On the Cusp von _Scatach_ (Teil Zwei der BtB-Serie) ================================================================================ Kapitel 7: The last thing left to lose -------------------------------------- Mord war simpel.   Ob es die Methode auch wäre, war immer fragwürdig.    Zerstückelung war zum Beispiel eine äußerst chaotische Angelegenheit. Doch Asuma konnte nicht leugnen, dass er es ernsthaft in Betracht zog, während er den Drang niederkämpfte, jeden Finger einzeln und jede Gliedmaße abzuschneiden, die an dem Hurensohn befestigt war, der gerade mit einem anzüglichen Grinsen einen Knöchel über die Wange seiner Schülerin wandern ließ.   Diese Hand ist das Erste, was er verliert.   Der Mann hatte Ino in einen Ausstellungsraum mit Blick auf die Gärten getrieben. Und auch wenn sie keinerlei Gegenwehr leistete, wäre ihr Unbehagen für jeden Mann mehr als offensichtlich gewesen, der sein Hirn nicht zwischen seinen Beinen trug. Sie täuschte ein Schwingen ihres Haares vor, um der Hand an ihrer Wange zu entkommen und lachte ein bisschen zu bebend über was auch immer, das der Bastard ihr gerade ins Ohr murmelte.    „Ich glaube nicht, da-“ Ihre Antwort wurde von einem abgehackten Keuchen abgeschnitten, als der Kerl sie gegen die Wand presste und ihr ununterbrochen Worte zu wisperte; Worte, von denen Asuma froh war, dass er sie nicht hören konnte, wenn Inos weitäugiger Gesichtsausdruck irgendein Indiz auf den Kontext war.    Ok, das war’s.   Asuma tastete nach einem Grabenmesser.   Inos Hand hob sich, legte sich fest gegen die Brust des Mannes und schob, während sie die Geste mit einem zittrigen leisen Lachen abmilderte. „Sehr witzig, Yori-san.“   Yori ließ seine Hand hinunter zu ihrer Hüfte wandern. „Ich scherze nicht. Sieh es als Übung.“   Inos Brauen zogen sich tief zusammen und ihre blauen Augen blitzten auf, als sie schwer schluckte. „Nein.“   „Nein? Willst du mich ärgern?“ Der junge Mann zog sich weit genug zurück, um ihr in die Augen sehen zu können. „Ich kann ein böses Mädchen von einem guten unterscheiden.“, schmunzelte er. „Und außerdem ist ‚schwer zu kriegen‘ immer ein Ansporn und turnt mich an.“   „Kann mir nicht vorstellen, wie vorfreudig du über das Wort ‚Nein‘ sein kannst.“, schaltete sich Asuma gedehnt ein und seine Stimme schreckte den Mann so sehr auf, dass ruckartig sein Kopf nach oben schnellte. Seine Hände zogen sich schlagartig von Ino zurück, als würde sie auf einmal etwas Toxisches ausstrahlen.    Asuma feixte und trat aus den Schatten an der Türschwelle. „Wenn ein simples Wort wie dieses schwer zu kapieren ist, dann muss das alltägliche Konversationen zu einem hormonellen Aufruhr für ein Stück Scheiße wie dich machen.“   Ino zupfte ihren Rock wieder nach unten, der über ihre nackten Schenkel nach oben gerutscht war und erstarrte gedemütigt gegen die Wand. Asuma sah sie nicht an; seine Augen blieben auf den Mann fixiert, der momentan zwischen ihnen hin und her sah wie ein minderbemittelter Idiot, der versuchte, irgendwie die Situation zu erfassen.   Und dann entschied sich dieser Dreckskerl auch noch dazu, so zu tun, als wären ihm gerade ein Paar Eier gewachsen und straffte aufplusternd die Schultern. „Wer verfickt nochmal bist du? Ihr Daddy?“   Asuma blinzelte sehr langsam und schob sich seine Zigarette zwischen die Lippen. „Ino. Geh.“   Ino versteifte sich gegen die Wand und schniefte, um ihre Fassung wieder zu erlangen und jedes Salz der Demütigung aufzuhalten, das ihren Augen zu entkommen drohte. „Sensei, ich-“   „Geh.“   Und sie ging; drehte sich auf hohen Absätzen, um den Raum mit raschen kurzen Schritten zu verlassen.    Asuma wartete, bis er hörte, wie das Klacken ihrer Schuhe den Gang hinunter verhallte. Dann zündete er sich gelassen seine Zigarette an; bedächtig und langsam, während er die Schweißperlen auf Yoris Stirn beobachtete.    „Was? Braucht sie einen Berechtigungsschein von ihrem Lehrer?“, knurrte der Kerl und wich nach hinten, kam dann wieder nach vorn und zog sich zurück, wie eine dieser winzigen Hunderassen, die nur aus Bellen und nicht aus Beißen bestanden. „Wach auf!“   Asuma atmete zwei Rauchströme aus der Nase aus und beobachtete einfach nur; wartend und eine todbringende Aura ausstrahlend ohne überhaupt ein Wort sagen oder sich bewegen bewegen zu müssen. Noch.   