Ganz tief drin von Maginisha ================================================================================ Kapitel 5: Runde Zwei --------------------- Ich bemühte mich. Den Rest des Tages bemühte ich mich wirklich, dem Unterricht zu folgen. Trotzdem erwischte ich mich immer wieder dabei, wie meine Gedanken abdrifteten. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, spielte mit meinen Stiften, malte in mein neues Heft und zappelte auf meinem Stuhl herum, sodass Frau Schmidt mich schließlich ermahnte, nicht so viel Unruhe hineinzubringen. „Kann ich nicht zwischendurch mal raus?“, fragte ich, aber sie verneinte. „Zwischen den Unterrichtsstunden bleibt ihr hier drinnen. Es geht leider nicht anders.“ Natürlich. Der Bereich um das Schulhaus war nicht eingezäunt. Wir hätten abhauen können, uns schlagen oder sonst was. Wobei es zwischen zwei Jungs während der dritten Stunde trotzdem Stress gab. Ich kannte sie nicht; sie mussten wohl zu der anderen Wohngruppe gehören. Während Frau Schmidt zwischen den beiden schlichtete, drehte sich Jason zu mir um. Er grinste. „Hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen.“ „Wüsste nicht, was dich das angeht“, fauchte ich ihn an und wünschte mir, dass er sich einfach wieder um seinen eigenen Kram kümmern würde. Tat er aber nicht. „Ach, war doch nur ein Spaß“, meinte er und grinste immer noch. „Die anderen werden da bestimmt ein paar dumme Sprüche drüber machen, aber ich find’s cool, dass ich hier jetzt nicht mehr alleine bin.“ Er wollte wohl noch mehr sagen, aber Frau Schmidt ermahnte ihn, sich wieder dem Unterricht zuzuwenden. Danach fing sie an, irgendwas über Regenwälder zu erzählen. Ich versuchte zuzuhören, aber eigentlich wartete ich nur darauf, dass die Zeiger der Uhr endlich halb eins erreichten. „Hey, da ist ja unser Wunderkind. Bist wohl bei den Kleinen gelandet.“ Svens Stimme troff vor Hohn und Spott. Meine Hand ballte sich ganz von selbst zur Faust, aber ich gab dem Drang, sie in seinem Gesicht zu parken, nicht nach. Er war es nicht wert. „Hatte eben Besseres zu tun, als zu pauken“, gab ich möglichst locker zurück. „Ach ja?“, fragte er nach. „Und was?“ Ich wollte ihm gerade eine Antwort entgegenschleudern, die sich gewaschen hatte, als Nico mir zuvorkam. „Lass gut sein. Ich hab keinen Bock auf Stress.“ Sven sah so aus, als wolle er noch etwas sagen, doch dann ließ er sich von Nico mitziehen. Ich folgte den beiden in einigem Abstand, bis ich merkte, dass jemand hinter mir ging. Als ich mich umdrehte, stand ich vor Leif. Er sah mich an. Ich versuchte, irgendeine Reaktion auf seinem Gesicht zu erkennen, aber da war nichts. Schließlich nickte er mit dem Kopf in Richtung Ausgang. „Wir sollten nicht trödeln. Tobias wartet sicher schon auf uns.“ Tobias. Seine Erwähnung gab den Ausschlag, damit ich mich Leif anschloss und mit ihm zusammen zum Ausgang ging. Tatsächlich stand unser Betreuer bereits an der Tür und erwartete uns mit einem Freudestahlen. „Na, ihr zwei? Alles fit bei euch? Wie war der erste Schultag?“ Da die zweite Frage wohl an mich gerichtet war, rang ich mir ein Schulterzucken ab. „War okay. Bisschen langweilig.“ Tobias lachte. „Hab schon gehört, dass du bei Frau Schmidt gelandet bist. Die kämpft mit harten Bandagen.“ Ich unterdrückte ein Schnauben und sah zu Boden. Dass die Frau eine ziemliche No-Nonsense-Einstellung hatte, war mir schon aufgefallen. Man durfte echt gar nichts. Nicht mal atmen. „Und du, Leif? Was ist bei deinem Test rausgekommen.“ „Ne Drei.“ „Ach cool. Glückwunsch!“ Die beiden begannen, sich über den Lernstoff zu unterhalten. