Ausflug der (un)gewöhnlichen Art von Rouge (Reisebekanntschaften mit Vampiren,Geistern und Dämonen) ================================================================================ Kapitel 22: ------------ Duncans rascher, leichtfüßiger Gang, erweckt den Eindruck, er würde schweben. "Zum Glück habe ich Cyrus immer dabei zugesehen, wenn er sich für die Reinigung vorbereitet hat. Aber wer hätte gedacht, dass es mir auch eines Tages von Nutzen sein könnte?" Der Vampir unterbricht sich selbst, mit einem kurzen, tiefen Lachen. "Ich weiß zwar nicht, was sie für einen Schlüssel in ihrem Blut trägt, aber das werde ich schon noch früh genug erfahren" "Wo bin ich hier?" Verwundert stemmt sich Lea hoch und blickt mit glasigem, vor Müdigkeit verschleiertem Blick, in ihrem Zimmer umher. Sie sieht die Verwüstung. Die zerfetzten Kissen, die zerschlissenen Vorhänge. Vor kurzem waren sie noch ganz. Seidig und weich. Die junge Frau erinnert sich daran, wie sich in sie hineinkuschelte und die Wärme genoss, so als ob es schon ewig her sei, dass sie etwas wirklich fühlen konnte. Doch plötzlich wurde sie von einer enormen Wut gepackt, welche heiß in ihr Herz stach. Die Schmerzen nahmen sie Gefangen und beim Versuch sich von diesem klammen Gefühl zu befreien, zerriss sie alles, was ihr in die Finger kam. Dann wurde ihr Blick plötzlich getrübt, so als ob sie hinter einer Wand aus Wasser stehen würde. Alles war zu sehen, zwar verschwommen, aber zu sehen. Duncan - wie er sie küsste. Lea fährt sich mit verträumter Mine über ihre Lippen. Ivo - wie er sie mit einem Dolch bedrohte. Zorn lässt ihre eben noch so verklärten Blicke funkeln. Sybille - wie sie schmerzverkrümmt vor ihr zusammenbrach. Erschrocken schreit sie auf. "Was habe ich getan?!" flüstert sie dann gebrochen. Fassungslos reibt sie sich die Schläfen und presst beide Handballen dagegen. Ihr Magen zittert, wie von einem Erdbeben erschüttert. All diese Erinnerungen formen sich zu einem gewaltigen Stab aus Eisen, der mit enormer Wucht auf sie einschlägt. Ihr Kopf schmerzt noch stärker, dennoch schwingt sich die junge Frau aus dem Bett. Lea kämpft tapfer gegen das Schwindelgefühl an, welches ihren Geist und Körper auf die Matratzen zurückdrücken will. "Ich bin KEINE Marionette. Ich lasse mich von Niemand benutzen oder gar bedrohen. Von Niemanden!" "Und schon gar nicht von einem Nicht" fügt sie in Gedanken hinzu, als sie Michelles hämisch grinsendes Gesicht vor ihrem geistigen Auge sieht. Leas bis eben noch blassen Wangen färben sich purpurn. Da der Puls rast, klingt ihre Stimme unkontrolliert schrill und kratzend. Mittlerweile sind Christoph, Eva, die Kleinen und Sven ebenfalls in Sybilles Zimmer gekommen. Kurz und knapp wird ihnen mitgeteilt, wie es um die kleine Jägerin steht. Eva scheint dieser Tatsache völlig unberührt entgegen zu sehen. Jasmins große Augen füllen sich mit Tränen. Sven nutzt die Gunst der Stunde, legt einen Arm um die kleine Brünette und bietet ihr so eine Stütze, um ihren Gefühlen freien Lauf lassen zu können. Er zwinkert Christoph über Jasmins Schultern hinweg zu, während er dieser den Rücken streichelt. Der Lockenkopf grinst schalkhaft zurück. Jessica hängt zu sehr ihren eigenen Gedanken nach, als dass sie das enge Miteinander zwischen dem jungen Vampir und ihrer Freundin registrieren oder gar unterbinden könnte. Zitternd erhebe ich mich, wobei ich unentwegt Fiamma anstarre. Ihr Körper wird immer blasser, scheint in sich zu trocknen wie altes Obst. In Sekunden holt sich die Zeit wieder, was man ihr Jahrzehnte lang vorenthalten hat und ihr schuldig blieb. Die bildhübsche junge Frau verbrennt schließlich zur Asche, die von einer aufkommenden Windböe in die Nacht empor getragen wird und sich Spiralförmig drehend, aus meinem Blickfeld entschwindet. Ein seltsamer Geruch steigt mir in die Nase, zwickt mein empfindsames Geruchsorgan und vergält mir fast die Lust am Atmen. Den Würgreiz versuche ich zu unterdrücken und ich