ShadowLights von eternal-ravenheart ================================================================================ Kapitel 1: (Alexis x Aiden) These Simple Words ---------------------------------------------- ‚These Simple Words’ (Alexis x Aiden) Ari seufzte tief auf, während sie ihren Kopf nachdenklich auf ihrer Hand stützte. Ihre bunten Locken schwangen sanft mit der sich hebenden und senkenden Bewegung ihres Körpers mit, während sie noch immer in Gedanken schien. „… Das ist also das, was dich die ganze Zeit so bedrückt Bruderherz?“ Die rhythmische Bewegung, die den Körper der kleinen Göttin bisher bewegt hatte hielt mit einem Mal inne und ihr Blick wanderte auf ihren großen Bruder. Zwar konnte sie sein Gesicht nicht sehen da sie noch immer als Ballast für seine Liegestützen auf dessen nackten Rücken saß, doch sie spürte auch so was gerade in ihm vorging. Es schien für einen Moment als wollte der Schwarzhaarige unter ihr etwas sagen, doch offenbar suchte der stille Gott wohl nach den richtigen Worten und blieb weiterhin stumm. Alexis hatte sich ihr anvertraut, wie so oft wenn ihn etwas belastete. Sie waren einander so nah, wie man es sonst nur von Zwillingen erwartete, doch sie verband einfach eine starke Geschwisterliebe. Mit ihr konnte er reden als wäre es das natürlichste auf der Welt, doch jeder wusste wie sehr seine Schüchternheit den jungen Mann zurückhielt um mit anderen außer der eigenen Familie zu reden. Lex hatte mit ihr reden wollen, meinte dass er seinen Kopf frei kriegen müsste. Er hatte ihr nach kurzer Zeit auch gesagt was ihn die letzten Tage ohne Pause durch den Kopf ging. Die Erkenntnis dass er sich in Aiden verliebt hatte. Alexis atmete schwer durch, bevor er seinen linken Arm auf seinen Rücken legte und nun krampfhaft versuchte die Liegestützen mit nur dem rechten Arm weiterzumachen. „Ich… ich… weis nicht… was ich… jetzt tun… soll…“ Seine Stimme stoppte angestrengt bei jeder Wiederholung, doch er musste sich mit der körperlichen Anstrengung ablenken damit er einen halbwegs klaren Kopf behalten konnte. Er fühlte wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn und Brust bildeten und langsam hinabrollten als seine kleine Schwester ihm antwortete. „… Du solltest ehrlich zu ihm sein und es ihm sagen.“ Lex hielt einen Sekundenbruchteil inne, bevor er seine Übungen weiter durchführte und ein kurzes sarkastisches Lachen aus seiner Kehle drang „Sehr witzig. Danke für… den Tipp… da wäre ich… nie selbst… drauf gekommen…!“ Mit einem Mal hüpfte Ari regelrecht von seinem Rücken, drehte sich zu ihm um und sah ihn erwartungsvoll an „Du wolltest meine Meinung und ich habe sie dir gesagt. Manche Dinge… musst du selbst tun Brüderchen… auch wenn es unmöglich erscheint.“ Alexis richtete sich schließlich auf und lies sich zurück auf seine Knie sacken. „Ich… bin in seinen Augen doch bestimmt nur ein kranker Freak… ich… kann ihm ja nicht einmal richtig ansehen… ohne dass ich beinahe umkippe…“ Es war nicht gelogen. Auch wenn er seit seiner Ankunft hier und schließlich auch mit dem Beginn seiner „Therapie“ mit dem kleineren Menschen schon durchaus große Fortschritte gemacht hatte… seit einiger Zeit hatte er jedoch das Gefühl dass ihm alles wieder entglitt. Wenn Aiden ihn mit seinen klaren, grünen Augen ansah. Wenn er ihn überraschend berührte und ihn dann voller Stolz angeblickte wenn er nicht zurückgewichen war. Als er eines Abends eingeschlafen und seinen Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Alexis hatte es damals kaum gewagt sich zu bewegen. Aiden hatte so sanft geschlafen dass er es sich nicht hätte verzeihen können, den Kleinen mit den orangeroten Haar zu wecken. Und dann hatte er gesehen wie nah die blasse Hand des jungen Menschen bei der seinen lag. Er konnte sich erinnern wie seine Gedanken sich überschlagen hatten, doch er hatte es trotz allen Zweifeln die ihn lähmen wollten gewagt. Vorsichtig hatte er seine Fingerspitzen ausgestreckt und sie auf Aidens Handrücken gelegt. Er hatte die Wärme gespürt die der junge Sterbliche ausstrahlte, er hatte gefühlt wie etwas in seiner Brust geradezu aufflammte. Das Verlangen Aidens Hand fest zu greifen und nie wieder los zu lassen. Tief in dessen wunderschöne Augen zu sehen und ihn fest an sich zu halten. Seine Lippen auf die seinen zu legen und sich in diesem sanften Kuss zu verlieren. Ihm zu sagen dass er das strahlende Licht in seiner einsamen und dunklen Welt war. Ihm einfach zu sagen wie wichtig er ihm geworden war und dass er nicht mehr ohne ihn leben wollte. Diese einfachen Worte zu sagen - „Ich liebe dich.“. Doch er hatte nichts getan. Er hatte seine verdammte, ihn lähmende Schüchternheit nicht überwinden können. Er hatte nichts tun können, außer seine Hand hastig zurückzuziehen und so zu tun als wäre nie etwas geschehen, als der andere langsam wieder aufgewacht war. „Sei nicht so hart zu dir. Ich bin mir sicher dass dies nicht das ist, was er denkt. Ich denke sogar dass er dich auch ziemlich mag.“ Ari’s Worte liesen ihren Bruder zu ihr aufsehen und einen Moment lang blickte er sie wieder an wie ein ausgesetzter Welpe, doch dann lies er kraftlos seine starken Schultern hängen „… Und doch kann ich den Gedanken nicht loslassen wie Hoffnungslos es ist. Er ist so voller Leben und Liebe. Und was bin ich? Alles was ich kann ist kämpfen. Dunkle vernichten und ihre Körper zerschmettern. Ich kann nicht… mit ihm mithalten. Ich strenge mich ja an! Es ist nicht so… dass ich anderen nicht nahe sein will… aber ich KANN es nicht. Etwas in mir lässt meine Stimme verstummen und meinen Körper erstarren, so war es schon immer! Was will… ein wunderbares Wesen wie Aiden denn mit einem… wie mir…“ Seine Augen sahen sie beinahe flehend an, als müsste Lex in diesem Moment seine bloße Existenz rechtfertigen. Ari ging zu ihm in die Hocke und schloss den verschwitzten, leicht zitternden Oberkörper fest in ihre Arme. Sie küsste ihren großen Bruder vertraut auf die Stirn und hielt ihn anschließend wieder fest in ihren Armen. „Du bist so voller Liebe und sorgst dich immer um andere. Du bist ein ebenso wundervolles Geschöpf und ich bin fest überzeugt dass Aiden das auch erkennt!“ Mit diesen Worten sah sie ihrem Bruder mit einem liebevollen Lächeln ins Gesicht und dieser musste nun auch durchaus seinen Mund zu einem unbeholfenen Grinsen verziehen. „Wenn du meinst Schwesterherz.“ Ari nickte voller Überzeugung „Natürlich! Ich hab dich lieb Brüderchen!“ „Ich dich auch Ari. Ich bin froh dass du bei mir bist.“ Ari jedoch blickte auf und ihr Blick lag auf dem Chaos in dem Zimmer „Aber mal was ganz anderes… wann hast du hier zuletzt mal aufgeräumt? Das ist ja das pure Chaos.“ Alexis musste sich betreten eingestehen dass seine kleine Schwester durchaus recht hatte – die letzten Tage waren seine Gedanken nur um seine Gefühle für Aiden gekreist, sodass er einfach alles hatte so liegen lassen wie es ihm wohl vom Körper gefallen war. „Ehm… ich… wollte aufräumen… wenn ich mit dem Training fertig bin?“ Ari sah ihn kritisch an, aber seine Stimme klang wohl selbst nicht ganz überzeugt von seiner eigenen Ausrede. Doch schließlich stand sie auf und stemmte ihre Hände in die Hüften „Naja. Ich helf dir einfach mal, schließlich ist es gerade auch nicht so einfach. Ich werde die ganzen muffigen Klamotten zum waschen bringen wenn das für dich in Ordnung ist? Ich denke in frischer Kleidung sieht diese Welt gleich wieder ganz anders aus. Du powerst dich noch ein bisschen aus und überlegst dir was du ihm das nächste Mal sagen willst, in Ordnung?“ Zwar war Alexis bei dem Gedanken Aiden seine Gefühle gestehen zu sollen nicht ganz wohl, doch er konnte seiner Schwester diesen ‚Befehl‘ nicht ausschlagen „In Ordnung. Ich… werde mein bestes geben.“ Ari hatte die Arme schon beinahe mit Alexis Kleidungsstücken überladen, als sie nochmals einen Blick auf ihren Bruder warf als sie das Zimmer verlassen wollte. Ihr Bruder war zwar erneut so in sein Krafttraining vertieft dass er wohl gar nicht mehr wahrnahm dass sie noch im Zimmer war, doch irgendwie wirkte er etwas optimistischer und entschlossener als zuvor. Irgendwie schaffte sie es mit den vollen Händen noch die Tür zu öffnen und unauffällig aus dem Raum zu schlüpfen. „Oh man… warum muss er das muffige Zeug sammeln? Er könnte ruhig mal nicht immer bis zum letzten Moment warten… wollte er morgen etwa nackt rumlaufen?“ murmelte Ari mehr oder weniger vor sich hin, als sie sich noch immer mit dem riesigen Berg schmutziger Kleidung ihres großen Bruders zielstrebig ihren Weg bahnte. Zwar konnte sie eigentlich außer verschiedenen Bekleidungsteilen nichts sehen, doch zum Glück war sie inzwischen mit den Wegen und Eigenheiten dieser Unterkunft durchaus so gut vertraut, sodass sie den Weg zur Waschküche sogar im Schlaf gefunden hätte. Ein unerwartetes Hindernis jedoch brachte sie ins taumeln und als sie schon nach vorn stürzte, sah sie außer fliegenden Kleidungsstücken nur noch leicht rötliches Haar und grüne Augen die sie erschrocken anstarrten. Sie konnte ihren überraschten Aufschrei nicht verhindern als sie mitsamt Aiden zu Boden fiel und unter den verstreuten Klamotten regelrecht begraben wurde. „Ohje, ich dachte du hättest mich bemerkt! Tut mir leid Ari!“ entschuldigte sich der zuvor erfolgreich zu Boden gebrachte junge Mann, während er sich leicht ächzend aufrichtete und der jungen Göttin ebenfalls wieder auf die Beine half. „...Aiden??? W… was machst du denn hier?“ stotterte Ari dem anderen erschrocken entgegen. Gerade hatte sie noch mit ihrem Bruder über diesen Menschen geredet und nun stand er hier vor ihr! Das… konnte doch wohl kaum ein Zufall sein oder? Nachdem sie noch immer etwas perplex Aidens Hände los lies und ihn wohl noch immer mehr als erstaunt ansah, legte der andere seinen Kopf leicht schräg „Ich… wollte eigentlich nur mal nach Alexis sehen, irgendwie war er die letzten Tage nicht so gut drauf. Ich hoffe du hast dich nicht verletzt?“ Ari schüttelte hastig ihren Kopf und ihre regenbogenfarbenen Locken schwangen wild mit „Nein nein! Alles gut, keine Sorge!“ Aiden lachte kurz erleichtert auf „Gut, das hätte mir jetzt noch gefehlt!“ Doch Ari blickte ihn mit ihren intensive türkis gefärbten, mit einem dunklen Rot umrahmten Augen an. Hatte der junge Mann tatsächlich eben angedeutet dass er hier war weil er sich um ihren verklemmten Bruder sorgte? Vielleicht wäre dies sogar nun schon die Möglichkeit um Alexis endlich aus der Reserve zu locken. Überrascht stellte sie jedoch fest dass Aiden nachdem er kurz seinen Blick hatte schweifen lassen, damit begann die überall verstreuten Klamotten aufzulesen woraufhin Ari ihm hastig zur Hand ging. Nachdem sie das letzte Shirt vom Boden aufgehoben hatten standen sie sich nun beide mit den großen Wäschebergen gegenüber. Aiden sah nachdenklich auf die Wäscheberge und fragte sie schließlich freundlich „Kann ich dir erst einmal helfen? Du wirkst als könntest du noch zwei helfende Hände gebrauchen.“ Doch Ari schüttelte erneut energisch ihren Kopf, während sie Aidens Wäscheberg erneut auf den ihren auftürmte „Nein! Alles gut! Ehrlich, das schaff ich schon!… Du wolltest doch zu meinem Bruder? Dann solltest du das auch tun~“ Der junge Arzthelfer sah sie kurz etwas verwirrt an, doch schließlich nickte er fröhlich „Na gut, wenn du meinst. Sein Zimmer war dort hinten den Flur entlang oder?“ Ari nickte, soweit es ihre Beladung zuließ „Ja, das letzte Zimmer auf der rechten Seite. Er ist gerade drin, du kannst ruhig rein gehen… er wollte noch etwas trainieren und da blendet er meist alles aus. Geh einfach rein, das ist schon in Ordnung.“ Aiden nickte ihr dankbar zu und wollte sich gerade auf den Weg zu seinem eigentlichen Ziel machen, als Ari’s Stimme ihn noch kurz innehalten lies „Aiden! Warte noch einen Augenblick. Ich… muss dich etwas fragen…“ Seine grünen Augen sahen sie erstaunt an als er nur nickte „Klar? Was ist denn?“ Die kleine Göttin schien kurz auf ihren Lippen zu kauen als müsste sie ihre Frage erst in ihrem Kopf zurechtlegen, bis sie ihn dann mit ihren eindringlichen Augen direkt ansah. „Was… hältst du.. eigentlich von Alexis?“ Einen Moment lang konnte Aiden nicht abschätzen welche Antwort das Mädchen vor ihm nun eigentlich hören wollte. ‚Was ich über ihn denke? So genau… habe ich da noch nie darüber nachgedacht…‘ „Er macht sich großartig, wir haben schon wirklich große Fortschritte gemacht seit wir zusammen an seinem Problem arbeiten!“ Ari konnte nicht anders als den fröhlich lachenden Aiden vor sich irritiert anzustarren, während dieser munter weiter erzählte „Es ist wirklich schön zu sehen wie er langsam aus sich herauskommen und beinahe normale Unterhaltungen mit mir führen kann!“ doch mit einem Mal wirkte der kleine Sonnenschein vor ihr etwas bedrückt „… aber irgendwie ist er die letzten Tage wieder viel stiller geworden… ich dachte dass er sich vielleicht nicht so gut fühlt und wollte nach ihm sehen. Ich hab ja keine Ahnung wie das mit euch Göttern ist, ob ihr auch krank werden könnt. Nicht dass er sich etwas eingefangen hat.“ Die junge Göttin konnte es nicht fassen. Ihr Bruder hatte sich erneut so zurückgezogen weil er sich in Aiden verliebt hatte, dieser glaubte wiederum dass dieser sich irgendeine Menschenkrankheit eingefangen hatte und deshalb so schlecht drauf war? Wäre sie nicht so mit Alexis schmutziger Wäsche vollbeladen gewesen, hätte sie sich die Haare über die beiden Vollpfosten raufen können. Doch mit einem Mal fiel es ihr wieder ein ‚Oh. Richtig. Wäsche.‘ Sie war ja gerade unterwegs gewesen um den muffigen Kleiderberg loszuwerden. Und je länger sie über Aiden und ihren Bruder nachdachte umso stärker wurde der Gedanke ‚… das müssen die beiden wohl selbst auf die Reihe kriegen.‘ Sie lächelte Aiden freundlich an „Das war nicht wirklich das was ich eigentlich gemeint hatte, aber egal. Keine Sorge der hat nur eine Menge im Kopf momentan. Aber jetzt solltest du zu ihm gehen wenn du schon extra wegen ihm hergekommen bist.“ Abschließend nickte sie dem jungen Menschen noch freundlich zu „Aber jetzt musst du mich entschuldigen, ich muss die hier loswerden, sonst hat Lex keine Kleidung mehr zum anziehen.“ Aiden sah Ari noch einen Moment lang nach. Der wandelnde Wäscheberg raste regelrecht den Flur entlang und huschte um die Ecke - er konnte nur hoffen dass die energiegeladene junge Göttin nicht noch weitere Anwohner über den Haufen rannte. Nachdem er jedoch kurz gelauscht, und keine weiteren Schreie oder polternden Geräusche wahrnehmen konnte, beschloss er endlich zu Alexis zu gehen. Noch während er den kleinen Flur entlang schritt, war er mit seinen Gedanken erneut bei Ari’s seltsamer Frage von zuvor ‚Was… hältst du.. eigentlich von Alexis?‘ Schließlich stand er vor der Tür und wollte schon nach dem Türknauf greifen als er innehielt. Er dachte noch immer über die kurze Unterhaltung mit Alexis kleiner Schwester nach. Er hatte gesagt dass er sich so freute dass er Fortschritte machte und sich ihre harte Arbeit endlich auszahlte. Dass er wirklich auf einem guten Weg war, seine Phobie in den Griff zu bekommen. Mit einem Mal jedoch fühlte er einen kleinen Druck auf seiner Brust. Er hätte natürlich auch sagen können wie sehr er sich freute Alexis rot-blaue Augen regelrecht leuchten zu sehen wenn er seine gute Arbeit lobte. Wie sehr er inzwischen den schüchternen, meist kaum sichtbaren Anflug eines Lächelns mochte. Dass es ihm durchaus nicht unangenehm gewesen war als er den einen Abend eingeschlafen, wohl auf Lex’ Schulter gerutscht war und dessen Wärme gespürt hatte. Als er allmählich aufgewacht war und die Hand des schüchternen Gottes auf seiner gespürt hatte und noch einen Moment lang vorgab weiter zu schlafen. Aiden schüttelte kurz seinen Kopf und seine kurzen, leicht ins Pastell gehende orangen Haare umspielten sein Gesicht. ‚Reiß dich zusammen Aiden. Du bist gekommen um zu sehen wie es ihm geht weil du dir Sorgen gemacht hast. Jetzt geh da rein und steh nicht ewig dumm vor der Tür rum!‘ Trotz seines inneren Monologs und Ari’s Hinweis einfach einzutreten, klopfte Aiden höflich kurz an der Tür, gefolgt von einem kurzen „Lex? Ich bin’s, Aiden. Kann ich reinkommen?“ Nach einem kurzen Moment des Verharrens und angestrengten Lauschen zeigte sich jedoch keinerlei Reaktion. Er rief sich ins Gedächtnis dass Ari zuvor erwähnt hatte dass Lex wohl oft nichts mitbekam wenn er in seinem Training versunken war, also folgte er der Anweisung der kleinen Schwester, öffnete die Tür und trat einfach ins Zimmer ein. Kurz von der dort herrschenden Unordnung abgelenkt, zog jedoch etwas anderes schnell seine Aufmerksamkeit auf sich. Aiden konnte nicht anders als mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund zu starren als er Alexis sah, wie er sich von einigen Krafttrainings-Übungen aufrichtete und in seiner vollen Größe im Raum stand. Der große schwarzhaarige Gott schien etwas außer Atem und strich sich einige seiner nassen, ins dunkelblond verlaufenden Haarsträhnen hinter sein leicht spitzes Ohr und wischte sich mit dem Handrücken einige Schweißperlen von seiner Stirn. Doch auch auf dem Rest seines nackten Oberkörpers hatten sich die kleinen Tropfen gebildet und perlten nach und nach die definierten Muskeln entlang nach unten, während sie leicht in dem einfallenden Sonnenlicht glitzerten. Gestoppt wurden sie nur von der engen Lederhose des Gottes, welche wohl auch vom Schweiß mehr als nur durchtränkt war. Die Tattoos oder was auch immer die Symbole waren die sich über Lex gesamten Oberkörper zogen und die schöne Form seiner Muskeln nur noch betonten, wirkten in diesem Moment gerade zu hypnotisierend. Doch mit einem Mal trafen sich ihre Blicke und Aiden bemerkte erst jetzt wie er den anderen die ganze Zeit über angestarrt hatte. Er sah wie Lex ihn entsetzt ansah und die zuvor so schönen Augen sich mit Panik weiteten. Er konnte sehen wie die starken Muskeln zuckten als sich der Körper des Gottes verkrampfte und das einzige was er über seine eigenen Lippen brachte war ein fast schon gehauchtes „...Hi?…“ Alexis Augenlid zuckte nervös, als es auch schon geschah. Ari hockte vor der Waschmaschine und beobachtete wie die Trommel sich mit Wasser füllte und sich etwas behäbig begann zu drehen. Auf der einen Seite hoffte sie dass dieses spontane Treffen mit Aiden Alexis helfen würde seine Gefühle für ihn klarzustellen, auf der anderen Seite kannte sie ihren Bruder zu gut und genau das bereitete ihr Sorgen. Aiden war wiederum so freundlich und herzensgut, dass es vielleicht doch Hoffnung auf ein… positives Ergebnis geben konnte. Den Kopf nachdenklich schräg auf ihre verschränkten Arme gelegt, lag ihr Blick noch immer auf der sich drehenden und inzwischen aufschäumenden Wäscheladung. „… Lex braucht echt noch ein paar Kleidungsstücke. Theoretisch hat er ja jetzt gar nichts mehr außer den paar Teilen die er anhat.“ Für einen kurzen Moment verfinsterte sich ihr Blick und sie begann über ihren laut ausgesprochenen Gedanken zu grübeln. „… Irgendwie habe ich das Gefühl dass ich etwas wichtiges vergessen habe.“ Doch dann schüttelte sie den Kopf „Naja, wird schon nichts wichtiges sein. Ich hoffe dass Lex von Aidens Besuch nicht zu sehr den Kopf verliert~~~“ Aiden konnte nicht anders als seine Augen zukneifen und zusammen zu zucken, als das laute Gepolter in seine Ohren drang. Zwischendurch klang es so als hätte sich Lex ganz böse irgendwelche Gliedmaßen geprellt, doch schließlich herrschte absolute Stille im Raum und Aiden wagte es seine Augen wieder zu öffnen. Der schüchterne Gott war wohl von seiner Anwesenheit so überrascht gewesen dass er offenbar eine panische Fluchtreaktion ausgelöst hatte. Das nun noch deutlichere Chaos lies einen genauen Blick auf die Fluchtroute des Schwarzhaarigen zu, welcher nun vorsichtig begann, über die Lehne des abgenutzten Sofas zu linsen. Seine Augen waren noch immer erschrocken geweitet, doch zumindest die hastige Atmung schien sich allmählich zu normalisieren. „...A…. Aiden…? W… was… tust du hier?“ drang die verunsicherte Stimme des anderen leise durch den Raum. „Ich… äh… ich wollte nur nach… dir sehen…“ stotterte Aiden ihm mit hochroten Kopf entgegen. Lex schrie innerlich, warum war Aiden gerade jetzt hier? Er wollte nach ihm sehen? Warum überhaupt? Sollte er nicht eigentlich arbeiten? Er war gerade dabei gewesen sich einen Plan zu seinem Vorgehen zurechtzulegen und Aiden hatte mit seinem plötzlichen Auftauchen seine ganze Gedankensammlung wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Der junge Mann mit dem orangefarbenen Haar wirkte durchaus schuldbewusst als er nun begann sich zu entschuldigen „Es tut mir so leid, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken! Ich habe geklopft und gerufen, aber du hast mich nicht gehört… und Ari meinte dass ich einfach reinkommen könnte wenn dies der Fall sein sollte…“ Alexis schluckte nervös, doch schließlich stemmte er sich wieder auf seine Beine blickte etwas zurückhaltend in die Richtung seines unerwarteten Besuchers „… Ich… ich verstehe…“ Verlegen strich er sich eine seiner widerspenstigen Haarsträhnen hinter sein Ohr, als er sah wie Aiden ihn erneut mit großen Augen ansah. Als Aiden jedoch bemerkte dass seine Blicke nicht unbemerkt geblieben waren, wichen die klaren, grünen Augen hastig seinem Blick aus und er wirkte beinahe etwas beschämt „… Ich hoffe ich… störe dich… nicht bei etwas… wichtigen… oder so…“ die sonst so fröhliche Stimme des Menschen klang etwas verunsichert und auch zurückhaltend. „N… nein. Ich habe nur… etwas trainiert. Wobei solltest du stören…?