Ein letztes Geheimnis von Sharry ================================================================================ Kapitel 24: Kapitel 24 - Veränderung ------------------------------------ Kapitel 24 – Veränderung   -Zorro- Er konnte hören, wie Franky wieder übers Deck polterte, vermutlich hatte er mal einen Blick in den Bereitschaftsraum werfen müssen, indem sie ihren Gefangenen sicher verstaut hatten. Seit einigen Minuten schwieg der Samurai und Zorro wusste nicht, ob es ihm recht war oder nicht. Zum einen gab es ihm Zeit, nachzudenken, zu verstehen, sich selbst zu verstehen. Auf der anderen Seite fiel es ihm in dieser Stille unglaublich schwer, seine Gedanken überhaupt zu erfassen, geschweige denn zu sortieren. Gleichzeitig wusste er, dass der Samurai nur auf den richtigen Moment wartete, um anzusprechen, was auch immer für ihn anzusprechen war. Also wartete Zorro, versuchte die Zeit zu nutzen, seine verworrenen Gedanken zu klären, erfolglos. Eine Stimme in seinem Kopf wollte, dass er aufstand und ging, dem Samurai nicht erlaubte, eine erneute Diskussion heraufzubeschwören. Denn nach dem, was eben geschehen war, nach Lysop und dem Aufstand in der Kombüse, konnte er nicht noch mehr ertragen, was seine Entscheidung wieder ins Wanken bringen konnte. Aber vielleicht war es dafür auch schon zu spät. Nein, nicht nur vielleicht, Dulacre hatte Recht, Zorro zweifelte. Kaum hatte er diesen Morgen geglaubt, eine endgültige Entscheidung zu treffen, so zweifelte er nun wieder und er war sich nicht mehr sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nein, je länger er darüber nachdachte, desto… „Sag, Lorenor“, sprach der Ältere dann schließlich mit seiner ungewohnt rauen Stimme, ohne ihn anzusehen, sondern schien ganz intensiv die Holzwand vor sich zu betrachten, „mir ist da heute Morgen ein Begriff aufgefallen, den du nutztest, nachdem du das kleine Scharmützel zwischen den Smutje und mir unterbrachst und dann wie so typisch für dich den Raum verließt, und er geht mir nicht mehr aus dem Kopf.“ Zorro murrte nur irgendetwas Zustimmendes, wünschte sich, dass Dulacre ihm noch ein paar Sekunden geben würde – nur noch ein paar Sekunden! – damit er diesen flüchtigen Gedanken, der sich in dem Tumult seines Kopfes zu bilden schien, zu Ende denken konnte. „Du sagtest, du wärest es leid, als Bauernopfer behandelt zu werden, erinnerst du dich?“ „Keine Ahnung“, murrte Zorro nach einer Sekunde, als dieser Begriff sein Gedankenkarussell zum Erstarren brachte, ehe es im nächsten Moment noch mehr Fahrt aufnahm, sich den klaren Augen seines Lehrmeisters nur zu gut bewusst, „wie du dich vielleicht erinnerst, war ich ziemlich wütend. Keine Ahnung, was ich alles gesagt habe. Hoffe, ich hab dir in dem Zusammenhang auch mal gesagt, wie beschissen diese Federboa an deinem Hut aussieht.“ Der Samurai lachte leise auf, doch Zorro sprach schnell weiter, ehe der andere etwas sagen konnte, versuchte das Gespräch auf ein weniger gefährliches Thema zu lenken. „Außerdem, nach deinen großen Worten eben, wie kommt es, dass du mir dann heute Morgen nicht nachgegangen bist, hmm? Ich hatte noch so einiges, was ich dir an den Kopf hätte werfen können.“ „Seit wann legst du jedes Wort auf die Goldwaage? Das ist doch sonst mein Fachgebiet“, lachte der andere erneut, ehe er wieder ernst wurde. „Doktor Chopper hatte mich noch nicht entlassen. Überdies hatte ich sichergehen wollen, dass ich mich im Smutje nicht irrte – was ich natürlich nicht tat – denn er wäre derjenige gewesen, der dir hätte nachgehen müssen. Doch er tat es nicht und bestätigte damit nur meine Vermutung, dass er nicht versteht. Ich hatte die leise Hoffnung, dass er wüsste, wie er mit dir umzugehen hat, wenn du emotional wirst, allerdings war er ja ganz offensichtlich überfordert damit. Aber Lorenor, lenk nicht ab.“ Verdammt, natürlich hatte er Zorro durchschaut. Aber es war wohl einen Versuch wert gewesen, denn Zorro hatte eine stille Befürchtung, was für Worte nun folgen würden. Allerdings musste er zugeben, dass er keine Ahnung hatte, warum der Samurai meinte, dass der Koch hätte handeln müssen. Zorro war sich ziemlich sicher, dass er den verdammten Kartoffelschäler ins Meer geworfen hätte, wenn er ihm tatsächlich nachgestiefelt wäre. „Ich erinnere mich sehr wohl daran, dass Eizen diesen Begriff mit einer ermüdenden Regelmäßigkeit verwendet“, sprach Dulacre nun mit seiner typischen leicht herablassenden Stimme, die immer noch heiser klang, aber bei weitem besser als am vergangenen Tag, und bestätigte Zorros Vermutung. „Allerdings bezeichnete er damit niemals dich und auch, wenn ich von deiner Crew nicht wirklich viel halte und sie dich weder kennen noch verstehen, so scheint keiner von ihnen gewillt, dich als Bauernopfer hergeben zu wollen. Ich natürlich genauso wenig und so wie ich dich kenne, würdest du so auch nie von dir denken. Als Opferlamm und nicht als jemand der seine eigenen Entscheidungen fällt; solche Gedanken würden ganz und gar nicht zu dir passen, zumindest nicht mehr.“ Zorro schwieg, zuckte beinahe zusammen. Er hatte es geahnt, hatte geahnt, dass Dulacre selbst die winzigsten Kleinigkeiten aufgreifen würde, verstehen würde, bevor Zorro sie selbst auch nur ansatzweise begriffen hatte. Aber, wenn Dulacre Eizen jetzt ansprach, bedeutete das etwa, dass er …? „Also sag mir, Lorenor, ist es Eizen, der dich nun wie ein Opferlamm zur Schlachtbank führen will…“ Etwas an seiner Stimme ließ Zorro aufhorchen und dann sah der andere ihn direkt an, als er aussprach, was Zorro auf keinen Fall hatte ansprechen wollen. „… oder hast du selbst diesen Weg gewählt?“ „Was?“ Er konnte nichts anderes sagen, ohne dass seine Stimme ihn verraten würde und das, obwohl er sich anscheinend schon am Morgen verraten hatte, ohne es überhaupt gewusst zu haben. Dabei hatte er am Morgen noch nicht mal gewusst, dass es etwas gab, was er hatte verraten können. „Tu nicht so unschuldig, Lorenor.“ Nun klang der andere hart und unbarmherzig, so wie Zorro ihn nur selten sprechen gehört hatte. „Ich habe gestern Abend deinen Blick gesehen, als du mich im Krankenzimmer zurückgelassen hast. Obwohl du mir die Wahrheit sagen wolltest, hast du mir doch eigentlich kaum etwas verraten. Aber was du verraten hast, ist, dass du unzufrieden mit deinem Plan warst und nicht in dessen Gelingen vertraut hast. Also frage ich mich, ob du wirklich keinen Notfallplan hast. Hast du mich vielleicht angelogen und dir sehr wohl eine Alternative überlegt, die du nun gedenkst, anstelle deines ursprünglichen Plans umzusetzen?“ Zorro wandte den Blick ab, als sein Lehrmeister ihn so problemlos durchschaute, obwohl er doch nicht mal mehr wusste, ob er jene verzweifelte Idee überhaupt noch durchführen wollte. „Lorenor, sag mir“, sprach Dulacre weiter und seine Stimme bebte beinahe, „sag mir, als du meintest, dass du bezüglich Eizen alles unter Kontrolle habest, hattest du bereits damals entschieden… Lorenor, ist dein ach so sicherer Plan, dich selbst als Bauernopfer vom Spielfeld zu nehmen, damit, was auch immer Eizen vorhat, nicht Wirklichkeit wird?“ Er schwieg, sah die sorgsam zusammengezimmerten Holzdielen vor sich an, als das Hamsterrad in seinem Kopf zu schlingern anfing. Er hatte noch nicht zu Ende gedacht, wusste die Antwort doch selbst noch nicht. „Antworte mir!“ „Es ist kompli…“ „Das ist es nicht!“, unterbrach Dulacre ihn ungehalten mit seiner brüchigen Stimme und stieß sich von der Reling ab, blieb vor ihm stehen, aber Zorro sah nicht auf. „Hast du denn die vergangenen zwei Jahre gar nichts gelernt?!“ „Naja, es ist nicht so…“ „Ich will deine fadenscheinigen Ausreden nicht hören! Nach allem, nach Bartholomäus Bär, nach Nataku, nach der G6, hast du es denn noch immer nicht verstanden?“ Tief holte der andere Luft und begann dann vor ihm auf und ab zu tigern. „Wie oft muss ich dir es noch sagen, bis du es verstehst, Lorenor?! Wie oft noch?! Ein Plan, der damit endet, dass du dich opferst, ist kein Plan – geschweige denn ein guter – das ist ein verdammtes Selbstmordkommando!“ „Könntest du noch lauter brüllen, damit es auch jeder mitbekommt“, knurrte er und sah nun doch auf. „Oh, das ist dein Problem? Dass deine Crew es hören könnte? Lächerlich!“ Aufschnaubend drehte Dulacre sich weg und fuhr sich durchs Haar, ehe er sich plötzlich doch wieder umwandte. „Ich habe es doch gewusst! Du hattest es wieder vor! Du hattest wieder vor, sie im Unwissenden zu lassen, mich im Unwissenden zu lassen. Du hattest vor, zur Reverie zu reisen und nie zurückzukommen. Du hast mich nicht nur angelogen, um mich und deine Crew zu beschützen, sondern damit du es wieder tun kannst, so wie damals.“ Fassungslos sah der Ältere ihn an, schüttelte immer noch leicht den Kopf, während selbst Zorro unter diesem Blick beinahe erzitterte. „Wäre ich dir nicht nachgekommen, hätte ich nicht gegen unsere Absprache verstoßen, hätte ich dir nicht misstraut, dann hätte ich dich nicht noch ein einziges Mal gesehen, dann hätte ich nichts tun können, um dich aufzuhalten. Ich hätte nichts gewusst, bis es zu spät gewesen wäre. Wieder einmal hätte ich dich verloren.“ Eine Gänsehaut glitt Zorro über den Rücken. Selten sprach der andere so. Sie beiden wussten, was Dulacre für Zorro empfand, aber selten sprach er es so deutlich aus, vielleicht war dies sogar das erste Mal. Nein, das stimmte nicht, es war nicht das erste Mal. Erst vor wenigen Minuten, vor Zorros gesamter Crew, hatte er ähnliches gesagt und auch da hatte es ein ähnliches Gefühl der Hilflosigkeit in Zorro hervorgerufen. Er wusste nicht, wie er mit diesem Dulacre umgehen sollte. Er kannte den wütenden, den herablassenden, den arroganten, den besessenen Dulacre, aber wenn er ihn so ansah, so voller – war es Angst? Konnte ein Mann wie Dulacre überhaupt Angst wahrnehmen? – dann stand vor Zorro ein Fremder, nein, gerade kein Fremder, sondern… Tief holte Zorro Luft. „Nein“, entgegnete er und riss sich zusammen, nicht gewillt sich von den Emotionen des anderen beeindrucken zu lassen, „wenn du mich hättest aussprechen lassen, dann hätte ich dir erklärt…“ „Hättest du mir was erklärt? Was für Nutzen dein toller Plan hat? Dass du alle Vor- und Nachteile miteinander abgewogen hast und dies dein bedauernswertes…“ „Jetzt halt einfach mal die Klappe!“ Nun erhob Zorro sich auch, wollte sich nicht wie ein Rotzlöffel belehren zu lassen. „Das ist der Grund, warum ich dir noch nichts sagen wollte, erstmal selber meine Gedanken sortieren wollte, weil du immer so ein Drama um alles machst!“ „Ja, ich mache ein Drama!“, knurrte nun Dulacre und schritt auf ihn zu. Nichts an ihm war mehr der verletzte Patient, der am Vortag kaum sprechen konnte. Gerade war er wieder einer der mächtigsten Männer der Welt und doch auch ganz anders. „Kannst oder willst du nicht verstehen, wie ich mich gerade fühle? Herauszufinden, dass du… dass du nach all dem was geschehen ist, nach all diesen Jahren, einfach so mir nichts dir nichts vorhast, dich umzubringen. Wie soll ich deiner Meinung nach reagieren? Soll ich das stillschweigend hinnehmen?“ „Du sollst mir zumindest zuhören, verdammt nochmal!“ Zorro verschränkte die Arme. „Du springst hier zu irgendwelchen Schlussfolgerungen, ohne dass ich überhaupt was dazu sagen kann, und machst mir dann auch noch Vorwürfe, ohne dass ich mich überhaupt erklären kann!“ „Ich will keine Erklärungen, Lorenor! Ich will nur die Wahrheit! Hast du die Entscheidung gefasst, dich für deine Crew, für mich, als Bauernopfer umzubringen? Ja oder Nein?“ „So einfach ist das…“ „Ja oder Nein?!“ Dulacre packte ihm am Oberarm und zog ihn zu sich, Zornesfalten entstellten sein Gesicht und seine Augen schienen zu brennen, so grell leuchteten sie. „Ja! Verdammt nochmal!“ Zorro riss sich los. „Ja, ich habe darüber nachgedacht! Natürlich habe ich das! Hast du mir nicht beigebracht, dass ich jede einzelne Strategie durchdenken und dann die beste auswählen muss? Und manche Taktik braucht zum Erfolg nun mal ein Bauernopfer!“ „Eine Taktik, die den König opfert, ist keine Taktik, sondern Kapitulation.