massiere meinen Hals, um mich zu beruhigen, doch es wird immer schlimmer. Verdammt, ich muss ersticken, nur weil sich irgend so ein Geruch meiner Lunge aufdrängt. Ja, das hat auf meiner Liste von Sterbemöglichkeiten noch gefehlt: Tod durch Ersticken. Setze ich gleich nach Tod durch Leas Blicke und Tod durch Duncans Küsse. Nein, halt! Lieber noch vor Tod durch Aliens. Das Aliens mich töten wollen, erscheint mir doch ein klein wenig zu unrealistisch. Zumindest unrealistischer, als manch anderes. Punkt. Duncans Gestalt ist nur noch ein dunkles Schimmern und auch die Landschaft verzerrt sich auf eine unnatürliche Art, als ob sie sich wie ein Windrad drehen würde. Oder drehe ich mich so wild? Der Boden kommt mir immer näher, doch ich spüre keinen Aufprall. "NEIN!" Ich fahre in meinem Bett hoch. Der Friedhof hat sich in ein Zimmer verwandelt. Ich liege in einem weichen Bett und meine Freunde blicken mir entgegen. Auch wenn ich sie zwar sehe, so kann ich sie nicht richtig wahrnehmen. Ein unerträgliches Piepsen belästigt mein Gehör auf eine hartnäckige, stupide Art. In meinem Kopf spuken immer noch die Ereignisse aus meinem Traum herum und dass mir Denise etwas sagen will, schlussfolgere ich lediglich daraus, dass sich ihre Lippen bewegen. Ich versuche wieder völlig zu mir zu kommen, mich zu konzentrieren und klare Gedankengänge zu fassen. Allerdings lastet eine Schwere auf meinem Geist, die meinen gesamten Körper zu lähmen scheint. Das Gefühl ist mit einem eingeschlafenen Fuß zu vergleichen, nur dass bei mir alles schläft. Seltsam. Das einzig positive, was ich an dem momentanen Zustand abgewinnen kann, ist, dass der ekelhafte Geruch allmählich an Intensität verliert. Vielleicht habe ich mich auch daran gewöhnt. Vielleicht atme ich ihn ein, so wie die Bäume den Stickstoff. Ja, vielleicht verwandle ich diesen Gestank in Sauerstoff. Mensch, das wäre doch eine prima Sache, um Geld zu scheffeln. >>Ich atme Gestank (r)ein<< Super Slogan, nicht?! Von einem Moment zum anderen, werde ich plötzlich hochgehoben. Ivo drückt mich an sich und presst meinen Kopf an seine Brust. Meine Nase in den etwas rauen Pulli vergrabend, sauge ich seinen Duft tief in mich ein. Alles was war, erscheint jetzt so unwichtig. Es gibt nur diese Nähe zu einem Menschen, den ich sehr gern habe. Es gibt nur dieses Gefühl, dass meinen Bauch auf so eine wollige Art erwärmt und ihn kribbeln lässt. Die Stichwunde muss auch nur ein böser Traum gewesen sein, denn ich verspüre keine Schmerzen. Diese Erkenntnis verzieht ganz automatisch, meine Mundwinkel zu einem entspannten Lächeln. "Mensch, Sybille" Denise Stimme klingt tränenerstickt und ich hebe verwundert meinen Kopf, um ihr in die Augen sehen zu können. Sie glitzern wässrig. Ganz behutsam befreie ich mich aus Ivos Umarmung. Er lässt es sichtlich widerstrebend geschehen und hält weiterhin einen Arm um meine Schultern gelegt. Jetzt, wo ich wieder aus meinem leicht apathischen Zustand sozusagen erwacht bin, kann ich meine Freunde, Nichtfreunde, Bekannte und Unbekannte - erstaunlich wie weit man so eine Liste ausbauen kann - etwas näher unter die Lupe nehmen. Da wären Christoph und Denise. Er lächelt mir mit einem breiten Grinsen entgegen, doch irgendwie wirkt es auf mich sehr aufgesetzt. Sie sieht mich einfach nur stumm an und dreht an ihrer Armbanduhr herum. Da wären Sven und Jasmin. Ok - lassen wir die Beiden mal links liegen. Jessica. Sie reibt sich mit ihrem Zeigefinger unter der Nase und zeigt mir kurz die Zunge. Da wären Adam und Eva - welche etwas reserviert am Fußende stehen und... und jemand, den ich nicht kenne. Mit hochgezogener Augenbraue mustere ich die alte Frau, welche unverständliche Worte murmelnd, mit einem eigenartigen Grasbüschel neben meinem Kopf herumwedelt. "Wer ist das?" frage ich verdattert, wobei ich vergebens versuche, den Büschel, welcher bedrohlich nahe vor meiner Nase herumgeschwenkt wird, von mir fern zu halten. Irgendwie riecht er nach