“ Alexis sah ihn etwas verwirrt an, doch offensichtlich hatte der Gott nicht bemerkt worauf Aiden eigentlich angespielt hatte. Alexis stand noch immer halbnackt vor ihm und schien sich seiner Wirkung gar nicht bewusst zu sein. Aiden musste zugeben dass der andere vor ihm wirklich gut aussah. Zwar sah er sonst natürlich nicht schlecht aus, aber so wie jetzt nur in seiner engen Hose… und mit freiem Oberkörper… hatte das nochmal eine ganz andere Wirkung. Aiden konnte nicht verhindern dass er immer wieder den definierten Körper vor sich ansehen wollte, so zwang er sich verlegen zur Seite zu sehen um Lex nicht unhöflich anzugaffen. „Hast du vielleicht… irgendwas zum drüber stecken? Du bist ganz… schön verschwitzt. Nicht dass du dich noch erkältest. Genau.“ Alexis glaubte nun zu verstehen was Aidens seltsames Verhalten zu bedeuten haben musste. Götter und Menschen waren trotz ihrer ähnlichen Gestalt verschieden in ihrem Verhalten. Für ihn selbst war der Anblick von unbedeckter Haut nichts außergewöhnliches, doch wahrscheinlich war es für Menschen anders. Aiden lächelte ihn sonst stets so freundlich an, doch jetzt konnte der junge Mann nicht einmal in seine Richtung sehen. Es war sicherlich der Anblick seiner nackten Haut die den anderen so abstieß. Darum sah er ihn auch nicht an, einfach weil es für ihn so schlimm war dass er wegsehen musste. Er wollte nicht dass Aiden sich seinetwegen so unwohl fühlte, deswegen begann er hastig nach einem Hemd zu suchen. Alexis fluchte innerlich, denn egal in welchen Ecken er auch suchte, er fand rein gar nichts. Mit einem Mal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ari. Ari hatte zuvor wohl wirklich jedes seiner Kleidungstücke mitgenommen. Er hatte ihm Moment wirklich nur das, was er am Körper trug. Was konnte er nun tun um Aiden nicht komplett zu vergraulen sodass er sich von ihm abwenden würde? Das durfte jetzt einfach nicht passieren! „...Verzeih mir.“ „...Hä?“ Aiden sah etwas irritiert in Alexis Richtung, als dieser begann sich aus heiterem Himmel zu entschuldigen. Er konnte den Gedanken des anderen im Moment nicht wirklich folgen. Erst war der junge Gott wie ein Irrer durch das Zimmer gefetzt und hatte - sofern es überhaupt noch möglich war - eine noch größere Spur der Verwüstung hinter sich gezogen. Zwischendurch sah es so aus als wäre er auf der Suche nach etwas gewesen, doch scheinbar nicht erfolgreich. Aber warum und wofür entschuldigte er sich denn jetzt? Alexis hatte ja nichts falsch gemacht, immerhin war er unangekündigt vorbei gekommen und hatte Lex’ Zimmer einfach so betreten. Alexis sah erneut verunsichert und nun auch schuldbewusst in seine Richtung, während die von blau umrahmten roten Augen immer wieder Blickkontakt suchten. „Es tut mir leid dass du diesen Anblick hier ertragen musst. Ich wollte… dich nicht damit kränken dass du… das hier sehen musst.“ Nun verstand Aiden gar nichts mehr. Wovon sprach Lex eigentlich? Er sah den Gott verwirrt an, welcher immer bedröppelter dreinschaute und sah sich kurz um. In der Hoffnung zu verstehen wovon der andere gesprochen hatte, sah er jedoch nur das Chaos in dem Zimmer und meinte zu verstehen was dem schwarzhaarigen Gott so unangenehm und peinlich war. Das Chaos in dem Zimmer. Wenn Alexis gewusst hätte dass er ihn hätte besuchen wollen, hätte er sicher vorher aufgeräumt. Das musste es sein! Aiden lachte etwas geniert auf als er Alexis schließlich in die Augen sah und eine beschwichtigende, wedelnde Geste mit seiner Hand machte „Ach das mit dem Zimmer ist doch gar nicht so schlimm, ehrlich! Mich stört das nicht!“ Alexis wusste nicht wirklich wovon Aiden nun sprach „… Was?“ Doch der Angesprochene blickte nun auch mehr als nur verwirrt drein, als hätte er vollkommen den Gesprächsfaden verloren „Was?“ Lex konnte sehen dass Aiden nun wirklich intensiv nachdachte wo in ihrer Unterhaltung sie wohl den Faden verloren hatten, doch auch Lex war sich nicht mehr sicher ob er zuvor Aidens Verhalten überhaupt richtig gedeutet hatte. Es war ein seltsamer Moment der Stille in dem sie sich beide nur anstarrten und keiner ein einziges Wort sagte, als Alexis nicht anders konnte als leise aufzulachen. Irgendwie… hatten sie offenbar die ganze Zeit völlig aneinander vorbei geredet. Aiden glaubte dass seine Wangen wohl wieder rote Farbe annahmen, denn zumindest fühlten sie sich so an. Er konnte nicht anders als Alexis aufmerksam anzusehen als er leise in sich hineinlachte und ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen lag. Ein so herzliches Lächeln hatte er zuvor noch nie bei dem zurückhaltenden Gott gesehen. Besser gesagt überhaupt keines, denn bisher waren es auf dessen Gesicht immer nur schüchterne und ausweichende Blicke gewesen, es war das erste Mal das dass er das verschmitzte Lächeln und die vergnügt zusammengekniffenen Augen des Schwarzhaarigen so sah. Er musste zugeben dass Alexis trotz seiner sonst leicht düsteren Erscheinung wirklich sympathisch wirkte wenn er so sanft lächelte. Aiden ertappte sich bei einem überraschenden Gedanken ‚Irgendwie… ist er schon echt niedlich.‘ Aiden rief sich jedoch ins Gedächtnis dass er sich konzentrieren musste und nicht wieder begann abzudriften, weil der junge Gott ihn im Moment so aus der Bahn warf. „Ich glaube wir sollten nochmal von vorne anfangen.“ räusperte sich Aiden während Lex zustimmend nickte und noch immer lächelte. Alexis dunkle Augen sahen Aiden genau an und er war sich nicht sicher wie er diesen intensiven Blick einordnen sollte, denn normalerweise wich Lex den meisten Blicken immer nach nur kurzer Zeit aus. „In Ordnung. Dann ganz von vorne. Warum bist du heute hier Aiden?“ sprach Alexis mit seiner angenehmen Stimme, die meist kaum jemand zu hören bekam. „Ich wollte… eigentlich nur vorbeikommen… weil ich mir etwas Sorgen gemacht habe. Um dich meine ich.“ Alexis’ sah ihn mit einem Mal erstaunt an und das sanfte Lächeln war einer verwunderten Miene gewichen „Um mich gesorgt?… Warum das denn? Mir geht es gut.“ Als der schwarzhaarige Gott ihn nun so verwirrt ansah, kam sich Aiden beinahe schon etwas doof vor. „Naja… wir hatten so gute Fortschritte mit unseren Übungen gemacht… und du warst so gut drauf… glaube ich… irgendwie…“ Er schüttelte kurz den Kopf sodass die kurzen orangen Haarsträhnen leicht mit wirbelten „… Argh! Ich meine du hast die letzten Male so niedergeschlagen gewirkt und ich habe mir Sorgen gemacht, nicht dass du irgendwie krank wirst. Aber ich habe mich wohl zum Glück geirrt…“ Nun war es Aiden der erneut verlegen zur Seite sah. ‚Er… hat sich um mich Sorgen gemacht weil… ich so niedergeschlagen war?… Aiden… wenn du nur wüsstest dass diese Gefühle für dich der Grund waren…‘ Alexis konnte nicht verhindern dass ihm ein leichtes Seufzen entfuhr, welches natürlich auch Aiden nicht entging. Dieser blickte ihn aufmerksam an und Lex sah dass der Kleinere ihn ohne eine Erklärung nicht vom Haken lassen würde. Alexis wägte kurz seine Worte ab und wandte sich an Aiden „Mir… gingen nur verdammt viele Dinge durch den Kopf. Über mich. Mein Leben. Über Leute die ich hier getroffen habe und die mir… allmählich ans Herz wachsen. Aber… ich denke ich konnte jetzt einiges klarstellen… zumindest versuche ich es.“ Mit einem Mal nickte Aiden eifrig und lächelte ihn strahlend an. Dessen grüne Augen leuchteten regelrecht und Lex meinte dass ihn mit einem Mal erneut seine Kraft verlies und seine Knie weich wurden. „Dann bin ich beruhigt!… Aber ich hatte gerade eine… Idee…“ eine leichte Röte schlich sich erneut auf die Wangen des kleineren Arzthelfers. „Die wäre?“ fragte Lex etwas nachdenklich während er ihn nicht aus dem Blick lies. „Venum hat gesagt ich kann mir morgen frei nehmen… und das Wetter soll doch so schön werden… da dachte ich dass wir vielleicht auch mal etwas außerhalb der Praxis unternehmen könnten…“ Lex Augen wurden erneut groß als er Aidens Worten lauschte, während dieser etwas nervös wirkend an seinen Fingern herum zupfte „…Wir könnten ja etwas spazieren gehen oder so… oder einfach etwas anderes unternehmen…“ Aiden wollte… wirklich Zeit mit IHM verbringen? Außerhalb seiner Arbeit? Lex konnte nicht verhindern dass erneut diese Gefühle wie Hoffnung in ihm aufwallten und seine Wangen ebenfalls rot wurden. „...Gerne. Das… würde mich sehr freuen.“ Aiden strahlte regelrecht nachdem er Alexis Antwort gehört hatte „Super! Ich freue mich auch schon richtig!… aber ich muss jetzt noch einige Besorgungen für Venum erledigen, daher muss ich leider weiter… aber dann sehen wir uns ja… morgen nicht wahr?“ Alexis nickte Aiden lächelnd zu „Morgen. Ich freue mich schon darauf.“ Mit einem Schlag wurde Aidens Kopf wieder knallrot, bevor er sich hastig verabschiedete „Also dann, ich m...muss weiter! Bis morgen dann! Ich hol dich gegen Mittag ab, in Ordnung?“ Lex nickte nochmals zustimmend, bevor Aiden eilig aus dem Raum schlüpfte. Als die Tür hinter Aiden ins Schloss fiel, konnte Lex nicht verhindern dass seine weichen, zitternden Knie unter ihm nachgaben und er halb auf das alte Sofa vor ihm fiel. Er glaubte das sein Gesicht feuerrot sein musste, so glühend heiß wie es sich anfühlte. Hatte… er wirklich morgen eine Verabredung mit Aiden oder hatte er das nur eingebildet? Nein, er war sich sicher dass es wirklich geschehen war. Er… hatte wirklich eine Verabredung mit der Person in die er sich so schrecklich verliebt hatte. Das bedeutete dass er morgen alles geben musste… Lex seufzte laut durch und ihm entfuhr ein überfordertes Quengeln „Oh Man… wie soll ich das denn schaffen… Ariii~~~ hilf mir…...“ Als die Tür hinter Aiden ins Schloss fiel, starrte er für einen Moment ins Leere. Plötzlich schlug er die Hände vor sein Gesicht und ein innerlicher Schrei entfuhr ihm. ‚Oh mein Gott Aiden was war das denn? Darauf wolltest du doch gar nicht hinaus?‘ Aber er musste sich auch eingestehen dass ihn einfach so überkommen hatte. Er hatte diese wohlige Wärme verspürt als Lex ihn so freundlich angelächelt hatte und da war es einfach über ihn gekommen. Langsam zog er die Hände von seinem roten Gesicht ‚...Ist das jetzt… ein Date?‘ Er schüttelte kurz den Kopf um diesen abwegigen Gedanken zu vertreiben ‚Ich glaube nicht dass Lex an so etwas Interesse hätte. Aber jetzt muss ich wirklich weitermachen, sonst meckert Venum wieder… oder besser gesagt mehr als sonst!‘ Aiden lief hastig den Flur entlang, als er mit einem Mal laute Schritte hörte. Sein Glück war dass er vorsichtig um die Ecke gelugt hatte, denn mit einem Mal rannte Gabriel schreiend an ihm vorbei, gefolgt von einer kleinen wütenden Göttin. Es war immer wieder beeindruckend wie schnell sie mit diesen hohen Absätzen rennen konnte. Doch im Moment war sie dabei den armen Gab durch das Anwesen zu jagen „DU IDIOT!!! KANNST DU NICHT AUFPASSEN?! DAS WAR GERADE SAUBER!!! BLEIB STEHEN UND ERTRAG DEINE STRAFE WIE EIN MANN!!!“ Kapitel 2: (Team, Cozen x Noel, Ray x Noel) ‚Save Me…!‘ ------------------------------------------------------- ‚Save Me…!‘ „…“ Ray lies das Handy lange Klingeln. Doch genau wie seine letzten Versuche zuvor den niedlichen Rotschopf zu erreichen, nahm niemand seinen Anruf entgegen. Inzwischen war er sich nicht einmal mehr sicher ob es überhaupt die richtige Nummer war, deshalb ging er nochmals die Kontaktdaten durch. Doch unter dem Kontakt ‚Noel❤‘ war wirklich die Nummer gespeichert die er zuvor gewählt hatte und es waren die letzten Nachrichten aufrufbar die er mit dem jungen Mann hin und her geschrieben hatte. Mit einem Stich im Herzen las er einige der letzten Nachrichten die er von dem Rothaarigen erhalten hatte. ‚Es… war richtig schön heute ❤‘ ‚Ich freue mich schon aufs nächste Mal.‘ ‚Es klingt sicher kitschig… aber ich vermisse dich jetzt schon ^^°‘ ‚Schlaf gut. Ich liebe dich.‘ Ray steckte verunsichert sein Handy weg und lehnte sich an die verputzte Wand hinter sich. Er hatte Noel kurz nach diesen Nachrichten nicht mehr erreichen können, hatte nichts mehr von dem liebenswerten Anderen gehört. Zuerst dachte er dass Noel sich vielleicht ausruhte, schließlich hatte er bereits auf ihrem Date etwas kränklich gewirkt und auch den verdacht geäußert dass er wohl eine Erkältung ausbrütete. Aber er hatte bereits einige Medikamente die helfen sollten, also würde das wohl schon werden. Und trotzdem war er dem jungen Mann mit dem langen roten Haar voll und ganz verfallen. Erst hatte er sich nicht eingestehen wollen, denn immerhin war nur zu diesem Blinddate gegangen um zu sehen was Ezra ihm wohl ‚andrehen‘ wollte, doch dieser Gedanke hatte sich schnell verflüchtigt nachdem er ihn gesehen hatte. Ein fröhliches, liebevolles Lächeln. Das zu einem Zopf gebundene, lange Haar in einem dunklen Rotton. Die aufmerksamen, freundlichen Augen in einem intensiven Türkis, umrahmt von niedlichen Sommersprossen. Er hatte sich bereits damals gefragt wie es sein konnte dass er ihm zuvor noch nie in der Stadt aufgefallen war – oder wie Ezra zu solchen Freunden wie ihm kam. Und seit nun fast 4 Tagen hatte er nichts mehr von ihm gehört. Würde er in diesem Moment nicht wieder schweren Herzens durch die letzten erhaltenen Nachrichten von Noel scrollen, könnte er glauben dass es vielleicht nur ein Scherz oder ein Traum gewesen war. Aber er hatte die geschrieben Worte hier und Noel hatte nicht den Eindruck auf ihn gemacht ein Player zu sein, der nur mit den Herzen spielte. Es war beinahe so als hätte sich die Erde aufgetan und den jungen Mann verschluckt, als hätte es ihn nie gegeben. Die Unsicherheit wich nun doch allmählich tiefer Sorge „… Vielleicht sollte ich Ez fragen ob er etwas weis… der weis doch auch sicher wo er wohnt…“ Ray steckte mit einem mulmigen Gefühl das Telefon in die Hosentasche und strich sein langes silbergraues Haar hinters Ohr, bevor er sich aufmachte um seinen Kumpel zu suchen der etwas über Noel wissen könnte. Die Töne seines fröhlichen Klingeltones und das brummende Geräusch des vibrierenden Handys dröhnten so laut in Noels Kopf, das er glaubte dass er bald bersten würde. Unter größter Anstrengung wanderte sein Blick vom Kissen auf das kleine Schränkchen neben seinem Bett, wo das kleine Handy lautstark randalierte. Kalter Schweiß sammelte sich auf seinem ganzen Körper als er auch nur versuchte seine Finger nach dem Gerät auszustrecken. Trotz seiner verschwommenen Sicht glaubte er den Namen „❤Ray❤“ auf dem Display zu erkennen. Obwohl die Schmerzen und die sich immer weiter ausbreitenden Taubheit seinen Körper regelrecht lähmten, zog er sich auf seine Unterarme und schob sich näher in Richtung der Bettkante. Es kostete dem Rothaarigen sämtliches an seiner noch verbliebenen Kraft überhaupt in die Nähe des klingelnden Handys zukommen. ‚Nur… ein..kleines… Stück…‘ seine Gedanken waren ebenso vernebelt und fühlten sich so gelähmt an wie sein Körper. Seine Fingerspitzen berührten eben das leuchtende Display, als ihn ein lähmender Schmerz zusammenfahren lies. Das Telefon stürzte durch sein Zucken von der Kante des Schränkchens zu Boden und riss eine seiner Pillendosen mit der Medizin zu Boden, deren Inhalt sich nun über den ganzen Holzboden verteilte Völlig kraftlos sah er von der Matratze aus auf den Boden, sah wie Rays Anrufversuch endete. Es war eigentlich lächerlich, doch das Handy war für ihn nun unerreichbar fern. Hätte Ray ihm überhaupt helfen können? Was hätte er sagen sollen wenn in ihm kaum mehr die Kraft zu sprechen steckte? Würde er nun hier einfach sterben? Einsam und verlassen? Würde man ihn überhaupt vermissen? Er hätte Ray küssen sollen als er die Chance gehabt hatte… aber da hatte er nicht ahnen können dass er wohl nun an einer einfachen Erkältung sterben würde. Seine sowieso schon verwirrten Gedanken überschlugen sich. War es überhaupt eine einfache Erkältung wie es der Arzt der Krankenstation seiner Arbeit gesagt hatte?… Er fühlte sich seit Wochen immer schlechter, bekam immer andere Medikamente verschrieben die ihm helfen sollten… doch nachdem er nach dem Date seine verschriebene Dosis genommen hatte… war es vorbei gewesen. Er war vollkommen zusammengebrochen und hatte sich gerade noch auf sein Bett schleppen können. Noel trug wohl inzwischen seit Tagen das Outfit welches er sich für das Date mit Ray ausgesucht hatte. Völlig verschwitzt klebte alles an ihm, doch er fühlte sich wie ein Gefangener in seinem eigenen Körper. Beinahe so als wäre er nur ein Zuschauer ohne jegliche Kontrolle. Das Geräusch einer sich schließenden Tür drang durch die Stille laut in seine Ohren. Jemand war hier! Jemand würde ihm helfen, ihn retten – dessen war er sich sicher! Doch wer konnte es sein? Eigentlich nur Ezra. Der gebräunte junge Draufgänger war der einzige der wusste wo Noel seinen Ersatzschlüssel versteckt hatte. Hatte er sich etwa Sorgen gemacht und ihn gesucht? Wie viel Zeit war eigentlich vergangen seitdem er hier lag und vor sich hin vegetierte? „Ez….ra….“ keuchte Noel krächzend aus seiner Kehle, hoffend dass sein Freund ihn hörte und zu ihm kommen würde. Doch Noel kannte die Männer nicht die plötzlich in sein Schlafzimmer traten. Er konnte die aufkeimende Angst in sich nicht unterdrücken, konnte nicht verstehen was die unbekannten, bewaffneten Männer diskutierten. Er konnte sich nicht wehren als einer der Größeren ihn am Arm packte und seinen verkrampften Körper über die Schulter warf. Noel hatte Angst, denn er wusste nicht wer die Fremden waren oder was sie hier wollten. Das einzig klare war dass sie ganz bestimmt nicht hier waren um ihn zu retten. Er konnte nichts tun als er einfach davon getragen wurde. Eine einzelne Träne rollte aus seinen matten, türkisen Augen als nur noch ein einziger Gedanke in seinem vernebelten Kopf widerhallte ‚Ez…. Ray… ich hab… solche Angst… helft mir… doch…‘ Doch dann verlor der Rotschopf vollkommen das Bewusstsein. Ez war wohl erst seit kurzem wieder von einem längeren Auftrag zurück, denn Ray hatte ihn seit dem von ihm organisierten Date nicht mehr gesehen gehabt. „Hey Ez… hast du mal nen Moment für mich?“ wandte sich Ray an Ezra, nachdem der den etwas kleineren Mann mit dem riesigen Ego gefunden hatte. Der andere hatte sich wohl gerade ein kaltes Getränk aus der Küche organisiert, denn der zog gerade an der Aufreißlasche der angelaufenen Dose und die Kohlensäure zischte laut. Die graublauen Augen des Schwarzhaarigen sahen ihn überrascht aber auch deutlich amüsiert an „Was geht Ray? Wie war denn euer Date? Das hast du mir noch gar nicht erzählt…. Schäm dich!“ Der energische junge Mann setzte die Dose an und trank genüsslich einige tiefe Schlucke „Seid wohl gar nicht mehr aus dem Bett raus gekommen, was?“ Doch Ray wehrte die liebevollen Sticheleien mehr oder weniger sofort ab „Ich bin nicht du, dass ich jemanden beim ersten Treffen gleich in Grund und Boden rammel.“ Ezra lachte herzhaft auf und gluckste amüsiert in sich hinein „Dann hast du bei Noel was verpasst. Der ist echt Bombe~“ Ray war sich nicht wirklich sicher ob Ezra übertrieben versuchte ihm ‚seinen einsamen Single-Kumpel‘ schmackhaft zu machen, oder ob er wirklich so offen darüber sprach wie oft er schon guten Sex mit Noel gehabt hatte - nach eigener Aussage aber nur „Freundschaft Plus“. Der Silberhaarige schüttelte etwas genervt den Kopf „Darum geht es nicht!… Naja aber um Noel schon…“ Er konnte nicht verhindern dass seine Augenbrauen sich besorgt zusammen zogen „Ich… erreiche ihn seit ein paar Tagen nun schon nicht mehr. Er reagiert weder auf meine Nachrichten noch auf meine Anrufe… ich mache mir ehrlich gesagt etwas Sorgen. Er war etwas krank als wir uns getroffen hatten… nicht dass etwas passiert ist.“ Ezras Augen wirkten durchaus mit einem Mal ernster als er sein Getränk leerte und Ray nicht aus seinem Blick lies. Er stellte die leere Dose beiseite und wirkte nachdenklich „Jetzt wo du es sagst… der schleppt schon länger was mit sich rum. Sagte aber immer dass es wohl nur ne Erkältung aber nichts ernstes ist.“ Ezra zog völlig beiläufig sein zerschrammtes Handy aus der Tasche welches schon deutlich bessere Tage gesehen hatte „… Es ist ungewöhnlich wenn du ihn gar nicht erreichst. Wirkt ja nicht so als hätte er dich total Scheiße gefunden.