Der Schweiß auf Yoris Stirn wurde kalt. Warnend hob er eine Handfläche. „Du darfst mich nicht anrühren, Ninja. Ich bin unbewaffnet. Shinobi haben einen Kodex…und Regeln…!“   „Sicher haben wir das.“ Asuma begann langsam, den jüngeren Mann zu umkreisen, wobei er Stück für Stück näher kam. „Tatsächlich haben wir ganz spezielle Regeln, wenn es um Abschaum wie dich geht. Willst du wissen, wie sie aussehen?“   Der Mann drehte sich in ruckartigen Bewegungen und versuchte, Asuma in seinem Blickfeld zu halten. Seine Finger zuckten nervös. „Das ist Schwachsinn.“, fauchte er.    Asuma brummte beiläufig und näherte sich immer weiter. „Diese Regel ist gar nicht so ‚schwer zu kapieren‘, selbst nach Idiotenstandards. Aber ich traue dir nicht zu, dass es dir einen Kick geben wird. Ich weiß allerdings, dass es mir ganz sicher einen geben wird.“   Yori erbleichte und seine Haut war weiß wie das Aufblitzen seiner Zähne, als er sie in einem Knurren bleckte und zischte. „Sie ist zu mir gekommen. Ihr könnt euch alle aus meinem Ryokan verziehen! Verschwindet!“   „Du redest zu viel.“ Asuma schüttelte den Kopf in spöttischer Enttäuschung und seufzte laut und lang. „Und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich gehört werde. Mann, das pisst mich wirklich an.“   „Fick dich!“, plärrte Yori und entschied sich in einem Augenblick idiotischen Macho Gehabes, dass Angriff die beste Verteidigung war.    Er vollführte einen Schlag, der so weit davon entfernt war, irgendein Ziel zu treffen, dass Asuma sogar Zeit blieb, einen weiteren Zug seines Tabakqualms zu nehmen, bevor er sich unter dem Schwung hindurch duckte und sich hinter dem Trottel wieder aufrichtete. Er packte Yoris Hand, brach das Gelenk mit einem raschen Schnappen, drehte den Arm hinter dem Rücken des Bastards nach oben und rammte ihn mit dem Gesicht voran in die nächste Wand. Zahnschmelz flog durch die Gegend und das zufriedenstellende Knirschen von Knochen und der gedämpfte Schmerzschrei dienten nur dazu, das Jucken von Asumas Rage noch mehr zu kitzeln, statt es beruhigend zu kratzen.    „Die Regel ist simpel.“ Seine Stimme rollte raunend gegen das Ohr des Mannes und bewölkte die Luft mit Rauch und Drohung. „Wenn es um Abschaum wie dich geht, dann gibt es keine Regeln.“   „FUCK!“ Schluchzend stieß Yori ein wässriges und blutiges Keuchen aus. „D-du hast m-mein Handgelenk gebrochen…du kannst nicht-“   „Du willst wirklich nicht wissen, was ich alles tun kann und werde, wenn du auch nur noch ein einziges Mal in ihre Richtung atmest.“ Asuma zog etwas härter an dem verdrehten Arm und zwang den Mann damit auf die Zehenspitzen. „Ich werde dich in so kleine Stücke schneiden, dass man keine einzige Gliedmaße mehr haben wird, die beerdigt werden könnte, wenn man damit fertig ist, dich vom Boden aufzuwischen.“   Yori wurde totenstill, während sich Blutblasen aus seiner Nase blähten. Starker Uringestank drängte sich direkt unter das saure Stechen von Schweiß.    „Brauchst du es noch simpler, Kurzer?“ Asuma grinste und drückte den malträtierten Arm höher, um ein Jaulen aus dem Bastard zu wringen, während er noch mehr Druck aufbaute, indem er sich nach vorn neigte. „Kapierst du das?“   „Ja! Ich kapier’s, ich kapier‘s!”, kreischte Yori mit dem Gesicht gegen die Wand gequetscht.    „Gut. Und kapiere auch das. Wenn du irgendeinem dieser Kids auch nur irgendeine Art von Ärger machst, heute oder morgen, dann werde ich das als ein Zeichen auffassen, dass du mich nicht gehört hast.“ Hier machte er eine Pause und neigte den Kiefer, um hinunter auf das Chaos des Gesichtes des Mannes sehen zu können. „Und wie wir bereits festgestellt haben, macht mich das nicht besonders glücklich. Oder?“   „Nein.“ Yori würgte einen bebenden Atem hervor und Klumpen aus Blut besudelten die Wand. „Nein…“   „Nein. Verstehst du das Wort jetzt etwas besser? Oder soll ich deine alte Dame her holen, damit sie es dir erklärt?“   „NEIN!“ Yori drehte den Kopf mit einem zerfetzten Schrei. „Bitte! Nein.“   „Das dachte ich mir schon.“ Asuma gab noch einen weiteren kleinen Stoß, der beinahe noch mehr Knochen brach, bevor er zurück trat und seine Hände an seiner Flakjacke abklopfte. „Tz.