verstaubtem Heu. "Ich bin Mathilda" antwortet die Frau trocken und gibt mir mit dem Bündel Gras eine Kopfnuss. Jetzt reicht es! Unwirsch reise ich ihr diesen aus der Hand und schleudere ihn in eine weit entfernte Ecke des Zimmers. Gut, das ist übertrieben. Ich habe es gerade einmal geschafft, ihn über mein Bett hinweg zu befördern. Aber das ist immerhin weit genug, falls diese Mathilda ihn wieder haben will. Sie müsste erst mal an meinem Bein vorbei, welches ich jetzt demonstrativ von mir weggestreckt, vor ihren Körper halte. "Oh, yes. Ich bin wieder hier und zu jeder Kampfansage bereit", teile ich Tildchen ich Gedanken mit und lächele selbstgefällig in mich hinein. Hm, sollte mir das Alles jetzt aber nicht zu denken geben? "Sagt mal, was ist hier los? Ihr seht so aus, als ob gleich die Welt unterginge" werfe ich scherzhaft ein. Allgemeines, unterdrücktes Drucksen. Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich von einem zum anderen. Schließlich bleiben meine Blicke an Ivo haften, denn er ist der Einzige, welcher ihnen Stand halten konnte. Alle anderen haben sich abgewendet und so getan, als ob sie etwas Bestimmtes unter ihren Schuhen, in ihren Taschen oder an der Decke suchen müssten. "Lasst ihr uns bitte allein?!" fordert Ivo die anderen auf, ohne jedoch seine Blicke von mir zu nehmen. Die kleine Gemeinschaft nickt bestätigend und verlässt im Gänsemarsch das Zimmer. Mathilda stellt ein Fläschchen näher an mich heran, fächelt mir noch etwas Dampf zu, der daraus empor steigt und geht dann ebenfalls. In seinen Gedanken ist Duncan weit in die Vergangenheit zurückgereist. Wenn er es wirklich vollbringen würde, wenn er es wirklich schaffen würde, Sybilles Schlüssel in sich aufzunehmen und er ihr somit einen Teil von sich gab, so eröffnete sich ihr zwangsläufig ein weiteres düsteres Kapitel seiner Vergangenheit, welches nicht abgeschlossen wurde. "Und wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich bin" denkt er "so wird sie sich wohl von mir abwenden" Vor dem alten Friedhof bleibt er stehen und sieht mit leeren Blicken über den Garten der Stille. Der laue Nachtwind umfängt ihn wie eine Geliebte und zupft verspielt an seinen Haaren. Langsam streift er sich sein weites, weißes Hemd über den Kopf, welches er achtlos zu Boden gleiten lassen will. Ein etwas stärkerer Wind erfasst das leichte Linnen und erweckt es zum Leben. Flatternd tanzt es so dem Mond entgegen. Sein Oberkörper erscheint blass, schwach glänzend wie stumpfes Perlmut, gleich einem Stern in der Nacht. Muskeln formen, sein von den Strahlen der Sonne, wohl verborgen gehaltenen Brustkorp. Durchziehen die starken Arme, wie Adern in Granit. "Sie wird ein Teil von mir - und ich einer von ihr. Verbunden durch das, was Leben heißt - Vereint durch das, was Dämonen speist. So wird sie sehen, was ich wohl versteckt - Erinnerungen, von Eis und Tod bedeckt...." Die Worte fließen als singende Zeilen durch den Strom seiner Gefühle, fliehen in die Weite, um dort als ein leises Heulen zu vergehen. [...]Das Jahr, in dem er dem Mond das Silber und seiner Schwester die letzten Tränen nahm. Er hatte sie gehört, wie sie zusammen lachten - sich liebten und das Leben verhöhnten. Er sah sie vor sich, auch wenn ihn Wände trennten, von ihr und ihm. Wie sie sich umschlungen hielten und Schweiß ihre Körper zierte. Lange Zeit später, als er sich sicher war, dass sie alleine war, verließ er sein Zimmer und suchte sie auf. Lautlos, ebenso konturlos wie ein Schatten, glitt er an ihr Bett. Wie ein gefallener Engel, lag sie darin. Ihr nackter Körper nur spärlich von den Decken umhüllt. Das schwarze Haar umfasste ihre teuflisch süßen Züge, wie ein Rahmen aus Ebenholz. Sanft ließ er seine sehnigen, schlanken Finger über ihr Gesicht streicheln, während er sich in ein Gespräch verlor, dass er nur wenige Stunden vorher mit ihr geführt hatte. Duncan hatte all seinen Mut zusammen genommen und seiner Schwester erzählt, dass Cyrus ihre