“ während er seine Kontaktliste bis zu der gewünschten Person durch scrollte. Ray verzog nur etwas angefressen das Gesicht „Vielen Dank auch.“ Ein keckes Grinsen huschte über Ezras Lippen als er sich das wählende Telefon ans Ohr hielt. Der Größere musste durchaus zugeben dass er nun wirklich erleichtert wäre, wenn Ez Noel am anderen Ende der Leitung erreichen würde, aber auch durchaus etwas angefressen dass der Rotschopf der ihm den Kopf verdreht hatte seine Anrufe zuvor nicht angenommen hätte. Doch mit einem Mal blickte Ez etwas verwirrt drein und verzog irritiert das Gesicht. Wortlos beendete er den Anruf und sah Ray eindringlich an „… die Nummer existiert nicht mehr. Hast du dich so scheiße benommen dass er seine Nummer wechseln musste oder was?“ gefolgt von einem „Aber er hätte mir doch sicher dann seine neue Nummer gegeben…“ Ray griff hastig nach seinem eigenen Handy und drückte die Wahlwiederholung während er Ezra ernst anschaute „Das kann nicht sein! Ich habe es vorhin die ganze Zeit probiert und es hat nur keiner angenommen…!“ Doch Ray konnte es nun ebenfalls hören. Die freundliche, aber künstlich klingende Computerstimme „Die gewählte Rufnummer ist nicht vergeben.“ Beinahe wäre ihm das Gerät kraftlos aus der Hand gefallen. Immer mehr überkam ihm das schlechte Gefühl dass etwas im Argen lag. Er packte mit einem Mal Ez an den Schultern sodass er ihn nur überrascht ansah. Mit flehendem Blick schüttelte er den leicht gebräunten jungen Mann leicht und dessen bunt gefärbter Pony schwang leicht mit „Bitte Ez! Du musst doch wissen wo er wohnt!… ich habe das Gefühl dass etwas passiert ist!“ Zu seiner Überraschung nickte Ezra nur ernst nickte „Dann lass uns sofort los.“ „Ah!… da ist er ja!“ Ezras freudiger Ausruf lies Ray verwundert aufhorchen, als dieser mit einem kleinen silbernen Schlüssel angerannt kam „Und was hast du da?“ Ezra grinste schelmisch in Rays Richtung und kniff seine Augen amüsiert zusammen „Den Ersatzschlüssel für Noels Wohnung~“ während er das kleine Metallstück triumphierend vor sich hielt. Ray musste zugeben dass ihn die Beziehung zwischen den Beiden mit jedem Moment mehr interessierte, nicht dass er das aber je zugeben würde. Aber auf der anderen Seite… die beiden waren gute Freunde und hatten wohl regelmäßig Sex gehabt, bevor Ezra mit Josh zusammengekommen war. Aber dass der Knallkopf sogar wusste wo Noel seinen Zweitschlüssel versteckt hatte? Irgendwie konnte er nicht verhindern dass etwas Eifersucht in ihm aufwallte – ja, er war eifersüchtig auf Ezra welcher Noel so nahe stand. Doch jetzt war es wichtiger den rothaarigen jungen Mann zu finden um sich zu überzeugen dass es ihm gut ging. Das war das wichtige im Moment, nicht Ezra der wohl absichtlich versuchte ihn etwas neidisch zu machen. „Ray jetzt guck doch nicht so. Ich will dich doch nur etwas aufziehen. Ich bin mir sicher Noel geht es gut und er hat nur gemerkt was du für ne Niete bist.“ Doch Ray sah sein Gegenüber auf diese idiotische Theorie nur skeptisch an „Und warum ändert er gleich seine Nummer wenn DU versuchst ihn anzurufen?“ Ez blickte plötzlich etwas bedröppelt als er merkte wie wenig Sinn seine Idee ergab „Hmm… vielleicht ist er sauer weil ich dich mit ihm verkuppeln wollte? Ach egal, das fragen wir ihn einfach wenn wir ihn finden.“ Sie stiegen die knarzenden Gitterstufen zu einer der oberen Wohnungen des Apartmentkomplexes hinauf, Ray folgte einfach Ezras zielstrebigen Schritten. Etwas verwundert war er ja schon dass Noel gerade hier wohnte, so abgelegen in diesem etwas… heruntergekommenen Viertel? Natürlich waren hier die Mieten sicher günstig, aber wohl nicht der beste Ort zum leben. Wobei nirgends in dieser Stadt eigentlich ein guter Ort zum leben war, solange Mistkerle wie zum Beispiel dieser ‚Cozen’ tun konnten was sie wollten. Aber deswegen hatte er sich ja Smile angeschlossen. Um etwas gegen diese Bastarde zu unternehmen… damit liebenswerte Menschen wie Noel es einer war ihr Leben hoffentlich in Frieden leben konnten. Ray war so in Gedanken dass er beinahe in Ezra rein gerannt wäre, als dieser mit einem Mal vor einer der Türen stehenblieb. Anstandshalber klingelte er erst einige Male Sturm, dann klopfte er durchaus energisch gegen die Türe, doch ohne Reaktion. Ray konnte sehen dass wohl auch Ez langsam ein mulmiges Gefühl bei dem Ganzen hatte. Vorsichtig steckte der Punk den Schlüssel ins Schloss und stellte überrascht fest „… es ist nicht abgeschlossen.“ Vorsichtig drückte er den abgegriffenen Türknauf um die Wohnungstür zu öffnen. Noch während die Tür langsam aufschwang wandte er sich an den eigentlichen Bewohner "Hey Prinzessin! Sorry für die Störung aber dein neuer Lover-----" Doch Ezras Stimme brach jäh ab als ihr Blick auf das Innere der Wohnung fiel. Sie hatten erwartet, nein gehofft dass Noel ihnen vielleicht etwas verpeilt und verschnupft entgegen getapst kam, doch auf das was sie erwartete war keiner der Beiden vorbereitet. „Sehr gute Arbeit N2O75E1L.“ Der Mann im weißen Laborkittel wirkte durchaus zufrieden während er die Papiere auf seinem Klemmbrett ausfüllte und Noel schließlich eine andere Handfeuerwaffe in die Hand drückte. „Das ganze nochmal.“ Noel entsicherte gekonnt die Waffe und schoss ohne Zögern auf die Zielscheiben die sich in dem Schießstand bewegten. Ein Kopfschuss, ein weiterer. Einer mitten ins Herz und ein weiterer mitten durchs Gehirn – vorausgesetzt es wären keine Attrappen sondern lebende Menschen. Er schoss völlig automatisch sein Magazin leer, als wäre es ein Kinderspiel – jeder seiner abgefeuerten Schüsse ein tödlicher Volltreffer. Und genau das machte ihm unglaubliche Angst. Nicht dass er ein so präziser und talentierter Schütze war. Sondern dass es nicht er war, der den Abzug drückte. Er war nur der Zuschauer. Wie durch eine Nebelwand konnte er sehen was um ihn herum geschah, doch er konnte nichts tun. Konnte nicht eingreifen. Konnte sich nicht wehren. Noel wusste nicht was geschehen war nachdem man ihn aus seiner Wohnung geholt hatte, die Erinnerung war fort oder zu verschwommen. Das erste woran er sich erinnerte war an diesem Ort zu sein, der ihm so seltsam bekannt vorkam. Gesichter sah, die er glaubte schon einmal gesehen zu haben. Doch egal was er tun wollte, sein Körper gehorchte ihn nicht. Einer der Männer in Weiß hielten ihm ein Glas mit Wasser und einigen Pillen entgegen „Hier, schluck die. Sei ein guter Junge.“ Noel wäre am liebsten aufgesprungen, hätte seinem Gegenüber die Tabletten in die Fresse geschleudert und davon gestürmt, doch stattdessen bewegte sich sein Körper wie von selbst. Er sah es wie einen schlechten Film vor sich. Wie seine Hand sich bewegte und nach den Dingen griff die ihm entgegen gehalten wurden, wie er einfach so gehorsam die großen Pillen schluckte. „Braver Junge, gut gemacht.“ er konnte fühlen dass sich ein Gefühl wie Zufriedenheit in ihm ausbreitete, doch das war ganz bestimmt nicht sein eigenes. Er wollte nur hier raus, es verängstigte ihn an diesem seltsamen Ort zu sein, keinerlei Kontrolle über das zu haben was sein Körper tat. Was würde er dafür geben jetzt Ray oder Ez zu sehen, ihnen in ihre Arme zu fallen und sich halten zu lassen. Doch sie waren nicht hier. Er war allein. Und er konnte spüren wie seine Gedanken immer mehr gedämpft wurden, wie sich die Müdigkeit wie ein Schleier über seinen Geist legte. Wie er endgültig die Kontrolle über das verlor, was einst ‚sein‘ Körper war. Er sah wie im Halbschlaf was sein Körper tat. Verschiedene ‚Tests’ und Befehle die ihm aufgetragen wurden und er ohne Zögern ausführte. Allesamt mehr oder weniger mit dem Zweck jemanden zu töten. Es beängstigte Noel. Es beängstigte ihn diese fremde, tiefe Zufriedenheit zu spüren die ihn durchdrang wenn er für die perfekte Ausführung seines Befehls gelobt wurde. Es machte ihm Angst diese Gefühle zu spüren die nicht seine eigenen waren. „Wirklich nett.“ eine fremde Stimme lies ihn zurück in die Gegenwart kommen. Die türkisen Augen aufmerksam auf den Fremden gerichtet, der ihn mit sichtbarer Zufriedenheit angrinste. Silbernes Haar das ein blasses Gesicht umspielte. Magentafarbene Augen, scharf und kalt liesen ihn innerlich erzittern. Er kannte den Mann nicht, doch Noel wusste dass er sich am liebsten ans andere Ende der Welt wünschte. Dieser Mann machte ihm durch seine bloße Ausstrahlung so unglaubliche Angst dass er sicherlich erstarrt wäre, sofern er noch irgendwelche Kontrolle besessen hätte. Er konnte nichts dagegen tun als der Silberhaarige mit einer Hand sein Kinn packte um sein Gesicht von jedem Winkel zu begutachten. Den Daumen auf seine Unterlippe gepresst und den Mund des willenlosen Rothaarigen leicht geöffnet, doch noch immer mit diesem kalten überlegenen Lächeln. Noel ahnte worüber der Fremde nachdachte, doch er konnte nichts tun um sich ihm zu widersetzen. „Ich gehe davon aus dass man ihn doch auch für andere Zwecke benutzen kann oder? Bei einem so schönen Gesicht wäre ja ein Verbrechen wenn es zufällig verletzt würde...“ „Natürlich… Er kann für sämtliche Aufgaben eingesetzt werden, sofern man ihn darauf trainiert. Wenn er erst einmal auf sie geprägt ist… wird er jeden ihrer Befehle bedingungslos ausführen, Mr. White.“ Der Silberhaarige lachte durchaus amüsiert auf „… wirklich JEDEN? … das würde ich ja wirklich nur zu gerne testen… immerhin will ich ja sehen dass sich meine großzügige Investition auszahlt…“ während er noch immer Noels Gesicht festhielt und ihm nicht aus dem Blick seiner Augen lies, die den Rothaarigen vielmehr an ein Raubtier erinnerten. Doch schlimmer war vielmehr diese in ihm aufwallende Erwartung. Die flüsternden Gedanken ob er ihm hier heraushelfen würde. Ob er ihm sagen würde was er tun sollte. Er würde jeden seiner Befehle ausführen… solange er ihn nur... ‚lieben’... würde. Diese fremden Gedanken die sich in seinem Kopf ausbreiteten und seine eigenen Gedanken verdrängten… er hätte diesem ‚Mr. White‘ am liebsten den Finger abgebissen, er sollte gefälligst seine dreckigen Pfoten von ihm nehmen! Es war sein Körper und er konnte entscheiden wer ihn anfassen durfte und wer nicht. Und er durfte es nicht!… Er liebte Ray, nur er oder vielleicht noch Ez durften ihn so berühren und im so nahe kommen. Noel konnte nicht verhindern dass der Zorn in ihm hochkochte und er alles an Willenskraft aufbrachte um sich dem Griff des Fremden zu entwinden. „Oha… wolltest du mich etwa beißen?“ lachte der Silberhaarige amüsiert auf als Noel mit einem Mal nach dem Finger auf seinen Lippen geschnappt hatte und den Fremden wütend anstarrte. Doch alles was er erreicht hatte war dass der andere erneut zupackte und mit der Hand fast schon schmerzhaft seine Wangen zusammendrückte. „Ich mag es wenn sie sich wehren… ich muss dir wohl noch zeigen wo dein Platz ist Kleiner…“ Ihn noch immer festhaltend und von dem intensiven Blick der pinken Augen durchdrungen wandte sich die Stimme des Größeren jedoch erwartungsvoll an den eingeschüchterten Laborangestellten neben ihnen „Es gibt doch hier bestimmt einen Ort mit etwas Privatsphäre wo ich ihn etwas testen kann nicht wahr? Für diese ‚Prägung‘ wurde mir sowieso gesagt dass eine ‚gewisse Nähe‘ zu mir notwendig wäre… das wäre doch dann gleich mit erledigt oder nicht?“ Der Mann im weißen Kittel nickte, auch wenn ihm durchaus nicht wohl bei dem Gedanken schien „N...Natürlich… das wäre auch eine Möglichkeit. Aber wir können nicht sagen ob es dann noch in den angesteuerten Zielwerten liegt… wir haben ihn ja ursprünglich als Waffen entwickelt.“ „Dabei ist das so eine Verschwendung. Aber egal, ich werde ihm so viel ‚Nähe’ in sein leeres Hirn vögeln wie nötig. Immerhin ist er MEIN Spielzeug… und ich möchte mit ihm spielen so viel ich will… da spricht doch nicht etwa etwas dagegen oder?“ „… Nein… natürlich nicht. Ich zeige ihnen einen Raum…“ sprach der Laborant mit zitternder Stimme, sichtbar von dem Wahnsinn des anderen eingeschüchtert. Noel konnte kaum hören was die Männer sprachen. Doch er wusste was nun wohl geschehen würde. Er hatte es in dem kalten Blick des Silberhaarigen gesehen. All seine Kraft bei seinem erfolglosen Versuch sich zu widersetzen verbraucht, konnte er nichts tun wie sein Körper die Hand nahm die ihm der bedrohliche Mann fast schon erwartungsvoll grinsend entgegenhielt. Wie ein Kind an der Hand geführt folgte er den beiden Männern in einen der momentan ungenutzten Patientenräume, konnte aus den Augenwinkeln sehen wie der Silberhaarige hinter ihnen abschloss nachdem der andere regelrecht geflüchtet war. Er sah wie sein Gegenüber sich vollkommen lässig und arrogant sich auf eines der Betten sinken lies und ihn erwartungsvoll ansah. „Willst du nicht zu mir kommen? Komm her...“ Noel konnte nichts dagegen tun, seine Schritte führten ihn wie von selbst zu dem Bett und er kletterte vorsichtig hinauf, und saß schon fast auf dem Schoß des Fremden. Er konnte durch den immer dichter werdenden Nebel nur beobachten wie der Größere erst sein eigenes Hemd aufknöpfte und auch Noel aus seinem Shirt zog. Die Stimme des anderen war wie ein teuflisches Flüstern welches seine eigenen Gedanken verdrängte. Die Dinge, die Befehle die er ihm in sein Ohr hauchte… er war nicht Ray. Er liebte Ray, diese Dinge… waren nun nur für ihn bestimmt. Er wollte sie nicht mit einem ihm völlig Fremden tun, auch noch gegen seinen Willen. Und doch tat sein Körper genau das was der Mann mit dem silbernen Haar von ihm verlangte, auch wenn es ihn innerlich zerstörte… Die Stimme des anderen flüsterte ihm fast schon so viele Dinge ins Ohr dass Noels betäubte Sinne es kaum noch verarbeiten konnten, doch schließlich folgte ein fast schon energisches „Sag meinen Namen…!“ und ein beinahe schon erwartungsvolles Flüstern in Noels Ohr. Und Noels Körper hauchte geradezu völlig in Ekstase nur einen Namen „M… Meister… Cozen~~~ ❤❤❤❤“ „What the fuck… was ist hier passiert?!“ entfuhr es Ezra als er auf das heillose Chaos sah, welches in der gesamten Wohnung herrschte. Sonst eigentlich immer recht ordentlich, waren Schranktüren und Kommodenschubladen halb oder komplett herausgerissen und der Inhalt wüst auf dem Boden verteilt. Er konnte keinen Schritt tun, ohne über etwas von Noels Besitz zu stolpern. Er hatte die ganze Zeit über nicht denken wollen dass seinem süßen Noel etwas passiert sein konnte. Ez hob einen der am Boden zerbrochenen Bilderrahmen auf und zog vorsichtig das einst eingerahmte Foto heraus. Es war ein Foto von ihnen beiden, einige Zeit nachdem sie sich kennengelernt und auch Freunde geworden waren. Er biss die Zähne zusammen und sah bedrückt zu Ray, welcher aus den dem Schlafzimmer wieder kam „Er ist nicht hier…! Aber du kannst mir nicht weismachen dass er das selbst war oder?!“ fauchte es hast schon aus dem sonst so freundlichen Silberhaarigen heraus. Ez schüttelte den Kopf „Oh man Noel… wo bist du da nur rein gerutscht?…“ Vollkommen in Gedanken steckte er das gefundene Foto ein als sein Blick auf eine der vielen Dosen mit Medizin fiel welche überall herumstanden oder lagen. Etwas nachdenklich starrte der die braunen Glasbehälter an und öffnete einen. Ein kurzer Blick hinein zeigte dass sie wie die meisten fast leer ware, ein kurzes Schnüffeln entlockte ihm nur ein „Bäh!“. Die Wörter auf dem Etikett, welches wohl die Inhaltsstoffe waren waren so kompliziert dass er sie schon beim Lesen wieder vergaß und nicht nicht mal aussprechen konnte. Ray nahm eine der Packungen mit einem anderen Etikett und wirkte mehr als beunruhigt. „Im Schlafzimmer sind noch mehr davon. Auch zertreten auf dem Boden… Ez… was ist hier los? Warum hat Noel so viel von diesem Zeug herumstehen? Das ist doch nicht normal.“ Ezra war so verstört von der ganzen Situation dass ihm diesmal nicht einmal einer seiner frechen Sprüche von den Lippen glitt. „Ich weis es nicht. Das letzte Mal als ich hier war, war das noch nicht so. Er hatte doch gesagt dass er etwas krank ist oder? Ich hab zwar keine Ahnung… aber kommt mir ziemlich viel verschiedenes Zeug für eine einfache Erkältung vor.“ Ray nickte seinem Kumpel knapp zu, welcher noch immer etwas planlos den kleinen Glasbehälter hin und her drehte „Mich irritiert eher dass überall der selbe Firmenname drauf steht… sagt dir diese ‚IntelLife-Corp.‘ etwas?“ Ez schien kurz zu grübeln „Ich glaube die sind ein relativ neues Unternehmen hier in der Stadt… Ich hab nur mal beiläufig die Werbung gesehen. Schien recht seriös zu sein. Machen wohl Medizin und so… das ist ja nichts schlechtes…“ Ray schüttelte den Kopf „Du kannst sagen was du willst, hier stimmt etwas nicht. Und die haben etwas damit zu tun.“ Mit einem Mal blickte der Schwarzhaarige auf und der Blick der graublauen Augen traf Ray „Warte mal… Noel hatte erzählt dass er ne neue Arbeit hatte… irgendwo als Security. Verdammt, ich hab damals nicht richtig zugehört… aber irgendwas mit Forschung und auch dass die nicht nur super bezahlen sondern auch noch sich echt um ihre Mitarbeiter kümmern. Medizinische Betreuung und so.“ Ray zuckte mit den Schultern „Klingt ja zu schön um wahr zu sein. Wenn du mir jetzt auch noch sagst dass Noels ‚Krankheit‘ zufälligerweise nach seinem Jobwechsel anfing?“ Doch auf seine Frage hin konnte man sehen wie sehr Ez das ganze verwirrte „… Jetzt wo du es sagst?… Durchaus möglich…“ Ray steckte einige der Pillendosen ein und sah seinen Kameraden eindringlich an „Komm, lass uns hier verschwinden. Noel ist nicht hier und wird bestimmt nicht alleine zurückkommen. Lass uns am besten erst mal Zion fragen, vielleicht kann der uns sagen was das hier für Zeug ist… oder was es mit dieser Firma auf sich hat.“ Ezra nickte zustimmend „Klar… lass mal diesen Halbgott fragen ob er uns auf die Sprünge helfen kann.“ Sie waren gerade dabei das verwüstete Apartment zu verlassen als sich Ray noch ein letztes Mal umdrehte und auf das Chaos blickte ‚Bitte Noel… sei in Sicherheit…‘ Er biss die Zähne knirschend zusammen und folgte Ez nach draußen. „He Zion? Bist du da?“ Ez wartete nicht einmal auf eine Antwort auf seine Frage und sein kurzes Klopfen an der Zimmertüre, sondern riss diese schon beinahe aus den Angeln als er in das dunkle Zimmer des Halbgottes stürmte. Es war irgendwie immer wieder witzig wenn man darüber nachdachte dass der jung wirkende, einarmige Typ mit dem natur-hellgrünen Haar tatsächlich zur Rasse der Götter gehörte. Der durchaus attraktive, gebräunte junge Mann saß im Dunklen im Schlabbershirt und Jogginghose in der Hocke auf seinem Schreibtischstuhl. Er riss fast schon erschrocken den Kopf hoch so dass ihm fast sein Headset mit Katzenohren vom Kopf gefallen wäre und starrte seine plötzlich eingetretenen Besucher mehr als überrascht an. Wenn man diesen totalen Nerd so vor sich sah, war es wirklich kaum vorstellbar dass dieser ein ‚Gott‘ war, wenn auch zur Hälfte sterblich. Bei den tiefen Augenringen die von einigen durchgemachten Nächten zeugten würde man auch nie vermuten wie hochintelligent und was für eine einzigartige Quelle des Wissens er war. Er wirkte einfach nur total verpeilt wie er mit seinem angeschnallten künstlichen Arm auf seinem Laptop tippte und die beiden jungen Männer nun mit halb offenen Mund einfach nur entsetzt anstarrte. Ezra guckte kurz und schnippte den Lichtschalter an, damit der den anderen überhaupt richtig sehen konnte. Was saß der hier mitten am Tag im Dunkeln herum, nur mit dem schwachen Licht seines Laptops? Zion wirkte mit einem Mal fast schon etwas erschrocken und als ob er etwas sagen wollte, als Ez schon auf ihn zustürmte und dem wandelnden Lexikon eine der mitgebrachten Dosen unter die Nase hielt. „Oh. Was habt ihr mir denn da Schönes mitgebracht?“ mit einem mal schien der Ältere voll und ganz von der Neugierde gepackt und begutachtete jedes Detail der verschiedenen Dosen die ihm Ray nun in die Hände drückte. „Das musst du uns sagen. Weist du was dass für Zeug ist?“ Die limettengrünen Augen aufmerksam auf die Dosen gerichtet, schien sein Kopf bereits auf Hochtouren zu arbeiten. Schließlich wanderte sein Blick jedoch zurück auf Ray und Ezra und sah sie durchaus interessiert an „Wo habt ihr das her? Das ist ‚ziemlich heftiger Scheiß‘ wenn man das so sagen darf.“ während er spielerisch eine der Dosen in seinen Händen drehte. Ez zischte mehr als angepisst durch als fühlte er seinen Verdacht wohl bestätigt, während Ray sich an den gebräunten Grünhaarigen wandte „Ich gehe nicht davon aus das man damit Erkältungen behandelt?“ Zion sah die beiden mehr als irritiert an „Erkältung? Wie kommt ihr auf so ne bescheuerte Idee? Das ist zwar nicht mein Fachgebiet, da solltet ihr wohl mal bei Venum fragen falls ihr euch traut... aber das ist richtig hartes Zeug. Heftige Psychopharmaka und zweifelhafte Stoffe die nur in sehr umstrittenen ‚Therapien‘ oder für harte Drogen verwendet werden. Ich würde das nicht mal schlucken wenn mir dadurch mein Arm nachwachsen würde.