“ Dulacre klang unerwartet tonlos, seine raue Stimme brach. Sein Blick hatte jegliches Feuer von vor noch wenigen Herzschlägen verloren. Er sah alt aus, älter als er Zorro je vorgekommen war. Es war keine Enttäuschung, wie er sie schon mal das ein oder andere gezeigt hatte, keine Gekränktheit oder Teilnahmslosigkeit. „Und wenn du immer noch glaubst, dass du nur der Bauer auf diesem Spielfeld seist, Lorenor, dann weiß ich nicht, was ich noch tun kann. Was ich noch tun kann, um dich vom Gegenteil zu überzeugen.“ Er klang… traurig. Zorro wandte den Blick ab, nicht in der Lage diesen Augen auch nur einen Augenblick länger standzuhalten. Wenn er ehrlich war, war es der gleiche Blick, mit dem sein eigenes Spiegelbild ihm im Ausguck begegnet war. Aber damals – was kaum eine Stunde zurücklag – hatte Zorro nicht verstanden, hatte sich selbst nicht verstanden. „Kannst du mir nicht einfach mal nur zuhören?“, murmelte er. „Kannst du mich einfach mal reden lassen, ehe du einfach so aufgibst?“ Ehe du mich einfach so aufgibst? „Dann sprich, Lorenor. Ich bin müde.“ Dulacre wandte sich kopfschüttelnd ab und Zorro den Rücken zu, wie er es sonst nie tat. Zorro konnte nicht verhindern, dass sein Kiefer leicht bebte; er mochte dieses Gespräch nicht. Es war kein Streit mehr, wie sie ihn so oft führten, keine aufgeladenen und aufgestauten Gefühle wie Wut oder Unzufriedenheit. Um ganz ehrlich zu sein, wusste Zorro nicht, was es war, aber er wusste, dass er es nicht mochte, dass er nicht mochte, wie der andere ihn angesehen und dann den Blick abgewandt hatte, wie er klang und wie verdammt beschissen Zorro sich gerade fühlte. Er hatte zuerst den Blickkontakt unterbrochen, aber nun wünschte er sich, dass der andere sich wieder umdrehen würde, eine herablassende Augenbraue hochziehend, ein amüsiertes Schmunzeln auf den dünnen Lippen. Er würde selbst einen Tobsuchtanfall willkommen heißen, so wie der andere ihn eben gepackt hatte, laut geworden war. Doch Zorro wusste, dass das nicht passieren würde, vielleicht sollte er sich glücklich schätzen, dass der andere noch nicht einfach gegangen war, so wie Zorro es angeblich immer tat. Leise seufzte er auf. „Verdammte Scheiße“, murrte er und fuhr sich durchs Haar. „Ich wünschte, du hättest mich damals nie auf diese Versammlung mitgenommen. Dann wäre ich Eizen nie begegnet und wir hätten diese ganzen Probleme nicht.“ Dulacre entgegnete nichts, fragte nicht, bewegte sich nicht, reagierte überhaupt nicht auf Zorros dargebotene Eröffnung, wie er es sonst in jedem Fall getan hätte. Er war nicht wütend, nicht entrüstet, nein, dieser Streit hatte wohl ein ganz neues Level erreicht. Ein Level bei dem Dulacre schwieg und wenn jemand schwieg, der nie die Klappe halten konnte, selbst wenn seine Stimme dabei abkratzte, dann war die Sache wohl wirklich ernst. Kopfschüttelnd seufzte Zorro erneut auf und wandte sich dann ebenfalls ab, sah wieder aufs Meer hinaus. Es wäre ein Leichtes jetzt einfach wütend zu werden, laut zu werden, so wie der andere es eben geworden war, aber wenn er ehrlich war, so hatte er nach den vergangenen Stunden und Tagen absolut keine Lust mehr auf Konflikt und Streitereien. Nein, so müde, wie Dulacre klang, so müde fühlte Zorro sich. Die letzten Tage hatten ihn ausgelaugt, nicht so sehr die Konflikte und Kämpfe mit Piraten und Marine, sondern vielmehr innerhalb der Crew und mit sich selbst. Es stimmte, er stritt wirklich nicht gerne und er hatte keine Lust, jetzt laut zu werden. Am liebsten würde er sich betrinken und alles um Eizen herum einfach mal eine Zeit vergessen, diese ganzen Streitereien einfach mal vergessen, seine eigenen Gedanken und Gefühle einfach mal vergessen. Aber Robin hatte Recht, Zorro würde nicht zur Ruhe kommen, nicht so lange die Dinge waren, wie sie derzeit waren. „Ach, was soll’s“, murmelte er und rieb sich die Schläfen, zögerte jedoch dann, als die Worte nicht einfach kommen wollten, so wie sie auch sonst nie so einfach kamen. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“ Wieder schwieg der andere und spätestens das zeigte Zorro, wie ernst die Lage wohl war. Normalerweise hätte Dulacre ihm jetzt geraten, einfach mit dem Ersten anzufangen, das ihm in den Sinn kommen würde. Normalerweise würde Dulacre ihn jetzt ermutigen, einfach zu reden, ihm versichern, dass er sich schon bemühen würde, Zorro zu verstehen, selbst, wenn er seine Gedanken nicht gut ausdrücken sollte. Aber das tat er jetzt nicht und irgendwie verunsicherte es Zorro mehr als alles andere bisher. Er war es nicht gewohnt, dass Dulacre schwieg. Er hatte erst ein einziges Mal Zorro bereitwillig angeschwiegen, erst am vergangenen Tag, und bereits da hatte Zorro gefürchtet, den einen Menschen zu verlieren, der nie aufhörte zu versuchen, ihn zum Reden zu bringen. Jetzt klang es so, als hätte Dulacre aufgegeben, als hätte Zorro ihn schließlich doch noch dazu gebracht, ihn in Ruhe zu lassen, so wie er jeden dazu bringen konnte, außer vielleicht Ruffy, wobei Zorro das bei ihm wohl noch nie ernsthaft versucht hatte und das auch nicht vorhatte. Aber bei Dulacre hatte er es oft versucht, viel zu oft und immer ohne Erfolg, hatte es nie geschafft, hatte sich daran gewöhnt, dass er es nicht schaffen würde. Jetzt sah es so aus, als hätte Zorro es letztendlich auch bei ihm geschafft. „Also am Anfang, hmm? Damit soll ich beginnen?“, sprach er weiter, als hätte Dulacre es ihm geraten, obwohl er nicht mal wusste, ob dieser ihm überhaupt zuhörte, aber er war zu müde, um es einzufordern. „Naja, ganz am Anfang, da hatte ich gar keinen Plan, um ehrlich zu sein, wozu auch?“ Seufzend rieb er sich die Hände, obwohl ihm nicht mal kalt war. „Ich hatte keine Ahnung, warum Eizen mich zu diesem Vertrag erpresst hatte, warum er damit gedroht hatte, alle umzubringen, die mir mal begegnet sind, und dir den Titel aberkennen zu lassen, und ganz ehrlich, es war mir auch ziemlich egal. Ich wollte mir darüber keine Gedanken machen und dachte auch, dass er mich eh fallen lassen würde, sobald die Welt die Wahrheit herausfinden würde. Daher brauchte ich nicht wirklich einen Plan. Ich dachte, alles würde enden, sobald ich wieder bei den anderen sein würde. Ich dachte, die Zusammenarbeit zwischen Lady Loreen und Eizen würde nach zwei Jahren automatisch mit ihrer Existenz enden. Also wollte ich mir über ihn keine Gedanken machen, sondern mich nur darauf konzentrieren, stärker zu werden.“ Bis auf den sanften Wellengang war es erschreckend ruhig, kein zustimmendes Brummen, kein genervtes Zungenschnalzen, keine spöttische Nachfrage und kein theatralischer Kommentar, so wie Zorro es sonst gewohnt war. Seit Dulacre auf der Thousand Sunny war, schien es, als würde Zorro den Hauptteil ihrer Gespräche führen, und das war trotz der Verletzung des anderen äußerst ungewöhnlich und nicht weniger unangenehm. „Tatsächlich war ich sogar ein kleines bisschen stolz auf mich, als ich zum Sabaody Archipel kam“, murrte Zorro spöttisch, als er an seine Naivität von vor wenigen Tagen zurückdachte. „Obwohl Eizen mir eigentlich den Rücken runterrutschen konnte, hatte ich mir sogar einen Trick überlegt, nur für den Fall, dachte ich, dass dieser Mistkerl eines Politikers mich doch nicht fallen lassen würde. Ein kleines Druckmittel, um seine Waffen gegen ihn selbst einzusetzen. Ich kam mir richtig gerissen dabei vor.“ Nun seufzte Zorro und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Man, was war ich naiv“, gestand er dumpf ein. „Als er mir erklärt hat, was er vorhat… ich war so dumm. Ich hatte so etwas nicht erwartet, verdammt, ich hatte mit gar nichts gerechnet, oder zumindest nicht damit.“ Er hoffte, dass Dulacre nachfragen würde, was er mit damit meinte, hoffte, ihn etwas locken zu können. Aber es funktionierte nicht. Natürlich funktionierte es nicht, als würde Dulacre auf so plumpe Manipulation reinfallen. Dann war es halt so. Dann würde Zorro halt einfach reden und es war ihm egal, ob Dulacre ihn verstehen würde oder nicht. Aber er wusste auch, dass dies nur der Trotz in ihm war, natürlich hoffte er, dass Dulacre seine verworrenen Gedanken verstehen würde. Denn, wenn er es nicht tat, wer könnte es? Zorro mit Sicherheit nicht. „Aber ich war nicht bereit, mich einfach so vor seinen Karren spannen zu lassen“, murrte er also unzufrieden über die Situation. „Schließlich hatte ich mich in den Mist reingeritten und ich wollte es auch lösen. Ich… ich dachte, ich könnte Eizen aufhalten, ohne meine Freunde oder dich zu gefährden.“ Er konnte das Rascheln von Kleidung hören, aber immer noch schwieg der andere und Zorro ignorierte es, betrachtete weiterhin das weite Meer. „Und eigentlich war ich mir auch echt ziemlich sicher; ich hatte einen Plan, einen guten Plan. Ich war mir echt sicher, dass ich Eizen zu Fall bringen könnte. Tja, und dann tauchst du auf, du mit deinem Schachspiel und deinen großen Reden, und plötzlich…. Ich weiß nicht, aber wenn man’s genau nimmt, ist das eigentlich alles deine Schuld.“ Nun erntete er zum ersten Mal eine Reaktion, ein verächtliches Schnauben, aber das war ihm egal. Es war nun mal die Wahrheit, ob sie diesem Mistkerl passte oder nicht. „Nein ehrlich, ich war echt überzeugt von meinem Plan, aber dann rufst du an, du mit deinem verdammten Alkohol. Redest über Vertrauen, nur um dann diesen riesigen Aufstand über Eizen zu machen. Als wüsste ich nicht selber, wie gefährlich er ist. Als hätte ich das alles nicht getan, um zu verhindern, dass er dir deinen beschissenen Samuraititel aberkennen lässt, und trotzdem hast du es geschafft! Hast mich zweifeln lassen. Was ist, wenn mein Plan schief geht? Was ist, wenn ich Mist baue? Dann war alles umsonst, dann hat Eizen mich am Wickel oder alle sind tot und glaubst du, dass es das ist, was ich will?“ Er zögerte. „Und dann hast du auch noch angefangen Blut zu spucken und… und ich… ich habe erkannt, was mein Plan für einen Preis hat, was für ein Risiko besteht, wenn er schief gehen sollte, und ich habe einen Weg gesucht, einen anderen Weg. Ich musste einen anderen Weg finden, der nicht alles aufs Spiel setzt, was mir wichtig ist.“ Wieder zögerte er. „Also, wenn du mich fragst, ob ich auf Applenine schon überlegt hatte, das Bauernopfer zu spielen, dann nein. Denn als ich mit dir stritt, war ich noch überzeugt davon, dass mein Plan gut sei. Aber das bin ich mittlerweile nicht mehr, so ganz und gar nicht mehr.“ Immer noch war es so unangenehm still, sobald Zorro den Mund schloss. Eigentlich mochte er die Ruhe, eigentlich bevorzugte er die Stunden im geeinten Schweigen vor langwierigen Reden, aber seit jenem Tag auf dem Sabaody Archipel war die Stille unangenehm laut, konnte nur durch Worte aushaltbar gemacht werden. Aber Dulacre sprach nicht, half ihm kein bisschen, das Gedankenwirrwarr in seinem Kopf zu ordnen, also musste Zorro das selbst übernehmen. „Aber ja, nachdem du zusammengebrochen bist, da habe ich… Wenn ich tot wäre, dann könnte Eizen mich nicht mehr mit euch unter Druck setzten und es würde ihm nichts mehr bringen, die anderen anzugreifen. Außerdem macht er nichts ohne Zweck und Nutzen, also bin ich mir relativ sicher, dass er seine Drohung nicht aus Rache wahrwerden lassen würde, sollte ich nicht mehr da sein. Also habe ich über diese Alternative nachgedacht, habe die Vor- und Nachteile abgewogen, so wie du es mir beigebracht hast.“ Er zögerte. „Nein, das stimmt nicht. Ich habe nicht wirklich abgewogen, weil das würde bedeute, ich hätte beide Möglichkeiten miteinander verglichen, und das habe ich nicht. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hätte meinen Plan ohne jegliche Zweifel verfolgt, aber das stimmt nicht, das stimmt ganz und gar nicht.“ Das Meer vor ihm war ruhig, sanfte Wogen, als wäre es ein wunderschöner Tag, und dass, obwohl Zorro vor den Scherben seiner Zukunft stand. „Die Wahrheit ist, ich habe die ganze Zeit gezweifelt. Schon damals auf Kuraigana, aber ich habe es ignoriert, habe diese Stimme, deine Stimme, ignoriert, die mir sagen wollte, dass Eizen mich nicht ohne Grund erpresst. Doch seitdem er mir seinen Plan verraten hat, da… die Wahrheit ist, Dulacre, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin nicht in der Lage, einen vernünftigen Plan auf die Beine zu stellen und ihn aufzuhalten. Deswegen zweifle ich an meinem Plan, weil er schlecht ist, weil er selbst, wenn alles glatt gehen sollte, nicht bedeutet, dass ich erfolgreich sein werde.