First Volunteer Club von Tombstone ================================================================================ Prolog: This is the first Volunteer Club ---------------------------------------- Kaero war einer dieser Menschen, die immer Allen helfen wollten, wenn es in ihrer Macht stand. Deshalb gründete er schon im ersten Jahr der Oberstufe den sogenannten First Volunteer Club, eine Gruppe, die sich vorgenommen hatte, den Schülern zu helfen, die ihre Hilfe brauchten. Im Grunde bestand die Arbeit des Clubs nur aus der regelmäßigen Kontrolle eines Kummerkastens und dem bearbeiten der Anfragen, die in den Kummerkasten geworfen wurden. Leider gingen die Anfragen in den letzten Monaten vor den Winterferien immer weiter zurück, so dass immer mehr Mitglieder absprangen und nur noch Kaero und die Betreuungslehrerin des Clubs übrig blieben. So war der Alltag für ihn im Club normaler Weise eher ruhig, bis sich auf einen Schlag 5 seiner Mitschülerinnen bei ihm meldeten. Gleich nach der ersten Stunde an diesem Vormittag kam die Klassensprecherin Kanade Ueno an seinen Tisch. Sie kannten sich schon seit vielen Jahren, seit ihrer Kindheit, waren aber nie wirklich befreundet, da Kanade nie wirklich Freunde haben wollte, so zumindest seine Einschätzung. „Motomiya?“ Leicht verwirrt sah er von seinem Tisch auf, direkt in die stechend grünen Augen seiner Mitschülerin und Klassensprecherin. „Äh, was kann ich für dich tun, Ueno?“ fragte er leicht schwitzend ob des strengen Blickes seiner Mitschülerin. „Ich brauche deine Hilfe.“ forderte sie mit strengem Blick an ihn gewandt. „W-wobei kann ich dir denn helfen, Ueno?“ „Ich komme heute Nachmittag in deinen Clubraum. Da erkläre ich dir dann alles, in Ordnung?“ „Äh… okay, bis später dann…“ blinzelte er der Klassensprecherin hinterher, während sie sich wieder an ihren Tisch setzte und auf die nächste Stunde vorbereitete. Kaum hatte er den ersten Schock überwunden, schon kam eine weitere Mitschülerin auf ihn zu, ein Mädchen aus der Parallelklasse, der 2-C. Er kannte sie nicht direkt, hatte sie auf dem Flur nur ein paar Mal gesehen. Sie war eigentlich ein hübsches Mädchen, verhielt sich aber sehr oft wie ein Junge. Ihr Name war Arashi Kobayashi, soweit er wusste. „Hey, du bist Motomiya, nicht wahr?“ fragte sie mit einem Kaugummi im Mund und machte eine große Kaugummiblase. „Äh, willst du mich etwa um ein Date bitten, weil du dich in mich verliebt hast?“ scherzte er. Die Blase vor ihrem Mund platzte aber sie verzog keine Miene, als sie ihn wieder in den Mund stopfte. „Suchst du Streit? Nein, ich hab ein Problem und du musst mir dabei helfen. Wir treffen uns in eurem Clubraum, heute Nachmittag. Sei bloß pünktlich, sonst kriegen wir Beide ein Problem.“ „Schon… schon klar…“ blinzelte Kaero überfordert, während Arashi das Klassenzimmer verließ. Langsam war es merkwürdig, außer dem Gartenbau-Club und dem Musik-Club wollte in letzter Zeit niemand seine Hilfe haben. Er hatte sich einige Fähigkeiten und Kenntnisse im Laufe seiner Club-Aktivitäten antrainiert, so dass er inzwischen nahezu jedem helfen konnte. Wieder kam ein fremdes Mädchen in den Klassenraum. Dieses Mal war es anscheinend ein Mädchen aus dem ersten Jahr, in ihren Ohren hatte sie ziemlich viele Piercings und hörte anscheinend durch ihre Ohrstöpsel Musik. Sie sah sich kurz um, lächelte dann als sie Kaero sah und eilte zu ihm, drückte ihm einen zusammengefalteten Zettel in die Hand und eilte wieder davon. Neidisch weil jetzt schon das dritte Mädchen in Folge zu ihm kam, sahen ihn die restlichen anwesenden Jungs an. „H-hey, ich kann doch auch nichts dafür! Und so gut seh ich nun auch nicht aus!