Ganz tief drin von Maginisha ================================================================================ Kapitel 8: Wiedersehen macht Freu(n)de -------------------------------------- Wir saßen gerade beim Abendessen, als draußen im Flur die Tür aufging. Da waren eine Stimme und Schritte. Im nächsten Moment trat Herr Steiner in die Küche. An seiner Seite Leif. „Hallo ihr alle! Schon beim Essen, wie ich sehe. Da kann sich Leif ja gleich zu euch setzen. Ihr habt doch für ihn mitgedeckt?“ „Ja, natürlich“, erwiderte Maik, der Erzieher, der seit gestern Tobias’ Schicht übernommen hatte. Er war ein großer, blonder Kerl mit einem Mondgesicht und kräftiger Statur. Als er aufstand und zur Tür ging, konnte ich Leif hinter seinem Rücken kaum erkennen. Die beiden wechselten ein paar Worte. Ich sah, wie Leif den Kopf schüttelte, aber Maik nahm ihn am Arm, dankte Herrn Steiner noch einmal, und führte Leif dann in unsere Abendbrotrunde. Erst jetzt konnte ich sehen, wie blass der war. Dunkle Ringe unter seinen Augen verrieten mir, dass er die letzten zwei Nächte nicht viel geschlafen hatte.   Leif setzte sich auf seinen üblichen Platz an meiner Seite. Mich würdigte er dabei keines Blickes. Nicht einmal die Jacke hatte er ausgezogen. Dunkelblauer Sweatshirtstoff. Ein bisschen zu groß wie eigentlich alle seine Sachen. Manchmal fragte ich mich, ob er wohl irgendwann mal hineingepasst hatte.   Ich schluckte die Begrüßung hinunter, die ich schon auf der Zunge gehabt hatte. Tat so, als wäre nichts Besonderes passiert. Als ich jedoch nach dem Brotkorb griff, hielt ich ihn Leif hin. „Willst du auch?“   Er schüttelte den Kopf, aber als Maik sagte, dass er auch etwas essen müsste, griff er gehorsam nach einer Brotscheibe. Als sie auf seinem Teller lag, musterte er sie, als wäre sie sein persönlicher Feind. Die Haut über seinen Fingerknöcheln schimmerte weiß, als er die Hand fest um das Messer schloss und die Scheibe schließlich hauchdünn mit Butter bestrich. Danach teilte er sie in der Mitte durch und dann noch einmal, sodass er vier etwa gleich große Stücke hatte. Mit einem tiefen Einatmen, nahm er eines in die Hand. Er führte es zum Mund, seine Lippen teilten sich und …   „Hast du was?“   Leif starrte mich böse an und ließ das Stück Brot wieder sinken. Mein Mundwinkel zuckte. „Ich … ich hab dir Pizza aufgehoben. Die, die du Freitag belegt hast. Ich dachte, du möchtest vielleicht … wenn das erlaubt ist.“   Ich blickte zu Maik hinüber, der zuerst mich und dann Leif ansah. Seine Augenbrauen hoben sich. „Na, an mir soll es nicht scheitern. Wenn du willst, kannst du sie noch essen.“   Leif schluckte. Ich konnte den Knoten in seinem Hals förmlich selber fühlen. „Nein, danke. Ich … ich bleibe beim Brot.“ Er senkte den Blick wieder auf seinen Teller und ich hatte verstanden. Enttäuscht wandte ich mich wieder meinem eigenen Abendbrot zu, doch zum ersten Mal konnte ich Leif verstehen. Mir war gerade der Appetit vergangen.     Nach dem Essen verzog ich mich in mein Zimmer. Ich hätte mich natürlich ins Wohnzimmer setzen können, wo die anderen sicher gleich zum abendlichen Fernsehen eintrudeln würden, aber mir war nicht nach Gesellschaft. So gar nicht.   