Scheiß drauf von Pragoma ================================================================================ Kapitel 8: Flucht ----------------- "Mates!" Nein, nicht Mates, ich wollte nichts hören, niemanden sehen und ich war derart geladen und zugleich verletzt, dass ich einfach nur noch rot sah. Jetzt, wo ich alleine war, blind die Straßen entlang ging, liefen die ersten Tränen, die sich zuvor angesammelt hatten. Was hatte sich Steven dabei gedacht, hatte er überhaupt nachgedacht? Scheinbar nicht, er hatte ja nicht mal den Arsch in der Hose, mir nachzulaufen und sich zu erklären. Auf seine Erklärung konnte ich aber auch gut verzichten, der Kerl war bei mir endgültig unten durch und noch eine Chance bekam er von mir nach dieser Aktion nicht. Bockig, zudem verletzt setzte ich mich nach einer Weile dann doch hin, direkt auf den Fußweg und sah zornig vor mich hin. In meinem Kopf malten sich die herrlichsten Szenarien ab, angefangen davon, dass Steven das Ganze aus Eigennutz gemacht hatte und mich die letzten Jahre stark an der Nase herumgeführt hatte. Wobei ich das nicht ganz glauben und nachvollziehen konnte. Im Endeffekt war es mir auch egal, nicht aber, warum er scheinbar irgendwas damit zu tun und man mir nicht genau sagen konnte oder wollte, was er damit gemeint hatte. "Mates?" Kai stand plötzlich wie aus dem Nichts hinter mir, sah mich einen Moment lang an und setzte sich schließlich neben mich. Schweigend lehnte ich mich an meinen besten Freund, legte den Kopf an seine Schulter und sah weiterhin einfach vor mich hin. Reden wollte ich nicht aber das konnte Kai sich schon denken, kannte mich lange genug und doch drückte er mich, streichelte über meinen Rücken und küsste meinen Haarschopf. Es war schön, beruhigte mich und ich war froh, dass Kai so hartnäckig und mir doch gefolgt war. Seine Anwesenheit tat mir gut, ich entspannte mich und schloss für einen Moment die Augen, ehe ich tief seufzte. "Blöd gelaufen, was?" "Nein, nicht wirklich. Stev hat den Mist gebaut und niemand anderer. Helmut trifft da weniger die Schuld und das hättest du merken müssen." So viel wusste ich auch, nicht aber warum Steven so arschig war und scheinbar einen Keil eintreiben wollte. Und ich war so blöd und blind und hatte Dominik fast mit meinem Kaffee ertränkt und innerlich gevierteilt. Zuhören und ausreden lassen wäre besser gewesen, aber ich sollte ja auch Steven fragen und nicht ihn selber. Blöd gelaufen. "Du weißt, als was er arbeitet, oder?", wandte ich mich an Kai, der stumm nickte, zur Zigarette griff und sie letztendlich mir hinhielt. "Er ist Aktmodell und noch dazu Darsteller für Pornofilme. Dennis und Arne haben es mir erzählt und auch noch ganz andere Dinge. Aber die betreffen eher etwas anderes und nicht Dominik selber." "Hä?" Was wusste Kai jetzt, was ich nicht wusste und wovon sprach er überhaupt? "Du sprichst in Rätseln. Ich kann dir nicht ganz folgen." Kai schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und steckte mir einen Zettel zu, auf der eine Handynummer stand. "Ruf ihn an. Redet, wenn du so weit bist." Wenn ich so weit war? Zwischen Zettel und Kai immer wieder hin und her blickend, tippte ich schließlich die Nummer in mein Handy ein und speicherte sie vorerst einfach unter einem "H" ein. Momentan war ich zu unsicher, zu aufgewühlt und wollte das Ganze erstmal sacken lassen und überlegen, wie und ob es überhaupt weiterging. "Was hältst du von ihm?" Kai seine Meinung war mir wichtig als mein bester Freund und ebenso, dass er sich mit Dominik verstehen würde und ihn nicht als Konkurrenz ansah. Es dauerte, dann aber grinste mein Freund und gab ein langsames Nicken von sich. "Vom Wesen her passt ihr schon zusammen. Er ist ruhig, ziemlich groß und er sieht gut aus. Nur sein einer Job stört mich etwas." "Die Filme?" "Ja, die Filme. Aber da war ohnehin etwas, aber das solltest du mit ihm besprechen und nicht ich." Aja, ich sollte und woher wusste Kai als Dritter schon wieder mehr als ich? Langsam nervte es, machte mich wütend und irgendwie auch traurig, dass ich scheinbar so unwichtig war, dass man mir diverse Sachen verschwiegen hatte und es noch immer tat. Vermutlich hätte ich von den Filmen wohl nie erfahren oder erst, wenn ich von selber darauf gestoßen und es zum ersten großen Krach gekommen wäre. "Ich brauch erstmal Zeit für mich, ich meld mich dann irgendwann." Ohne weiter auf Kai zu achten, erhob ich mich, trat zu Fuß den Heimweg an und drehte mich auch nicht noch einmal um. Zwar hatte ich noch meine Sachen am Strand, doch das Wichtigste wie Handy, Zigaretten und meinen Haustürschlüssel hatte ich bei mir. Alles andere war mir egal und ich war mir sicher, dass Steven noch am Strand war und auf ihn treffen wollte ich auf gar keinen Fall, da ich ihm sonst den Kopf abreißen würde. Wobei das noch milde wäre, er hatte weitaus mehr verdient und unten durch war er bei mir nun endgültig. Seine dämliche Hack Fresse müsste ich hoffentlich nicht wieder so schnell sehen und ebenso seine blöden Sprüche hören. "Mates?" Neben mir hielt plötzlich ein Auto, riss mich aus meinen Gedanken und ein Kerl sah mich verwirrt an, den ich im ersten Moment nicht einordnen konnte und ebenso verwirrt wirkte. Das Gesicht sagte mir etwas, ebenso dieses spitzbübische Lächeln, welches sich auf seine Lippen legte und schließlich in ein breites Grinsen überging. Nach einer Weile klingelte es und mir war klar, wer da im Auto saß. "Sebastian?" Wie lange war das her, fünf oder sechs Jahre bestimmt. "Was machst du denn hier?", wollte er wissen, hielt den Wagen an und stieg aus diesem aus. "Ist ne lange Geschichte, aber lass mal. Hab gerade keine Nerven darüber zu reden", erklärte ich ihm, ließ aber dennoch zu, dass er mich umarmte und schließlich wieder losließ. "Hast dich kein Stück verändert", stellte er fest, trat einen Schritt zurück und grinste erneut. "Kann ich dich vielleicht heimbringen? Wirkst ziemlich durch den Wind und danach, mit jemandem zu reden." "Ich will nach Hause." Mehr kommt nicht aus meinem Mund heraus, der sich staubtrocken anfühlt und einen Kloß im Hals bildet, dem ich vorerst nicht gewachsen bin. Sebastian nickt, ehe er zu seinem Wagen ging, mir die Tür aufhielt und einsteigen ließ. "Wenn was ist, du kannst dich melden. Das weißt du?", fragte er mich, nachdem er sich hinter das Steuer gesetzt und den Motor gestartet hatte. "Hmmm", brummte ich leise, nickte jedoch unterstreichend und tippte die mir genannte Handynummer von Sebastian in mein Samsung ein. Er sah kurz seitlich zu mir, seufzte und wuschelte durch meine braunen Haare, ehe er endgültig losfuhr. "Das wird schon." Gut möglich oder aber es endete im Chaos, bevor es überhaupt angefangen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)