“ verteidigte er sich und entfaltete den Zettel. Es war ein Hilfegesuch. „Brauche Hilfe, alles Weitere in deinem Clubraum, Shirayuki“ Seufzend schlug er seinen Kopf auf die Tischplatte. Er hatte gehofft, dass endlich mal ein hübsches Mädchen ein Date mit ihm wollte ohne dass er sie darauf ansprach. Aber sie wollte einfach nur seine Hilfe! „Oh man, das ist ja echt zum Verzweifeln!“ Den Rest des Vormittags hatte Kaero zum Glück Zeit um sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Jedoch kam der nächste Schock dann in der Mittagspause, als er in der Mensa sein Mittagessen zu sich nehmen wollte. Ein Senpai kam zu ihm, ein Mädchen mit langen, silbernen Haaren, eisblauen Augen und einer sehr breiten, schwarzen Strähne auf der rechten Seite. Obwohl sie ein Jahr älter war als er, war sie deutlich kleiner und sah auch etwas jünger aus als er. „Motomiya…?“ fragte sie emotionslos und mit monotoner, fast schon geflüsterter Stimme. Mit dicken Schweißperlen auf der Stirn sah er von seinem Mittagessen auf. „Äh… ja, Senpai?“ „Ich will dich …“ platzte sie einfach los. Vor Schreck ließ er seinen Löffel fallen und der Mund blieb ihm weit offen. Die anderen Schüler in der Mensa waren ebenso überrascht und entsetzt. „… um einen Gefallen bitten.“ beendete sie ihren Satz nach einer fast 2 minütigen Pause und lächelte kaum merklich. Irgendwo in einer Ecke der Mensa fiel jemandem geräuschvoll ein Glas aus der Hand. „SAG DAS GEFÄLLIGST GLEICH!!!“ Die erste Stunde nach der Mittagspause war eine Freistunde, die er in der Bibliothek mit lernen verbringen wollte. Er war kein Streber, aber da seine Nachbarin, die gleichzeitig die Betreuungs-Lehrerin seines Clubs und seine Klassenlehrerin war, ihn Abends von 6 bis 8 auf Trab hielt und dabei immer „ziemlich hungrig“ wurde, musste er jede freie Minute nutzen, wenn er gerade nichts Anderes zu tun hatte. „Oh Man, im Moment geht es bei mir zu wie im Taubenschlag.“ „Alle kommen rein, keiner kommt raus.“ hörte er neben sich jemanden lachen. Er kannte diese Stimme und er mochte das Mädchen, dem diese Stimme gehörte. Sie war eine weiterer Schülerin aus der Parallelklasse, Izumi Wakaba, hübsch, intelligent und die Bibliotheks-Beauftragte. Das bedeutete, dass sie an so ziemlich jedes Buch in der Schulbibliothek heran kam. Langsam, mit leicht geröteten Wangen sah er nach rechts, sah wie sich Izumi zu ihm setzte und sich unschuldig lächelnd die Brille richtete. Es war offensichtlich, selbst für ihn: Er war Hals über Kopf in Izumi Wakaba verliebt, glaubte er zumindest. „W-wakaba?! Ha-hast du das alles etwa mitgekriegt?!“ „Leider.“ lächelte sie, schlug ihr großes Buch auf und begann sich in einem Heft Notizen zu machen. „Es war nicht zu übersehen, als Ameno vorhin zu dir kam und sich amüsierte. Und Kobayashi hat mich extra über dich ausgefragt. Wo wir gerade dabei sind, ich habe dir eine Anfrage in deinen Kummerkasten geworfen. Können wir uns heute Nachmittag bei dir im Clubraum treffen, um mein Anliegen zu besprechen?“ „Äh… Na klar, kein Problem… zum Glück hab ich genug Kuchen im Kühlschrank und genug Tee eingekauft…“ Damit war es mit der Konzentration bei ihm vorbei. Am Nachmittag hatte Kaero in aller Schnelle 2 Tische im Clubraum zusammengeschoben und genug Sitzkissen für 6 Personen organisiert, so dass er dann in aller Ruhe den Kuchen auftun und den Tee aufsetzen konnte. Er hatte am Vortag wieder etwas Kuchen bei seinem Lieblingskonditor gekauft und dann in den Kühlschrank des Nebenzimmers des Clubraums gebracht. Früher wurde der Clubraum vom Club für japanische Kultur