Der hellste Stern am Himmel von Idris (Regulus lives-AU) ================================================================================ Kapitel 3: Ein Wort, sechs Buchstaben ------------------------------------- Sein Kopf hämmert. Er schmeckt Asche. Halb schwebt er noch im Traum, aber eine Hand auf seiner Schulter zerrt ihn hartnäckig in die Wirklichkeit. „Tatze.“ Er gibt ein unwilliges Knurren von sich, wie ein Hund, und vergräbt das Gesicht tiefer im Kissen. Die letzten drei Nächte waren ein Kaleidoskop aus Alkohol und Londoner Muggleclubs, (Punk heißt die Musik, die sie spielen), und gesichtslosen Menschen, mit denen er herumgeknutscht hat. Er hat keinerlei Erinnerung mehr daran, wie er letzte Nacht nach Hause gekommen ist, aber er hat die vage Vermutung, dass James nicht unbeteiligt daran war. Die Hand auf seiner Schulter wird sanfter, die Stimme auch. „Tatze… wach auf. Es ist wichtig.“ Er will nicht aufwachen, die Realität hat nie weniger Reiz für ihn bereitgehalten als in den letzten Wochen, aber James Stimme zieht an etwas tief in seiner Brust, und genau das, was immer es ist, ist der Grund, wieso er ihm noch nie etwas abschlagen konnte. „Hm?“ Er pustet halbherzig Haarsträhnen aus seinen Augen, die über sein Gesicht fallen wie ein schwarzer Vorhang. Geübte Fingerspitzen schieben ihm die Haare hinters Ohr. Er blinzelt und bereut es gleich wieder, als ein Sonnenstrahl, grell wie ein Todesblitz, sein Gehirn durchbohrt. Stöhnend presst er die Augen zu. Die Spitze eines Zauberstabs berührt seine Schläfe. „Episkay“, murmelt James. Sirius gesamter Kopf kribbelt, wird er heiß und dann kalt, und die pulsierenden Schmerzen flauen im Rhythmus seines Herzschlages langsam ab. Als er dieses Mal die Augen öffnet, ist der Sonnenstrahl nur ein Sonnenstrahl, grau und bleich, weil es ekelhaft früh ist, und das Zimmer schwimmt langsam um ihn herum in einen klaren Fokus. „Danke“, murmelt er und bringt sich vorsichtig in eine aufrechte Position. „Was ist los?“ Er gähnt breit, bemerkt beiläufig, dass er oben ohne ist und – ist das ein Knutschfleck auf seiner Brust? „Ist was passiert?“ James antwortet nicht sofort und diese Stille ist alarmierender als alles andere. „Was?“ Sirius lässt die Hand sinken. „Ist was mit Remus?“ Der Gedanke ist nicht völlig abwegig. Remus ist schon seit Wochen unterwegs, irgendeine geheime Mission in Dumbledores Namen, über die er niemanden auch nur ein Sterbenswörtchen verraten hat. James schüttelt den Kopf. Aus seinem heiterem Labradorgesicht ist jede Fröhlichkeit verschwunden. „Remus geht es gut. Moody hat eben einen Patronus geschickt wegen dem Treffen heute Abend…“ Sirius wartet. Sein Herz klopft. James fährt sich mit der Hand über den Mund, als versuche er die Worte drin zu behalten, als würde das irgendetwas daran ändern, nur weil er es nicht ausspricht. „Milly ist tot.“ Milly. Mildred MacMillon. James nennt sie so, weil die alte Hexe bei seinen Eltern aus und eingegangen ist, eine uralte Bekannte seiner Mutter. Sirius erinnert sich an graue ondulierte Löckchen, eine verzauberte Handtasche mit einem schier unerschöpflichen Vorrat an Keksen, und dem eisernen Zug um den Mund, wenn sie im Ministerium Gesetzesentwürfe zum Schutz von Mugglen durchgeboxt hat. Er fühlt nichts. Alles ist taub. „Was ist passiert?