“ Jetzt zitterten seine Hände, zum ersten Mal seit jenem Gespräch mit Eizen zitterten seine Hände, als er es sich endlich laut eingestand. „Und wenn ich versage, dann… ich darf nicht versagen, verstehst du das? Aber ich bin nicht wie du oder Robin oder Nami, ich kann einfach keine komplexen Pläne schmieden, um ein gerissenes Superhirn wie Eizen in seine Schranken zu weisen. Er wird meinen Plan durchschauen und dann werde ich scheitern und alle werden sterben.“ Tief atmete er ein, ernüchtert über seine Naivität. „Ich war arrogant genug, zu glauben, dass ich alle würde beschützen können, indem ich Eizen in seinem eigenen Spiel schlage und habe über die Schachzüge hinweg vergessen, was überhaupt der Einsatz ist. Aber du hast mir das wieder in Erinnerung gerufen. Du hast mich an das Gefühl erinnert, als Bär sie damals alle hatte verschwinden lassen, und nach vorgestern, verdammt nach gestern, kann ich das nicht nochmal fühlen, so stark bin ich nicht. Ich kann das nicht nochmal.“ Obwohl er diese wilden und fremden Emotionen in sich spürte, war Zorro ganz ruhig, so wie am vergangenen Abend, als würde er schon wieder beichten. Er verstand nicht, warum er sich so ruhig fühlte, aber das Gedankenkarussell in seinem Kopf war nicht mehr ganz so schnell wie zuvor. „Nach gestern wurde mir bewusst, wie sehr ich an meinem Plan zweifle, wie riskant er einfach ist, und ich habe überlegt, ob ich irgendeine Alternative habe, und die habe ich; objektiv betrachtet ist mein Tod eine Alternative, um Eizen aufzuhalten, ohne alle zu gefährden, die mir wichtig sind.“ Für einen Moment konnte er hören, wie der andere Luft holte, aber entgegen Zorros Hoffnung sagte er nichts, sagte selbst jetzt noch nichts, obwohl Zorro seine Vorwürfe bestätigt hatte. Dulacres Schweigen zwang ihn dazu, weiterzureden, weil die Stille sonst wieder zu laut wurde. „Also ja, es stimmt, ich habe tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, habe abgewogen – so wie du es mir beigebracht hast – habe überlegt, ob trotz allem, was ich mittlerweile besser weiß als damals, es der beste Weg wäre. Und das war schwierig für mich, weil ihr alle auf mich einredet, ohne überhaupt die leiseste Ahnung zu haben, was los ist, also musste ich das mit mir selbst ausmachen. Ich wollte die Entscheidung selbst fällen, denn natürlich war mir klar, dass keiner von euch objektiv an die Sache drangehen würde.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es ist halt genauso, wie du gesagt hast. Keiner von euch würde zulassen, dass sich die G6 wiederholen könnte, aber das bedeutet auch, dass keiner von euch – noch nicht mal du – bereit wäre, meine Optionen unvoreingenommen abzuwägen. Deshalb habe ich nichts gesagt, nicht um dich zu belügen, sondern weil ich meine eigene Entscheidung treffen wollte, ohne von euren Emotionen beeinflusst zu werden. Ich musste doch erst einmal selbst verstehen, was ich denke.“ Er konnte schwere Schritte hören. Dulacre musste direkt hinter ihm stehen, aber immer noch sagte er nichts und Zorro hatte keine Ahnung, was er wohl denken musste, für wie schwach er Zorro wohl halten musste, für wie dumm er Zorro wohl halten musste. „Und die Wahrheit ist… ja, ich wollte das Bauernopfer spielen. Nach gestern Abend… Verdammt, nach heute Morgen, da war ich überzeugt davon, dass dieser Weg der einzige ist, mit dessen Konsequenzen ich würde leben können, selbst wenn er schief gehen würde, weil ich alles – wirklich alles – in meiner Macht Stehende versucht hätte. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mit dieser Entscheidung zufrieden war, denn das war ich nicht. Das kannst du mir ruhig glauben. Es war ein Scheißgefühl.“ Der Samurai schnalzte leise mit der Zunge, mehr nicht. „Und du machst es auch nicht besser, weil du natürlich heute Morgen nochmal zeigen musstest, was für ein besessener Mistkerl du bist, und dich wegen irgendeinem unnötigen Scheiß mit dem Koch anlegen musst. Ich war echt wütend darüber - scheiße, ich bin wütend darüber – aber es hat mir auch klar gemacht, dass selbst mein Bauernopfer riskant ist, nicht wahr? Denn wer weiß schon, was du tun würdest, wenn du es aus der Zeitung erfahren würdest? Was würdest du wohl tun, wenn du erfahren würdest, dass ich gestorben wäre?“ Der andere schwieg. „Weißt du, Ruffy würde alles tun, um ein Crewmitglied zu retten, aber er ist niemand, der für Rache lebt. Du hingegen…, wir beide wissen, dass du Scheiße bauen würdest, dass du in einer solchen Situation deine Rache haben wollen würdest, aber nachdem du den Koch so angegangen bist… Wer weiß schon, was du tun würdest.“ Zorro seufzte leicht entnervt auf. „Ob es mir passt oder nicht, ich kann nicht verhindern, wie du mit deinem Titel umgehst, dass du ihn gefährdest, nur um mich über Eizen auszufragen. Ich kann nicht verhindern, dass du dich mit der Weltregierung anlegen würdest und ich könnte erst recht nicht verhindern, wenn du Eizen für meinen Tod zur Rechenschaft ziehen wollen würdest. Das alles sind deine Entscheidungen und sie gehen mich nichts an. Aber nach heute Morgen frage mich, wen du verantwortlich machen würdest? Sag du es mir. Würde mein Bauernopfer wirklich meine Crew retten oder würde es nur ändern, wer ihr Leben bedroht?“ Er meinte es nicht vorwurfsvoll, es war einfach nur eine ehrliche Vermutung, und dennoch, Dulacre schwieg, stritt es nicht ab, stritt es noch nicht mal ab. „Du würdest ihnen im Zweifel die Schuld geben, nicht wahr? So, wie du ihnen für alles, was bisher geschehen ist, die Schuld gibst.“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Also sag mir, was ich in dieser beschissenen Situation tun soll? Mein ach so genialer Plan ist zum Scheitern verurteilt und meine Notlösung wird niemanden wirklich retten. Ich meine, wenn ich mal ehrlich bin, was habe ich mir gedacht? Dass ich mich wirklich unbemerkt abseilen kann, ohne dass du oder die anderen es bemerken würden? Tze, bitte, natürlich würdest du mich durchschauen – so wie du es ja auch gerade getan hast – und ganz ehrlich, du wärest mit Sicherheit nicht der Einzige.“ Seufzend raufte er sein Haar, wunderte sich fast gar nicht mehr, warum Dulacre nicht redete, so war es also, so waren ihre Gespräche nun also. „Ich denke, dass wir beide in diesem Punkt falsch lagen. Denn du bist nicht der Einzige, der mich kennt und ganz ehrlich, du bist wahrscheinlich auch nicht der Einzige, der mich durchschaut. Auch wenn du die anderen nicht ausstehen kannst, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es auch schnallen würden, und je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr habe ich meinen Plan B dann auch wieder angezweifelt. Selbst, wenn du nichts Dummes tun würdest – und das ist schon ein verdammt großes Wenn – Ruffy ist nun mal ein Vollidiot, der solche Dinge mit Sicherheit nicht objektiv bewerten würde. Ruffy ist jemand, der alles tun würde, um ein Crewmitglied zu retten, ganz gleich, was das für Folgen haben würde, so wie er es immer getan hat, so wie wir es immer getan haben.“ Er schloss sein Auge, um einen Moment dieser friedlichen Idylle zu entfliehen, die nichts mit dem Chaos in ihm zu tun hatte. „Seien wir doch mal ehrlich. Wenn ich so mir nichts, dir nichts verschwinden würde, dann… dann würden die anderen eins und eins zusammenzählen – du weißt mit Sicherheit genau wie ich, dass mein Geheimnis nicht so geheim ist, wie ich gerne hätte – und ich weiß genau, dass Ruffy dann kommen würde. Ruffy und die anderen würden nach Mary Joa kommen, um mich zu retten.“ Kopfschüttelnd rieb er sich nun mit beiden Händen durchs Gesicht. „Aber was ist, wenn sie versagen würden? Was ist, wenn sie nicht rechtzeitig kämen oder noch schlimmer, wenn sie rechtzeitig kämen, aber es nicht verhindern könnten? Was ist, wenn ich vor ihren Augen sterben würde, genauso wie Ruffy bereits Ace verloren hat? All das hatte ich vorher nicht bedacht, all das hätte ich früher nicht bedacht.“ Leise lachte er auf, aber lustig fand er die Situation nicht, eher belächelte er seine eigene Dummheit, und er hatte wirklich geglaubt Eizen hereinlegen zu können? „Ja, du hast Recht, heute Morgen dachte ich wirklich, dass ich euch alle beschützen könnte, wenn ich mich als Bauernopfer aufgeben würde. Ich dachte, dass ich mir dann nichts mehr vorzuwerfen hätte, weil was mehr hätte ich schon opfern können als mein Leben? Ihr würdet eine schwere Zeit haben, aber ich hätte reinen Gewissens sterben können, zumindest habe ich mir das eingeredet. Aber die Wahrheit ist, ich weiß doch ganz genau, wie es sich anfühlt, jemanden nicht retten zu können, jemanden zu verlieren. Zu sterben, um euch zu beschützen, bedeutet euch die Konsequenzen meines Handelns aufzubürden, euch die Last meiner Schuld aufzulegen. Ich hätte ein reines Gewissen und würde euch allen mit Schuldgefühlen zurücklassen. Genau wie ich fühlen du und die anderen doch auch. Keiner von uns möchte so etwas nochmal durchmachen, aber irgendwie habe ich gar nicht über eure Gefühle nachgedacht.“ Er seufzte. „Ich wollte einfach nur, dass es wieder einfach wird, wie damals, als meine Pläne und Entscheidungen mich nicht so überfordert haben und alles einfacher war. Aber eigentlich will ich doch gar nicht mehr der schlichte Muskelprotz von damals sein. Ich bin gerne, wer ich jetzt bin, ich mag, dass ich Robins gewitzte Kommentare verstehe, unsere Feinde durchschaue oder dass ich mit dir über die verschiedenen Techniken diskutieren kann. Aber irgendwie… irgendwie bin ich in alte Denkweisen, in alte Muster zurückgefallen. Ich stehe vor einem unlösbaren Problem und dachte, mein Tod wäre die beste Lösung, nur weil es die einfachste ist, obwohl ich doch genau weiß, dass es keine echte Lösung ist. Aber was soll ich sonst tun?“ Kopfschüttelnd legte er seinen viel zu schweren Kopf wieder auf seinen Unterarmen ab. „Ich will nicht sterben, nicht so und nicht vergebens, nicht so sinnlos. Natürlich möchte ich leben und noch ganz viele Abenteuer mit den anderen erleben und ganz oft gegen dich kämpfen und dich besiegen. Ich will wirklich noch nicht sterben. Aber ich kann Eizen auch nicht gewinnen lassen. Aber was bleibt mir dann übrig? Mein ursprünglicher riskanter Plan? Ein schwächlicher Abklatsch eines Plans, mit dem ich alle Leben riskiere, die mir wichtig sind? Ein Plan, von dem ich weiß, dass er nicht aufgehen wird? Du kannst so wütend auf mich sein, wie du willst, es ist mir egal. Denn wenn ich keine Lösung finde, dann weiß ich eh nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich weiß es nicht.“ Jetzt schwieg auch Zorro, sein Hamsterrad hatte angehalten, als er die Wahrheit endlich verstand, sich selbst endlich verstand, diese Hilflosigkeit endlich verstand. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht, wie er Eizen überhaupt noch aufhalten sollte, und deswegen fühlte er so, wie er fühlte. Nun war es still und Zorro wusste nicht mehr, wie er diese Stille noch füllen sollte. Gleichzeitig fürchtete er sich beinahe vor dem Urteil, welches ihn nun erwarten würde. Solange Zorro geredet hatte, hatte der andere – hoffentlich – zugehört, aber jetzt würde Zorro seinem Hohn, seinem Zorn und seiner Enttäuschung ausgesetzt sein, sollte der Samurai ihm überhaupt noch eine Reaktion opfern. „Lorenor?“ Er erzitterte unter der Sanftheit, mit der Dulacre seinen Namen aussprach, als er ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Habe ich als dein Lehrmeister etwa so sehr versagt?“ Trotz der sanften Stimme des anderen schnitten seine Worte schärfer, als selbst sein Schwert es gekonnt hätte. „Hast du denn immer noch nicht verstanden, dass du in solchen Momenten der Hilflosigkeit nicht alles alleine lösen musst?“ Er mochte nicht, wie zerbrechend behutsam der andere klang. „Oh, Lorenor, wenn du nicht weiter weißt, dann wende dich doch bitte an mich oder an deine Crew, zumindest an deinen Kapitän. Vielleicht hast du Recht und es gibt keinen richtigen Weg, keine zweifelsfreie Strategie, aber vielleicht würde einem von uns ja doch etwas einfallen.“ Zorro schloss sein Auge. „Lorenor, du magst damals den Vertrag mit Eizen unterschrieben haben, aber das heißt nicht, dass du dich ganz alleine dem stellen musst, was auch immer dich erwartet. Du weißt, dass ich nie zulassen würde, dass dir jemand ein Leid zufügt, und unbeachtet dessen, wie wenig ich von deiner Crew halte, so würden sie dir doch gewiss helfen, wenn du uns nur die Wahrheit sagst.