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, während ich hinter ihnen her trottete. Tobias hielt mir die Tür auf, drehte sich dann aber wieder zu Leif um, um ihr Gespräch fortzuführen. Die beiden gingen einfach weiter. Ich stand da – die Tür schwang langsam hinter mir zu – und starrte geradeaus. Direkt vor mir, keine 100 Meter entfernt, lag das Hoftor. Es war nur angelehnt und stellte somit kein Hindernis dar. Ein kurzer Sprint und ich wäre wieder frei. Könnte gehen, wohin ich wollte. Tun und lassen, worauf ich gerade Bock hatte. Ich wäre wieder mein eigener Herr. Wenigstens bis sie mich wieder einfingen und dieses Mal wer weiß wohin steckten. „Manuel? Kommst du?“ Ich sah mich um. Tobias und Leif waren stehengeblieben. Sie beobachteten mich. Beide. Abwartend, was ich wohl tun würde. Mir wurde klar, dass Tobias mit Sicherheit wusste, was mir gerade durch den Kopf ging. Ob er hinter mir herlaufen würde? Mich aufhalten? Noch einmal sah ich zum Tor hinüber. Dahinter lag die Freiheit. Aber auch genau die Scheiße, die mich hierher gebracht hatte. Wollte ich das wirklich? Noch mehr Zeit damit vergeuden, vor mir selbst wegzulaufen? Zu rennen und rennen und doch nie anzukommen? Oder wollte ich es wenigstens versuchen? Ich blickte zurück zu Tobias. Er stand immer noch da und wartete. Wie lange würde er wohl warten? Wie oft mir noch eine Chance geben, bevor auch er mich aufgab? So wie sie es alle taten. Gerade, als ich mich zum Gehen wenden wollte, löste sich Tobias von Leif. Er kam auf mich zu. Langsam, als bestände keinerlei Gefahr, dass ich türmen könnte. Als er fast bei mir war, griff er in seine Hosentasche und zog ein kleines Päckchen heraus. Als er es mir hinhielt, sah ich, dass es Kaugummis waren. „Hier“, sagte er. „Hab ich dir mitgebracht. Sind zwar keine Zigaretten, aber besser als gar nichts.“ Ich sah auf die Packung herab, die er mir hinhielt. Schließlich griff ich danach. „Danke“, schlüpfte es mir über die Lippen. Er lächelte. „Kommst du jetzt mit zum Essen?“ Ich atmete tief durch und nickte. Tobias lächelte noch einmal und dann gingen wir beide gemeinsam zurück zum Wohnheim. Dort angekommen brachten wir zunächst unsere Sachen nach oben. Ich legte die Bücher und alles auf meinen Tisch. Tobias hatte mir versprochen, dass er mir eine Tasche besorgen würde. Ich hatte ja nur meinen Koffer. Als ich zurück in den Flur trat, hörte ich leise Stimmen aus Leifs Zimmer. Unwillkürlich blieb ich stehen und lauschte. „Du musst aber essen. Das weißt du.“ Tobias Stimme klang leise und eindringlich. Leif schnaubte genervt. „Jaa, ich weiß. Es ist nur … es ist grad schwierig, okay? Aber ich krieg das wieder hin. Wirklich.“ „Wenn du nicht ordentlich isst, kannst du nicht hierbleiben.“ Es war keine Drohung, die Tobias da aussprach. Nur eine Feststellung. Ich hörte Leif seufzen. „Ich weiß.“ Nach einer kurzen Pause fragte Tobias: „Soll ich Dr. Leiterer anrufen? Vielleicht hat er noch einen Termin für dich frei.“ „Ja bitte.“ Leifs Stimme war fast nicht mehr zu hören. Ich musste die Luft anhalten, um ihn zu verstehen. Dabei wurde mir bewusst, dass ich hier schon eine ganze Weile stand und sie mich vermutlich gleich erwischen würden. Ich machte einen Schritt zurück und trat dann noch einmal in den Flur. Mit Nachdruck zog ich die Tür hinter mir zu. Danach tat ich so, als hätte ich nicht bemerkt, dass die anderen beiden noch hier oben waren, sondern lief weiter einfach den Gang entlang, bis ich zur Treppe kam, und ohne anzuhalten nach unten. In der Küche war bereits einiges los. Nico stand wieder am Herd und bereitete mit Thomas’ Hilfe das Essen zu. Es roch nach gebratenem Speck und Zwiebeln. Mein Magen begann zu knurren. „Ah, Manuel. Gut, dass du kommst. Kannst du mal Dennis nebenan Bescheid sagen, dass er zum Gemüse schnippeln kommen soll? Oder willst du das übernehmen? Nur ein paar Gurken und Tomaten.