Vertraute Fremde von Runenmagierin ================================================================================ Kapitel 1: Entführt ------------------- Bree schrie auf, als sie den Halt unter den Füßen verlor – panisch versuchte sie nach etwas zu greifen, schlug gegen die Wände des Schachtes, rutschte überall ab. Sie hatte das Gefühl immer schneller zu fallen. Ihr Geist verselbstständigte sich, griff nach der Macht und federte ihren Sturz zumindest etwas ab, sie schlug hart auf dem Boden auf, wurde zurück gefedert, überschlug sich mehrere Male und blieb liegen. Ihr ganzer Körper schmerzte. Benommen blieb das Kind liegen – bis sie Schritte hörte. Mit einem erstickten Schrei fuhr sie hoch und stürzte auf Händen und Füßen von den Schritten weg. Ein Mann baute sich vor ihr auf – groß, kräftig, ganz in schwarz. Beängstigend. Der Mann, gegen den die Jedi kämpften – kämpfen sollten. Ängstlich löste Bree ihren Blick von den unheimlichen, gelben Augen in dem rot-schwarzen Gesicht. Panik schnürte ihr die Kehle zu – war sie diesen furchtbaren Frauen, die sie bereits aus dem Haus ihres Vaters entführt und auf diesen fremden Planeten gebracht hatten, nur entkommen, um jetzt von diesem Monster getötet zu werden? Sie sah den Körper – ihr Verstand wollte nicht begreifen was sie sah – Qui-Gon. Der Ältere, der beiden Jedi. Er lag am Boden, er rührte sich kaum noch. Brees Lippen zitterten – sie hatte Angst - panische Angst. Nie zuvor war ihr in ihrem kurzen Leben bisher etwas so Entsetzliches geschehen. Sie fühlte sich so ausgeliefert – so allein – verlassen. Sie sah wieder zu dem Mann auf. Er war ihr nicht besonders nahegekommen – nur nahe genug, um sie noch weiter einzuschüchtern – und maß sie mit einem Blick als wüsste er nicht was er von ihr halten sollte und der gleichzeitig klar machte, dass er sie, ohne zu zögern töten konnte. Bree versuchte von ihm weg zu rutschen. Hektisch sah sie sich um – gab es hier Fluchtmöglichkeiten – konnte sie weiter weglaufen? Zu ihrer Linken tat sich ein weiterer Schacht auf, wie der, durch den sie hier hinabgestürzt war – Bree wurde schlagartig klar dass es pures Glück sein musste, dass sie hier gelandet und nicht noch weiter gestürzt war – zu ihrer Rechten lag ein kreisrunder Reaktorschacht. Sie stieß mit dem Rücken gegen eine Wand. Sie befand sich in einem runden Raum – allein mit dem unheimlichen Mann und dem sterbenden Qui-Gon. Ihre einzigen Ausgänge waren die Schächte nach unten in unschätzbare Tiefen und eine Tür, die von einem Strahlenschild blockiert wurde. Und hinter dem Strahlenschild – Brees kleines Herz machte einen winzigen Hüpfer der Erleichterung – stand Obi-Wan. Den Griff seines Lichtschwerts hielt er umklammert, er war aufgebracht, wütend, besorgt. Der Mann in Schwarz sagte etwas – Bree verstand ihn nicht, konnte seien Worte nicht zuordnen – er kam einen bedrohlichen Schritt auf Bree zu. Alle Erleichterung verpuffte sofort wieder wie ein Staubwölkchen, welches von einem Windstoß auseinander gefegt wurde. Bree zuckte zusammen und wimmerte verängstigt. Der Mann sprach Basic – sie glaubte einige Worte zu erkennen – aber sie selbst sprach kaum Basic. Panisch drückte sie sich noch enger an die Wand in ihrem Rücken, als könne das Metall sich hinter ihr auftun und sie vor dem Mann verstecken – aber natürlich tat es das nicht. Stattdessen sprang die eine Frau aus dem Schacht von oben. Sie landete geschickt auf den Füßen und riss ihr Vibromesser aus dem Gürtel, als sie den Schwarzgekleideten sah. Beide gingen sofort in Abwehrhaltung – würden sie sich bekämpfen? Bree war klein, vom Kämpfen verstand sie nichts, aber selbst ihr kindlicher Verstand begriff, dass es für sie das Beste wäre, wenn sich ihre beiden Bedrohungen gegenseitig ausschalten würden. Die Frau zischte etwas – Bree rutschte vorsichtig an der Wand entlang in Richtung des Strahlenschildes. Im Haus ihres Vaters gab es auch Strahlenschilde, man konnte sie manuell bedienen – vielleicht ging das hier auch? Sie wusste es nicht, aber hinter dem Schild war Obi-Wan und zu ihm wollte sie jetzt – unbedingt. Er war ein Freund, auch wenn sie kaum mit ihm reden konnte, er war nett gewesen, hatte sie gerettet als sie alleie war, sich um sie gekümmert. Seine Nähe versprach ein Minimum an Sicherheit. Die Frau ließ den Schwarzgekleideten nicht aus den Augen, zischte wieder etwas und deutete undeutlich in Brees Richtung. Der Mann antwortete – seine raue Stimme würde Bree vermutlich in ihren Albträumen heimsuchen. Er trat einen Schritt zurück. Die Frau bewegte sich langsam und vorsichtig – ohne sich ganz von ihm abzuwenden – auf Bree zu. Sie begriff – die zwei hatten eine Art Absprache getroffen. Das Mädchen schnellte auf die Füße und wollte losrennen, doch etwas riss sie von den Füßen. Obi-Wan schrie etwas hinter dem Strahlenschild doch kein Ton drang zu ihnen durch – oder konnte nur Bree ihn nicht hören? Einen Moment baumelte sie - von nichts als der Macht gehalten in der Luft - dann donnerte sie mit immenser Wucht gegen die Wand. Bree wimmerte vor Schmerz, versuchte sich wieder aufzurichten als sie an den Haaren gepackt wurde. Ihre rotbraunen Haare, die gerade erst wieder schulterlang gewachsen waren – ihre Großmutter hatte sie ihr abrasieren lassen erinnerte sich Bree völlig zusammenhanglos, damit sie die ekelerregende Farbe nicht mehr sehen musste. Die Frau hatte sich halb hingekniet und zog Bree soweit hoch, dass sie sich mit ihr auf Augenhöhe befand. Es tat weh. Bree krallte ihre Finger in ihr inzwischen zerschlissenes Kleid. Etwas stach ihr in die Finger – da war etwas Dünnes, hartes in ihrem Kleid. Die Haarnadel, fiel es ihr ein. Die Haarnadel, die sie wegen der kurzen Haare nicht mehr brauchte – die Haarnadel mit der die Frau ihres Vaters sich den Arm auf geritzt hatte. Die Frau beugte sich näher zu Bree, das Mädchen konnte jede kleine Einblutung auf der aschfahlen Haut um die Augen und die Lippen erkennen – die Rotbraunen Locken, die sich unter der roten Kapuze hervor ringelten. Sie zischte wieder irgendetwas auf Basic – was nicht zu Bree durchdrang - und grinste das Mädchen sadistisch an. Eine Spur von Wahnsinn lag in ihren Augen. Mit der freien Hand hob sie ihr Vibromesser. Bree stieß mit der Haarnadel zu – direkt in die Brust. Die Frau schrie auf, ließ das Messer niedersausen und verfehlte den Torso des Kindes – traf ihren Arm. Doch Bree spürte nichts, Adrenalin pumpte durch ihren Körper und ließ sie wieder zustechen, wieder und wieder und wieder – bis die Augen der Frau leer wurden und sie rücklings zu Boden sackte. Bree erwachte mit einem Schreckensschrei, der sich in ein Schluchzen verwandelte, als sie begriff dass es nur ein Traum gewesen war – ein furchtbarer Traum, der ihr das Geschehene noch einmal vor Augen geführt hatte. Sie blieb aufrecht in ihrem Bett sitzen und rang nach Luft. Eine genuschelte Frage auf der anderen Seite des Zimmers erregte kurz ihre Aufmerksamkeit – Anikan war aufgewacht. Bree teilte sich das Gästezimmer auf Naboo mit dem Jungen. Vorsichtig legte sie sich zurück, es brachte nichts etwas zu sagen, er würde sie ohnehin nicht verstehen – er sprach kein Resas – so wie sonst auch niemand auf Naboo. Nicht einmal die Jedi, die am Nachmittag zu Qui-Gons Beerdigung angereist waren. Doch Anikan war wohl doch richtig wach geworden. Bree spürte wie ihre Matratze sich unter seinem Gewicht nach unten bog, als er sich neben sie setzte. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren nicht verletzten Arm. Sie setzte sich wieder auf und versuchte ihn mit einem Lächeln zu beruhigen. Vielleicht sah er es im Halbdunkeln des gemütlichen Zimmers. Der Junge erwiderte das Lächeln leicht verkniffen und deutete auf ihren verletzten Oberarm, bevor er fragen die Augenbrauen hob. Offenbar glaubte er, dass der Schmerz sie aufgeweckt hatte. Bree nickte nur, da Anikan kein Resas sprach und Bree kaum Basic beherrschte konnten sie sich nicht ausreichend mit Worten verständigen. Anikan überlegte, dann hellte sich sein Gesicht auf. Er beugte sich vor und tippte ganz vorsichtig auf das Bactapflaster auf ihrem Arm, dann auf die Tür. Wollte er ihr ein neues Pflaster bringen? Oder eine andere schmerzlindernde Arznei? Schmerzen waren nicht wirklich ein Problem für Bree, aber es rührte sie, dass Anikan etwas für sie tun wollte. Dankbar lächelte sie ihn an und nickte. Auch wenn sie kein Pflaster brauchte wollte sie seinen guten Willen ihr zu Helfen unbedingt honorieren. Anikan grinste verschmitzt und verließ schnell den Raum. Bree stand langsam auf und tapste vorsichtig zum Fenster, draußen schien der Mond und beleuchtete die Stadt. Es sah schön aus, friedlich – als könne nichts Schlimmes geschehen. Die Bedrohung spürte Bree erst als es zu spät war – als sie herumfuhr und abwehrend die Arme hochreißen wollte, stand die Frau bereits direkt hinter ihr und schlug zu. Bree wurde schwarz vor Augen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ „Briss Baren-bey?