Diamonds are a Girl's best friend von Kassiopeia ([Nami & Reiju]) ================================================================================ [1] --- Namis Lippen verzogen sich zu einem knappen, aber nicht minder zufriedenen Lächeln, als ihr Blick auf das eindrucksvolle Gebäude vor ihr fiel. Nahezu unsichtbar in den Schatten der Nacht kauerte sie auf der hohen Mauer, die das gesamte Grundstück umschloss. Sie hatte also recht behalten. Nur vier Wachen patrouillierten um das Haus herum und Nami würde wie erwartet leichtes Spiel haben. Das wichtigste Ereignis in Yokohamas Unterwelt wollte eben niemand verpassen, wie es den Anschein hatte. Eine Hochzeit zwischen der Vinsmoke- und der Charlotte-Familie war in etwa damit zu vergleichen, wie wenn sich zwei einst verfeindete Königshäuser nun endlich vereinten und zukünftig gemeinsam herrschten. Nami war es im Grunde herzlich egal, wer hier wem die Treue schwor. Für sie zählte einzig und allein, wo die größte Beute zu holen war. Und das Anwesen der Vinsmokes glich heute Abend ausnahmsweise einmal nicht einer Festung und nach dieser einmaligen Chance sehnte sich Nami nunmehr schon seit Jahren. Noch eine Minute, dann würden die Wachen den von ihr am weitesten entfernten Punkt bei ihrem Rundgang erreichen und sie konnte loslegen. Die Augen zielgerichtet auf die Zeiger ihrer Armbanduhr, zählte Nami lautlos die Sekunden in ihrem Kopf mit, und als ein erneutes Ticken die Minute vollendete, glitt sie geschmeidig wie eine Raubkatze von der Mauer. Sie musste sich ganz eng entlang der rauen Ziegelsteine bewegen, denn bis hierher reichte der Radius der Überwachungskameras nicht. Eins mit der Schwärze der Nacht huschte sie über den feuchten Rasen, bis sie die Rückseite des Gebäudes erreichte. Wieder eine Minute warten, dann würde die kleine Kamera, die sich direkt über ihrem Kopf befand, so weit nach rechts schwenken, dass sie sich mühelos in die entgegengesetzte Richtung schleichen konnte. Ihren Rücken fest an die weiße Hauswand gepresst, lauschte sie auf etwaige Geräusche. Außer dem lautstarken Zirpen einiger Zikaden und dem weit entfernten Hupen eines Autos war jedoch nichts zu hören. Sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht, denn nicht umsonst nahm sich Nami immer mindestens einen Monat Vorbereitungszeit, bevor sie einen neuen Coup startete. Zum Glück für sie war in bestimmten Kreisen schon vor acht Wochen durchgesickert, dass eine große Lieferung an Diamanten eintreffen sollte und soweit Nami bekannt war, hatte es sogar einen Toten gegeben bei dem Transport, da sich angeblich irgendwo ein Leck in den eigenen Reihen befand, natürlich alles inoffiziell, ohne dass die Polizei jemals davon Wind bekomme hätte. Hauptsache ihre Infos waren korrekt und sie konnte so effizient planen wie gewohnt. Der Rest war nicht von Bedeutung. Nur ein einziges Mal in ihrem bisherigen Leben war ihre Gier größer gewesen als der Drang, auf Nummer sicherzugehen. Den Preis, den sie hatte am Ende dafür zahlen müssen, war noch heute, Jahre später als Narbe auf ihrer linken Oberarm zu sehen. Ein Mahnmal, wenn man so wollte, das sie seither stets daran erinnerte, niemals wieder so leichtsinnig zu sein. Und Nami war niemand, der den gleichen Fehler ein zweites Mal beging. Schritt für Schritt war sie dem spektakulären Säulengerüst, dass einen riesigen, massiven Balkon stützte, näher gekommen. Wirklich schön anzusehen, diese aufwendige Konstruktion aus hellem Stein, der zu einem perfekten Geflecht aus gewundenen Säulen und rautenförmigen Elementen gemauert worden war, nur leider eben auch ein wahres Paradies, wenn man es darauf anlegte, ungesehen in das erste Stockwerk zu gelangen. Nami, von Kindesbeinen an flink und geschickt, zog sich soeben mit kräftigen Zügen Stück um Stück höher. Ihre Füße schienen wie von selbst Halt zu finden auf dem teils rauen Stein, während ihre Finger fest das letzte Querstück umfassten. Noch ein letztes Mal biss Nami die Zähne zusammen und hievte sich dann schlussendlich über die aus bauchigen, kleinen Säulen bestehende Brüstung. Hier oben war sie fürs Erste in Sicherheit, was die Kameras betraf. Schweiß stand auf ihrer Stirn und ein Keuchen entfloh ihren Lippen, jetzt, da der schwere