New World von -Kiara ================================================================================ Kapitel 9: Hochzeitsfeier ------------------------- Es sollte ein fröhlicher Tag sein. Ein Anlass zum Feiern. Viele kleine, runde Tische zierten den Sandstrand, jeweils besetzt mit vier Stühlen auf welchen sich gut gelaunte Piraten tummelten und den nächsten Krug Grog herunterstürzten. Kerzen und Lampions schmückten und erhellten den ausgewählten Schauplatz am weiten, tiefblauen Meer. Die Sonne war beinahe gänzlich hinter dem Horizont verschwunden und tauchte den Himmel in die schönsten rosa und lila Farbtöne. Irgendwo am Rand wurde auf Instrumenten eine beschwingliche Melodie gespielt, nur leicht übertönt von dem Rauschen der Wellen. Und unter einem weißen, hohen Zelt am Kopf der Gesellschaft, saß das Brautpaar und genoss sichtlich den Abend, das Beisammensein und ihren frisch geknüpften Bund der Ehe. An einem der äußeren Tische saß eine braune Gestalt, beobachtete das Flackern des kleinen Teelichts vor ihr. Der Kopf wurde lustlos mit einer Fast an der Wange gestützt und ihr entwich ein tiefes Seufzen. Kiara warf dem glücklichen Paar einen Seitenblick zu. War sie neidisch? Nein, definitiv nicht. Eifersüchtig? Keineswegs. Aber irgendetwas zehrte an ihr und drückte beständig gegen ihre Brust, dass sie kaum atmen konnte. Oder wollte. Sie lief auf absoluter Sparflamme, gefangen in ihrer Trance, während um sie herum gefeiert wurde. „Kein Typ für Hochzeiten, was?“, kommentierte Yasopp, führte sein Getränk hinauf zu seinem Mund und beobachtete das Häufchen Elend aus den Augenwinkeln. „Vielleicht ist es auch nur einer dieser Tage“, murmelte Kiara. Freundlicherweise hatte der Schütze sich zu ihr gesetzt, damit sie nicht vollkommen alleine Trübsal blies. Sie war nicht um seine Gesellschaft erpicht, aber sie fand trotzdem Trost in seiner Anwesenheit. „Es ist nicht so, als ob sich irgendetwas großartig verändern würde“, bemerkte Yasopp ruhig. Dessen war sie sich durchaus bewusst. Ein Ring und ein Versprechen würden nichts ändern. Sie bliebe in ihrem Dorf und er kehrte auf das Meer zurück. Makino hatte weiterhin ihre Bar und in Bälde wohl ein kleines Mündel, um das sie sich kümmern würde und Shanks hatte sein Schiff, seine Crew und all die Erwartungen an einen Kaiser der Meere, die er erfüllen musste. „Warum dann?“, hörte sich Kiara sagen. „Hm?“, hakte ihr Tischnachbar nach. „Was ist der Sinn vom Heiraten?“ „Naja“, fing Yasopp langsam an, an seine eigene Hochzeit und Ehefrau zurückdenkend. „Es macht die Beziehung offiziell? Man zelebriert, dass man eine Person gefunden hat, die man so sehr liebt und vertraut, dass man sich bildlich gesprochen aneinanderbinden möchte.“ Er zog die Stirn in Falten und besah sich Kiara. „Deine Eltern sind doch auch verheiratet.“ „Und sie statuieren ein Exempel dafür, dass es keinerlei Bedeutung hat. Sie sind zwar ein Paar aber trotzdem getrennt.“ „Und doch miteinander verbunden.“ Er schnaufte. „So mürrisch habe ich dich sonst nie erlebt. Hast du denn gar keinen Sinn für Romantik?“ Kiara rollte mit den Augen. „Du solltest mich inzwischen gut genug kennen.“ Gutherziges Gelächter schallte vom Tisch des Brautpaares und zog Kiaras Aufmerksamkeit zu sich. Die beiden waren gerade in ein Gespräch mit Beckman verwickelt, worüber sie redeten konnte Kiara nicht heraushören. Makino strahlte förmlich, ihre dunklen Haare elegant geflochten und mit Blumen geschmückt. Sie sah einfach fantastisch in ihrem seidenen, weißen Hochzeitskleid aus, welches sanft in der warmen Brise flatterte. Shanks hingegen hatte die Zeremonie nicht zum Anlass genommen, sich besonders herauszuputzen. Dafür trug er allerdings eine mit Rosen gemusterte Stoffhose, welches sein übrigens Outfit zumindest ein bisschen aufwertete. Yasopp beugte sich zu Kiara über den Tisch und sah sie eindringlich von der Seite an. „Oder liegt es daran, dass du deinen Bund insgeheim schon geschlossen hast und dich nun von deinem Platz verdrängt fühlst?“ Kiara zog genervt die Augenbrauen zusammen. „Ich hab dir tausend mal gesagt, dass ich mich nicht auf einem Podest sehe und überhaupt kein Problem mit anderen Liebschaften habe.“ „Das eine sind nur flüchtige Bekanntschaften, die einzig der Bespaßung dienen. Das da ist Liebe.