genutzt und war entsprechend eingerichtet, doch als der Club letztes Jahr aufgelöst wurde und Kaero gleichzeitig seinen Club gründete, wurde ihm der Clubraum zugewiesen. Die meisten Möbel hatte er übernehmen können, auch den europäischen Teekessel aus Messing und die kleine Kochplatte, die er auf den kleinen Kühlschrank gestellt hatte damit er den Tee auch kochen konnte. Er war gerade fertig und hatte die Schiebetür aus Sperrholz zum Nebenzimmer zugezogen um den Kuchen zu verteilen, da öffnete sich schon die Tür zum Clubraum und alle 5 Mädchen, die ihn um Hilfe gebeten hatten, traten ein. Und Arashi Kobayashi schien nicht sonderlich gut gelaunt, dass er gleich 5 Mädchen eingeladen hatte. „Ich hoffe das ist ein schlechter Scherz, Kumpel. Sonst kriegen wir echt Probleme.“ drohte sie sofort. „Nur wenn du handgreiflich wirst.“ meinte Kanade an Arashi gewandt und setzte sich an den großen Tisch, wo schon ein Stück Erdbeer-Torte und eine Tasse Apfel-Tee auf sie wartete. „Beruhigen wir uns, und besprechen alles in Ruhe, ja?“ lächelte Izumi und setzte sich an eine der beiden Stirnseiten, Kaero hatte an der Anderen Platz genommen. Nachdem sich alle gesetzt hatten, hatte der schwarzhaarige Brillenträger die Anfrage von Izumi inzwischen gelesen und seufzte schwer. Es war wirklich eine sehr delikate Bitte. „Also, was Wakaba gefragt hat, das möchte ich hier nicht unbedingt ausbreiten, das wäre nicht richtig. Es sei denn du willst, dass es alle wissen, Wakaba?“ meinte er an die schwarzhaarige Brillenträgerin gewandt. Stark errötend nickte sie. „A-aber… bitte der Reihe nach… wie wir dich… gefragt haben… ja?“ So schüchtern wie sie jetzt tat, verliebte er sich immer mehr in sie. „Oookaaaaaayyy? Dann würde ich sagen fängt mal bitte Ueno an, ich weiß nämlich absolut nicht was sie von mir will.“ Sich stark räuspernd richtete sich die Angesprochene Grünäugige etwas auf und stellte ihre Tasse ab. „Motomiya, du weißt dass ich eine kleine Schwester habe?“ fragte sie mit strengem Blick, so dass er sich so klein wie eine Maus fühlte. „Sie wünscht sich schon ewig ein Haustier. Und unsere Eltern haben es ihr inzwischen erlaubt. Jetzt kommt der heikle Teil: Sie will eine Katze.“ Die restlichen Mädchen sahen sie teils ungläubig an. „Und du hast eine Katzenallergie, oder was?“ hakte Arashi nach, worauf Kanade ruhig den Kopf schüttelte. „Wenn es das nur wäre.“ seufzte der Club-Präsident und holte sein Smartphone heraus, wischte ein paar Mal über das Display und hielt es seiner Klassensprecherin dann hin. Das Bild einer schneeweißen Katze war zu sehen. Die folgende Szene hätte aus einem schlechten Anime sein können. Kaum hatte sie das Bild der Katze erblickt, war Kanade schon an die Decke gesprungen und hatte sich mit Händen und Füßen festgekrallt. „Nicht. Dein. Ernst…“ murrte Arashi darauf nur. „Ich habe… eine Katzen-Phobie.“ erklärte sich Kanade nachdem sie endlich von der Zimmerdecke runterkam. „Und jetzt willst du, dass ich dir helfe diese Phobie zu überwinden?“ hakte Kaero nach, worauf die Klassensprecherin nur nickte. „Ach was soll‘s, ich sehe dich als meine älteste Freundin, Ueno, auch wenn du das nicht so siehst. Ich helfe dir natürlich, weiß aber noch nicht wirklich wie. Was ist mit dir, Kobayashi? Was ist dein Problem.“ Stark errötend war die Angesprochene aufgesprungen und hatte ihn am Kragen gepackt. „SUCHST DU STREIT!?“ brüllte sie ihn an, lag aber schon einen wimpernschlag später bäuchlings auf den Tatami-Matten und verzog vor Schmerz das Gesicht, weil Kaero ihr den rechten Arm auf den Rücken verdrehte. „Sorry, das ist ein Reflex. Ich mache schon seit ich klein war Selbstverteidigung, ist ein Automatismus geworden.