“ Aber das war genau das Problem. „Ich kann nicht“, flüsterte Zorro und gestand sich seine größte Schwäche ein. „Warum nicht?“, fragte Dulacre, immer noch so sanft, wie Zorro es nicht verdient hatte. „Lorenor, bitte sprich mit mir. Bitte sage mir, was dich so sehr zweifeln lässt, dass du sämtliches Vertrauen in dein Können verlierst, was dich so sehr in die Enge treibt, dass du bereit warst, zu sterben, ohne überhaupt eine Alternative in Betracht zu ziehen.“ Er zögerte, doch dann sprach er es einfach aus. „Ich habe Angst.“ Zorro vergrub sein Gesicht in seinem Unterarm, konnte seine eigene Schwäche kaum ertragen. „Ich habe so unglaubliche Angst, Dulacre. Seit ich wieder bei den anderen bin, fühle ich kaum noch was anderes. Ich habe Angst davor, sie zu verlieren, wenn ich ihnen die Wahrheit sage, wenn sie herausfinden, wer und was ich bin und dass ich ihnen damals nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich habe Angst, sie zu verlieren, wenn ich ihnen nicht die Wahrheit sage, und sie mir nach und nach alle misstrauen. Ich habe Angst, dass die Crew meinetwegen zerbricht, weil ich mich nicht zusammenreißen kann und meine Crewmitglieder wie ein in die Enge getriebenes Biest angreife, nur weil sie sich um mich sorgen. Ich habe Angst, dass ich mich falsch entscheide und dann alle verliere, die mir wichtig sind. Ich habe Angst, dass Eizen seinen Plan umsetzt und ich wie sein Püppchen nach seiner Pfeife tanze. Für zwei Jahre dachte ich, ich wäre in der Lage mit Eizen alleine fertig zu werden, doch die letzten Tage hatte ich nur Angst, dass ich alle verlieren könnte, wenn irgendwer die Wahrheit herausfindet. Du willst, dass ich den anderen die Wahrheit sage, aber wenn ich das tue, dann könnten sie sterben.“ Er schüttelte seinen Kopf, zwang sein schnell schlagendes Herz zur Ruhe. „Mir war nicht bewusst, dass es Angst ist. Ich dachte, es ist mein Monster – wie du gesagt hast – weil es während der Kämpfe besser war und weil ich die ganze Zeit so gereizt war wie damals. Außerdem sind wir Piraten, wir führen ein gefährliches Leben, und ich habe doch keine Angst vor Gefahr, ich habe doch keine Angst vor einem Mistkerl wie Eizen. Trotzdem, all das hat nicht erklärt, warum der Koch mich so einfach auf die Palme bringen konnte, und… dann bist du zusammengebrochen und ich… es ist so, als würde ich die ganze Zeit in einem viel zu eng geschnürten Korsett rumlaufen. Ich verstehe meine eigenen Gedanken nicht und erkenne mich selbst kaum wieder, weil alles von dieser Angst überlagert ist.“ Tief holte er Luft, aber sprach weiter, als Dulacre zum Reden ansetzte. „Ich weiß, was du sagen willst, aber du weißt nicht, was es für Folgen hat.“ „Nein, das weiß ich nicht“, bestätigte Dulacre hinter ihm, immer noch so sanft, „und deine Situation scheint wirklich kompliziert. Viel komplizierter und vielschichtiger, als ich sie gesehen habe.“ Dann seufzte der Ältere: „Mir war natürlich bewusst, dass du dich erst wieder in die gewohnte Umgebung deiner Crew eingewöhnen musstest, aber ich hatte nicht darüber nachgedacht, wie schwierig es für dich sein würde, dabei nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen, sobald du in brenzlige Situationen kommst. Ich hätte mir darüber im Klaren sein müssen, dass du dich wie früher verhalten würdest, wenn du mit dem Rücken an der Wand stehst. Schließlich ist diese Crew ja auch deine Vergangenheit und in der Vergangenheit hast du deine Probleme stets auf die gleiche Weise gelöst.“ Dann wurde der Griff auf Zorros Schulter fester. „Aber ich erlaube dir nicht, an deinen Ängsten und Zweifeln zu zerbrechen, Lorenor“, urteilte er entschieden. „Es mag sein, dass deine Situation aussichtslos ist, es mag sein, dass wir keinen Weg haben, Eizen aufzuhalten, und es mag sein, dass die Wahrheit alles zerstören wird, was dir wichtig ist. All das mag sein und dennoch sehe ich keinen Weg, wie du die Wahrheit noch viel länger verheimlichen kannst.“ Zorro wollte dem widersprechen, wollte es nicht hören, aber dennoch wusste er, dass Dulacre wohl recht hatte, und dennoch, sollte der andere ihn nun… „Aber ich werde dich nicht drängen. Ich zweifle, dass deine schlimmsten Befürchtungen eintreten werden, aber ich werde dich nicht zwingen, mir oder deiner Crew die Wahrheit zu verraten.“ „Was?“ Mehr als perplex schaute Zorro auf, hatte er doch erwartet, dass Dulacre es aus ihm herausschütteln würde. Zu seiner Überraschung lächelte Dulacre jedoch. „Es tut mir leid, dass ich dich zu Beginn nicht habe aussprechen lassen, Lorenor. Mir war nicht bewusst, wie prekär deine Situation ist, und meine eigenen Emotionen haben mich gehindert, zu sehen, was für einen inneren Kampf du wohl bestreiten musst.“ Dann nickte er sachte. „Ich danke dir, dass du dir so viele Worte genommen hast, um mir deine Situation zu erklären; mir ist bewusst, wie unangenehm dies für dich gewesen sein muss und das erkenne ich an. Aber trotz allem bin ich froh, dass ich dich wieder einmal unterschätzt habe. Dir mag es nicht bewusst sein, weil du wohl das Gefühl hast, in deiner eigenen Angst zu ertrinken, aber ich sehe, was für eine gewaltige Entwicklung du die letzten paar Tage gemacht hast, auch wenn du zunächst in alte Muster verfallen bist. Ja, du hast dich wirklich verändert, endlich verstehst du, was ich dir damals im East Blue versucht habe zu erklären. Ich bin wirklich erleichtert, dass du nun endlich leben willst, selbst wenn es der schwierigere, der riskantere Weg sein sollte. Auf diesen Tag habe ich lange gewartet, hat ja auch lange genug gedauert.“ Zorro konnte spüren, wie seine Wangen warm wurden, also sah er an Dulacre vorbei auf die Rückwand vom Krankenzimmer und winkte ab. Jetzt, da der andere es so deutlich aussprach, war ihm beinahe unangenehm, wie ehrlich er seine Gefühle und Gedanken gestanden hatte. „Tze, übertreib mal nicht, ist ja nicht so, als hätte ich solche Pläne je toll gefunden, sie schienen mir halt einfach immer pragmatischer.“ Dann entschied er das Thema zu wechseln, wollte nicht, dass Dulacre ihn weiterhin so ansah, wie er es gerade tat. „Außerdem du weißt doch, je mehr ich reden muss, desto dümmer stellst du dich in der Regel an, und wenn du mich am Anfang einfach hättest aussprechen lassen, dann hätte ich mir auch nicht den Mund fusselig reden müssen. Aber nein, du musstest ja einen Aufstand machen, als würde ich mir eine Klinge an die Kehle halten.“ Dulacre zog eine missbilligende Augenbraue hoch, aber sein Schmunzeln blieb und Zorro merkte, wie es ihm leichter fiel zu atmen. Die Spannung schien gebrochen, Dulacre verurteilte ihn nicht, er verstand, und das, obwohl Zorro ihm nichts gesagt hatte. Dulacre verzieh ihm sein Verhalten, ohne überhaupt genau zu wissen, warum Zorro sich so benahm. Er forderte die Wahrheit nicht von ihm ein, so wie er es sonst immer getan hatte. „Du kannst dich noch so lustig über mich machen, Lorenor, aber verkenne nicht, dass meine Sorge berechtigt war. Ob nun in guten oder in schlechten Absichten, ich habe dich davor bewahrt, einen großen Fehler zu begehen, den wir alle bereut hätten.“ „Einen Scheiß hast du“, widersprach Zorro aufschnaubend, sah nicht ein diesem Mistkerl eines Samurais die Lorbeeren seines Grübelns zu gönnen. „Ich habe mir den Kopf zerbrochen. Du hast nur meine Freunde aufgewiegelt und dem Koch beinahe eine neue Frisur verpasst.“ „Und hätte ich das alles nicht getan, hättest du nie verstanden, auf was für einem gefährlichen Pfad du dich erneut begeben hattest“, entgegnete der Samurai unbeeindruckt, wie immer nicht gewillt klein bei zu geben. Aber Zorro genauso wenig. „Ach, wenn du doch alles so viel besser weißt, warum dann diese Intrige? Warum sprichst du mich nicht einfach an? Das war genau wie beim Schachspielen auf Applenine, anstatt mir die Wahrheit zu sagen, spielst du mir so ein Puppentheater vor. Wenn du ein Problem hast, sag es mir ins Gesicht, anstatt mich unter fadenscheinigen Ausreden auf irgendeine Insel zu locken oder meinen Freunden Vorwürfe zu machen, nur weil du denkst, ich wäre zu blöd, um dir zuzuhören.“ „Und du glaubst, dass das so einfach ist?“ Nun schnaubte der andere leise auf und schüttelte den Kopf. „Was?“ Verwirrt sah Zorro ihn an. „Was denn, Lorenor? Obwohl du mir gerade beinahe unter Tränen gestanden hast, dass du Angst davor hast, deiner Crew – und sogar mir – die Wahrheit zu sagen, denkst du, ich könnte dir einfach so direkt die Wahrheit ins Gesicht sagen, als hättest nur du Ängste? Tze. Unverbesserlich, wie eh und je.“ „Was soll der Scheiß denn jetzt schon wieder heißen?“, murrte Zorro. Gerade Dulacre war niemand der Angst vor der Wahrheit hatte. Im Gegenteil, meist hatte dieser Mistkerl doch kein Problem damit, seine Meinung jederzeit und ungefragt kundzutun und dabei fand er gerne recht deutliche Worte und übte selten Rücksicht gegenüber anderen. Eine Eigenschaft, die Zorro sowohl mochte als auch nervig fand. „Das soll heißen, dass du nicht der einzige Mensch bist, dem es in manchen Situationen schwer fällt, einfach geradeheraus und unverblümt die Dinge anzusprechen, Probleme zu benennen, die Wahrheit einzugestehen. Wie viel Überwindung es den Smutje – möge er in der Hölle schmoren – gekostet haben muss, einen Sturkopf wie dich zur Rede zu stellen. Kein Wunder, dass er nun so verunsichert ist, wenn du ihm doch verbal den Kopf abreißt; er könnte einem beinahe leidtun, wenn er es nur wert wäre.“ Zorro mochte nicht, wohin sich dieses Gespräch entwickelte. Der Samurai beabsichtigte ganz offensichtlich ihm eine weitere Lektion zu erteilen und wenn er dafür sogar den Koch aus dem Ärmel zog, konnte Zorro sich wohl warm anziehen. Aber er hatte nicht vor, sich von dem anderen belehren zu lassen, insbesondere nicht, wenn es um seine Crew ging. „Na und, was kümmert dich der verdammte Koch? Du bist doch normalerweise nie um ein Wort verlegen und nimmst erst recht kein scheiß Blatt vor den Mund, selbst, wenn es die Sache nur noch komplizierter macht.“ „Wohl wahr, und wenn wir schon dabei sind, deine Ausdrucksweise heute lässt schon den ganzen Tag über sehr zu wünschen übrig, aber…“ „Ach, leck mich doch.“ „Aber…“, sprach der andere nun betont weiter, „… selbst ich habe meine Grenzen. Es ist leicht, direkt zu sein, wenn man nichts zu verlieren hat. Aber Ehrlichkeit bedeutet auch, sich angreifbar zu machen, sich verwundbar zu machen – nicht wahr, Lorenor? Oder warum zierst du dich so davor, mir zu sagen, was Eizen denn nun vorhat? - und natürlich gibt es nur wenige Dinge, die mir wichtig genug sind, als dass man mich damit verletzen könnte, aber du gehörst nun mal dazu, ob ich will oder nicht.“ „Ob du willst oder nicht? Was bedeutet das denn jetzt schon wieder?“ Zorro entschied auf den ganzen anderen Rest nicht einzugehen, sondern seine genervte Stimmung beizubehalten, die ihm deutlich angenehmer war als die Verunsicherung von vor wenigen Minuten. Außerdem war er wirklich entnervt, er hatte gerade Dulacre seine größten Ängste gestanden, sich vor ihm absolut bloßgestellt, und jetzt wollte dieser Mistkerl ihm die Schuld geben, wenn Dulacre die ganze Zeit um den heißen Brei herumredete? „Ach, Lorenor“, stöhnte der andere nun auf und schüttelte mit einem schwachen Lächeln den Kopf, „du bist manchmal so naiv wie ein kleines Kind. Tze, du machst es mir wirklich nicht leicht.“ „Was?“, murrte Zorro, während Dulacre nun leise aufseufzte und sich mit verschränkten Armen wieder neben ihn an die Reling lehnte. „Was soll das? Ich habe keine Ahnung wovon du redest und ich habe keine Ahnung, wie wir hierhin gekommen sind. Aber was auch immer dein Problem ist, sag es doch einfach, anstatt mich mit so was abzuspeisen.“ „Na, du bist ja lustig“, bemerkte der andere immer noch mit diesem schwachen Lächeln und sah aus dem Augenwinkel zu ihm hinab, „genauso gut könnte ich das dir sagen, Lorenor, ist dir das bewusst? Wir drehen uns hier gerade im Kreis, weil du etwas von mir verlangst, was du selbst nicht bereit bist zu geben.“ „Das ist was anderes“, murrte Zorro, „ich will einfach nur wissen, was dein Problem ist, aber…“ „Glaubst du wirklich, ich hätte keine Ängste, Lorenor?