Ich schmiss mich also auf mein Bett und lauschte den Geräuschen, die durch das gekippte Fenster hereindrangen. Autos, die irgendwo jenseits der Mauer vorbeifuhren, und Vögel, die im Garten sangen. Nichts Spannendes. Tobias hatte mir versprochen, mir ein kleines Radio zu besorgen, mit dem ich wenigstens ab und an Musik hören konnte. Zimmerlautstärke versteht sich. Kopfhörer waren verboten.   Während ich noch darüber nachdachte, warum das so war, vernahm ich draußen auf dem Flur Schritte. Sie kamen den Gang entlang, direkt auf meine Tür zu. Kurz davor drehten sie jedoch ab und gingen in Richtung der beiden anderen Räume weiter. Eine Tür wurde geöffnet und ich hörte genau, dass es nicht Svens war. Als sie sich kurz darauf schloss, drehte ich mich auf den Bauch und machte die Augen fest zu. Der dämliche Sack konnte mir gestohlen bleiben.     Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich einfach liegengeblieben und irgendwann eingeschlafen. Leider kannte Henning diesbezüglich keinerlei Hemmungen. Um halb zehn kam er in mein Zimmer. „Du bist ja noch angezogen. Los, hopp! Umziehen. Zähne putzen.“ „Wozu?“, grummelte ich in mein Kissen. Henning lachte. „Das erkläre ich dir nicht noch einmal. Na los, Manuel, mach hinne. In zehn Minuten ist Licht aus.“   Ich fügte mich in mein Schicksal. Es war ohnehin sinnlos, sich mit dem Bären herumzustreiten. Er saß eindeutig am längeren Hebel und ich hatte keine Lust, mir irgendwelchen Ärger einzuhandeln. Der würde Montagmorgen schon ganz allein zu mir kommen in Form von Frau Schmidt und ihrem dummen Dreisatz. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich angenommen, dass sie sich diesen Scheiß extra ausgedacht hatte, um mich zu ärgern.   Ich schrubbte meine Zähne und wollte gerade ausspucken, als auf einmal die Badtür aufging. In meinem Ärger hatte ich wohl vergessen abzuschließen. Ich wollte eben rummotzen, dass derjenige, der da in der Tür stand, doch sah, dass hier besetzt war, als mich ein Blick aus dunkel umrandeten Augen im Spiegel traf. Es war Leif. „Entschuldige“, sagte er leise. Mehr nicht. Danach drehte er sich um und verschwand wieder in seinem Zimmer. Ich stand da, die Zahnbürste im Mund, und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Wofür hatte er sich denn jetzt entschuldigt? Dafür, dass er einfach reingeplatzt war? Oder für was anderes?   Scheiße!   Ich beeilte mich, um endlich fertigzuwerden, doch nachdem Henning mir eine gute Nacht gewünscht und das Licht gelöscht hatte, lag ich hellwach in meinem Bett und starrte die Decke an. Von Müdigkeit keine Spur mehr. Stattdessen hatte ich diesen dämlichen Blödmann im Kopf. Als wenn ich mir an diesem Wochenende nicht schon genug Gedanken um ihn gemacht hätte. Nicht, dass ich nun dauernd an ihn gedacht hatte. Aber jedes Mal, wenn sein Stuhl beim Essen leer geblieben war, war es irgendwie eigenartig gewesen. Nicht einmal Tobias war da gewesen. Ich verstand ja, dass der auch mal frei haben musste, aber diese Tage waren immer etwas ätzender als die anderen.   