“ erklärte er lächelnd, nahm sein Knie aus ihrem Kreuz und ließ ihr Handgelenk los. Sich die schmerzende Schulter reibend und sichtlich überrascht, so wie der Rest der Gruppe, sah sie ihn an. „Wow, hätt ich nicht gedacht, Motomiya. Du gefällst mir so langsam…“ erklärte sie ihm und setzte sich wieder auf ihren Platz. „War nicht so gemeint, Kumpel.“ „Und ich wollte nicht handgreiflich werden.“ lächelte Kaero zurück, setzte sich ebenfalls. „Mein Vater ist Polizist und hat mir ein Bisschen was beigebracht. Ich gehe jeden Mittwoch zu ihm auf die Polizei-Wache und trainiere dort mit der Judo-Mannschaft.“ erklärte er sich, nahm einen Schluck Tee und sah dann wieder zu Arashi. Sie schien sich wieder beruhigt zu haben. „Wie kann ich dir helfen?“ „Ich war noch nie verliebt.“ Gestand sie kleinlaut und den Blick steif auf ihren Kuchen gerichtet. Niemand lachte, auch wenn sie es erwartet hätte. „Und deshalb…?“ forderte er vorsichtig an sie gewandt. „Und deshalb… brauche ich… deine Hilfe… Ich will mich… einfach nur… verlieben…“ stammelte sie mit hochrotem Kopf. In diesem Moment fand er sie richtig niedlich, auch wenn sie nicht sein Typ war. Ohne Vorwarnung warf sich ihm Shirayuki, das Mädchen mit den vielen Piercings in den Ohren, an den Hals und presste ihre Lippen dicht an sein Ohr. „Ich will… lauter… sprechen… können…“ flüsterte sie ihm ins Ohr. Mit hochroten Köpfen sahen ihn Izumi, Kanade und Arashi an, die Senpai mit der schwarzen Strähne klaute sich einfach nur Arashis Kuchenstück. Langsam löste sich Shirayuki von ihm, schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln, bevor sie sich wieder setzte. „Was… war das!?“ brach es aus Arashi heraus. Jetzt war schnelles Denken gefragt, ihm lag ein bestimmter Satz auf der Zunge, aber wenn er den jetzt brachte, würde die Hölle losbrechen, soviel wusste er. „Shirayuki…“ begann Izumi überraschend gefasst, nachdem sie sich wieder gefangen hatte, „Shirayuki hat eine… sehr dünne Stimme…“ erklärte sie noch immer mit leicht geröteten Wangen. „Sie hat mich ähm… nach Büchern gefragt, um sich selbst zu helfen. Da wir aber Keine haben, habe ich ihr ein Lehrbuch für Gebärdensprache empfohlen, das sie und ihre Eltern dann auch gekauft haben um so besser mit ihr kommunizieren können.“ Die Arme vor der Brust verschränkt nickte Kaero. „Hm… ich verstehe. Das erklärt auch warum sie ihre Bitte in mein Ohr geflüstert hat. Oh da fällt mir ein, Shirayuki:“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Du hast einen echt netten Vorbau.“ Dass nur Arashis Sitzkissen gegen seinen Kopf flog war ein Wunder. „Okay, und was ist mit dir, Senpai?“ hakte er sich den Kopf reibend an die silberhaarige Senpai gerichtet nach, welche aus ihrer Schultasche ein paar Skripte herausholte. Neugierig sah er die Skripte durch. Es waren Mangas, verdammt gute Erotik-Mangas, hauptsächlich Shojou- und Yuri-Mangas, aber auch ein Hetero-Manga war dabei. Jedoch nahm die Qualität mit jedem Manga ein Wenig ab. „Die hab… ich gemacht…“ erklärte die Senpai, nahm die Mangas wieder an sich und verstaute sie wieder. „Ich bin… Mangaka… aber ich… habe mein… Talent verloren…“ erklärte sie stockend und mit emotionslosem Gesicht. „Und ich soll…?“ hakte der Club-Präsident erneut nach, aber die Senpai trank einfach nur ihren Tee. Als sie die Tasse wieder absetzte, sah sie Kaero wieder emotionslos an. „Ich brauche… Inspiration… Du sollst… mein Erster sein.