“ Ich sah Thomas’ erwartungsvolles Gesicht. Wenn ich wollte, konnte ich jetzt vermutlich ein paar Schleimpunkte sammeln. Aber wollte ich das? „Ich hol ihn“, sagte ich und drehte mich auf dem Absatz wieder um. Ich fand Dennis zusammen mit Jason und Sven im Wohnzimmer. Sie hatten die Füße auf den Tisch gelegt und gammelten herum. Der Fernseher glänzte durch Abgeschaltetheit. Fernsehen gab es immer nur nach dem Abendessen. „Du sollst Gemüse schneiden kommen“, sagte ich zu Dennis und wollte mich schon wieder umdrehen, als Sven mich zurückpfiff. Ich sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er mir mit irgendwas auf den Sack gehen wollte. Meine Mundwinkel hoben sich zu einem süffisanten Grinsen. „Sorry, aber ich hab Tischdienst.“ Damit ließ ich ihn stehen, oder vielmehr sitzen, und machte, dass ich in die Küche kam. Da ich jetzt schon wusste, in welchen Schränken was stand, dauerte es nicht lange, bis ich alles fertig hatte. Trotzdem verkündete Nico just in dem Moment, in dem ich das letzte Glas hinstellte, dass das Essen fertig war. „Wer holt die anderen?“, fragte Thomas, doch da kamen schon Tobias und Leif um die Ecke. Sie hatten Sven und Jason im Schlepptau. „Na, dann sind ja alle da. Also los, Essen fassen.“ Wir setzten uns – ich auf Leifs eine Seite, Tobias auf die andere – während Thomas noch einen großen, leicht angesengten Untersetzer aus Kork auf den Tisch legte. Darauf platzierte Nico eine riesige Pfanne. Sie war voller Bratkartoffeln. Ich sah, wie Leifs Blick in Tobias’ Richtung zuckte. Ein leichtes Lächeln umspielte dessen Lippen. „Greif zu“, sagte er und tatsächlich nahm sich Leif, als er an der Reihe war, eine ordentliche Portion und sogar zwei Spiegeleier dazu. Ich beobachtete ihn fasziniert aus den Augenwinkeln, bis er mich irgendwann unter dem Tisch gegen das Schienbein trat. Seine Augen funkelten angriffslustig, doch ich senkte nur den Blick und konzentrierte mich für den Rest der Mahlzeit darauf, möglichst viele Bratkartoffeln in mich reinzustopfen. Es kam mir so vor, als hätten die noch nie so gut geschmeckt. Irgendwann jedoch kratzte der Löffel nur noch auf dem leeren Pfannenboden herum. Thomas nahm das zum Anlass, die Tischrunde aufzulösen. „Na los, aufräumen und putzen und dann ist Zeit für die Hausaufgaben.“ Ich stöhnte gemeinsam mit den anderen auf. Wenn es etwas gab, das noch ätzender war als Schule oder diese dämlichen Dienste, dann waren es Hausaufgaben. Aber es half nichts. Wir mussten den ganzen Mist gleich erledigen und auch meine Beteuerungen, dass ich es auch ganz bestimmt später zu Ende machen würde, stießen sowohl bei Thomas wie auch bei Tobias auf taube Ohren. „Hausaufgabenzeit ist jetzt“, betonten sie beide. „Danach Mittagsruhe und dann werden wir am Hochbeet weitermachen. Die Samen müssen langsam in die Erde, wenn wir dieses Jahr noch was ernten wollen.“ Ich biss also die Zähne zusammen und kaute noch ein paarmal auf diesem Kaugummi herum, das ja angeblich genauso gut sein sollte wie Kippen. Es schmeckte nicht schlecht und irgendwie … wirkte es vielleicht sogar. Immerhin hatte ich seit dem Vorfall am Tor nicht mehr ans Rauchen gedacht. Und ich hatte das Gefühl, mich besser konzentrieren zu können. Wenigstens machten die komischen Brüche da ein bisschen mehr Sinn, nachdem Tobias es mir noch einmal erklärt hatte. Ich überstand irgendwie die nervige Mittagspause, ohne mich mit meinem Bettlaken aufzuknüpfen. Stattdessen lag ich darauf, kaute Kaugummi und starrte aus dem Fenster. Beobachtete Wolken, die am Fenster vorbeizogen. Leicht und frei und unheimlich weit weg. Als