“, fragte das Sephimädchen und beugte sich ein bisschen zu ihm herunter. Baren kannte sie nicht, sie gehörte zu einem anderen Jünglingsclan. „Ja?“, antwortete der Reasrianerjunge mit unbewegtem Gesicht. Das Mädchen lächelte freundlich aber auch verunsichert von der einsilbigen Antwort. „Ich bin Seena Tong, Meister Windu hat mich gebeten dich zum Archiv zu bringen.“ Baren versuchte seine Verwirrung zu verbergen, ein Instinkt, den er sich in seinen ersten neun Lebensjahren angewöhnt hatte. „Warum?“, fragte stattdessen Etain Tur-Murkan, ein Mädchen aus Barens Jünglingsclan, mit dem er sich gut verstand. Sie hatten sich zum Lernen auf einen Balkon zurück gezogen und nicht damit gerechnet, dass jemand sie hier stören würde. „Das ist mir leider nicht bekannt“, antwortete Seena, sichtlich froh, dass jemand auf sie reagierte, „Es hat, glaube ich, mit diesem neuen Padawan zu tun – der Junge der direkt als Padawan in den Tempel gekommen ist. Wie heißt er doch gleich -?“ „Anikan Skywalker“, antwortete Baren und spielte den Gleichgültigen. Eine Maske zur Schau zu tragen war Art der Resarianer – es war die Art mit der sie großgezogen worden war, das Mädchen in seinem Kopf – die vertraute Fremde deren Leben er sah, sobald er einschlief – Das Mädchen, welches im Moment Todesängste durchlitt. Seena und Etain sahen ihn überrascht an. Baren unterdrückte ein Seufzen und stand auf. „Wartest du hier?“, fragte er Etain - sie nickte, „Dann bis gleich“, verabschiedete er sich und stand auf. Seena schenkte Etain ein freundliches Lächeln – welches diese vorsichtig erwiderte. Baren nickte Seena zu voranzugehen. Die Sephi fühlte sich deutlich unwohl in Barens Begleitung. Sie lächelte zwar, wenn sich ihre Blicke trafen, wirkte aber etwa angestrengt. Er spürte ihre Erleichterung, als sie das Archiv erreicht hatten. Sie wurden bereits von Meister Windu und dem Jungen – Anikan Skywalker – erwartet. Baren hatte ihm noch nie gegenübergestanden und dennoch kannte er das Gesicht des Jungen. „Danke Seena“, wandte sich der Jedimeister an die Sephi welche sich höflich verbeugte und bereits Anstalten machte wieder zu gehen. „Bleib noch“, forderte er sie streng auf, „Das hier ist Anikan Skywalker,“, stellte er dann den Menschenjungen vor, „Ich denke, seine Situation ist euch beiden bekannt – Anikan hat vieles nachzuholen. Der Rat hat beschlossen, dass ihr zwei die Richtigen seid ihm zu helfen. Vieles von dem nachzuholen, was ihr als Jünglinge gelernt habt.“ Baren wandte sich Anikan zu, um ihn richtig zu mustern – der Menschenjungen hatte die Augen weit aufgerissen und starrte ihn an. „Du siehst ja fast aus wie Bree!“, entfuhr es ihm ungläubig. „Bree?“, fragte Seena überrumpelt und sah von einem Jungen zum anderen. „Ja, er sieht ihr wirklich ähnlich – eigentlich, bis auf die Frisur – und natürlich, dass sie ein Mädchen ist.“ Seena verkniff sich ein Kichern bei dem Nachsatz, aber Baren fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Sah er Bree wirklich so ähnlich? Ihr Gesicht war ihm vertraut, seit er denken konnte – ihm selbst wäre eine solche Ähnlichkeit aber nie aufgefallen. Baren bemerkte die Stille, die sich ausbreitete, nicht sofort, erst als sich sein Blick von der Nachdenklichkeit klärte und er sich wieder Anikan, Seena und dem Jedimeister zuwandte bemerkte er, dass alle drei ihn ansahen. „Ich spüre große Unruhe in dir, Jüngling“, richtete der Meister schließlich das Wort an Baren. Es war nicht zu erahnen, wie Meister Windu zu Anikans Ausspruch stand. Baren wurde abwechselnd heiß und kalt. Jedi sollten keine Bindungen eingehen, in seinem Clan war das eine der wichtigsten Tugenden – aber er hatte diese Verbindung, ob er sie wollte oder nicht. Er hatte sie ja nicht heraufbeschworen, sie war einfach da gewesen - immer schon – seit er denken konnte. „Ich -“, Baren wusste nicht was er sagen sollte. Einmal hatte er im Clan etwas über seine >Träume< angedeutet – als er schreiend aufgewacht war, nach dem Bree von ihrer Großmutter mit einer Bürste verprügelt worden war. Die Ablehnung war geradezu mit Händen greifbar gewesen und Baren war eingeknickt und hatte alles als blühende Fantasie und Traum abgetan. Das hatte den anderen Jünglingen gegenüber funktioniert – aber würde es, dass auch gegenüber eines Jedimeisters? Er schwieg. „Briss Baren-bey, was beschäftigt dich?“, fragte Windu auskunftheischend. „Du kennst Bree!“, sagte Anikan ihm auf den Kopf zu – ob er einfach nur gut geraten hatte oder sein Instinkt ihn zu dieser Aussage brachte würde Baren nie herausfinden. Der Reasrianer zuckte zusammen als Anikan ihn an der Tunika packte. „Weißt du irgendetwas? Sag schon? Sie ist einfach von Naboo entführt worden – vielleicht ist sie in Gefahr!“, Anikan schien ihn schütteln zu wollen. „Hey, du überfordert ihn!“, fuhr Seena besorgt dazwischen und zog Anikan von Baren fort. „Bree wurde angegriffen, von einer Irren, die sie umbringen wollte! Vor der konnte sie sich retten – aber da war noch eine Zweite, wenn die sie mitgenommen hat -“, versuchte Anikan seinen Standpunkt klar zu machen. Seena hob beruhigend die Hände. An den beiden vorbei begegnete Baren dem unergründlichen Blick des Jedimeisters. „Ich weiß, wo sie ist“, erklärte Baren schließlich, „Also ich weiß nicht, wie der Planet heißt, aber ich kann ihn sehen – und die Leute – wenn ich schlafe“, erklärte er zögerlich. Anikan und Seena starrten ihn mit offenen Mündern an. Der Meister erwiderte seinen Blick noch einen Moment ausdruckslos, bevor er nickte. „Baren, begleite mich zu den Hallen des Rates – Seena, ich überlasse Anikan deiner Obhut. Für heute.“ Was genau Mace Windu damit sagen wollte war niemandem so ganz klar, aber Baren wurde bewusst, dass er gerade sein größtes Geheimnis mit einem Jedimeister und zwei ihm fast fremden jungen Jedi, einem Padawan und einem Jüngling geteilt hatte. Ihm drehte sich der Magen um – was würde jetzt mit ihm geschehen? Er kannte nur den Tempel, das war sein Zuhause. Hier waren diejenigen die er kannte – auch wenn er nur wenige mochte. Was war, wenn seine Verbindung zu Bree bedeutete, dass er kein Jedi sein konnte? Was würde dann aus ihm. Meister Windu legte Baren eine Hand auf die Schulter und geleitete ihn aus dem Archiv. Er beließ seine Hand auf Barens Schulter, auch als sie die Halle des Rates fast erreicht hatten und obwohl Baren nicht im mindesten wahrnehmen konnte wie der Großmeister zu seiner Aussage über seine >Träumen< stand, war die Geste für den Jungen ungemein Trost spendend. Kapitel 2: Machtkampf --------------------- „Beweg dich! Schneller!“ Das keifende Geschrei der Ausbilderin drang kaum zu Bree vor. Sie war nass bis auf die Haut, die dicken Regentropfen prasselten noch immer auf sie nieder, hinterließen ein unangenehmes Pochen bei jedem Treffer auf ihrem Körper. Sie sprintete an der Ausbilderin vorbei, duckte sich unter deren Lichtpeitsche hindurch. Sie rutschte im Matsch aus. Dieses Mal traf sie die Peitsche. Bree stemmte sich hoch, kam wieder auf die Füße und rannte sofort weiter, bevor die Nachtschwester wieder mit der Peitsche ausholen konnte. Wenigstens funktionierten die Peitschen ohne Kyberkristalle und konnten deswegen nicht schneiden wie Lichtschwerter – aber es tat trotzdem weh. Sie rutschte über die glatte Oberfläche eines Steines, hielt sich aber aufrecht. Hinter sich hörte sie das Keuchen eines anderen Mädchens. Vermutlich Yina – Bree konnte Yina nie ganz abhängen. Obwohl es erst Mittag war, war es düster um sie herum. Die dichten Regenwolken blockten jedes Sonnenlicht ab – verdunkelten die Welt als wäre es bereits später Abend. Es war schwer im normalerweise ausgetrockneten Bachbett Hindernisse und Unebenheiten zu sehen – sie mussten sie fühlen. Das hier war keine reine Balance und Ausdauerübung – es ging darum die Macht zu nutzen – zu fühlen wo sie hintreten konnten. Bree rannte weiter, das aufkommende Stechen in der Brust ignorierte sie, die nasse Tunika, die an ihrem Körper klebe, nahm sie kaum wahr, genauso wie das nasse, strähnige Haar im Gesicht, an Hals und Nacken. Im Moment zählte nichts anderes als der nächste Schritt, die nächste Biegung des Flussbettes, das Ziel, das sie bald erreichen würde. Yina stürzte hinter ihr. Bree lief weiter. Sie musste nicht helfen – Yina kam ohne sie zurecht und hätte ihr ohnehin keine Hilfe gedankt. Kurz drauf hörte sie Yinas Schritte wieder im Matsch. Weiter auf den Weg achten – die Unebenheiten Spüren – Löcher unter dem Matsch – Steine. Die nächste Ausbilderin kam in Sicht – keine Lichtpeitsche, um die Mädchen anzutreiben. Bree zog das Tempo noch einmal an. Nur das Ziel, nichts anders zählte. Der nächste Schritt, die nächste Biegung – das Ziel. Sie hatte es bald geschafft. Jetzt nur durchhalten. Jetzt nicht von Yina überholen lassen. Jetzt einfach weiterlaufen. Die nächste Ausbilderin ließ Steine auf sie zufliegen. Bree sprang, wich den Großen aus, ließ sich von den Kleineren treffen – das gab maximal ein paar Kratzer. Sie landete