“ Kapitel 24 – Veränderung   -Zorro- Er konnte hören, wie Franky wieder übers Deck polterte, vermutlich hatte er mal einen Blick in den Bereitschaftsraum werfen müssen, indem sie ihren Gefangenen sicher verstaut hatten. Seit einigen Minuten schwieg der Samurai und Zorro wusste nicht, ob es ihm recht war oder nicht. Zum einen gab es ihm Zeit, nachzudenken, zu verstehen, sich selbst zu verstehen. Auf der anderen Seite fiel es ihm in dieser Stille unglaublich schwer, seine Gedanken überhaupt zu erfassen, geschweige denn zu sortieren. Gleichzeitig wusste er, dass der Samurai nur auf den richtigen Moment wartete, um anzusprechen, was auch immer für ihn anzusprechen war. Also wartete Zorro, versuchte die Zeit zu nutzen, seine verworrenen Gedanken zu klären, erfolglos. Eine Stimme in seinem Kopf wollte, dass er aufstand und ging, dem Samurai nicht erlaubte, eine erneute Diskussion heraufzubeschwören. Denn nach dem, was eben geschehen war, nach Lysop und dem Aufstand in der Kombüse, konnte er nicht noch mehr ertragen, was seine Entscheidung wieder ins Wanken bringen konnte. Aber vielleicht war es dafür auch schon zu spät. Nein, nicht nur vielleicht, Dulacre hatte Recht, Zorro zweifelte. Kaum hatte er diesen Morgen geglaubt, eine endgültige Entscheidung zu treffen, so zweifelte er nun wieder und er war sich nicht mehr sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nein, je länger er darüber nachdachte, desto… „Sag, Lorenor“, sprach der Ältere dann schließlich mit seiner ungewohnt rauen Stimme, ohne ihn anzusehen, sondern schien ganz intensiv die Holzwand vor sich zu betrachten, „mir ist da heute Morgen ein Begriff aufgefallen, den du nutztest, nachdem du das kleine Scharmützel zwischen den Smutje und mir unterbrachst und dann wie so typisch für dich den Raum verließt, und er geht mir nicht mehr aus dem Kopf.“ Zorro murrte nur irgendetwas Zustimmendes, wünschte sich, dass Dulacre ihm noch ein paar Sekunden geben würde – nur noch ein paar Sekunden! – damit er diesen flüchtigen Gedanken, der sich in dem Tumult seines Kopfes zu bilden schien, zu Ende denken konnte. „Du sagtest, du wärest es leid, als Bauernopfer behandelt zu werden, erinnerst du dich?“ „Keine Ahnung“, murrte Zorro nach einer Sekunde, als dieser Begriff sein Gedankenkarussell zum Erstarren brachte, ehe es im nächsten Moment noch mehr Fahrt aufnahm, sich den klaren Augen seines Lehrmeisters nur zu gut bewusst, „wie du dich vielleicht erinnerst, war ich ziemlich wütend. Keine Ahnung, was ich alles gesagt habe. Hoffe, ich hab dir in dem Zusammenhang auch mal gesagt, wie beschissen diese Federboa an deinem Hut aussieht.“ Der Samurai lachte leise auf, doch Zorro sprach schnell weiter, ehe der andere etwas sagen konnte, versuchte das Gespräch auf ein weniger gefährliches Thema zu lenken. „Außerdem, nach deinen großen Worten eben, wie kommt es, dass du mir dann heute Morgen nicht nachgegangen bist, hmm? Ich hatte noch so einiges, was ich dir an den Kopf hätte werfen können.“ „Seit wann legst du jedes Wort auf die Goldwaage? Das ist doch sonst mein Fachgebiet“, lachte der andere erneut, ehe er wieder ernst wurde. „Doktor Chopper hatte mich noch nicht entlassen. Überdies hatte ich sichergehen wollen, dass ich mich im Smutje nicht irrte – was ich natürlich nicht tat – denn er wäre derjenige gewesen, der dir hätte nachgehen müssen. Doch er tat es nicht und bestätigte damit nur meine Vermutung, dass er nicht versteht. Ich hatte die leise Hoffnung, dass er wüsste, wie er mit dir umzugehen hat, wenn du emotional wirst, allerdings war er ja ganz offensichtlich überfordert damit. Aber Lorenor, lenk nicht ab.“ Verdammt, natürlich hatte er Zorro durchschaut. Aber es war wohl einen Versuch wert gewesen, denn Zorro hatte eine stille Befürchtung, was für Worte nun folgen würden. Allerdings musste er zugeben, dass er keine Ahnung hatte, warum der Samurai meinte, dass der Koch hätte handeln müssen. Zorro war sich ziemlich sicher, dass er den verdammten Kartoffelschäler ins Meer geworfen hätte, wenn er ihm tatsächlich nachgestiefelt wäre. „Ich erinnere mich sehr wohl daran, dass Eizen diesen Begriff mit einer ermüdenden Regelmäßigkeit verwendet“, sprach Dulacre nun mit seiner typischen leicht herablassenden Stimme, die immer noch heiser klang, aber bei weitem besser als am vergangenen Tag, und bestätigte Zorros Vermutung. „Allerdings bezeichnete er damit niemals dich und auch, wenn ich von deiner Crew nicht wirklich viel halte und sie dich weder kennen noch verstehen, so scheint keiner von ihnen gewillt, dich als Bauernopfer hergeben zu wollen. Ich natürlich genauso wenig und so wie ich dich kenne, würdest du so auch nie von dir denken. Als Opferlamm und nicht als jemand der seine eigenen Entscheidungen fällt; solche Gedanken würden ganz und gar nicht zu dir passen, zumindest nicht mehr.“ Zorro schwieg, zuckte beinahe zusammen. Er hatte es geahnt, hatte geahnt, dass Dulacre selbst die winzigsten Kleinigkeiten aufgreifen würde, verstehen würde, bevor Zorro sie selbst auch nur ansatzweise begriffen hatte. Aber, wenn Dulacre Eizen jetzt ansprach, bedeutete das etwa, dass er …? „Also sag mir, Lorenor, ist es Eizen, der dich nun wie ein Opferlamm zur Schlachtbank führen will…“ Etwas an seiner Stimme ließ Zorro aufhorchen und dann sah der andere ihn direkt an, als er aussprach, was Zorro auf keinen Fall hatte ansprechen wollen. „… oder hast du selbst diesen Weg gewählt?“ „Was?“ Er konnte nichts anderes sagen, ohne dass seine Stimme ihn verraten würde und das, obwohl er sich anscheinend schon am Morgen verraten hatte, ohne es überhaupt gewusst zu haben. Dabei hatte er am Morgen noch nicht mal gewusst, dass es etwas gab, was er hatte verraten können. „Tu nicht so unschuldig, Lorenor.“ Nun klang der andere hart und unbarmherzig, so wie Zorro ihn nur selten sprechen gehört hatte. „Ich habe gestern Abend deinen Blick gesehen, als du mich im Krankenzimmer zurückgelassen hast. Obwohl du mir die Wahrheit sagen wolltest, hast du mir doch eigentlich kaum etwas verraten. Aber was du verraten hast, ist, dass du unzufrieden mit deinem Plan warst und nicht in dessen Gelingen vertraut hast. Also frage ich mich, ob du wirklich keinen Notfallplan hast. Hast du mich vielleicht angelogen und dir sehr wohl eine Alternative überlegt, die du nun gedenkst, anstelle deines ursprünglichen Plans umzusetzen?“ Zorro wandte den Blick ab, als sein Lehrmeister ihn so problemlos durchschaute, obwohl er doch nicht mal mehr wusste, ob er jene verzweifelte Idee überhaupt noch durchführen wollte. „Lorenor, sag mir“, sprach Dulacre weiter und seine Stimme bebte beinahe, „sag mir, als du meintest, dass du bezüglich Eizen alles unter Kontrolle habest, hattest du bereits damals entschieden… Lorenor, ist dein ach so sicherer Plan, dich selbst als Bauernopfer vom Spielfeld zu nehmen, damit, was auch immer Eizen vorhat, nicht Wirklichkeit wird?“ Er schwieg, sah die sorgsam zusammengezimmerten Holzdielen vor sich an, als das Hamsterrad in seinem Kopf zu schlingern anfing. Er hatte noch nicht zu Ende gedacht, wusste die Antwort doch selbst noch nicht. „Antworte mir!“ „Es ist kompli…“ „Das ist es nicht!“, unterbrach Dulacre ihn ungehalten mit seiner brüchigen Stimme und stieß sich von der Reling ab, blieb vor ihm stehen, aber Zorro sah nicht auf. „Hast du denn die vergangenen zwei Jahre gar nichts gelernt?!“ „Naja, es ist nicht so…“ „Ich will deine fadenscheinigen Ausreden nicht hören! Nach allem, nach Bartholomäus Bär, nach Nataku, nach der G6, hast du es denn noch immer nicht verstanden?“ Tief holte der andere Luft und begann dann vor ihm auf und ab zu tigern. „Wie oft muss ich dir es noch sagen, bis du es verstehst, Lorenor?! Wie oft noch?! Ein Plan, der damit endet, dass du dich opferst, ist kein Plan – geschweige denn ein guter – das ist ein verdammtes Selbstmordkommando!“ „Könntest du noch lauter brüllen, damit es auch jeder mitbekommt“, knurrte er und sah nun doch auf. „Oh, das ist dein Problem? Dass deine Crew es hören könnte? Lächerlich!“ Aufschnaubend drehte Dulacre sich weg und fuhr sich durchs Haar, ehe er sich plötzlich doch wieder umwandte. „Ich habe es doch gewusst! Du hattest es wieder vor! Du hattest wieder vor, sie im Unwissenden zu lassen, mich im Unwissenden zu lassen. Du hattest vor, zur Reverie zu reisen und nie zurückzukommen. Du hast mich nicht nur angelogen, um mich und deine Crew zu beschützen, sondern damit du es wieder tun kannst, so wie damals.“ Fassungslos sah der Ältere ihn an, schüttelte immer noch leicht den Kopf, während selbst Zorro unter diesem Blick beinahe erzitterte. „Wäre ich dir nicht nachgekommen, hätte ich nicht gegen unsere Absprache verstoßen, hätte ich dir nicht misstraut, dann hätte ich dich nicht noch ein einziges Mal gesehen, dann hätte ich nichts tun können, um dich aufzuhalten. Ich hätte nichts gewusst, bis es zu spät gewesen wäre. Wieder einmal hätte ich dich verloren.“ Eine Gänsehaut glitt Zorro über den Rücken. Selten sprach der andere so. Sie beiden wussten, was Dulacre für Zorro empfand, aber selten sprach er es so deutlich aus, vielleicht war dies sogar das erste Mal. Nein, das stimmte nicht, es war nicht das erste Mal. Erst vor wenigen Minuten, vor Zorros gesamter Crew, hatte er ähnliches gesagt und auch da hatte es ein ähnliches Gefühl der Hilflosigkeit in Zorro hervorgerufen. Er wusste nicht, wie er mit diesem Dulacre umgehen sollte. Er kannte den wütenden, den herablassenden, den arroganten, den besessenen Dulacre, aber wenn er ihn so ansah, so voller – war es Angst? Konnte ein Mann wie Dulacre überhaupt Angst wahrnehmen? – dann stand vor Zorro ein Fremder, nein, gerade kein Fremder, sondern… Tief holte Zorro Luft. „Nein“, entgegnete er und riss sich zusammen, nicht gewillt sich von den Emotionen des anderen beeindrucken zu lassen, „wenn du mich hättest aussprechen lassen, dann hätte ich dir erklärt…“ „Hättest du mir was erklärt? Was für Nutzen dein toller Plan hat? Dass du alle Vor- und Nachteile miteinander abgewogen hast und dies dein bedauernswertes…“ „Jetzt halt einfach mal die Klappe!“ Nun erhob Zorro sich auch, wollte sich nicht wie ein Rotzlöffel belehren zu lassen. „Das ist der Grund, warum ich dir noch nichts sagen wollte, erstmal selber meine Gedanken sortieren wollte, weil du immer so ein Drama um alles machst!“ „Ja, ich mache ein Drama!“, knurrte nun Dulacre und schritt auf ihn zu. Nichts an ihm war mehr der verletzte Patient, der am Vortag kaum sprechen konnte. Gerade war er wieder einer der mächtigsten Männer der Welt und doch auch ganz anders. „Kannst oder willst du nicht verstehen, wie ich mich gerade fühle? Herauszufinden, dass du… dass du nach all dem was geschehen ist, nach all diesen Jahren, einfach so mir nichts dir nichts vorhast, dich umzubringen. Wie soll ich deiner Meinung nach reagieren? Soll ich das stillschweigend hinnehmen?“ „Du sollst mir zumindest zuhören, verdammt nochmal!“ Zorro verschränkte die Arme. „Du springst hier zu irgendwelchen Schlussfolgerungen, ohne dass ich überhaupt was dazu sagen kann, und machst mir dann auch noch Vorwürfe, ohne dass ich mich überhaupt erklären kann!“ „Ich will keine Erklärungen, Lorenor! Ich will nur die Wahrheit! Hast du die Entscheidung gefasst, dich für deine Crew, für mich, als Bauernopfer umzubringen? Ja oder Nein?“ „So einfach ist das…“ „Ja oder Nein?!“ Dulacre packte ihm am Oberarm und zog ihn zu sich, Zornesfalten entstellten sein Gesicht und seine Augen schienen zu brennen, so grell leuchteten sie. „Ja! Verdammt nochmal!“ Zorro riss sich los. „Ja, ich habe darüber nachgedacht! Natürlich habe ich das! Hast du mir nicht beigebracht, dass ich jede einzelne Strategie durchdenken und dann die beste auswählen muss? Und manche Taktik braucht zum Erfolg nun mal ein Bauernopfer!“ „Eine Taktik, die den König opfert, ist keine Taktik, sondern Kapitulation.“ Dulacre klang unerwartet tonlos, seine raue Stimme brach. Sein Blick hatte jegliches Feuer von vor noch wenigen Herzschlägen verloren. Er sah alt aus, älter als er Zorro je vorgekommen war. Es war keine Enttäuschung, wie er sie schon mal das ein oder andere gezeigt hatte, keine Gekränktheit oder Teilnahmslosigkeit. „Und wenn du immer noch glaubst, dass du nur der Bauer auf diesem Spielfeld seist, Lorenor, dann weiß ich nicht, was ich noch tun kann. Was ich noch tun kann, um dich vom Gegenteil zu überzeugen.