“   Yori sackte zu einem formlosen Haufen zusammen. Eine Hand umfasste seine eingedellte Nase und die gesplitterten Zähne, während er die andere gegen seine Brust presste und sich auf dem Boden zu einer Fötushaltung zusammenrollte. Ohne auch nur zu blinzeln, überließ Asuma den Idioten seinem Elend und schloss die Tür hinter sich. Draußen hielt er lange genug inne, um die Augen zu schließen und in seinem Geist ein buddhistisches Mantra zu rezitierten, um den Donner in seinem Blut zu beruhigen, während er darauf wartete, dass sein Zorn abebbte, bevor er die Lider hob.    Aufmerksam spähte er durch den in Bernsteinfarben getauchten Korridor, der halb von Schatten bedeckt war, bis das Licht auf eine Mähne blassen Haares traf, das golden schimmerte und seinen Blick zu seiner Schülerin zog. Ino stand geduckt an der Wand und kaute auf einem Daumennagel, während leuchtend blaue Seen weit und nass auf den Boden stierten.    Asuma seufzte und seine Augen wurden weich.    Für einen Moment war sie wieder zwölf Jahre alt, zusammengekauert gegen die Wand und sich selbst dafür tretend, dass sie etwas nicht hinbekommen hatte, oder den verrückten Wettbewerbsstandards nicht gerecht wurde, die sie sich selbst gesetzt hatte. Sie jetzt so zu sehen rief eine Erinnerung an eine Unterhaltung wach, die ihn vollkommen überrumpelt hatte.    ‚Niemand interessiert sich für die Wurzeln einer Blume, Sensei, nur für die hübschen Blüten. Niemand mag eine hässliche Blume. Schau, ist diese hier nicht hübsch?‘   ‚Sicher…aber sie wird nicht lange überleben ohne Wurzeln.‘   ‚Das kümmert niemanden. Sie kaufen keine Blumen, um auf sie Acht zu geben, sie mögen einfach nur die schönen Blüten, solange sie halten.‘   ‚Achja?‘   ‚Mmn hmn. Und wenn die Blume auch nur ein bisschen welkt, dann werfen sie sie einfach weg. Wie diese hier. Siehst du?‘   ‚Und was ist mit der hier?‘ ‚Die ist noch nicht soweit. Ich muss sie erst abschneiden.‘   ‚Warum darf sie ihre Wurzeln nicht einfach behalten? Dann müsste man sie auch nicht wegwerfen, denn sie würde irgendwann wieder blühen.‘   ‚…niemand nimmt sich diese Zeit und bleibt so lange, Sensei.‘   Asuma zog sich zurück von dieser Erinnerung und verstaute sie sorgfältig und vorsichtig wie eine getrocknete Blume in dem mentalen Ordner, den er für jeden seiner Schüler führte. Er ließ sein anfängliches Unbehagen vergehen, atmete tief ein und machte sich keine Mühe, seine Ankunft zu verbergen.    Shit. Wie gehe ich jetzt damit um?   In der Sekunde, in der Ino das Pochen seiner Schritte hörte, kehrte sie ruckartig aus ihrem glasigen Starren zurück.    Rasch richtete sie sich auf und strich sich mit den Daumen unter die Augen, bevor sie die Hände sinken ließ. Ihre Lippen hatten sich zu einer angespannten Linie zusammengepresst, um ihre Gesichtszüge in Schach halten zu können.    Bedächtig lehnte sich Asuma neben ihr mit dem Rücken gegen die Wand, steckte sich eine weitere Zigarette an und sog eine Lunge voll Teer und Nikotin ein, bevor er den Kopf nach hinten legte und einen dünnen Strom in Richtung Decke ausatmete.    Er bekam nicht einmal die Chance, anzufangen.    „Es war nicht was du denkst.“, wisperte Ino hektisch und stierte auf die gegenüberliegende Wand; ihr Gesicht blieb hinter ihrem langen Pony verborgen. „Und ich...ich hätte es sehr gut allein regeln können.“   „Ich weiß, dass du es hättest regeln können.“, stimmte Asuma zu und sah zu, wie der Rauch verschwand.    „Ich hätte es auch getan.“, insistierte Ino, schrumpfte aber etwas in sich zusammen. „Ich bin eine Kunoichi, nicht irgendeine hilflose und nutzlose Geisha.“   Asuma hob eine Braue angesichts dieses Vergleiches. „Geisha?“   „Ich…“ Ino presste die Lider aufeinander und drehte die Finger in den Saum ihres Wasserfalltops. „Kann nicht schaden, ein paar Tricks auszuprobieren. Kunoichis lernen solche Dinge, weißt du.“   Ja…und ich wünschte, es wäre nicht so…   Ein dämlicher, selbstsüchtiger Gedanke, der vollkommen unpraktisch war.    Kunoichi waren nicht selten doppelt so tödlich wegen ihrer Fähigkeit, zu bezaubern und zu verführen.    Kurenai hatte ihn auf die Art von Training vorbereitet, dem sich Ino außerhalb seiner Fittiche und unglücklicherweise auch außerhalb seiner Kontrolle unterziehen würde. Alle Kunoichi lernten die Grundlagen, ihre weiblichen Listen als Waffen einzusetzen. Doch diese Fundamente waren nur der Grundstein einer weitaus intensiveren Art von Training.    Asuma zog angesichts dieses Gedankens die Brauen zusammen.    