“ Zion konnte sehen wie Ray sich auf die Unterlippe biss und auch Ez mehr als nur angespannt wirkte. Als der kleinere der Beiden ihm jedoch die Dose wieder aus der Hand reißen wollte sprang Zion flink auf und wich Ezra mühelos aus. Er sah die beiden eindringlich mit seinen hellen Augen an „Sagt mir wo ihr das her habt. Ich kann euch nur helfen wenn ihr mir sagt was los ist.“ Der Halbgott konnte in den Blicken die seine beiden Besucher austauschten sehen, dass es wohl eine äußerst ernste Angelegenheit war. Der größere Silberhaarige war derjenige der anfing sich zu erklären „Es geht um… einen guten Freund von uns. Noel. Wir haben uns Sorgen gemacht weil wir seit ein paar Tagen nichts mehr von ihm gehört haben… und als wir nach dem Rechten sehen wollten, fanden wir die hier in seiner Wohnung. Und noch mehr von dem Zeug…“ Zions kniff seine Augen etwas zusammen „… ein ‚Freund‘ also?… hat er dieses Zeug schon länger genommen? Das wäre erstaunlich…“ „Erstaunlich?“ hakte Ray etwas verstört nach, als Zion ihm tief in die verschiedenfarbigen Augen sah „Dass er überhaupt noch lebt. Umso beunruhigender wenn ihr sagt dass er plötzlich spurlos verschwunden ist.“ Zion legte den Kopf nachdenklich schräg „Wisst ihr wo er das überhaupt herhaben könnte? Das ist nichts was man einfach so bei einem normalen Dealer bekommt.“ Mit einem Mal legte Ezra völlig aufgebracht in voller Lautstärke los „NATÜRLICH!!!! DAS IST ES!!!“ brüllte er regelrecht heraus, als wäre ihm ein Licht aufgegangen. Auf die erschrockenen Gesichter seiner Freunde hin sprudelte es nur so aus dem aufgebrachten jungen Mann heraus. „Er muss dieses Gedöns von seiner neuen Arbeit haben! ‚Sich um das Wohl ihrer Mitarbeiter kümmern‘ am Arsch! Die haben das sicher an ihm getestet diese Bastar-----“ Ezras aufgebrachte Rede wurde mit einem Mal unterbrochen, als ein Plüschtier plötzlich hart sein Gesicht traf und ironischerweise laut auf quietschte. „ SEID IHR JETZT MAL FERTIG MIT EUREM GESCHREI?! ICH VERSUCH HIER ZU SCHLAFEN IHR PENNER!“ brüllte es von der anderen Seite des Zimmers, aus dem aufgewühlten Bett heraus. Bisher wohl unter den ganzen Decken und Kissen vor ihren Blicken verborgen gewesen, starrten sie nun zwei wütend funkelnde blaue Augen an die unter violett-schwarzen Haar hervorblitzten. Ray musste zugeben dass er bisher nicht bemerkt hatte dass Amun ebenfalls hier war – der junge Mann hatte wohl bisher in Zions Bett vergraben geschlafen… und war nun mehr als aufgebracht. Das kurze dunkle Haar stand wild in alle Richtungen davon, als der Kleinere nun fast schon schien als würde er sie mit bloßen Händen umbringen wollen. Ezra der sich gerade von dem überraschenden Treffer wieder gesammelt hatte wollte beinahe schon das Plüschtier packen und es Amun ebenfalls gegen den Kopf zurück werfen als Ray ihn packte und festhielt bevor die Situation noch mehr eskalierte. „Sorry Amun, wir haben dich gar nicht bemerkt gehabt.“ entschuldigte sich Ray während er Ez festhielt, der sich zappelnd versuchte aus seinem Griff zu befreien. Doch der gebräunte junge Mann schien so aufgebracht dass Rays Entschuldigung gar nicht durchzudringen schien „Ich war gerade erst eingeschlafen! Im Gegensatz zu euch Idioten muss ich auch was arbeiten!“ Der aufgebrachte junge Informant schien geradezu zu kochen, als Ray ihn nicht einfach in Ruhe lies sondern auch noch weiter ansprach „Nur noch eine Frage Amun, dann stören wir dich auch nicht weiter… sagt dir ‚IntelLife-Corp.‘ etwas?“ Rays versöhnliche Worte fielen jedoch nicht wirklich auf fruchtbaren Boden, denn der Kleinere fauchte geradezu aggressiv weiter „Keine Ahnung! Mir auch egal! Ich will nur schlafen verdammt nochmal, nervt mich ein anderes Mal mit eurem Scheiß!!!“ als er mit einem Mal begann mit allem an Kissen die in Reichweite waren wild um sich zu werfen. Zion lachte kurz auf und schnappte sich flink seinen Laptop bevor er Ray und den aufgebrachten Ezra hastig in Richtung Tür drängte – Amun tobte noch immer im Zimmer als Zion mit einem letzten Griff das Licht wieder ausmachte, bevor die Tür ins Schloss fiel. Die drei Männer standen nun mehr oder weniger etwas von der Situation überfordert vor der Zimmertür, und auch Ez konnte sich endlich aus Rays Griff lösen. Der Schwarzhaarige sah den Halbgott mit seinen graublauen Augen mehr als nur irritiert an „… Hat der kleine Spast dich tatsächlich gerade aus deinem eigenen Zimmer geworfen?!“ Doch Zion lachte nur leicht und zuckte mit den Schultern „Sag das doch nicht… er ist nur müde. Ich bin mir sicher wenn er später ausgeschlafen hat wird er uns sagen ob er etwas weis.“ Ray legte nachdenklich den Kopf schräg „Das muss ja wirklich die große Liebe sein…“ Doch Zion gab diese kleine Stichelei postwendend zurück „Jupp, genau wie bei dir und diesem Noel nicht wahr?“ Ray konnte nicht anders als leicht beschämt Zions wissenden Blick auszuweichen und sah daher auch nicht Ezras leichtes bestätigendes Grinsen. Zion jedoch streckte sich kurz bevor er die Freunde motiviert ansah „Ich werde sehen was ich herausfinden kann. Zu dieser ‚Medizin‘ und dieser ominösen Firma. Sobald ich etwas hab lasse ich es euch sofort wissen, versprochen.“ Ray und auch Ez nickten ihm dankbar zu bevor der Halbgott sich ein ruhiges Fleckchen zum recherchieren suchte, denn sein eigenes Zimmer schied momentan leider aus. Etwas betreten konnten die Freunde jedoch in den Blicken des anderen erkennen dass nun der schwere Teil kam. Das Warten. Das Wissen dass sie nun Warten mussten bis Zion neue Infos für sie hatte und sie nichts weiter tun konnten, außer eben zu Warten und Hoffen dass es Noel gut ging. Ray und Ez saßen wortlos auf auf einem der abgenutzten Sofas und warteten. Zwar hakten sie auch bei ihren eigenen Kontakten nach ob ihnen jemand etwas über diese seltsame Firma erzählen konnte, doch außer ‚keine Ahnung, hab nur gehört dass die recht gut bezahlen‘ war wenig brauchbares dabei. Ray lies sein Handy niedergeschlagen fast schon auf den Tisch fallen, denn es deprimierte ihn zu sehr überhaupt keinen Fortschritt gemacht zu haben. Ein Blick zu Ez und der Silberhaarige konnte sehen dass es seinem Kumpel genauso erging. Ezra hing zwar mehr quer über der Sitzlandschaft als dass er darauf saß, doch man konnte deutlich die wachsende Nervosität spüren die er ausstrahlte. Mit einem Mal fiel Ray ein was Zion bei ihrem Gespräch so beiläufig erwähnt hatte. „Hey Ez?“ „Hm?“ stöhnte der Punk mit dem blau-lila gefärbten Pony lustlos zurück als Ray auch schon seine Frage stellte „Ich würde Venum mal wegen diesen ‚Medikamenten‘ fragen. Willst du mitkommen?“ Wäre die Situation nicht so ernst, hätte Ray über Ezras Reaktion Tränen lachen können. Der leicht Gebräunte mit den graublauen Augen sah ihn an, als hätte Ray ihn eben gefragt den Teufel persönlich zu beschwören. „Waaas? Spinnst du? Der killt uns wenn wir den mit sowas nerven…“ Ez schien wirklich alles andere als begeistert von dem Gedanken, die örtliche Arztpraxis und deren Besitzer aufzusuchen. „Vielleicht haben wir ja ausnahmsweise mal Glück und er hat einen guten Tag?“ doch Ray war sich selbst nicht sicher, denn so wie Venum sich verhielt war ein solcher Tag mindestens 15 Jahre her. Eine große Schüssel mit frisch gebackenen Keksen die plötzlich mitten auf den Tisch gestellt wurde, riss die beiden erschrocken aus ihrer Unterhaltung. Neben ihnen stand der etwas kleinere, blonde Gott Tamin und sah sie beide mit einem nicht deutbaren Gesichtsausdruck an. Während Ez Augen aufleuchteten und mit einem „Oh! Kekse!“ sich gleich eines der kleinen Gebäckstücke in den Mund schob, starrte Tamin sie noch immer seltsam an. „Hey, alles klar bei dir?“ suchte Ray das Gespräch mit dem etwas seltsamen Mitbewohner und dieser nickte nur knapp „Ja. Hoffe bei euch auch.“ Tamin war wirklich mehr als eigenartig. Stets mit bitterbösen Blick unterwegs könnte man denken dass jemand gerade seine Katze überfahren hätte, dazu kam noch der eher ruppige Tonfall seiner Stimme. Doch eigentlich war er ganz in Ordnung und wenn man ihn etwas näher kennengelernt hatte wurde klar, dass dies einfach seine Art war. Oder vielleicht ein kleiner Knacks in seinem Kopf. Leve hatte seinen jüngsten Bruder auch schon liebevoll als ‚Brezel’ bezeichnet - weil bei dem alles im Kopf irgendwie verdreht und verknotet ist. Doch trotzdem war Tamin ein durchaus angenehmer Mitbewohner und ein begnadeter Hobbykoch der auch jeden mit seinen Meisterwerken verköstigte. Wenn Ray so darüber nachdachte hatten die gemütlichen Abendessen mit allen eigentlich erst angefangen nachdem Tamin hier mit eingezogen war und die kaum benutzte Küche entdeckt hatte – und man sich sicher war dass er trotz seinem oft so manischen Blick niemanden mit seinen Speisen qualvoll vergiften wollte. „Awwww…. Die sind echt lecker wie immer, Krümel~“ schwärmte Ezra, als er sich noch einen der duftenden Kekse schnappte. Ray war sich nicht sicher wie Ez dazu kam den blonden Gott mit den durchaus bedrohlich wirkenden rot-schwarzen Augen ‚Krümel‘ zu nennen, doch fast schon etwas wie ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf die blassen Lippen des langhaarigen Blonden. Rays Blick fiel jedoch auf eine große Metallbox die Tamin noch immer unter seinem Arm geklemmt hielt. „Was hast du denn da?“ Der kleine Gott sah Ray aufmerksam an „Die wollte ich Aiden und Venum bringen. Sie freuen sich auch immer über etwas Süßes. Das wollte ich noch gerne vor dem Abendessen erledigen.“ Mit einem Mal sprang Ray regelrecht hoch und schien hochmotiviert „Tamin, wenn du magst kann ich sie auch zu Venum bringen! Ich wollte sowieso zu ihm… und vielleicht reißt er mir dann nicht sofort den Kopf ab…“ „… Ok? Na dann. Hier.“ nach einem kurzen nichtssagenden Blick drückte Tam dem größeren Silberhaarigen die große Dose in die Hände und drehte sich wortlos um und zog wohl in Richtung Küche ab. Mit einem „Na dann hoffe ich mal dass diese Opfergaben den Dämon etwas besänftigen können…“ stand Ez plötzlich neben ihm und klopfte sich ein paar Krümel von seiner Hose. Ray nickte etwas zögerlich „Hoffen wir mal dass er zumindest damit etwas bestechlich ist.“ „War das alles? Dann könnt ihr euch ja wieder verziehen.“ Ez stand angespannt mit leicht nervösen Blick neben Ray. Venum hatte so schlechte Laune wie immer und als er bemerkt hatte dass sie zur Tür hereingekommen waren, war diese wohl noch deutlicher ins negative gesunken falls das überhaupt noch möglich war. Nachdem Ray dem genervten Arzt die große Dose von Tamin überreichte, schien es zwar fast so als ob sich die grimmigen Stirnfalten des Doktors minimal entspannten, doch er war trotz allem mehr als nur genervt von ihrer Anwesenheit. Der ‚sympathische‘ Arzt blickte finster unter seinem glatten braunen Haar hervor an, noch während er die Metalldose auf seinen Tisch stellte. Sein Blick sagte eigentlich nur eines – und war dass wenn es ihnen gut genug ging hier blöd herumzustehen, dann hatten sie hier nichts zu suchen und sich gefälligst zu verpissen. Venum hatte trotz seines Berufes den wirklich hart erarbeiteten Ruf eines Menschenhassers, welchen er auch nur zu gerne aufrecht erhielt. Ez boxte Ray kurz in die Seite und zischte ein leises „Jetzt mach schon!“ Jetzt erkannte Ezra auch warum Ray ihn gefragt hatte ob er ihn begleiten würde – Ray, der sonst mit jedem klar kam wirkte ebenfalls durchaus eingeschüchtert von dem negativen Verhalten des Arztes. Wer weis schon welche Behandlungen der Große bei Venum bereits hinter sich hatte. Ray kramte in seinen Taschen und holte die verschiedenen Dosen heraus und stellte sie auf den Tisch. Auf Venums finsteren Blick hin versuchte der Silberhaarige so kurz wie möglich zu fassen – es war durchaus bekannt dass Venum es hasste wenn man ihn unnötig zu textete. „Zion meinte du könntest uns helfen. Wir müssen herausfinden was das genau ist. Sagt dir der Hersteller etwas?“ Der Arzt griff völlig angepisst nach den Döschen und kniff seine Augen angestrengt zusammen damit er das klein Aufgedruckte lesen konnte. Jedoch schienen sein genervter Gesichtsausdruck sich vielmehr in Erstaunen zu wandeln. Er schien kurz zu überlegen und sah die beiden jungen Männer vor sich schließlich an „Ich will gar nicht wissen wo ihr das her habt. Aber das bleibt hier, bevor ihr damit noch irgendwelche Scheiße baut.“ Ezra schien nicht sehr begeistert von der Idee dass Venum ihre ‚Beweise‘ beschlagnahmte, doch Ray nickte, denn er wollte der älteren wirklich nicht verärgern. „Ist das wirklich so gefährlich?“ kam es etwas verunsichert aus Ray heraus und Venum schnaufte nur genervt durch „Wenn ihr jemanden umbringen wollt gibt es einfachere Möglichkeiten. Und billigere. Von diesen Dingern solltet ihr also die Finger lassen.“ Man konnte deutlich spüren dass der Geduldsfaden des braunhaarigen Arztes sich durchaus langsam zu spannen begann. „Ok. Danke. Nur noch eines… dieses „IntelLife-Corp.“… sagt dir das etwas?“ Venum blickte kurz nachdenklich zur Seite „Nun ja, das ist wohl ein neuer Medizinhersteller der hier nen Standort aufgebaut hat. Ziemlich schmierige und zwielichtige Typen. Wollten mir ein paar von ihren Sachen andrehen. Ich habe ihnen freundlich zu verstehen gegeben dass sie ihren überteuerten Scheiß nehmen, sich wieder verpissen und ins Knie ficken sollen. Wenn ich jetzt sehe was die sonst noch so alles vermarkten bin ich ganz froh darüber. Ich hab keine Lust drauf dass ich noch mehr Arbeit bekomme. War’s das jetzt?“ Ray nickte hastig „Ja, danke. Das war alles… wir sind dann auch schon wieder weg.“ Ezra wagte zwar nochmal einen Blick auf ihre ‚Beweisstücke‘ doch nachdem er auch Venum’s Blick sah dass er die beiden ganz genau beobachtete, verwarf der junge Punk die Idee. Venum war einer der wenigen Menschen mit dem er es sich nicht verscheißen wollte. Die beiden beeilten sich um die Praxis auf schnellsten Wege zu verlassen, denn jede unnötige Minute die man hier verweilte war vielmehr gesundheitsschädlich… zumindest wenn der Besitzer so miese Laune hatte. Sie hatten gerade die Tür hinter sich geschlossen und grübelten über ihre neuen Erkenntnisse als eine freundliche Begrüßung ihre Aufmerksamkeit auf sich zog „Hey! Ray, Ezra! Was macht ihr denn hier? Ihr seid doch nicht etwa krank oder?“ Die freundliche Stimme gehörte Aiden, Venums Assistenten und ‚Lehrling‘. Der Kleine mit den orangen Haaren und großen grünen Augen lächelte die beiden fröhlich an, während er schließlich zu ihnen aufschloss. „Nein, alles gut…“ antwortete Ezra und sah den Kleineren aufmerksam an „Warst du unterwegs?“ Der Karottenkopf nickte „Ja, ich musste eben was abliefern. Wollt ihr etwa zu Venum?“ Ray schüttelte hastig den Kopf „Nein, wir haben schon mit ihm geredet. Ich glaube das reicht für einen Tag. Oder für dieses Jahr wenn möglich.“ Aiden lachte kurz auf „Ach der meint das gar nicht so… da bin ich mir sicher~“ Doch die Blicke welche Ray und Ez austauschten machten deutlich, dass sie lieber nicht austesten wollten ob Venum mit seiner einschüchternden und ablehnenden Art es ernst meinte oder alles nur Show war. „War schön euch mal zu sehen – aber ich muss jetzt rein, sonst meckert der Chef wieder. Also dann, man sieht sich!“ verabschiedete sich Aiden und schlüpfte flink durch die Eingangstür ins Innere der Praxis. Ray und Ez sahen sich erneut etwas planlos an, doch das beste war wohl nun abzuwarten bis Zion ihnen endlich ein paar Infos geben konnte. Nach einer unruhigen Nacht und seinem noch unruhigeren Vormittag wurde die Ungeduld der beiden jungen Männer immer unerträglicher. Andere trauten sich gar nicht in die Nähe der grimmig dreinschauenden Freunde, welche die ganze Zeit immer entweder nervös mit dem Fuß wippten oder mit den Fingern klackten. Zion hatte sich bisher noch nicht gemeldet und Ezra hoffte nur dass dies bedeutete dass er noch immer an ihrem Fall recherchierte, ansonsten würde er ihn wohl verprügeln müssen. Die Sorge um Noel trieb ihn und Ray beinahe in den Wahnsinn und viel länger würden sie nicht untätig hier warten können. „Meinst du Zion ist da überhaupt noch drüber? Oder guckt der seit Stunden Katzenvideos?“ Ezra war durchaus erstaunt das Ray wohl die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen wie ihm. Er zischte genervt durch und verschränkte seine Arme „Das hoffe ich für ihn… sonst kann der was erleben… dieser Nerd…!“ Ein harter Schlag auf den Kopf lies ihn jedoch zusammenschrecken. Als er erschrocken nach oben sah, blickte er in Amuns ernstes Gesicht und den zusammengehefteten Stapel Papier den er ihm wohl gerade eben über den Schädel gezogen hatte „Zion ist MEIN Nerd, der die ganze Nacht über für euch Idioten Infos gesammelt hat. Er hat sie bis eben mit mir zusammen für euch ausgewertet… und ist nun todmüde über seinem Laptop eingeschlafen. Sei ein bisschen dankbarer.“ Mit einem leicht genervten Schnauben warf er eine Hälfte der Papiere regelrecht in Rays Hände, welcher das Geheft gerade noch auffing. „Hier. Viel Spaß damit. Ich bin dann mal bei Smile.“ woraufhin sich der Schwarzhaarige schon umdrehen und weitergehen wollte. „Danke Amun. Wirklich. Und richte auch bitte Zion später noch ein Dankeschön aus.“ bedankte sich Ray noch, nachdem er sah was für einen Berg an Informationen die beiden in dieser kurzen Zeit für sie gesammelt hatten. Amun sah ihn kurz leicht überrascht an, doch dann war da schon etwas, das beinahe an ein kleines Lächeln erinnerte – oder er hatte nur einen Krampf in seinem seiner Mundwinkel, diese Möglichkeit durfte man auch nicht ausschließen. Doch der Informant mit den intensiven blauen Augen kniff diese nur amüsiert zusammen „Kein Problem. Also dann, macht was draus.“ bevor er die beiden mit den gesammelten Ergebnissen zurück lies und den anderen Teil seiner Papiere davontrug. Ezra und Ray legten hastig ihre Handys beiseite um beide Hände frei zu haben und zerpflückten geradezu die Infos die Amun ihnen überbracht hatte. Mit jeder Seite die sie überflogen verfinsterten sich ihre Gesichter mehr und die gelesenen, gelösten Seiten lagen über den ganzen Tisch verteilt. Es war schließlich Ezra der einige der Seiten nochmals beäugte und sich unsicher an Ray wandte „Ray… was hat das alles zu bedeuten? ...Was haben die mit Noel gemacht?“ Zion hatte sogar einen Weg in einige der Datenbanken der IntelLife-Corp. gefunden und sogar Daten aufgespürt die einen seltsamen Hinweis auf Noels verbleib geben konnten. In der normalen Mitarbeiterkartei war ein einziger Mann aufgeführt mit Noel’s Namen, doch die Kartei war nicht mehr aktiv, da der Status auf ‚Wechsel Sicherheitsstufe, Abteilung VA-VII, Identnummer: N2O75E1L‘ stand. Doch vielmehr beunruhigte sie vielmehr der Vermerk ‚Forderungen eingegangen, Auslieferung ausstehend.‘ Rays Hände verkrampften sich so sehr dass das Papier in seinen Händen knitterte. Man hatte irgendeine Scheiße mit Noel abgezogen, vielleicht sogar an ihm experimentiert. Diese Bastarde hatten ihn benutzt und jetzt offensichtlich auch noch verkauft? Er würde diesen Laden eigenhändig auseinander nehmen, das schwörte er bei allem was ihm heilig war. Er würde ihnen nicht vergeben Noel so etwas angetan zu haben. „Ray! Hey! Reiss dich zusammen!“ Ezras Rüge lies ihn sich wieder konzentrieren und er schüttelte seinen Kopf, sodass sein langes silbergraues Haar mitschwang „Sorry… aber ich bin gerade so… unglaublich wütend… was haben die für ne Scheiße mit Noel abgezogen?“ Doch Ez tippte auf eine Stelle des bedruckten Papiers in seiner Hand „Ich hab keine Ahnung, aber hier steht ‚Lieferung ausstehend‘. Das müsste doch bedeuten dass Noel noch dort ist oder nicht? Auch egal! Ich geh da jetzt hin und hol ihn da raus… du kommst doch mit oder?“ „Da musst du ganz bestimmt nicht fragen. Los, wir haben keine Sekunde mehr zu verlieren!“ bestätigte Ray dem kleineren Punk nickend bevor sie auch schon aufsprangen und aus dem Anwesen eilten. Amun hatte gerade Smiles Büro verlassen und folgte dem Gang zurück in Richtung Eingangshalle, als ihm der vernarbte Blasse mit den pinken Harren wie immer etwas müde wirkend entgegen getapst kam. Amuns Chef schien mehr als überrascht den Informanten hier zu sehen und blickte ihn mit seinen großen magentafarbenen Augen erstaunt an. „Oh Smile. Ich hab dir die Kopien von der Anfrage auf deinen Schreibtisch gelegt, warst ja nicht da.“ wandte sich Amun an den anderen, als dieser endlich zu ihm aufgeschlossen hatte. Doch der mit Narben bedeckte junge Mann sah ihn nur vollkommen irritiert an „… Hä?“ Der Schwarzhaarige sah sofort dass Smile auf dem Schlauch stand „Na die Infos über diese ‚IntelLife-Corp.‘… von Ray’s und Ezras Auftrag.“ Doch noch immer schien es bei Smile nicht zu klingeln – der schmächtige Kerl sah ihn immer noch mehr als verwirrt unter den fransigen pinken Haaren hervor an. „Wovon redest du überhaupt? Was für eine Corp? War ich da besoffen oder was?