“ Diejenigen, die gerade einen Schluck Tee nahmen, sogar Shirayuki, prusteten alles vor Schreck aus. „Mein erster… Inspirations-Helfer…“ fügte sie hinzu. Dieses Mal bekam sie Arashis Sitzkissen an den Kopf geschmissen, wankte jedoch nur ein Wenig wie ein Metronom. „HÖR MIT DIESEN WITZEN AUF!“ fuhr die burschikose Brünette sie mit gefährlich pochender Schläfe an. Schlussendlich sah Kaero zu Izumi, welche nervös auf ihrem Sitzkissen herumrutschte. „Wakaba? Was ist mit dir? Das hier gehört zum normalen Ablauf der Auftrags-Annahme bei uns.“ „I-ich weiß…“ stammelte sie, krallte die Finger mit hochrotem Gesicht in ihren Rock. „I-ich habe… habe gewisse… Fantasien…“ murmelte sie kaum hörbar. „Was für welche?“ „E-erotische… Fantasien… Die harmlosen… will ich… mal ausprob-b-bieren… U-und darum… b-b-b-brauche ich dein-n-ne H-hilfe…“ stotterte sie zum Schluss. Jetzt war allen klar, warum der schwarzhaarige Brillenträger gefragt hatte, ob sie es sagen möchte oder nicht. Es war wirklich eine seeeeeehr delikate Angelegenheit. „Also gut? Ich helfe euch allen. Aber morgen ist Mittwoch, da bin ich wieder beim Training. Wir treffen uns dann Donnerstagnachmittag wieder hier, bis dahin habe ich mir dann sicher ein paar Dinge ausgedacht, die wir bei der Einen oder Anderen Klientin gemeinsam ausprobieren. Wird nichts Bahnbrechendes sein, bei den Meisten. Ach, Kobayashi? Kannst du noch ein paar Minuten bleiben? Ich muss dir für dein Projekt noch ein paar Fragen stellen und… das könnte ziemlich intim werden, also…“ „Wenn es nicht um meine Unterwäsche geht?“ seufzte Arashi nur, nahm ihre Kuchengabel und wollte endlich ein Stück Erdbeertorte essen, traf aber nur ihren blanken Teller. „WAS SOLL DER DRECK!? WO IST MEIN KUCHEN!?“ Wie vereinbart blieb Arashi noch ein paar Minuten, nur bei der ersten Frage warfen sich Beide gleich in das Nebenzimmer. Arashi hatte die Frage natürlich falsch verstanden und wurde gleich wieder Handgreiflich. So endete sein Sorgenfreies Leben und ein turbulentes Leben begann. Kapitel 1: I got my little Sister back -------------------------------------- Mit einem blauen Auge saßen sich Kaero und Arashi in der ersten Pause gegenüber, beide hatten nicht vergessen, was am vorherigen Nachmittag geschehen war. Zur Sicherheit hatte Kaero dafür gesorgt, dass ein paar Klassenkameraden da waren, damit Arashi nicht wieder handgreiflich wurde. „Fangen wir von Vorne an, in Ordnung Kobayashi?“ „Wenn du nicht wieder Streit anfängst?“ gab sie zurück, versuchte sich im Angesicht der vielen Mitschüler zusammenzureißen. „Also, versteh mich jetzt bitte nicht wieder falsch, aber stehst du eher auf Jungs oder auf Mädchen? Ich muss das wissen damit ich ein Profil erstellen kann.“ erklärte er erneut und war bereit mitzuschreiben. „Suchst du Streit?“ fuhr sie ihn erneut an und wollte aufspringen, aber 3 der Jungs aus seiner Klasse drückten sie wieder auf den Stuhl zurück. „Danke Jungs. Hör mal, mir ist egal ob du eine Hete, Bi oder lesbisch bist. Ich weiß, es denken nicht alle so, aber trotzdem hat schon mindestens jeder Zweite hier an der Schule einen Yuri-Manga gelesen oder einen Yuri-Anime geguckt. Und ich wette du hast auch schonmal einen Yaoi-Manga gelesen.“ „Schon…“ errötete Arashi beleidigt. „Also, Junge, Mädchen oder Beides? Gib mir was, womit ich arbeiten kann. Bitte.“ Zerknirscht sah die Angesprochene zur Seite. „Weiß nicht…“ Er gab auf. Wie sollte er mit ihr arbeiten können, ohne dass sie ihm auch nur eine Info gab? Resignierend warf er also seinen Stift und seinen Notizblock zu beiden Seiten über die Schultern nach hinten. „Okay, hör zu. Ich sag das nicht gerne, aber such dir einen Anderen Cupido! Wenn du mir nicht die einfachste Frage beantworten kannst, dann beende die Zusammenarbeit mit mir und dann such dir einen anderen Dummen!