schließlich alles getan, um sein Ziel erreichen zu können, aber Kakashi Hatake war eben nicht umsonst Jounin. Völlig blass stand Sakura neben ihren Teamkameraden, immer wieder öffnete sie ihren Mund, um ihn anschließend wortlos zu schließen, wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Richtig, keiner von euch hat es geschafft und wisst ihr auch warum?«, fragte Kakashi in ruhigem Tonfall. »Weil keiner von uns ein Glöckchen ergattern konnte«, murmelte Sakura niedergeschlagen und ließ den Kopf hängen. Sie hatte ihre Stimme wiedergefunden, wenn auch brüchig und kaum zu hören. Kakashi schüttelte langsam seinen Kopf. »Falsch. Das ist nicht der Grund.« Naruto runzelte die Stirn. »Das versteh ich jetzt nicht! Wir sollten doch versuchen ein Glöckchen zu bekommen!« »Ja, solltet ihr. Ist das wirklich so schwer für euch zu begreifen? Sasuke, wo willst du hin?« Sasuke hatte sich umgedreht und war dabei einfach zu gehen, seine beiden Kameraden sahen ihm erstaunt hinterher. Sakura lief ihm nach. »Sasuke, was machst du denn da?! Du kannst doch nicht einfach verschwinden!« Er schnaubte nur und ging weiter. »Wir haben es nicht geschafft, was gibt es dazu noch zu sagen?! Ich verschwende nicht weiter meine Zeit mit irgendwelchen albernen Ratespielen!« »Sasuke, du kommst sofort zurück!«, donnerte Kakashi unvermittelt los, sodass alle drei erschrocken zusammenfuhren. Der junge Uchiha stand zögerlich da; er hatte es nicht fertig bekommen, sich eines der Glöckchen zu schnappen, da war die Wahrscheinlichkeit Kakashi einfach davonlaufen zu können ziemlich gering. Rot im Gesicht vor Zorn stapfte er zurück, die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Kakashi bedachte ihn mit einem strengen Blick und sprach weiter: »So. Und jetzt will ich, dass ihr –« »Zurück in die Ninja-Akademie geht«, beendete Sasuke murmelnd den Satz seines Lehrers, der ihn erneut scharf ansah. »Lass mich ausreden, oder ich schick dich wirklich zurück auf die Akademie!« Sakura sah hoffnungsvoll auf. »H-heißt das, dass wir nicht in die Schule müssen?« Naruto begann aufgeregt auf und abzuhopsen; der Gedanke, eine zweite Chance zu bekommen war äußerst beflügelnd. Wenn es auch nur den kleinsten Lichtblick gab, doch noch Genin werden zu können, durfte er sich das auf keinen Fall entgehen lassen! Und wenn er es sogar schaffte ein Ninja zu werden und Sasuke nicht, dann würde Sakura ihn bestimmt mit ganz anderen Augen sehen! Sasuke runzelte die Stirn. Nicht zurück in die Akademie? Ein guter Grund zu bleiben. Schon allein der Gedanke, wegen Naruto – diesem unfähigen Trottel – und Sakura – kein Trottel, aber auch unfähig – wieder zurück zur Schule zu müssen war geradezu unerträglich. Er, der Klassenbeste, durchgefallen ... Immer noch kaum zu fassen! Kakashi verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein, ihr müsst noch nicht zurück in die Akademie. Ich werde euch eine zweite Chance geben. In drei Tagen wiederholen wir den Test und ihr solltet euch zusammensetzen und darüber nachdenken, wie ihr ihn bestehen könnt.« »Mann!« Naruto kratzte sich im Nacken. »Einer von uns schafft es doch sowieso nicht! Aber ich krieg das hin, echt jetzt!« Sasuke schnaubte abfällig. Der Blondschopf sah ihn zerknirscht, aber auch schadenfroh an. »Du hast auch nicht bestanden, du Genie!« »Okay«, Kakashi klatschte in die Hände, »Schluss mit lustig, ab mit euch, denkt an meinen Rat, in drei Tagen ist es wieder so weit.« Naruto ballte aufgeregt seine Fäuste, nur drei Tage, um es erneut zu versuchen! Oh, er wird sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, dieses Mal wusste er, worauf es ungefähr ankam und auch wenn die Akademie es ihm nicht bescheinigen wollte – er war durchaus lernfähig! Sasuke atmete tief ein und aus, er musste lernen diese Sache über die Bühne zu bringen, ohne dass ihm dabei seine beiden vertrottelten Kameraden in die Quere kamen. Er würde sich von ihnen absetzen müssen und die drei Tage nutzen, eine Strategie auszuklügeln. Und Sakura? Sie sah sich bereits wieder die Schulbank drücken. Sasuke war richtig gut, er würde schon einen Weg finden, davon war sie überzeugt. Naruto war zwar nicht richtig gut, aber richtig motiviert. Sakura hatte geglaubt, Naruto würde niemals die Akademie schaffen, und darin hatte sie sich bereits getäuscht. Mag sein, dass sie in der Theorie ein toller Ninja war, aber in der Praxis stellte sie sich als den totalen Zonk heraus. Vielleicht sollte sie etwas anderes machen. Gärtnern oder in einem Teehaus arbeiten ... »Sakura, ich möchte anschließend noch kurz mit dir sprechen«, sagte Kakashi unvermittelt, die beiden Jungen sahen verdutzt auf, wurden aber gleich darauf von ihrem Lehrer weggescheucht. Unsicher stand Sakura nun allein da und sah Kakashi ängstlich an. »Mach nicht so ein Gesicht, ich hab gute Neuigkeiten für dich oder zumindest eine gute.« »Ach ja? Welche soll das sein?