“ „Die er nicht für mich empfindet, das weiß ich auch schon ewig“, zischte Kiara zurück. Sie wusste schon lange, dass er diese tiefsten Gefühle nur für Makino hegte. Er war schon immer freigiebig mit seinen Zuwendungen und Aufmerksamkeiten gewesen. Kiara wusste, dass er sie zumindest sehr gerne mochte und unglaublich schätzte. Und das hatte ihr auch immer gereicht. „Und trotzdem hast du nie deinen Täuschungsehering abgenommen oder den Ohrstecker von ihm.“ Kiara betrachtete den Ring aus dem Augenwinkel, wie er so nah an ihrer Wange im Kerzenschein leicht funkelte. Sie war froh, dass er schlicht und ohne Verzierungen war, denn der Zahn der Zeit hatte ordentlich an ihm genagt und allerlei Gebrauchsspuren hinterlassen. Inzwischen war er matt und zerkratzt. Eine Politur würde ihm bestimmt wieder seinen Glanz zurückverleihen, doch Kiara sah keine Notwendigkeit darin. Sie trug den Ring nur noch aus reiner Gewohnheit. Oftmals vergaß sie, dass er überhaupt existierte. Es wurde ihr dann lediglich wieder bewusst, wenn sie die mit dem Ring wogegen schlug, wie etwa einen Fingerknöchel oder einen Zahn. Er erfüllte seinen Zweck, ihr Bewerber vom Hals zu halten und das reichte ihr. „Darf ein Pirat keinen Schmuck tragen?“, fragte sie halbherzig. „Der ist ja nicht einmal aus Silber“, erwiderte Yasopp ungerührt. „Weißt du, andere haben ihren Jolly Roger tätowiert, oder hier; Beanie trägt ihn auf seiner Mütze. Ich trage einen Ohrring. Er steht für die Crew. Nicht für ihn.“ „Und warum bist du dann so schlecht gelaunt?“ „Weil ich-!“ Sie atmete tief durch und fühlte wie sich ihr Magen zusammenzog. „Weil ich mir falsch vorkomme, wenn ich mich ihm gegenüber weiter wie vorher verhalte. Und ich es vermissen werde.“ „Ich glaube nicht, dass der Boss dagegen etwas einzuwenden hätte.“ „Und Makino?“, fuhr sie ihn an. „Nur weil sie es nicht mitbekommt, ist es kein betrügerisches Verhalten. Wie er damit umgeht, liiert zu sein, ist seine Sache. Aber Makino hat, soweit ich das weiß, keine Ahnung, wie das Verhältnis zwischen mir und Shanks ist und ich werde ihr das jetzt sicherlich nicht noch offenbaren, nur um sie dann zu fragen, ob es okay wäre weiter mit ihm rumzuschnackseln.“ Yasopp schnaufte und schüttelte beinahe beeindruckt den Kopf. „Für einen Piraten bist du ganz schön ehrlich.“ Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Krug. „Außerdem werde ich ihm das noch eine ganze Weile nachtragen, dass er eine Familie gründen will, nur um dann nicht da zu sein.“ Kiara presste ihre Lippen zusammen. „Ja, es ist das Sicherste sie nicht mitzunehmen und dass am besten niemand weiß, dass und von wem er der Vater ist…“ „Aber du fühlst dich auf persönlicher Ebene enttäuscht von dieser Entscheidung“, schloss Yasopp, dem sie bereits oft genug um die Ohren gehauen hat, dass sie Yasopps eigenes Verhalten furchtbar findet. „Ja!“, bestätigte Kiara und klang dabei verletzter, als sie wollte. „Ob wir noch eine Kabine für dich unter das Deck gezimmert kriegen?“, überlegte Yasopp laut. Und setzte dann mit einem spitzbübischen Grinsen hinzu: „Oder möchtest du dir mit jemand anderem das Bett teilen?“ Kiara schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Nein.“ Trotzdem ließ sie den Blick noch einmal über die Mannschaft schweifen. Beanie vertraute sie noch am meisten und er würde es ihr ohne Zweifel anbieten, bis sie ein eigenes Bett hätte. Sie könnte auch in einer Hängematte schlafen, solange sich diese irgendwo anbringen ließe. Und würde Beckman nicht nach Zigarettenqualm riechen— Kiara schüttelte vehement den Kopf und damit jegliche Gedankengänge ab. „Nein, wirklich nicht.“ Mit einem genugtuenden Stöhnen lehnte sich Yasopp an die Rückenlehne und streckte sich ausgiebig, um anschließend die Arme hinter seinem Kopf zu verschränken. „Tja. Wenn eine Ära zu Ende geht, beginnt eine neue.“ Auch Kiara richtete sich in ihrem Stuhl auf. „So ist es wohl. Dann wird es mal Zeit, dass ich dem Brautpaar ebenfalls gratuliere.“ Sie erhob sich und schob sorgfältig den Stuhl heran. Ihre nackten Füße gruben sich in den feinen, kühlen Sand. Bevor sie den Gang zum beleuchteten Zelt antrat, hielt sie noch einmal inne und sah zum Meisterschützen. „Und danke, Yasopp.“ Ein verständnisvolles Lächeln zeichnete sich auf seinen Mundwinkeln ab. „Jederzeit.“ Mit einer beinahe väterlichen Wärme in den Augen, beobachtete er, wie die Piratin ihren sandigen Weg bestritt und schließlich mit einem herzlichen Grinsen am Brauttisch zum Stehen kam. „Hey, Boss. Makino. Ich wünsche euch alles, alles Gute.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)