The Bloodless von Cuddlytoy ================================================================================ Kapitel 1: Tomorin ------------------ Wütend biss er die Zähne zusammen und versuchte keinen Laut von sich zu geben. Seine Schulter schmerzte, da wo ihn der Stein getroffen hatte. Seine linke Hand war aufgerissen und blutete. Trotzdem versuchte er so still wie möglich hinter dem Busch zu sitzen. Aus einiger Entfernung konnte er die anderen Kinder des Dorfes lachen hören. Sie suchten ihn, war es doch ihr größter Zeitvertreib ich zu ärgern und zu drangsalieren. Erst als sich die Stimmen immer weiter entfernten, traute sich der junge Carmondaí aus seinem Versteck. Jedoch konnte er noch nicht zurück ins Dorf. Nicht solange die Anderen noch Blut sehen wollten. Also schlich er sich, am Rande der Häuser entlang, tief in den Wald. Dort hatten sie ihn noch nie gefunden. Nur der Jäger selbst traute sich so tief hinein, gab es hier doch gefährliche Tiere und teilweise auch Bestien. Für ihn machte es keinen Unterschied mehr. Sollten ihn doch die Wölfe finden, was machte es schon für einen Unterschied. An seinem geheimen Platz angekommen, kramte er unter den Steinen seinen Bogen hervor. Selbstgebaut war er nicht der beste. Hatte er doch auch keinen, der ihm zeigte wie es ging. Doch der Waffenbau war seine einzige Beschäftigung, bis er sich zurück ins Dorf wagen konnte. Erst wenn es dunkel wurde, würden die anderen von ihm ablassen. Denn obwohl er erst zwölf Jahre zählte, fürchteten sie sich doch vor seiner Kraft sobald die Dunkelheit Einzug erhielt. Nicht, dass er so gefährlich war, es war eher der Aberglaube der Dorfbewohner. So hatte er sich bisher die Zeit damit vertrieben, Bogen, Pfeile und Speer zu bauen. Grübelnd saß er hinter dem Stein und versuchte einen neuen Pfeil zu schnitzen. Das kurze, rostige Messer war nicht wirklich dafür geeignet, aber etwas anderes hatte er nicht zu Hand.   „Missgeburt!“ „Scheusal!“ „Deine Mama hat dich nicht gewollt!“ „Verpiss dich du Mischling!“ Kaum hatte er das Dorf wieder betreten, schon flogen ihm die Beleidigungen um die Ohren. Dreck wurde nach ihm geworfen. Die Zähne zusammen beißend marschierte der Junge durch die Straßen zu seiner Hütte. Ein baufälliges Holzgebilde, was wohl bei dem nächsten größeren Sturm in sich zusammen fallen würde. Aber immerhin sein eigenes Heim. Manchmal fragte er sich, wieso er überhaupt noch hier war. Doch die Reise zum nächsten Dorf war schon zu gefährlich und dort würde er wohl auch nicht freundlicher aufgenommen werden. Bis zur Stadt würde er es niemals schaffen und Münzen hatte er ja auch nicht. Lange hatte er nicht verstanden, was denn eigentlich los war. Erst die Kräuterfrau hatte ihm vor zwei oder drei Jahren erzählt, dass er ein Halbblut war. Halb Mensch, halb Dunkelelf. Jene Wesen, die sich tief unter der Erde versteckten und die Sonne mieden. Sie kamen ab und an des Nachts an die Oberfläche, wenn der Mond kaum Kraft hatte. Dann rauben und morden sie. Keiner war vor ihren Säbeln sicher. So erzählten es die Geschichten. Er war praktisch nur ein Unglücksrabe. In Situationen wie diesen wünschte er sich teilweise, die Dorfbewohner hätten ihn im Graben liegen lassen, wo sie ihn fanden. Dann Würde er jetzt nicht diese Tortur über sich ergehen lassen müssen. Vor allem wurde es von Jahr zu Jahr schlimmer. Desto älter er wurde, desto größer wurde der Hass der Menschen auf ihn.   Endlich in seinen eigenen Wänden angekommen, entledigte er sich der Fetzten, die ihm als Kleidung dienten. Vorsichtig versuchte er seine Wunden zu säubern. Ein leichtes Klopfen ließ ihn aufhorchen. „Ich bin es, Caleb.“, ertönte eine leise Stimme auf der anderen Seite. Schnell eilte der junge Halbdrow los und öffnete die Tür. Caleb war nicht der hellste Kopf, aber der Einzige hier, der ihn nicht mit Verachtung strafte. „Schon wieder? Komm ich mach das. Hab dir auch was zu essen mitgebracht.