“ Er klang… traurig. Zorro wandte den Blick ab, nicht in der Lage diesen Augen auch nur einen Augenblick länger standzuhalten. Wenn er ehrlich war, war es der gleiche Blick, mit dem sein eigenes Spiegelbild ihm im Ausguck begegnet war. Aber damals – was kaum eine Stunde zurücklag – hatte Zorro nicht verstanden, hatte sich selbst nicht verstanden. „Kannst du mir nicht einfach mal nur zuhören?“, murmelte er. „Kannst du mich einfach mal reden lassen, ehe du einfach so aufgibst?“ Ehe du mich einfach so aufgibst? „Dann sprich, Lorenor. Ich bin müde.“ Dulacre wandte sich kopfschüttelnd ab und Zorro den Rücken zu, wie er es sonst nie tat. Zorro konnte nicht verhindern, dass sein Kiefer leicht bebte; er mochte dieses Gespräch nicht. Es war kein Streit mehr, wie sie ihn so oft führten, keine aufgeladenen und aufgestauten Gefühle wie Wut oder Unzufriedenheit. Um ganz ehrlich zu sein, wusste Zorro nicht, was es war, aber er wusste, dass er es nicht mochte, dass er nicht mochte, wie der andere ihn angesehen und dann den Blick abgewandt hatte, wie er klang und wie verdammt beschissen Zorro sich gerade fühlte. Er hatte zuerst den Blickkontakt unterbrochen, aber nun wünschte er sich, dass der andere sich wieder umdrehen würde, eine herablassende Augenbraue hochziehend, ein amüsiertes Schmunzeln auf den dünnen Lippen. Er würde selbst einen Tobsuchtanfall willkommen heißen, so wie der andere ihn eben gepackt hatte, laut geworden war. Doch Zorro wusste, dass das nicht passieren würde, vielleicht sollte er sich glücklich schätzen, dass der andere noch nicht einfach gegangen war, so wie Zorro es angeblich immer tat. Leise seufzte er auf. „Verdammte Scheiße“, murrte er und fuhr sich durchs Haar. „Ich wünschte, du hättest mich damals nie auf diese Versammlung mitgenommen. Dann wäre ich Eizen nie begegnet und wir hätten diese ganzen Probleme nicht.“ Dulacre entgegnete nichts, fragte nicht, bewegte sich nicht, reagierte überhaupt nicht auf Zorros dargebotene Eröffnung, wie er es sonst in jedem Fall getan hätte. Er war nicht wütend, nicht entrüstet, nein, dieser Streit hatte wohl ein ganz neues Level erreicht. Ein Level bei dem Dulacre schwieg und wenn jemand schwieg, der nie die Klappe halten konnte, selbst wenn seine Stimme dabei abkratzte, dann war die Sache wohl wirklich ernst. Kopfschüttelnd seufzte Zorro erneut auf und wandte sich dann ebenfalls ab, sah wieder aufs Meer hinaus. Es wäre ein Leichtes jetzt einfach wütend zu werden, laut zu werden, so wie der andere es eben geworden war, aber wenn er ehrlich war, so hatte er nach den vergangenen Stunden und Tagen absolut keine Lust mehr auf Konflikt und Streitereien. Nein, so müde, wie Dulacre klang, so müde fühlte Zorro sich. Die letzten Tage hatten ihn ausgelaugt, nicht so sehr die Konflikte und Kämpfe mit Piraten und Marine, sondern vielmehr innerhalb der Crew und mit sich selbst. Es stimmte, er stritt wirklich nicht gerne und er hatte keine Lust, jetzt laut zu werden. Am liebsten würde er sich betrinken und alles um Eizen herum einfach mal eine Zeit vergessen, diese ganzen Streitereien einfach mal vergessen, seine eigenen Gedanken und Gefühle einfach mal vergessen. Aber Robin hatte Recht, Zorro würde nicht zur Ruhe kommen, nicht so lange die Dinge waren, wie sie derzeit waren. „Ach, was soll’s“, murmelte er und rieb sich die Schläfen, zögerte jedoch dann, als die Worte nicht einfach kommen wollten, so wie sie auch sonst nie so einfach kamen. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“ Wieder schwieg der andere und spätestens das zeigte Zorro, wie ernst die Lage wohl war. Normalerweise hätte Dulacre ihm jetzt geraten, einfach mit dem Ersten anzufangen, das ihm in den Sinn kommen würde. Normalerweise würde Dulacre ihn jetzt ermutigen, einfach zu reden, ihm versichern, dass er sich schon bemühen würde, Zorro zu verstehen, selbst, wenn er seine Gedanken nicht gut ausdrücken sollte. Aber das tat er jetzt nicht und irgendwie verunsicherte es Zorro mehr als alles andere bisher. Er war es nicht gewohnt, dass Dulacre schwieg. Er hatte erst ein einziges Mal Zorro bereitwillig angeschwiegen, erst am vergangenen Tag, und bereits da hatte Zorro gefürchtet, den einen Menschen zu verlieren, der nie aufhörte zu versuchen, ihn zum Reden zu bringen. Jetzt klang es so, als hätte Dulacre aufgegeben, als hätte Zorro ihn schließlich doch noch dazu gebracht, ihn in Ruhe zu lassen, so wie er jeden dazu bringen konnte, außer vielleicht Ruffy, wobei Zorro das bei ihm wohl noch nie ernsthaft versucht hatte und das auch nicht vorhatte. Aber bei Dulacre hatte er es oft versucht, viel zu oft und immer ohne Erfolg, hatte es nie geschafft, hatte sich daran gewöhnt, dass er es nicht schaffen würde. Jetzt sah es so aus, als hätte Zorro es letztendlich auch bei ihm geschafft. „Also am Anfang, hmm? Damit soll ich beginnen?“, sprach er weiter, als hätte Dulacre es ihm geraten, obwohl er nicht mal wusste, ob dieser ihm überhaupt zuhörte, aber er war zu müde, um es einzufordern. „Naja, ganz am Anfang, da hatte ich gar keinen Plan, um ehrlich zu sein, wozu auch?“ Seufzend rieb er sich die Hände, obwohl ihm nicht mal kalt war. „Ich hatte keine Ahnung, warum Eizen mich zu diesem Vertrag erpresst hatte, warum er damit gedroht hatte, alle umzubringen, die mir mal begegnet sind, und dir den Titel aberkennen zu lassen, und ganz ehrlich, es war mir auch ziemlich egal. Ich wollte mir darüber keine Gedanken machen und dachte auch, dass er mich eh fallen lassen würde, sobald die Welt die Wahrheit herausfinden würde. Daher brauchte ich nicht wirklich einen Plan. Ich dachte, alles würde enden, sobald ich wieder bei den anderen sein würde. Ich dachte, die Zusammenarbeit zwischen Lady Loreen und Eizen würde nach zwei Jahren automatisch mit ihrer Existenz enden. Also wollte ich mir über ihn keine Gedanken machen, sondern mich nur darauf konzentrieren, stärker zu werden.“ Bis auf den sanften Wellengang war es erschreckend ruhig, kein zustimmendes Brummen, kein genervtes Zungenschnalzen, keine spöttische Nachfrage und kein theatralischer Kommentar, so wie Zorro es sonst gewohnt war. Seit Dulacre auf der Thousand Sunny war, schien es, als würde Zorro den Hauptteil ihrer Gespräche führen, und das war trotz der Verletzung des anderen äußerst ungewöhnlich und nicht weniger unangenehm. „Tatsächlich war ich sogar ein kleines bisschen stolz auf mich, als ich zum Sabaody Archipel kam“, murrte Zorro spöttisch, als er an seine Naivität von vor wenigen Tagen zurückdachte. „Obwohl Eizen mir eigentlich den Rücken runterrutschen konnte, hatte ich mir sogar einen Trick überlegt, nur für den Fall, dachte ich, dass dieser Mistkerl eines Politikers mich doch nicht fallen lassen würde. Ein kleines Druckmittel, um seine Waffen gegen ihn selbst einzusetzen. Ich kam mir richtig gerissen dabei vor.“ Nun seufzte Zorro und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Man, was war ich naiv“, gestand er dumpf ein. „Als er mir erklärt hat, was er vorhat… ich war so dumm. Ich hatte so etwas nicht erwartet, verdammt, ich hatte mit gar nichts gerechnet, oder zumindest nicht damit.“ Er hoffte, dass Dulacre nachfragen würde, was er mit damit meinte, hoffte, ihn etwas locken zu können. Aber es funktionierte nicht. Natürlich funktionierte es nicht, als würde Dulacre auf so plumpe Manipulation reinfallen. Dann war es halt so. Dann würde Zorro halt einfach reden und es war ihm egal, ob Dulacre ihn verstehen würde oder nicht. Aber er wusste auch, dass dies nur der Trotz in ihm war, natürlich hoffte er, dass Dulacre seine verworrenen Gedanken verstehen würde. Denn, wenn er es nicht tat, wer könnte es? Zorro mit Sicherheit nicht. „Aber ich war nicht bereit, mich einfach so vor seinen Karren spannen zu lassen“, murrte er also unzufrieden über die Situation. „Schließlich hatte ich mich in den Mist reingeritten und ich wollte es auch lösen. Ich… ich dachte, ich könnte Eizen aufhalten, ohne meine Freunde oder dich zu gefährden.“ Er konnte das Rascheln von Kleidung hören, aber immer noch schwieg der andere und Zorro ignorierte es, betrachtete weiterhin das weite Meer. „Und eigentlich war ich mir auch echt ziemlich sicher; ich hatte einen Plan, einen guten Plan. Ich war mir echt sicher, dass ich Eizen zu Fall bringen könnte. Tja, und dann tauchst du auf, du mit deinem Schachspiel und deinen großen Reden, und plötzlich…. Ich weiß nicht, aber wenn man’s genau nimmt, ist das eigentlich alles deine Schuld.“ Nun erntete er zum ersten Mal eine Reaktion, ein verächtliches Schnauben, aber das war ihm egal. Es war nun mal die Wahrheit, ob sie diesem Mistkerl passte oder nicht. „Nein ehrlich, ich war echt überzeugt von meinem Plan, aber dann rufst du an, du mit deinem verdammten Alkohol. Redest über Vertrauen, nur um dann diesen riesigen Aufstand über Eizen zu machen. Als wüsste ich nicht selber, wie gefährlich er ist. Als hätte ich das alles nicht getan, um zu verhindern, dass er dir deinen beschissenen Samuraititel aberkennen lässt, und trotzdem hast du es geschafft! Hast mich zweifeln lassen. Was ist, wenn mein Plan schief geht? Was ist, wenn ich Mist baue? Dann war alles umsonst, dann hat Eizen mich am Wickel oder alle sind tot und glaubst du, dass es das ist, was ich will?“ Er zögerte. „Und dann hast du auch noch angefangen Blut zu spucken und… und ich… ich habe erkannt, was mein Plan für einen Preis hat, was für ein Risiko besteht, wenn er schief gehen sollte, und ich habe einen Weg gesucht, einen anderen Weg. Ich musste einen anderen Weg finden, der nicht alles aufs Spiel setzt, was mir wichtig ist.“ Wieder zögerte er. „Also, wenn du mich fragst, ob ich auf Applenine schon überlegt hatte, das Bauernopfer zu spielen, dann nein. Denn als ich mit dir stritt, war ich noch überzeugt davon, dass mein Plan gut sei. Aber das bin ich mittlerweile nicht mehr, so ganz und gar nicht mehr.“ Immer noch war es so unangenehm still, sobald Zorro den Mund schloss. Eigentlich mochte er die Ruhe, eigentlich bevorzugte er die Stunden im geeinten Schweigen vor langwierigen Reden, aber seit jenem Tag auf dem Sabaody Archipel war die Stille unangenehm laut, konnte nur durch Worte aushaltbar gemacht werden. Aber Dulacre sprach nicht, half ihm kein bisschen, das Gedankenwirrwarr in seinem Kopf zu ordnen, also musste Zorro das selbst übernehmen. „Aber ja, nachdem du zusammengebrochen bist, da habe ich… Wenn ich tot wäre, dann könnte Eizen mich nicht mehr mit euch unter Druck setzten und es würde ihm nichts mehr bringen, die anderen anzugreifen. Außerdem macht er nichts ohne Zweck und Nutzen, also bin ich mir relativ sicher, dass er seine Drohung nicht aus Rache wahrwerden lassen würde, sollte ich nicht mehr da sein. Also habe ich über diese Alternative nachgedacht, habe die Vor- und Nachteile abgewogen, so wie du es mir beigebracht hast.“ Er zögerte. „Nein, das stimmt nicht. Ich habe nicht wirklich abgewogen, weil das würde bedeute, ich hätte beide Möglichkeiten miteinander verglichen, und das habe ich nicht. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hätte meinen Plan ohne jegliche Zweifel verfolgt, aber das stimmt nicht, das stimmt ganz und gar nicht.“ Das Meer vor ihm war ruhig, sanfte Wogen, als wäre es ein wunderschöner Tag, und dass, obwohl Zorro vor den Scherben seiner Zukunft stand. „Die Wahrheit ist, ich habe die ganze Zeit gezweifelt. Schon damals auf Kuraigana, aber ich habe es ignoriert, habe diese Stimme, deine Stimme, ignoriert, die mir sagen wollte, dass Eizen mich nicht ohne Grund erpresst. Doch seitdem er mir seinen Plan verraten hat, da… die Wahrheit ist, Dulacre, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin nicht in der Lage, einen vernünftigen Plan auf die Beine zu stellen und ihn aufzuhalten. Deswegen zweifle ich an meinem Plan, weil er schlecht ist, weil er selbst, wenn alles glatt gehen sollte, nicht bedeutet, dass ich erfolgreich sein werde.