Mutter ermordete. Leilas Reaktion war schneidend wie ein frisch geschärftes Messer - Eis konnte nicht kälter und lähmender sein. Ein Lachen, glockenklar und melodiös, schmerzte das bisschen Seele und Menschlichkeit, welche er sich noch bis dahin bewahren hatte können. "Bruder" meinte sie, als sie sein Gesicht zwischen ihre zarten Hände nahm. Es schalkhaft zwickend, gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Nase. "Glaubst du nicht, dass ich das schon wüsste?" Jetzt sah er sie wieder so lachend vor sich. In seiner Vorstellung verwandelte sich ihr Gesicht in eine dämonische Fratze. Einen Herzschlag später, roch er ihren süßen Duft. Seine Lippen streiften kurz die ihren. Wann war seine Hand so bedrohlich nahe ihrem Kehlkopf gekommen und wann hatte er ihr zartes Fleisch mit seinen Nägeln geritzt? Fest wie Eisenketten fassen, unnachgiebig wie die Eiche, die schließlich durch starke Stürme bricht, schlossen sich seine Finger um Leilas schmalen Hals. Erschrocken riss die Frau ihre Augen auf. Entsetzen war in ihren rehbraunen Pupillen zu lesen, da sie vergebens versuchte, seine Hand von ihr zu drücken. "Ich werde dich befreien" raunte er heißer, als er seine Zähne in ihre Halsschlagadern vergrub. Duncan spürte mit jeder Faser seines Körpers, wie das menschliche Leben aus seiner Schwester durch ihn entrissen wurde. Nur noch ein kleines Bisschen und es wäre vollbracht, doch dann, wie von unsichtbaren Händen gewürgt, die ihm die Luft zum Atmen nahmen, entließ der Vampir sein Opfer aus seiner todbringenden Umarmung. Warm und rot, tropfte das Blut auf die weißen Laken. Es schien sich zu einem glühenden Sonnenrad zu formen, schwarze Blitze zuckten durch seinen Kopf und er stützte hastig aus dem Schlafzimmer. Er war feige.[...] "Die Flucht vor mir selbst, hatte da wohl ihren Ursprung genommen" mutmaßt der Dunkelhaarige. "Im Gegensatz zu damals, glaube ich heute nicht mehr, dass Cyrus, als er mich wieder fand, nicht wusste, dass ich Leila den Tod bringen wollte. Ein Mal mehr, dass ich ihm als sein Spielzeug diente. Ein Grund mehr, mich ihm entgegen zu stellen und ihn zahlen zu lassen." Wütend ballt er seine Hände zu Fäusten zusammen, sodass die Fingerknöchel weiß hervor treten. Die junge Frau an Cyurs Seite hält plötzlich inne. Verwundert und verärgert zugleich, sieht der weißhaarige Vampir seine Gefährtin an. "Was hast du?" Er gibt sich keine Mühe, seine Stimme interessiert klingen zu lassen. Sein Gemüt scheint gereizt bis aufs Blut und er kann sich nur mäßig zur Ruhe zwingen. Cyrus spürt, dass sich etwas zusammenbraut. Schwer und dunkel wie ein Gewitter. "Jemand denkt an mich" flüstert sie und ihre Augen glitzern wie Kristalle. "Nur der Tod denkt nicht an dich" fügt der Fürst in Gedanken hinzu... ~*~ Kennt Ihr mich noch?! Oh man, es tut mir SEHR leid, dass es erst jetzt ein neues Kapitel gibt - noch dazu, ein realtiv kurzes. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass ich zur Zeit erkannt habe, was es heißt "ausgebrannt" zu sein. Naja, zumindest annhähernd. Mein alltäglicher Stress - Umzug und jede Menge Arbeit in der Arbeit, haben mir einfach jegliche Lust am Schreiben geraubt. Ich war einfach zu kaputt. Eure Anfragen, wann es denn endlich weiter geht, haben mich motiviert und angespornt. DANKE! Danke auch für die vielen, vielen Kommentare! Ich lese mir diese immer wieder und wieder durch und strahle übers ganze Gesicht. Also, habt bitte Nachsicht mit mir. Jetzt müsste ich mich mal erstmal zusammenreißen und ein neues Kapitel - bzw. das letzte Kapitel zu meiner "HdR" FF schreiben. Dann gehört mein Herz wieder voll und ganz dem "(K)gA". ^^ *euchknuddelt* Hoffe, Euch hat das Kapitel den Hunger auf mehr Aufrecht erhalten (hier ein special Dank an die gute Cassio und meine Starwater, die mir son klein wenig indirekt dabei geholfen haben und an die liebe Ni-chan, weils mer so schöne Bilder gemalt hat :-)H.E.L.!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)