wieder sicher auf ihren Füßen und rannte weiter. Der nächste Schritt – die nächste Biegung – das Ziel. Bree konnte die Zielgrade sehen. Sie rutschte aus – etwas hielt ihren Knöchel gepackt. Panisch rollte sie im Matsch herum. Sie konnte niemanden direkt hinter sich spüren. Natürlich nicht, Yina hatte sie mit Hilfe der Macht von den Füßen gerissen. Eigentlich war das nicht erlaubt, die Mädchen sollten sich nicht behindern. Bree fluchte auf Resas und schleuderte Yina eine Hand voll Matsch ins Gesicht. Yina war abgelenkt. Bree kam wieder auf die Füße, sprang rückwärts, rannte einige Schritte. Der nächste Schritt – das Ziel. Eine Biegung gab es nicht mehr auf dem Weg. Bree spürte Yinas Zorn. Schrittweise lief sie rückwärts, behielt Yina im Auge. Das andere Mädchen atmete schwer. Bree hob kampfbereit die Arme und Hände. Sie lief weiter rückwärts. Der nächste Schritt. Sie würde das Ziel gleich erreichen, Yina wusste das und würde wohl noch einmal versuchen sie anzugreifen. Yina wollte nicht verlieren – das wusste wiederum Bree. Sie selbst wollte auch nicht verlieren. Bree spannte sich an, hektisch war sie einen Blick über ihre Schulter – Yina würde die offensichtliche Lücke nutzen. Die junge Nachtschwester sprang auf sie los. Stumm, wie ein Schatten – tödlich wie ein Raubtier, auch wenn sie Bree nicht töten wollte. Abgesehen davon, dass Bree nicht abgelenkt war. Mit beiden Händen griff sie nach der Macht und schleuderte Yina zurück. Bree fuhr auf dem Absatz herum und sprintete die letzten Meter zur Ziellinie. Sie warf sich mehr ins Ziel, als dass sie an der Markierung vorbeilief. Jeder ihrer Muskeln schien zu zittern. Immer noch prasselte der Regen mit dicken Tropfen auf sie ein als wolle er sie weiter in den matschigen Boden prügeln. Kalter Wind wehte über sie hinweg. Bree stemmte sich wieder hoch – erst auf die Knie, dann wieder auf die Füße. Zitternd und schwer atmend blieb sie stehen. Yina hatte sich wieder aufgerappelt, mit wutverzerrtem Gesicht kam sie auf Bree zu. Zwei erwachsene Nachtschwestern liefen zu ihnen – Bree wurde ignoriert, Yina erhielt einen trockenen Mantel. Auch Machtnutzer konnten krank werden. Bree unterdrückte ein Schnauben – sie würde zusehen, dass sie so schnell wie möglich abhauen würde. Die anderen Mädchen erreichten jetzt die Zielgerade – dreizehn Mädchen insgesamt fünfzehn in dieser Altersgruppe. Vierzehn zu viel für Brees Geschmack. Auch die anderen Mädchen erhielten Mäntel als sie die Ziellinie passiert hatten. Gemeinsam wurden sie in eine Hütte gescheucht in der ein Feuer brannte. Eine warme Brühe köchelte in einem Topf darüber und Wind und Regen wurden von den festen Lehmwänden ausgesperrt. Bree setzte sich an die Wand, sodass sie den Rest des Raumes im Auge behalten konnte. Drei Ausbilderinnen begleiteten die Mädchen in die Hütte – wie viele der erwachsenen Frauen den Parcours wirklich überwachten hatte Bree noch nicht herausgefunden – vermutlich wurden es immer mehr, je länger der Parcours wurde und je schwieriger es für die Absolventinnen werden sollte. Der Schwierigkeitsgrad stieg mit dem Alter der Mädchen. Aber die Abschlussbesprechung wurde immer nur von ein paar wenigen Nachtschwestern geleitet, sie erklärten was falsch gemacht wurde – was besser gemacht werden konnte und auf was die Mädchen achten sollten. „Breites Feld, das wir dieses Jahr haben“, stellte die älteste der Nachtschwestern fest. Sie war Bree und Yina kurze Blicke zu. Eine der beiden jüngeren Nachtschwestern begann Schüsselchen mit Brühe auszuteilen. Bree wurde als letztes versorgt. Die Nachtschwester blieb vor dem Mädchen stehen und musterte sie kühl, dann kippte sie das Schälchen kommentarlos über Bree aus. Bree hielt die Luft an. Sie zuckte mit keinem Muskel. Das war auch nicht schlimmer als damals, als ihre Großmutter ihr die Sahne über das neue Kleid geschüttet hatte um sie zu demütigen – nur damals hatte sie nicht einen solchen Hunger gehabt. Ihr Magen revoltierte, der Brühegeruch verursachte ihr Bauchschmerzen vor Hunger, sie hatte seit den frühe Morgenstunden nichts mehr zu sich genommen. Die älteste Nachtschwester schnalzte missbilligend mit der Zunge. Aber sie sagte nichts. Bree blieb sitzen, starr wie eine Statuette, mit unbewegtem Gesicht. Die anderen Mädchen kicherten. Nur Yina ignorierte sie. Schadenfreude konnte sie nicht auskosten – nicht nach ihrer Niederlage. Es verschaffte Bree ein Minimum an Genugtuung. Der Regen trommelte auf das Dach, rhythmisch, einschläfernd. Aber Bree war hellwach. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie hörte jedes Wort, dass die Erwachsenen sagten, prägte sie sich ein. Sie musste lernen, sie musste so viel Wissen und so viele Informationen mitnehmen, wie sie konnte. Sie konnte sich kein Versagen leisten. Bree ballte die Fäuste, an ihrem linken Arm spannte sich die hellblaue Haut ihrer Brandnarbe über Muskeln und Sehnen – ein Andenken daran, dass sie versagt hatte. Yina und ihre Freundinnen hatten ihr schmerzhaft beigebracht, dass sie nicht dazugehörte. Bree hatte ihr Zeitgefühl bereits nach den ersten Metern des Parcours´ verloren – wie lange sie in der Hütte saßen und sich besprachen konnte sie nicht nachvollziehen. Irgendwann wurden die Mädchen entlassen – in den Tempel, zur Meditation. Bree verließ die Hütte als letzte. In der Tür blieb sie stehen, es regnete immer noch, ihre Kleider klebten noch an ihrem Körper. Der Wind, der sie traf, trug den Geruch der Brühe wieder in ihre Nase. Ihr Magen knurrte. Bree zog ihre Tunika nach oben und schob den brühe-getränkten Stoff in ihren Mund. Der Geschmack tränkte wahrscheinlich nur ihre eigene Spucke, die sie schluckte, aber für einen Moment tat es gut – auch wenn es im Grunde nur eine Illusion war. Mit etwas Glück hatten sie noch ein paar Wurzeln zuhause – Geela und Adrill schafften es immer wieder Pilze, Wurzeln und Kräuter zu sammeln, die sie dann für sich hatten. Manchmal stahl Geela auch Getreide und Früchte von den Feldern, allerdings nicht zu oft. Wenn sie dabei erwischt würde, würde sie schwer bestraft werden. Meinard hatte ihr verboten so viel zu riskieren. Geela, Adrill, Meinard, Ti´rory und Jellinec – dass war Brees Familie hier auf Dathomir. Eine Familie aus Sklaven. Bree überlegte kurz ob sie die Kapuze ihres roten Überwurfs wieder über den Kopf ziehen sollte, entschied sich aber dagegen – es wäre albern. Ihre Kleider waren ohnehin alle durchnässt. Kurz atmete sie durch, dann sprintete sie durch den Regen – nicht zum Tempel, sondern zum Robbastall. Ihr Zuhause. Sie sprang über das Gatter, platschend kam sie mit ihren Füßen im Matsch auf. Sie lief direkt weiter in den Stallraum. Es war angenehm warm hier drinnen mit all den Tieren – natürlich roch es entsprechend – aber daran gewöhnte man sich. Eine Treppe an der Seite führte auf den Heuboden, der die Hälfte des Stallraumes überdeckte. Dort oben war ihre Familie. Bei diesem Wetter mussten selbst sie nicht draußen arbeiten – nicht, damit sie nicht krank wurden, sondern weil gerade Feldarbeit bei Regen einfach keinen Sinn machte – es sei denn man wollte gezielt jemanden bestrafen. Bree hielt sich nicht lange unten im Raum auf, sondern kletterte die Leiter empor. Meinard bemerkte sie als erster, er sprang auf kaum, dass er sie erblickt hatte, riss eine Wolldecke vom Boden hoch und kam auf sie zu. „Die nassen Klamotten aus“, forderte er besorgt. Bree nickte stumm und begann sich aus ihren Kleidern zu schälen, kurze Leggins, Ärmellose Tunika, der Schulterüberwurf und enge Stiefel, die am schwersten auszuziehen waren. Kaum viel das letzte Kleidungsstück zu Boden wickelte Meinard sie fest in die Decke ein und bugsierte sie zu den anderen – Geela und Adrill. Ein Zahbrakmädchen und ein alter Anx. „Komm Kind, setz dich“, Adrill streckte mit seinem sanften, ewig müden Blick einen Arm nach Bree aus und zog sie neben sich auf das Stroh. Bree sackte müde neben ihm zusammen und lehnte ihren Kopf gegen Adrills Arm. Der Anx war um ein Vielfaches größer und obwohl deutlich abgemagert in den vielen Jahren seiner Gefangenschaft, war Adrill auch deutlich massiger als der dürre Teenager. „Hier“, Geela reichte ihr ein Schälchen – Wurzeln und Beeren. Bree lächelte dankbar, befreite einen Arm aus der Decke und nahm das Schüsselchen an sich. Bemüht langsam um ihren leeren Magen nicht zu überfordern, begann sie sich die kleine Portion in den Mund zu schieben und kaute lange darauf herum. Geela schenkte ihr ein Lächeln. Sie war genauso alt, wie Bree, fast einen Kopf größer, wenn sie nebeneinanderstanden, ihr Gesicht wurde von drei Narben verunziert – zwei auf der linken Wange eine auf der Rechten. Glattes, dunkelbraunes Haar umrahmte ihr feingeschnittenes Gesicht. Ihre Kleider waren zerschlissen in den anderthalb Jahren, die sie jetzt auf Dathomir lebte und auch ihre Arme wurden von Schnitten und Brandnarben verunziert. Trotzdem lächelte sie Bree aufmunternd zu. Bree versuchte zurück zu lächeln. Meinard ließ sich neben ihr auf den Boden fallen. Sie saßen um einen unebenen Stein herum, der als Tisch diente, aber auch als Feuerstelle. Wenn es kalt wurde, im Winter, oder bei Regen. „Siehst fertig aus, Küken“, stellte er fest und fuhr Bree mit den Fingern durch ihre nassen, matschverklebten Haare. Bree brummte nur etwas. Im Stroh krabbelte das Twi´lek Baby Ti´rory herum. „Was schwänzt du jetzt?