Mitarashi Anko war diejenige, die die ausufernden Etappen überwachte, die für ganz spezielle Kandidatinnen reserviert waren. Die Ninjakunst der Verführung. Und obwohl es Asuma schmerzte, es zugeben zu müssen, hatte Ino eine Tendenz an den Tag gelegt, ihre Tricks etwas zu überschwänglich auszuführen, was Ankos Aufmerksamkeit erregt hatte. Die junge Yamanaka hatte sich wie eine reife Frucht präsentiert, die bereit war, gepflückt zu werden. Anko hatte das ‚Potential‘ der Yamanaka sofort bemerkt und sie hatte auch überhaupt kein Problem damit gehabt, Asuma und die Godaime unmittelbar mit ihren Plänen zu konfrontieren, Ino zu rekrutieren.   ‚Sie hat großes Potential. Und wenn man diesem Potential ihr fortgeschrittenes Wissen über Gifte und ihre exzellenten Prüfungsergebnissen an der Akademie hinzufügt, dann haben wir Hirn gepaart mit Schönheit. Sie wird eine herausragende Kandidatin sein.‘   ‚Nein!‘   ‚Warum? Sie hat das Selbstvertrauen und die Neigung dazu.‘   ‚Du weißt verfickt nochmal gar nichts über meine Schüler. Geh und schlag deine Fangzähne in irgendjemand anderen.‘   ‚Oh, komm mal über deinen übermäßig beschützerischen und ersetzenden Vaterfiguren-Bullshit hinweg, Sarutobi.‘   ‚Na was denn? Etwa ein bisschen verbittert wegen Orochimaru?‘   ‚Pass auf, was du sagst, Asuma.‘   ‚Hokage-sama, als ihr Lehrer bin ich strikt dagegen. Und ich bin mir sicher, dass Inoichi-san Anko lebendig dafür häuten wird, das auch nur in Betracht zu ziehen.‘   ‚Sie ist eine Frau, kein kleines Mädchen.‘   ‚Sie ist vierzehn Jahre alt.‘   ‚Wenn sie alt genug ist, um zu kämpfen und zu töten, dann ist sie auch alt genug, um zu lernen, wie man fic-‘   ‚Ich warne dich! Beende diesen Satz, Mitarashi und du wirst es bitter bereuen!‘   ‚Anko, Asuma, das reicht jetzt. Die Entscheidung wird einzig und allein bei ihr liegen, wenn die Zeit kommt.‘   Also hatte Asuma auf diese Zeit gewartet.    Und kaum hatte er gemerkt, dass sie kam, da war er unverzüglich eingeschritten, um sicher zu gehen, dass das niemals passierte.    Er hatte sie für die Nijū Shōtai eingeschrieben.    „Es ist ohnehin alles nach Plan gelaufen. Er ist drauf reingefallen.“, sagte Ino plötzlich und zerrte ihn damit aus seinem Grübeln. „Zwei Nächte und eine Party auf Kosten des Hauses.“   „Ach wirklich?“, forderte Asuma sie leicht heraus und sah aus dem Augenwinkel auf sie hinunter. „Es sah eher danach aus, als wäre er hinter einer Bezahlung her gewesen.“   Ino errötete heftig und schlang sich die Arme um den Oberkörper, während sie den Kopf abwandte. „Naja, er hat es falsch verstanden. Ich habe seiner Mom gesagt, dass ich seine Escort Begleitung für ein geschäftliches Vertragsabschlusstreffen sein würde. Ich…ich sollte einfach nur an seinem Arm hängen und hübsch aussehen; keine große Sache.“   „Ino. Er wollte dich als Escort…“ Asuma ließ das letzte Wort mit einem ernsten Umschwung in seiner Stimme und auf seinem Gesicht fallen. „Du bist clever genug um zu wissen, was das für Idioten wie den heißt.“   „Ich bin kein naives kleines Mädchen.“ Sie ruckte kurz mit dem Handgelenk und schniefte, während sie den Gang entlang starrte. „Männer sind sowieso leicht auszuspielen. Ich hätte das gut hinbekommen.“   Asumas Stirn verkrampfte sich. „Du bist sechszehn Jahre alt, Ino. Und du spielst mit hormongesteuerten Halbstarken, nicht mit Männern.“   „Er war zwanzig und ab morgen bin ich siebzehn.“, betonte Ino ziemlich irrelevant und irritiert, bevor sie ihrer Argumentation rasch noch mehr Gewicht verlieh. „Und außerdem entwachsen Männer dem ‚hormongesteuerten Halbstarkenstatus‘ nicht.“   Das ließ Asuma schnauben und er rieb sich mit einem Daumen über den Mundwinkel, um sein Schmunzeln fort zu wischen. Er drehte sich ein Stück, um sich mit der Schulter gegen die Wand abzustützen und auf sie hinunter zu spähen, während sie den Kopf gebeugt und ihren Blick abgewandt hielt.    Und dann wartete er.    Ino drehte ihre Schulter stärker der Wand entgegen und wandte sich noch weiter ab.    Jeden Augenblick…   Ihre Fingerspitzen gruben sich in ihre Oberarme, die sich noch fester gegen ihre steife Gestalt pressten. „Der Versager war nichtmal ein Ninja.“, grollte sie mit einem Zittern in der Stimme.    Asuma erwiderte nichts, sondern beobachtete sie einfach nur schweigend.    Jeden. Augenblick.   Eine angespannte und entsetzliche Stille verging.    Asuma wartete ab.    Und dann schniefte Ino erneut und ihre Schultern ruckten ein einziges Mal.    „Sag es nicht Shikamaru oder Chōji…“, wisperte sie elendig, während sie sich härter gegen die Wand drückte.    Asuma verzog das Gesicht, fühlte sich unbehaglich und überdimensioniert; wie ein Riese, der eine fragile Glasblume hielt. Und obwohl ‚fragil‘ ein Wort war, das niemals irgendjemand mit ihr in Zusammenhang bringen würde, hatte er mit der Zeit gelernt, dass Ino mit jeder Faser eine Kombination der fragilen und wilden Blumen war, mit denen sie arbeitete.    Sie kam mit scharfen Dornen, schönen Blütenblättern und empfindlichen Wurzeln.    Und unglücklicherweise beschnitt sie sich selbst vollkommen rücksichtslos; ganz ohne die sanfte Fürsorge und den Respekt, mit dem sie ihre Blumen behandelte. Sie blühte unter dem Sonnenlicht von Aufmerksamkeit und Zuneigung auf, verkümmerte aber qualvoll hart in den Schatten einer unerklärlichen Unsicherheit und Unzulänglichkeit.   Wo ist nur dieses selbstsichere Mädchen hin?   Irukas Berichte über sie als Akademieschülerin stimmten nur mit ein paar der Facetten überein, die sie jetzt erblühen und entfalten lassen wollte. Andere hingegen hatte sie brutal entwurzelt wie Unkraut oder sie hatte sie einfach durch Vernachlässigung verdorren lassen.    Warum?   In dem Augenblick, in dem sie das Teenageralter erreicht hatte, hatte ihre übersprudelnde Motivation begonnen, sich wie ein Blatt im Herbst zu wandeln, bis das Feuer ausgeblutet war und sie an Orten verwelkt war, in denen sie früher stark gewesen war. Und unter der wankelmütigen Front, die sie für jeden um sich herum errichtete, spürte Asuma eine empfindliche Verletzlichkeit in ihrem Kern. Eine, die von einer selbstverursachten Art der Angst gereizt wurde, von der er nicht wusste, ob er wirklich qualifiziert genug dafür war, um damit umgehen zu können.   Scheiße. Was ist, wenn ich es nicht kann?   Aber wie bei allen seinen Schülern hielt ihn das nicht davon ab, es versuchen zu wollen. Sein unmittelbarer Drang war, ihr zu sagen, dass sie genau hier warten sollte, sodass er zu Kurenai sprinten konnte, um sich von ihr unterrichten zu lassen, wie er vorgehen sollte, um dann zurück zu spurten und dabei mentale Notizen zu rezitieren.    Kurenai hatte ihm einmal etwas über den Einfluss anderer Frauen in ihrem Leben erzählt.    Wenn das der Fall ist, warum sucht sie dann immerzu bei Männern nach Anerkennung und Akzeptanz?   Und dann auch noch von der übelsten Sorte Männer.   Soweit er wusste, hatte Inoichi sie immer abgöttisch geliebt, es machte also wirklich keinen Sinn.    Shikamaru hat recht. Es ist verfickt nochmal ein beschissener Zauberwürfel.   Und er musste ihn lösen – oder das faule Genie und Chōji dazu bringen.    Sie müssen wieder zueinander stehen. Sie haben begonnen zu vergessen, sich aufeinander zu verlassen.   Ino schniefte erneut und rieb sich mit dem Handballen in einem scharfen Schwung über beide Wangenknochen, um die Tränen fortzuwischen. „Versprich mir, dass du nichts sagst.“   Asuma legte sachte eine Hand auf ihre Schulter und drückte leicht. „Nicht ein Wort.“   „Hand aufs Herz?“, neckte Ino schwach und spähte über die Schulter.    Asuma klopfte sich mit einer Faust gegen die Brust. „Ich schwöre es auf meine Zigaretten.“   Ino kicherte leicht und drehte sich, um sich aufzurichten und mit den Händen über einige imaginäre Falten in ihrer Kleidung zu streichen. „Gut. Kann ich dann jetzt mit meiner Mission weiter machen?“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.    Tapferes Mädchen.   „Mission?“   Ino rollte mit den Augen und wischte sich mit den Daumen über die Wimpern, um die Tränen fort zu streichen, die auf den dunklen Spitzen aufgespießt waren. „Pff, Shikamaru ist eine Mission. Ihn in letzter Zeit dazu zu bringen, ein bisschen lockerer zu werden ist, als wollte man ihm die Zähne ziehen.“   Das ist wohl wahr…   Asuma summte und kratzte sich am Kiefer. „Was du alles für ihn tust… Ich bin sehr stolz auf dich.“   Ino erstarrte kurz, bevor sie wie ein nervöses Schmetterlingsflattern mit einer Hand wedelte. „Oh komm schon, ist doch keine große Sache.“   „Doch. Das ist es. Du bist ein äußerst rücksichtsvolles Mädchen.“ Das Feststellen einer Tatsache; keine Schmeichelei. Und die ehrliche Bestätigung in seiner Stimme brachte Ino sofort zum Schweigen.    Mit einem traurigen Lächeln zupfte sie an dem Stoff ihres Oberteils. „Achja? Sag ihm das mal.