“ Seine Augen saugen sich auf James Gesicht fest, (so ernst, dass es ganz fremd aussieht), verfolgen jede Linie, jedes Zucken, während er um Fassung ringt. „Sie… sie haben sie gefoltert. Und ermordet. Sie haben nur noch… es war nicht mehr viel von ihr übrig…“ Er schüttelt den Kopf. „Shit“, flüstert Sirius. „Meine Eltern wissen es noch nicht. Ich muss… meine Mutter…“ James verzieht das Gesicht und bricht ab. Er sitzt auf der Bettkante, noch immer im Pyjama, die Haare schlafzerzaust und das Gesicht beinah kindlich in seiner geraubten Unschuld, und Sirius kann es kaum ertragen wie ernst und niedergeschlagen er aussieht. Er schlingt einen Arm um seine Schultern und zieht ihn zu sich. Es ist selten, dass er es initiiert, sonst ist es fast immer anders herum. In seiner Familie gibt es keine Zärtlichkeit, keine körperliche Zuneigung, gibt es nicht und gab es nie. Einzig mit körperlicher Züchtigung war Walburga immer extrem großzügig. Körperliche Züchtigung war für alle da. Ein Spaß für die ganze Familie. Aber James sinkt in seine Arme so willig und ohne jede Scham, wie es nur Menschen können, die in ihrem Leben freigiebig, bedingungslos und ausdauernd geliebt wurden und die niemals gelernt haben geizig zu sein mit ihrer Zuneigung. Sirius fährt mit der Hand über seinen Rücken. „Ich versteh das nicht.“ „Sie hatten es schon lange auf sie abgesehen.“ „Ja, aber…“ Seine Hände sind weich und zärtlich mit James, aber seine Gedanken sind finster und scharfkantig und arbeiten auf Hochdruck. „Das ist es nicht. Ich meine… sie haben sie doch in Sicherheit gebracht. Moody persönlich hat ihren Aufenthaltsort verhext. Nur wir wussten…“ „Die Todesser müssen es irgendwie rausgekriegt haben.“ Aber… nur WIR kannten den Aufenthaltsort, denkt Sirius beklommen. Nur der Orden. Niemand sonst. Woher können sie diese Informationen haben, wenn nicht… Gleich darauf schämt er sich. Er denkt wie ein Black. Natürlich denkt er wie ein Black, er ist ja auch einer. Und natürlich ist James dieser spezifisch grauenvolle Gedanke und all seine Implikationen nicht einmal gekommen. Alle im Orden sind ihre Freunde. Sie sind die Guten. Sie würden nicht… Ein Gedanke trifft ihn wie ein Klatscher mitten in die Nieren. Sekundenlang vergisst er zu atmen. Bitte nicht, denkt er und fühlt sich mit einem Mal, als ob er in einen bodenlosen Tunnel fällt. „Wer war es?“ fragt er erstickt. „Die Todesser? Wissen sie die Namen?“ Denn es gibt nur eine Variante, wie das Ganze noch schlimmer, noch alptraumartiger werden lassen könnte. Und er kann es nicht einmal aussprechen, er kann es nicht einmal denken, so feige drückt er sich vor der Antwort. James richtet sich auf. Jegliche Überraschung fehlt in seinem Blick. Er muss nicht einmal fragen, was Sirius meint. „Nein. Nein, sie wissen es nicht.“ Und endlich, endlich versteht Sirius seinen weichen, mitfühlenden Blick, die sanfte Hand auf seiner Schulter, den Widerwillen mit dem James ihn geweckt hat, und er begreift, dass er es ist, der gerade getröstet wird und nicht umgekehrt. Und das, obwohl James derjenige ist, der jemanden verloren hat, viel mehr als Sirius. Sirius kann niemanden mehr verlieren. Er hat sie bereits alle verloren. Er zerrt die Decke weg und steht auf, bringt körperlichen Abstand zwischen sich und James‘ warmen Arme. Er will keinen Trost und er braucht keinen Trost. Er ist ein Black, verdammt nochmal. Er verdient keinen Trost. Nicht wenn… „Ich hoffe, dass sie ihn kriegen“, sagt er bitter. „Ich hoffe, sie kriegen ihn und schicken ihn nach Azkaban.“ „Wir wissen nicht, ob Regulus involviert war“, sagt James behutsam und spricht seinen Namen aus, einfach so, als sei es gar keine große Sache. Als ginge es nicht wie ein Schwert durch Sirius Brust. „Ich hoffe, sie kriegen ihn“, zischt er. „Tatze… Ich glaube nicht, dass er es war. Er ist achtzehn und…“ „Kaffee.