Ganz tief drin von Maginisha ================================================================================ Kapitel 1: Angekommen --------------------- Die Rollen des Trolleys ratterten über die Gehwegplatten. Ein unruhiges und doch monotones Geräusch, auf das ich mich konzentrieren konnte, während meine Füße einfach immer weiter gingen. Es war besser, als über das nachzudenken, was vor mir lag. „Wir sind da.“ Die Schritte neben mir hielten an und auch ich blieb stehen. Wartete, dass die Tür vor mir geöffnet wurde. Weiß war sie. Mit einem Fenster darin, damit man sehen konnte, wer davor stand. Hier kam nicht jeder rein. „Ich melde uns eben an, dann zeig ich dir alles.“ Ich reagierte nicht. Starrte weiter auf den Fußboden des Flurs, in dem ich jetzt stand. Beige Fließen. Unregelmäßig gefärbt mit grauen Fugen. Es roch nach Kaffee. Meine Finger zuckten, mein Mund brannte. Ich wollte eine Zigarette. „Darf ich eine rauchen?“ Kurz hob ich den Blick, um meinem Begleiter zu begegnen. Tobias Ritter. Er arbeitete für das Heim, war hier seit drei Jahren tätig. Hatte seine Ausbildung hier gemacht, früher selbst in einem Heim gelebt. All das hatte er mir auf der Fahrt hierher erzählt. In seinem eigenen Auto, wie er mit stolzgeschwellter Brust verkündet hatte. Bezahlt von seinem eigenen Geld. „Ist ein gutes Gefühl“, hatte er gesagt und ich hatte aus dem Fenster gesehen, während meine Finger mit meinem Feuerzeug gespielt hatten. Mich auf die Landschaft konzentriert, die flach und eintönig vorbeigerauscht war. Ich war weit weg von zu Hause. „Sorry, Rauchen ist hier nicht. Du musst die Dinger übrigens abgeben, weißt du das schon? Jugendschutzgesetz und so.“ Mein Kopf ruckte nach oben. Die wollten mir meine Kippen wegnehmen? Scheiße! Tobias schenkte mir ein Lächeln.   „Keine Bange. Wir finden schon Beschäftigung für dich. Ihr habt hier ein ziemlich straffes Programm. Da bleibt eh nicht viel Zeit, um Blödsinn anzustellen.“ Damit ließ er mich stehen und öffnete nach einem kurzen Klopfen die Tür zu einem Büro. Ich sah einen Schreibtisch, Papiere, einen Computer. Dahinter eine Frau mit kurzen, dunklen Haaren. „Hallo Nathalie, ist Herr Steiner da?“ „Nein, er ist noch nicht wieder zurück. Du sollst dir alles Notwendige einfach vom Tisch nehmen.“ „Gut, bis gleich.“ Tobias verschwand irgendwo außerhalb meines Blickfeldes, während ich vor der halb geöffneten Tür stehenblieb. Wie von selbst wanderte mein Blick nach hinten. Da war die Haustür. Sie war nicht verschlossen. Ebenso wenig wie das Hoftor, durch das wir hierhergekommen waren. Ich hätte also noch abhauen können. Das Ding war, dass ich nicht wusste, wo ich hätte hingehen sollen. Zurück konnte ich nicht und vor mir lag einfach nur ein gähnender Abgrund. Ich schloss die Augen und bereute für einen Moment, dass ich mich hierfür entschieden hatte. Denn so war es. Ich war freiwillig hier. Hatte mich von Jens, dem Leiter meiner vorherigen Wohngruppe, dazu überreden lassen. Lauter kluges Geschwafel hatten er und die anderen bei Gericht von sich gegeben, bis ich es am Ende selbst geglaubt hatte. Dass ich hierher gehörte. Weggesperrt. Nur zu meinem eigenen Besten. Damit ich wieder zu mir selbst finden konnte. Dabei wollte ich das gar nicht. Ich kannte mich schließlich und ich war ein ziemliches Arschloch. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich so viele Kilometer wie nur möglich zwischen mich und meine Wenigkeit gebracht. „So, ich hab den Schlüssel für dein Zimmer. Aber erst mal müssen wir noch deine Tasche kontrollieren.