“ Jetzt zitterten seine Hände, zum ersten Mal seit jenem Gespräch mit Eizen zitterten seine Hände, als er es sich endlich laut eingestand. „Und wenn ich versage, dann… ich darf nicht versagen, verstehst du das? Aber ich bin nicht wie du oder Robin oder Nami, ich kann einfach keine komplexen Pläne schmieden, um ein gerissenes Superhirn wie Eizen in seine Schranken zu weisen. Er wird meinen Plan durchschauen und dann werde ich scheitern und alle werden sterben.“ Tief atmete er ein, ernüchtert über seine Naivität. „Ich war arrogant genug, zu glauben, dass ich alle würde beschützen können, indem ich Eizen in seinem eigenen Spiel schlage und habe über die Schachzüge hinweg vergessen, was überhaupt der Einsatz ist. Aber du hast mir das wieder in Erinnerung gerufen. Du hast mich an das Gefühl erinnert, als Bär sie damals alle hatte verschwinden lassen, und nach vorgestern, verdammt nach gestern, kann ich das nicht nochmal fühlen, so stark bin ich nicht. Ich kann das nicht nochmal.“ Obwohl er diese wilden und fremden Emotionen in sich spürte, war Zorro ganz ruhig, so wie am vergangenen Abend, als würde er schon wieder beichten. Er verstand nicht, warum er sich so ruhig fühlte, aber das Gedankenkarussell in seinem Kopf war nicht mehr ganz so schnell wie zuvor. „Nach gestern wurde mir bewusst, wie sehr ich an meinem Plan zweifle, wie riskant er einfach ist, und ich habe überlegt, ob ich irgendeine Alternative habe, und die habe ich; objektiv betrachtet ist mein Tod eine Alternative, um Eizen aufzuhalten, ohne alle zu gefährden, die mir wichtig sind.“ Für einen Moment konnte er hören, wie der andere Luft holte, aber entgegen Zorros Hoffnung sagte er nichts, sagte selbst jetzt noch nichts, obwohl Zorro seine Vorwürfe bestätigt hatte. Dulacres Schweigen zwang ihn dazu, weiterzureden, weil die Stille sonst wieder zu laut wurde. „Also ja, es stimmt, ich habe tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, habe abgewogen – so wie du es mir beigebracht hast – habe überlegt, ob trotz allem, was ich mittlerweile besser weiß als damals, es der beste Weg wäre. Und das war schwierig für mich, weil ihr alle auf mich einredet, ohne überhaupt die leiseste Ahnung zu haben, was los ist, also musste ich das mit mir selbst ausmachen. Ich wollte die Entscheidung selbst fällen, denn natürlich war mir klar, dass keiner von euch objektiv an die Sache drangehen würde.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es ist halt genauso, wie du gesagt hast. Keiner von euch würde zulassen, dass sich die G6 wiederholen könnte, aber das bedeutet auch, dass keiner von euch – noch nicht mal du – bereit wäre, meine Optionen unvoreingenommen abzuwägen. Deshalb habe ich nichts gesagt, nicht um dich zu belügen, sondern weil ich meine eigene Entscheidung treffen wollte, ohne von euren Emotionen beeinflusst zu werden. Ich musste doch erst einmal selbst verstehen, was ich denke.“ Er konnte schwere Schritte hören. Dulacre musste direkt hinter ihm stehen, aber immer noch sagte er nichts und Zorro hatte keine Ahnung, was er wohl denken musste, für wie schwach er Zorro wohl halten musste, für wie dumm er Zorro wohl halten musste. „Und die Wahrheit ist… ja, ich wollte das Bauernopfer spielen. Nach gestern Abend… Verdammt, nach heute Morgen, da war ich überzeugt davon, dass dieser Weg der einzige ist, mit dessen Konsequenzen ich würde leben können, selbst wenn er schief gehen würde, weil ich alles – wirklich alles – in meiner Macht Stehende versucht hätte. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mit dieser Entscheidung zufrieden war, denn das war ich nicht. Das kannst du mir ruhig glauben. Es war ein Scheißgefühl.“ Der Samurai schnalzte leise mit der Zunge, mehr nicht. „Und du machst es auch nicht besser, weil du natürlich heute Morgen nochmal zeigen musstest, was für ein besessener Mistkerl du bist, und dich wegen irgendeinem unnötigen Scheiß mit dem Koch anlegen musst. Ich war echt wütend darüber - scheiße, ich bin wütend darüber – aber es hat mir auch klar gemacht, dass selbst mein Bauernopfer riskant ist, nicht wahr? Denn wer weiß schon, was du tun würdest, wenn du es aus der Zeitung erfahren würdest? Was würdest du wohl tun, wenn du erfahren würdest, dass ich gestorben wäre?“ Der andere schwieg. „Weißt du, Ruffy würde alles tun, um ein Crewmitglied zu retten, aber er ist niemand, der für Rache lebt. Du hingegen…, wir beide wissen, dass du Scheiße bauen würdest, dass du in einer solchen Situation deine Rache haben wollen würdest, aber nachdem du den Koch so angegangen bist… Wer weiß schon, was du tun würdest.“ Zorro seufzte leicht entnervt auf. „Ob es mir passt oder nicht, ich kann nicht verhindern, wie du mit deinem Titel umgehst, dass du ihn gefährdest, nur um mich über Eizen auszufragen. Ich kann nicht verhindern, dass du dich mit der Weltregierung anlegen würdest und ich könnte erst recht nicht verhindern, wenn du Eizen für meinen Tod zur Rechenschaft ziehen wollen würdest. Das alles sind deine Entscheidungen und sie gehen mich nichts an. Aber nach heute Morgen frage mich, wen du verantwortlich machen würdest? Sag du es mir. Würde mein Bauernopfer wirklich meine Crew retten oder würde es nur ändern, wer ihr Leben bedroht?“ Er meinte es nicht vorwurfsvoll, es war einfach nur eine ehrliche Vermutung, und dennoch, Dulacre schwieg, stritt es nicht ab, stritt es noch nicht mal ab. „Du würdest ihnen im Zweifel die Schuld geben, nicht wahr? So, wie du ihnen für alles, was bisher geschehen ist, die Schuld gibst.“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Also sag mir, was ich in dieser beschissenen Situation tun soll? Mein ach so genialer Plan ist zum Scheitern verurteilt und meine Notlösung wird niemanden wirklich retten. Ich meine, wenn ich mal ehrlich bin, was habe ich mir gedacht? Dass ich mich wirklich unbemerkt abseilen kann, ohne dass du oder die anderen es bemerken würden? Tze, bitte, natürlich würdest du mich durchschauen – so wie du es ja auch gerade getan hast – und ganz ehrlich, du wärest mit Sicherheit nicht der Einzige.“ Seufzend raufte er sein Haar, wunderte sich fast gar nicht mehr, warum Dulacre nicht redete, so war es also, so waren ihre Gespräche nun also. „Ich denke, dass wir beide in diesem Punkt falsch lagen. Denn du bist nicht der Einzige, der mich kennt und ganz ehrlich, du bist wahrscheinlich auch nicht der Einzige, der mich durchschaut. Auch wenn du die anderen nicht ausstehen kannst, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es auch schnallen würden, und je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr habe ich meinen Plan B dann auch wieder angezweifelt. Selbst, wenn du nichts Dummes tun würdest – und das ist schon ein verdammt großes Wenn – Ruffy ist nun mal ein Vollidiot, der solche Dinge mit Sicherheit nicht objektiv bewerten würde. Ruffy ist jemand, der alles tun würde, um ein Crewmitglied zu retten, ganz gleich, was das für Folgen haben würde, so wie er es immer getan hat, so wie wir es immer getan haben.“ Er schloss sein Auge, um einen Moment dieser friedlichen Idylle zu entfliehen, die nichts mit dem Chaos in ihm zu tun hatte. „Seien wir doch mal ehrlich. Wenn ich so mir nichts, dir nichts verschwinden würde, dann… dann würden die anderen eins und eins zusammenzählen – du weißt mit Sicherheit genau wie ich, dass mein Geheimnis nicht so geheim ist, wie ich gerne hätte – und ich weiß genau, dass Ruffy dann kommen würde. Ruffy und die anderen würden nach Mary Joa kommen, um mich zu retten.“ Kopfschüttelnd rieb er sich nun mit beiden Händen durchs Gesicht. „Aber was ist, wenn sie versagen würden? Was ist, wenn sie nicht rechtzeitig kämen oder noch schlimmer, wenn sie rechtzeitig kämen, aber es nicht verhindern könnten? Was ist, wenn ich vor ihren Augen sterben würde, genauso wie Ruffy bereits Ace verloren hat? All das hatte ich vorher nicht bedacht, all das hätte ich früher nicht bedacht.“ Leise lachte er auf, aber lustig fand er die Situation nicht, eher belächelte er seine eigene Dummheit, und er hatte wirklich geglaubt Eizen hereinlegen zu können? „Ja, du hast Recht, heute Morgen dachte ich wirklich, dass ich euch alle beschützen könnte, wenn ich mich als Bauernopfer aufgeben würde. Ich dachte, dass ich mir dann nichts mehr vorzuwerfen hätte, weil was mehr hätte ich schon opfern können als mein Leben? Ihr würdet eine schwere Zeit haben, aber ich hätte reinen Gewissens sterben können, zumindest habe ich mir das eingeredet. Aber die Wahrheit ist, ich weiß doch ganz genau, wie es sich anfühlt, jemanden nicht retten zu können, jemanden zu verlieren. Zu sterben, um euch zu beschützen, bedeutet euch die Konsequenzen meines Handelns aufzubürden, euch die Last meiner Schuld aufzulegen. Ich hätte ein reines Gewissen und würde euch allen mit Schuldgefühlen zurücklassen. Genau wie ich fühlen du und die anderen doch auch. Keiner von uns möchte so etwas nochmal durchmachen, aber irgendwie habe ich gar nicht über eure Gefühle nachgedacht.“ Er seufzte. „Ich wollte einfach nur, dass es wieder einfach wird, wie damals, als meine Pläne und Entscheidungen mich nicht so überfordert haben und alles einfacher war. Aber eigentlich will ich doch gar nicht mehr der schlichte Muskelprotz von damals sein. Ich bin gerne, wer ich jetzt bin, ich mag, dass ich Robins gewitzte Kommentare verstehe, unsere Feinde durchschaue oder dass ich mit dir über die verschiedenen Techniken diskutieren kann. Aber irgendwie… irgendwie bin ich in alte Denkweisen, in alte Muster zurückgefallen. Ich stehe vor einem unlösbaren Problem und dachte, mein Tod wäre die beste Lösung, nur weil es die einfachste ist, obwohl ich doch genau weiß, dass es keine echte Lösung ist. Aber was soll ich sonst tun?“ Kopfschüttelnd legte er seinen viel zu schweren Kopf wieder auf seinen Unterarmen ab. „Ich will nicht sterben, nicht so und nicht vergebens, nicht so sinnlos. Natürlich möchte ich leben und noch ganz viele Abenteuer mit den anderen erleben und ganz oft gegen dich kämpfen und dich besiegen. Ich will wirklich noch nicht sterben. Aber ich kann Eizen auch nicht gewinnen lassen. Aber was bleibt mir dann übrig? Mein ursprünglicher riskanter Plan? Ein schwächlicher Abklatsch eines Plans, mit dem ich alle Leben riskiere, die mir wichtig sind? Ein Plan, von dem ich weiß, dass er nicht aufgehen wird? Du kannst so wütend auf mich sein, wie du willst, es ist mir egal. Denn wenn ich keine Lösung finde, dann weiß ich eh nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich weiß es nicht.“ Jetzt schwieg auch Zorro, sein Hamsterrad hatte angehalten, als er die Wahrheit endlich verstand, sich selbst endlich verstand, diese Hilflosigkeit endlich verstand. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht, wie er Eizen überhaupt noch aufhalten sollte, und deswegen fühlte er so, wie er fühlte. Nun war es still und Zorro wusste nicht mehr, wie er diese Stille noch füllen sollte. Gleichzeitig fürchtete er sich beinahe vor dem Urteil, welches ihn nun erwarten würde. Solange Zorro geredet hatte, hatte der andere – hoffentlich – zugehört, aber jetzt würde Zorro seinem Hohn, seinem Zorn und seiner Enttäuschung ausgesetzt sein, sollte der Samurai ihm überhaupt noch eine Reaktion opfern. „Lorenor?“ Er erzitterte unter der Sanftheit, mit der Dulacre seinen Namen aussprach, als er ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Habe ich als dein Lehrmeister etwa so sehr versagt?“ Trotz der sanften Stimme des anderen schnitten seine Worte schärfer, als selbst sein Schwert es gekonnt hätte. „Hast du denn immer noch nicht verstanden, dass du in solchen Momenten der Hilflosigkeit nicht alles alleine lösen musst?“ Er mochte nicht, wie zerbrechend behutsam der andere klang. „Oh, Lorenor, wenn du nicht weiter weißt, dann wende dich doch bitte an mich oder an deine Crew, zumindest an deinen Kapitän. Vielleicht hast du Recht und es gibt keinen richtigen Weg, keine zweifelsfreie Strategie, aber vielleicht würde einem von uns ja doch etwas einfallen.“ Zorro schloss sein Auge. „Lorenor, du magst damals den Vertrag mit Eizen unterschrieben haben, aber das heißt nicht, dass du dich ganz alleine dem stellen musst, was auch immer dich erwartet. Du weißt, dass ich nie zulassen würde, dass dir jemand ein Leid zufügt, und unbeachtet dessen, wie wenig ich von deiner Crew halte, so würden sie dir doch gewiss helfen, wenn du uns nur die Wahrheit sagst.