Of Witch Hunters and Death Eaters - Chronicles of War von SlytherinsLocket (Band 1: Calathea) ================================================================================ Kapitel 1: Erdbeerkuchen und lila Sakkos ---------------------------------------- Zwei Jahre lebten sie nun in Llangrannog, einem für sein Jugendcamp bekanntes Dorf im Westen von Wales. Sarahs Mutter, hatte dort eine neue Liebe gefunden und beschlossen das große Abenteuer in Angriff zu nehmen und von Glasgow in das beschauliche Örtchen zu ziehen. Der Akzent war eine Sache an die sich das Mädchen von nun mehr fast 11 Jahren inzwischen einigermaßen gewöhnt hatte, die Namen von Orten, Straßen und anderen Dingen jedoch trieben sie noch immer in den Wahnsinn. Wie sprach man Llangrannog überhaupt aus? Ihrem Zwillingsbruder Philipp ging es da ähnlich und fluchte, im Gegensatz zu ihr, häufig lautstark über diese Zumutungen. Es half jedoch alles nichts, beide würden sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen und immerhin hatte sie ja inzwischen eigentlich genügend Zeit dafür gehabt. Der Mann im Hause war nur selten anwesend. Als LKW-Fahrer war er häufig tagelang, wenn nicht sogar über Wochen, unterwegs. Die beiden Kinder nahmen den Unterschied sich nun, anstatt ein Zimmer teilen zu müssen, in einem Einfamilienhaus ausbreiten zu können allerdings sehr gerne an, wenngleich sie darauf bestanden hin und wieder beim anderen zu übernachten.   Heute war ein wundervoller Sommertag im Juli des Jahres 1970. Es war nicht zu heiß, aber warm genug um mit T-Shirt und kurzer Hose durch den Garten zu toben. Räuber und Gendarm war zur Zeit der große Hit bei den beiden. Obwohl es sicher mehr Spaß in einer größeren Gruppe machte, hatten die beiden kein Problem damit Zeit zu zweit zu verbringen. Sehr zur Erleichterung ihrer Mutter, welche in Abwesenheit des Stiefvaters gleichzeitig Beruf und Aufsicht der Kinder unter einen Hut bringen musste. Die Drei waren natürlich bereits ein eingespieltes Team und wenngleich es das eine oder andere Mal Gequengel gab, so waren die 10-Jährigen selbstständig genug ihrer Mutter unter die Arme zu greifen und sich bei Blödsinn nicht erwischen zu lassen. Heute Nachmittag sollte Joseph von seiner Tour zurückkommen und Susan, die Mutter der beiden, bereitete bereits einen köstlichen Erdbeerkuchen für den Heimkehrenden zu. Sarah hatte sich am Morgen bereits ein paar Erdbeeren gestohlen und einen Teil dieser an ihren Bruder verteilt, welcher sie für ihr Geschick sich nahezu lautlos zu bewegen lobte. Er war dahingehend komplett anders und neigte eher dazu laut zu trampeln. „Heute ist so ein schöner Tag, wollt ihr nicht lieber an den Strand?“ Hallte es aus der Küche in Richtung Garten. Eine Antwort gab es vorerst darauf nicht. Nach ungefähr 30 Sekunden ertönte ein Kreischen, gefolgt von Gekicher, dem Rascheln von Büschen durch welche sich gerade zwei Kinder hetzten und wieder einem Kreischen als Philipp seine Schwester eingeholt und sich auf sie gestürzt hatte. Die beiden rangelten auf dem englischen Rasen, Sarah hatte als Räuber nicht vor sich einfach so gefangen nehmen zu lassen, doch Philipp war nicht nur stärker sondern auch schwerer als das junge Blondchen. „Was ist denn-! Nun geh schon von ihr runter!“ Schimpfte die Mutter, welche nach dem Rechten sah und veranlasste Philipp dazu die Augen zu verdrehen. Unsanft zog er Sarah hoch, welche sich anschließend den Dreck so gut abklopfte wie es eben ging. „Wollt ihr nicht lieber an den Strand gehen?