“ Sirius schiebt sich die langen Haare aus dem Gesicht und bindet sie zu einem nachlässigen Zopf zusammen. „Ich brauche Kaffee.“ Und dann sprechen sie nicht mehr darüber. Es gibt auch nichts mehr dazu zu sagen. Gar nichts. Sein Bruder ist ein Monster. Und heute Abend wird er dafür sorgen, dass der gesamte Orden es erfährt. - Sein Bruder ist elf. Der Bahnsteig ist vollgestopft mit Kindern in Umhängen, mit Katzen und Eulen, mit Eltern, die sich panisch vergewissern, dass alles eingepackt wurde. James ist eine leuchtende, rotgoldene Präsenz an seiner Seite, Mr. Potter („Nenn mich Fleamont“) steckt ihnen belegte Brote zu und Mrs. Potter (Euphemia) gibt ihnen Tipps für den Zaubertränke, was offenbar ihr Lieblingsfach gewesen ist. „…unterschätzt wie viel Kreativität darin steckt…“ „… Hilfe bei den Hausaufgaben braucht…“ „… jederzeit eine Eule schicken…“ Sirius lauscht mit einem Ohr, zu gleichen Teilen beeindruckt, neidisch und ein wenig eingeschüchtert davon, was für liebevolle, fürsorgliche Eltern James hat, während er mit begierigen Blicken den Bahnsteig absucht. „Suchst du jemanden?“ fragt Mr. Potter und reckt ebenfalls den Hals. Sirius schüttelt hastig den Kopf, aber im gleichen Moment sagt James: „Stimmt ja! Dein kleiner Bruder wird doch dieses Jahr auch eingeschult, oder?“ „Wirklich? Wir hätten ihn mitnehmen können“, sagt Mrs Potter. Sie haben Sirius abgeholt vom Grimmauldplatz, weil seine Mutter die Demütigung nicht ertragen konnte mit ihrem Ältesten in Gryffindorfarben gesehen zu werden. Das hat Sirius aber nicht gesagt. Weil seine Eltern ‚zu beschäftigt sind‘. Er ist zwölf und das ist das letzte Mal, dass er für sie lügen wird. „Nein“, Sirius schüttelt zögernd den Kopf. „Er war die letzten beiden Ferienwochen bei meinem Onkel. Er wird direkt von da kommen.“ James‘ Mutter wirkt sofort beruhigt, denn sie hat keinen Grund es nicht zu sein. Wieso sollte sie auch. Sie kennt ja seine Familie nicht. Sie kennt seinen Onkel nicht. „Hey“, sagt James und stößt ihm einen Ellbogen in die Rippen. „Hey, ist das nicht…?“ Sirius wendet den Kopf und folgt seinem Blick. Er sieht Narzissa zuerst. Jeder sieht Narzissa zuerst. Sie ist siebzehn, geht für zwanzig durch, und sie ist mit Abstand das schönste Mädchen auf dem ganzen Bahnhof. Groß und schlank, mit perfekt frisierten silberblonden Haaren, einer engen Bluse und einem knielanden Rock sieht sie aus wie aus einer Modezeitschrift entstiegen. Sie trägt die Slytherinfarben mit Stolz, überall kleine Akzente aus Grün und Silber, die sie bleicher und noch ätherischer wirken lassen. An ihrer rechten Hand läuft Regulus. Sein Bruder ist elf und er sieht aus als wäre er acht. Er ist winzig klein, zierlich und schwarzhaarig, und doch sehen er und seine Cousine sich ähnlich. Sie haben das gleiche herzförmige Gesicht, das gleiche spitze Kinn und die schmale, gerade Nase. Seine Augen sind riesengroß, Sirius kann sehen wie er alles in sich aufsaugt, die Massen an Schülern, die Tiere, die Farben, die gesamte von Magie und Aufregung getränkte Atmosphäre. Mit schmerzhafter Wucht erinnert Sirius sich daran, wie überwältigend das alles ist, wenn man es zum ersten Mal erlebt. Ab und zu wird Regulus langsamer, wenn seine Aufmerksamkeit fasziniert auf etwas hängenbleibt, aber Narzissa schreitet unbeirrbar geradeaus, und er hat keine Wahl als mit ihr Schritt zu halten. Entschlossen läuft