Noch einmal drehte ich mich vom Bauch auf den Rücken und wieder zurück. Schlafen konnte ich jedoch nicht. Stattdessen hatte ich das Bedürfnis, meine Zimmertür aufzureißen, zu Leif rüberzustürmen und ihn zu fragen, wofür seine beschissene Entschuldigung gewesen war. Aber natürlich tat ich das nicht. Stattdessen biss ich die Zähne zusammen und wartete darauf, dass ich endlich einschlief. Irgendwann, nach einer kleinen Unendlichkeit, hörte ich vor meiner Tür ein leises Geräusch. Erst dachte ich, dass ich mich getäuscht hatte, aber dann klopfte es noch einmal. Da draußen stand jemand. Mit einem Sprung war ich aus dem Bett. Mit der Hand an der Türklinke atmete ich erst einmal tief durch. Leif sollte nicht denken, dass ich auf ihn gewartet hatte. Hatte ich schließlich auch nicht. Ich hatte mir nur ausgemalt, ihm eine reinzuhauen. Das war etwas anderes.   Betimt langsam öffnete ich die Tür einen Spalt breit. „Was willst du?“, knurrte ich so unfreundlich ich es fertigbrachte. „Kann ich reinkommen?“, flüsterte er zurück. Ängstlich sah er sich um, ob Henning irgendwo hinter einer Ecke lauerte. Ich hatte nicht übel Lust, ihn auflaufen zu lassen, aber so wie ich ihn kannte, hätte er sicher irgendeine Ausrede parat gehabt. Am Ende bekam ich noch mit Ärger. Darauf hatte ich ja mal so gar keinen Bock. „Okay“, sagte ich und drehte mich um, um zum Bett zurückzugehen. Dort abgekommen blieb ich stehen und hörte zu, wie er leise die Tür schloss. Danach tappten seine nackten Füße auf mich zu. Im nächsten Moment stand er hinter mir. So nah, dass ich mir einbildete, seine Körperwärme fühlen zu können. „Und? Was willst du nun?“, fragte ich noch einmal ein bisschen lauter.   „Ich … ich hab gedacht, du möchtest vielleicht dein Geschenk haben.“   Diese Eröffnung überraschte mich. Er war hergekommen, um mir einen zu blasen? Sein Ernst? Mit einem Schnauben drehte ich mich um. Im nächsten Moment hatte ich eine Hand zwischen meinen Beinen. „Es tut mir leid, dass ich das Freitag nicht mehr erledigen konnte“, sagte er, während er mich durch den Stoff meiner Schlafhose hindurch massierte. Es fühlte sich gut an, aber das, was er gesagt hatte, nicht. Ich griff nach seinem Handgelenk und hielt es fest.   „Erledigen? Ist es das, was das hier für dich ist? Eine Erledigung?“   Mein Ton war absolut ätzend. Ich hörte es selbst, aber ich fand, dass ich auch alles Recht dazu hatte. Immerhin war es Leif gewesen, der das hier vorgeschlagen hatte, auch wenn ich sein Angebot nur zu gerne angenommen hatte. „So hab ich das nicht gemeint“, versuchte er einzulenken, aber ich hatte genug. Genug von ihm. Genug von dem hier. „Danke, aber ich verzichte“, sagte ich mit der kältesten und abweisendsten Stimme, die ich aufbringen konnte. „Du brauchst hier nichts mehr zu erledigen.“   Ich hörte ihn schlucken. „Ich verstehe“, sagte er kaum hörbar. Im schwachen Licht sah ich, wie er den Kopf hängen ließ. Bei dem Anblick zog sich in meiner Brust irgendwas zusammen. Gerade war ich doch noch so wütend gewesen und jetzt? Jetzt war da auf einmal ein riesiger, schwarzer Stein in meinem Magen, der mich nach unten zog.   Leif wollte sich abwenden, aber ich war schneller. Mit der gleichen Hand, mit der ich ihn eben noch weggestoßen hatte, griff ich nach ihm und hielt ihn fest. „Warte. Wenn … wenn du jetzt gehst, erwischt dich Henning noch. Das fällt doch auf, wenn hier dauernd das Licht angeht.“   Leif stand da, den Kopf weiter gesenkt, und sah mich nicht an. „Und was schlägst du vor, soll ich stattdessen machen? Mich in die Ecke stellen und schämen?