«, fragte sie unsicher und schlang ihre Arme um sich selbst. Was waren die guten Neuigkeiten? Dass ihr alter Tisch in der Schule noch frei war? Dass sie eine zweite Schultüte zum Trost bekommen würde? »Du bist wichtig für das Team, das kann ich fühlen. Auch, wenn es im Moment nicht danach aussieht und du dich nicht danach fühlst.« Kakashis Worte erreichten Sakura physisch, aber mental brauchte sie etwas Zeit, um das Gesagte verdauen zu können. Ich bin … wichtig? Für das Team? »Aber Kakashi-sensei … es können doch nur zwei von uns dreien die Prüfung bestehen!« Kakashi betrachtete Sakura eingehend. Er hatte sie für klug genug gehalten es zu verstehen. Der Schlüssel waren natürlich nicht die Glöckchen, sondern die Teamarbeit. Ob der Stein im Kopf des Mädchens noch zum Rollen kommen würde? Bei Naruto herrschte eindeutig so viel Chaos im Geist, sodass schon klare Anweisungen bei ihm kaum ankamen und Sasuke war so sehr von sich selbst überzeugt, dass er sein Team nicht als solches wahrnahm. Aber Sakura … Ja, sie sollte dem Ganzen auf die Schliche kommen können. Kakashi beschloss es bei seinen Worten zu belassen und machte sich bereit zu gehen. »In drei Tagen, Sakura.« Sakura stand verloren da und sah ihrem Lehrer verdutzt, nachdenklich und reichlich verzweifelt hinterher. Sie war wichtig. Für das Team. Welches Team? Wir sind vieles, aber KEIN Team! Sekunde … Kapitel 2: II – Ein genialer Plan --------------------------------- Team 7 erreichte Tag zwei und hatte sich noch kein einziges Mal getroffen, dabei war Sakura schwer damit beschäftigt Naruto und Sasuke zusammen an einen Tisch zu bekommen. »Komm schon, Naruto! Wieso willst du Sasuke denn nicht sehen?«, fragte Sakura, genervt und müde. Sie stand vor Narutos Haustür, zum so und so vieltesten Mal. Ein kühler Wind fegte durch die Gassen, die Kunoichi rieb sich fröstelnd über die Arme. Wenigstens regnete es nicht und die Luft war in der Sonne angenehm warm. Beste Voraussetzungen zusammen zu trainieren, kein heißer Sommer, kein kalter Winter. Naruto schloss ein gemeinsames Training ja auch nicht kategorisch aus. Nur eben nicht mit Sasuke. Der Blondschopf kehrte zurück an seinen Esstisch und schlürfte seine Nudelsuppe. »Willst du auch welche?« Sakura gab sich indessen große Mühe nicht allzu tief einzuatmen. Es war offenbar schon länger nicht mehr geputzt worden. Oder überhaupt ... »Nein, danke. Zurück zum Training für unsere Prüfung …« »Klar, ich will ja auch bestehen! Ich werd bestehen! Sakura!« Schlürfend sah er zu seiner Kameradin auf. »Du und ich, wir werden Team 7!« »Sicher, der größte Loser von Konoha besteht diese Prüfung – deine Zuversicht muss man erstmal haben!« Sakura und Naruto zuckten zusammen, keiner von beiden hatte bemerkt, dass Sasuke dazugekommen war und nun im Türrahmen lehnte. Das Herz der Kunoichi machte einen glücklichen Sprung; er war tatsächlich gekommen, ihre Hartnäckigkeit hatte sich bezahlt gemacht! Ob er ihrem Charme erlegen war? Sasuke fluchte derweil innerlich; er war zu Narutos Wohnung gekommen, damit Sakura endlich Ruhe gab, außerdem sagte sie etwas, an das er selbst noch gar nicht gedacht hatte … »Ist dir denn nicht aufgefallen, dass es nur Dreierteams gibt, Sasuke?« Er hatte natürlich sofort mit: »Als ob ich das nicht selbst wüsste!« geantwortet und Sakura ihm das prompt geglaubt, obwohl ihm so was Offensichtliches noch gar nicht in den Sinn gekommen war. Dann meinte sie, sie würde zu Naruto gehen, um noch Mal mit ihm zu sprechen, wegen dem gemeinsamen Training, das sie so unbedingt wollte. Sasuke konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie das ablaufen sollte. Wahrscheinlich wie die Prüfung, nur ohne Kakashi und weniger motiviert … Naruto vergaß für ein paar Sekunden zu essen als Sasuke wie aus dem Nichts aufgetaucht war – wie ein richtiger Ninja eben. »Sasuke! Was willst du denn hier?!« Der Uchiha warf Naruto einen abschätzigen Blick zu und stieß sich vom Türrahmen ab. »Trainieren. Tun wir Sakura diesen Gefallen, ich hätte gerne noch etwas Ruhe bevor wir die Prüfung noch Mal ablegen.« Als er ein paar Schritte in die Wohnung ging fiel auch Sasuke der unangenehme Geruch auf. Angeekelt hielt er sich die Nase zu. »Bin dann mal draußen und warte da auf euch.« Naruto sah ihn giftig hinterher, Sakura eilte ihrem Angebeteten nach. »Bin bei Sasuke, beeil dich mit dem Essen, Naruto! Wir haben nicht mehr viel Zeit!«   Naruto dehnte sich, Sakura lief auf der Wiese auf und ab und Sasuke lehnte sich gegen einen Baum. Die Sonne strahlte, in ihrem hellen Schein war es äußerst angenehm, aber nicht zu heiß. Der Himmel war stechend blau, nur vereinzelt zogen ein paar wattige Wolken ihrer Wege. »Okay, erstmal richtig aufwärmen!«, entschied Sakura und machte Hampelmänner, Sasuke sah zu Naruto hinüber und befand, dass er keine mehr machen musste – er war bereits einer. Der Uchiha seufzte und begann ebenfalls mit seinem Aufwärmtraining und schon waren alle drei vorerst mit sich beschäftigt, ganze zehn Minuten lang. Naruto hopste vom Baum herunter und stemmte seine Hände in die Hüften. »Okay, und jetzt?