“ Keiner an der Schule hatte ihn jemals so aufgebracht erlebt. „Ist ja schon gut…“ knurrte die burschikose Brünette noch immer von ihm abgewandt. „Ich hab vor einer Weile mal einen etwas… eigenwilligen Manga gelesen. Einer der Protagonisten war ein Crossdresser, ein Kerl der sich wie ein Mädchen angezogen hat, mit allem Drum und Dran. Auf sowas steh ich. Aber wag es dir nicht, irgendwem davon zu erzählen, ich bring dich um wenn du das tust!“ „Hey, ich stehe immer zu meinem Wort. Ich lass mir dann bis morgen was einfallen, mach du mir mal bitte eine Liste, worauf du genau stehst und steck sie bis morgen früh in den Kummerkasten am Haupteingang. Und wie gesagt, nicht falsch verstehen, ich brauche einfach etwas, womit ich arbeiten kann.“ „Is‘ gut…“ knurrte sie erneut und verließ das Klassenzimmer. Zum Glück verlief der Schultag sehr ruhig, neben dem Unterricht konnte sich Kaero auch ein paar Maßnahmen für die einzelnen Mädchen ausdenken, wobei er am Meisten auf Izumis Reaktion gespannt war, wenn sie am nächsten Nachmittag miteinander reden würden. Er wollte gerade zu den Schuh-Fächern gehen, da fiel ihm einer der Kouhai auf, der da eingeschüchtert vor seinem Fach stand. Ohne sie wirklich zu kennen, wusste er, wie das Mädchen hieß. Sie hatte ihm vor 2 Wochen ein Gesuch in den Kummerkasten geworfen, seitdem hatte er nichts mehr von ihr gehört. Ihr Name war Akemi Toujou. Ohne die Mine zu verziehen, holte er sein Handy aus der Hosentasche und drückte die Wahlwiederholung. Es war die Nummer seines Vaters. „Hey Dad, ich komm heut nicht zum Training. Hab in letzter Sekunde noch eine Anfrage bekommen. Wir sehen uns dann nächste Woche.“ meinte er kühl zu seinem Vater und legte auf. Langsam schritt er auf sie zu. Sie trug nicht ihre Uniform, sondern ihre Trainings-Sachen, was mit der Uniform passiert war konnte er nur erraten. „Toujou, nicht wahr?“ fragte er freundlich, worauf das Mädchen zu ihm aufsah. Sie wirkte sehr traurig auf ihn. „Was ist mit deinen Schuhen?“ „Sieh doch, Senpai.“ meinte sie traurig und öffnete ihr Fach. Es waren ihre Schuhe und sie waren voll mit Essensresten. Seufzend legte er ihr die Hand auf den Kopf und streichelte sie sanft. „Weißt du wo der Clubraum des First Volunteer Club ist? Warte da auf mich, bedien dich ruhig an Pudding und Kuchen wenn du magst, ich bin gleich bei dir.“ „Danke, Senpai…“ nuschelte sie, da hatte Kaero ihr schon seine Schultasche in die Hand gedrückt, zusammen mit dem Jackett seiner Uniform und nahm die Schuhe an sich. Auf dem Weg die Schuldigen zu suchen lief er sogar Arashi über den Weg, welche aber einen großen Bogen um ihn machte, da sie in seinen Augen kein Bisschen Regung sah, kein Bisschen Leben. Es war ein unheimlicher Anblick. Die Schuldigen fand er schließlich im EDV-Raum, um diese Uhrzeit war normaler Weise niemand mehr da, nur 3 Mädchen waren heute noch anwesend, und die hatten nichts mit dem Computer-Club zu tun. „Ich wünschte ich hätte ihr Gesicht gesehen, das war sicher großartig.“ hörte er eins der Mädchen lachen. Ihm reichte es, er schob die Tür auf und warf den Mädchen die eingesauten Schuhe direkt vor die Füße. Entsetzt sahen sie ihn an. „Was soll das…?“ „In den vergangenen 2 Wochen habe ich genug Beweise gesammelt, das ihr von der Schule fliegen könntet.“ erklärte er, ging zu einem der Computer und schaltete ihn ein, öffnete den Video-Player und drehte den Bildschirm zu den Mädchen um. Entgeistert sah eines der Mädchen sich selbst, wie sie eine Tüte mit Essensresten in Akemi Toujous Fach auskippte. „Das nennt man Sachbeschädigung. Die Reißzwecken in den Schul-Schuhen kann man als Körperverletzung ansehen, genau wie den Eimer mit kaltem Wasser in der Toilette. Oder die in Streifen geschnittenen Klamotten nach dem Sport-Unterricht.