“, redete er gleich weiter und schob sich in den Raum. „Danke Caleb.“, erleichtert machte er sich über den Kanten Brot her, während der schmächtige Schafshirte versuchte die Wunden zu säubern. „Du musst dich wehren Carmondaí.“ „Das hatten wir schon Caleb. Das wollen sie doch, dann haben sie einen Grund mich umzubringen.“ „Aber so bringen sie dich doch auch um! Nur halt langsam.“ „Den nächsten Reisenden, der hier durch kommt werde ich begleiten. Bis dahin muss ich noch aushalten.“ „Und wenn er dich nicht mitnehmen will?“, fragte Caleb nach einem Moment der Stille vorsichtig nach. „Solltest du mich nicht aufmuntern, Mann?“ Unzufrieden betrachtete der Junge seinen einzigen Freund. Wobei das ein zu starkes Wort war. Er brachte ihm Essen und half ihm seine Wunden zu versorgen, aber kein einziges Mal stand er für ihn ein. Hatte nie den Mut auch nur einmal zu sagen, es reicht. Nein, er war kein Freund. Eher das, was die Dorfbewohner eigentlich untereinander sein sollten. Nur er selbst zählte wohl nicht zum Dorf. Das war der eigentliche Fehler.   Über zwei Wochen später sollte sich jedoch bereits alles ändern. Durch Schreie geweckt, sprang der junge Carmondaí in den frühen Morgenstunden aus dem Bett. Schmerzensschreie waren zu hören. Unterbrochen von lautem Lachen. Ein kurzer Blick durch die maroden Bretter seiner Hütte zeigte ihm das wahre Ausmaß des Übels. Die anderen Kinder standen lachend um den weinenden Caleb herum. Piesackten ihn mit Stöcken und Steinen, schlugen ihn blutig. Die Erwachsenen gingen unbeteiligt ihrer Arbeit nach, warfen den Kindern ab und zu einen Seitenblick zu, mehr nicht. Keiner griff ein, keiner versuchte das Treiben zu unterbinden. Von Wut gepackt schnellte er aus seiner Hütte in den Wald. Er brauchte seinen Bogen. Auch wenn der Andere nie für ihn eingestanden hatte, er selbst wollte nicht so sein. Er wollte helfen! So von seiner Wut geblendet, bemerkte er jedoch nicht die Gruppe an Männern, die ihm folgten.   „Das war wohl sowohl der Anfang, als auch das Ende für mich. Ich könnte mich immer noch ärgern, dass ich die offene Falle nicht bemerkt habe. Ich war ein Kind, wenn auch nur noch vom Körper her.“ „Soll ich das ebenfalls mit nieder schreiben?“ „Nein, lass gut sein. Alles zu seiner Zeit.“, kurz schaute er nochmals in die Sterne, ließ dann seinen Blick zu seinen Raben gleiten, welche ihn aufmerksam beobachteten. „Nur eines noch. Zu der damaligen Zeit habe ich die Götter bereits abgeschrieben. Wer sollte schon einen wie mich in sein Gefolge aufnehmen wollen.“ „Ich denke die Zeit für die Götter wird noch kommen.“ Es war mehr eine Feststellung, keine Frage und doch nickte er. „Ja, die Zeit der Götter kam auch für mich. Man könnte sagen, meine Gebete wurden erhört.“   Wütend rannte er durch das Unterholz. Passte zum ersten Mal nicht auf. Heute wollte er nicht leise sein. Jetzt war die Zeit zum Töten gekommen. Sollten sie ihn ärgern, ihn verletzten. Aber Caleb war doch nur ein dummer Schafhirte. Er hatte doch noch nie jemandem etwas getan. Er war doch einer von ihnen! Ein Mensch, kein verdammter Mischling! Bei seinem Versteck angekommen, packte er Bogen und Pfeile, ebenso seinen Speer. Alles was er an Waffen gebastelt hatte musste mit. Eiligst drehte er sich um, wollte zurück zum Dorf. Allein seinen guten Sinnen, wohl dem Dunkelelfenblut in ihm geschuldet, hatte er es zu verdanken, dass er nicht sofort starb. Ein schneller Sprung zur Seite rettete ihn vor dem Pfeil, welcher sich tief in die Rinde neben ihn bohrte. Entsetzt blickte sich Carmondaí um. Drei Männer standen mit gespannten Bögen etwa acht Meter von ihm entfernt. Eine Bewegung hinter ihm verriet ihm auch aus dieser Richtung eine Bedrohung. Geduckt wie eine Katze bewegte er sich langsam zwei Schritte zur Seite, versuchte einen Baum als Deckung zu bekommen, die Männer vor sich immer im Blick behaltend. „Schon komisch, die zahlen echt fünf Goldmünzen dafür, dass wir diesen Knirps töten.