« Tja … Sakura kratzte sich am Kopf. In der Akademie hatte man immer etwas Bestimmtes geübt, ein Jutsu, eine Technik, Nahkampf oder das Zielen mit Kunai und Shuriken. »Ich würde sagen, wir üben das, worin wir noch nicht so gut sind?«, schlug die Kunoichi unsicher vor. Sasuke schnaubte. Er war gut und vor allem in dem, was sie in der Akademie gelernt hatten. Er wüsste nicht, was er noch lernen sollte. Er wollte neue Techniken erlernen und Erfahrung im Kampf sammeln. Naruto nickte. »Okay, hm … Ich könnte ja mal das Tarn-Jutsu probieren.« Während Naruto und Sakura zumindest begeistert und Sasuke äußerst gelangweilt Übungen absolvierten, schoss plötzlich ein kleiner weißer Hund zwischen Narutos Beine hindurch und brachte den Jungen überrascht ins Straucheln. Fluchend sah er dem Tier nach. »Hey, Akamaru! Was treibst du denn hier ganz ohne Kiba?!« »Wieso, ich bin doch hier!« Kiba kam seinem Partner hinterhergerannt und winkte den dreien zu, dann bremste er ab. »Was treibt ihr denn da?« Naruto warf sich in Pose. »Na, wir trainieren, sieht man doch!« »Ach so, verstehe. Du hast vorhin eher so ausgesehen als müsstest du dringend aufs Klo …« Sasuke schlenderte zu ihnen hinüber. »Ja, er kriegt sein Tarn-Jutsu nicht auf die Kette.« »Sei still, Sasuke!« »Wieso, er hat ja recht«, gab Sakura schulterzuckend zurück. Naruto wandte sich lieber wieder Kiba zu, während Akamaru zurückgerannt kam und kläffend um sie herum sprang. »Wohin willst du denn so eilig?« »Zu meinem Sensei, jemand ist aus dem Gefängnis hier ausgebrochen und wir wollen darüber sprechen«, erzählte Kiba grinsend. »Wow, sollt ihr den Geflohenen etwa ergreifen?!«, fragte Sakura ehrfürchtig und staunte. Kiba schüttelte enttäuscht den Kopf. »Leider nicht, es gibt nur Instruktionen für einen Was-wäre-wenn-Fall. Und ihr trainiert einfach nur? Habt ihr denn noch keine Mission bekommen?« »Nein, noch nicht, aber kann nicht mehr lange dauern«, beeilte Sasuke sich zu sagen bevor seine dusseligen Kameraden dem Inuzuka stecken konnten, dass sie ihre Aufnahmeprüfung vergeigt hatten. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, sah er Sakura und Naruto eindringlich an. Naruto streckte ihm die Zunge raus. Gut, das bedeutete zumindest, dass er nicht redete. Kiba verabschiedete sich und lief schnell mit Akamaru weiter. Sakura wollte gleich weiter trainieren, da hob Naruto seine Hand, so wie damals, in der Schule. »Ich hab eine großartige Idee!« »Das wird mies …« »Lass mich erstmal ausreden, Sasuke! Ihr habt's ja gehört, da ist einer ausgebüchst!« Sakura sah ihn fragend an. »Ja, na und? … Warte … Nein! Du willst jetzt aber nicht …!« »Den Verbrecher wieder einfangen!«, sagten Naruto und Sasuke unisono. Naruto allerdings voller Tatendrang und Sasuke eher nachdenklich. Der Blondschopf sprang begeistert auf und ab. »Kommt schon, Leute! Kakashi muss uns einfach bestehen lassen, wenn wir das hinkriegen!« »Oder beerdigen, falls wir es verbocken – wie die Prüfung!«, keifte Sakura ihren Kameraden an. »Wir wissen ja noch gar nicht, wer ausgebrochen ist!« »Aufklärungsarbeit ist Teil unseres Berufs, Sakura. Das ist also das erste, worum wir uns kümmern müssen!«, erklärte Sasuke, offensichtlich von der Idee angetan. Die Kunoichi sah ihn zögerlich an. »Ihr wollt das also unbedingt machen, ja?« »Auf jeden Fall, echt jetzt!« »Bevor ich mir noch eine weitere Stunde anschaue, wie Naruto sein Tarn-Jutsu nicht schafft …« »Hey!« Sakura zögerte noch immer, ein richtiger Verbrecher! Aber sie konnte ja schlecht sagen: »Macht mal, ihr zwei. Ich bin dann mal zu Hause!« Dennoch, wohl war ihr bei dem Gedanken nicht. Sie hatten noch nicht eine Mission als Team gemeinsam überstanden oder je gegen einen Feind gekämpft. »Du bist wichtig für das Team, das kann ich fühlen …« Sie atmete tief ein und aus. »Legen wir los!« Kapitel 3: III – Aufklärungsarbeit ist Ninja-Arbeit --------------------------------------------------- Sakura und Sasuke versteckten sich halbherzig in der Nähe des Tors von Konoha und beobachteten Naruto dabei, wie er eine der Wachen beharrlich ausquetschte. Es war den beiden klar, dass fürs nervige Fragenstellen nur einer von ihnen keinerlei Verdacht auf sich ziehen würde. Die beiden Ninja waren zu weit weg, um Narutos Aktion belauschen zu können, aber das machte nichts, Naruto würde ihnen ja bald Bericht erstatten. Seine Gedächtnisleistung mochte in der Akademie niemanden vom Hocker gehauen haben, so sollte seine Motivation nun ausreichen, um die wichtigsten Infos im Kopf zu behalten. »Und wenn das jetzt ein richtig starker Ninja ist, Sasuke?«, flüsterte Sakura Sasuke zu. Eigentlich hoffte sie das sogar, denn dann würde vermutlicher sogar der Uchiha Muffensausen bekommen und diese aberwitzige Idee verwerfen. Er zuckte mit den Schultern. »Man wächst an seinen Aufgaben.