sie auf die Gruppe an Slytherin-Siebtklässlern zu, die sich vor einem Abteil versammelt haben. Die Gryffindors, die ihr im Weg sind, straft sie mit Verachtung. Sirius sieht seinen kleinen Bruder, und er sieht Narzissas besitzergreifenden Griff um seine Hand, ihre weißen Fingerknöchel, und es zieht in seiner Brust. Er möchte die Hand ausstrecken und nach ihm rufen, aber er schweigt und starrt ihn an, und auf seinem Rücken brennen die fragenden Blicke von James und seinen Eltern. Regulus‘ suchender Blick schweift durch die Menge, und dann landet er auf ihm. Seine Augen werden groß und sehnsüchtig. „Siri!“ Sirius zuckt zusammen. Aber er rührt sich nicht. Regulus macht Anstalten loszulaufen, aber Narzissa hält ihn fest. Nachdrücklich zieht sie ihn zurück an ihre Seite. Sie neigt den Kopf zu ihm hinab, und so leise, dass Sirius sie nicht verstehen kann, sagt sie etwas. Regulus schweigt und lauscht, der Kopf gesenkt, die schwarzen Haare fallen ihm tief in die Augen. Narzissa streift sie ihm sanft hinter die Ohren und berührt mit den Fingerspitzen sein Kinn. Er nickt, eine halbe, erschöpfte Kopfbewegung. Sie gehen weiter. Ohne noch einmal aufzublicken, folgt er ihr, als sie weiterläuft und sie gehen an Sirius vorbei, als sei er Luft. Narzissas Kinn ist stolz erhoben, Regulus Kopf ist gesenkt, aber sie ignorieren ihn beide. Sie werden im gleichen Zug sitzen. Aber sie fahren in verschiedene Richtungen und sie werden nie am gleichen Ziel ankommen. Sein Bruder ist elf und Sirius läuft ihm nicht hinterher, er ruft seinen Namen nicht, er schweigt und er wendet sich ab. „Hey“, sagt er. „Da ist Remus.“ Die Würfel sind bereits gefallen. Und niemand ist überrascht, als Stunden später der sprechende Hut ausruft ‚Slytherin‘, sobald er Regulus nachtschwarze Locken berührt. „… Neues, Sirius?“ Er hebt den Kopf, abrupt zurückkatapultiert in die Wirklichkeit. Ordenstreffen. Sämtliche Blicke ruhen auf ihm. Remus, der ihn angesprochen hat, hebt fragend die Augenbrauen. Sirius‘ Hände spielen mit einem Schnatz (Andenken aus der Schulzeit), den er zwischen den Fingern hin und herlaufen lässt, eine Bewegung, die inzwischen so automatisiert ist, dass er darüber nicht mehr nachdenken muss. „Äh, wie war die Frage?“ Sein Tonfall ist gelangweilt und auch das kostet ihn keine Mühe. Herablassende Langeweile ist die Grundeinstellung, die alle Blacks mit der Muttermilch aufsaugen. Weil das immer besser ist als überfordert oder ratlos zu wirken. Ratlosigkeit ist für den Pöbel. „Berichte, Black!“ bellt Moody. „Gibt es Berichte?“ „Wir haben ein Todesser-Treffen beobachtet“, springt James ihm bei. „Mindestens zwölf Stück.“ Sie sitzen nebeneinander, Schulter an Schulter, nur James hat den Stuhl verkehrt unter sich, so dass er die muskulösen Arme auf der Lehne abstützen kann. Sirius verdrängt den unangemessenen Gedanken, dass das ausdauernde Quidditch-Training sich gelohnt hat. „Moodys Vermutung, dass die zerfallene Villa am Wald ein Treffpunkt ist, hat sich bestätigt“, fährt er fort. „Unserer Meinung nach wäre es lohnenswert zu gucken, ob man die Schutzzauber umgehen und zukünftige Treffen belauschen könnte.“ Moody nickt nachdenklich und verschränkt die Arme. „Konntet ihr jemanden identifizieren?