“, lachte der Schütze. „Man muss das Übel töten, bevor es groß wird.“, meldete sich eine Stimme hinter ihm zu Wort. Sich schnell umschauend, stellte er entsetzt fest, dass sich die Männer komplett um ihn herum verteilt hatten. Er saß in der Falle. Zwölf zähle er jetzt. Allesamt erwachsene, bewaffnete Männer mit dem Abzeichen einer Gilde. Kopfgeldjäger, schoss es ihm durch den Kopf. „Das ganze Dorf muss zusammengelegt haben, damit sie die Belohnung zahlen können.“, lachte einer der Männer laut. „Die müssen sich wohl echt vor ihm fürchten, dass sie das nicht selbst erledigen konnten.“ Das zustimmende Gemurmel der Anderen machte ihn nur noch wütender. Also wollten sie ihn jetzt endgültig tot sehen? Billig würde er sich definitiv nicht verkaufen. Wenn sie den menschlichen Teil in ihm schon nicht anerkennen wollten, dann würde er halt auf den anderen Teil vertrauen. Die Dunkelelfen waren die gefürchtetsten humanoiden Kreaturen die es auf dieser Welt gab. So hatte es ihm ein Händler einmal erzählt. Wenn er schon sterben musste, dann sollten sie zumindest noch lange in Furcht über ihn reden. Er hatte nicht viele Pfeile und die besaßen auch keine Metallspitzen. Damit konnte er gegen die Männer nichts ausrichten, hatten sie doch alle Lederrüstungen an. Mit den Zähnen knirschend ließ er seinen Bogen fallen und griff seinen Speer mit beiden Händen. Zwar hatte dieser auch keine Metallspitze, aber immerhin hatte er einen scharfen Stein an der Spitze befestigt. Mit einem schnellen Sprung war er zwischen zwei der Kopfgeldjäger und zog einem der beiden den Schaft seines Speeres in die Kniekehlen. Mit einem überraschten Schmerzenslaut ging dieser in die Knie. Sofort sprang Carmondaí näher und hieb mit seiner Steinspitze in den Nacken des Mannes. Blut spritzte ihm entgegen. Es war das erste Mal, dass er einen Menschen verletzte. Doch störte es ihn nicht. Seine Sicht hatte sich geklärt, er hatte sich entschieden. Der Kampf sollte sein Ende sein, keine Furcht. Die anderen Männer hatten sich schnell von ihrer Überraschung erholt und drängten ihn immer weiter in die Enge. Zwar teilte er Hieb um Hieb aus, musste jedoch immer wieder Schnitte in Kauf nehmen. Er blutete bereits aus mehreren Stellen, versuchte gerade nur noch, die Kopfgeldjäger auf Abstand zu halten, während er verzweifelt an einem Ausweg überlegte. Wie sollte er es nur schaffen, all diese ausgebildeten Kämpfer zu besiegen? Zwei hatte er geschafft auszuschalten. Den einen, den er gleich zu Beginn getötet hatte, der Zweite lag weiter hinten, versuchte noch die Blutung an seiner Achselhöhle zu stillen. Dieser war so gut wie tot, das konnte er an dem vielen Blut erkennen. Ein scharfer Schmerz an seinem Bein ließ ihn aufschreien. Entsetzt ging er in die Knie und betrachtete kurz den Pfeil, der in seiner Wade steckte. Langsam legte der Schütze einen weiteren Pfeil auf, zielte kurz und schoss erneut. Sich noch wegdrehend, drang ihm dieser Schuss tief in die Schulter. Aufkeuchend fiel Carmondaí auf alle Vier. Er konnte nicht mehr. Das war sein Ende. Mit einem irren Blick hob er nochmal den Kopf, griff den Schaft seines Speeres fester. Ein letztes Mal wollte er noch zum Angriff übergehen. Wollte einfach nicht am Boden liegend sterben. Nicht so, nicht hier. Gerade als er sich anspannte für einen letzten Sprung, ließ ihn ein neues Geräusch irritiert inne halten. Glöckchen? Selbst die Männer, zuerst noch lachend, verstummten immer mehr und sahen sich irritiert um. Woher kam das neue Geräusch? Es bewegte sich jedenfalls in ihre Richtung. „Grüße die werten Herren.