meine Gedanken jedoch anfingen, in eine bestimmte Richtung zu wandern, drehte ich mich auf den Bauch und machte die Augen ganz fest zu. Den Rest der Zeit verbrachte ich damit, sehr konzentriert an gar nichts zu denken. Das war sicherer, als mich mit Dingen zu beschäftigen, die ich ohnehin nicht ändern oder haben konnte. Als wir wieder rausdurften, ging es gleich in den Garten. Nur keine Langeweile aufkommen lassen. Wir schaufelten Zweige, Blätter, Rindenmulch und Erde in rauen Mengen, bis die erbärmliche Holzkiste endlich bis unter den Rand gefüllt war. „Säen werden wir dann am Donnerstag“, erklärte Thomas. Die Samentütchen hatte er schon besorgt. Jason schnappte sich den Karton und wühlte darin herum. „Wow, guckt mal. Mohrrüben, Kohlrabi, Radie-schen.“ „Das heiß Radies-chen, du Pappnase“, berichtigte ihn Nico. „Selber Pappnase.“ Jason zog einen Flunsch. „Woher soll ich denn den Kram kennen. Hab ich nen Garten?“ Nico schnaubte belustigt. „Ich hab auch keinen und kenne Radies-chen trotzdem. Meine Großeltern haben so einen Schrebergarten. Mit Bude und allem. Na ja, bis ich das Ding aus Versehen mal abgefackelt habe.“ Er grinste und ich hatte so eine Ahnung, dass das erstens kein Versehen und zweitens mit Sicherheit nicht das Einzige gewesen war, was er in seinem Leben so angezündet hatte. Tobias wandte sich an Dennis. „Und du? Ihr habt doch ein Haus mit Garten, oder? Habt ihr da ein Gemüsebeet?“ Dennis schüttelte den Kopf. „Nein, nur Zierpflanzen.“ Danach verstummte er wieder und ich fragte mich, wie so einer wie er wohl hier gelandet war. Aber vielleicht war er ja bei sich in der Gegend der Drogendealer vom Dienst. Oder hatte Mamas und Papas Auto zu Schrott gefahren. Irgendwie erinnerte er mich an einen von Pascals Freunden. „Und du, Leif?“, fragte Thomas und erntete dafür ein Achselzucken. „Ich interessiere mich nicht so für Pflanzen.“ „Außer für die mit den fünf Blättern“, gluckste Sven und erntete dafür einen giftigen Blick von Leif. „Du hast doch auch schon gekifft.“ „Ja ja, schon gut“, gab Sven zurück und hob abwehrend die Hände. „Ich lasse Euer Gnaden ja schon in Ruhe.“ Mit einer spöttischen Verbeugung verdünnisierte er sich in Richtung Klettergerüst. Die anderen Blödmänner folgten ihm und Thomas und Tobias machten sich daran, die Werkzeuge wieder in dem abschließbaren Schuppen zu verstauen. Zurück auf der Terrasse blieben nur ich und Leif. Schweigen breitete sich aus, lediglich unterbrochen vom Gesang der Vögel und dem gedämpften Gelächter, das vom Klettergerüst zu uns herüberwehte. Offenbar hatten die anderen Jason dazu überredet, sich an Klimmzügen zu versuchen, woran er jedoch grandios scheiterte. Tobias und Thomas klapperten im Schuppen herum. Es war warm, fast schon zu sehr. Jetzt, wo ich stillstand, merkte ich erst, wie sehr die Strahlen auf meiner Haut stachen. Morgen würde man vermutlich schon den ersten Anflug von Bräune sehen. Kurzentschlossen streifte ich mein T-Shirt über den Kopf, um auch dem Rest meines Oberkörpers ein bisschen Sonne zu gönnen. Ich hatte mir kaum den Stoff vom Leib gezogen, als ich mir des bohrenden Blicks bewusst wurde, der auf mich gerichtet war. Ich drehte den Kopf in Leifs Richtung. Er saß auf einem der Gartenstühle und starrte mich hungrig an. „Was ist? Begutachtest du, was du heute Nacht verpasst hast?“, fragte ich grinsend und setzte mich ebenfalls. Er schnaubte nur, aber der Ausdruck in seinen Augen sagte mir, dass ich recht hatte. Ihm gefiel, was er sah. Ich streckte mich ein bisschen und sah genau, wie seine Aufmerksamkeit kurz nach unten abdriftete, bevor er mir wieder in die Augen sah. „Du hast dich also entschieden zu bleiben?