“   „Er weiß das!“, versicherte Asuma ihr und neigte den Kopf, um durch den Gang zu spähen. „Er hat nur Schwierigkeiten damit, es auch zu zeigen.“   „Als wüsste ich das nicht.“, schnaubte Ino, doch zumindest lächelte sie jetzt wieder ehrlich. „Jungs.“   „Du solltest sie um jeden Preis meiden.“, warnte Asuma sie neckend. „Jetzt geh schon, Geburtstagskind, bevor sie sich noch fragen, wo du bleibst.“   Er drehte sich auf dem Absatz um, doch sie hielt ihn mit einem raschen kleinen Ruck am Ärmel fest und zog sich hinter den Vorhang ihrer Strähnen zurück, als er über die Schulter linste.   „Asuma-sensei?“   „Hmn?“   Ino zog den Kopf ein und ihre Stimme wurde leise. „Danke.“   Asuma nickte sanft.    Verlegen warf Ino eine Dosis Humor in den Raum, um die Stimmung aufzuhellen. „Wir haben den besten und knallhärtesten Sensei.“   Asuma errötete, lachte und schielte auf seine Füße, während er mit den Fingern durch die dunklen Strähnen an seinem Hinterkopf fuhr und irgendetwas Unintelligentes murmelte, das Ino zum Kichern brachte. Sich dafür entscheidend, dass das die Übertragung der Verlegenheit mehr als wert machte, lachte er grummelig und zündete sich rasch eine weitere Zigarette an.    „Jetzt verschwinde schon und quäl den Faulpelz für mich.“   Inos Giggeln erblühte zu einem strahlenden Grinsen. „Als müsstest du mir das sagen.“ Sie wirbelte auf einem Absatz herum und rief noch über die Schulter: „Das ist doch meine Mission!“   ~❃~   Der Gedenkstein.    Konohas geteilter Grabstein für Ninjas, die in Ausübung ihrer Pflicht gefallen waren. Für Körper, die niemals nach Hause gebracht wurden. Sein steinernes Bruststück war, wohin die Lebenden kamen, um ihre Herzen daran zu hängen; schwer und schmerzend von Erinnerungen an die Toten.    Aber du hast keine Ruhestätte…   Nejis Augen wanderten über den Schnitt der Namen, die in den Stein graviert waren; die Rillen tief und schwarz. Der Sonnenuntergang blasonierte die kunaiförmige Struktur und warf ihren Schatten weit voraus…ein Schatten des Todes, der einen Pfad wies, dem nur Geister folgen konnten.    Haben sie dich begraben? Dich verbrannt? Dich zum Verrotten liegen gelassen?   Neji schloss langsam die Augen und schluckte hart.   Der Clan bietet nichts, um sich an dich erinnern zu können…obwohl du alles für ihn aufgegeben hast…   Er konzentrierte sich auf das sanfte Rascheln von Blättern, die seine Trauer mit einem Raunen linderten, als der Wind durch sein Haar spielte und die Mokkasträhnen aus seinem Gesicht strich. Der schwache Schmerz an seinen Schläfen und auf seiner Stirn ließ etwas nach; doch es war nichts im Vergleich zu der Pein in seiner Brust.    Es ist so schwer geworden, Ruhe zu finden, Vater…hast du Ruhe gefunden…wo auch immer du bist?   Keine Antwort kam; nur die kühle Liebkosung der Brise.    Und dann erschien das leiseste Flackern von Chakra.    Nejis Lider hoben sich und sein Blick richtete sich auf den Schatten, der sich selbst über die Steinplatten warf, die das Monument umgaben. Eine Silhouette mit vogelscheuchenähnlichem Haar, das sich auf eine Seite neigte und vom Sog des Sonnenuntergangs akzentuiert wurde.    Kakashi neigte leicht den Kopf. „Neji.“   „Guten Abend, Kakashi-senpai.“   Das Geräusch eines Buches, das zugeklappt wurde, illustrierte sich im Schatten des Kopierninjas. „Mn.“   Neji drehte marginal den Kopf; sein Profil wurde in ein ersterbendes Glühen von Gold geschnitten, das hinunter in die Mulde unter einem Mondsteinauge glitt und den hohen Grat seiner Wange badete. Er musterte den Kopierninja genau.    Ihm war Kakashis linke Seite zugewandt, sodass Neji nur annehmen konnte, dass der andere Ninja auf die Namen auf dem Stein blickte. „Gai hat nach dir gesucht.“   Neji drehte den Kopf zurück und sein Hitai-ate blitzte in der Bewegung auf. „Ich habe bereits mit ihm gesprochen, danke.“   Kakashi nickte. Mehr sagte er nicht.    Das Gras um das Monument wiegte sich in der Brise und veränderte seine Schattierungen wie einen umkehrbaren Mantel. Irgendwo hoch oben schrie ein Adler. Die Luft fing an, sich abzukühlen, als sich das Licht zu verändern begann. Für einen langen Augenblick standen die beiden Jōnin in vollkommener Stille da; versunken in ihren Gedanken und einen Frieden in der Ungestörtheit unausgesprochener Gebete findend. Einen geteilten Respekt wem auch immer zollend, den sie verloren hatten.    