“ Ich nickte. Das kannte ich schon. Keine Waffen oder Drogen. Das Übliche halt. Tobias lächelte. „Na los, filzen wir dich mal, damit du sauber bist.“ Er lachte dabei, aber er meinte es ernst. Todernst. Ohne zu antworten folgte ich ihm in einen hellen, freundlichen Raum, in dem mehrere Schließfächer in einem großen Metallschrank an den Wänden standen. Es gab einen Tisch, einen Stuhl, Bilder an den Wänden. „So, dann lass mal schauen. Ich bekomme alles von dir, was irgendwie spitz oder aus Glas ist. Auch Rasierwasser oder Bilderrahmen. Dazu alle technischen Geräte. Handy, MP3-Player, Notebook. Außerdem sind verboten: Alkohol, Drogen, Spraydosen, Feuerzeuge, Streichhölzer und eben die Zigaretten. Auch Kugelschreiber musst du abgeben. Bücher sind aber erlaubt.“ „Ach echt?“, sagte ich gespielt erstaunt. „Was, wenn ich mir mit ner Seite die Pulsadern aufschneide?“ „Dann kommst du unter Garantie ins Guinnessbuch der Rekorde.“ Tobias grinste wieder und fing an, in meinem Koffer herumzuwühlen. Ich stand daneben und ließ es über mich ergehen. Er nahm wirklich jedes Teil in die Hand. Tastete es ab, ob ich nicht etwas darin versteckt hatte. Ich hatte das Bedürfnis, alles zu verbrennen oder wenigstens zu waschen. „So, alles gefunden“, meinte er schließlich. Ich konzentrierte mich auf den Tunnel in seinem linken Ohr. Schwarz und fast einen Zentimeter breit. Es passte zu den Ansätzen des Tattoos, das man an seinem Hals sah. Der Nacken war dunkel und stoppelig ebenso wie sein Bartansatz, das Deckhaar blondiert. Er sah gut aus irgendwie. Freundliche Augen. Sportlich. Ob er noch mehr Tattoos hatte? „Manuel?“ Tobias’ Stimme holte mich wieder zurück in die Gegenwart. Er musterte mich aufmerksam. „Ist alles okay bei dir?“ Ich nickte nur stumm. An dem Kloß in meinem Hals wäre eh kein vernünftiges Wort vorbeigekommen. Wenigstens keines, das keine Beleidigung oder ein Fluch war. Worte, die man mit Gewalt nach draußen pressen konnte, egal wie es einem ging. Worte, die andere auf Abstand hielten. Worte wie Waffen. „Gut.“ Das Lächeln war zurück ebenso wie Tobias’ gute Laune. „Die Sachen bekommst du natürlich zurück, wenn du uns verlässt. Außerdem kannst du nach der Eingewöhnung vielleicht ab und an dein Handy wiederhaben, um deinen Freunden zu schreiben oder zu Hause anzurufen. Bis dahin sind sie hier im Schrank sicher.“ Während er fortfuhr, mir die Heimregeln zu erklären, driftete ich gedanklich ab. Da war die Rede von Ämtern und Pflichten, Küchendienst, Putzdienst, Gartenarbeit, Stundenplänen, Schule, Bettruhe und und und. Alles hier war durchgetaktet. Kein Raum für Langeweile. Kein Raum für Freiheit. „Alle Klarheiten beseitigt?“ Wieder grinste Tobias mich an. Und wieder nickte ich nur. „Redest nicht gerne, was?“ „Irgendeiner muss ja die Klappe halten.“ Die Beleidigung war mir über die Lippen geschlüpft, bevor ich darüber nachgedacht hatte. Tobias lachte nur. „Stimmt“, meinte er grinsend. „Aber wenn du mal was zu erzählen hast, kannst du gerne zu mir kommen. Ich hab immer Zeit für euch.“ Bestimmt nicht, dachte ich, während ich ihm nach draußen folgte. Er erklärte mir noch, dass sich in diesem Haus die Verwaltung und die Schulräume befanden. Dort würde ich in Zukunft jeden Tag mit den anderen zusammen unterrichtet werden. „Aber keine Sorge. Wir schauen erst mal, wo du stehst, und machen dann einfach da weiter.