« »Schon, aber wir haben es noch nicht einmal hinbekommen, ein Glöckchen von Kakashi-sensei zu klauen«, gab Sakura frustriert zu bedenken. Naruto redete noch immer voller Tatendrang mit der Wache, die ein Gesicht machte, als bereue sie es heute zur Arbeit gekommen zu sein. Sasuke wandte sich seiner Kameradin zu, deren Gedanken offensichtlich unangenehme Szenarien durchspielten. »Kakashi ist ein starker Jounin, unsere Chancen stehen gut, dass der Flüchtige nicht so einer ist, okay?« Das klang in Sakuras Ohren zwar einleuchtend, aber das hieß ja noch lange nicht, dass sie es deswegen mit Links schaffen würden. Immerhin hatte derjenige es geschafft zu fliehen und das Gefängnis wird ja unter anderem von Jounin bewacht! Naruto schlenderte breit grinsend zu seinen beiden Kameraden zurück, die Hände in den Hosentaschen. Die Wache lehnte sich müde gegen das Tor und rieb sich murmelnd die Nasenwurzel. Sasuke sah den Blondschopf auffordernd an. »Und? Was hast du rausbekommen?« Der Verbrecher war kein Ninja, hatte Naruto erzählt. Er war ein Samurai, der von seinem Volk verstoßen worden war. Warum, das wollte die Wache nicht sagen, das müsse „der kleine Uzumaki” nicht wissen. Er müsse nur wissen, dass der Mann gefährlich war und sich wahrscheinlich immer noch in Konoha versteckte, weshalb sämtliche Einheiten nach ihm suchten und die Bevölkerung gerade aufgefordert wurde sich in ihre Häuser zurückzuziehen. »Ein Samurai, richtig cool!«, schwärmte Naruto. Er hatte noch nie einen gesehen, in der Schule natürlich nicht aufgepasst und betrachtete jetzt begeistert die Rüstung, welche in dem Buch abgebildet war. Die drei befanden sich in der örtlichen Bibliothek, Sakura hatte darauf bestanden. »Infos einholen ist Teil unseres Jobs, hat Sasuke gesagt. Und genau das machen wir.« Selbst Sasuke war eher mäßig begeistert und beeilte sich daher, die entsprechenden Bücher zusammenzutragen. Es war ein ruhiger Tag, fast keine weiteren Kunden hatten sich heute hierher verirrt. Stille herrschte vor, lediglich unterbrochen vom Rascheln einzelner Buchseiten. Sakura las, in den Augen ihrer Kameraden, zu langsam und Sasuke suchte den nächsten Stapel Bücher heraus. »Sollten wir diese Genin auch nach Hause schicken?« »Der Kerl wird kaum hier reinkommen, außer er wird hier hin gescheucht. Nein, hier ist es sicherer.« »Wo genau wurde er gesehen?« »Im Stadtpark, nicht weit von hier.« Sasuke ließ die Bücher auf einen beliebigen Tisch gleiten und eilte zu seinen Kameraden zurück. Sakura sah ihn verdutzt an. »Gibt's keine weiteren Bücher?« »Ich hab was Besseres für euch!« Nachdem Sasuke den Bibliothekar und einen Kunden belauscht hatte waren er und sein Team aus dem Fenster des Gebäudes entschwunden. Die Erwachsenen würden sonst versuchen sie aufzuhalten und so genug Zeit verplempern, so dass der Samurai wahrscheinlich nicht mehr im Park wäre, wenn Team 7 dort ankamen. Der Himmel zog sich zu und der Nachmittag brach an. Die Sonne versteckte sich hinter grauen, schweren Regenwolken, die ersten Regentropfen fielen vom Himmel. Murrend hielt Naruto die Hand auf. »So ein Mist!« »Es nieselt doch nur, konzentriert euch!«, zischte Sasuke während sie im Park die Augen offen hielten. Die meisten Flächen hier waren Wiesen und boten keine Möglichkeit sich zu verstecken. Neben Team 7 waren alle möglichen anderen Ninja vor Ort, Jounin und Chuunin, wie Sasuke erkennen konnte. Der junge Uchiha grummelte: »Verflixt, hier treibt sich die halbe Elite von Konoha herum!« »Die finden ihn bestimmt vor uns!«, flüsterte Sakura und konnte die Erleichterung in ihrer Stimme nicht verbergen. Der Regen wurde stärker, dicke Tropfen prasselte auf die drei Ninja hinunter und durchweichten in kürzester Zeit ihre Kleidung. Ein älterer Mann ging an den beiden vorbei, um den Park zu verlassen. Er schien kein Ninja zu sein, er trug Alltagskleidung und machte ein mürrisches Gesicht. Naruto sprang ihm in dem Weg. Der Mann sah ihn finster an, seine grauen, buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen, Regentropfen fielen von seinem schütteren Haar. »Geh mir aus dem Weg, Junge!« »Aber ein Samurai ist ausgebrochen, alle Zivilisten müssen nach Hause!«, erklärte Naruto gewichtig und streckte seine Brust heraus. Als Ninja war es schließlich seine Aufgabe, die Dorfbewohner zu beschützen. Sein Gegenüber grunzte nur abfällig. »Da gehe ich gerade hin!« Er schob sich an dem Blondschopf vorbei und stapfte weiter. Sasuke sah ihm schweigend hinterher. Die anderen Ninja hatten ihn kaum wahrgenommen und Samurai waren nicht dafür bekannt, irgendwelche Tarn-Jutsus zu beherrschen, aber dennoch … Er kannte die Richtung, in die der Mann ging. Dort gab es keine Wohnhäuser! Wenn er nach Hause ging, was wollte er dann dort? Klatschnass wandte er sich seinen Kameraden zu, als der Mann außer Hörweite war. »Folgen wir ihm.« Naruto sah Sasuke verwirrt an. »Wozu, er geht nur nach Hause.