“ Nun irritierte es Amun langsam doch selbst, denn Smile schien wirklich nicht zu wissen wovon er sprach. Die Stimme des dunkelhäutigen Schwarzhaarigen klang mit einem Mal nachdenklich und etwas misstrauisch „… Soll das heißen der Auftrag kam gar nicht von dir? Ich glaube dann haben wir ein Problem. Ich sollte wohl Zion lieber mal wecken gehen… der muss uns ein paar Dinge erklären.“ woraufhin sich Amun umdrehte um zurück zu seinem Freund zu gelangen. Smile stand noch einen Moment völlig überfordert da „Wie… Ray und Ez? Zusammen?“ doch dann eilte er Amun auch schon hinterher „Kann mir mal bitte jemand erklären was hier los ist???“ „WAS?! WAS HABT IHR EUCH DABEI GEDACHT?!“ brüllte Smile mehr als aufgebracht als Zion vor ihm saß und seinen Teil der Standpauke zu hören bekam. Der vernarbte junge Mann war mehr als nur aufgebracht, als Amun ihm zur Hilfe kam „Jetzt lass ihn doch erst mal erklären Smile! Zion anmachen hilft uns jetzt auch nicht weiter!“ Doch Zion schüttelte seinen Kopf und das kleine hellgrüne Zöpfchen schwang mit „Er hat ja recht Amun. Ich hätte ihm gleich Bescheid geben sollen. Ich hätte dir sagen sollen dass ich die Infos erst mit Smile abklären wollte, bevor wir sie den beiden geben. Es IST meine Schuld.“ Sein Freund schnaubte zickig durch, anscheinend gefiel es ihm keineswegs dass Smile ihn wohl zurecht zusammengeschissen hatte. Zion war Amun zwar dankbar dass er stets zu ihm hielt, aber er war erwachsen genug um die Fehler einzugestehen die er gemacht hatte. „Es tut mir leid. Aber es ist wohl wichtiger die beiden zu finden bevor sie etwas Unüberlegtes tun.“ Zions hellgrüne Augen blickten ernst Smile entgegen und der Chef der Truppe schien sich allmählich wieder etwas zu beruhigen. Es war Amun der seinen Vorgesetzten auffordernd ansah „Du hast doch ihre Nummern oder? Schon mal versucht sie zu erreichen?“ Smile sah ihn kurz erstaunt an, denn er war so in Rage gewesen dass Ray und Ez ohne ihm ein Wort zu sagen ein solches Ding aufgezogen hatten, dass er noch gar nicht versucht hatte die Spinner telefonisch zu erreichen. Er suchte kurz in seinen unzähligen Kontakten, wählte und hielt sich das Mobiltelefon erwartungsvoll ans Ohr. Ein leises Klingeln und hörbares Vibrieren lies die drei aufhorchen und auf den Couchtisch blicken, auf dem scheinbar Ray’s Handy fröhlich vor sich hin klingelte. Zion griff nach dem Gerät und seufzte durch – Ray hatte tatsächlich so überstürzt gehandelt dass er es wohl hatte liegen lassen. „Das gehört Ray… Mist. Und bei Ezra?“ Noch während Smile in seinen Kontakten suchte, lehnte sich Amun neugierig über die Sofalehne und schob einige der Blätter zur Seite welche noch über dem Tisch verteilt lagen, nur um ein weiteres Handy darunter hervor zu fischen „Sieh mal einer an… das glaub ich jetzt nicht…“ Smiles Blick verfinsterte sich als er das zerkratzte kleine Gerät in Amuns Hand sah und zischte angepisst. Nachdem er jetzt versuchte Ezra anzurufen und das Handy in Amuns Hand lautstark begann zu klingeln, schrie er wütend auf „DAS GIBT’S DOCH NICHT! WIE KÖNNEN DIE BEIDE IHR HANDY HIER VERGESSEN?!“ Doch Amun kicherte kurz auf als er auf das noch immer klingelnde Handy in seiner Hand sah. Auf Smiles verstörten Blick hin gab er ihm das Gerät und grinste etwas schelmisch in sich hinein. Als Smile auf das Display sah verstand er auch warum. Der angezeigte Anrufer war ‚Shorty‘ und das Bild welches Ezra ihm als Kontakt zugewiesen hatte… war ein durchaus unvorteilhafter Schnappschuss. Ein hackedichter Smile glubschte ihm völlig verpeilt entgegen, den Pony sicherlich von Ari mit einem Haargummi hochgebunden. Smile knirschte mit den Zähnen „… Die können sich auf was gefasst machen wenn ich die in die Finger kriege, das könnt ihr mir glauben…!“ Doch dann sah er Zion und Amun auffordernd an „Und ihr müsst mir jetzt alles sagen was ihr wisst. ALLES. Ich hab keine Lust für die beiden ne Beerdigung organisieren zu müssen.“ „...FUCK! Ich hab mein Handy vergessen…!“ fluchte Ezra leise als er alle seine Hosentaschen abgetastet hatte. Ray sah ihn genervt an und dachte sich wohl wie blöd man sein konnte, als er mit einem Mal selbst schon fast panisch seine Kleidung abklopfte. Resigniert musste er seufzend zugeben „… nicht nur du…“ Ez entglitt etwas sein Gesicht als sein Blick zwischen Ray und dem gut bewachten Betriebsgelände der IntelLife-Corp. wechselte. Sie waren so schnell wie möglich zu der Adresse aus Zions Infos geeilt, nur um festzustellen dass das Gelände besser bewacht war als erwartet. Vor allem aber auch größer. Es war ein gewaltiger Komplex der beinahe schon an ein Hochsicherheitsgefängnis erinnerte. Hohe Gitterzäune, teils mit Stacheldraht gesichert, Flutlichtanlagen und patrouillierende Security. Sie waren sich beide einig dass dies etwas übertrieben für einen einfachen Medizinhersteller schien, also mussten im Inneren wohl ganz andere Dinge ablaufen. Das war so ungefähr der Moment in denen ihnen zum ersten Mal der Gedanke gekommen war, dass diese Sache vielleicht doch einen Ticken zu groß für sie war. Sie hätten Smile sagen sollen was los war, ihr Chef hätte ihnen doch sicher zugehört und ihnen dabei geholfen. Doch sie waren so in ihrem Tun vertieft gewesen, dass ihnen diese Idee gar nicht gekommen war. Und nun saßen sie hier. Versteckt im Schatten verschiedener Kisten, auf streng bewachten, feindlichen Gebiet und ohne die Möglichkeit Verstärkung anzufordern. In diesem Moment verfluchte Ez dass er mit Ray so unüberlegt aufgebrochen war. Doch er sah in Rays verschiedenfarbigen Augen auch, dass ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen. Sie konnten jetzt nicht mehr zurück. Sie mussten Noel JETZT da rausholen, koste es was es wolle. Denn sie beide hatten das übermächtige Gefühl dass dies die letzte Chance war den Rothaarigen zurück zu bekommen. Nachdem sie einige Zeit die Routen der Securitymänner beobachtet hatten, schlichen sie an einer der weniger bewachten Stellen der Umzäunung in der Nähe eines kleineren Gebäudes, welches offensichtlich als Lager für Baumaterialien genutzt wurde, denn zumindest war es mit solchen regelrecht umstellt. Ezra musste fast schon lachen als Ray einen Drahtschneider aus einer seiner Taschen zog – geistesgegenwärtig genug auf diese Situation vorbereitet zu sein und so verpeilt dass er sein Handy hatte liegen lassen. Das war wohl einfach Ray wie er leibt und lebte. Nach einem vorsichtigen Test ob der Zaun unter Strom stand, begann der Silberhaarige nach dem negativen Ergebnis auch schon flink die Drähte zu kappen. Nachdem auch für den größeren Ray die Öffnung groß genug war um hindurch zu schlüpfen suchten die beiden Deckung im Schatten einiger größerer Kisten mit Materialien und beobachteten ihr Umgebung mit Adleraugen. Doch Ez musste sich trotz allem eingestehen dass sie ein wahnsinniges Problem hatten. Sie waren nicht bewaffnet und sie hatten keine Ahnung wo sie überhaupt nach Noel suchen sollten! Doch weder Ray noch er bemerkten die kleine, schwach beleuchtete Überwachungskamera die jede ihrer Bewegungen genau verfolgte. „Tsss-- diese Idioten!“ zischte Smile als er sah wie planlos die beiden sich Zutritt verschafft hatten und nun wohl möglicherweise in der Deckung ihr weiteres Vorgehen planten. „Amun, kannst du mir vielleicht nicht so auf die Pelle rücken?“ wandte sich Smile an den Schwarzhaarigen, der seinen Atem fast schon in seinen Nacken hauchte. Doch der dunkelhäutige Blauäugige rollte nur mit den Augen „… geht nicht…“ Es war nicht so dass Amun wohl gerne mit Smile kuschelte, es lag vielmehr an den anderen die sich um sie versammelt hatten und angespannt versuchten einen Blick auf die verschiedenen Bildschirme in Zions Zimmer zu haben. Smile und Amun waren direkt hinter Zion, welcher völlig konzentriert in Lichtgeschwindigkeit in auf die Tasten hackte um verschiedene Überwachungskameras zu hacken um den beiden Eindringlingen zumindest eine Chance zu geben, während er damit zu tun hatte seine Spuren zu verwischen um unbemerkt zu bleiben. Für den schlimmsten Fall hatten sie sich Alexis und Tamin dazu geholt – die beiden Götter beherrschten ihre dunklen Transportfähigkeiten perfekt. Sie hatten sich sofort bereit erklärt im schlimmsten Falle einzugreifen, denn auch wenn natürlich jeder sauer auf die beiden Idioten war wollte niemand dass sie einfach so erschossen würden. „Hast du sie Tam?“ wandte sich Lex mit seiner tiefen Stimme an seinen kleinen blonden Bruder welcher nur nickte und mit seinen tiefroten, von Schwarz umrahmten Katzenaugen auf das Bildfenster auf dem Bildschirm starrte auf dem die beiden gerade von Zions gehackter Kamera verfolgt wurden. So vollkommen darauf konzentriert beim Anzeichen einer Gefahr ihre göttlichen Fähigkeiten einzusetzen drückten die beiden angespannt gegen Smiles und Amuns Rücken. Dass Liam rein aus Prinzip da Tamin hier war nun ebenfalls angespannt mit wartete machte das ganze nicht besser. Ebenfalls irgendwo zwischen den Leuten spitzte auch noch Josh’s kleiner blonder Wuschelkopf hervor, der natürlich auch nicht ignorieren konnte auf was für idiotische Ideen seine beiden Freuende gekommen waren, vor allem ohne ihm ein Wort zu sagen. Doch mit einem Mal zischte Tamins rothaariger Freund „Da!“ und zeigte mit seinem Finger auf eine andere Kameraeinstellung. Angespannt hielt die kleine Versammlung nun schon beinahe den Atem an. Nur Smile zischte ein „Fuck!“ Ezra und Ray duckten sich in die Schatten als sie plötzlich laut sprechende Stimmen vernahmen die sich ihnen rasch näherten. Es klangen wie die Stimmen von zwei Männern die sich über ein gewisses Thema auszutauschen schienen. „Was? Echt jetzt? Ich hab ja gehört dass es da wohl ganz schön heiß hergegangen sein muss… der hat ihm wohl wirklich komplett das Hirn rausgevögelt… vielleicht dürfen wir ja auch noch mal ran solange er noch da ist… wenn der so ne Granate ist.“ Die andere Stimme schien jedoch nicht so begeistert von dem Vorschlag „Das würde ich lassen wenn ich du wäre. Er gehört Cozen und wird die Tage abgeholt. Fehlt wohl nur noch etwas Feinjustierung.“ Der ernstere der beiden Männer wandte sich genervt an eine weitere Person die wohl noch hinter ihnen gegangen war „Jetzt komm endlich und beweg deinen Arsch. Ich hab besseres zu tun als mit dir hier ‚Gassi’ zu gehen.“ Die Stimme des anderen scherzte nur durchaus schadenfroh „Hey, wenn dieser Cozen ihn so durchgefickt hat wird der nicht mehr schneller laufen können~“ Doch der andere schnaubte nur genervt durch „Ich würde zumindest gerne mal wissen ob der überhaupt noch checkt dass ich mit ihm rede. Bin ich froh wenn der hier weg ist, der ist mir nicht geheuer...“ ‚… Cozen?!‘ Ray glaubte beinahe sich verhört zu haben, doch ein schneller Blick zu Ezra zeigte dass dieser wohl auch den Namen dieses Bastards gehört hatte. Ray biss die Zähne knirschend aufeinander ‚Warum überrascht es mich nicht dass dieser Kerl da auch mit drin hängt?‘ Die beiden tratschenden, bewaffneten Männer liefen etwas voraus, gefolgt von einem jungen Mann mit langsamen Schritt. Der bisher still Gebliebene folgte mit etwas Abstand, der lange rote Zopf wippte leicht mit seiner geschmeidigen Bewegung mit. In ein hautenges weißes Shirt und einer hellen Cargohose mit hellem Camouflage-Muster und kniehohen weißen Lederstiefeln bekleidet, folgte er völlig emotionslos seinen ‚Kameraden‘. Ray und Ezra fehlten die Worte und sie konnten nicht anders als voller Entsetzen mit ihren Blicken zu verfolgen. Es brach einfach aus Ray heraus als er sich nicht mehr zurückhalten konnte „NOEL!!!!“ Ray sprang regelrecht aus seiner Deckung auf und Ezra wollte ihn noch zurückhalten, als der Rothaarige sich schlagartig umdrehte, noch in der Bewegung seine Pistole zog und auf sie richtete. Außerhalb der Reichweite des Flutlichtes in fahlen Halbschatten getaucht, starrten ihn unter einem fransigen roten Pony zwei leere türkise Augen an. Ohne jeden Zweifel war dies Noel, doch Ray konnte es nicht begreifen – warum war er hier und hielt die Waffe auf sie gerichtet? Er und Ezra waren doch hier um ihn zu retten. Er war hier um den jungen Mann in den er sich so sehr verliebt hatte zurück zu sich nach Hause zu holen. „Noel… erkennst du uns nicht?! Wir sind’s Ezra und Ray! Deine Freunde!“ wandte sich Ezra flehend an den Rothaarigen, als dieser mit einem Mal nervös mit den Augen zuckte. Die vollen, rötlichen Lippen bewegten sich leicht als seine Stimme leise erklang „...Ez...ra…. Ra...y…“ Gerade schien es als wollte er, von einem Zittern durchzogen die Waffe senken, als sie die Schreie seiner beiden Begleiter hörten welche zurückgekommen waren „Was ist hier los?! Eindringlinge?!“ Noel verfestigte seinen Griff an seiner Pistole erneut und hielt sie im Anschlag – doch er schien so verwirrt wie nie zuvor. Die Freunde starrten alle nur völlig entsetzt auf das Kamerabild auf dem Ezra und Ray momentan zu sehen waren. Man konnte erkennen dass die anderen Wachen sie mit ihren Pistolen bedrohten und sich neben diesem Mann, der wohl der berüchtigte Noel war einreihten, Ray und Ez blieb nichts anderes übrig als sich zu ergeben. Smile biss sich auf die Unterlippe, denn er war sich nicht sicher ob diese unterwürfige Handlung überhaupt Sinn haben konnte, schließlich spielte ihr Gegner alles andere als fair. „Ich gehe.“ Lex Stimme drang entschlossen durch die Stille und Tamin nickte ebenfalls als Zion das Wort ergriff „Warte einen Moment. Etwas stimmt da nicht.“ Hochkonzentriert konnte man die kleinen Funken sehen die über die Haut des Halbgottes jagten – doch worauf spielte Zion an? Smile konnte nicht anders als voller Sorge erneut gebannt auf den Bildschirm vor sich zu starren. „Was tust du da? Schieß endlich!“ brüllte einer der Wachen Noel entgegen, doch der Rothaarige war so zittrig dass ihm beinahe die Schusswaffe aus den Händen fiel. Das Gesicht schmerzvoll verzerrt, jagte sein nervöser Blick hin und her als würde er nicht wissen was er nun tun sollte. „Noel! Erkennst du uns denn nicht?!“ schrie Ray ihm flehend entgegen, es war ihm egal dass bald auch die anderen Wachen ihn gehört haben mussten. Einer von Noels Begleitern zielte schließlich auf Ray und schrie den Rothaarigen an „Wenn du nicht bald machst tu ich es! SCHIEß ENDLICH DU KÖTER!!!“ während er dabei war den Abzug zu drücken. Noels Augen blitzen mit einem Mal auf. Er riss den Kopf nach oben und drehte schwungvoll herum, das rote Haar flog wie in Zeitlupe durch die Luft. Er hatte seine Waffe fest am Griff und drückte ohne zu zögern ab. Mit einem Mal wurde alles Schwarz. Ezra zuckte erschrocken zusammen als er den Schuss hörte, glaubte zu spüren wie die Kugel durch seinen Körper schlug, doch nichts geschah. Beinahe zeitgleich jagte ein lauter Knall über das gesamte Gelände, das Geräusch von zerspringenden Flutlichtern und und Lärm wie von explodierenden Stromgeneratoren. Nur noch vom fahlen Mondlicht erhellt, mussten sich seine Augen einen Augenblick an die plötzliche Dunkelheit gewöhnen, doch mit einem Mal fiel etwas Großes in seine Richtung. Ray rempelte erschrocken an seine Seite, als einer von Noels Begleitern leblos vor ihre Füße stürzte, das Gesicht blutverschmiert mit einem Einschussloch mittig auf der Stirn. Der zweite der Wachmänner wollte aufschreien, als der in weiß gekleidete Rothaarige ihm auch schon sein Kampfmesser in den Hals rammte und ihn zu Boden stürzte. Schwungvoll riss Noel das Messer aus dem Hals des anderen und warf es angewidert beiseite, eine spritzende Blutspur ziehend. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil und die Zuckungen des Unbekannten endeten während sich um ihn ein blutiger See bildete. Noel wirkte beinahe wie ein Geist als er sich erhob und sich zu seinen Freunden drehte. Das glückliche Lächeln auf seinen Lippen bildete einen gespenstischen Kontrast zu dem Blut welches überall auf seinem Gesicht und Oberkörper verspritzt war. Beinahe torkelnd bewegte er sich einige Schritte auf die beiden zu, Ray löste sich gerade rechtzeitig aus seiner Schockstarre um den plötzlich stürzenden Noel aufzufangen. Er ging mit dem Rothaarigen in die Knie und hielt ihn fest in seinen starken Armen und sprach mit ihm „Noel! Hörst du mich? Hey… bleib bei mir!“ Ezra griff hastig nach einer der Pistolen und hielt sie im Anschlag, er befürchtete dass sie nun in großen Schwierigkeiten steckten, doch durch den Stromausfall schienen alle mit anderen Dingen beschäftigt zu sein als sie oder Noels Aktion bemerkt zu haben. Ray zitterte vor Wut als Noel ihn völlig benebelt anlächelte und die blutverschmierten Hände an seine Brust drückte „Ray… du bist gekommen… ich… bin so glücklich…“ Doch mit einem Mal wanderte der Blick des jungen Mannes in seinen Armen auf eine seiner silbernen Haarsträhnen. Wie in Trance griff eine seiner Hände nach der gelösten Strähne und lies sie durch die schlanken Finger gleiten. Seine Stimme wirkte seltsam, fast als wäre er mit seinen Gedanken weit entfernt „So schön… das ist eine meiner Lieblingsfarben, weist du das?“ Smile sah wie dieser Noel wohl mit einem Mal in Rays Armen zusammenbrach. Ray und Ezra wirkten mit einem Mal hektisch und bewegten endlich ihre Ärsche um mitsamt ihrem Mitbringsel von dort zu verschwinden. „Zion!“ Amuns erschrockener Ausruf lies ihn jedoch den Halbgott mit dem hellgrünen Haar anblicken, welcher mit einem Mal gar nicht gut aussah. Kalter Schweiß perlte die leicht gebräunte Haut hinab, ein Zittern jagte durch dessen ganzen Körper und seine Augen hatte er beinahe schon schmerzhaft zusammengekniffen „..Es… ist nichts… ich habe wohl nur etwas zu viel Kraft verwendet.“ Zion hatte seine elektrische Energie durch das Netzwerk gejagt um so das Stromnetz der IntelLife-Corp. zu überlasten. Ihm hatten Ezra und Ray den ‚schicksalhaften‘ totalen Stromausfall samt Überspannungsschäden zu verdanken welche ihnen nun noch die Chance zur Flucht gaben. Doch solche Aktionen zehrten wohl sehr an den Energiereserven des Halbgottes und so sank er etwas kraftlos in sich zusammen, sofort von Amun umsorgt. Smile hatte aber leider keine Zeit sich um Zion zu kümmern und verteilte Befehle „Lex, du musst sofort Aiden holen, tut mir leid. Aber wir brauchen ihn dringend!“ Der stille Gott nickte kurz und schon zerpuffte er regelrecht in eine schwarze Rauchschwade welche sich innerhalb von Sekunden bereits wieder verflüchtigt hatte. „Tamin und Liam, könnt ihr den beiden Vollidioten entgegen gehen? Ich denke sie könnten ein paar helfende Hände gebrauchen.“ Tamin und auch Liam nickten entschlossen und eilten bereits aus dem Raum, doch nun sah Joshua ihn aufmerksam an, welche Aufgabe ihm wohl zugewiesen wurde. „Was ist mit mir?“ fragte Josh angespannt, doch Smile knirschte mit den Zähnen „Du wirst mir zur Seite stehen wenn ich den beiden ihren Anschiss gebe der sich gewaschen hat!“ Als Ez mit Ray - welcher den bewusstlosen Noel fast schon wie eine Prinzessin mit sich trug - den Weg durch die Dunkelheit der nächtlichen Straßen zurück hetzte, waren die beiden mehr als überrascht als ihnen nach einiger Zeit Liam und Tamin entgegen geeilt kamen. „Gib ihn mir, ich bringe ihn heim. Aiden wartet schon.“ sah der kleine blonde Gott Ray auffordernd an, welcher etwas widerwillig den schwach atmenden Noel freigab, als wollte er ihn nie wieder loslassen. Tamin ächzte etwas unter dem Gewicht auf als Noel nun an seiner Schulter hing, doch mit einem Mal wandte auch er seine Transportfähigkeit an und brachte den Rothaarigen schon zurück. Ray und Ezra starrten nur auf die Stelle wo der Kleine mit ihrem Freund verschwunden war und der Rauch sich bereits verflüchtigte. Doch Liam’s leicht genervtes „Kommt ihr jetzt endlich? Ich hab keine Lust dass euch doch noch jemand folgt!“ lies sie wieder auf das wichtige konzentrieren, denn sie waren hier immerhin noch lange nicht in Sicherheit. Ez wandte sich an den etwas eigenartigen Kameraden mit dem kurzen roten Haar als sie nun ohne den zusätzlichen ‚Ballast‘ des bewusstlosen Noel’s nach Hause rannten „W...was machst du eigentlich hier? Woher wusstet ihr wo wir sind?“ Ray schien so in Sorge um Noel dass er bisher kein weiteres Wort gesprochen hatte, also musste er herausfinden was eigentlich hier los war. Liam sah ihn noch beim Laufen kurz mit seinen hellen graublauen Augen an, die im Mondlicht schon fast gespenstisch leuchteten „Smile hat uns geschickt. Aber das will er euch sicher selbst sagen wenn wir zurück sind.“ Ein freches Grinsen lag aus den gepiercten Lippen des anderen, und Ezra war bewusst dass Liam wusste was ihn und Ray wohl erwartete ‚...FUCK!!!… das gibt nen riesen Anschiss…‘ „WAS HABT IHR EUCH DABEI GEDACHT?! IHR IDIOTEN!!!