“   Der Satz hätte sarkastisch sein können. Voller beißendem Spott, der mir vor Augen führte, wie lächerlich meine Reaktion war. Aber er war es nicht. Er klang irgendwie … resigniert. „Nein“, erwiderte ich und wusste selbst nicht so recht, was wir jetzt machen sollten. Normalerweise kam Leif immer nur zu einem Zweck hier rüber. Da das nicht stattfinden würde, fehlte mir irgendwie die Idee, was wir stattdessen machen konnten. „Wir … wir könnten uns setzen“, schlug ich vor und hätte mir am liebsten selbst mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. Ich klang wie ein Vollidiot.   „Gern“, erwiderte Leif jedoch und setzte sich doch tatsächlich auf das äußerste Ende meines Bettes. Ich stöhnte genervt auf. „Man, nun hab dich nicht so. Ich war sauer, okay? Weil du mir heute so die kalte Schulter gezeigt hast. Und den dummen Spruch gebracht hast. Nur deswegen.“ „Okay“, sagte Leif wieder und rückte ein winziges Stück näher. „Tut mir leid, dass ich … dass ich die Pizza nicht gegessen habe. Ich … ich konnte nicht. Okay?“   „Mhm“, machte ich und zog die Füße aufs Bett. Ich wusste, was er mir damit sagen wollte, aber ich verstand es nicht. Pizza ging doch eigentlich immer.   Ich lächelte halb, als mir etwas einfiel. „Das nächste Mal kann ich es ja mal mit Bratkartoffeln probieren.“   Ich konnte es im Dunkeln nicht erkennen, aber ich bildete mir ein, dass er lächelte. Wenigstens ein bisschen. Ob ich ihn nach seinen Eltern fragen sollte? „Anstrengendes Wochenende gehabt?“   Das war immerhin ein Anfang. Einer, auf den er eingehen konnte oder nicht. Ich hörte ihn seufzen. „Ja, ziemlich. Meine Eltern sind …“ „Arschlöcher?“   Jetzt lachte er leicht. „Ja, so könnte man das sagen.“   Ich schwieg einen Augenblick und überlegte. Eigentlich hatte ich wenig Bock darauf, ihn weiter auszufragen. Er vermutlich auch nicht. Außerdem war mir nicht nach Reden. Mir war eher nach was anderem.   „Komm her“, sagte ich ein bisschen versöhnlicher und zog schon wieder an seinem Arm. Er folgte meiner Aufforderung und rückte an mich heran. Nun saßen wir nebeneinander auf dem Bett. Immer noch total bescheuert. „Los, leg dich hin“, befahl ich und wieder gehorchte Leif. Er krabbelte hinter mich aufs Bett und legte sich an die Wand mit dem Gesicht zu mir. „Umdrehen“, knurrte ich und wieder tat er, was ich verlangt hatte. Als er dann so da lag, legte ich mich zu ihm, robbte noch ein Stück an ihn heran und schmiegte mich dann ganz vorsichtig an seinen Rücken. Ich fühlte, wie er zunächst zögerte, sich jedoch dann ein Stückchen zurücksinken ließ. Kurzentschlossen parkte ich meinen Arm auf seiner Hüfte und wollte meine Hand gerade auf seinen Bauch senken, als mir einfiel, dass er das manchmal nicht mochte. „Darf ich?“, fragte ich deswegen vorsichtig. Er nickte leicht und ich senkte meine Handfläche auf den Stoff des T-Shirts, das er zur Nacht trug. Dann zog ich ihn noch einmal näher, bis wirklich keinerlei Abstand mehr zwischen uns war. „Besser“, murmelte ich und bettete meine Kopf neben ihm auf dem Kissen. Ich wusste, wie es sich anfühlte, so gehalten zu werden. Bambi hatte das manchmal gemacht. Es war … ungewohnt gewesen. Jemand in meinem Rücken zu haben, der nicht die Absicht hatte, früher oder später ein Messer dort hineinzurammen. Ob es sich für Leif auch so anfühlte, wenn ich das jetzt tat?   