Und dann begann Kakashi zu sprechen; seine Stimme so leicht wie der Lufthauch. „Es ist ein harter Weg.“   Neji blinzelte; das einzige Zeichen, dass er von den plötzlichen Worten verblüfft war.    „Ist es?“, fragte er, während er sich nicht sicher war, ob er wirklich in der Stimmung für ein kryptisches Rätsel war. Doch aus irgendeinem Grund schien er eine unterschwellige Direktheit in diesen Worten wahrzunehmen.    Kakashi neigte sich leicht; seine Bewegungen wurden durch seinen Schatten überspitzt, als er die Hüfte einknickte und seine Gewichtsverlagerung und die Schwere in seiner Stimme veränderte. „Und jedes Mal, wenn du die Maske trägst; wird es noch schwerer, sie wieder abzulegen.“   Neji sah zu ihm hinüber. „Verzeih mir meinen Bedarf nach Klarheit, Senpai, aber du bist ein Shinobi, der schon immer sein Gesicht maskiert hat. Dein Rätsel ist obskur.“   Kakashi drehte den Kopf und sein dunkles Auge bog sich in einem Lächeln. „Obskurität ist Sinn und Zweck eines guten Rätsels. Aber ich denke, dass du sehr gut weißt, von welcher Maske ich spreche.“   ANBU…   Den Blick abwendend richtete Neji seine Aufmerksamkeit wieder auf den Stein, um den Schriftzeichen von Namen zu folgen, ohne sie zu lesen. „Es ist schwerer, sich von Ketten zu befreien als von Masken, Kakashi-senpai.“   Kakashi nickte. „Beides kommt mit einem Preis.“   Nejis Lippen zuckten in einem schwachen Schmunzeln, als er summte. „Und als jemand, der darüber weiß, denkst du, dass es weise ist, mich wegen der Kosten zu warnen?“   „Hmn. Ich werde dir sagen, was ich denke und was ich weiß.“ Kakashi neigte das Kinn nach oben und blickte gerade so über die stumpfe Spitze des Gedenksteins hinweg. „Ich denke, dass du denkst, dass du weißt, was es kostet, aber ich weiß, dass was du denkst zu wissen nicht das ist, wovon du dir wünschen wirst, es gewusst zu haben, bevor du dachtest, gewusst zu haben, was du getan hast, nur um dann zu realisieren, dass du es nicht gewusst hast, bis zu dem Moment, an dem du es wirklich weißt. Das ist es, was ich denke. Weißt du?“   Neji blinzelte.   Was?   Vollkommen aus dem Konzept gebracht von diesem zerebralen Drehen und Wenden von Worten, erstarrte Neji; sowohl körperlich als auch geistig. Energisch versuchte er, die Balance zu halten, als er für einen Moment blind taumelte.    Das hat absolut keinen Sinn gemacht…oder doch? Warte…nein…aber ich…verdammt…   Kakashis Auge bog sich erneut. „Jetzt hast du überhaupt keinen Plan mehr, oder?“   Nejis Kiefer zuckte und ausdruckslos spähte er zu dem Hatake. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, das Gai-sensei denkt, dieser psychologische Trick wäre ‚cool und auf dem Stand der Zeit‘, aber ich würde es bevorzugen, wenn du direkt wärst.“   „Nichts.“, sagte Kakashi daraufhin – und die kalte, distanzierte Weise, mit er es aussprach, verwandelte sein lockeres und beschwingtes Timbre in etwas Angespanntes und Tonloses.    Es machte Neji beinahe schon nervös.    Der Hyūga drehte sich ein bisschen mehr. „Was meinst du – ‚nichts‘?   „Es kostet nichts. Denn du hast nichts mehr.“ Kakashi hielt sein graues Auge auf den Gedenkstein gerichtet und seine Stimme war ebenso stumpf wie die abgewetzten Kanten darin. „Du beschreitest diesen Pfad, wenn du nichts mehr zu verlieren hast.“   Direkt.    Wie ein kräftiger Schlag in die Eingeweide.    Nejis Magen verkrampfte sich.    Kakashi hob den Kiefer und deutete damit an, dass er kurz himmelwärts blickte. „Nichts mehr übrig. Nichts zu übergeben. Nichts und niemanden aufzugeben. Wenn alles genommen oder verloren ist und es nichts mehr gibt, woran sich festzuhalten lohnt. Das ist der Zeitpunkt, wenn du es tust. Du gibst auf, was du nicht hast, um diesem Dorf und seinen Einwohnern etwas zurück zu geben.“   Neji zog die Brauen zusammen und suchte Kakashis Profil ab, während sich das Licht zu den übernatürlichen Schattierungen des Zwielichts zu verändern begann. Die letzten Spuren von Gold verschwanden in tiefer werdendem Lila und tintengleichen Falten.    „Wenn deine Worte darauf abzielen, mich umzustimmen, dann verschwendest du deine Zeit.“, sagte Neji leise und wandte den Blick ab. „Ich habe etwas zu gewinnen, statt zu verlieren.“   Kakashi summte und das Geräusch war fragend, bevor er das Kinn senkte und erneut auf den Stein blickte. „Auf dem Rücken des Teufels zu reiten um dorthin zu gelangen wo du glaubst hingehen zu müssen, garantiert dir überhaupt nichts.