“ Smiles wütender Schrei wurde nur noch von seinem Blick der töten konnte untermalt. Nachdem Tamin geradezu Alexis mit dem Fremden in die Hände gefallen war, war der größere Gott sofort mit Aiden in eines der Krankenzimmer geeilt. Smile hatte nur einen flüchtigen Blick auf den ‚Neuen’ werfen können, doch irgendetwas in ihm sagte ihm sofort dass da etwas überhaupt nicht stimmte. Doch zuerst war es das wichtigste dass Aiden ihn medizinisch versorgte. Mit Alexis an seiner Seite brauchte Smile sich auch keinerlei Gedanken machen dass dem kleinen Arzthelfer etwas passieren könnte, sollte der Typ mit dem langen roten Haar erneut so austicken wie zuvor. Hoffentlich. Doch seine Aufgabe war nun erst mal die beiden Vollidioten die von Liam lächelnd ins Gebäude geschoben wurden zu ‚belehren‘. Auch wenn Ray’s Blick wohl geradezu panisch nach dem Rothaarigen suchte, hatte Smile nur mit gefasster Stimme und einem kalten Lächeln auf dieses Verhalten reagiert „Aiden und Lex kümmern sich um ihn, keine Sorge. Aber ihr beiden Hübschen kommt doch bitte mit in mein Büro~~“ Ray und Ez schienen durchaus etwas schuldbewusst und auch verängstigt als sie Smile folgten. Zu ihrem Erschrecken folgte ihnen Josh ebenfalls. Der kleine Blonde hatte noch keinen Ton von sich gegeben, doch man konnte in seinen Augen sehen dass er kurz vor dem explodieren war. Ray kniff seine Augen etwas zusammen, als könnte ihn Smiles Gebrüll nicht treffen wenn er nicht hinsah, doch wirklichen Erfolg hatte seine Technik keinen. Ez stand ebenfalls ganz kleinlaut neben ihm und so blieb den beiden wohl keine andere Möglichkeit als den… durchaus verdienten Anschiss über sich ergehen zu lassen. Nachdem sich seine Nerven allmählich beruhigten und sein Gehirn das Geschehene wohl langsam verarbeitete wurde ihm klar wie idiotisch und vor allemleichtsinning ihr Vorgehen gewesen war. Alles an dieser Aktion. Und wie verdammt knapp es gewesen war – sie wären beide beinahe erschossen worden. Smile hatte sie runter geputzt, fast schon geschrien und unzählige Dinge an den Kopf geworfen. Warum sie ihn nicht informiert hatten. Ob sie ihm und den anderen so wenig vertrauten? Jeder hätte ihnen doch bei dieser vollkommen kopflosen Aktion geholfen! Wenn Zion ihnen nicht geholfen hätte wären sie nun tot, denn dem vollkommen ausgepowerten Halbgott hatten sie den Stromausfall zu verdanken! Warum sie ihre verdammten scheiß Handys nicht dabei hatten! Warum sie nicht einmal ihr Gehirn hatten benutzen können, dann hätten sie gleich gemerkt dass diese Sache viel zu groß für sie war! Nachdem Smile leicht außer Atem wohl mit den Dingen fertig war die er klarstellen wollte, sah Josh ihn mit großen Augen an „Bist du fertig Smile? Darf ich dann jetzt?“ und der Pinkhaarige nickte nur noch immer sichtbar verärgert „Nur zu.“ Ez lief ein kalter Schauer über den Rücken – das war noch nicht zu Ende? Jetzt ging es mit Josh in die zweite Runde? Er hatte durchaus bereits Erfahrung mit dem Temperament des Mini-Menschen gemacht… und das hatte ihm durchaus gereicht. Zu seiner Überraschung kam der der kleingewachsene junge Mann jedoch direkt auf sie zu und blieb grimmig vor ihnen stehen. Er glaubte schon dass Josh vor Wut gleich explodierte, so zornig starrten ihn dessen fast schon bernsteinfarbene braunen Augen an – als ein heftiger Schmerz ihn durchfuhr. „FUCK!!!! SPINNST DU?! WAS SOLL DAS?!“ schrie Ezra schmerzhaft auf, Ray nahm den heftigen Tritt gegen ein Schienbein deutlich lautloser hin als er, verzog jedoch ebenso schmerzhaft das Gesicht. Der kleine Blonde fiel ihm jedoch mit einem Mal um die Brust und schlug mit den Fäusten etwas auf ihn ein „IHR SEID SOLCHE IDIOTEN! ICH HAB SOLCHE ANGST UM EUCH GEHABT! UM DICH DU VOLLSPAST! WAS WENN DU GETÖTET WORDEN WÄRST?!?!“ brüllte es laut aus dem zierlichen Mann heraus, während er das Gesicht in seiner Brust vergrub. Ezra konnte nicht anders als seine Arme um Josh zu legen und den kleinen, zitternden Blonden einfach festzuhalten. Ez spürte dass sein Freund weinte. Er hatte ihn mit dieser völlig überstürzten Aktion zum Weinen gebracht und dass tat ihm selbst viel mehr weh als der Anschiss von Smile. „Tut mir leid. Wirklich…“ Ray sah die beiden kurz an und bereute ebenfalls seinem ‚Bruder‘ solche Sorgen bereitet zu haben. Doch er war zuvor einfach vor Sorge um Noel nicht im Stande gewesen ein bisschen weiter zu denken. Smile seufzte schließlich laut durch „Ich denke mal wenn Aiden sein Ok gibt... dass ihr zu diesem Noel könnt. Aber so wie es aussieht hat er einiges mitgemacht… und wohl auch einiges an Medikamenten oder Drogen bekommen die ihn im Moment unberechenbar machen… Aiden wird mit Lex jedoch zur Sicherheit mit dort bleiben, wir können nicht einschätzen wie er sich verhalten wird.“ Ray und schließlich auch Ez nickten dankbar, das wichtigste war dass es Noel im Moment den Umständen entsprechend gut ging. Ezra machte sich von Josh gefolgt gleich auf den Weg zu dem Krankenzimmer in dem Noel untergebracht war, doch Ray hielt noch kurz Inne und wandte sich nochmals an Smile. Der junge vernarbte Mann sah ihn etwas fragend an als Ray auch schon sprach „Eine Sache noch Smile… wir konnten etwas belauschen. Noel wurde wohl bereits verkauft und wäre zeitnah abgeholt worden. Von Cozen.“ Rays zweifarbige Augen konnten sehen wie die sowieso schon kaum vorhandene Farbe aus dem Gesicht seines Chef wich, wie seine magentafarbenen Augen ihn entsetzt anstarrten. Doch aus seiner Kehle drang nur ein gefasstes „...Ich verstehe. Danke für die Info. Wir reden später nochmal… jetzt geh schon. Ich schau dann auch mal kurz vorbei.“ und Ray nickte ihm nochmals kurz zu bevor auch er sich auf den Weg zu Noel machte. Ray klopfte kurz an der Tür bevor er sie vorsichtig öffnete. Zu seiner Überraschung lag Noel etwas aufgerichtet im Bett und seine türkisen Augen blickten müde und matt in seine Richtung. Doch als der Rothaarige ihn sah konnte man sehen wie beinahe schon ein glückliches Lächeln auf seine Lippen schlich und er versuchte sich aufzurichten. Ein schwaches „Ray!“ drang aus seiner Kehle bevor er jedoch schon wieder etwas kraftlos in sich zusammensackte. „Hey ganz ruhig Prinzessin. Du musst dich erstmal ausruhen. Ich komme später nochmal ja?“ mit diesen Worten strich Ezra seinem freund über das rote Haar und Noel nickte leicht. Lex lehnte an der Wand und lies keine Bewegung des Patienten aus den Augen, während Aiden erneut Blutdruck und Puls prüfte und notierte die Werte in einer Tabelle, nur um dann erneut grüblerisch in seinem Notfallkoffer zu wühlen. Erneut schlich sich ein schwaches Lächeln auf Noels Lippen als Ray sich neben ihn ans Bett setzte und ihn traurig anlächelte „...Hey… wie geht es dir?“ Noel sah ihm tief in die Augen und schien völlig kraftlos „...Es… geht…“ mit einem Mal kam beinahe etwas wie ein leises, hustendes Lachen über ihn „… Unser zweites Date… hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt.“ Doch Ray beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf die Lippen. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, strich der Silberhaarige ihm sanft über die Wange „Unser Nächstes wird besser. Das verspreche ich dir. Aber jetzt musst du erst einmal wieder gesund werden… Aiden kümmert sich und dich, keine Sorge.“ Ray sah wie Noels Blick etwas misstrauisch auf den jungen Arzthelfer lag, welcher gerade hochkonzentriert verschiedene Spritzen aufzog. „Ruh dich noch etwas aus… wir erklären dir später alles, in Ordnung?“ Noels verunsicherter Blick lag auf Ray, die türkisen Augen starrten ihn beinahe verängstigt an „Bleibst du dann bei mir? Wenn du wieder kommst?“ Es schmerzte den Größeren Noel so verletzlich zu sehen. Seelisch und körperlich zerstört. Doch Ray nickte mit einem optimistischen Lächeln und küsste nochmals liebevoll Noels Stirn „Natürlich. Ich bin dann bald wieder bei dir.“ Noel nickte nicht wirklich überzeugt, doch er hielt an Rays Worten fest „Ok… bis dann…“ Gerade als Smile an der Tür anklopfen wollte, wurde diese schwungvoll von Ray geöffnet und so stand er nun mit erhobener Hand vor dem größeren Silberhaarigen „Oh. Schon fertig?“ Ray sah ihn erst etwas überrascht, doch dann sehr bedrückt an „Ich komme später wieder… er ist mit seinen Kräften am Ende und vollkommen verängstigt.“ „...Das überrascht mich nicht. Ich will ihn auch gar nicht lange stören.“ Smile lugte etwas ins Zimmer hinein und sah wie Aiden beruhigend auf seinen Patienten einwirkte, welcher kraftlos im Bett lag. Doch dann wandte er sich nochmals an Ray „Wartest du noch kurz? Ich möchte dich gerne noch ein paar Dinge über diesen Vorfall fragen.“ Ray nickte leicht „Natürlich…“ Smile klopfte anstandshalber trotz der offenen Tür leicht an den Rahmen, als er sich an Ray vorbei ins Innere schob. Aiden begrüßte ihn so freundlich wie immer „Oh!.. Hey Smile~“ und sah dann zu Noel „Das ist Smile, der Chef hier. Der von dem wir dir erzählt haben-“ doch mit einem Mal brach die fröhliche Stimme ab und Aiden blickte Noel besorgt an „Noel? Hallo? Alles… in Ordnung?“ Alexis wirkte angespannt und auch Ray sah besorgt zu dem Rothaarigen. Noels Augen waren panisch aufgerissen und der türkise Blick war starr auf ihn gerichtet. Völlig verängstigt rutschte der junge Mann weiter nach hinten, drückte sich gegen die Wand als könnte er sich in ihr verstecken. „Hey ganz ruhig! Ich---“ doch Smile kam gar nicht weiter sich zu erklären als Noel völlig durchdrehte. Er schrie voller Angst und Panik lauthals los, als Ray an ihm vorbei stürzte und seinen Freund beruhigen wollte. Doch überraschenderweise schlug er der Kräftigeren einfach von sich fort sodass Ray nach hinten auf den Boden und gegen die Wand stürzte. Als Aiden nun auch beinahe von den wilden Schlägen und Tritten Noels getroffen wurde packte Alexis den Rothaarigen und drückte ihn auf das Bett um seine Bewegungsfähigkeit einzuschränken. „Aiden! Mach etwas!“ zischte der schwarzhaarige Gott als auch er durchaus Mühe hatte den tobsüchtigen Mann unter sich fest zu halten, welcher in seiner Panik gar nicht mehr ansprechbar schien. Smile konnte nicht anders als entsetzt zusehen wie Aiden nach einer der Spritzen griff und den ganzen Inhalt in Noels Arm jagte. Der kleine Karottenkopf blickte hastig zu Smile und schrie fast schon in einem überraschenden Befehlston „Raus hier Smile! Los!“ Wärend Smile noch einen Moment verarbeiten musste was hier geschah kämpfte sich Ray wieder auf die Beine und versuchte ebenfalls Noel zu beruhigen, dessen Gegenwehr langsam unter dem Einfluss des Beruhigungsmittels schwächer wurde. Smile war noch einen Moment wie erstarrt, doch dann verließ er hastig den Raum und lies die Tür hinter sich ins Schloss knallen. Smile lehnte an der Wand neben dem Türrahmen und spürte wie schnell sein Herz von dieser Aufregung eben noch schlug. Verunsichert lies er sich an der Wand hinunterrutschen und presste nun in der Hocke seine Arme um seinen Kopf. Zuerst hatte er gedacht dass der andere sich vor seinen Narben erschrocken hatte, aber das war nicht der Fall gewesen. Smile hatte es aus dem wilden und panischen Geschrei Noels heraushören können. Es waren seine ‚Augen‘ gewesen. Seine magentafarbenen Augen hatten in dem anderen diese Panikattacke ausgelöst. Es waren die selben Augen gewesen wie Noel sie offenbar in ‚Cozen‘ gesehen hatte. Smile presste seine Zähne so fest aufeinander dass sie beinahe knirschten und ein einziger Gedanke ging durch seinen Kopf ‚...Was… was hast du ihm angetan Bruder? WAS HAST DU GETAN?!‘ Kapitel 3: (Ezra & Gula) What A Mother Does? -------------------------------------------- 'What A Mother Does?' (Ezra & Gula) Es war mitten in der Nacht und alle Anwohner schliefen wohl schon tief und fest, als man das tapsen nackter Füße durch den Gang hörte. Ezra schlurfte etwas schlaftrunken den Flur entlang und gähnte immer wieder. Er hatte einen Albtraum gehabt und hatte nicht mehr einschlafen können. Josh und Noel waren außer Haus, daher hatte er bei Ray geschlafen. Als er aufgewacht war, war dieser jedoch nicht bei ihm Bett gelegen. Doch sicherlich war der große braungebrannte Silberhaarige wohl nur mal bei einem nächtlichen Toilettengang. Ezra hatte einige Zeit gewartet, doch dann hatte ihn die Angst überkommen. Ja, es klang lächerlich. Er der große starke Kerl mit der großen Klappe… hatte nachts alleine Angst, so sehr dass er alleine nicht einschlafen konnte. Er glaubte ein Geräusch zu hören, doch er war sich auch nicht sicher ob er sich das nicht nur einbildete. Er glaubte zu hören wie jemand im Zimmer war, glaubte zu spüren wie sich Hände auf seine Schultern legten. Glaubte die beängstigende Stimme seiner Mutter zu hören die er nie vergessen könnte. Der Schwarzhaarige mit dem farbigen Pony schüttelte energisch den Kopf um diesen Spuk aus seinem Kopf zu vertreiben. ‚Das bildest du dir ein Ez! Sie… sie ist nicht hier, sie kann nicht hier sein! Du bist hier sicher!‘ Mit einem Mal sprang er jedoch auf um die Anspannung abzuwerfen „… ich werd' mal sehen ob in der Küche noch was zum Essen da ist… dann ist Ray sicher auch wieder zurück….“ und so war der junge Mann los getapst. Als Ezra sich der Küche näherte, überraschte es ihn dass schwache Licht welches aus dem sonst dunklen Raum drang. Mit einem Grinsen stellte er fest dass wohl noch jemand außer ihm die gleiche Idee hatte und nun nach einem kleinen Happen suchte. ‚Sicher Noah der kleine Vielfraß…‘ Er mochte den jungen Dunklen der irgendwie bei ihnen hier gelandet war. Er mochte die direkte, leicht dreiste Art des jungen Mannes mit der er die Gemüter hier etwas aufheiterte. Und die ständigen Versuche seines Chefs herauszufinden, was der junge Mann jetzt schon wieder zerkaute. Beinahe wie ein kleiner Welpe der erst noch erzogen werden musste. Er näherte sich zielstrebig der geöffneten Kühlschranktür und lehnte sich lässig an die freie Wandfläche unmittelbar davor. „Hey yo, schieb mal was zum Beissen rüber Alter, ich hab echt Kohldampf.“ flockte es locker aus dem selbstbewussten jungen Mann heraus auch wenn er sich noch immer das Gähnen verkneifen musste. Zu seiner Überraschung antwortete niemand. Stattdessen richtete sich die Person, die sich vor seinen Blicken hinter der Tür verborgen durch den Kühlschrank gewühlt hatte auf und starrte ihn vollkommen fassungslos an. Langes stufig geschnittenes Haar welches von einem tiefen schwarz in einen hellen orangenen Ton überging, umspielte etwas verstrubbelt das feminine Gesicht. Nur mit Slip und einem kurzen flatternden Shirt bekleidet richtete sich die jung wirkende Frau auf und ihre großen Brüste sprangen ihm wieder beinahe ins Gesicht. Selbst völlig entsetzt musste Ezra feststellen dass es nicht einer der üblichen Verdächtigen war, der hier auf nächtlicher Snacktour war. Er stand vor Gula, der ‚Inkarnation der Völlerei‘. Wenn die Geschichten stimmten ein unglaublich altes und mächtiges Wesen, welche schon unzählige Welten erobert und andere einfach verschlungen hatte. Das Böse mit Titten. Großen Titten. Sie war eine der Sieben der Anführerinnen, eine der ‚Mütter‘ ihrer bösartigen und dunklen Rasse. Warum war sie eigentlich hier? Und damit meinte er nicht dass sie ja unbedingt ein Kind wollte und Yakov dafür nun ordentlich ran musste, sondern warum hatte ihm niemand etwas gesagt?! So etwas muss man doch wissen wenn DIE DA über Nacht hier bleibt! Und jetzt? Dem vollkommen entsetzten Gesichtsausdruck des weiblichen Wesens vor sich zu urteilen, würde sie ihn nun bestimmt töten. Er hatte sie zwar nicht gesehen gehabt, aber mit ‚Hey yo, Alter‘ angesprochen. Das… konnte nicht gut enden. Ihre orangefarbenen, von schwarz umrahmten Augen blickten den jungen, erstarrten Mann vor ihr noch immer entsetzt an, als sie ihm jedoch tatsächlich ein halbes Sandwich in ihren dunklen Krallenhänden entgegenhielt „...hier…“. So respektlos war sie noch nie angesprochen worden, aber irgendwie war sie auch zu überrascht um darauf zu reagieren. Zu Gulas Verwunderung schrie der junge Mann jedoch kurz auf und flüchtete panisch aus der Küche und lies sie mit dem halben Sandwich im Licht des geöffneten Kühlschrankes stehen. „… Was war das denn jetzt? … Geht es ihm gut?“ Da er das halbe Sandwich wohl doch nicht wollte, schob sie sich das appetitlich belegte Brot beinahe im Ganzen in den Mund und kaute etwas nachdenklich. ‚Vielleicht hat er sich auch nur erschrocken. Ich sollte wohl sehen ob es ihm gut geht, nicht dass Smile noch sauer ist und unseren ‚Vertrag‘ ändert… das wäre nun durchaus ungelegen.‘ „FUCKFUCKFUCKFUCKFUCK------“ Ezra konnte nicht wirklich einen klaren Gedanken fassen, währen der sich an eine der dunklen Wände des Gemeinschaftsraumes quetschte, in der Hoffnung dort Deckung zu finden. Sein Herz raste wie verrückt und er konnte nichts gegen die aufkommende Panik tun. Als sich seine Atmung wieder etwas normalisiert hatte, wagte er schließlich einen Blick um die Ecke, nur um erneut von Angst und Panik beinahe zu erstarren. In dem faden Licht der Nachtbeleuchtung stand sie nun in voller Größe vor der Küchentür und starrte direkt in seine Richtung. Ihre rot glühenden Augen blickten genau in seine, während sie nun auch noch zielstrebig in seine Richtung loslief. Die Dunkle wusste ganz genau wo er war. Sie würde ihn töten. Dabei war es doch nur ein Versehen! Hätte er gewusst dass es die wandelnden Brüste sind und nicht ihr verfressener Sohn Noah, hätte er die Küche ja nicht einmal betreten! Der einzige Gedanke der sich jetzt in seinem Kopf formte war dass er schnell zurück musste. Josh war unterwegs und Noel zu einem Checkup über Nacht auch nicht da, also hatte er bei Ray übernachtet. Er würde ihn doch von diesem Monster in Frauengestalt retten oder etwa nicht? Doch die Art wie sie ihn anstarrte und sich bewegte lies mit einem Mal ganz andere verdrängte Erinnerungen in dem jungen gebräunten Schwarzhaarigen aufwallen „Du warst ein böser Junge Ezra… Mama muss dich bestrafen wenn du so unartig bist… jetzt komm schon her… komm zu deiner Mama… JETZT KOMM HER DU KLEINER BASTARD!!!“ Gula hatte den jungen Mann gleich bemerkt, immerhin war die Dunkelheit ein Teil von ihr. Die Schatten hatten ihr gleich verraten wo der Junge war und sich vor ihr versteckte, auch wenn sie gar nicht verstand wieso. Sie erinnerte sich dass ihr der junge Mann schon öfters aufgefallen war. Es war auffällig wie er immer herumschlich sobald er sie bemerkt hatte, wie er plötzlich die Richtung wechselte wenn sie ihm einmal zufällig über den Weg lief. Sie konnte sich nicht erinnern etwas getan zu haben was dieses Verhalten erklären würde, daher war sie nun doch neugierig. Sie hatte ihn beinahe eingeholt als der junge Schwarzhaarige mit einem Mal losrannte und beinahe schon panisch wirkte, noch bevor sie ein Wort sagen konnte. Als er so fort hetzte und sich kurz zu ihr umdrehte konnte sie die pure Angst in dessen Augen sehen. Hatte sie ihn etwa so erschreckt dass er so verängstigt war? Das war nicht gut. Sie würde ihn wohl einholen müssen um ihn zu beruhigen dass sie ihm nichts böses wollte. Ezra kauerte zitternd in einem der Lagerräume zwischen den Kommoden, die Arme schützend über seinen Kopf verkrampft. Sein Atem ging hastig als seine Augen nervös zuckten. Sie hatte ihn verfolgt. Sie war hier. Er konnte ihre Schritte hören. Er konnte hören wie ihre Finger über die Wand strichen. Er konnte ihr manisches Lachen hören. Er konnte die Stimme seiner Mutter hören „Ezra du böser Junge… ich weis dass du dich hier versteckst… komm zu Mami…“ Er konnte ihr verzerrtes Gesicht vor ihr sehen, blutverschmiert wie sie ihn im völligen Wahnsinn gepackt hatte. „HAB ICH DICH DU KLEINE RATTE!!!!“ Ezra schrie völlig verängstigt auf als er sah dass jemand wirklich vor ihm stand, er glaubte zu spüren wie seine Mutter ihn an den Haaren packte und auf ihn losging. „Es tut mir leid es tut mir leid es tut mir doch leid!“ schrie er regelrecht los und zuckte noch mehr zusammen „Ich will ein lieber Junge sein! Aber bitte hör auf!!!“ als seine Sicht mit einem Mal schwarz wurde und er vornüber kippte. Gula war durchaus erschrocken als der junge Mann mit einem Mal bewusstlos umkippte, nachdem er erst diese seltsamen Sachen geschrien hatte. Sie hatte nur mit ihm reden wollen, doch der Junge war vollkommen panisch und zutiefst verängstigt gewesen. Beinahe hatte die Dunkle Mutter schon den Eindruck dass er sie mit jemand völlig anderen verwechselt haben musste. Sie hob den bewusstlosen jungen Mann mit einer unerwarteten Leichtigkeit hoch und hielt ihn beinahe wie ein Kleinkind an ihren Oberkörper. ‚Ich kann ihn ja schlecht hier lassen…‘ Gula war überrascht wie sehr sie sich wohl geändert hatte seitdem sie das erste Mal einen Fuß in diese Welt gesetzt hatte. Ihr Blick wanderte auf den regungslosen jungen Mann der an ihre Schulter geschmiegt lag und flüsterte nur ein leises „Du armes verängstigtes Kind…“ bevor sie mit einer Leichtigkeit den Raum verlies, als wäre der Bewusstlose nur ein Fliegengewicht. Als Ezra die Augen öffnete… sah er Brüste. Große Brüste. Dass sie so halbnackt über seinem Kopf hingen weil das lockere Shirt nicht wirklich figurbetont war, lies er mal so unbeachtet stehen. Aber außer dem unerwarteten und irgendwie auch beängstigenden Anblick irritierte ihn etwas anderes viel mehr. Gulas Krallenhand, wie sie immer wieder sanft über seinen Kopf strich, während er mit dem Kopf auf ihren weichen Schenkeln gebettet lag und die Dunkle wohl tief in Gedanken schien. Kurz überkam ihm der Drang aufzuspringen und zu flüchten, doch… je mehr er die Hand spürte die beinahe schon liebevoll über sein Haar strich, umso vielmehr beruhigte es ihn. Doch trotz allem war die Situation zu eigenartig. Erst hatte ihn das ‚personifizierte Böse’ durch die halbe Bude gejagt und jetzt lag er hier im Gemeinschaftsraum auf einem der Sofas, den Kopf beinahe zwischen den Schenkeln und den Megamöpsen eingeklemmt und bekam Streicheleinheiten. Was zum Geier war hier eigentlich los?! Schließlich fasste er seinen Mut zusammen und wandte sich an Gula. „...Was tust du da?