Ein letztes Geheimnis von Sharry ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog   „Hey Zorro, lass uns Steine für ein Lagerfeuer sammeln!“ Die Stimme des Kapitäns der Strohhutpiratenbande schallte über das friedliche Schiff hinweg. „Wofür denn ein Lagerfeuer? Lass mich schlafen, Ruffy.“ „Aber es ist eine unbewohnte Insel, Zorro! Da muss man ein Lagerfeuer machen! Lysop ist schon Holz sammeln, aber uns fehlen auch noch Steine.“ „Brauch man nicht mehr Holz als… okay, meinetwegen, gehen wir Steine sammeln.“ Die Stimmen der anderen wurden gedämpft, als Robin die Türe zur Kombüse hinter sich schloss. „Es scheint als hätte unser Kapitän das Ablenkungsmanöver erfolgreich in die Wege geleitet“, schmunzelte sie, „er und Zorro haben soeben das Schiff verlassen.“ „Endlich“, murrte Sanji, ohne aufzusehen, „es ist fast Zeit fürs Mittagessen, ab dann wäre es schwierig geworden ihn mit einer guten Ausrede aus der Kombüse zu halten.“ „Ich glaube beinahe, dass wir uns da mehr Sorgen um unseren Kapitän hätten machen müssen. Zorro vergisst doch regelmäßig Mahlzeiten“, entgegnete Robin erheitert und gesellte sich zu Sanji in die Kochnische. „Wie kann ich dir helfen?“ „Oh, Robinlein, du brauchst mir doch nicht helfen.“ „Aber wenn wir zu zweit sind, geht es schneller und wir können alle eher zusammen feiern.“ Sie neigte leicht den Kopf zur Seite und lächelte so herzlich, dass Sanjis Herz einen Schlag aussetzte. Sie schien sich wirklich auf das bevorstehende Fest zu freuen und das allein war Grund genug für Sanji sich größte Mühe zu geben. „Nun, wenn das so ist, heiße ich deine Hilfe natürlich herzlichst willkommen, meine Liebe. Du könntest schon mal das Grillgemüse waschen und zurechtschneiden.“ Mit einem Nicken wusch sie sich sogleich auch schon die Hände. „Aber du irrst dich“, murmelte Sanji, während er seinen Teig zum Rhythmus von Frankys Hammerschlägen aus den Tiefen des Schiffes rührte, „der Spinatschädel mag zwar Mahlzeiten vergessen, aber seinen täglichen Alkoholkonsum lässt er sich durch fast nichts nehmen.“ „Das stimmt wohl“, bestätigte Robin und gemeinsam setzten sie ihre Arbeit fort. Vor kaum einer Stunde waren sie an einer unbewohnten Insel angekommen und ihnen allen war der Tapetenwechsel nur recht. Die letzten Tage hatte auf der Thousand Sunny eine seltsame Stimmung geherrscht, die Sanji nicht so recht einzuschätzen wusste. Sie hatten Thriller Bark erst vor kurzem hinter sich gelassen und während die einen ganz ausgelassen waren über das jüngste Abenteuer, so waren die andere eher besorgt. Hinzukamen noch ihr neuestes Crewmitglied Brook, der sich natürlich erst einleben musste, und Zorros eigenartiges Verhalten, oder eher Sanjis Misstrauen gegenüber dessen Verhalten. Die Wunden des Marimos konnten noch gar nicht verheilt sein und dennoch trainierte er – ganz gleich was Chopper ihm verbot oder vorschrieb – wie ein Wahnsinniger tagein tagaus. Selbst als Sanji sich am frühen Morgen aus den Laken gekämpft hatte, war der Ausguck noch hell erleuchtet gewesen. Das war an sich nichts Ungewöhnliches. Zorro beendete sein Training meist um die Uhrzeit, wenn Sanji aufstand, und legte sich dann noch für ein paar kurze Stunden hin. Aber die letzten Tage hatte er das eben nicht getan. Wenn Sanji sich nicht arg irrte, hatte der Schwertkämpfer ihrer Crew die vergangenen Nächte überhaupt nicht geschlafen, sondern nur trainiert, und das beunruhigte ihn. Zorro hatte von jeher immer viel trainiert und den fehlenden Schlaf durch über den Tag verteilte Nickerchen ausgeglichen, aber seit Thriller Bark… Knacks „Oh, verdammt!“ „Alles in Ordnung, Küchenchef?