“ Ich hätte beinahe gelacht. Einfach da weitermachen, wo mein „normales“ Leben aufgehört hatte? Ich hätte nicht mal sagen können, wann das eigentlich war. Als ich zum ersten Mal die Schule geschwänzt hatte? Das erste Mal geklaut? Das erste Mal schon am helllichten Tag so besoffen war, dass ich nicht mehr geradeaus gehen konnte? Das erste Mal Koks? Das erste Mal einen Typen zusammengetreten, nur weil ich es konnte? „Kommst du?“ Tobias stand bereits draußen auf dem Hof. Das Tor war immer noch offen, aber jetzt konnte ich sehen, dass der Teil, der hinter dem Wohnhaus lag, von einem hohen Zaun umgeben war. Graue Gitterstäbe, im oberen Teil nach innen gerichtet, damit man nicht darüber klettern konnte. Es gab keinen Stacheldraht, aber es sah trotzdem aus wie im Knast. Vielleicht wäre ich da besser aufgehoben gewesen. Der Gedanke war da, bevor ich ihn verhindern konnte. Ich wusste, dass das nicht stimmte. Dass ich es nicht verdient hatte. Ich hatte Scheiße gebaut, aber es war angeblich nicht meine Schuld. Die Umstände hatten dazu geführt. Bullshit! Ich wusste, was ich getan hatte, und ich hatte es freiwillig gemacht. Niemand hatte mich dazu gezwungen. Es war meine Entscheidung gewesen. „Die anderen sind schon ganz gespannt auf dich“, plapperte Tobias weiter. Die anderen. Wer die wohl waren? Jünger als ich? Oder älter? In meinem Alter? Arschlöcher? Oder würde ich mit ihnen klarkommen? „Ihr seid insgesamt sechs Leute. Dennis, Nico und Jason wohnen links, du wirst mit Leif und Sven rechts wohnen. Ihr habt zusammen ein Bad. Küche, Gemeinschafts- und Therapieräume sind im Erdgeschoss. Zum Lernen werdet ihr täglich gebracht und abgeholt. Nach dem Mittagessen wird gemeinsam Klarschiff und Hausaufgaben gemacht, danach ist Freistunde in den Zimmern, bis nachmittags die Gruppenaktivitäten anfangen.“ Mir entkam ein Schnauben. Gruppenaktivität klang ätzend. Therapie noch mehr. Tobias ging nicht darauf ein, sondern zückte ein großes Schlüsselbund, von denen einer die Tür zum Nebengebäude öffnete. Eine Glastür, aber mit Sicherheit dick genug, dass man sie nicht eintreten konnte. Dahinter lag ein helles Treppenhaus. „Wir müssen erst mal hoch in den ersten Stock, da zeige ich dir dein Zimmer.“ Ich wartete, bis er vorangegangen war, um ihm dann zu folgen. Meine Turnschuhe quietschten auf dem marmorierten Kunststeinboden. Oben erwarteten uns wieder Glastüren, dieses Mal offen. Dahinter ein Flur, der mich an ein Krankenhaus erinnerte. Weiß, kalt, einzig die blauen Türen bildeten eine Ausnahme. Sie waren allerdings nicht so breit, dass ein Krankenbett hindurchgepasst hätte. „Bisschen kahl ist es noch. Wir haben letztens frisch streichen lassen. Die Jungs beraten schon, wie sie die Wände gestalten wollen, damit ein bisschen mehr Farbe reinkommt. Kannst dich ja miteinbringen, wenn du Lust hast.“ Tobias wies auf zwei Türen. „Das da sind die Klos, daneben der Waschraum mit Dusche und so. Hier hinten sind dann die Zimmer. Deins ist das ganz links.“ Ich verzog keine Miene, als er erneut den Schlüssel zückte. Von außen hatte die Tür keine Klinke. Nur einen Knauf. „So, das hier wird dein eigenes, kleines Reich.“ Ich folgte ihm in einen Raum, der vielleicht zwölf Quadratmeter hatte. Drei Meter breit, vier lang. Ein Bett, ein Schrank, ein Regal. Dazu ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Heller Holzfußboden und ein Fenster mit einem Riegel davor. Als Tobias merkte, dass ich ihn anstarrte, lächelte er leicht. „Die Dinger sind nur zur Sicherheit. Damit ihr nicht abhaut. Kippen kannst du es aber, falls es dir zu warm wird oder hier drinnen dicke Luft herrscht.“ Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte. Natürlich hatte ich das verstanden. Es war etwas, das es in dem Haus vorher nicht gegeben hatte. Eine Möglichkeit, die ich zu nutzen gewusst hatte. „Hast du noch irgendwelche Fragen? Ansonsten können wir runter zum Mittagessen gehen. Da kannst du dann auch die anderen kennenlernen.“ Ich wollte nicht. Ich wollte am liebsten die Tür hinter mir zumachen. Von außen. Ich wollte hier weg. „Okay“, sagte ich jedoch nur. Ich wusste, dass das hier notwendig war, weil ich es sonst wieder verkacken würde. Wie jedes Mal. Zu Hause, in der Schule, in allem. Trotzdem wollte ich nichts lieber als dorthin zurück. In mein eigenes Zimmer, mein eigenes Bett. Rauchen, vielleicht was trinken, den Tag rumbringen, bis ich abends auf Tour gehen konnte. Meistens bis spät in die Nacht hinein. Wer am nächsten Tag nicht zur Schule ging, hatte jede Menge Freizeit. „Na dann los! Ich hab einen Bärenhunger.“ Wir ließen meine Sachen in meinem Zimmer zurück, das Tobias wieder abschloss, bevor wir nach unten gingen. Mit jeder Stufe wuchs das Gefühl in meinem Magen. Wie ein Stein. Ein Knoten. Irgendwas, dass mich immer weiter nach unten zog. Ich fing an zu schwitzen und meine Finger spielten mit dem Saum meiner Jacke. Ich hätte sie oben lassen sollen. Aber jetzt war es zu spät. Jetzt half sie mir die Schweißflecken auf dem beigen T-Shirt zu verbergen, das ich heute angezogen hatte. Nicht mein bestes. Das hatte ich vorgestern verbraucht, als ich … Nur nicht darüber nachdenken. „So, immer rein in die gute Stube“, rief Tobias fröhlich und öffnete eine weitere Glastür für mich. „Das kann ich selber“, knurrte ich ihn an und ging einfach an ihm vorbei in Richtung Küche. In einem mit bodentiefen Fenstern ausgestatteten Raum stand ein großer Tisch, daran angrenzend ein Küchenbereich. Bevölkert wurde das Ganze von vier Jungen etwa in meinem Alter. Als ich so um die Ecke bog, glotzten sie mich blöde an. „Hi“, sagte ich ungeniert. „Ich bin Manuel.“ „Und ich Thomas“, reagierte als Erster der Erzieher, der offenbar das Kochen überwachte. Er war ziemlich groß und dünn, mit langen, fusseligen Haaren und einem Bart. Er erinnerte mich an Jens, nur in dunkel. „Herzlich willkommen!“ Er wandte sich an den Rest der Truppe, der immer noch dämlich glotzte. „Wollt ihr euch selber vorstellen oder soll ich das machen?“ Der erste, in den Bewegung kam war ein blonder, verpickelter Typ mit Segelohren. „Ich bin Sven“, sagte er. „Und das da ist Dennis, der am Herd ist Nico und …“ „Ich bin Jason“, platzte der letzte der Runde heraus. Er hatte unter seinem T-Shirt einen deutlichen Bauchansatz und die Haare über seinem rundlichen Gesicht nach oben gegelt. Die dicke Silberkette um seinen Hals wirkte ebenso wie die Uhr an seinem Handgelenk billig und protzig. Dennis, ein schmaler, nichtssagender Typ nickte mir nur kurz zu, während Nico, ein langes Elend mit haarigen Unterarmen, mir mit dem Kochlöffel grüßend zuwinkte. „Wo ist Leif?“, wollte Tobias wissen. „Der ist oben. Hatte mal wieder Bauchschmerzen “, gab Jason zurück, bevor er zu mir kam und mich am Arm packte „Komm, ich zeig dir, wo alles ist, dann kannst du gleich für dich mitdecken. Wir wussten ja nicht, wann du kommst.“ Er zog mich kurzerhand in Richtung Tisch, während Tobias ankündigte, dass er den fehlenden Typen zum Essen holen würde. „Der braucht auch immer ne Extraeinladung“, knurrte Sven und setzte mit Schwung einen Topf auf den Tisch, in dem für meinen Geschmack viel zu viel Gemüse herumschwamm. „Was ist das?