“ Er konnte an dem leichten Zucken dass durch den Körper des weiblichen Überwesens jagte spüren, dass er sie etwas aus ihren Gedanken gerissen hatte. „Hmmm… ich weis nicht. Tun das Mütter nicht wenn ihre Kinder Angst haben?“ fragte die Dunkle mit leiser Stimme, noch immer fast schon liebevoll seinen Kopf tätschelnd - wobei sie durchaus darauf achtete dass ihre langen krallen-gleichen Fingernägel in nicht verletzten. Ezra hätte sie wohl etwas verwirrt angesehen, wenn seine Sicht nicht durch die Megaboobies blockiert gewesen wäre. Vor allem verwirrte ihn ihre Gegenfrage. Er dachte nicht gerne an seine Mutter, dies war etwas was er lieber in der Vergangenheit begraben wollte. Er grübelte kurz und seufzte schließlich tief aus „…Ich weis es nicht...“ Gula war durchaus überrascht. Sie meinte beinahe etwas wie Traurigkeit zu spüren, obwohl der junge Mann bisher so ruhig auf ihrem Schoß geschlafen hatte. Zugegeben war sie selbst verwundert, aber es hatte sie einfach überkommen dieses verängstigte Kind in ihre Arme zu nehmen und über den Kopf zu streicheln. Irgendwie hatte sie der Gedanke gepackt dass dies etwas ist, was Mütter machen sollten. Und auch wenn er nicht ihr Kind war, so war sie trotz allem eine ‚Mutter‘. Doch es überraschte sie auch dass ihr der Junge keine Antwort auf ihre Frage geben konnte, offensichtlich hatte er nie eine Mutter gehabt oder nie deren Liebe erfahren. „Verstehe. Aber es fühlt sich richtig an. Denke ich…“ musste die Dunkle leicht schmunzelnd zugeben. Sie konnte spüren wie der junge Mann auf ihrem Schoß leicht lachte, offenbar amüsierte es ihn dass sie bei dieser Frage beide keine Antworten hatten „Das stimmt… ehrlich gesagt könnte ich mich fast dran gewöhnen…“ Es war nicht gelogen. Irgendwie strahlte Gula in diesem Moment eine so friedliche und liebevolle Aura aus wie nie zuvor. Bitter musste er sich eingestehen… dass selbst das Urböse, eine dunkle Mutter, das Böse mit Titten und die Inkarnation der Völlerei… wohl eine bessere Mutter sein konnte als seine eigene es gewesen war. Nur noch einen Moment länger wollte er gerne diese ‚mütterliche Liebe‘ in sich aufsaugen. Nur noch etwas länger die Wärme spüren und zu fühlen wie sie sanft und vertraut über seinen Kopf strich. Nur noch ein bisschen länger… Josh starrte etwas ungläubig auf sein Handy und krabbelte beinahe in des Display, während er noch weiter in das Foto zoomte welches er eben zugeschickt bekommen hatte. „What the…. Fuck?!“ Er musste lange hinsehen um es wirklich zu glauben. Mit dem Kommentar versehen „Guck mal was ich heute morgen gefunden habe x’D“ hatte ihm einer seiner Freunde ein Foto gesendet. Ein schlafender Ezra war nichts außergewöhnliches. Das jemand anderes, wie zum Beispiel Noel und Ray dort mit schlief war nichts ungewöhnliches. Aber Ez lag völllig entspannt auf Gulas Schoß gekuschelt und schien genauso tief und fest wie die Dunkle zu schlafen. Zu seinem Glück hing ihr Oberkörper etwas nach hinten zur Sofalehne hin, sonst wäre sein Freund wohl unter den großen Brüsten der anderen erstickt worden. Ezra hatte all die Zeit geradezu panische Angst vor dieser Frau gehabt… und jetzt dieses Bild? „Also das muss er mir erklären wenn ich zurück bin….“ Kapitel 4: (Nathaniel x Cheshire) Crunchy Valentine --------------------------------------------------- 'Crunchy Valentine' (Nat(thaniel) x Cheshire) Nat war sich nicht sicher was geschehen würde. Cheshire schwebte wie so oft vor ihm, die hellgrünen Katzenaugen des jung wirkenden Gottes sahen ihn wie immer mit einer Mischung aus Neugierde und Aufmerksamkeit eindringlich an. Es schien als würde sein Freund merken wie er zögerte und drehte den Kopf leicht schräg, während er sich seinem Gesicht näherte. Mit immer roter werdenden Wangen riss Nathaniel mit einem Mal die kleine verschnürte Box nach oben, die er bisher in seiner Tasche versteckt gehalten hatte. Nachdem er das kleine Schächtelchen Cheshire beinahe gegen die Nase geschlagen hatte, wich der schwebende Gott etwas zurück und griff vorsichtig nach dem ‚Ding‘ dass Nat ihm entgegenhielt. Der Blick der aufmerksamen geschlitzten Pupillen lag starr auf dem Blonden, als er ihn ansprach. „Was ist das? Ist… das etwa für ihn?“ Nathaniel fand es immer wieder niedlich wie sein Freund von sich selbst in der dritten Person sprach, als er schüchtern nickte. „...Ja. Das… ist für dich. Schokolade… zum Valentinstag… ich weis ich bin zu spät. Tut mir leid.“ Am liebsten wäre Nat im Erdboden versunken als Cheshire ihn mit großen Augen ansah und mehr als verwundert schien. Er wusste dass es eine bescheuerte Idee gewesen war. Cheshire wusste nicht einmal mit diesem Brauch etwas anzufangen. Aber das erste Mal in seinem Leben hatte Nat eben das Verlangen gespürt… seinem Geliebten Schokolade zu schenken. Wenn man das was er verbrochen hatte überhaupt noch so nennen durfte. Doch um das Ganze überhaupt zu verstehen, musste man wohl zeitlich etwas zurückgehen. Es war der Morgen vor dem besagten ‚Feiertag‘ gewesen, als ihn die Erkenntnis traf. Nun ja es war weniger die Erkenntnis, mehr die Tatsache dass alle diesen und den Folgetag zur Arbeit im ‚Petit Chat’ eingeteilt waren und fleißig Regale säuberten und mit neuen Waren bestückten. Aus irgendeinem Grund war Valentinstag jedes Jahr chaotisch und man rannte ihnen regelrecht die Tür ein. Es war einer der seltsamen stressigen Tage in denen man sogar Cole aus dem Büro holen musste, damit man überhaupt noch irgendwie den Kopf über Wasser halten konnte. Nat wusste nicht woher die ganzen Menschen oder eher jungen Kerle alle kamen - ihm war zwar klar dass Justin sicher mit jedem von denen bestimmt schon mindestens einmal gepoppt hatte - aber der Kundenandrang war jedes Mal durchaus beängstigend. Und auch die Mengen an Schokolade die ihnen in die Hände gedrückt wurde mit jedem Jahr mehr. Nathaniel seufzte tief als er einige der Schachteln an ihren Platz schob. „Alles klar bei dir?“ Zanes freundliche Stimme lies ihn zu dem Größeren aufblicken doch schließlich seufzte er erneut anstatt zu antworten. Ihm war gerade klar geworden dass das ganze fies war. Valentinstag war der Tag der Liebenden, den Tag den man mit der Person die man liebte zusammen verbringen wollte. Nicht dass ihn das bisher interessiert hatte, aber dieses Mal war es eben anders. Er wollte nicht den ganzen Tag im Laden stehen und Sexspielzeug verkaufen, nur um dabei ‚total unauffällig‘ von seinen Verehrern Schokolade oder Pralinen zugeschoben zu bekommen. Er… wollte den morgigen Tag viel lieber mit Cheshire verbringen. Der besonders seltsame Gott der bei Smile momentan seinen Shop betrieb, welcher sich mit seiner total schrägen Art irgendwie in sein Herz geschlichen hatte. Er wollte vielleicht einfach mit ihm sofern er ihn dazu bewegen konnte wie ein normaler Mensch zu sitzen und laufen, einfach etwas spazieren gehen. Vielleicht wo nett essen gehen. Und einfach schön dann auf dem Sofa noch bei einer DVD etwas kuscheln und schlafen. Aber nun war ihm klar geworden dass er morgen wohl keinen Fuß aus dem Laden bekommen würde. Er würde wohl seinen Liebling erst den Tag danach wieder sehen können. Es war zwar dann nicht das selbe, aber besser als nichts. Trotzdem war es in diesem Moment einfach unglaublich gemein. Immerhin war es der erste Valentinstag an dem er einen richtigen Freund hatte den er gerne beschenken wollte. „...FUCK!“ zischte es mit einem Mal aus dem kleinen Blonden heraus. Zane sah ihn mehr als verwundert an, als Nat schnell das Thema wechselte „Ich ehhhh… hab vergessen hier vorher raus zu wischen! Ich.. hol schnell den Lappen…“ Er würde ganz sicher nicht sagen dass ihm gerade klar geworden war dass er kein Geschenk für Cheshire hatte. Er hatte keine Schokolade, rein GAR NICHTS das er seinem Freund zu diesem besonderen Tag hätte schenken können. Aber er konnte ja auch nicht ahnen dass es das erste Mal war dass er an diesem Tag etwas verschenken WOLLTE. Er konnte sich aber nicht die Blöße geben zu fragen ob er schnell etwas kaufen gehen konnte. Außerdem war es schon spät und die meisten Läden hatten sicher schon geschlossen. Und das Zeug das sie hier hatten wollte er ganz sicher nicht verschenken. Das wäre zu unpersönlich, außerdem wäre das komisch rüber gekommen. Mit Schrecken musste er feststellen dass er wohl nur die Chance hatte, wenn später alle bereits schliefen die Vorratsschränke zu durchforsten ob er aus den vorhandenen Dingen etwas zaubern konnte. Nat schluckte schwer, aber er war ja nicht komplett unfähig… also was sollte da schon schief gehen? Nat hätte lauthals durch die WG schreien können, wenn es nicht gerade 3:20 nachts gewesen wäre und er hier im Geheimen die Küche verwüstete. Verwüsten war noch untertrieben! Anfangs lief es sogar recht gut – er hatte Schokolade gefunden mit der Zane irgendwann einmal einen Kuchen backen wollte, aber so etwas Unwichtiges musste jetzt warten. Im Laden hatte er in der Valentinstagssparte sogar kleine Pralinenförmchen für Herzen gefunden. Die versauten Sprüche die drauf standen waren egal, Hauptsache es sah nach Valentinstag aus. Da er kein Rezept zur Hand hatte, beschloss er es einfach zu versuchen. Konnte ja nicht so schwer sein. Erst schien alles zu klappen – Schokolade in einen Topf zum schmelzen, dann beschloss er noch etwas vom Alkohol der in den Schränken stand rein zu kippen – immerhin gab es ja auch Pralinen mit Alkohol oder? Irgendwann roch es jedoch eher verbrannt als schokoladig und er merkte dass der Herd wohl viel zu heiß war und ihm der ganze Inhalt des Topfs hoffnungslos verkohlt war. Nach der Einschätzung dass auch der Topf nicht mehr zu retten war, wanderte so alles komplett in den Müll. Nun ja, etwas Schokolade hatte er ja noch… er hoffte dass er noch etwas genießbares hinbekommen würde, ohne dabei die ganze Küche abzufackeln... Lance rümpfte genauso wie alle anderen Mitbewohner die Nase als er morgens aus seinem Zimmer geschlichen kam „Was riecht hier denn so verbrannt?“ Cole und Zane zuckten nur mit den Schultern „Keine Ahnung, das hat schon heute morgen so gestunken als wir aufgestanden sind. Vielleicht ist es ja von draußen reingezogen. Waren auch alle Fester offen…“ „Ja das hatte heute Nacht als ich mal auf dem Klo war so komisch gerochen, da hab ich aufgemacht damit das rauszieht. Sorry, habs dann vergessen.“ Auf seinen Kommentar hin sahen alle etwas skeptisch zu Nathaniel, welcher mehr als übermüdet wirkend auf seinem Stuhl seine Kaffeetasse anstarrte. Der kleine Blonde wirkte vielmehr als hätte er die ganze Nacht auf den Beinen verbracht, doch genaueres würde man wohl auch nicht aus ihm rausbekommen. Leroy tappste lagsam aus dem Badezimmer in Richtung Tisch, als von Justin nur ein „Leroy? Du hast deine Hose vergessen.“ kam und die wandelnde Schlaftablette erstaunt auf seine nackigen Beine sah. Nach einem kurzen Moment der Verarbeitung und einem „Oh.“ schlurfte der Größere wieder zurück und nach einem kurzen Poltern ging Cole lieber um nachzusehen wo der andere nun im Sekundenschlaf wieder dagegen gefallen war. Nat seufzte etwas durch, es war immer das selbe mit Leroy – aber das war nicht das Problem. Das Problem war dass sein Versuch Schokolade für Cheshire zu machen in einer Katastrophe geendet hatte. Am Ende hatte er keine Schokolade mehr gehabt, alles an Töpfen eingesaut was er gefunden hatte… und ob das ‚Ergebnis‘ überhaupt essbar war konnte er nicht einschätzen. Er war den Rest des Morgens damit beschäftigt gewesen seine Spuren zu beseitigen bevor die anderen aufstanden. Er hatte sicher effektiv dann noch so 30 Minuten geschlafen bis er die ersten Schritte im Flur und das Geräusch der tröpfelnden Kaffeemaschine hörte. Dann eben diese Nacht kein Schlaf für ihn. Doch es wurmte ihm ungemein dass er sich so selten-dämlich angestellt hatte. Er hatte die ganze Nacht gearbeitet nur um jetzt schön in seiner Schachtel verpackt die Ergebnisse seines kulinarischen Tobsuchtsanfalls zu haben. Aber immerhin waren die Schachtel und die Schleife schön, das war doch immerhin auch mal was oder? „Sagt mal, hat einer von euch diesen kleinen Topf gesehen? Ich wollte Eier kochen aber ich finde ihn nicht?“ Zanes Frage lies Nat hastig an seinem Kaffee schlürfen, er wusste natürlich nicht wo der kleine Topf mit der verbrannten Schokolade abgeblieben war. Immerhin hatte er heimlich dann auch noch alles an Müll in den Tonnen entsorgt. „Keine Ahnung… hast du ihm vielleicht jemanden mitgegeben?“ zuckte Justin ratlos mit den Schultern, worauf hin Zane den Kleinen nur skeptisch ansah „… warum sollte sich jemand einen Topf von uns leihen?“ „Ja was weis ich, wäre nicht das Seltsamste was hier bisher passiert ist...“ zuckte Justin nur mit den Schultern. Nach einem mehr oder weniger angeregten Frühstück mit der immer wieder aufkommenden Frage was hier so roch oder wo anscheinend Zanes Lieblings-Eier-Topf abgeblieben war, bereiteten sich die Jungs auf ihre lange Schicht vor. Nat hatte sich gerade in sein helles Outfit geschnallt und sein Makeup aufgetragen als er seufzend sein Spiegelbild anblickte. Er hätte den Tag heute wirklich gerne mit seinem Cheshire verbracht. Bisher war Valentinstag für ihn nur insofern wichtig gewesen dass er Unmengen an Schokolade und Süßigkeiten, teilweise auch Schmuck geschenkt bekam… aber dieses Mal war es eben anders. Dieses Mal hatte er einfach mit seinem Liebsten den Tag verbringen wollen, wie jedes andere Pärchen auch. Aber nein, er musste arbeiten. Natürlich hätte er Cole fragen können ob er nur eine kurze Schicht hätte machen können, aber die Blöße wollte er sich auch nicht geben. Immerhin ging es total gegen seine bisherige Einstellung überhaupt eine feste, wenn auch sehr offene Beziehung zu führen. Und dann war Cheshire ja nicht mal ein Mensch. Wobei… irgendwie war er ja auch kein normaler Gott mehr wenn er das richtig verstanden hatte. Aber das war sowieso egal. Das einzige was er wusste war, dass er heute an diesem besonderen Tag nicht bei ihm sein konnte, sondern im Laden stehen MUSSTE. Er hätte kotzen können. Leider blieb ihm nicht einmal dafür die Zeit. Wie erwartet war von der ersten Minute nach Öffnung des ‚Petit Chat‘ ein wahnsinniger Ansturm auf den kleinen Erotikmarkt. Der Andrang auf das kleine Geschäft war beinahe beängstigend – Während Zane und Cole nach und nach die Kunden abkassierten, packten Justin und Leroy deren Einkäufe in Tüten und gaben als kleine Aufmerksamkeit in jede der gefüllten Plastikbeutel noch ein kleines Schokoherz, rein als Werbegeschenk. Nat und Lance hatten durchaus damit zu tun sich zwischen die Kunden durchzuschlängeln und die sich leerenden Regale wieder zu füllen – und man war sich nicht sicher ob die ganzen Leute das überhaupt wirklich kaufen wollten – oder nur einen Vorwand suchten um der Belegschaft die eigenen Valentinstagsgeschenke in die Hände zu drücken. Nat’s Aufgabe war es daher zusätzlich, regelmäßig einen Karton mit Schokolade und sonstigen Geschenken nach oben in die Wohnung zu tragen, aussortieren konnte man das später immer noch. Nat hatte gerade den Karton abgestellt als schon wieder nach ihm gerufen wurde – bei dem ganzen Stress hatte er nicht einmal wirklich Zeit an Cheshire zu denken. Nachdem der Laden geschlossen wurde und die Jungs ihren Wohlverdienten Feierabend antraten, sackten die meisten nach Betreten der Wohnung zuallererst einmal auf ihre Stammplätze und atmeten tief durch. Dieses Jahr war geschätzt das schlimmste bisher – so viel Umsatz und Kunden hatte es zuvor nicht gegeben. Nach einer Runde Kaffee für alle klopfte es kurz an der Wohnungstür und schon spitzte ein schwarzblauer Haarschopf herein und sah sich nach einem kurzen „Hallo“ in die Runde kurz suchend um. „Brad!“ jauchzte Justin voller Freude und sprang von seinem Stuhl, nur um seinem Partner in die Arme zu springen – beinahe fielen ihm die großen Tüten aus den Händen und er rief nur erschrocken „Hey vorsichtig! Ich bin schwer beladen!“ Erstaunt wechselte Justins Blick immer wieder von seinem Freund mit den intensiv-grünen Auge und den großen Taschen hin und her „Was hast du denn dabei?“ „Lass mich doch erstmal rein kommen…“ murmelte Brad in seinen nicht vorhandenen Bart und ging zielstrebig in Richtung des Esstisches um seine geheimnisvolle Fracht abzustellen. Nachdem nun auch die Anderen mehr als neugierige Blicke austauschten erklärte sich der Einäugige „Ich hab was zu Essen mitgebracht. Besser gesagt Tamin meinte dass ich das euch allen mitbringen soll. Er und sein Team haben heute groß aufgekocht und er dachte wohl dass ihr sicher nicht dazu kommt euch was zu machen. Daher eine kleine Aufmerksamkeit. Man konnte sehen wie die Augen der Jungs regelrecht begannen zu strahlen, denn sie alle hatten bisher schon ab und zu erfahren dürfen wie köstlich das Essen war, welches der kleine verrückte Gott mit seinen Küchenhilfen zauberte. Wärend Lance und Leroy schon Gläser und Besteck suchten, räumte Cole mit Zane den Tisch ab um Platz für die Köstlichkeiten zu machen. Justin packte mit Brad die verschiedenen großen Thermo-Behälter aus den Tragetaschen und schon begann es köstlich zu duften. Es war wohl sogar ein Menü mit mehreren Gängen und noch warm – einem unerwarteten, aber fantastischen Abendessen stand nichts im Wege. „Leute, wenn ihr nichts dagegen habt geh ich mal kurz duschen.“ fragte Nat in die Runde nachdem er seinen Teller aufgeräumt hatte. Leroy und Brad spülten gerade das Geschirr auf und schienen sich nett zu unterhalten, während die anderen die Reste des festlichen Gelages aufräumten. „Geh ruhig zuerst, wir gehen dann später.“ antwortete Zane von irgendwo her und Nat huschte schnell ins Badezimmer. Nach einer schönen heißen Dusche stand Nathaniel vor dem Spiegel und starrte in den beschlagenden Spiegel. Nachdem er sein nasses Haar gekämmt hatte, blickte er melancholisch sein Spiegelbild an. Das Abendessen war wirklich köstlich gewesen und eine tolle Überraschung. Tamin war wirklich sehr nett, auch wenn er teilweise etwas verrückt wirkte. Sie hatten sogar wirklich Spaß gehabt, so ein gemeinsames Abendessen erinnerte ihn immer daran dass sie hier vielmehr wie eine kleine Familie waren. Aber… jetzt als er so zur Ruhe kam. Vermisste er Cheshire. Er vermisste den kleinen verrückten und geldgierigen Gott, vermisste seine witzige Ausdrucksweise und sein freches Grinsen. Er vermisste den Blick der grünen, aufmerksamen Augen die denen einer Katze ähnelten wenn er ihn nie aus seinem Blick lies. Nat schlüpfte in ein weites Schlafshirt und ein paar Shorts und begann seine Haare mit einem Handtuch zu trocknen. Vielleicht sollte er nochmal los und Cheshire besuchen? Er war mit Sicherheit dort, wo sollte er denn sonst sein? Es war zwar schon spät und der Tag bald vorbei, aber noch war Valentinstag. Immerhin hatte er auch… die Überraschung für ihn in seinem Zimmer liegen. Auch wenn dieser Valentinstag wohl nicht so gelaufen war wie er es sich gewünscht hätte, könnte es noch ein schöner Abend werden. Er gähnte kurz auf ‚Wenn ich Cheshire besuchen will muss ich das aber jetzt machen. Sonst schlaf ich vorher noch ein. So eine Kacke…‘ leicht gefrustet warf er sich das Handtuch über den Kopf und schlurfte aus dem dampfigen Badezimmer. Nat kam gerade aus dem Badezimmer und rubbelte sich noch seine langen blonden Haare trocken, als ihm direkt etwas missbilligend ins Auge stach. Cole und Zane. Die beiden lagen zusammengekuschelt in eine flauschige Decke gewickelt auf einem der großen Sofas, vor ihnen auf dem Tisch für jeden eine dampfende Tasse Kakao und sie sahen sich zusammen irgendeine DVD an. Nathaniel konnte spüren wie die stille Wut in ihm aufstieg – SO HATTE ER DEN VALENTINSTAG VERBRINGEN WOLLEN! DAS WAR SEINE IDEE GEWESEN! UND? ER WAR HIER ALLEINE UND MUSSTE JETZT DIESEN ANBLICK ERTRAGEN! „He Kurzer, ich hab dich was gefragt.“ Lances Stimme riss Nat aus seinen wütenden Gedanken und er sah den Größeren grimmig an, denn er hatte überhaupt nicht mitbekommen dass er ihn angesprochen hatte „...Was?“ Lance seufzte kurz „Ich und Leroy wollten jetzt noch zu Smiles Bude. Will Toby noch etwas sehen und Leroy wollte heute bei Hermes übernachten. Ich hab dich gefragt ob du mit willst, dann warten wir noch kurz bis du fertig bist.