“ Zwei Jahre waren sie nun schon hier und die Zwillinge hatten es nicht übers Herz gebracht sich wirklich mal Freunde zu suchen, sie hingen lieber aufeinander. Somit, und auch weil die Lehrer an ihrer Schule inzwischen genervt von dem Schabernack der beiden waren, war Susan McKane immer wieder darauf aus die beiden aus dem Haus und dem heimischen Garten zu jagen. Insbesondere im Sommer trafen sich alle Kinder des Dorfes andauernd am Strand, da sollte es doch möglich sein mal einen vernünftigen Freundeskreis aufzubauen. Es hatte bisher noch nicht einmal was gebracht Philipp beim örtlichen Fußballverein anzumelden. Sarah ging natürlich jedes Mal mit und spielte nach dem offiziellen Training zusammen mit ihrem Bruder, wobei Regeln natürlich zweitrangig waren. Die Zwillinge sahen kein Problem an der Situation, immerhin war es doch schon immer so gewesen. Außerdem, wer wusste schon ob sie wieder umziehen würden. Machte also keinen Sinn sich groß um Freundschaften zu kümmern wenn diese eh nur von kurzer Dauer waren und man doch auch sich selbst hatte. Laut aussprechen taten sie dies jedoch nicht. „Nun schaut mich nicht so an, ich habe euch auch schon eine Strand-Tasche gepackt. Und wenn ihr es schafft um Punkt 16 Uhr wieder Zuhause zu sein gibt es sogar ein Eis.“ Mit eindringlichem Blick sah sie zu den beiden, deren grün-blauer Augen bei der Aussicht auf Eis deutlich größer wurden. Die beiden tauschten Blicke aus, verstanden einander blind und rannten los. Die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Wobei Sarah es schaffte ihren Bruder zur Seite zu schubsen und als erste oben zu sein und in ihr Zimmer rannte um sich ihren Badeanzug unter zu ziehen. Sie blickte in den Spiegel und betrachtete sich eindringlich bevor sie wieder hinausging. Sie war größer als die meisten ihrer Altersgenossinnen, schmerzende Knie kündeten im Moment wieder einmal einen Wachstumsschub an. Beide Zwillinge knackten die 1,50m bereits und hätte Sarah kein blondes Haar, so würde man sie wohl kaum von ihrem braunhaarigen Bruder unterscheiden können. Beide hatten ein rundes Gesicht, Sarahs Nase war ein wenig kleiner und gestupster als die ihres Bruders, und eine kräftige, und trotz des raschen Wachstums niemals schlaksige Figur konnten beide nicht vertuschen. Ihr war das im Moment jedoch egal, sie freute sich darüber mit ihrem Bruder Schritthalten zu können und genauso stark sein zu können wie die Jungs, wie sie immer wieder betonte.   Wenig später fanden sich die Zwillinge wieder im Hausflur ein. „Habt ihr auch eure Uhren mit?“ „Ja.“ Erwiderten beide gleichzeitig und klangen so als wäre dies eine äußerst überflüssige Frage. „Haustürschlüssel? Es kann sein das ich noch mal einkaufen gehe und dann schließe ich ab. Nur falls ihr eher wieder nach Hause kommt.“ Philipp stopfte seine Hand in die Strand-Tasche und zog einen schweren Schlüsselbund hervor und raschelte mit eben diesem. Susan folgte ihren Kindern bis zur Haustür und umarmte die beiden noch einmal flüchtig ehe sie sich verabschiedeten. Der Strand war überfüllt mit Bade-Lustigen und Leuten, die besser einmal mehr als weniger Sonnencreme hätten benutzen sollen. Viel zu viel Zeit verging bis die beiden endlich ein Plätzchen für sich finden konnten, scheinbar gab es einige Schulen die gerade jetzt Klassenfahrten in ihr Dorf tätigten, sehr zum Leidwesen aller Ortsangehöriger welche nicht vom Tourismus profitierten. Ungeachtet dessen wie sicher dies war, ließen die Zwillinge ihre Tasche zurück und rannten ins kühle Nass. Für das Mädchen gab es nichts schöneres als das Meer. Die Geräusche, der Geruch und das Gefühl von Schwerelosigkeit im Wasser machte sie auf eine besondere Art und Weise glücklich. Philipp freute sich natürlich auch darüber am Meer zu wohnen, doch er würde auch ohne auskommen.   Diesen Nachmittag waren die beiden ausnahmsweise mal überpünktlich. Zehn vor vier viel das Schloss in die Haustür. Das Eis hatten sie sich aber mal so was von verdient. Um neue Bekanntschaften hatten sie sich nicht bemüht, dafür hatten sie weder Zeit noch Lust gehabt. Sarah war schnorcheln gewesen und Philipp konnte sich schon ein wenig von der Sonne verbrannte Haut abpellen, dass hatte er davon, das er zuvor auf dem Rücken liegend eingeschlafen war. Zuhause angekommen wurden die beiden sogleich von ihrer Mutter und Joseph begrüßt. Dieser war ebenfalls noch nicht lange wieder da und so konnten sich alle gemeinsam an den gedeckten Tisch im Garten setzen und den Erdbeerkuchen genießen. „Bist du echt ganz nach Spanien gefahren?