“ Neben ihm schreibt eine freischwebende Feder eifrig alles mit. „Na ja…“ James‘ Blick flackert hinüber zu Sirius. Sirius hört auf mit dem Schnatz zu spielen und er setzt sich aufrechter hin. Sag es, denkt er. Sag es. Es ist ganz leicht. Regulus Arcturus Black. Mein Bruder ist ein Todesser. Zwei Sätze. Ein Name. Ein Urteil. Todesser. Ein Wort, acht Buchstaben. Es ist ganz leicht. Sein Bruder ist ein Monster. In Gedanken hat er die Worte schon ein Dutzend Mal geformt, wieder und wieder und wieder. Aber es ist, als ob sein Mund ihm die Kooperation verweigert, als ob seine Lippen vergessen hätten, wie man Worte formt. Wieso ist er ihm nicht nachgerannt? Der Gedanke kommt aus dem Nichts, genauso wie die Erinnerung aus dem Nichts kam, aber plötzlich kann er an nichts anderes mehr denken. Wieso? Wieso. Wieso hat er seinen Namen nicht gerufen? Wieso hat er ihn nicht von Narzissa weggezerrt, Reggies schmale, kleine Hand aus ihrem festen Griff befreit, und ihn mit in ihr Abteil genommen. Mit zu James und Remus und Peter. Wieso? Reggie. Ein Wort. Sechs Buchstaben. Wieso hat er es nicht gesagt? Hätte es irgendetwas geändert? Nach all den Jahren denkt er zum ersten Mal, dass es vielleicht alles, alles geändert hätte. Sag es, denkt er erneut. Seine Hände schwitzen. Er bekommt das Bild nicht aus seinem Kopf, das hinter seinen Schläfen pulsiert. Sein Bruder ist elf und winzig klein, seine Augen riesengroß und staunend aufgerissen... ‚Siri…‘ „Es war dunkel“, bringt er hervor und er würgt an jedem Wort. „Wir sind uns nicht ganz sicher, aber da... da war…“ „…Rosier“, sagt James. „Ehrlich, ihr könnt das Fragezeichen neben seinem Namen wegstreichen. Ich bin ziemlich sicher, dass das seine hässliche Visage war. Man, wenn man ihn kennt, erklärt das, wieso die alle Masken tragen.“ Vereinzeltes Gelächter brandete auf. Die Prewetts johlen zustimmend. Marlene kichert. Lily verdreht die Augen, aber sogar ihr Gesichtsausdruck ist beinah liebevoll. Dumbledore lacht nicht, sein Blick ruht auf Sirius, ernst und nachdenklich, und wie üblich gibt sein Gesicht nicht das geringste preis. Sirius wird heiß und kalt. „Ruhe“, schnauzt Moody, aber auch er sieht belustig aus. „Sonst noch jemanden, den ihr identifizieren konntet?“ Sirius öffnet den Mund, sein Herz schlägt ihm bis zum Hals. „Nein“, sagt James und klaut ihm mit einer routinierten Handbewegung den Schnatz aus den tauben Fingern. „Nur Rosier.“ Er wirft ihn hoch und fängt ihn, ohne hinzusehen mit der anderen Hand. Moody nickt und wendet sich dem nächsten Tagesordnungspunkt zu. Und der Moment ist vorbei. Verstrichen. Kaum ein Wimpernschlag. Sirius sinkt in seinem Stuhl zurück und streckt die Beine auf den leerstehenden Stuhl auf seiner anderen Seite aus. Bittersüße Erleichterung macht sich in seiner Magengegend breit und er hasst sich selbst dafür. Ein Wort. Sechs Buchstaben. Bruder. Als gleich darauf heftig diskutiert wird (Sollen die Ordensmitglieder ihre Identität auch durch Masken schützen? Ja? Nein? Eh zu spät?) und alle abgelenkt sind, neigt er den Kopf zu James. „Wieso...?“ bringt er hervor. James zuckt mit den Schultern und wirft ihm den Schnatz zu. Sirius fängt ihn reflexartig auf. Das goldene Metall ist noch warm von James‘ Fingern. „Weil du nicht weißt, was gut für dich ist.“ „Und du weißt es?“ fragt er skeptisch. Sie sitzen so dicht beieinander, dass James mühelos den Kopf auf seine Schulter lehnen kann, was er in diesem Moment auch tut. „Weil es dir das Herz gebrochen hätte, Tatze“, sagt er leise. Sirius sagt nichts, denn was in Merlins Namen soll man bitte dazu sagen? In seiner Brust entfaltet sich ein heißes, schmerzhaft bittersüßes Gefühl, und er knufft James wortlos in die Seite, weil Worte nicht ausreichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)