« »Eigentlich nicht, in die Richtung, in die er geht, befinden sich nur alte Häuser im Verfall«, erklärte Sakura und ahnte Sasukes Gedankengang. »Glaubst du …« Sasuke brummte zustimmend und lief langsam und gespielt unbekümmert los. Als die anderen beiden zu ihm aufschlossen, murmelte er: »Eine Weile können wir hinter ihm herschlendern, aber sobald wir den Stadtteil erreichen müssen wir ihn heimlich verfolgen.« »Klasse, wie in einer richtigen Mission! Das muss Kakashi-sensei doch beeindrucken, echt jetzt!«, flüsterte Naruto aufgeregt, schlotterte jedoch ein wenig. Ein kalter Wind fegte durch die Gasse, die sie gerade erreichten; hinter ihnen wuselten noch immer die Ninja von einem augenscheinlichen Versteck zum nächsten und prüften jede Spur, die sie auftreiben konnten. Nass klebte die Kleidung an den drei Ninja, sie bissen die Zähne vor Kälte zitternd zusammen, es fühlte sich herbstlich an. Der Geruch von nassem Stein und feuchter Erde drang in ihre Nasen. Sasuke ließ den Mann vor ihnen nicht aus den Augen. Seine Kleidung war Erdfarben und sah abgetragen und verschlissen aus. Vielleicht geklaut? Er wirkte sehr zielstrebig und sah sich nicht um, als erwarte er nicht, dass ihm jemand folgte. Sasuke musste zugeben, dass er mehr Misstrauen von seinem Verdächtigen erwartet hatte, aber gut, das machte es einfacher. Als der baufällige Stadtteil näher rückte verschwand Team 7 zwischen den Häusern und folgten dem Mann, indem sie über glitschige Dächer huschten und sich zwischen den Ruinen bewegten. Dieser Stadtteil war ein altes Problem von Konoha; irgendeine Umweltkatastrophe hatte ihn verwüstet und das Geld nie gereicht, ihn wieder richtig herzurichten. Viele Häuser waren extrem baufällig, überall bröckelte der Putz ab, zerbrochene Fensterscheiben hingen in den hölzernen Rahmen und die Wände waren von tiefen Rissen durchzogen. Naruto war vor Jahren mit anderen Kindern zum Spielen ab und zu hierher gekommen – sie bekamen großen Ärger, schließlich war es gefährlich hier. Der Mann blieb bei einem Haus stehen, das zwar ebenfalls sehr heruntergekommen war, aber halbwegs intakt wirkte. Er zog einen Schlüssel und sperrte die Haustür auf. »Ein Schlüssel, wo hat er den denn her?«, flüsterte Sakura zitternd. Die Kälte zog allmählich in ihre Knochen. Sasuke zuckte angespannt die Schultern. »Vielleicht hat er einen Komplizen, wir werden es gleich wissen.« Ihr Verdächtiger verschwand im Haus. Team 7, das sich auf einem einsturzgefährdeten Dach gegenüber versteckt hatte, machte sich mit schnellen Sprüngen auf den Weg nach unten und umstellen, sofern das zu dritt möglich war, das Haus. »Und jetzt?!«, flüsterte Naruto, bereit loszuspringen. »Und jetzt werden wir –« Aber niemand erfuhr je, was sie tun wollten, denn ein gellender Schrei aus dem Haus ließ die Ninja zusammenzucken. Kapitel 4: IV – Katana vs. Kunai -------------------------------- Sakuras Gesicht verlor merklich an Farbe und ihr Herz rutschte ihr gewaltig in die Hose. »Was zum …!«, stotterte sie und sah ihre Kameraden ängstlich an. Sasuke zögerte nicht, er flitzte zur Tür und trat sie auf. Sie schrie protestierend in den Angeln, schwang zurück und knallte gegen die Wand, Putz rieselte auf den Boden. Der Uchiha wollte gerade rein, da wurde er halb von ihrem „Verdächtigen“ über den Haufen gerannt, als dieser Hals über Kopf zum Ausgang stürzte. Dem Mann blieb keine Zeit, sich groß zu wundern, was die drei Ninja hier trieben, denn hinter ihm jagte ein anderer Mann nach. Groß, kräftig, grimmiges, kantiges Gesicht voller Bartstoppeln. Gekleidet in einer Samurai-Rüstung, jedoch ohne Helm. In den Händen ein Katana. »Er will mich umbringen!«, schrie der Flüchtende panisch und mit angstgeweiteten Augen als er an Sasuke vorbeizischte. Was du nicht sagst, dachte der Uchiha. Er wich mit Leichtigkeit aus, draußen floh der Mann zwischen die Häuser und war verschwunden. Sasuke versperrte dem Samurai bestimmt den Weg. Der wollte seinem Opfer sofort nach, musste jedoch nun innehalten und betrachtete den Ninja vor sich wie eine lästige Fliege. »Ich tue Kindern nichts, wenn es sich vermeiden lässt«, schnarrte er mit tiefer Stimme, seine schwarzen Augen musterten die drei vor sich unbeeindruckt. Naruto verarbeitete noch die Tatsache, dass ihr Verdächtiger, den sie verfolgt hatten, offenbar kein Samurai gewesen war, dieser jetzt aber unverhofft doch vor ihnen stand. Mit einer Waffe in der Hand. Ungünstig. Sakura schoss ein panischer Gedanke nach dem anderen durch den Kopf und sah immer wieder zu Sasuke hinüber, in der Hoffnung, dass er ihnen gleich einen genialen Plan unterbreiten würde, wie sie den Feind geschickt und ohne große Schwierigkeiten festnehmen konnten. Aber Sasukes Plan war in diesem Moment recht simpel – nicht vom Katana treffen lassen. Der Samurai hatte kein Interesse daran, die drei anzugreifen. Er steckte schnaubend sein Katana in die Scheide und marschierte mit klappernder Rüstung an seinen Kontrahenten einfach vorbei. Glücklicherweise ließ der Regen gerade endlich nach. »Äh, hey! Stehenbleiben! Wir nehmen Sie fest!