“ „Macht doch was ihr wollt! Ich bleib hier! Ich hab keinen Bock auf diese Scheiße! Fickt euch doch mit eurem scheiß Valentinstag! Ich geh schlafen, gute Nacht!“ Lance und Leroy sahen Nat mit erstaunten Augen an und auch von der Couch sah man irritierte Blicke welche dem kleineren nur folgten während er wütend in sein Zimmer stampfte. Nachdem er die Tür hinter sich zu geknallt hatte, rannte er zu seinem Bett und warf sich vornüber hinein. Nachdem er eine kurze Frustschreie in die Matratze gebrüllt hatte, drehte er seinen Kopf und sah auf seinen Nachttisch. Er sah auf die kleine verzierte Schachtel die er mit viel Liebe verpackt hatte. Die ‚Schokolade‘ für Cheshire. Natürlich wäre er gerne mit Lance und Leroy noch zu den Jungs von Smile gegangen. Doch er war einfach in diesem Moment so gefrustet gewesen dass Cole und Zane nun SEINEN PERFEKTEN TAG noch so auslebten, den er gerne mit Cheshire gehabt hätte. Es war einfach so über ihn gekommen. Jetzt wurmte ihn der Gedanke dass selbst der Oberflachleger und die wandelnde Schlaftablette zumindest noch einen schönen Abend mit ihren Liebsten verbringen konnten. Sogar Brad hatte Justin noch besucht und es war nur klar dass sie nun in dem Zimmer des Kleinen es wie die Tiere trieben. Nur er saß jetzt alleine in seinem Zimmer und hatte seinen Schatz heute nicht einmal gesehen oder gesprochen. Das war doch alles unfair! Aber er musste sich eingestehen dass er zumindest daran jetzt selbst Schuld war. Mit wässrigen Augen vergrub er seinen Kopf in seinem Kissen und fiel erstaunlicherweise schnell in einen tiefen Schlaf, immerhin war es heute auch ein anstrengender Tag gewesen. Nat merkte nicht einmal dass einige Zeit später Zane kurz an seiner Zimmertür klopfte und dann vorsichtig hinein spitzte. Nachdem dieser jedoch sah dass Nat wirklich schon tief und fest schlief, schlich der Große nur auf Zehenspitzen hinein und zog zumindest die dünne Bettdecke über den Schlafenden und knipste das Licht aus bevor er vorsichtig die Tür wieder hinter sich schloss. „Ich soll was?“ Es war nicht so dass Nat Coles Bitte oder besser gesagt Auftrag nicht verstanden hatte – er wollte nur sichergehen dass er Cole wirklich das von ihm erwartete was er gehört hatte. „Du hast mich schon gehört. Es ist noch einiges von der Schokolade für die Kunden übrig. Bring die bitte bei Smiles Jungs vorbei. Es ist genug für alle dort und dann sind wir das Zeug los. Außerdem freuen die sich garantiert.“ Doch Nathaniel war noch immer mehr als genervt vom Vortag „Und warum machst du das nicht selber?“ Hätte Cole in diesem Moment seine Brille getragen, hätte er mit einem verurteilenden Blick darüber hinweggesehen „Weil ich und Zane dringend nach dem Tag gestern den Lagerbestand überprüfen müssen – oder willst du das lieber tun? Lance und Justin sind im Laden und Leroy hat heute seinen freien Tag.“ Nat seufzte genervt durch „Jaja… ich mach ja schon. Man das nervt schon wieder. Alles zum kotzen.“ Nat wollte sich gerade schon die Taschen mit der Schokolade über die Schultern werfen, als ihm etwas einfiel. Schnell ging er nochmals zurück in sein Zimmer und langte hastig nach der Schokolade die er für Cheshire verbrochen hatte ‚… ach scheiß drauf, ich geb sie ihm und gut is…‘ Vollbepackt machte sich der kleine blonde Verkäufer des Petit Chat also auf den Weg um nachträglich etwas Schokolade zu verteilen. „Oh Nathaniel! Was führt dich denn heute hierher? Hier zu ihm? Was ist es, was ist es?“ Nat konnte nicht verhindern dass sein Kopf wohl knallrot werden musste. Doch er verstand auch nicht warum Cheshire so fröhlich wie immer sein konnte – war es dem Gott einfach egal gewesen dass er ihn gestern… irgendwie versetzt hatte? Nachdem er die Jungs die im Eingangsbereich der Basis chillten begrüßt und ihnen mit einigen kurzen Worten die Taschen mit der Schokolade auf die Tische geworfen hatte, war er schnurstracks zu dem kleinen Gott geeilt, der wie immer in einem der Gemeinschaftsräume in seiner Ecke schwebte und die sich wie eine Katze in der Luft rollte. In seiner kleinen Umhängetasche war noch immer das Geschenk das er für ihn gemacht hatte, doch irgendwie war er nun mehr als verunsichert. „...Weist du… welcher Tag heute ist?“ Cheshire sah ihn kurz verwundert an, doch dann schien er kurz zu überlegen „Er ist sich sicher dass in eurer Welt gerade der 15.Tag des Monats ‚Februar‘ ist. Warum fragt er ihn das? Braucht er einen Kalender? Er kann ihm garantiert einen hübschen besorgen~~“ Nat seufzte, denn eigentlich hatte er es nicht anders erwartet. Cheshire hatte keine Ahnung dass am Vortag Valentinstag gewesen war. „Gestern… war Valentinstag.“ murmelte Nat fast schon kleinlaut seinem Gegenüber entgegen „...Valentinstag? Was ist das? Er kennt es nicht, erzähl es ihm! Erzähl es!“ Cheshire schien mit einem mal voller Neugierde und geradezu euphorisch – scheinbar gefiel ihm bereits der Klang des Wortes Valentinstag. „Ach das ist ein dummer brauch hier bei uns… an dem Tag… schenkt man dem, dem man liebt Schokolade. Oder was anderes.“ Cheshire drehte sich etwas nachdenklich in der Luft als er Nathaniels Worte wohl verinnerlichte „Verstehe, verstehe. Das erklärt natürlich all die Anfragen die er gestern hatte. Viele wollten Süßigkeiten oder kleinere Schmuckartikel… verstehe, verstehe…“ „Hmmmm… hätte er das gewusst hätte er sich besser darauf vorbereitet. Aber gut, man lernt nie aus…“ Cheshire schien tief in Gedanken, als Nat es nicht länger aushielt und in seiner Tasche nach der kleinen Schachtel griff. Sein Gegenüber bemerkte offenbar dass er etwas plante und sah ihn plötzlich wieder aufmerksam an „Was hast du denn da?“ Nats Griff an dem Schächtelchen verfestigte sich, doch mehr als ein „...Ich…“ kam nicht über seine Lippen. Cheshire schwebte nun unmittelbar vor seinem Gesicht „...Du? Er kann mit ihm doch über alles sprechen! Ja! Sprich mit ihm, sprich mit ihm! Er liebt deine Stimme!“ Mit immer roter werdenden Wangen riss Nathaniel mit einem Mal die kleine verschnürte Box nach oben, die er bisher in seiner Tasche versteckt gehalten hatte. Nachdem er das kleine Schächtelchen Cheshire beinahe gegen die Nase geschlagen hatte, wich der schwebende Gott etwas zurück und griff vorsichtig nach dem ‚Ding‘ dass Nat ihm entgegenhielt. Der Blick der aufmerksamen geschlitzten Pupillen lag starr auf dem Blonden, als er ihn ansprach. „Was ist das? Ist… das etwa für ihn?“ Nathaniel fand es immer wieder niedlich wie sein Freund von sich selbst in der dritten Person sprach, als er schüchtern nickte. „...Ja. Das… ist für dich. Schokolade… zum Valentinstag… ich weis ich bin zu spät. Tut mir leid.“ Am liebsten wäre Nat im Erdboden versunken als Cheshire ihn mit großen Augen ansah und mehr als verwundert schien. Er wusste dass es eine bescheuerte Idee gewesen war. Cheshire wusste nicht einmal mit diesem Brauch etwas anzufangen. Aber das erste Mal in seinem Leben hatte Nat eben das Verlangen gespürt… seinem Geliebten Schokolade zu schenken. Wenn man das was er verbrochen hatte überhaupt noch so nennen durfte. Nat traute sich kaum Cheshire auch nur anzusehen, denn das ganze war ihm mehr als peinlich. Er sah wie der schwebende Gott mit mit seinen Händen nach der roten herzförmigen Pappschachtel griff. Ihre Hände berührten sich kurz und Nat zog die seinen schnell zurück – je länger Cheshires Blick auf der kleinen Schachtel lag, umso dümmer kam sich Nathaniel vor. Es war eine bescheuerte Idee gewesen und er hätte es einfach lassen sollen. Doch mit einem Mal lag ein Strahlen auf Cheshires Gesicht und nicht das sonst das leicht manisch-verrückte, sondern ein ehrliches sanftes Lächeln. Die grünen Augen vergnügt zusammengekniffen drückte er die kleine Schachtel nah an seine Brust „Er dankt dir, so etwas tolles hat er noch nie von jemanden bekommen. Danke für dieses wundervolle Geschenk! Danke! Danke!“ Nat sah ihn leicht verwundert an, doch dann sah er erneut verlegen zur Seite „...Kein Problem… hab ich doch gerne gemacht…“ „Und was ist es? Was, was? Darf er es aufmachen?!“ blubberte Chesh ihm vollkommen aufgeregt entgegen und Nat musste leicht grinsend seufzen „Natürlich darfst du es aufmachen. Ich hab’s dir doch geschenkt. Aber erwarte nicht... zu viel… aber ich hab mein Bestes gegeben“ Etwas betreten führten seine Gedanken jedoch seinen Satz noch weiter ‚Ich glaube nur nicht dass das genug war…‘ Vorsichtig öffnete Cheshire die kleine Schachtel und ein Strahlen ging über sein Gesicht. Seine Augen funkelten völlig aufgeregt als sein Blick wieder zu Nat wechselte „Vielen Dank! Das ist toll! Es ist toll! Er hat so etwas noch nie gesehen!… Was ist es?“ Nathaniel wirkte mit einem Mal etwas vor den Kopf gestoßen, doch dann sah er auch den Unfall denn er Cheshire geschenkt hatte. Am liebsten hätte er laut aufgeschrien. Es war nicht so dass seine Schokolade zuvor einen Schönheitspreis gewonnen hätte – doch nun war sie in der Zwischenzeit auch noch weißlich angelaufen. Nun sah es endgültig aus wie eine biologische Waffe aus und war kaum mehr als Schokolade identifizierbar. Nat hätte heulen können, denn schlimmer konnte es nun doch gar nicht mehr werden. „Das ist… das war eigentlich mal Schokolade… aber ich glaube es ist besser wenn du sie nicht e---“ Ein eigenartiges knusperndes Geräusch lies ihn seine wehleidige Rede unterbrechen und er sah entsetzt wie Cheshire bereits ein Stück seiner Schokolade abgebrochen und in den Mund gesteckt hatte. Voller Entsetzen konnte Nat nur beobachten wie der Andere etwas nachdenklich kaute, ab und zu zuckte eines seiner Augen seltsam, doch dann kaute er weiter. Als er jedoch sah dass der Blonde ihn total verstört anstarrte, schluckte er hinunter und wandte sich fragend an seinen Freund „… War das etwa nicht zum essen gedacht? Das tut ihm leid, das hat er dann wohl falsch verstanden…“ Nat schüttelte nur den Kopf „Nein… das … WAR mal zum essen gedacht, das passt schon… sicher dass… es dir gut geht?“ Cheshire schien die Frage nicht wirklich zu verstehen „Er hatte noch nie eine solche Schokolade gegessen. Sehr interessant. Zwischendrin knusprig und ein intensiver Beigeschmack. Er mag es! Und du hast es nur für ihn gemacht! Er ist so glücklich!“ Nat war sich nicht sicher ob er lachen oder weinen sollte, denn die Situation war einfach zu schräg. Dazu kam noch die Tatsache dass Cheshire wohl das einzige Lebewesen war, das die Konsistenz und den Geschmack von verbrannter Schokolade als schmackhaft empfand. Aber er konnte auch sehen wie Cheshire sich aufrichtig freute. Jeder andere hätte ihm sicher unterstellt dass er ihn vergiften wollte, aber der zierliche Gott vor ihm vertraute ihm vollkommen. Er konnte nicht verhindern dass sich auch auf seine Wangen eine leichte Röte und ein verschmitztes Lächeln schlich. Irgendwie kam ihm auch in diesem Moment der Gedanke dass er wirklich gerne mit Cheshire zusammen bleiben wollte und das für immer – auch wenn er scheinbar unter Geschmacksverirrung litt. Doch mit einem Mal wirkte Cheshire nachdenklich und auch etwas bedrückt – Nat hoffte nur dass dies nun keine Spätfolge seiner Kochkünste war, doch das war wohl nicht der Fall. „Hast… du morgen vielleicht Zeit mit ihm etwas… zu unternehmen?“ Nat sah den Kleineren erst etwas erstaunt an, doch dann dachte er kurz nach bevor er antwortete „Hmm… morgen…? Da hab ich frei. Wieso fragst du?“ Die grünen Katzenaugen des Gottes sahen ihn etwas traurig an „Er dachte dass du vielleicht etwas mit ihm unternehmen könntest. Du hast ihm eine solche Freude gemacht, doch er hat nichts was er dir schenken könnte. Er hat überlegt… dass er mit dir etwas durch die Geschäfte gehen könnte, er kauft dir was du willst – auch wenn es natürlich nicht annähernd so viel aussagt wie dein Geschenk an ihn.“ Nat sah Cheshire kurz verwundert an, doch dann lächelte er den verunsicherten, korrumpierten Gott vor sich glücklich an „Gerne… ich freu mich schon~~~“ Es war nicht gelogen dass er sich freute, aber es war nicht wie früher. Früher hätte er mit der Aussicht auf fette Beute ein solches Angebot nie ausgeschlagen. Er konnte sich nicht erinnern wie viele dieser dummen, reichen Kerle er abgezockt hatte bevor er sich anschließend aus dem Staub gemacht hatte. Doch nun freute er sich vielmehr einfach darauf mit Cheshire Zeit zu verbringen – das ER Zeit mit IHM verbringen wollte. Dass dabei wohl eine großzügige Shoppingtour für ihn heraussprang, war in der Tat dieses Mal beinahe nebensächlich. Ein sanftes Lächeln lag auf Cheshires Lippen als er sich kurz nach vorne beugte und Nat ein kleines Küsschen auf die Wange gab. Völlig überrascht wurde Nathaniel knallrot und suchte nach den richtigen Worten, was für ihn durchaus ungewöhnlich war da er sonst immer einen passenden Spruch parat hatte. Cheshire begann amüsiert sich in der Luft etwas zu drehen ohne Nat aus seinem Blick zu lassen „Er holt dich dann morgen um die selbe Zeit ab? Wäre dir das recht?“ Nat nickte nur eifrig und konnte nicht verhindern dass sein Grinsen immer breiter wurde, als ihm siedend heiß etwas ganz anderes einfiel. „Oh Mist… ich muss ja wieder zurück… muss noch im Laden helfen…“ Etwas traurig blickten er den kleinen Gott mit seinen graublauen Augen an „Also dann… bis morgen?“ Cheshire nickte nur „Morgen. Er wird da sein. Er freut sich schon sehr dich wieder zu sehen~“ Nat lächelte seinem Freund noch kurz glücklich zu, bevor er sich verabschiedete denn er musste noch etwas anderes erledigen bevor er zurückging. „Oh. Nathaniel. Was führt dich denn hierher?“ Tamin sah den ebenfalls Blonden mit seinen großen schwarz-roten Katzenaugen an, leicht erstaunt den anderen hier vor der Küche zu sehen.“ „Ich wollte mich auch im Namen der anderen für das leckere Essen bedanken – das hat uns wirklich den Abend versüßt und es war einfach nur köstlich!“ sprudelte es fröhlich aus Nat heraus und auch Tamin wirkte für seine Verhältnisse durchaus fröhlich. „Das freut mich. Ich hoffe es war ausreichend? Ich hatte so meine Bedenken, aber Brad hatte auch alle Hände voll…“ Nat schüttelte eifrig den Kopf „Nein, wir haben sogar noch Reste für heute~ deine Behälter bringen wir dann das nächste Mal vorbei, ist das in Ordnung?“ worauf hin Tamin nur zufrieden nickte „Natürlich. Aber du musst mich jetzt entschuldigen, ich wollte gerade mit Shay und Etienne zum Markt, wir können gerne ein anderes Mal weiterreden.“ Nat nickte dem höflichen jungen Gott freundlich zu „Gerne. Ich muss sowieso auch weiter. Man sieht sich~“ Nat stand noch einen Moment dort als Tam sich höflich verabschiedete und den Gang entlang eilte. Er erwischte sich bei dem Gedanken dass dieser Valentinstag oder besser gesagt Nach-Valentinstag sich doch noch besser entwickelt hatte als erwartet, als etwas metallisch Glänzendes in der Küche seine Aufmerksamkeit weckte. „Huch!“ entfuhr es Nat erschrocken als er nach Betreten der Wohnung seinen gewohnten Schwenk nach rechts in die offene Küche machte, dabei aber beinahe über ein paar Beine stolperte – oder besser gesagt einen kleinen Arsch dessen Beine aus dem Küchenschrank unter der Spüle herausragten. Rein nach Form und Größe des Hinterteils zu beurteilen, war es wohl Justin der in die Tiefen der Küchenschränke eingetaucht war. „Woah! Justin! Was kriechst du hier mitten im Weg rum?“ wandte sich Nat an den Kleineren und sah erst jetzt Zane, wie dieser vor dem gegenüberliegenden Schrank in der Hocke saß und wohl genau zu überwachen und kommentieren schien was sein kleinerer Mitbewohner da tat. Die Stimme aus dem Schrank klang jedoch durchaus etwas genervt als sie stöhnend antwortete. „Ich dachte ich brauch mein Zimmer eh nicht und mach es mir hier gemütlich. Alter! Wonach sieht es aus?! Ich such noch immer diesen bekloppten Topf für Zane!“ „Hallooooohoooo? Das ist kein bekloppter Topf! DAS IST MEIN LIEBLINGSTOPF! DA HÄNGEN SO VIELE ERINNERUNGEN DRAN!“ erwiderte der große Schwarzhaarige durchaus etwas wütend. Doch dann sah der junge Mann mit der roten Ombre-Färbung wieder hoffnungsvoll zu seinem kleinen Kollegen „… vielleicht ist irgendwo ein Loch? Dass der da einfach durchgefallen ist?“ Nach einem lauten Knallen und einem lauten „--FUCK!“ welches wohl daher seinen Ursprung hatte dass Justin sich tierisch den Kopf gestoßen hatte, tauchte der kleine Blonde schließlich aus dem Schrank auf und sah Zane mehr als verstört an. „Ein Loch? Im Schrank? DURCH DAS EIN TOPF FALLEN KANN? BIST DU BEHINDERT?! WENN ES SO EIN MEGA-LOCH IM KÜCHENSCHRANK GÄBE WÜRDE UNS JEDES MAL IM LADEN EIN TOPF ODER NE PFANNE AUF DEN KOPF FALLEN!“ Nat beschloss dass es wohl besser war die beiden allein zu lassen, bevor er zwischen die Fronten geriet. Seine Tasche fest umklammert huschte er in sein Zimmer, nur um hinter sich abzusperren – um aus der Tragetasche einen kleinen Metalltopf mit Deckel zu ziehen. So gesehen war das wohl noch peinlicher als die Aktion mit seiner Schokolade – aber er hatte sich nicht halten können als er das Küchenzubehör in Tamins Küche gesehen hatte. Er hatte tatsächlich einen kleinen Topf geklaut. Er fand selbst dass er in seiner Diebeskarriere einen neuen absoluten erbärmlichen Tiefpunkt erreicht hatte, aber vielleicht konnte er damit Zane’s Verlust wieder etwas beschwichtigen. Die Blöße den Topf wieder zurückzubringen würde er sich auf jeden Fall sowieso nicht geben. Das Einzige das er jetzt noch tun musste war zu warten bis seine Mitbewohner schliefen… um sein Diebesgut an seinen zugedachten Platz zu bringen. „HAH!“ Die Bewohner der WG sahen verwundert von ihrem Frühstück auf, als Justin aus Richtung der Küchenzeile angetappst kam und Zane einen kleinen Topf neben seine Tasse knallte. Völlig irritiert starrte Zane den kleinen Metalltopf an, der vorher eindeutig bei keiner vorherigen Suchaktion aufgetaucht war. Vorsichtig nahm er den kleinen Edelstahltopf, begutachtete ihn von allen Seiten und seufzte tief „Er ist ähnlich… aber das ist nicht DER Topf…!“ Mit einem Mal schrie Justin den Größeren laut an und man konnte das Erstaunen in Zanes Augen sehen „AAARGGGHH!!!! JETZT REICHT ES MIR MIT DEINEM BESCHEUERTEN TOPF! SEIT TAGEN KRIECH ICH HIER IN JEDER RITZE RUM! JETZT REISS DICH MAL ZUSAMMEN! DAS IST NUR EIN KOCHTOPF!“ Zanes Blick verfinsterte sich als er aufstand und nun mit verschränkten Armen zornig auf Justin herabsah „NUR EIN TOPF?!?! DAS IST DER ERSTE TOPF GEWESEN DER DAMALS MEINE KOCHVERSUCHE ÜBERLEBT HAT!!! DER WAR WAS BESONDERES!!!“ Nat sah wie alle anderen erstaunt zu, wie die beiden sich nun wirklich anschrien und in den Haaren hatten. Er hatte ja schon ein schlechtes Gewissen den kleinen Topf einfach weggeschmissen zu haben. Aber er hatte ja nicht ahnen können dass dieses Ding einen so emotionalen Wert für Zane gehabt hatte. Etwas niedergeschlagen musste er ja zugeben dass der kleine tapfere Topf Zane, aber nicht ihn überlebt hatte. Aber er hing an seinem Leben und würde nun sicher nicht sagen dass er an dem ganzen Chaos schuld war. „So jetzt reicht es aber ihr zwei!“ mischte sich Cole schließlich genervt ein und seine Stimme war ungewöhnlich laut. Justin und Zane waren gerade dabei sich so anzugehen und sich anzupöbeln, dass sie ganz erschrocken zu Cole blickten, welcher nun böse über seine Lesebrille blickte. Die Stimme des gebräunten Rothaarigen lies keine Widerworte zu „Hier erlebt keiner sein blaues Wunder und es wird keiner gefickt bis er gar nicht mehr weis was ein Topf ist! Ich möchte nichts mehr davon hören! Justin, du beruhigst dich jetzt wieder und Zane! Wenn dir dieser Topf nicht passt gehen wir los und kaufen zusammen einen neuen! Ich weis dass du an dem Teil gehangen hast, aber das ändert nichts daran dass der weg ist! Ich möchte dass hier jetzt endlich mal wieder Ruhe einkehrt!“ Nat war erstaunt dass Cole es durch seine passive Drohung wirklich schaffte dass die beiden Streithähne sich allmählich beruhigten und sogar nach einigen Momenten sich beieinander entschuldigten, obwohl er das gar nicht verlangt hatte. Aus den Augenwinkeln sah er jedoch dass Lance wohl einen Geistesblitz hatte und auch Leroy schien durchaus aufmerksam zu warten, was dem blassen Schwarzhaarigen wohl auf dem Herzen lag. Überraschender Weise hob Lance die Hand als wäre er in der Schule und wandte sich an Cole „Ich hab eine Frage!“ Cole starrte etwas irritiert über seine Brille und ahnte wohl bereits dass dies nichts Vernünftiges sein konnte „...und die wäre?“ „Dürfen wir uns noch ficken wenn es nicht um Töpfe geht?“ Man konnte regelrecht hören wie Cole der Kragen platzte und das ganze nun in eine weitere Runde ging. Nat war wirklich von Idioten umgeben… aber er wollte auch an keinem anderen Ort sein – die einzige Verbesserung wäre nur wenn Cheshire hier bei ihm wäre, doch immerhin hatte er mit seinem Liebsten heute ein Date und würde jede Sekunde genießen die er mit ihm verbringen durfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)