“, ertönte plötzlich eine amüsierte Stimme. Gemächlich durch die Reihen tretend, als würden die Männer keine Waffen halten, gesellte sich ein Halbling in die Mitte des Kreises aus Kopfgeldjägern. Kurze wirre schwarze Haare standen dem kleinen Gesellen in alle Richtungen vom Kopf ab. Seine Kleidung wirkte sehr verspielt und farbenfroh, während an seinem Hals ein Lederhalsband mit einem kleinen Glöckchen baumelte. Er wirkte, wie die Miniaturausgabe eines Menschen. Fast wie ein Gaukler. Bei genauerem Hinsehen erkannte Carmondaí allerdings die kleinen Dolche, die überall am Körper des Neuankömmlings befestigt waren, gut versteckt unter den vielen Falten der Gewänder. „Was willst du?“, herrschte ihn einer der Männer an. Verärgert über die Unterbrechung ihres Spaßes. „Vorerst ein paar Fragen stellen, dann sehen wir weiter.“, zuckte dieser unbeteiligt mit den Schultern. Fasziniert betrachtete der Halbdrow den Neuen. Obwohl er so klein war, ging er doch den erwachsenen Männern nur bis zum Knie, schien er keinerlei Angst zu haben. „Junge du scheinst in einer sehr misslichen Lage zu sein. Auch wenn du dich gut geschlagen hast bisher.“, stelle er an Carmondaí gewandt fest. „Wär mir gar nicht bewusst gewesen.“, antwortete dieser mit Sarkasmus, das Aufbegehren seiner Jäger übergingen beide gerade bewusst. Noch waren diese zu irritiert um weiter anzugreifen. Fieberhaft überlegte er weiter, wie er nun hier Lebend aus der Sache herauskommen konnte. „Für einen kleinen Preis werde ich dir helfen Junge.“ „Was?“ „Deine Seele für Malakai und ich hole dich hier raus.“, wisperte der Halbling ihm leise zu. Da musste er nicht lange überlegen. Malakai, der Name sagte ihm nichts. Aber alles war besser, als hier und jetzt zu sterben. „Abgemacht.“, presste er hervor. Langsam begann seine Sicht zu verschwimmen. „Wunderbar. Vergiss es nur nicht.“, lächelte der Kleine ihm kurz zu, ehe er sich umdrehte und die Männer betrachtete. Was als nächstes passierte ging in seinem benebelten Verstand teilweise unter. Nur an die Schreie konnte er sich noch erinnern. An die entsetzten Schreie seiner Jäger die innerhalb von wenigen Augenblicken verstummten. Erst als er sich an den Pfeilen zu schaffen machte, die in seinem jungen Körper steckten, schaltete sich Carmondaís Verstand wieder ein. „Was hast du gemacht?“, fragte er entsetzt unter seinem Schmerzvollen keuchen, während der andere seine Wunden versorgte. „Der köstliche Moment, wenn Jäger feststellen, dass sie zur Beute wurden.“, grinste dieser breit. So wirkte er mehr wie ein fünfjähriges Kind, als wie der Mörder von einem guten Dutzend kampferprobter Männer. Gleichzeitig hatte er etwas Gefährliches an sich. Etwas, was ihn mehr wie ein Tier wirken lies. Wie ein absolut gefährliches Raubtier. „Wer bist du?“ „Tomorin. Druide vom Zirkel des Malakai.“, spielerisch verneigte sich der Kleine bei seinen Worten. „Vergiss dein Versprechen nicht Carmondaí. Deine Seele, dein Leben gehört jetzt in seine Dienste.“ „Woher weißt du meinen Namen?“ „Ich weiß einiges über dich mein junger Freund. Komm, Zeit das wir von hier verschwinden.“ Kurz kramte der Halbling die Taschen der Männer ab und warf ihm dann etwas zu. „Hier. Das Gold für deinen Kopf und ein Messer. Damit schnitzt es sich definitiv besser.“ Nun gänzlich verwirrt rappelte sich der junge Dunkelelf hoch, nahm die besagten Dinge an sich und folgte seinem neuen Gefährten humpelnd durch den Wald.   Tief hinein in das Dunkel des Waldes marschierten sie über Stunden. Nur einmal machten sie kurz Rast, um eine der Wunden neu zu verbinden. „Ist es in den Wäldern nicht gefährlich? Im Dorf warnten immer alle davor. Selbst der Jäger geht nicht so tief hinein“, wagte er schließlich seine Bedenken zu äußern. „Es ist nur für jene gefährlich, die Beute sind. Wer wahrlich ein Jäger ist, hat in den Wäldern den größten Spielplatz gefunden. Wir sind im Übrigen da.