“ Robin lugte ihm über die Schulter. „Oh, das muss wohl Materialermüdung gewesen sein. Warte, ich hole dir einen neuen.“ „Nicht nötig, danke dir.“ Sanji hob den zerbrochenen Holzlöffel aus seiner Rührschüssel und nahm sich einen neuen. Seufzend fuhr er damit fort den Teig fertigzustellen. „Oder vielleicht war es auch gar keine Materialermüdung“, mutmaßte Robin neben ihm, „du scheinst heute besonders energisch der Arbeit nachzugehen, Sanji.“ Überrascht sah er sie an, während sie ihn nur sachte anlächelte. „Ach was“, murrte er und konzentrierte sich wieder auf seinen Kuchen. „Ich gebe mir immer Mühe, bei jeder Mahlzeit.“ „Oh, natürlich“, stimmte Robin zu, „aber heute scheinst du dir besonders viel Mühe zu geben.“ Er errötete. „Aber…“ „Was hast du dir denn Ausgefallenes einfallen lassen? Soll diese grüne Farbe etwa eine Anspielung sein?“ Sie unterbrach seinen Einwand spielerisch und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Teig in seiner Schüssel. „Ein Versuch“, entgegnete er seufzend. „Ich wollte etwas, was nicht zu süß und nicht zu ungesund ist, aber dennoch ein Kuchen ist, der allen schmecken kann.“ „Ein schwieriger Spagat“, bemerkte sie, während sie beide weiterarbeiteten. „Aber ich glaube, er ist mir gelungen“, versicherte Sanji zuversichtlich. „Es ist ein Spinatkuchen mit Bier-Kokos-Creme und Erdbeeren. Er ist nicht so süß, wie das, was ich sonst backen würde, aber mit den Erdbeeren glaube ich, dass selbst Chopper ihn mögen wird.“ „Beeindruckend“, lobte Robin ihn. „Ich bin mir sicher Zorro wird sich freuen.“ „Ach, am Ende wird er ihn wahrscheinlich noch nicht mal probieren. Chopper hat mal erwähnt, dass er jeglichen Süßkram nicht abhaben kann“, murrte Sanji verdrießlich und begann die Creme vorzubereiten, während er gleichzeitig den Teig in den Backofen schob. „Aber was er an Gebäck mag weiß ich letzten Endes gar nicht. Wahrscheinlich würde er sich mehr über irgendeinen Billigfusel freuen.“ „Und dennoch machst du dir extra die Mühe einen Kuchen zu backen, der auch ihm schmeckt.“ Sanji zuckte nur mit den Schultern und ignorierte seine warmen Wangen. „Es ist nun mal sein Geburtstag“, murmelte er abwehrend. Nur zufällig war es ihnen aufgefallen – oder eher hatte Chopper nach und nach Krankenakten über jeden von ihnen angelegt, darüber unter anderem Zorros Geburtstag erfahren und diese kleine Information vor wenigen Tagen fallen lassen – und nach seinen schlimmen Verletzungen auf Thriller Bark schien es ihnen allen wichtig zu sein, Zorros Geburtstag zu feiern. Sie alle wollten heute feiern und so hatten sie entschieden Zorro damit zu überraschen. Sanji sah das alles jedoch noch etwas anders. Ja, auch er wollte feiern, auch er wollte die Bilder des letzten Kampfes durch schönere Erinnerungen verdrängen, aber er beobachtete Zorro auch misstrauisch. Der andere war nur wenige Monate älter als Sanji und wenn die Dinge sich nur etwas anders entwickelt hätten, wäre Sanji jetzt vielleicht tot, wäre Ruffy jetzt vielleicht tot, wäre Zorro jetzt vielleicht tot. Die Bilder des Kampfes mochte Sanji vielleicht bald verdrängen, aber jenes Bild – Zorro zwischen den Ruinen, der Boden um ihn herum rot verfärbt, er selbst über und über besudelt von Blut, seinem Blut – Sanji glaubte nicht, dass er dieses Bild je vergessen konnte. Dann bemerkte er Robins Lächeln. „Was?“ „Ach, nein. Es freut mich nur zu sehen, dass Zorro auch dir wichtig ist.“ „Schwachsinn!“, entgegnete er sofort und stellte die Creme in den Kühlschrank, dessen Tür er etwas zu fest zuschlug. „Dieser Mistkerl kann mir gestohlen bleiben.