«, plärrte Naruto und sprang auf den Mann zu, ein Kunai in seiner Hand. Er würde den Verbrecher nicht einfach so davonziehen lassen, das hier war seine Chance zu glänzen und Kakashi (und Sakura) zu beeindrucken! Ein Samurai war kein Ninja, aber er hatte dennoch gute Kenntnisse in Selbstverteidigung. Narutos plumpen Angriff auszuweichen und dessen Hand samt Kunai zu greifen war eine Leichtigkeit für ihn. Das ist meine Chance!, dachte Sasuke und schleuderte drei Kunai auf den Samurai. Einer zielte auf das Gesicht des Mannes, die anderen zwei visierten sowohl Arme als auch Beine an. Sasuke hatte sich tatsächlich eine Sache in den Büchern in der Bibliothek genauer angesehen – die Schwachpunkte einer japanischen Rüstung. Neben der eingeschränkten Bewegungsfreiheit waren Arme und Beine teilweise frei, damit man überhaupt vom Fleck kam. Genau diese Stellen waren Sasukes Ziel. Die Schnelligkeit des kleinen Uchiha überraschte ihren Gegnern tatsächlich, dennoch schaffte er es den Geschossen gerade so auszuweichen. Verdammter Mist! So schnell erwisch ihn nicht mehr auf dem falschen Fuß! Sasuke knirschte mit den Zähnen. Aber ich bin ja noch lange nicht fertig! Naruto griff derweil in seine Tasche, holte einen weiteren Kunai heraus und versuchte diesen in den Bauch des Samurai zu rammen, aber der schleuderte den Blondschopf von sich, bevor Naruto den Kunai überhaupt richtig zu greifen bekam. Er fing sich selbst auf dem Boden gut ab und warf seine Waffe stattdessen, aber das beeindruckte den Samurai keineswegs. Ein Schritt zur Seite und der Kunai flog ins Leere. Während also Sasuke und sein Kamerad sich für den nächsten Angriff wappneten machte sich ihr Gegner davon. Mal wieder. »Hey, hiergeblieben!«, rief Sasuke ihm verärgert nach und sprang dem Samurai hinterher. Nicht für voll genommen zu werden fuchste den Jungen ungemein, er war ein würdiger Gegner, das würde er seinem Kontrahenten schon noch zu verstehen geben! Der Samurai warf einen genervten Blick über die Schulter: »Haut endlich ab, ihr stört!« »Oh, also das tut mir aber leid!«, sagte Sasuke sarkastisch und formte die Fingerzeichen für sein spezielles Jutsu. Wenn er seinen Gegner nicht richtig treffen konnte, dann würde er ihn einfach einschmelzen. Kurz darauf barst eine große Feuerkugel aus seinem Mund, der Feind fluchte. Als das Jutsu Sasukes Kontrahenten hätte eigentlich treffen müssen zischte es plötzlich laut, es knallte und Dampf breitete sich aus. Sasuke wusste gleich, irgendwas was war schief gelaufen, so funktionierte sein Jutsu nicht. Das war eher so BBQ und weniger Dampfsauna. Naruto kam neben seinem Kameraden zum Stehen, er fragte sich insgeheim, was das für eine Technik war, die sein Teammitglied da auf dem Kasten hatte. Wenn wir das in der Schule gehabt hätten, wüsste ich davon! Glaube ich ... Sakura hatte sich im Hintergrund gehalten und war ganz begeistert von Sasukes Angriff. Sie hatte zwar keinen blassen Schimmer, was das für ein Jutsu gewesen war, aber sie wagte zu behaupten, das es dem Samurai ganz schön eingeheizt haben müsste. Als der Dampf sich verzog stand ihr Gegner mit gezogenem Katana da. Sasuke kniff die Augen zusammen und sah genauer hin. »Ist das Wasser an der Klinge?!«, fragte er laut mehr sich selbst als sein Team. Naruto reckte den Hals. »Oh Mann, ich glaub schon!« Sakuras Herz sank, erneut, Sasukes mächtiges Jutsu hatte den Mann keinen Kratzer zufügen können, dabei sah es so aus, als hätte es das tun müssen. »Tja, mein Katana ist nicht irgendein Katana! Da staunt ihr, wa...?« Naruto hatte den restlichen Dampf genutzt und war dem Samurai unbemerkt näher gekommen. Statt das für einen sinnvollen Angriff zu nutzen versuchte er seinen Feind erneut mit seinen Kunai zu verletzen, ungeachtet der Tatsache, dass die Rüstung für derlei Waffen undurchdringlich war. Seufzend wich der Samurai fast schon gelangweilt aus, seine Schuhe schabten über den Boden und seine Rüstung klapperte. »Könntest du das mal lassen, Junge?!« Knurrend bekam er Narutos Arm zu fassen, musste aber wieder loslassen, als Shuriken auf ihn zugeschossen kamen und er ihnen ausweichen musste, vor allem, um sein Gesicht zu schützen. »Sasuke!« Sakura tauchte zitternd und kreidebleich neben ihrem Kameraden auf. »Wir ... haben keine richtige Chance gegen ihn ... Er ist so verflixt schnell und hat auch noch dieses Katana, das nicht normal ist!« »Kann schon sein, aber wir schinden Zeit«, erwiderte Sasuke und zielte sorgfältig, er durfte Naruto auf keinen Fall treffen, aber er musste den Samurai weiterhin in Schach halten. So lange Naruto weiter versuchte ihren Gegner anzugreifen und Sasuke ihn aus der Distanz beschäftigte, war der Mann in seinem Handlungsspielraum begrenzt und das mussten sie so lange wie möglich aufrechterhalten. Sakura begann ebenfalls ihre Shuriken und Kunai zu werfen. »Wir schinden Zeit?