“ Irritiert betrachtete er den großen, alten Baum vor dem sie halt gemacht hatten. Eine Weide? Die Frage, was sie hier wollten, sparte er sich jetzt lieber. „Ich muss noch einmal Fragen. Stellst du dein Sein freiwillig in die Dienste von Malakai, dem Gott der Jagd?“ Ernst sah Tomorin zu ihm auf, als er diese Frage stellte. Irgendwie hatte Carmondaí das Gefühl, hier geschah gerade mehr als er verstand. „Erzähl mir zuerst von diesem Gott. Ich kenne den Namen nicht. Pelor, Tyr, Miliki, Farlangh, oder Maske sind mir bekannt.“ „Das sind auch bekanntere Namen. Nun gut. Setzt dich und ich erzähl dir etwas über die Götter.“ Begierig auf neues Wissen, hatte er doch alles was er bisher wusste eher durch lauschen erfahren, setzte er sich auf eine Wurzel und wartete gespannt auf die Ausführung. „Zuerst musst du wissen, dass jeder Gott seine eigenen Gebiete hat. Manchmal überschneiden sich diese, manchmal gibt es Verbrüderungen unter den Göttern. Manchmal auch Streit oder Krieg. Desto mehr Anhänger ein Gott unter den Lebenden hat, desto mächtiger ist er. Er kann seine Anhänger unterstützen. In Form von Fähigkeiten, magischen Waffen, oder auch Wissen. Ab und zu kommt ein solcher Gott auch selbst auf die Erde.“ „Ein Gott auf der Erde?“, überrascht unterbrach Carmondaí sein Gegenüber. „Natürlich. Sie waren auch einmal sterblich. Aber weiter im Text. Pelor, der Sonnengott, steht für Licht, Hoffnung und Heilung. Er ist einer der Mächtigsten, da sehr viele Menschen diese Dinge möchten und dafür beten. Miliki hat hauptsächlich Anhänger unter den Elfen. Den Wald- oder Sonnenelfen, die Dunkelelfen sind ein anderer Fall. Jedenfalls steht Miliki für die Natur, die Wälder, aber ebenfalls für Heilung. Tyr um es kurz zu fassen, ist der Gott der Gerechtigkeit. Das sind alles Beispiele für gute Götter. Farlangh hingegen ist ein Beispiel für einen neutralen Gott. Ihm ist es egal ob seine Anhänger sich an Gesetzte halten oder nicht. Das ist der Gott der Reisen. Fast jeder huldigt ihm im Laufe seines Lebens.“ „Und Malakai? Über ihn hast du noch nichts erzählt.“, begierig auf mehr Wissen betrachtete Carmondaí jeden der Gesichtszüge seines Gegenübers. „Er steht für die Jagd. Für das Hetzten der Beute, Chaos und Zerstörung. Er ist ein Beispiel für einen bösen Gott. Einer, der sich am Leid anderer ergötz. Beantwortest du jetzt meine Frage Carmondaí?“ Sein Leben und seine Seele für einen bösen Gott? Er hatte sich so einem verschrieben? Gleichzeitig, wieso nicht? Die Menschen, denen er nichts getan hatte, hatten ihn gejagt und wollten ihn töten. Er konnte nicht mehr nach Hause, er hatte momentan nichts wohin er gehen konnte. Tomorin hatte ihm hingegen eine Option geboten. Er hatte ihm geholfen, ihn gerettet. Und ehrlich gesagt, hatte er nicht schon zu mehreren Göttern gebetet? Hatte er es denn nicht bereits versucht? Wenn die guten Götter ihn nicht wollten, dann ist doch ein böser Gott genau das Richtige für ihn. „Mein Leben für Malakai.“, ernst und entschlossen gab er seine Antwort.   Ein wissendes Lächeln auf den Lippen sprang der Halbling hoch. Und ging zu dem alten Baum. „Dann folge mir. Im Übrigen hätte ich dich töten müssen, hättest du jetzt dein Wort gebrochen.“ Die Aussage einfach ignorierend stellte sich Carmondaí neben seinen Gefährten. Wartete, was jetzt kommen würde. Mit dem Folgenden hatte er jedoch nicht gerechnet. Der Schatten des Baumes wölbte sich, erhob sich vom Boden und bildete ein wabbelndes Abbild eines Torbogens. Dahinter alles in Schwärze getaucht. Leicht zögerte er noch, als Tomorin bereits hindurch schritt. Ein letzter Blick in die Äste des Baumes werfend, schloss er schließlich seine Augen und folgte in die Finsternis.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)