“ Aber das war genau das Problem. „Ich kann nicht“, flüsterte Zorro und gestand sich seine größte Schwäche ein. „Warum nicht?“, fragte Dulacre, immer noch so sanft, wie Zorro es nicht verdient hatte. „Lorenor, bitte sprich mit mir. Bitte sage mir, was dich so sehr zweifeln lässt, dass du sämtliches Vertrauen in dein Können verlierst, was dich so sehr in die Enge treibt, dass du bereit warst, zu sterben, ohne überhaupt eine Alternative in Betracht zu ziehen.“ Er zögerte, doch dann sprach er es einfach aus. „Ich habe Angst.“ Zorro vergrub sein Gesicht in seinem Unterarm, konnte seine eigene Schwäche kaum ertragen. „Ich habe so unglaubliche Angst, Dulacre. Seit ich wieder bei den anderen bin, fühle ich kaum noch was anderes. Ich habe Angst davor, sie zu verlieren, wenn ich ihnen die Wahrheit sage, wenn sie herausfinden, wer und was ich bin und dass ich ihnen damals nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich habe Angst, sie zu verlieren, wenn ich ihnen nicht die Wahrheit sage, und sie mir nach und nach alle misstrauen. Ich habe Angst, dass die Crew meinetwegen zerbricht, weil ich mich nicht zusammenreißen kann und meine Crewmitglieder wie ein in die Enge getriebenes Biest angreife, nur weil sie sich um mich sorgen. Ich habe Angst, dass ich mich falsch entscheide und dann alle verliere, die mir wichtig sind. Ich habe Angst, dass Eizen seinen Plan umsetzt und ich wie sein Püppchen nach seiner Pfeife tanze. Für zwei Jahre dachte ich, ich wäre in der Lage mit Eizen alleine fertig zu werden, doch die letzten Tage hatte ich nur Angst, dass ich alle verlieren könnte, wenn irgendwer die Wahrheit herausfindet. Du willst, dass ich den anderen die Wahrheit sage, aber wenn ich das tue, dann könnten sie sterben.“ Er schüttelte seinen Kopf, zwang sein schnell schlagendes Herz zur Ruhe. „Mir war nicht bewusst, dass es Angst ist. Ich dachte, es ist mein Monster – wie du gesagt hast – weil es während der Kämpfe besser war und weil ich die ganze Zeit so gereizt war wie damals. Außerdem sind wir Piraten, wir führen ein gefährliches Leben, und ich habe doch keine Angst vor Gefahr, ich habe doch keine Angst vor einem Mistkerl wie Eizen. Trotzdem, all das hat nicht erklärt, warum der Koch mich so einfach auf die Palme bringen konnte, und… dann bist du zusammengebrochen und ich… es ist so, als würde ich die ganze Zeit in einem viel zu eng geschnürten Korsett rumlaufen. Ich verstehe meine eigenen Gedanken nicht und erkenne mich selbst kaum wieder, weil alles von dieser Angst überlagert ist.“ Tief holte er Luft, aber sprach weiter, als Dulacre zum Reden ansetzte. „Ich weiß, was du sagen willst, aber du weißt nicht, was es für Folgen hat.“ „Nein, das weiß ich nicht“, bestätigte Dulacre hinter ihm, immer noch so sanft, „und deine Situation scheint wirklich kompliziert. Viel komplizierter und vielschichtiger, als ich sie gesehen habe.“ Dann seufzte der Ältere: „Mir war natürlich bewusst, dass du dich erst wieder in die gewohnte Umgebung deiner Crew eingewöhnen musstest, aber ich hatte nicht darüber nachgedacht, wie schwierig es für dich sein würde, dabei nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen, sobald du in brenzlige Situationen kommst. Ich hätte mir darüber im Klaren sein müssen, dass du dich wie früher verhalten würdest, wenn du mit dem Rücken an der Wand stehst. Schließlich ist diese Crew ja auch deine Vergangenheit und in der Vergangenheit hast du deine Probleme stets auf die gleiche Weise gelöst.“ Dann wurde der Griff auf Zorros Schulter fester. „Aber ich erlaube dir nicht, an deinen Ängsten und Zweifeln zu zerbrechen, Lorenor“, urteilte er entschieden. „Es mag sein, dass deine Situation aussichtslos ist, es mag sein, dass wir keinen Weg haben, Eizen aufzuhalten, und es mag sein, dass die Wahrheit alles zerstören wird, was dir wichtig ist. All das mag sein und dennoch sehe ich keinen Weg, wie du die Wahrheit noch viel länger verheimlichen kannst.“ Zorro wollte dem widersprechen, wollte es nicht hören, aber dennoch wusste er, dass Dulacre wohl recht hatte, und dennoch, sollte der andere ihn nun… „Aber ich werde dich nicht drängen. Ich zweifle, dass deine schlimmsten Befürchtungen eintreten werden, aber ich werde dich nicht zwingen, mir oder deiner Crew die Wahrheit zu verraten.“ „Was?“ Mehr als perplex schaute Zorro auf, hatte er doch erwartet, dass Dulacre es aus ihm herausschütteln würde. Zu seiner Überraschung lächelte Dulacre jedoch. „Es tut mir leid, dass ich dich zu Beginn nicht habe aussprechen lassen, Lorenor. Mir war nicht bewusst, wie prekär deine Situation ist, und meine eigenen Emotionen haben mich gehindert, zu sehen, was für einen inneren Kampf du wohl bestreiten musst.“ Dann nickte er sachte. „Ich danke dir, dass du dir so viele Worte genommen hast, um mir deine Situation zu erklären; mir ist bewusst, wie unangenehm dies für dich gewesen sein muss und das erkenne ich an. Aber trotz allem bin ich froh, dass ich dich wieder einmal unterschätzt habe. Dir mag es nicht bewusst sein, weil du wohl das Gefühl hast, in deiner eigenen Angst zu ertrinken, aber ich sehe, was für eine gewaltige Entwicklung du die letzten paar Tage gemacht hast, auch wenn du zunächst in alte Muster verfallen bist. Ja, du hast dich wirklich verändert, endlich verstehst du, was ich dir damals im East Blue versucht habe zu erklären. Ich bin wirklich erleichtert, dass du nun endlich leben willst, selbst wenn es der schwierigere, der riskantere Weg sein sollte. Auf diesen Tag habe ich lange gewartet, hat ja auch lange genug gedauert.“ Zorro konnte spüren, wie seine Wangen warm wurden, also sah er an Dulacre vorbei auf die Rückwand vom Krankenzimmer und winkte ab. Jetzt, da der andere es so deutlich aussprach, war ihm beinahe unangenehm, wie ehrlich er seine Gefühle und Gedanken gestanden hatte. „Tze, übertreib mal nicht, ist ja nicht so, als hätte ich solche Pläne je toll gefunden, sie schienen mir halt einfach immer pragmatischer.“ Dann entschied er das Thema zu wechseln, wollte nicht, dass Dulacre ihn weiterhin so ansah, wie er es gerade tat. „Außerdem du weißt doch, je mehr ich reden muss, desto dümmer stellst du dich in der Regel an, und wenn du mich am Anfang einfach hättest aussprechen lassen, dann hätte ich mir auch nicht den Mund fusselig reden müssen. Aber nein, du musstest ja einen Aufstand machen, als würde ich mir eine Klinge an die Kehle halten.“ Dulacre zog eine missbilligende Augenbraue hoch, aber sein Schmunzeln blieb und Zorro merkte, wie es ihm leichter fiel zu atmen. Die Spannung schien gebrochen, Dulacre verurteilte ihn nicht, er verstand, und das, obwohl Zorro ihm nichts gesagt hatte. Dulacre verzieh ihm sein Verhalten, ohne überhaupt genau zu wissen, warum Zorro sich so benahm. Er forderte die Wahrheit nicht von ihm ein, so wie er es sonst immer getan hatte. „Du kannst dich noch so lustig über mich machen, Lorenor, aber verkenne nicht, dass meine Sorge berechtigt war. Ob nun in guten oder in schlechten Absichten, ich habe dich davor bewahrt, einen großen Fehler zu begehen, den wir alle bereut hätten.“ „Einen Scheiß hast du“, widersprach Zorro aufschnaubend, sah nicht ein diesem Mistkerl eines Samurais die Lorbeeren seines Grübelns zu gönnen. „Ich habe mir den Kopf zerbrochen. Du hast nur meine Freunde aufgewiegelt und dem Koch beinahe eine neue Frisur verpasst.“ „Und hätte ich das alles nicht getan, hättest du nie verstanden, auf was für einem gefährlichen Pfad du dich erneut begeben hattest“, entgegnete der Samurai unbeeindruckt, wie immer nicht gewillt klein bei zu geben. Aber Zorro genauso wenig. „Ach, wenn du doch alles so viel besser weißt, warum dann diese Intrige? Warum sprichst du mich nicht einfach an? Das war genau wie beim Schachspielen auf Applenine, anstatt mir die Wahrheit zu sagen, spielst du mir so ein Puppentheater vor. Wenn du ein Problem hast, sag es mir ins Gesicht, anstatt mich unter fadenscheinigen Ausreden auf irgendeine Insel zu locken oder meinen Freunden Vorwürfe zu machen, nur weil du denkst, ich wäre zu blöd, um dir zuzuhören.“ „Und du glaubst, dass das so einfach ist?“ Nun schnaubte der andere leise auf und schüttelte den Kopf. „Was?“ Verwirrt sah Zorro ihn an. „Was denn, Lorenor? Obwohl du mir gerade beinahe unter Tränen gestanden hast, dass du Angst davor hast, deiner Crew – und sogar mir – die Wahrheit zu sagen, denkst du, ich könnte dir einfach so direkt die Wahrheit ins Gesicht sagen, als hättest nur du Ängste? Tze. Unverbesserlich, wie eh und je.“ „Was soll der Scheiß denn jetzt schon wieder heißen?“, murrte Zorro. Gerade Dulacre war niemand der Angst vor der Wahrheit hatte. Im Gegenteil, meist hatte dieser Mistkerl doch kein Problem damit, seine Meinung jederzeit und ungefragt kundzutun und dabei fand er gerne recht deutliche Worte und übte selten Rücksicht gegenüber anderen. Eine Eigenschaft, die Zorro sowohl mochte als auch nervig fand. „Das soll heißen, dass du nicht der einzige Mensch bist, dem es in manchen Situationen schwer fällt, einfach geradeheraus und unverblümt die Dinge anzusprechen, Probleme zu benennen, die Wahrheit einzugestehen. Wie viel Überwindung es den Smutje – möge er in der Hölle schmoren – gekostet haben muss, einen Sturkopf wie dich zur Rede zu stellen. Kein Wunder, dass er nun so verunsichert ist, wenn du ihm doch verbal den Kopf abreißt; er könnte einem beinahe leidtun, wenn er es nur wert wäre.“ Zorro mochte nicht, wohin sich dieses Gespräch entwickelte. Der Samurai beabsichtigte ganz offensichtlich ihm eine weitere Lektion zu erteilen und wenn er dafür sogar den Koch aus dem Ärmel zog, konnte Zorro sich wohl warm anziehen. Aber er hatte nicht vor, sich von dem anderen belehren zu lassen, insbesondere nicht, wenn es um seine Crew ging. „Na und, was kümmert dich der verdammte Koch? Du bist doch normalerweise nie um ein Wort verlegen und nimmst erst recht kein scheiß Blatt vor den Mund, selbst, wenn es die Sache nur noch komplizierter macht.“ „Wohl wahr, und wenn wir schon dabei sind, deine Ausdrucksweise heute lässt schon den ganzen Tag über sehr zu wünschen übrig, aber…“ „Ach, leck mich doch.“ „Aber…“, sprach der andere nun betont weiter, „… selbst ich habe meine Grenzen. Es ist leicht, direkt zu sein, wenn man nichts zu verlieren hat. Aber Ehrlichkeit bedeutet auch, sich angreifbar zu machen, sich verwundbar zu machen – nicht wahr, Lorenor? Oder warum zierst du dich so davor, mir zu sagen, was Eizen denn nun vorhat? - und natürlich gibt es nur wenige Dinge, die mir wichtig genug sind, als dass man mich damit verletzen könnte, aber du gehörst nun mal dazu, ob ich will oder nicht.“ „Ob du willst oder nicht? Was bedeutet das denn jetzt schon wieder?“ Zorro entschied auf den ganzen anderen Rest nicht einzugehen, sondern seine genervte Stimmung beizubehalten, die ihm deutlich angenehmer war als die Verunsicherung von vor wenigen Minuten. Außerdem war er wirklich entnervt, er hatte gerade Dulacre seine größten Ängste gestanden, sich vor ihm absolut bloßgestellt, und jetzt wollte dieser Mistkerl ihm die Schuld geben, wenn Dulacre die ganze Zeit um den heißen Brei herumredete? „Ach, Lorenor“, stöhnte der andere nun auf und schüttelte mit einem schwachen Lächeln den Kopf, „du bist manchmal so naiv wie ein kleines Kind. Tze, du machst es mir wirklich nicht leicht.“ „Was?“, murrte Zorro, während Dulacre nun leise aufseufzte und sich mit verschränkten Armen wieder neben ihn an die Reling lehnte. „Was soll das? Ich habe keine Ahnung wovon du redest und ich habe keine Ahnung, wie wir hierhin gekommen sind. Aber was auch immer dein Problem ist, sag es doch einfach, anstatt mich mit so was abzuspeisen.“ „Na, du bist ja lustig“, bemerkte der andere immer noch mit diesem schwachen Lächeln und sah aus dem Augenwinkel zu ihm hinab, „genauso gut könnte ich das dir sagen, Lorenor, ist dir das bewusst? Wir drehen uns hier gerade im Kreis, weil du etwas von mir verlangst, was du selbst nicht bereit bist zu geben.“ „Das ist was anderes“, murrte Zorro, „ich will einfach nur wissen, was dein Problem ist, aber…“ „Glaubst du wirklich, ich hätte keine Ängste, Lorenor?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)