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Er mochte es nicht, wenn Robin ihn so einfach durchschaute, und er hasste, dass sie richtig lag. „Während der letzten Tage hatte ich fast schon den Eindruck, dass du dich um ihn sorgst.“ „Du etwa nicht?“ Er hatte schneller gesprochen als beabsichtigt, doch es war die Wahrheit. „Machst du dir keine Sorgen, wenn du siehst mit welchen Verletzungen er herumläuft, tut als wäre es nichts, und einfach weitertrainiert als hätte er keine Schmerzen?“ Missmutig begann er damit den Salat vorzubereiten, den eh wieder nur die Damen und er selbst essen würden. „Der Kerl regt mich auf“, gestand er dann knurrend ein. „Läuft rum als wäre er unsterblich und als würden Verletzungen keine Spuren hinterlassen. Eines Tages wird er uns alle mit diesem rücksichtslosen Handeln in Gefahr bringen oder zumindest sich selbst. Ich würde ihm am liebsten…“ Robins erhobene Hand ließ ihn innehalten. Ihr Blick sagte ihm, dass etwas nicht in Ordnung war. „Wo sind die anderen?“, fragte sie aufmerksam und erst jetzt fiel es auch Sanji auf. Sie alle hatten ihre jeweiligen Aufgaben für die Überraschungsfeier zu erledigen, aber sowohl Nami als auch Brook hatten ihm ihre Hilfe angeboten, da das Herrichten eines Festmahls nun mal die meiste Zeit benötigte. Aber es war verdächtig still, nein, eher noch, es war viel zu still. Selbst mit Ruffy, Lysop und Zorro vom Schiff war es viel zu ruhig. Kein Gehämmer aus den Tiefen des Schiffes, kein Geigenspiel, keine Nami und kein Chopper, die hereinkamen, um alles weitere zu planen. Etwas stimmte nicht. Aber… nein, Schwachsinn. Sanji hörte schon die Flöhe husten. Das Geschehene auf Thriller Bark ließ ihn paranoid werden. Die lautesten Störenfriede waren an Land und alle anderen bemühten sich wahrscheinlich, sich nicht zu verraten, daher war es so… Plötzlich wurde die Türe aufgerissen und ein hochgewachsener Mann in Uniform und Marinemantel beugte sich unter dem Türrahmen hindurch. „Guten Abend“, grüßte er sie als wäre es das natürlichste der Welt, „Hakkai mein Name, Vizeadmiral und Kommandant der Marinebasis G6. Nico Robin, Schwarzfuß Sanji, ihr seid hiermit verhaftet.“ Für einen Moment stand Sanji einfach nur fassungslos da, während der Duft des Spinatkuchens die Kombüse füllte. Die tiefen Augen des Eindringlings sahen ihn ruhig an und der Soldat lächelte sachte. „Nach Möglichkeit würde ich einen Kampf gerne verhindern und euch den Weg für ein gerechtes Verfahren offenhalten. Einige eurer Crewmitglieder sind bereits in unserem Gewahrsam, also bitte, leistet keinen Widerstand.“ Das konnte doch nicht sein! Sie hatten gerade erst Thriller Bark hinter sich gebracht! Gerade erst Bartholomäus Bär überstanden! Heute sollte ein guter Tag sein! Heute wollten sie einfach mal feiern! Heute war doch… heute war doch… „Ich denke ja nicht dran!“ Sanji hechtete über die Küchenzeile hinweg und griff den Vizeadmiral an. „Das hatte ich befürchtet“, seufzte der andere und parierte Sanjis Kick mit seinem bloßen Arm. „Argh!“ Ein heftiges Stechen durchfuhr sein Bein, als er an dem anderen abprallte wie an einer Steinwand, aber er dachte nicht daran, sich aufhalten zu lassen. Nicht heute! Nicht heute! Seinen pochenden Knöchel entlastend sprang Sanji wieder in die Höhe, doch auf einmal war der Soldat direkt neben ihm und ein dumpfer Schmerz pochte über seinen Nacken hinweg. Das konnte doch nicht wahr sein. Das durfte doch nicht wahr sein. Nicht heute, doch nicht ausgerechnet heute, nicht nach allem was geschehen war, nicht nach allem… Sie hatten doch nur Zorros Geburtstag feiern wollen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.     Hosted by Animexx e.V. 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