Meine Nase stieß an seinen Hals und ohne darüber nachzudenken, fuhr ich damit sachte über die kurz geschorenen Haare in seinem Nacken. Es kitzelte ein bisschen und ich wiederholte es. Und dann, dann streiften meine Lippen auf einmal seine Haut. An einer Stelle, an der sie es noch nie getan hatten. Einfach, weil sich mein Mund noch nie oberhalb seiner Gürtellinie befunden hatte.   Ich spürte, wie er unter mir kurz erschauerte. Noch einmal platzierte ich einen winzigen Kuss auf seinem Nackenwirbel, bevor ich den nächsten ein Stück weiter in Richtung Schulter setzte. Und dann noch einen, sodass ich irgendwann mein Gesicht in seine Halsbeuge drücken konnte, die er mir mehr als willig darbot. Ich hörte, wie Leif leise seufzte. Ein Geräusch, das mir direkt zwischen die Beine fuhr. Trotzdem beschränkte ich mich darauf, den schmalen Streifen Haut zu küssen, der oben aus seinem T-Shirt herausragte. „Es war doof ohne dich“, murmelte ich und kam mir dabei selten bescheuert vor. Leif gab ein kleines, amüsiertes Schnaufen von sich. „Hast du mich etwa vermisst?“, fragte er. Ich antwortete nicht darauf. Was sollte ich auch sagen? Natürlich hatte ich ihn nicht vermisst. Mir war nur langweilig gewesen und die anderen noch ein bisschen blöder als sonst. Zumal, wenn man niemanden hatte, mit dem man über sie lästern konnte. Und ohne Tobias.   „Nee“, knurrte ich schließlich und ruckelte mich ein bisschen auf dem Bett zurecht, damit meine beginnende Latte nicht allzu sehr gegen seinen Hintern presste. „Mir war nur langweilig.“ Die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. „Okay“, sagte Leif schon wieder. Der konnte einen aber auch echt zur Weißglut bringen. „Kannst du nicht mal was anderes sagen?“, murrte ich und erntete ein Lachen. Im nächsten Augenblick drehte er sich in meinem Arm, sodass wir uns Nase an Nase gegenüberlagen.   „Was möchtest du denn, dass ich sage?“, fragte er mit einem leichten Grinsen in der Stimme. „Gar nichts“, brummte ich. „Am besten hältst du einfach die Klappe.“   Auch dieses Mal tat er, was ich ihm gesagt hatte. Allerdings starrte er mich jetzt die ganze Zeit an. Was ziemlich dämlich war, wenn man es genau nahm. „Drehst du dich wieder um?“, fragte ich deswegen, als es mir zu dumm wurde. „Okay“, kam von ihm, aber ich kommentierte es nicht noch einmal. Ich rückte nur wieder an ihn heran und vergrub meine Nase in seinem Haaransatz. Er roch anders als sonst. Wahrscheinlich hatte er zu Hause ein anderes Shampoo benutzt. „Du musst morgen duschen“, murrte ich. Er versteifte sich, wollte von mir weg, aber ich hielt ihn fest und drückte mich noch näher an ihn. „Nur weil du anders riechst. Gar nicht wie du“, erklärte ich und fuhr wieder mit der Nase seinen Hals entlang. Dass ich ihn dabei schon fast automatisch wieder küsste, fiel mir gar nicht auf. Nicht, bis er sich plötzlich erneut umdrehte. Dieses Mal sagte er nichts. Er legte lediglich die Hand in meinen Nacken, zog meinen Kopf zu sich heran und drückte seine Lippen auf meine.   Ich war wie erstarrt. Nicht, dass ich nicht schon mit Jungs rumgeknutscht hatte. Natürlich hatte ich das. Aber nie mit Leif. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen und mein Mund wurde trocken. Ich schluckte. „Was ist?