“, fragte er in gelangweiltem Ton. Unter der gespielten Gleichgültigkeit lag noch etwas, aber ich war mir nicht sicher, was es war. Also überging ich es einfach. „Tjaaa“, sagte ich, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. „Ich dachte, ich bleib noch etwas, um Sven noch ein bisschen länger auf den Sack zu gehen. Nur zur Sicherheit, dass ich auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe. Ich will ja niemanden enttäuschen.“ Leifs Mundwinkel zuckten. Es war fast komisch, wie sicher er sich wähnte. Genüsslich legte ich auf ihn an, zielte und schoss. „Und du?“, fragte ich im gleichen näselnden Singsang wie er zuvor. „Du hast dich also entschlossen zu essen.“ Wir sahen uns an. Ich ahnte, was ihm gerade durch den Kopf ging, und er wusste wahrscheinlich das Gleiche über mich. Dass wir im selben Boot saßen. Nicht freiwillig. Einfach nur, weil die Alternative noch beschissener gewesen wäre. Für uns beide. Irgendwann drehte er den Kopf weg. Ein kleines Lächeln zupfte an seinen Lippen. „Ich mag Bratkartoffeln. Die geh’n irgendwie immer.“ Für einen Moment sah es so aus, als wolle er noch mehr sagen, aber da hörten wir, wie Tobias auf uns zukam. Am Ohr hatte er sein Handy. Er sprach mit jemandem am anderen Ende, sah dabei aber Leif an. Offenbar wollte er zu ihm. Ich machte, dass ich mein Shirt wieder anzog, bevor Tobias etwas bemerkte. Viel Gefahr hätte dafür jedoch nicht bestanden, denn er beendete das Gespräch und wandte sich sofort an Leif. „Das war gerade die Praxis von Dr. Leiterer. Es ist bei ihm so spontan nichts frei. Wenn es dringend ist, könnten wir aber jetzt sofort zu ihm kommen, dann nimmt er sich ein paar Minuten Zeit für dich.“ Für einen Moment sah es so aus, als würde Leif aufstehen und mit Tobias mitgehen, doch dann schüttelte er den Kopf. „Nein, es geht schon. Ich hab ja nächste Woche einen Termin.“ Tobias sah ihn prüfend an. „Bist du sicher?“ „Ja, ganz sicher.“ Tobias zögerte kurz, dann seufzte er. „Na schön. Aber wenn was ist, kommst du zu mir, ja?“ „Ja, natürlich.“ Ich brauchte keinen Detektor um zu wissen, dass wenigstens das Letzte eine Lüge gewesen war. Tobias fragte jedoch nicht weiter nach. Stattdessen scheuchte er Leif und mich zusammen mit den anderen nach draußen zu einer Runde Basketball. Das Spiel war nicht gerade meine Welt, aber ich schlug mich nicht schlecht. Ganz im Gegensatz zu Leif, der den Korb nicht ein einziges Mal traf. Als es danach Richtung Dusche ging, hielt er mich an der Tür zurück, beugte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Also wenn es nach mir geht, würde ich heute lieber noch mit anderen Bällen spielen.“ Danach sah er mir tief in die Augen und ich verstand sofort. Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Meinst du nicht, dass du mit zweien auf einmal ein bisschen überfordert bist?“ Er grinste zurück. „Ich kann’s ja mal ausprobieren. Groß genug ist mein Mund doch.“ Der Gedanke sorgte für ein Zucken zwischen meinen Beinen und als er vor mir herging, konnte ich nur noch denken, dass vielleicht auch noch ein paar andere Teile vom ihm interessant werden könnten. Zuerst galt es jedoch, das restliche Programm durchzustehen. Abendessen, Aufräumen, Fernsehen. Kurz bevor sich der Schwachsinn, den dieses Mal Nico ausgewählt hatte, dem Ende näherte, stand ich auf und ging Richtung Tür. „Wo soll’s denn hingehen“, fragte Henning, der wieder die Nachtschicht übernommen hatte. „Duschen“, gab ich brav zur Auskunft. „Damit ich dieses Mal rechtzeitig fertig bin.“ Henning stutzte kurz und ich dachte schon, dass ich es jetzt übertrieben hätte, doch dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Schön. Find ich gut, dass du dran gedacht hast. Da könnten sich die anderen mal ein Beispiel an dir nehmen.