“ Fragte Philipp mit vollem Mund und großen Augen. Joseph nickte, zückte einen kleinen Umschlag voll Polaroid-Bildern hervor und grinste schief. Er liebte nichts mehr als den Kindern von seinen Touren zu erzählen, die beiden sogen seine, manchmal überzogenen, Geschichten auf. Eine der wenigen Momente in denen die beiden einfach mal still dasaßen. Plötzlich knallte Philipps Faust jedoch auf den Tisch. „Ach verdammt!“ “Hallo?! Das arme!“ Die erboste Stimme seiner Schwester hallte schrill. „Ist doch nur eine Wespe...“ Grummelte dieser verständnislos. „Die gehen mir auf den Geist!“ Sarah verzog das Gesicht. „Dann sticht die aber...“ Murmelte sie und wendete sich wieder ihrem Stück Kuchen zu. Dies war wohl die einzige Eigenschaft die ihr Bruder an ihr häufiger bemängelte. Sie war zu weich. Wer hatte schon Mitleid mit einer Wespe? Er sicher nicht. Ein Streit entwickelte sich daraus jedoch nicht, denn Joseph, gewieft wie er war, hatte noch ein paar weitere Fotos parat. Gemeinsam saßen die vier bis in die frühen Abendstunden im Garten, horchten Josephs abenteuerlichen Geschichten und genossen die frische Meeresluft. „Möchtet ihr jetzt euer Eis?“ Die Zwillinge jubelten, beinahe hatten sie das Eis sogar vergessen, und trommelten vor Freude auf dem Tisch herum bis ihre Mutter ihnen das Eis brachte. Heute war ein guter Tag. Alle waren wieder beisammen, so wie es sein sollte, auch wenn es an einem Ort voller komischer Namen und vieler fremder Leute war. Recht früh zogen sich die beiden dann in ihre Zimmer zurück. Kaputt vom vielen Toben und dem Ausflug ans Meer protestierten sie nicht über eine frühe Bettzeit, sondern bevorzugten diese sogar. Am nächsten Morgen standen sie dafür umso früher auf, halfen beim Decken des Frühstückstisches und freuten sich über übriggebliebene Stücke des Kuchens vom Vorabend. Überraschend war jedoch, dass es plötzlich an der Tür klopfte. Stirnrunzelnd stand Joseph auf. „Wer ist denn das jetzt?“ murmelte er in seinen Bart hinein, ehe er die Tür öffnete. Vor der Tür stand ein ihm unbekannter Mann mit Spitzhut und... Trug er etwa einen Umhang? In einem dunklen Lila? Verwirrt musterte er den Fremden von oben bis unten. „Guten Morgen, ich bin Gideon Murphy von der Abteilung für magische Bildung.“ „Abteilung für was?“ Harkte Joseph nach, während Mister Murphy bat ihn hineinzulassen. Es wäre unklug über solche Dinge draußen zu sprechen, nicht das sie noch jemand hörte. Normalerweise sprachen Zauberer, wie Gideon Murphy es war, nicht mit Muggeln, nicht-magische Menschen wie Joseph, und schon gar nicht unterrichteten sie dies von der Tatsache das es so etwas wie Zauberei gab. Manchmal gab es jedoch Ausnahmen. So wie hier. „Ist Miss McKane hier? Ich muss mit ihr über die Zwillinge sprechen.“ Sichtlich verwirrt und ohne Protest geleitete Joseph ihn in das Esszimmer. „Kennst du den Herrn?“ Fragte er seine Geliebte direkt, welche nur den Kopf schüttelte, aber aufstand und den Besucher begrüßte. Gerade deutete sie den beiden Kindern an kurz den Raum zu verlassen da ging Murphy auch schon dazwischen. „Die beiden können ruhig hierbleiben, immerhin geht es um sie.“ Eine unangenehme Stille erfüllte den Raum, nachdem sich alle an den Tisch setzten, ehe Joseph wieder das Wort erhob. „Was hatten Sie vorhin gesagt? Magische Bildung?“ Beinahe konnte man Belustigung in seiner Stimme ausmachen. Mister Murphy war jedoch gar nicht zu Lachen zu mute. Er seufzte hob seine Tasche auf den Tisch und zog zwei Briefumschläge hervor. Einen für Philipp und einen für Sarah. „Ich verstehe das dies für Sie eine ungewohnte Situation sind und bitte Sie sich nicht zu erschrecken.