“   Und was, wenn ich bereits in der Hölle bin? Was macht es für einen Unterschied?   „Ist es das, was ANBU ist?“, fragte Neji und fand es schwer, diese Art morbiden Vergleiches zu ziehen, wenn man bedachte, dass völlig egal wie dunkel die Zone war, sie diente immer noch dem Wohl des Dorfes. „Du lässt es klingen, als wäre es ein Fluch statt einer Wahl, die ein Shinboi trifft.“   Kakashis Maske erzitterte leicht; das leichteste Heben des Stoffes, das das einzige Indiz dafür war, dass er geseufzt hatte. Seine Augen blieben auf das Denkmal fixiert. „Es hat weniger etwas damit zu tun, was ANBU ist und alles damit, was ANBU mit denen macht, die sich der Illusion von Elitismus oder Ausflucht hingeben.“   Ausflucht…   Das Wort war wie eine Klinge in seinem Herzen. Neji stählte sich selbst dagegen und verriet nichts hinter der verschlossenen kalten Fassade einer Maske, die ebenso sehr ein Markenzeichen für sein Gesicht war, wie Kakashis eigene.    „Wer sagt, dass ich mich einer Illusion hingebe?“, erwiderte Neji kühl und seine Stimme war dabei ruhiger als das Beben seiner Nerven. Er spürte, wie sie sich gegen das Zupfen von Kakashis Worten straff zogen, die geradezu dazu gedacht erschienen, Zweifel auszulösen.    Testet er mich?   Das war eine Möglichkeit, die er nicht ausschließen konnte. Wenn er irgendeine Form psychologischer Evaluation bestehen musste, dann würde es nur Sinn machen, dass jemand wie Kakashi ihm vorab auf den Zahn fühlen würde.    Neji hob das Kinn und senkte die Stimme. „Ich würde eine Entscheidung niemals aus einer Laune heraus oder aufgrund eines kindischen Ideals treffen. Und ich bin weder an Elitismus, noch an Ausflucht interessiert.“   Kakashi sah zum hinüber. „Was sind dann deine Motive?“   Motive…   Wie ein Phantom, das sich eiskalt durch seinen Verstand schlich, erwachte eine Erinnerung, die Nejis Hirn mit einem Ansturm von Worten traf, die er vor gar nicht allzu langer Zeit gesagt hatte – und dennoch fühlte es sich an, als kämen sie aus einem längst vergangenen Leben.    ‚Hast du jemals daran gedacht, dass mir deine Motive überhaupt nichts bedeuten würden, Shikamaru?! Handlungen sind was zählt – was du tust, nicht was du beabsichtigst!‘   Neji blinzelte langsam und seine Wimpern schwebten tief, um seine Augen vor dem grauen abzuschirmen, das aufmerksam auf ihn gerichtet war.    Was sind meine Motive?   „Notwendigkeit.“, murmelte er.    „Notwendigkeit.“ Kakashi sprach das Wort ohne die geringste Flexion zurück zu ihm.    Es war wie ein Echo.    Götter, vielleicht war es ein Echo.   Neji war sich nicht sicher.    Ob es nun Kakashis oder seine eigene Stimme gewesen war, die das letzte Wort geformt hatte – es spielte keine Rolle…denn als es durch Nejis Verstand wogte, zerbröckelten die Buchstaben, wechselten, bebten und verschwanden, bis sie aus seinem Kopf fielen und seinen Fokus hart auf sein Herz senkten.    Und in der Sekunde, in der sich sein Fokus veränderte, geschah dasselbe mit dem Wort.   Notwendigkeit.   Bedürfnis.   ‚Vielleicht habe ich dich gebraucht.‘   Nara.   Neji sog einen zerfetzten Atemzug ein. Der leise Klang riss einen Bruch in die Luft und verfing sich heiser und tief in seiner Kehle. Er bemerkte es kaum, als sich Kakashi umdrehte und davon lief, um ihn damit zurück zu lassen, sich dem zu stellen, was sich schmerzhaft durch Muskeln und Knochen seiner Brust grub – suchend nach seinem Herzen.    Begierde, Bedürfnis…Shikamaru.    Die letzte Sache, die er noch zu verlieren hatte…   ______________________________________ Jaaa, ein etwas weniger humorvolles Kapitel für zwischen durch, das allerdings eine schwere Bedeutung hab. Aber ich verspreche: Im nächsten geht es wieder fröhlicher zu :)  Ein paar haben ja schon gesagt, dass sie gerne gewusst hätten, was so bei Ino abgeht und Tada: hier habt ihre einen kleinen Einblick ;)  Und ja...Neji und Kakashi...ich hoffe ja sehr, dass ich euch mit Kakashis 'Vortrag' ebenso aus dem Konzept bringen konnte wie Neji :D Ich hoffe auf jeden Fall sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat und würde sehr gerne wissen, was ihr vor allem von dem Gespräch zwischen Kakashi und Neji haltet ;) Vielen vielen Dank wie immer an alle meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)