“ erklärte er und schaltete den Computer wieder aus. Mit einer Mischung aus Entsetzen, Wut und Angst sahen die Mädchen ihn an. Das Erschreckende für ihn? Sie waren mit Toujou in der gleichen Klasse. „Woher weißt du das mit den Klamotten!?“ fauchte eines der Mädchen. Mit leerem Blick und ohne emotionale Regung sah er das Mädchen einfach nur an. Er hatte gerade Augen wie ein toter Fisch, und das machte den Mädchen Angst, große Angst. „Du hast es mir gerade gesagt. Übrigens, das Video ist im Einverständnis mit der Schulleitung entstanden, es wird direkt in eine Cloud hochgeladen, während es gedreht wird. Ihr habt 2 Möglichkeiten: Stellt euch freiwillig und entschuldigt euch, kommt für die Schäden auf, oder…“ „Oder wir sagen einfach, dass du uns angefasst hast, Senpai!“ drohte ihm eines der anderen beiden Mädchen. „Gut, dann erzähle ich euch mal eine Geschichte…“ seufzte er, zog sich das Hemd soweit hoch, dass man diverse Narben an seinem Oberkörper sehen konnte. „4 gebrochene Rippen, ich habe nichts gemerkt.“ erklärte er und deutete auf die Narben an seinem linken Brustkorb, fuhr dann runter an den Unterleib, rechte Seite, wo eine feine Narbe zu sehen war. „Blinddarmdurchbruch, letztes Jahr. Hab nichts gemerkt, bis ich mit 40 Grad Fieber in die Notaufnahme gewankt bin.“ Er senkte sein Hemd wieder und krempelte den rechten Ärmel hoch. Über seinen gesamten Unterarm, entlang der Elle, verlief eine ziemlich hässliche Narbe. „Als ich 8 war, vom Baum gefallen. Trümmerbruch, 7 Stunden im OP.“ Damit zog er seinen linken Schuh und seine Socke aus. Außen am Fußrand war ebenfalls eine lange Narbe. „Mittelfußbruch, auf der Treppe umgeknickt. Vor einem halben Jahr. Es gibt noch ein paar andere Verletzungen. Heute Früh habe ich zum Beispiel nicht aufgepasst und mir den Gaumen an meinem morgendlichen Kaffee verbrüht, ich habe zu spät daran gedacht die Temperatur zu prüfen.“ erklärte er und zog Socke und Schuh wieder an, zeigte sein linkes Schlüsselbein. Ebenfalls eine Narbe. „Ich weiß noch nicht einmal, wann das passiert ist, aber auch hier musste operiert werden.“ „Und was sagt uns das?“ fragte das erste Mädchen genervt. „Ich verspüre keinen Schmerz.“ antwortete er wieder mit seinen unheimlichen Fischaugen, schlug seine Faust mit voller Kraft gegen die Innenwand des Computerraumes, so dass man seine Knochen knacken hörte. Erschrocken schrie eines der Mädchen auf. „Ich habe noch nie Schmerz gespürt, ein seltener Gendefekt. Dadurch habe ich auch kein Gewissen. Ich könnte jede Einzelne von euch ohne Zurückhaltung solange verprügeln, ohne dass ich selber Schmerzen verspüre, bis ihr tot seid. Nennt mich ruhig einen Psychopathen, denn das bin ich. Auf mich trifft alles aus der Definition zu, inklusive dem Quälen hilfloser Kleintiere, wie Welpen oder Kätzchen. Also, ihr habt die Wahl: Kommt für die Schäden auf und stellt euch freiwillig, dann kommt ihr mit einem blauen Auge davon. Droht mir weiterhin, und ich schlag euch mit bloßen Händen tot. Macht weiter wie bisher, und ich werde die Polizei informieren. Und gib mir das Asthma-Spray. Es ist gefährliche Körperverletzung, wenn nicht sogar Mord durch Unterlassen, wenn ihr Toujous lebenswichtiges Medikament stehlt.