“ Seine Augen blitzten leicht auf und er neigte seinen Couch gen Wohnzimmer. Im nächsten Moment ging die Couch in Flammen auf. Die vier schraken auf, Gideon Murphy schnipste und das Feuer verschwand. Die Couch blieb unbeschadet. „Sind sie ein Zauberer?“ Philipp staunte nicht schlecht. „Gut erkannt junger Mann.“ Susan wusste nicht so recht mit der Situation umzugehen und ging zur Couch, begutachtete diese und kam wieder zurück. „Das waren doch nicht wirklich Sie.“ Murphy seufzte, schnipste wieder und das Bücherregal fing an zu schweben. „Doch, dass bin ich.“ Er ließ das Bücherregal wieder sanft hinab. „Und ihre Kinder könnten dies ebenfalls. Vorausgesetzt sie lernen mit ihrer Gabe umzugehen.“ Wieder Stille. „Sie haben Glück. Wir haben hier in Großbritannien die beste Schule für Hexerei und Zauberei der Welt. Hogwarts.“ Stolz schwang in seiner Stimme mit. „Am 4. August sind sie nach London eingeladen, dort werden sie gemeinsam mit anderen Muggeln, entschuldigung, Nicht-Magiern, und einem Mitarbeiter meiner Abteilung die Winkelgasse besuchen können. Dort werden sie alle nötigen Utensilien für das erste Schuljahr bekommen.“ Susan öffnete einen der Briefe und las sich diesen durch.     Sehr geehrter Mr. McKane, Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie nunmehr an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste für alle benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände. Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31. Juli Mit freundlichen Grüßen, Minerva McGonagall Stellvertretende Schulleiterin   „Was wenn wir nicht möchten das sie diese Schule, wo auch immer sie ist besuchen?“ Susan erntete schockierte Blicke von Sarah und Philipp welche im selben Moment Nein riefen. „Hogwarts befindet sich inmitten der schottischen Highlands.“ Nun wurden die Augen der beiden noch größer als ohnehin schon. Flehend blickten diese zu Susan. „Ich würde Ihnen dringend davon abraten. Ohne vernünftiges Training ist die magische Begabung ihrer Kinder eine Gefahr für alle. Insbesondere, aber nicht ausschließlich, auch für die Geheimhaltung der magischen Welt. Ich konnte das Feuer so gut kontrollieren weil ich eine überaus gute Ausbildung in Hogwarts genossen habe und mit Verlaub, seit Albus Dumbledore Schulleiter ist, sind die Schüler in aller aller besten Händen. Er ist der mächtigste Zauberer unserer Zeit.“ Wieder trug er diesen Stolz in seiner Stimme. Joseph nickte seiner Frau zu, welche noch etwas unsicher schien, letzten Endes jedoch überzeugt wurde. „Nun denn,“ begann Mister Murphy nachdem er das Ok der Eltern hatte. „Sie müssen natürlich keine Eule senden, dass übernehme ich für Sie. Hier noch die Adresse für das Treffen am 4.8.“ Er zückte einen Zettel in Größe einer Visitenkarte aus der Innentasche seines lilanen Sakkos. „Was meinen die eigentlich mit Eule?“ Flüsterte Joseph, wohingegen Susan nur mit den Schultern zuckte. Die beiden fachsimpelten den Rest des Tages darüber ob Muggel ein Schimpfwort war, oder ob er sich entschuldigte weil die Beschreibung Muggel ihnen gar nicht bekannt sein konnte und er somit ungewollt für Verwirrung gesorgt hatte. Susan konnte sich nicht vorstellen das er sie einfach so beleidigen würde, Joseph war sich da nicht so sicher. Ihre Kinder auf ein Internat nach Hogwarts zu schicken hatte sie sich nie vorgestellt und dann auch noch damit diese Zauberer werden können? Wirklich verstanden tat sie dies nicht. Als wenige Tage später jedoch ein Brief des britischen Bildungsministeriums ankam und den Schulwechsel offiziell machte war endlich vollkommen klar das es sich bei der Sache nicht um einen schlechten Scherz handeln konnte. Philipp und Sarah waren natürlich sofort Feuer und Flamme. Wenn es nach ihnen ginge könnte das Schuljahr sofort beginnen, doch sie würden sich in Geduld üben müssen. Zumindest bis zum August, wenn es nach London ging und sie ihren ersten richtigen Schritt in die Welt der Magie wagen sollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)