Teil hinter ihr lag. Ein weiteres Mal überprüfte sie die Umgebung nach etwas Ungewöhnlichem, kaum dass sie selbst wieder zu Atem kam. Doch auch in diesem Moment blieb alles ruhig und friedlich. Zufrieden schob sie den Rucksack von ihren Schultern, um den Glasschneider daraus hervorzuholen. Denn die Türschlösser waren allesamt Spezialanfertigungen, die von außen nicht mit einem Dietrich geöffnet werden konnten und jeder, der es versuchen sollte, würde mit einem schrillen Alarm bedankt werden. Aber durch das kleine Loch, dass nun im Glas prangte, konnte sie mühelos den innen steckenden Schlüssel einfach umdrehen. Es war so ein Leichtes, hinein in das Gebäude zu gelangen und dank einer ihrer Quellen wusste sie auch genau, wohin sie nun gehen musste. Sie hatte den Lageplan der einzelnen Räume fest in ihrem Kopf gespeichert und so gab es nur einen Weg für sie. Das opulente Esszimmer, welches sich an den Balkon anschloss und sie eben durchschritt, war genauso unwichtig wie der lange Flur, der im Anschluss daran folgte, als auch die fünf Schlafzimmer, an deren Türen sie vorbei schlich. Die Sohlen ihrer Sportschuhe glitten lautlos über die edlen hochflorigen Teppiche. Bald schon lag der Westflügel hinter ihr und sie begab sich in den östlichen Teil der Villa. Dort angekommen gab es nur eine Treppe, die nach oben führte in den zweiten Stock, wo sich ihr eigentliches Ziel befand. Ein Blick auf die Uhr verriet Nami, dass sie gut in der Zeit lag. Der Strahl der winzigen Taschenlampe in ihrer rechten Hand reichte kaum aus, um zwei Meter weit zu sehen, aber für sie war es mehr als genug. So war die Chance, dass jemand, der sich unerwarteterweise doch im Anwesen aufhielt, den Lichtkegel entdecken würde, ausgesprochen gering. Denn schließlich kam Namis Spitzname Diebische Katze nicht von ungefähr. Sie besaß das Talent, sich fast immer nahezu lautlos bewegen zu können, während ihren scharfen Augen dabei nichts entging und noch bevor ihre Opfer merkten, was vor sich ging, war es auch schon wieder vorbei und das völlig schmerzlos. Doch das hier heute Abend war etwas ganz Besonderes. Ein derartig lohnenswerter Diebstahl war Nami bisher noch nie zuvor gelungen. Ihre heutige Beute würde alles bisher da gewesene in den Schatten stellen. Und nun würde es gleich so weit sein. Nur noch einmal nach rechts abbiegen und das Arbeitszimmer des Oberhaupts der Familie Vinsmoke wartete auf sie. Auch wie all die anderen Flure zuvor in diesem Abschnitt des Hauses wirkte dieser hier, den Nami soeben betrat, geradezu steril auf sie. Keine Bilder an den Wänden, gestrichen in einem schmutzigen Grau und unter ihren Schuhsohlen bedeckten schlichte, schwarze, nichtsdestotrotz sicher sehr hochpreisige Teppiche den marmornen Boden. Alles kein Vergleich zu dem westlichen Teil des Anwesens, wo sie ihren Raubzug begonnen hatte. Warme Farben, bunt, aber nicht zu aufdringlich mit dekorativen Elementen, die auf der einen oder anderen Kommode Platz fanden. Doch wo sie jetzt stand, war es nur kalt und nüchtern gehalten. Eigentlich nichts, was Nami kümmern sollte, und doch irritierte sie dieser Gegensatz ein wenig. Aber jetzt in diesem Augenblick zählte nur ihre volle Konzentration. Sie drückte die Klinke nach unten. Trotz ihrer Lederhandschuhe fühlte sich das Metall kalt und schwer an, als sie die doppelflügelige Tür so leise wie möglich öffnete. Nicht, dass sie tatsächlich erwartete, hier drinnen jemanden anzutreffen, aber Vorsicht war ja bekanntlich besser als Nachsicht. Und Nami hatte nur diese eine große Chance, da hieß es doppelt so wachsam sein wie normal. Doch auch in diesem Raum herrschte nur Dunkelheit, abgesehen von dem schmalen Streifen Licht, den ihre Taschenlampe auf dem Boden hinterließ. Ein massiver Schreibtisch aus edlem Mahagoni, ein wuchtiger Lederstuhl und zwei hohe Schränke, die bis unter die Decke reichten. Das konnte sie bei einem ersten Rundblick sofort erkennen, doch dann richtete sich Namis Augenmerk auf ein altes Ölgemälde, das direkt ihr gegenüber an der Wand prangte. Dahinter verbarg sich, darauf mochte sie wetten, ihr tatsächliches Ziel. Denn so gut ihr Informant auch war, hatte er den Standort des Tresors nicht näher eingrenzen können, als dass er sich