“ „Ruhe!“, fauchte Nico nur und schaltete die Lautstärke um drei Stufen nach oben. Ich zuckte mit den Schultern und verabschiedete mich mit einem Nicken. Dass Leif mich die ganze Zeit dabei beobachtet hatte, war mir mehr als bewusst. Ich duschte, rasierte mich. Überall, um sicher zu gehen. Als ich mich danach im Spiegel betrachtete, standen meine Haare wild vom Kopf ab und ich musste plötzlich an ihn denken. Wie er mich angesehen hatte, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. Er hatte … glücklich ausgesehen. Fertig, aber eindeutig glücklich. Als hätte diese Erinnerung einen Damm gebrochen, kamen plötzlich immer mehr und mehr Bilder an die Oberfläche. Wie ich ihn das erste mal im Bus entdeckt und beschlossen hatte, dass ich ihn haben wollte. Sein erster Blowjob auf dem Spielplatz. Diese Augen, mit denen er mich angesehen hatte, während er mir einen geblasen hatte. Dieses verdammte Lächeln, jedes Mal, wenn ich vor seiner Tür gestanden hatte. Ich hatte ihn an der Nase herumgeführt wie einen Tanzbären, aber er hatte es einfach nicht krumm genommen. War immer wieder gekommen, egal, was ich gemacht oder gesagt hatte. Fast so, als hätte ich ihm wirklich was bedeutet. In meinem Bauch begann es zu rumoren. „Scheiße!“ Ärgerlich wandte ich mich vom Spiegel ab. Das fehlte gerade noch, dass ich jetzt sentimental wurde. Ja, okay, vielleicht hatte ich ihn gemocht. Oder wenigstens das Gefühl, dass er mir gegeben hatte. Aber er war nicht unersetzbar und ich war es auch nicht. Kein Grund also, deswegen in Schweiß auszubrechen. Zumal ich nun wirklich Besseres zu tun hatte, als mir um irgendwelche Kerle Gedanken zu machen, mit denen ich mal gepoppt hatte. Zum Beispiel mir Gedanken um Kerle zu machen, mit denen ich noch vorhatte zu poppen. Das klang doch gleich sehr viel besser. Nach dem Duschen ging ich auf mein Zimmer und verhielt mich möglichst ruhig, obwohl ich es kaum mehr abwarten konnte. Dummerweise hatten die anderen heute beschlossen, sich wie die Idioten aufzuführen. Immer wieder kam einer von denen aus seinem Zimmer, sodass Henning am Ende drohten, uns alle einzuschließen, wenn damit nicht sofort Schluss wäre. „Und wenn wir mal müssen?“, wollte Jason rotzfrech wissen. Die viele Sonne heute war ihm anscheinend nicht bekommen. Natürlich stand ich auch im Gang rum, um nicht aufzufallen, aber die Blicke, die Leif mir zuwarf, waren mehr als eindeutig. Verpisst euch endlich, formte ich mit den Lippen. Leif runzelte kurz die Stirn, dann nickte er unauffällig. Trotzdem dauerte es noch eine gute halbe Stunde, bis alle in ihren Zimmern verschwunden waren und endlich die Füße still hielten. Henning ging noch eine Weile auf dem Gang auf und ab, doch als alles ruhig blieb, trollte er sich schließlich ins Betreuerzimmer, wo er die Nacht auf einer Liege verbringen würde. Kurz nachdem das Licht erloschen war, ging es wieder an. Ich hörte leise Schritte auf dem Flur und dann klopfte es sachte gegen meine Tür. Ich sprang aus dem Bett und öffnete. Draußen stand Leif. „Man, ich dachte, die geben nie Ruhe“, zischte er und drückte sich an mir vorbei. Schnell schloss ich die Tür wieder, bevor uns jemand sah. Drinnen war es fast vollkommen dunkel. Nur durch eine kleine undichte Stelle der Außenrollos drang ein wenig Licht herein. Ich konnte nicht mal entscheiden, ob ich es hell oder dunkel haben konnte. Selbst das wurde zentral gesteuert. „Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst“, sagte ich und erntete ein Schnauben. „Verlangst du jetzt, dass ich mich dafür rechtfertige?“ „Nicht, wenn du deinen Mund auch sinnvoller einsetzen kannst.