“, fragte ich und zog die Nase kraus. „Ratatouille“, gab Nico zu wissen. Er hatte doch tatsächlich eine Schürze vor dem Bauch. „Gibt Reis oder Brot dazu.“ „Nico will mal Koch werden“, gab Jason kund und zu wissen, bevor er sich auf den Stuhl neben mich fallen ließ und sich gleich mal von dem Gemüsemischmasch auffüllte. So bekam ich zu sehen, dass unter dem ganzen gesunden Kram auch noch Fleisch drin war. Wenigstens etwas. Ich wartete ab, bis sich der Rest genommen hatte, bevor ich auch zugriff. Eigentlich hatte ich so gar keinen Bock, hier mitzuessen, aber mein Magen knurrte und wer wusste schon, wann es wieder was gab. „Seht mal, wen ich gefunden habe.“ Tobias kam zurück in die Küche, im Schlepptau einen weiteren Jungen, der ihm betont langsam folgte. „Geht’s dir wieder besser?“, fragte Thomas sofort. Der Neue nickte nur, bevor er sich ans andere Ende des Tisches setzte. Erst, als er sich zu Trinken genommen hatte und nach dem Topf in der Mitte griff, blickte er hoch. Dunkle, große Augen unter ebenso dunklen Augenbrauen musterten mich. Dazwischen hatte er ein Piercing. Zwei kleine, silberne Punkte rechts und links seines Nasenrückens. Auch in seinen Ohren steckten mehrere Schmuckstücke, allen voran ein silberner Tunnel auf der linken Seite, während rechts ein Ohrring mit einem Kreuz daran baumelte. Neben den leicht vorquellenden Augen fiel mir vor allem sein Mund auf. Er war riesig im Vergleich zum Gesicht. Unwillkürlich fragte ich mich, ob er wohl noch mehr Piercings hatte. „Was glotzt’n so blöd?“, quakte er mich plötzlich an. Ich hob die Mundwinkel zu einem Grinsen. „Ich hab halt noch nie einen sprechenden Frosch gesehen“, gab ich zurück. Der Rest der Gruppe brach in wieherndes Gelächter aus und selbst Tobias’ Mundwinkel zuckten. „Ruhe“, machte sich Thomas im nächsten Moment bemerkbar. „Manuel, du solltest lernen, deine Zunge ein bisschen im Zaum zu halten. Wir gehen hier …“ „Ich arbeite aber gerne mit meiner Zunge“, unterbrach ich ihn einfach. Zum Beweis ließ ich sie ein paar Mal in höchst eindeutiger Weise aus dem Mund schnellen. Wieder brandete Gelächter auf, außer von Sven, der unzufrieden grunzte. „Können wir jetzt essen? Ohne euer dummes Gelaber?“ Thomas nickte bestätigend. „Ich denke auch, dass es für heute genug Spaß war. Tobias und ich gehen nach dem Essen noch mit dir den Plan durch, damit du weißt, was diese Woche ansteht. Danach kannst du dann deine Sachen auspacken und dich ein bisschen heimisch machen.“ Ich nickte und widmete mich dem Fraß auf meinem Teller. Ausgerechnet gekochte Paprika. Widerlich. Ich schob sie beiseite und versuchte, dazwischen Reis, Fleisch und Soße zu erwischen, ohne was von den wabbeligen Dingern mit auf den Löffel zu kriegen. Ich war hochkonzentriert dabei, als ich plötzlich ein merkwürdiges Gefühl hatte. Irgendwer beobachtete mich. Möglichst beiläufig hob ich den Kopf. Leif saß auf der anderen Seite des Tisches. Er hatte sein Essen nicht angerührt. Stattdessen starrte er mich an, als wollte er mich damit an die Wand nageln. Ich setzte ein Grinsen auf und schob mir die nächste Portion besonders langsam zwischen die Lippen. Sein Blick glitt tiefer und blieb daran hängen, wie ich das Besteckteil Stück für Stück wieder hervorzog. In dem Moment wusste ich es. Er war interessiert und es würde nicht lange dauern, bis wir beide miteinander fickten. Hosted by Animexx e.V. 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