eben in diesem Arbeitszimmer befand. Kurzerhand legte sie die Taschenlampe auf dem Parkettboden ab, weit genug von den Fenstern entfernt, um die Wachen nicht auf sich aufmerksam zu machen. Es mochte nicht leicht sein, bei diesem blassen Lichtschein etwas zu erkennen, aber sie hatte sich von jeher schon immer mehr auf ihre geschickten Finger verlassen als auf ihre Augen. Das Bild war schwerer, als sie angenommen hatte, vermutlich auch einige Millionen wert, und Nami musste ihre Hände schnell fester um den Rahmen schließen, damit es ihr nicht entglitt. Sorgsam an die Wand gelehnt, stellte das Gemälde dann kein Hindernis mehr für sie da, und so zog sie im Anschluss rasch einen Schlüssel mitsamt einer kleinen Plastiktüte aus dem vorderen Fach ihres Rucksacks. Es dauerte nur Sekunden, ehe sie ihren Lederhandschuh gegen ein ähnliches Teil aus schwarzem Latex austauschte. Dann steckte sie den Schlüssel in die dafür vorgesehene Öffnung und presste ihren rechten Daumen auf das Scannerfeld. Ein Summen ertönte, dann klickte es zweimal und der Tresor sprang auf. „Perfekt gelaufen“, flüsterte Nami vor sich hin und gestattete sich ein katzenhaftes Grinsen. Sie mochte Tresore aus der Phönix 3000er Serie schon immer. Einen Schlüssel und einen Fingerabdruck mehr brauchte es nicht. Eines der neusten Modelle hätte ihr hingegen wahrhaftig zum Verhängnis werden können; an einen Netzhautscan zu kommen wäre nämlich nahezu unmöglich gewesen, selbst für eine Könnerin in Sachen Einbruch und Diebstahl, wie sie es war. Einen Abdruck des Schlüssels anzufertigen war nicht mehr als eine Aufwärmübung gewesen. Drei seiner Söhne besaßen besagtes Stück Metall und es brauchte nicht mehr als ein süßes Lächeln und einen kleinen Flirt, um sich den ersten Teil, den es brauchte, um den Tresor zu öffnen, sich kurzfristig anzueignen. Ein paar Minuten und der Wachsabdruck war fertig. Danach fehlten nur noch ein paar Drinks mehr und ihre geschickten Finger brachten die Kette mitsamt dem Schlüssel zurück an seinen rechtmäßigen Platz, den Hals von Yonji. Und als schusselige, kleine blonde Kellnerin war es ihr ebenso mühelos gelungen, ein benutztes Weinglas von Jajji, dem Oberhaupt der Familie Vinsmoke zu ergattern und voilà, im Anschluss war es für einen Freund von Nami nur noch ein Kinderspiel gewesen, den Fingerabdruck auf einen speziell dafür entwickelten Handschuh zu übertragen. Auf Lysop war eben immer wieder Verlass, wenn es um derartiges Equipment ging. Dieses Konzept sollte nach außen hin wohl den Eindruck vermitteln, dass so niemand allein etwas aus dem Tresor entfernen konnte, aber Nami mochte darauf wetten, dass Jajji irgendwo selbst noch einen Schlüssel versteckt hatte, um nicht all seine Geschäfte vor seinen Söhnen offenlegen zu müssen. Und sie schätzte, dass es bei dem Diamantenhandel, weswegen sie überhaupt hier war, genau so abgelaufen war. Jetzt war sie endlich am Ziel. Ihr Informant hatte also tatsächlich nicht gelogen, was sie ihm auch raten mochte, bei dem, was er bereits vorab an Geld kassiert hatte. Die Taschenlampe zwischen ihre Zähne geklemmt, griff Nami nach den zehn dunkelblauen Samtbeuteln und ließ sie in ihren Rucksack fallen. Wider Erwarten lagen dazu noch im obersten Fach des Tresors ganze Stapel von Bargeld, jeder einzelne Schein davon gewiss illegal herbeigeschafft und dazu noch Blut durchtränkt, zumindest im übertragenen Sinn, so wie sie die Machenschaften der Vinsmokes kannte. Doch sie würde bestimmt etwas finden, um jeden Yen davon sinnvoll zu nutzen. So schnell wie nur möglich verschwand also auch das Bargeld in ihrem Rucksack. Keine schlechte Beute, aber kein Vergleich zu den nicht registrierten Diamanten in den kleinen Säckchen. Doch um ihren Triumph richtig auskosten zu können, hatte Nami später noch mehr als Zeit genug; irgendwo auf einer tropischen Insel, dafür hatte sie bereits vorgesorgt. So leise wie sie gekommen war, lief sie über die Flure zurück in den Westflügel. Als sie jedoch die letzte Treppe nach unten nahm und eben den Flur betrat, flammten überall um sie herum die Lampen an den Decken an. Nami erstarrte augenblicklich und musste erst einmal blinzeln, um sich an diese plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)