“ Fast erwartete ich, dass er darauf noch einen entsprechenden Konter gab, aber statt etwas zu sagen, trat er einfach näher und ließ seine Hand zwischen meine Beine gleiten. Ich fühlte seine Finger durch den Stoff. Wie sie mich erkundeten. Dabei sah er mich die ganze Zeit an. „Und? Was gefunden, dass dir gefällt?“, fragte ich grinsend. Ich sah, wie sich seine Mundwinkel hoben. „Ich dachte, ich soll nicht mehr reden.“ „Hast du auch wieder recht.“ Ohne weitere Vorwarnung ließ er sich vor mir auf die Knie sinken und nahm meine Pyjamahose auf dem Weg nach unten gleich mit. Im nächsten Augenblick legten sich auch schon seine Lippen um meinen Schaft und ich versank fast bis zum Anschlag in seinem feuchten Mund. Dann begann er zu blasen. Volles Programm. Mit Zunge und schnellen, gleichmäßigen Kopfbewegungen. Rein und raus. Ohne Hände. Es fühlte sich wahnsinnig geil an. Ein zustimmendes Brummen entwich meiner Kehle. „Mhm, fast so gut wie Ficken.“ Er verlangsamte das Tempo ein wenig und ließ mich dann mit einem feuchten Plopp aus dem Mund gleiten. „Nur fast?“, fragte er nach. Im nächsten Moment strich seine Zunge über meine Eier. Ich lächelte leicht. „Na, vielleicht überzeugst du mich ja noch.“ Er grinste und legte die Hände auf meine Oberschenkel. „Setz dich“, verlangte er und ich kam seiner Aufforderung nach. Er drückte meine Beine auseinander und rutschte dazwischen. Ich hörte, wie er auf seine Hand spuckte, die er gleich darauf um meinen harten Schwanz legte. Dann beugte er sich wieder vor. Gleichzeit pumpte er jetzt mit Hand und Mund. Weniger geil als vorher, aber als er den Kopf irgendwann zurückzog, verstand ich, was er gemacht hatte. Meine Latte glänzte vor Speichel. Während er mit der Hand weitermachte, beugte er den schmalen Rücken und ließ seine Zunge einmal quer über meine „Bälle“ wandern. Und noch einmal. Unwillkürlich spreizte ich die Knie noch ein wenig mehr. Das war gut. Und es wurde sogar noch besser, als er erst einen und dann beide Schätze in den Mund nahm. Seine Hand stand dabei nicht still und ich schloss die Augen, um mich ganz auf das Gefühl zu konzentrieren. Scheiße, das war so geil. Definitiv ne andere Hausnummer als meine letzten Blowjobs, obwohl die auch nicht schlecht gewesen waren. Auf jeden Fall leidenschaftlich. Als Leifs Zunge noch tiefer glitt, ließ ich ihn machen. Ich hatte nicht darum gebeten, aber die Massage, die er mir da verpasste, war nicht von schlechten Eltern. Ich spürte, wie mein Höhepunkt näher und näher kam. Mein Herz wummerte gegen meine Rippen, es rauschte in meinen Ohren und mein Gesicht begann zu kribbeln. Ich wollte jetzt kommen. Ich musste. Das oder ich würde ohnmächtig werden. Ein letztes Mal noch nahm er mich in den Mund und saugte. Hart. Schnell. Sein Kopf bewegte sich auf und ab. Es war heiß und eng. Fast schon zu viel. Und doch machte er unbarmherzig weiter, bis ich es nicht mehr aufhalten konnte. „Jetzt“, keuchte ich atemlos, was er zum Anlass nahm, sich zurückzuziehen und mich die letzten paar Zentimeter mit der Hand weiterzuschubsen. Und endlich, endlich kam ich. Dicke, weiße Schübe ergossen sich in seine Hand, die er schützend darüber gelegt hatte. Mit der anderen Hand melkte er noch den letzten Rest Saft aus meinen Eiern, sodass ich mit einem Zucken noch ein letztes Mal kam, bevor es endgültig vorbei war. Völlig erledigt ließ ich mich auf den Rücken fallen und versuchte, meine pfeifende Lunge unter Kontrolle zu kriegen. Scheiße, war das geil gewesen. Zu k.o. um auch nur einen Muskel zu rühren lag ich da und konnte einfach nicht glauben, wie gründlich er mir das Gehirn rausgesaugt hatte. Beinahe Wortwörtlich. Ganz am Rande nahm ich wahr, dass er mich immer noch nicht losgelassen hatte. Seine Hand lag weiterhin auf meinem Schwanz. Die andere jedoch war zwischen seinen eigenen Beinen verschwunden. Ich ließ meinen Kopf herumrollen und sah ihm zu, wie er vor meinem Bett kniete, mich ansah und es sich selbst machte. Ab und an entkam im ein kurzes Keuchen. Anscheinend baute er sich gerade seine ganz persönliche Wichsfantasie mit mir in der Hauptrolle. Ich gönnte ihm ein träges Grinsen. „Brauchst du Hilfe?