«, rief sie Sasuke fragend zu. Er nickte. »Ja. Und das weiß er auch, er will hier weg, wir halten ihn auf. Wir müssen das nur so lange hinbekommen, bis die Jounin uns finden.« Der Samurai hatte es geschafft, sich hinter eine verfallene Mauer zu retten, die Shuriken und Kunai prallten gegen den losen Putz und das bröckelnde Gestein, einige Waffen blieben in der Wand sogar stecken. Hinter der Mauer schleuderte er Naruto erneut von sich. Wie beim letzten Mal fing der Blondschopf seinen Sturz katzengleich ab und schlitterte auf allen Vieren zu seinem Team hinüber. »Harter Brocken!«, brummte Naruto und klopfte sich Staub von der Kleidung. »Versuchen wir was anderes!« Er legte seine Hände aneinander und rief: »Jutsu der Schattendoppelgänger!« Circa 30 Narutos tauchten überall auf und stürzten mit Kampfgeschrei auf ihren Feind. Sasuke hatte eine Idee, er schnappte sich einen der Doppelgänger und sagte: »Ich werd einen zweiten Angriff versuchen, der echte Naruto sollte möglichst weit weg sein!« »Geht klar!« Sakura stand ratlos da, ihre Shuriken und Kunai hatte sie fast vollständig aufgebraucht, ebenso ihren Mut. Ihr Kopf war wie leer gefegt. Sie war Jahre lang auf Momente wie diese vorbereitet worden und hatte jetzt das Gefühl der absoluten Ohnmacht und Nutzlosigkeit anheim zu fallen. Ich kann nichts tun oder ... oder ich weiß nicht, was ich tun kann ... Aber ich muss doch irgendwas tun! Sasuke kletterte in Windeseile die Wand eines baufälligen Haues hinauf, etwas weiter oben konnte er sein Jutsu besser anwenden. Er hatte es noch nicht oft ausprobiert, aber das war ja auch immer eine Frage der Motivation und an der mangelte es Sasuke derzeit keineswegs. Er hatte noch das eine oder andere Ass im Ärmel, aber ohne Naruto und Sakura konnte er diese nicht richtig anwenden. Auf dem wackeligen Dach angekommen sah der Uchiha, wie die Narutos immer und immer wieder den Feind attackiert. Der Samurai schwang sein Katana und die Klinge traf mühelos einen Doppelgänger nach dem anderen. Gut so, Naruto. Bloß nicht nachlassen!, dachte Sasuke, formte sein Jutsu, holte tief Luft und fühlte die Hitze durch seinen Körper strömen. Dieses Mal kam keine große Feuerkugel heraus, sondern viele kleiner. Da Sasuke so weit oben war gab es einen hübschen Streueffekt, genau das, was er sich erhofft hatte. Auf den Samurai und die Narutos ging ein Feuerregen nieder. Die Doppelgänger verschwand ruckzuck einer nach dem anderen. Nur noch der Samurai blieb zurück, welcher überrascht das Katana schwang, um Feuerkugeln abzuwehren, aber vor allem fußläufig aus der Gefahrenzone zu kommen versuchte. Seine Rüstung begann merklich zu leiden und auf seinem Gesicht waren Verbrennungen sichtbar. Er brüllte wie ein Stier vor Wut und Schmerz. Er fasste den echten Naruto ins Auge, der auf der anderen Straßenseite stand, Sasuke befand sich noch immer auf dem Haus gegenüber. In einer Geschwindigkeit, die ihm keiner der Ninja zugetraut hätte, stürzte der Feind fuchsteufelswild mit gezücktem Katana auf den Blondschopf zu. Der war von dem Angriff so überrumpelt, dass ihm keine Zeit blieb, um zu reagieren. Sasuke stieß sich sofort vom Dach ab, Schindeln lösten sich unter seinen Füßen und nahmen ihm so den Schwung, den er dringend gebraucht hätte. In diesem Moment wusste er: Das schaff ich nicht mehr! Er konnte Naruto nicht rechtzeitig erreichen, der Samurai war einfach zu schnell. Naruto hielt die Luft an. Sein Körper war zum Zerreißen gespannt, für mehr reichte seine Zeit nicht mehr, als ihm klar wurde, dass die Klinge direkt auf ihn zuschoss. Aber die Klinge wurde nicht in Narutos Körper versenkt. Kapitel 5: V – Für wen die Glöckchen läuten ------------------------------------------- Die Klinge bohrte sich stattdessen in Sakura. Die Kunoichi war tatsächlich schnell genug gewesen, um zwischen den Samurai und ihren Kameraden zu treten und so die Klinge mit ihrem eigenen Körper abzufangen, welche nun durch ihren Bauch gerammt wurde und hinten wieder herauskam. Naruto stolperte schockiert zur Seite, damit das Katana ihn nicht doch noch traf. »Sakura!«, riefen er und Sasuke entsetzt, die Farbe wich ihnen schlagartig aus den Gesichtern. Und kurz darauf machte es Poff. Die durchbohrte Sakura war verschwunden und ihr wütendes Pendant schlug dem verdutzten Samurai von hinten mit aller Wucht einen Ziegel um die Ohren. »Mieser Scheißkerl! Dir zeig ich's!