“ Der letzte Satz schien seine Wirkung zu zeigen, denn während er sich die gebrochenen Fingerknochen richtete, trat das Dritte Mädchen langsam auf ihn zu und legte den Inhalator vor ihn auf den Computertisch. „Heißt das, ihr werdet euch stellen und sie in Ruhe lassen? Wenn ja, dann fangt damit an, dass ihr Toujous Schuhe säubert. Und ihr Fach. Wenn ich noch einmal höre, dass ihr euch wieder an ihr vergreift, dann wisst ihr ja was euch blüht.“ drohte er, nahm den Inhalator und steckte ihn in seine Hosentasche. „W-warte mal, Senpai…“ „Mir wurde das gleiche angetan, wie Toujou, nur weil ich ein Scheidungskind war und generell anders bin. Tretet mir nie wieder unter die Augen. Habt ihr verstanden? Guten Tag, meine Damen.“ Noch während er den EDV-Raum verließ, richtete er sich den letzten Bruch. Nach einem Besuch im Krankenzimmer, wo er sich die Hand hat bandagieren lassen, ging er zurück in den Clubraum, so normal als wäre nichts gewesen. Akemi saß im Nebenzimmer des Clubraumes und sah fern, während sie genüsslich einen Schokopudding schleckte. „Hey, Toujou.“ lächelte er, setzte sich zu ihr und legte den Inhalator vor ihr ab. Überrascht sah die silberhaarige Kouhai ihn an. „Woher…?“ „Ich hab ein langes, intensives Gespräch mit den 3 geführt. Die werden dich ab sofort in Ruhe lassen und das, was sie kaputtgemacht haben ersetzen, inklusive deiner Uniform.“ lächelte er und streichelte ihr erneut den Kopf. Sie schien diese Geste nicht sonderlich zu hassen, da sie ein recht zufriedenes Gesicht machte. „Genau wie früher, Onii-chan.“ lächelte sie zufrieden, zeigte ihm ihren linken Arm. Der Unterarm war mit dünnen Narben übersät. „Es hat nie wehgetan, genau wie bei dir, Onii-chan. Ich hab dich so vermisst.“ Erschrocken entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge. Es war so lange her, er war gerademal 5 oder 6 Jahre gewesen, als seinen leiblichen Eltern das Sorgerecht für ihn und seine beiden Schwestern wegen häuslicher Gewalt entzogen wurde und sie verurteilt wurden. Und eine seiner beiden Schwestern hieß Akemi. Und genau die saß da gerade neben ihm. „Wie konnte ich nur mein süßes kleines Kätzchen vergessen?“ lächelte er und nahm sie in die Arme. „Akemi, mein kleines Kätzchen, wie konnte ich dich nur vergessen?“ „Macht nichts, Onii-chan. Ich hab dich trotzdem lieb.“ meinte sie und umarmte ihn ebenfalls. „Aber wegen deiner Hand musst du zum Arzt.“ forderte sie. Sie hatte Recht. Er musste unbedingt in die Notaufnahme, um die Hand untersuchen zu lassen. Am nächsten Morgen war er wieder im Unterricht. Die Grundphalangen seiner Finger waren zwar gebrochen, er musste aber nicht operiert werden. Ein Gips um die Hand um die Finger zu immobilisieren reichte völlig. Kanade war die Erste die ihn fragte, was passiert sei, er meinte nur es sei halb so schlimm. Als dann die Lehrerin ankündigte, es gäbe eine neue Mitschülerin, gab es natürlich etwas Aufregung, aber als sie das Klassenzimmer dann betrat, war es als hätte jemand ein Portal zum Nordpol geöffnet, so kalt wurde es auf einmal. Ein blasses, schwarzhaariges Mädchen mit violetten Augen, von denen das Rechte durch ihre langen Haare verdeckt war, und in einen schwarzen Serafuku gekleidet, trat ein, ihr Blick war starr, das man dachte ihr fehle die Seele, so hübsch sie auch war. Nur Kaero und Kanade erkannten sie, auch wenn es etwas gedauert hatte. „Hallo, mein Name ist Sawako Kato. Ich freue mich euch alle kennen zu lernen.“ lächelte sie auf einmal mit richtig lebendigen Augen. Ihr Blick wanderte ganz plötzlich offensichtlich zu Kaero, den sie lüstern anlächelte. „Schön dich wieder zu sehen, Onii-chan. Ich hab dich vermisst.“ Ja. Das war seine andere Schwester. Seine zweieiige Zwillingsschwester Sawako. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)