“, fragte ich und erhob mich halb, bevor ich zu ihm nach vorn rutschte. Er wollte protestieren, aber ich nahm seine Hand von meinem Bauch und fuhr dann mit meiner eigenen durch den Glibber, den er noch übriggelassen hatte. Ohne den Blicktontakt zu brechen, zog ich seinen Hosenbund nach vorn, schob seine Hand beiseite und griff selber zu. „Fuck!“, entwich es ihm, bevor er die Kiefer aufeinander presste. „Gut?“, fragte ich, während ich meine glitschige Hand an seinem Schwanz auf und ab bewegte. Er biss sich auf die Lippen und sog scharf die Luft ein, als ich mit dem Daumen über die Spitze fuhr. Sie war nicht besonders ausgeprägt. Schlank und lang. Wahrscheinlich hatte er sich vorgestellt, wie er mich damit ficken würde. Aber das würde nicht passieren. Nicht, bevor ich ihn gehabt hatte. Ich beute mich noch ein Stück vor. „Das nächste Mal blas ich dir einen“, versprach ich ihm leise in sein Ohr, während ich ihn weiter wichste. „Warum nicht jetzt?“, brachte er hervor. Seine Stimme war heiser. Sein Mund bestimmt trocken. „Weil ich nicht auf Wichse im Mund stehe“, erklärte ich kategorisch, bevor ich meine Anstrengungen verdoppelte. Ich wollte, dass er kam. Jetzt. Leif atmete wieder scharf ein, unterdrückte ein Stöhnen. Er war leise, das war gut. Noch einmal wurde ich schneller. Mein Sperma gab mir den nötigen Drive. Es konnte nicht mehr lange dauern. „Ja … ja“, keuchte er leise. „Oh Gott, ja.“ Ich verkniff mir den Spruch, dass er mich ruhig Manuel nennen konnte, und erhöhte noch einmal den Druck. Er stand so stramm, bis zum Bersten gefüllt. Er musste jeden Moment explodieren. Und dann tat er es. Mit einem Laut, der fast schon einem Wimmern gleichkam, kam er in meiner Hand. Er zuckte und zuckte, sein ganzer Körper wurde gebeutelt von einem Schub nach dem anderen, bis er schließlich an meiner Schulter zusammenbrach. Ich konnte fühlen, wie er atmete. Heiß und rau gegen meine nackte Haut. Seine Stirn war nassgeschwitzt. Sein Hals direkt vor mir. Hätte ich meine Lippen auf seine pulsierende Schlagader gelegt, hätte ich wohl seinen hämmernden Herzschlag gefühlt. Aber ich tat es nicht. Ich zog lediglich meine Hand aus seiner Hose und wischte die Bescherung an meinem Bettzeug ab. „Das werd ich wohl waschen müssen.“ Er lachte leicht und richtete sich auf. „Ich bring nächstes Mal ein Handtuch mit.“ „Dann pass aber auf, dass du Svens erwischst.“ Er lachte noch einmal und es klang gut. Gelöst. Besser als noch vor ein paar Stunden, als er sich eine Reaktion auf einen Witz abgerungen hatte, den irgendwer erzählt hatte. Lange hielt es jedoch nicht an. Ich hatte kaum meine Hand zu Ende abgetrocknet, als er sich bereits erhob. „Ich … ich geh dann mal wieder rüber, bevor Henning uns noch erwischt. Er macht gegen 12 immer noch eine Runde, bevor er schlafengeht.“ „Okay.“ Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen, also ließ ich es dabei bewenden. Leif tappte auf nackten Sohlen zur Tür, öffnete sie und schlüpfte ebenso lautlos hindurch, wie er gekommen war. Das Letzte, was ich von ihm sah, war seine Silhouette, die sich gegen das Flurlicht abzeichnete. Dann zog er die Tür hinter sich ins Schloss und ließ mich allein im Dunkeln zurück.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)