«, brüllte sie aus Leibeskräften und prügelte mit dem Ziegel auf den Mann ein, bis das Material nachgab. Naruto und Sasuke wurde klar, dass Sakura natürlich einen Doppelgänger vorgeschickt hatte und logischerweise nicht selbst zwischen Naruto und ihren Feind getreten war. Aber der aufrichtige Schock, den ihre beiden Kameraden zeigten war durchaus hilfreich gewesen, um den Samurai für wenige Sekunden glauben zu lassen, er habe tatsächlich getroffen. »Gut, das reicht jetzt«, sagte eine wohlbekannte Stimme. Kakashi Hatake trat auf den Plan, umringt von einer Meute Hunde, welche Kleidung trugen. »Gefunden«, meldete ein Mops zufrieden. Team 7 hatte vor lauter Aufregung gar nicht mitbekommen, wie ihr Lehrer sich der Szenerie genähert hatte und glotzten ihn überrascht an. Sakura ließ die Reste des Ziegels fallen und sowohl die drei Ninja als auch der Samurai standen da wie kleine Kinder, die bei etwas Verbotenem erwischt worden waren. Neben Kakashi tauchten weitere Jounin auf, der geflohene Verbrecher gab sofort auf. Er sah ein, dass ein Kampf gegen so viele hochrangigen Ninja sinnlos war, ungewöhnliches Katana oder nicht, und ließ sich widerstandslos abführen. Kakashi wandte sich seinem zerschrammten Team 7 zu und musterte sie eingehend. »Was genau sollte das werden?« »Wir ... wir haben den geflohenen Verbrecher aufgespürt und dingfest gemacht!«, rief Sasuke mit geballten Fäusten, den Stolz konnte er sich nicht verkneifen. Er hatte seine Sache gut gemacht, das konnte niemand bestreiten. »Das war doch richtig, oder? Ich glaube, das war richtig ... echt jetzt ...«, murmelte Naruto unsicher und griff sich verlegen in den Nacken. Kakashi sah irgendwie nicht so aus, als würde er sich sonderlich freuen, sein Team am Ort des Geschehens vorzufinden. Sakura sah auf ihre Hände. Sie hatte tatsächlich mit einem Ziegel auf einen Samurai eingeschlagen ... War das eine gute Sache? War das etwas, womit man später jemanden beeindrucken konnte? Unsicher sah sie zu ihrem Lehrer und rieb sich Tonreste von den Händen. Kakashi rieb sich die Nasenwurzel. »Das hätte richtig schiefgehen können, und ich bin verantwortlich für euch! Ohne meinen ausdrücklichen Befehl werdet ihr so etwas nie wieder machen, ist das klar!« Während Sakura brav nickte und sich dachte, dass sie das doch gleich gesagt hatte, protestierten Naruto und Sasuke, dass sie doch handeln mussten, wo sie schon „zufällig“ vor Ort waren und überhaupt. Kakashi seufzte, schickte seine Hunde fort und sagte: »Aber ihr habt meine Prüfung bestanden.« Dieser Satz brachte die beiden sofort zum Schweigen, wenn auch nur für kurze Zeit. Narutos Gesicht hellte sich in Sekundenschnelle auf. »Wir haben bestanden, echt jetzt?!« Er hatte zwar nicht kapiert warum, aber das war dem kleinen Uzumaki in diesem Moment auch völlig egal. Bestanden war bestanden! Sasuke grinste zufrieden. Sein Plan war aufgegangen, er hatte bewiesen, dass er das Zeug zum Genin hatte – was auch sonst. »Weil wir als Team zusammengearbeitet haben?«, fragte Sakura, die als einzige daran dachte, dass der Samurai keine Glöckchen hatte und sie ihm die auch nicht abluchsen mussten. Ihre beiden Kameraden sahen mit gerunzelter Stirn zu ihr hinüber. Kakashi nickte. »Genau, denn darum geht es. Ihr seid ein Team und ihr müsst zusammenarbeiten wie ein Team! Und genau das habt ihr heute begriffen und auch gemacht.« Sasuke sah zu Sakura hinüber, ihr Schachzug kam genau im richtigen Moment. Niemand hatte damit gerechnet, nicht ihre Kameraden und schon gar nicht der Feind, der sie als passiv und weinerlich wahrgenommen hatte. Sakura war am Ende viel wichtiger in diesem Kampf gewesen, als Sasuke sich selbst eingestehen wollte. Naruto sprang mit ausgebreiteten Armen zu der Kunoichi hinüber. »Das mit dem Doppelgänger war ne großartig Nummer, echt jetzt!« »Ja, nicht schlecht«, brachte Sasuke zögerlich aus sich heraus und nickte ihr zu. Sakura hatte das Gefühl in Ohnmacht zu fallen vor Freude. Ihr Sasuke sagte, dass sie etwas richtig gemacht hatte! Bester Tag ihres Lebens, bis jetzt! »Und das mit dem Ziegel war auch ganz nett, etwas unorthodox, aber effektiv.« Kakashi sah auf die Uhr. »Okay, ich muss noch langweilige Berichte schreiben. Ihr ruht euch aus, morgen fängt das Berufsleben an, und bloß nicht zu spät kommen!« »Sie aber auch nicht!« »Wie meinen?!« »Ach, nichts ...« »Ähm ... « Sakura war da noch ein ganz anderer Gedanke gekommen, »wer war eigentlich der andere Mann? Der, der davor in das Gebäude rein ist und den Samurai gefunden hat?« Kakashi winkte ab. »Ach, der kümmert sich hier um die Gebäude, soweit es geht. Erstellt Gutachten, verscheucht spielende Kinder ...« Sein Blick schoss zu Naruto, der sah beschäftigt auf den Boden. »Oh, okay.« Die drei Ninja machten sich auf den Weg nach Hause, ein Stück gingen sie zusammen und ließen begeistert, vor allem Naruto, die Geschehnisse Revue passieren. Es war knapp, gefährlich, aber auch aufregend gewesen und jeder von ihnen hatte seinen Beitrag geleistet und sein Bestes gegeben. Die Freude über die bestandene Prüfung und das Abenteuer war riesig. »Wir sind richtige Genin!« »Wissen wir, Naruto.« »Ja, wir waren dabei, schon vergessen?« »Ich kann’s kaum erwarten, was wir morgen tun dürfen!« Wenn sie gewusst hätten, dass ihre morgige Mission aus Unkraut rupfen bestand, wäre die Vorfreude vermutlich deutlich gedämpft gewesen, aber sie wussten es nicht und so liefen sie, jeder für sich, voller Tatendrang nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)