“, flüsterte er, als ich nicht reagierte. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht.   „Nichts“, versicherte ich schnell. „Absolut gar nichts.“   Und dann küsste ich ihn. Ich küsste ihn, als hätte ich nie was anderes gemacht. Mit Zähnen und Zunge und allem, was dazu gehörte. Sein Mund war weich, seine Lippen ein bisschen rau, aber das störte mich nicht. Ich mochte es. Ich mochte, wie sich unsere Zungen immer wieder berührten. Wie unsere Lippen hungrig nach dem anderen schnappten. Wie sie sich neckten und liebkosten, nur um im nächsten Moment wie wild übereinander herzufallen. Wie sehr mich das anmachte, merkte ich erst, als Leif ein Knie zwischen meine Beine schob und mit ein wenig Nachdruck gegen meinen harten Schwanz presste. Er unterbrach den Kuss mit einem Grinsen. „Doch noch dein Geschenk?“, fragte er, aber ich schüttelte den Kopf. „Fass mich einfach nur an“, verlangte ich und merkte, wie er gleich darauf seine Hand in meine Hose schob. Seine Finger schmiegten sich gegen meine erhitzte Haut. Es tat so gut, sie zu spüren. „Mehr“, murmelte ich in den Kuss und Leif tat mir den Gefallen. Er holte mir nach allen Regeln der Kunst einen runter, während wir uns die ganze Zeit weiter küssten. Bis auf den letzten Schluss, als ich mit einem Keuchen in seinen Armen kam. Als sich seine Lippen danach gegen meine Stirn legten, hob ich das Kinn und verlangte so einen erneuten Kuss. Einen, der dieses Mal sehr viel zärtlicher ausfiel. Ich hörte Leif schlucken. Er zog die Hand aus meiner Hose und wischte die restliche Wichse noch daran ab. Wieder mal ein Fall für die Wäsche. Wenigstens nicht gleich das ganze Bett. „Ich … ich sollte vielleicht langsam mal wieder gehen“, sagte er und seine Stimme klang rau dabei.   Ich grinste schläfrig. „Und was ist hiermit?“, wollte ich wissen und strich über die Beule in seiner Hose. Er atmete tief ein.   „Dafür ist es schon ein bisschen spät, meinst du nicht? Morgen ist Schule.“   Wollte er jetzt wirklich einen auf Musterknabe machen? Nicht mit mir. „Dann komm her“, kommandierte ich und zog ihn in meinen Arm. Sein Körper drückte sich gegen meinen. Alles an ihm war fest und sehnig. Ich konnte es unter meinen Händen spüren, die langsam über seinen Rücken strichen. Nur sein Mund. Der war so unendlich weich. Ich wollte ihn nochmal küssen, aber ich merkte, wie die Müdigkeit, die ich vorhin so herbei gesehnt hatte, mit großen Sprüngen näherkam. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich einfach einpennen.   „Vielleicht solltest du doch gehen“, murmelte ich leise in seine Haare. Sie rochen immer noch komisch. „Ich bin gleich weg.“   „Okay.“   Er wand sich aus meinem Arm und hauchte mir einen letzten Kuss auf die Lippen. „Schlaf gut“, sagte er, bevor er endgültig aus dem Bett kletterte. „Du auch“, erwiderte ich schon halb benebelt. Ich bekam noch mit, wie er sich leise aus dem Zimmer schlich und die Tür hinter sich zuzog. Als er weg war, nahm, ich mir mein Kissen, das nach diesem falschen Leif-Shampoo roch, knuffte es mir zurecht, und schlief dann mit dem Ding im Arm binnen weniger Sekunden ein. Sex war eben immer noch das beste Mittel gegen Schlaflosigkeit. Dagegen kam man einfach nicht an.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)