“, fragte er, Meinard war eine Art Vater für Bree und Geela. Bree und Geela hatten andere Väter gehabt, vor Dathomir - in einem anderen Leben – aber hier hatten sie ihn, der auf sie achtete, sie trainierte und sie lehrte zu überleben. „Meditation“, nuschelte Bree mit halbvollem Mund. Meinard nickte nur. „Klatsch nass“, murrte er leise, „Die wollen unbedingt, dass du vor der nächsten Jagd krank wirst.“ „Ich werd nicht krank“, murmelte Bree, sie starrte in die Flammen auf der Steinplatte. „Natürlich nicht, Kleines, natürlich nicht. Wir kümmern uns um dich“, bekräftigte Adrill. Geela nickte bestätigend. Ti´rory krabbelte aus dem Stroh und auf Geelas Schoss. Als sie Bree sah quiekte die Zweijährige begeistert und klatschte in die kleinen Hände. Bree lächelte und winkte ihr zu. Die Robbas begannen zu quieken. Sofort fuhr Bree aus ihrer angelehnten Haltung hoch. Unten hörte sie Schritte, doch ihre Anspannung legte sich wieder, als sie Jellinec spürte. „Was macht er hier?“, murmelte sie verwirrt und vergaß ihrer Familie mitzuteilen, dass es ihr Bruder war, der gerade den Robebrstall betreten hatte. „Er?“, fragte Geela, halb aufgesprungen. Meianrd trat zum Rand des Heubodens. „Jell“, murmelte Bree und lehnte sich zurück an Adrill, der unbewegt sitzen geblieben war. Geela seufzte erleichtert und setzte sich mit Ti´rory zurück an ihren Platz, während ihr Bruder die Leiter zum Heuboden hochkletterte. „Hey“, murmelte er zu Begrüßung, „Dachte das wäre eine gute Gelegenheit, um euch einen Teil der Jagdbeute zu bringen.“ Er hob einen Lederbeutel hoch, in dem etwas Schweres steckte. „Und was bleibt dir?“, fragte Geela besorgt. Ursprünglich war Jellinec nur Geelas Bruder gewesen – vor Dathomir. Der junge Zahbrak lächelte nachsichtig. „Keine Sorge, für mich bleibt genug“, beruhigte er sie. Jellinec setzte sich zu seiner jüngeren Schwester und begrüßte Ti´rory die ihm strahlend die Arme entgegenstreckte. Das Baby war fast so lange auf Dathomir wie die Zahbrakgeschwister und hatte inzwischen begriffen, wer zu ihrer Familie gehörte und wer nicht. Denn das dort draußen, vor dem Stall eine andere, unfreundliche Welt zu bestehen schien, dass schien Ti´rorys kindlicher Instinkt bereits verstanden zu haben. Jellinec war nass geregnet genau wie Bree, nur dass er einen festen Mantel trug, den Meianrd ihm nun abnahm. „Bleibst du über Nacht?“, fragte Meinard und hängte Jellinecs Mantel zu den Kleidern von Bree, die an einem Balken aufgehängt waren. „Kann ich machen, ich muss nur morgen rechtzeitig los“, erwiderte Jellinec. Er knuddelte Ti´rory die fröhlich gluckste und nach seinen Fingern griff. „Wir stehen mit den Tieren auf, dass weißt du ja“, erinnerte Adrill ihn sanft. Er streichelte Bree noch einmal sanft durch die schulterlangen, rotbraunen Haare, die langsam wieder trocken wurden. Bree richtete sich immer noch müde wieder auf. „Wann geht ihr wieder jagen?“, fragte sie Jellinec und stützte die Unterarme auf ihre Knie. „Wahrscheinlich erst wieder in der nächsten Woche, die Beute war gut dieses Mal“, erklärte Jellinec. Bree nickte enttäuscht. Jellinec lebte nicht im Dorf der Nachtschwestern, sondern in einem Männerdorf – bei den Nachtbrüdern. Einfallsloser Namen, aber im Grunde war es Bree auch egal. Dort lebten die Männer, mit denen sich die Nachtschwestern immer mal wieder einließen, wenn es um Nachwuchs ging. Die meisten waren Zahbraks, genau wie Jellinec, darum hatte man den gesunden Jungen nach dem Raumschiffabsturz auch dorthin geschickt – und seien Schwester als Sklavin im eigenen Dorf behalten. „Ich hatte gehofft, wir könnten mal wieder zusammen jagen“, murmelte sie, um ihre Enttäuschung zu erklären. Jellinec nickte verstehend. „Komm am Schiff vorbei, ich hab in den nächsten Tagen vermutlich öfter Zeit um raus zu kommen“, er verzog kurz den Mund, „Die Ältesten glauben offenbar, dass ich mich gut einfügen würde.“ „Ja, die Nachtbrüder sind nicht halb so streng wie die irren Weiber hier“, knurrte Meinard. Er hatte sich wieder neben Bree gesetzt, seine Gesichtszüge hatten sich verhärtet und er ballte die Hände zu Fäusten. Bree befreite beide Arme aus der Decke und schlag sie um Meinard um ihn zu trösten. Meinard hatte mit seiner Landung auf Dathomir nicht nur seine Freiheit verloren – sondern auch zwei Söhne. Er legte eine Hand auf Brees Arme. „Schon gut, Küken, wir schaffen´s hier raus“, versicherte er. Bree nickte. Geela und Jellinec wechselten Blicke. „Klar“, versicherte Geela, „Wir kriegen das Schiff schon fit.“ Sie stieß ihren Bruder mit dem Ellenbogen an. „Sicher,“ stimmte er zu – auch er hatte eine Narbe im Gesicht und schnitte so wie Verbrennungen auf den Armen, allerdings weniger als Geela, Meinard oder Adrill. „Ich hab ja gesagt, in den nächsten Tagen hab ich etwas Zeit, die werd ich nutzen um an der Rostlaube rumzuschrauben.“ Bree nickte wieder. Sie würden das schaffen, sie musste auf ihre Geschwister vertrauen. Das war nicht leicht – aber auch schon lange nicht mehr wirklich schwer. Fünf Jahre schweißten zusammen – fünf lebensgefährliche Jahre konnten eine bessere Familie formen als zehn Jahre in Wohlstand. Das war Brees Erfahrung. Kapitel 3: Freundschaft ----------------------- Baren betrachtete seine Freunde, Seena und Anikan. Sie trainierten mit ihren Lichtschwertern, wirbelten umeinander herum, die Klingen kreuzten sich, sprangen auseinander – die Padawane gingen wieder aufeinander zu. Seena war besser geworden. Als Kämpferin mit dem Lichtschwert war sie nie überragend gewesen – ihre Stärke war die Macht, darin war sie schwer zu übertreffen. Normalerweise waren die Kämpfe schnell beendet, aber heute schien Seena entschlossen sich nicht unterkriegen zu lassen. Baren wandte sich ab, dem Fenster zu durch das er die Wolken über Corusant sehen konnte. Die untergehende Sonne färbte die Wolken orange. Bald würde es Nacht werden. Schlafenszeit. Zeit zu sehen, wie es Bree ging. Baren stand dem Zwiespältig gegenüber. Bree war ein Teil von ihm – jede Nacht da, es sei denn sie schliefen zur gleichen Zeit.  Ein Teil von ihm und zugleich vollkommen fremd. Bree faszinierte ihn und schreckt ihn zugleich ab. Ein Ausruf brachte ihn zurück ins Hier und Jetzt. Anikan hatte Seena entwaffnet – wie erwartet – fing Seenas Lichtschwert auf und streckte der Sephi beide Lichtschwertklingen entgegen.  „Und das war´s“, stellte der junge Mensch grinsend fest. Seena verdrehte die Augen. Sehr zufrieden mit sich löschte Anikan beide Lichtschwertklingen und trat zurück.  „War gar nicht so übel“, stellte er fest, reichte Seena ihr Lichtschwert zurück und trat auf Baren zu, „Wie sieht´s mit dir aus? Bereit zu verlieren?“  „Übermut kommt vor dem Fall, Skywalker“, erwiderte Baren gelassen.  „Nur werde ich nicht fallen“, grinste Anikan selbstsicher.  „Abwarten“, Baren grinste nicht, stand aber auf und lockerte nachlässig seine Schultern. Mit dem Lichtschwert waren sie beide gut – mal gewann der eine beim Training, mal der andere, manchmal gab es ein Unentschieden.  „Findet es doch heraus“, spottete Seena, nicht im mindesten geknickt setzte sie sich am Rand der Trainingsfläche auf den Boden und machte es sich bequem, um den Jungen zuzusehen.  „Also los“, Anikan aktivierte sein Lichtschwert und ging in Angriffshaltung. Baren trat auf seine Position, aktivierte ebenfalls sein Lichtschwert – kam aber nicht mehr dazu in Position zu gehen. Die Tür zum Trainingsraum fuhr auf und Meisterin Rice Korran betrat den Raum.  „Wartet doch noch einen Moment“, die Meisterin hob die Hand sanft lächelnd, „Baren, Meister Windu möchte dich sprechen, er dürfte noch in den Hallen des Rates sein“, wandte sie sich an den Resarianerhybrid. Baren blinzelte überrascht, nickte aber. Er deaktivierte sein Lichtschwert und warf Anikan einen entschuldigenden Blick zu – den wahrscheinlich nur Anikan und Seena als entschuldigend verstehen würde. Anikan schnaubte enttäuscht. Meisterin Rice lachte amüsiert.  „Du kannst gerne mit mir und Seena zur Meditation kommen“, schlug sie unschuldig vor. Ein spitzbübisches Lächeln huschte über Seenas Gesicht.  „Danke, Meisterin, das wird wohl nicht nötig sein,“, Anikan suchte offensichtlich nach einer Ausrede, „Ich - sollte nach Meister Kenobi suchen.“ Er nickte bekräftigend. Meditationen mit Meisterin Rice waren lang und intensiv – und verlangten eine gewisse Geduld – nicht Anikans Stärke. Baren verkniff sich ein schadenfrohes Lächeln. Er nickte seinen Freunden und der Jedimeisterin zu, bevor er den Raum verließ. Kurz darauf hörte er Schritte hinter sich.  „Du kannst mich doch nicht einfach damit allein lassen“, empörte sich Anikan, nach dem er Baren eingeholt hatte.  „Hätte ich dir sagen sollen, dass Meister Obi-Wan sich in den Archiven befindet?“, fragte Baren nach.  „Ausgerechnet“, murmelte Anikan, „Na was soll´s, ich wollte mir ohnehin meinen Starfighter noch mal ansehen, der hat letztens was abgekriegt.“ Er hob etwas achtlos die Schultern.  „Was du nicht alles tust, um dem Meditieren zu entgehen“ stellte Baren amüsiert fest. Anikan schnaubte.  „Kommt drauf an, mit wem“, revidierte er Barens Aussage. An der nächsten Kreuzung trennten sie sich. Baren lief zielsicher weiter. Warum rief seine Meister ihn so spät am Abend noch zu sich? Ob es um eine Mission ging? Vielleicht würden sie wieder nach Dathomir aufbrechen, sie waren lange nicht mehr auf diesem Planeten gewesen, um nach Bree zu suchen. Viel zu lange für Barens Geschmack. Nicht dass er besonders oft mit gedurft hatte ganz im Gegenteil, meistens war sein Meister ohne ihn dorthin gegangen, um Baren nicht zu nah an die Gefahr der Dunklen Seite zu bringen. Vielleicht würde ihm sein Meister aber auch mitteilen, dass sie nicht mehr nach Bree suchen würden, nach fünf Jahren hielt man sie vielleicht für an die Dunkle Seite verloren und wollte sie gar nicht mehr in die Republik zurückholen. Der Gedanke tat weh. Baren drängte den Gedanken zurück. Er durfte sich nicht verunsichern lassen, was auch immer vor ihm lag. Davon hätte niemand etwas. Er atmete tief durch und klärte seinen Geist von allen Zweifeln. Er hatte sein Ziel fast erreicht und spürte, dass sein Meister nicht allein war. Mace Windu stand in Begleitung der Jedimeisterinnen Shaak Tii und Depa Bilapa. Die drei standen vor direkt vor dem Ratszimmer und unterhielten sich. Shaak Tii hob den Kopf als Baren in respektvollem Abstand stehen blieb, um darauf zu warten, dass sein Meister Zeit für ihn hatte. Meisterin Bilapa verabschiedete sich von den beiden anderen Meistern, schenkte Baren ein freundliches Lächeln und verließ die Runde. Windu winkte Baren nun heran, der Junge folgte der Aufforderung wortlos und verbeugte sich vor den Meistern.  „Ihr wolltet mich sprechen, Meister?“, kam er direkt zum Punkt.  „Wir brechen morgen Früh zu einer Mission auf Pantora auf, zusammen mit Meisterin Tii und ihrer Padawan, Jazzlyn Chod“, erklärte Windu nicht minder direkt. Pantora – nicht Dathomir. Baren schob den Gedanken sofort wieder zurück. Dafür war jetzt keine Zeit.  „Worum wird es gehen?“, fragte er stattdessen.  „Es wurde ein Anschlag auf Lady Nimbalu, die Tochter des Vorsitzenden von Pantora verübt – sie und ihr Mann wurden dabei getötet – gegen ihren Vater und ihre Tochter wurden weitere Drohungen ausgesprochen“, erklärte Windu knapp. Baren nickte.  „Wir brechen morgen früh gemeinsam auf,“, Windu reichte Baren einen Datenstick – vermutlich mit detaillierten Informationen.  „Dann werde ich mich jetzt auf die Mission vorbereiten“, erklärte Baren ruhig. Windu nickte ihm zu und auch Meisterin Tii, etwas amüsiert über das knappe Verhalten der beiden Männer, verabschiedete sich von Baren. Der Padawan verbeugte sich und machte sich dann auf den Weg. Er war sich nicht ganz sicher wo er hingehen sollte – zurück in sein Quartier, oder sollte er nach Anikan sehen? Ob er noch mit seinem Starfighter beschäftigt war? Seena war sicherlich noch am Meditieren, zusammen mit ihrer Meisterin. Nach einem Blick aus dem Fenster und über das nächtliche Corusant, entschied Baren in die Kantine zu gehen, zu Abend zu essen und dabei den Datenstick zu inspizieren. Danach konnte er sich überlegen, ob und wie er sich von seinen Freunden verabschieden sollte. Er betrat die noch ziemlich volle Kantine und sah sich flüchtig um. Es waren vor allem Padawane die zumeist in kleineren Grüppchen beisammen saßen und redeten. Baren ließ sich eine Portion an der Essensausgabe geben und suchte dann nach einem Tisch an dem möglichst wenige Leute saßen. Er fand einen, etwas abseits – erst als er sich um eine Gruppe älterer Padawane herum geschlängelt hatte sah er, dass dort ein Mädchen saß. Etain - erkannte er auf den zweiten Blick. Einen Moment lang zögerte er – wie lange hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen? Fünf Jahre lang kaum mehr als mal ein flüchtiges >Hallo< und >Auf Wiedersehen< im Vorbeigehen. Sie war inzwischen auch Padawan geworden, Padawan von Meister Kast Fulier. Als Baren davon gehört hatte, hatte er sich für sie gefreut, sich aber nicht weiter damit befasst. Mit einem Mal fühlte er sich schuldig.  „Noch frei, hier?“, fragte er knapp, ohne weiter darüber nachzudenken. Etain zuckte zusammen und sah zu ihm auf. Sie hatte rotbraune Haare – viel heller als die Barens – und grüne Augen. Als Baren sich ihr gegenüber hinsetzte bemerkte er, dass Etain, wesentlich kleiner war, schmaler – fast zerbrechlich. Er verzog leicht die Mundwinkel und hoffte, dass Etain das Lächeln dahinter erkennen konnte.  „Lange nicht gesehen“, murmelte sie und brachte ein schwaches Lächeln zustande.  „Es war ziemlich viel los“, versuchte er sich rechtfertigen. Obwohl – musste er sich rechtfertigen? Vermutlich nicht. Trotzdem wollte er ihr antworten - irgendwie.  „Ist es wegen -“, sie stockte und schien zu überlegen, „Bree war ihr Name, oder?“ Baren hatte nie die Zeit gehabt ihr diese Verbindung zu erklären. Vor dem Vorfall mit Anikan und Seena hatte er nie darüber geredet und danach hatte er kaum Zeit dazu gehabt.  „Ja, sie heißt Bree“, er nickte und stocherte etwas lustlos in seinem Essen herum, „Es war immer – ziemlich viel und bis jetzt erfolglos.“ Etain nickte nachdenklich.  „Und ansonsten so? Wie geht es dir als Mace Windus Padawan?“, fragte sie schließlich, sie hob den Blick von ihrem Essen uns sah ihn neugierig an. Baren überlegte.  „Es ist gut,“, er überlegte, „Er ist sehr ernst.“ Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nicht unbedingt das war, was Etain wissen wollte.  „Wir kommen gut miteinander aus“, er versuchte positiv zu klingen, Etain nickte wieder.  „Dann bist du zufrieden, nehm ich an“, murmelte Etain. Baren nickte nachdenklich.  „Ja, schon, es ist okay – auf ein paar Ebenen sind wir uns ähnlich“, erklärte er seine Gedanken, „Wie ist es mit dir?“ Etain hob die Schultern.  „Es ist gut, denke ich“, sie wirkte unsicher, „Ich habe noch viel zu lernen.“ Sie lächelte, unsicher, vorsichtig – als könne er gleich über sie herziehen mit – was auch immer. Baren musterte sie – besorgt – zumindest war es das, was in ihm vorging. Eine Regung in seiner Mimik ließ er nicht zu.  „Ich denke das haben wir alle noch“, erwiderte er auf Etains letzten Satz. Er wollte noch etwas hinzufügen, als Anikan sich neben ihn auf einen Stuhl fallen ließ.  „Und worum ging´s?“, fragte der Menschnjunge, nickte Etain freundlich zu und bediente sich an seinem Essen. Etain zuckte zusammen als er sich so unvermittelt zu ihnen setzte.  „Darf ich vorstellen, Etain, das ist Anikan Skywalker – Anikan, Etain Tur-Mukan“, stellte Baren die beiden einander vor, „Etain und ich sind im gleichen Jünglingsclan aufgewachsen.“  „Hi“, grüßte Anikan freundlich. Etain nickte ihm überrumpelt zu.  „Also, was wollte Meister Windu von dir?“, wandte Anikan sich übergangslos wieder an Baren.  „Es geht morgen nach Pantora“, erklärte er, „Ermittlungen.“  „Klingt nach Spaß“, erwiderte Anikan. Baren verzog den Mund, sein Blick traf den von Etain, sie hob dünn lächelnd die Schultern, wirkte aber neugierig.  „Es gab einen Anschlag, auf die Tochter eines Politikers, der Rest der Familie wird wohl auch bedroht“, fasste er sehr knapp zusammen.  „Wie sieht´s bei euch aus?“, fragte er dann zurück, bevor Anikan weitere Fragen stellen konnte.  „Obi-Wan hat mir eben gesagt, dass es für uns morgen auch los geht – irgend so ein Diplomaten Kram“, erklärte Anikan, „Wird bestimmt langweiliger als eure Ermittlungen.“ Baren zuckte mit den Schultern, was sollte er dazu sagen? Stattdessen wandte er sich fragend an Etain.  „Wir sind heute erst wieder auf Corusant angekommen“, wehrte sie ab.  „Und was war euer Auftrag?“, fragte Anikan neugierig.  „Oh, es war nichts großartiges“, Etain schien es unangenehm, dass die Sprache so auf sie und ihre Mission kam.  „Auch die kleinen Missionen sind wichtig“, erklärte Anikan mit erstem Gesicht. Baren blickte seinen Freund kurz an. Seine eigene Mission hatte er eben als >Diplomaten Kram< bezeichnet. Etain schien dieser oberflächliche Widerspruch ebenfalls aufgefallen, etwas irritiert, wenn auch wohl dankbar für den Zuspruch, sah sie Anikan an, der sich in einem Monolog verlor, darüber was kleine, unwichtig scheinende Missionen bewirken konnten. Und wie schnell aus einer kleinen Mission eine große werden konnte. Dazu hatte Baren in Anikans Fall eine ganz eigene Theorie wie das kommen konnte. Unter anderen Umständen hätte er sich auf eine Diskussion dazu eingelassen, so etwas konnte sehr amüsant sein – aber auch nervenzehrend. Anikan hatte gerne recht und vertrat unter diesem Gesichtspunkt seine Meinung. Man musste also selbst sehr motiviert sein, um sich darauf einzulassen. Baren musste nicht lange darüber nachdenken – jetzt gerade war er nicht im mindesten auf diese Art Diskussion aus. Er wandte sich seinem Essen zu und tauschte eine kurzen – fast schon wieder vertrauten – Blick mit Etain. Ihm wurde warm ums Herz und gleichzeitig fühlte er sich wieder schuldig. Etain wirkte einsam, er sollte sich wirklich Mühe geben, den Kontakt zu ihr wieder aufzunehmen. Sie war nicht dazu geschaffen eine einzelne Flamme für Frieden und Ordnung zu sein – es gab Jedi die das konnten, aber sie war schon immer eine sehr mitfühlende, soziale Person gewesen. Sie war einfach im falschen Clan aufgewachsen, sie hätte ein Umfeld haben sollen, in dem die Tugend des Mitgefühls hochgehalten wurde – für Etain wäre das vermutlich das Beste gewesen.      „Hey, was tust du denn da?“, entsetzt hielt das Mädchen Barens Hand fest, mit welcher er sich gerade seiner Fingernägel in den Unterarm krallen wollte.  „Nichts“, murmelte Baren ertappt und schüttelte schnell seinen Ärmel wieder über seinen Arm, damit sie die Kratzer nicht sehen konnte. Er war müde, so unendlich müde. Er hatte seit drei Tagen kaum geschlafen – aber er wollte auch nicht schlafen – er wollte nicht noch einmal etwas sehen wie vor drei Tagen, als Bree von ihrer Großmutter verprügelt wurde. Wie sie schrie, Schmerzen hatte und die Alte erbarmungslos weiter schlug und dem Kind Vorwürfe machte. Er wollte so etwas nicht noch einmal sehen und er wollte wegen so etwas nicht noch einmal aufwachen und sich den missbilligenden Blicken seiner Mitjünglinge stellen müssen.  „Geht es dir gut“, fragte das Mädchen besorgt – er kannte sie, sie gehörte zu seinem Clan aber ihr Name fiel ihm einfach nicht ein.  „Ja,“, log er einfach. Sie gehörte zu seinem Clan, sie konnte seine Träume – und seine Angst davor -  auch nicht gutheißen. Vorsichtig setzte sie sich neben ihn auf den Stuhl vor dem Infoterminal im Archiv.  „Du siehst wirklich müde aus“, stellte sie fest. Sie sah ein wenig aus wie ein verschrecktes Nuna. Es war irgendwie – lieb – wie dieses Mädchen, selbst nicht der robuste Beschützertyp, ihm offenbar helfen wollte.  „Ich -“, er zögerte, er wollte antworten, sie nicht vor den Kopf stoßen – aber er wollte ihr nicht alles erzählen, „Ich schlafe im Moment nicht gut.“ Sie nickte verstehend. Etain – ihr Name war Etain, fiel es ihm jetzt wieder ein.  „So was kann vorkommen, du solltest dich ausruhen.“ Baren nickte pflichtschuldig aber schlafen war keine Option, seine Träume würden ihn nur wieder verfolgen. Seine Träume, die ihn nachts heimsuchten - beinahe jede Nacht seit er denken konnte.  „Ich muss hier noch etwas nachschauen“, murmelte er ausweichend. Etain musterte seinen Bildschirm und musste lächeln.  „Lass das lieber“, kicherte sie leise – erst beim zweiten Blick erkannte er, dass er seine Suchanfrage falsch, beinahe unleserlich, eingegeben hatte. Beschämt errötete er.  „Komm, ich bring dich in deinen Schlafsaal, sonst verläufst du dich noch auf dem Weg“, sie zupfte an seinem Ärmel. Baren war etwas überrumpelt aber auch viel zu müde, um zu widersprechen. Widerstandslos ließ er sich von ihr aus dem Archiv lotsen und zurück zu seinem Schlafsaal führen. Müdigkeit rang mit seiner Angst vor dem Schlafen. Aber so langsam konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen.  „Kannst – kannst du bleiben?“, fragte er unsicher, als sie sich an der Tür verabschieden wollte. Vielleicht – vielleicht würde sie ihn nicht verurteilen, wenn er schlecht träumte und aufwachen würde. Sie sah ihn vollkommen überrascht an, doch dann klärte sich ihr Blick – nicht verstehend aber mitfühlend.  „Natürlich.“    „Hey, Baren – bist du noch bei uns?“, Anikan fuchtelte mit seinem Löffel vor Barens Gesicht herum. Baren blinzelte den halb gefüllten Löffel an.  „Weißt du, Skywalker, bei aller Freundschaft – füttern musst du mich nicht“, stellte er betont sachlich fest. Etain kicherte und Anikan schüttelte sowohl empört als auch belustigt den Kopf.  „Du warst auf einmal weggetreten“, stellte der Menschen junge spöttisch fest.  „Hin und wieder erlaube ich es mir nachzudenken. Mir ist bewusst, dass dir das etwas fremd ist,“, Anikan verdrehte demonstrativ die Augen, „Hin und wieder solltest aber auch du dich daran versuchen.“  „Sehr witzig, Briss“, murrte Anikan und schnitt ihm eine Grimasse. Etain hielt sich aus dem Gespräch heraus und blickte demonstrativ auf ihr Tablett, um ihr belustigtes Grinsen zu verbergen. Baren hatte das Gefühl, dass ihr die Anwesenheit der beiden Jungs ganz guttat. Es festigte seinen Entschluss wieder mehr Zeit mit seiner Kindheitsfreundin zu verbringen – soweit es sich ermöglichen ließ. Sobald er von Pantora zurück war. Kapitel 4: Die Fremden ---------------------- Bree rannte durch das Gestrüpp. Mit Schreien und Schlägen gegen Bäume, Steine und den Boden trieb sie zusammen mit einigen der anderen Mädchen die Beutetiere zur Schlucht, wo Ältere Nachtschwestern sie in Empfang nehmen würden. Die ganz normalen Versorgungsjagden. Es war eine beinahe profane Aufgabe, wichtig für den Erfolg, aber nicht besonders fordernd. Und wenn die Jagd beendet war, würde Bree Zeit haben, sich teilweise abzusetzen. Darauf wartete sie nur – sie hatte zu viel Zeit zum Nachdenken, wenn alles worauf sie achten musste der Weg vor ihr war und dass keines der Tiere vor ihr zur Seite ausbrach. Nicht, dass so etwas passieren würde – die Tierchen waren viel zu verängstigt, um klar zu denken. Sie flohen, vollkommen kopflos, weg von den Mädchen, weg von den Schreien – hinein in den Tod. Es tat Bree ein wenig leid, aber so war das Leben nun einmal – vor allem hier auf Dathomir. Töten oder getötet werden. Bree rannte weiter, schrie weiter – wie die anderen Mädchen. Jedes Mal wieder war es surreal, wenn sie eine Treibjägerin war – und nicht die Gejagte. Die Gejagte. Gesträuch vor ihr – Nachtschwestern hinter ihr – nichts als Angst in ihrem Kopf. Bree stolperte, rollte ab und sprang sofort wieder auf die Füße. Es war alles gut, sie wurde nicht gejagt – nicht heute. Sie atmete tief durch bevor auch sie wieder in das Geschrei der anderen Mädchen einstimmte. Bree überlegte, ob sie direkt nach der Jagd verschwinden konnte – zum Schiff wo sie hoffentlich Jellinec treffen würde. Sie verwarf den Gedanken wieder. Nachdem sie am Vortag die geführte Meditation geschwänzt hatte würde sie ernsthaften Ärger bekommen, wenn sie sich jetzt vor der Arbeit für die Dorfgemeinschaft drücken würde.   Es dauerte Stunden, bis Bree sich loseisen konnte, ohne dass es auffallen würde. Die Anspannung fiel von ihr ab, als sie sich von den anderen Mädchen entfernte. Wissend, dass sie jetzt, wo ihre Pflichten erfüllt waren, nicht direkt gesucht wurde. Inzwischen war Bree viel zu paranoid, um sich vollkommen zu beruhigen aber der Unterschied war für sie immer noch unglaublich gut spürbar. Sie hielt hinter einer Steinformation auf einer Lichtung inne und lehnte sich an. Ersteinmal durchatmen und konzentrieren – war sie allein? War ihr irgendjemand gefolgt? Ganz ausschließen konnte sie es nicht – es war schon einmal passiert, vor drei Jahren.   Bree schniefte. Ihre Arme schmerzten, ihre Füße taten ihr weh und auch ihre Kopfhaut pochte immer noch empfindlich an den Stellen, an denen die anderen Mädchen ihr an den Haaren gezogen hatten. Bree fühlte sich hundeelend. Früher hatte sie es auch Haare ziehen und Schläge geben, manchmal hatte ihre Großmutter sie auch schmerzhaft gekniffen – aber immer nur einen Tag – nur einen Tag in der Woche, wenn sie in die Stadt zu ihren Großeltern musste. Jetzt geschah es jeden Tag – vom morgendlichen Aufstehen bis zum abendlichen Zubettgehen.  Haare ziehen, Schläge, Vorwürfe – die sie kaum verstand. Niemand machte sich die Mühe ihr Basic zu erklären. Sie unterdrückte ein Schluchzen, obwohl ihre Füße vom vielen Laufen schmerzten lief sie weiter. Einfach weg von allen. Bis sie den Fluss erreichte. Bree ließ sich zu Boden fallen und wischte sich die Tränen weg.  „Da gibt es überhaupt nichts zu heulen!“ hatte ihre Großmutter geschimpft, bevor sie ihr die Bürste um die Ohren schlug. Seitdem weinte Bree nicht mehr in der Öffentlichkeit – und hier gab es kein nicht öffentlich. Sie versuchte sich zu beruhigen. Tiefdurchatmen.  „Ach hier steckst du.“ Die Stimme riss Bree aus ihrem Beruhigungsversuch. Sie schluckte schwer als sie Yina erkannte – die Tochter der Clanmutter. Bree rutschte von ihr weg – könnte sie entkommen, wenn sie ins Wasser sprang? War der Fluss tief genug, um sie davon zu treiben? Sie war Halbresarianerin – Wasser konnte ihr nicht viel antun, sie konnte sogar eine gewisse Zeit unter Wasser atmen. Hinter Yina standen noch ein paar andere Mädchen. Breet rutschte weiter nach hinten, der Fluss erschien ihr gerade eine verlockende Option. Yina kam auf sie zu – zunächst allein.  „Weißt du – Cousinchen – ich hab mich ja gefragt, wie anders du bist“, stellte Yina nachdenklich fest. Sie lächelte irgendwie freundlich. Bree bekam richtig Angst. Sie verstand kaum ein Wort, aber der Anblick der Mädchen und das Gefühl, dass sie in der Macht hinterließen ängstigte sie.  „Weißt du – mit der Haut und den Augen“, Yina legte den Kopf schief, tippte auf ihre Wange und deutete auf ihre eigenen Augen. Bree schluckte – andere Haut – ihre war graublau – andere Augen – rot und ohne Iris – ja, sie sah anders aus. Immer anders – schon Zuhause hatte sie anders ausgesehen als ihre Familie, ihr Vater, ihr Bruder, Ihre Großeltern – selbst als ihre Mutter. Ihre Mutter sah mehr aus, wie diese Frauen hier, mit der bleichen, wächsernen Hautfarbe und der gelben Iris in den Augen. Yina kniete sich mit einem bösartigen Funkeln vor Bree.  „Was meinst du – wie sieht es unter deiner Haut aus?“, fragte sie lauernd – die anderen Mädchen stellten sich jetzt um Bree herum. Sie versuchte durchzuatmen, dann versuchte sie herumzufahren und in den Fluss zuspringen, doch zwei der Mädchen waren schneller als sie – packten Bree und rissen sie zu Boden. Bree schrie, versuchte sich zu befreien, trat um sich.  „Dann schauen wir mal“, Yina klang vorfreudig und neugierig. Bree wurde abwechselnd heiß und kalt. Brandgeruch drang an ihre Nase – sie wusste nicht was jetzt passieren würde, aber Panik stieg unkontrolliert in ihre hoch – was würden diese Mädchen jetzt tun? Und dann kam der Schmerz – ein Schmerz wie sie ihn noch nie verspürt hatte. Sie schrie. Ihr Arm schmerzte ausgehend von ihrem Unterarm bis hinab in die Fingerspitzen und hinauf in die Schulter – zog ihr bis in den Rücken. Ihr Kopf schien ausgefüllte von diesem Schmerz. Sie verlor jegliches Zeitgefühl bis der Schmerz endlich aufhörte. Bree blieb am Boden liegen – nur am Rand bekam sie mit wie die Mädchen von einer erwachsenen gescholten wurden. Als sie zittrig den Kopf hob, blickte sie in das Gesicht der erwachsenen Frau. Verächtlich sah sie auf Bree hinab – Yina und die anderen waren bereits im Wald verschwunden – dann ließ die Frau sie einfach am Boden liegen. Weinend blieb Bree liegen. Ihr Kopf war wie leergefegt – selbst der Schmerz war nur noch ein dumpfes Pochen in ihrem Arm.  „Na na, Kleines, was hast du denn?“ Die Stimme war sanft und freundlich – sie konnte an diesem furchtbaren Ort nicht echt sein. Bree blieb einfach reglos liegen.  „Na komm, meine Kleine, das wird schon wieder.“ Jemand setzte sich neben sie, er – der Stimme nach war es ein alter Mann – musste sehr groß und schwer sein, denn es gab geradezu eine kleine Erschütterung als er sich setzte.  „Dein Arm, hm?“, langsam wunderte sich Bree, dass sich dieser Mann mit ihr befasste, aber sie war zu kraftlos, um jetzt den Kopf zu heben, „Das könne wir beheben, Kleines, keine Angst.“ Keine Angst, das war so einfach zu sagen.  „So, dass wird jetzt ein wenig weh tun, Kleines – aber danach wird es besser, das Verspreche ich dir.“ Bree schrie leise auf, als etwas auf ihren schmerzenden Arm gelegt wurde. Wimmernd hob sie nun doch den Kopf – große, dreifingriege Hände tätschelten sachte ihren Arm. Die Hände gehörten zu einem – tatsächlich – sehr großen, echsenartigen Wesen, das sie sanft und müde ansah.  „Das ist eine Kräuterpaste, sie hilft bei Verbrennungen, kühlt und unterstützt die Wundheilung“, erklärt den Mann langsam und deutlich – er sprach schon die ganze Zeit so und Bree fiel auf, dass sie ihn im Grunde recht gut verstehen konnte. Schniefend setzte sie sich langsam auf. Der Mann half ihr, wischte ihr fürsorglich eine Träne weg.  „Wir müssen da noch einen Verband drumlegen, ja? Damit die Paste nicht wegrutscht“, mitfühlend sah er sie an. Bree nickte.   Nie wieder. Nie wieder würde ihr etwas Derartiges passieren, das hatte Bree bereits eine Woche nach dem Vorfall beschlossen. Als Yina wieder auf sie zugekommen war, um sie zu triezen hatte Bree sich auf sie gestürzt und ihr tatsächlich ein blaues Auge geschlagen. Zwei weitere Mädchen hatten Yina helfen wollen – einer davon hatte Bree in ihrer hilflosen Verzweiflung und Wut fast ein Ohr abgebissen. Seitdem waren die anderen Mädchen zum einen extrem vorsichtig ihr gegenüber und zum anderen hatte Bree gelernt, dass sie sich wehren konnte und dass sie tatsächlich etwas bewirken konnte, wenn sie zurückschlug. Um sie herum an der Lichtung war niemand – nicht einmal ein Tier. Bree atmete erleichtert aus und schlich weiter. Das Schiff, zu dem sie jetzt unterwegs war, lag mehr oder weniger auf halber Strecke zwischen dem Dorf der Nachtschwestern und dem zugehörigen Dorf von Nachtbrüdern. Soweit Bree wusste, gab es noch weitere Konstellationen von Dörfern in dieser Art, aber Bree galt zum einen noch als Mädchen, dass nicht in dörfliche Externa eingeweiht wurde und noch dazu war sie eine Geächtete, der man auch kaum Tratsch mitteilte. Allerdings interessierte Bree sich auch nicht besonders dafür. Sie würde nicht mehr lange auf Dathomir bleiben – dass war längst beschlossene Sache, nicht nur für sie, sondern auch für den Rest der Familie. Keiner von ihnen hatte aufgegeben und gemeinsam würden sie das auch schaffen. Jellinec und Geela waren Kinder von Technikern gewesen – sie hatten viel von ihren Eltern gelernt und Meinard hatte bereits bevor Bree nach Dathomir gebracht wurde angefangen abgestürzte Schiffe auszuweiden – soweit er das konnte und sie an einem Platz mit einem ganz gut erhaltenen Shuttel gebracht. Bree lief immer schneller – Jellinec konnte sich immer wieder aus dem Dorf fortschleichen, aber nicht den ganzen Tag verschwinden. Bree wollte ihn unbedingt am Schiff treffen. Sie sprang über einen Busch und blieb abrupt stehen. Sie war nicht allein. Ihr gegenüber stand ein Mädchen. Klein, etwas mager mit zerzausten violetten Haaren und dreckiger rosaner Haut. Sie war nur mit einem schmutzigen, ockerfarbenen Kittel bekleidet und sah sie vollkommen erschrocken an. Aber sie war nicht die einzige. Da waren noch wenigstens drei weitere Personen – nein vier, korrigierte sie sich selbst. Hastig machte sie einen Schritt zurück und zückte ihr Vibromesser – die einzige Waffe, die sie besaß und auch immer bei sich trug – selbst, wenn sie schlief. Das Mädchen quietschte und wich zurück. Sie stolperte über ihre eigenen Füße und stürzte. Bree fühlte sich unangenehm an sich selbst erinnert – als sie damals nach Dathomir gekommen war. Das Mädchen war auch ungefähr so alt wie sie damals, vielleicht sogar jünger – acht oder neun.  „Leeta!“, eine Frau erschien hinter dem Mädchen, sie war ähnlich gekleidet wie das Kind, gehörte aber offensichtlich einer anderen Spezies an – grüne Haut, kurze schwarze Haare, dunkle, rautenförmige Zeichen zierten ihr Gesicht horizontal und vertikal über ihre Nase. Sie wirkte nicht unbedingt gefährlich, eher ausgepowert und müde. Ihr Blick fiel auf Bree, mit schnellen Schritten sprang sie zwischen Bree und das Mädchen. Bree duckte sich halb – auch wenn weder die Frau noch das Mädchen wirklich gefährlich wirkten, was war mit den anderen dreien? Sie kamen in ihre Richtung – zwei von ihnen sehr schnell und die beiden wirkten definitiv gefährlich. Auf der anderen Seite gehörten die beiden vor ihr auf jeden Fall nicht zu den Nachtschwestern.  „Wer seid ihr?“, fragte Bree – sie blieb in Bereitschaft, um sich verteidigen zu können allerdings wollte sie keine Kraft verschwenden, wenn es nicht sein musste.  „Wer bist du?“, fragte die Frau, sie hatte eine sanfte, klare Stimme. Bree sah sich vorsichtig um – sie wollte nicht diskutieren, das kostete zu viel Zeit.  „Du bist nicht in der Position Fragen zu stellen“, stellte sie hart fest und um ihre Worte sofort zu unterstreichen riss sie Frau mit einem Machtstoß von den Füßen. Sie flog nur rückwärts, nicht weit und Bree hatte darauf geachtet sie nicht gegen einen Baum zu schmettern. Das Mädchen schrie erschrocken.  „Also – wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, wiederholte Bree ihre Frage.  „Du bist eine Machtnutzerin?“, fragte die Frau verblüfft, „Eine Jedi?“ Bree runzelte die Stirn.  „Glaub mir, hier gibt es keine Jedi“, entgegnete Bree brüsk. Es ärgerte sie, dass ihre Frage immer noch nicht beantwortet wurde. Ein Schuss drang durchs Dickicht. Bree hätte die Gefahr beinahe nicht wahrgenommen, gerade noch rechtzeitig ließ sie sich zu Boden fallen, rollte herum und in das nächste Gebüsch. Beinahe lautlos wand sie sich durch das Geäst, bis sie etwas entfernt war. Sie lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum und vertiefte sich vorsichtig in die Macht. Die beiden potentiell gefährlichen Personen waren jetzt bei der Frau und dem Mädchen angekommen, auch die fünfte Person erreichte sie nun. Bree war etwas verwirrt, keiner von denen schien zu den Nachtschwestern zu gehören. Kurz überlegte sie, ob sie sich der Gruppe noch einmal nähern sollte – sie musste eigentlich klären, ob ihr diese Leute gefährlich werden könnten. Aber wenigstens zwei von denen waren wohl Kämpfer, Bree war selbst stark und nicht unbedingt unerfahren – aber sie sollte sich dem vielleicht lieber nicht allein stellen. Sie war nicht mehr weit entfernt von ihrem Shuttel, wenn Jellinec noch dort war – falls er heute überhaupt dort gewesen war – dann könnte sie ihn zu ihrer Verstärkung holen. Vermutlich war das die beste Idee. Schnell und möglichst unauffällig lief sie weiter durch den Wald. Das Shuttel war nicht besonders groß, es stand bequem unter dichtbelaubten, hohen Bäumen, die es vor Wind und Regen schützte – es würde erschweren, dass Shuttel aus dem Wald wieder hinaus zu bringen aber während sie es noch fertig stellen mussten war es hier besser gesichert. Jellinec kniete auf dem Dach des Shuttel, provisorisches Werkzeug in den Händen und die Hände und Unterarme gründlich verdreckt. Der junge Mann riss den Kopf hoch als Bree durch die Büsche brach. Sofort alarmiert sprang er vom Dach und kam ihr entgegen.  „Es sind Fremde im Wald“, erklärte Bree knapp.  „Fremde?“, fragte Jellinec sofort nach.  „Wenigstens fünf, nicht weit von hier – es sind keine Nachtschwestern“, Den telegrammartigen Stil Informationen weiter zu geben hatte sie von Baren und seinem Jedimeister übernommen. Eine seltsame Art, Angewohnheiten zu übernehmen aber für Bree war diese Anwesenheit in ihren >Träumen< immer sehr tröstlich gewesen. Lange hatte sie sogar geglaubt, dass Baren sie so finden und von Dathomir retten würde – aber daran hatte sie den Glauben bereits verloren. Dathomir war ein ganzer Planet und aus irgendeinem Grund der Bree einfach nicht ganz klar wurde, hatte Mace Windu beschlossen, dass Baren nicht oft – so gut wie gar nicht – nach Dathomir kommen durfte. Eine Fehlentscheidung, da nur Baren sehen konnte, was Bree sah und damit der Einzige war, der die Gegend in der Bree lebte wieder erkennen konnte. Aber Baren war auch der Einzige, der Brees Worte darüber kannte und er hatte sie seinem Meister nicht so mitgeteilt.  „Wir sollten sicher gehen, damit die uns keine Probleme bereiten“, erklärte Bree ihre Gedanken zur Situation – Baren und die Jedi waren jetzt nicht von Bedeutung. Jellinec nickte verstehend. Er war nicht machtbegabt, aber die Nachtbrüder waren Kämpfer und bildeten ihre Jungen ihm Nahkampf aus – auch Jellinec. Er legte das Werkzeug zur Seite und folgte Bree in die Richtung, in der sie die Fremden zurückgelassen hatte. Es waren nur noch vier als sie wieder in der Nähe der Gruppe waren – nicht mehr ganz an der Lichtung an der Bree mit dem Mädchen und der Frau zusammengestoßen war.  „Ich gehe hin und spreche sie an, du hältst mir den Rücken frei“, erklärte Bree kurz das Vorgehen – sie hoffte, dass sie als Mädchen und weil sie die Frau nicht verletzt hatte, nicht direkt angegriffen wurde. Jellinec nickte zustimmend, Bree lockerte den Griff ihres Vibromessers, ohne es zu ziehen und ging auf die Gruppe zu. Sie waren an einer kleinen Felsformation, das Mädchen saß am Boden, neben ihr die Frau, außerdem war ein junger Mann anwesend, er trug einen grauen Overall, war größer und breitschultriger als Jellinec aber deutlich ein Mensch mit hellbraunen Haaren. Die vierte Person war nicht weiter zu identifizieren, sie trug eine Rüstung, einen Ganzkörperanzug, darauf Panzerplatten, Stiefel, Handschuhe und einen Helm, der ihren ganzen Kopf umhüllte. Bree schauderte etwas, sie würde wahrscheinlich wahnsinnig werden, wenn sie nicht frei in alle Richtungen schauen konnte. Die Person in der Rüstung fuhr zu ihr herum, als ein Zweig unter ihrem Fuß brach, sofort riss sie einen Blaster hoch und zielte auf Bree. Bree überlegte kurz, sie wollte jetzt nicht kämpfen – begütigend hob sie die Hände.  „Nicht wirklich eine beruhigende Geste,“, spottete die Frau, die sich wieder erhob und sie kritisch musterte. Bree gefiel ihr Humor.  „Etwas beruhigender, als wenn ich das Messer ziehen würde, oder?“, fragte sie zurück. Die Frau verzog den Mund.  „Du wärst tot, bevor du den Griff in der Hand hättest“, knurrte die Person in Rüstung – offenbar ein Mädchen. Bree atmete kurz durch – jetzt nicht provozieren, das war schließlich nicht Yina.  „Ich habe kein Interesse an einem Kampf, ich wollte euch lieber vor etwas warnen“, erklärte sie ruhig.  „Vor Deinesgleichen?“, spuckte ihr das Mädchen in der Rüstung entgegen.  „Glaub mir, ich bin nicht wie die“, warnte Bree vorsichtig, „Die Nachtschwestern werden nicht zimperlich mit euch sein, wenn sie euch finden.“  „Nachtschwestern?“, fragte die Frau, sie kam auf Bree zu.  „Machtnutzerinnen, nicht gerade nett, fresse euch zum Frühstück – wenn ihr Glück habt“, spottete Bree nun wieder im Informations-Telegrammstil. Die Frau musterte sie unergründlich und hielt das Mädchen in der Rüstung auf als diese auf Bree zuging, den Blaster noch immer im Anschlag.  „Warum warnst du uns?“, fragte sie Frau vorsichtig. Sie vertraute Bree nicht, sehr klug von ihr. Bree legte den Kopf schief.  „Weil ihr mir Ärger macht, wenn die Nachtschwestern euch erwischen und hier die Gegend absuchen“, erklärte sie kalt. Nein, sie war nicht aus Nächstenliebe hier – Sie hatte eine Familie zu beschützen.  „Ihr habt hier also etwas versteckt?“, fragte die Frau lauernd nach. Bree schürzte die Lippen. Wie viel erzählen – Wie viel für sich behalten? Sie wünschte sich Meinard her, ihren Vater, der ihr Halt gab und wusste was zu tun war. Er war mit bedrohlichen Situationen viel vertrauter. Aber dieses Mal musste sie die Entscheidung allein treffen. Angespannt musterte sie die Frau, das Mädchen, sah weiter zu dem Mann, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte und zu dem kleinen Mädchen, dass sie immer noch verängstigt aus großen Augen ansah. Bree schnaubte.  „Erst will ich wissen, wer ihr seid und wie ihr hierhergekommen seid“, verlangte sie Bree spannte die Schultern an und ließ die Knöchel knacken. Das Mädchen in der Rüstung spannte sich ebenfalls an. Doch die Frau hob begütigend die Hände.  „Schon gut, auch wir sind nicht aufs Kämpfen aus“, wehrte sie ab, „Wir sind hier gestrandet, mit einer Rettungskapsel – wir brauchen hier nichts und würden gerne wieder gehen.“ Sie wirkte ehrlich. Es gab keine Garantie.  „Wenn du weißt, wie wir zum nächsten Raumhafen kommen -“, Bree schüttelte den Kopf.  „So etwas gibt es auf Dathomir nicht, wenn ihr kein Schiff habt, mit dem ihr wegfliegen könnt, dann sitzt ihr hier fest“, erklärte sie. Dieses Mal hatte sie Mitleid – das würde hart für diese Leute werden. Wünschen tat sie es ihnen nicht.  „Du lügst doch!“, das Mädchen mit der Rüstung sprang auf Bree zu, doch Bree wandte sich ihr zu und warf sie mit der Macht zurück.  „Tut mir leid“, Bree schüttelte den Kopf, „Aber so sieht es hier aus. Und wenn euch die Nachtschwestern erwischen, dann stellt euch auf den Tod oder Sklaverei ein.“ Die Frau schluckte.  „Nein, Cail – lass das“, stellte sie sich dann allerdings zwischen die Mädchen, als das Mädchen in der Rüstung wieder auf die Füße gesprungen war und auf Bree losgehen wollte.  „Du hast ein Schiff hier, richtig?“, fragte die Frau dann an Bree gewandt, „Du willst nicht, dass diese Nachtschwestern es finden.“ Bree rührte sich nicht. Sie hatte eigentlich nicht vor mehr dazu zu sagen.   „Kannst du es fliegen?“, Die Frage kam etwas unvorbereitet. Bree verzog weiter keine Miene, musste aber zugeben, dass sie keine Ahnung hatte, ob jemand von ihnen das Shuttel fliegen konnte. Meinard vielleicht, oder Jellinec und Geela. Sie – Bree – auf jeden Fall nicht.  „Myce ist Pilot, er kann praktisch jedes Schiff fliegen“, erklärte die Frau und nickte zu dem jungen Mann, der zusammenzuckte als Bree sich ihm zuwandte. Bree ließ den Blick noch einmal über alle gleiten, verdreckt, zerzaust. Eher keine Bedrohung – aber deswegen eine Hilfe.  „Schön,“, sie wollte Zeit gewinnen, „Was habt ihr anderen zu bieten?“ Die Frau lachte leise.  „Vertrauen ist nicht deine Stärke, was?“, fragte sie, „Cails Haltung steht für sich, nicht wahr? Sie ist eine Kämpferin, hat ein halbes Waffenarsenal bei sich und kann damit umgehen – ihr Bruder, der gerade nicht hier ist, im Übrigen auch.“ Das war also die fünfte Person.  „Leeta“, die Frau deutete auf das kleine Mädchen, „Hat keine besonderen Fähigkeiten, sie ist noch ein Kind – und ich“, sie schien schnell von Leeta ablenken zu wollen, „Ich bin Ärztin.“ Bree zuckte mit keinem Muskel – letzteres war natürlich besonders wichtig, aber auch das Wissen um Cails Waffen und dass sie damit umgehen konnte war nicht uninteressant. In Brees Kopf arbeitete es. Sie konnten Hilfe wie diese durchaus gebrauchen. Welche Nachteile hatten sie dadurch? Sie mussten fünf weitere Leute versorgen – die fünf selbst Jagen zu lassen war eindeutig zu riskant und fünf Leute im Wald, auch das war für die Nachtschwestern zu erkennen, wenn jemand suchen würde.  „Jelleinec“, rief sie ihren Bruder zu sich. Der junge Zabrak trat zwischen den Büschen hervor.  „Bring sie zum Shuttel“, sagte sie zu Jellinec, „Ihr bleibt beim Shuttel, bewegt euch da nicht weg. Ist zu eurer eigenen Sicherheit.“  „Und was tust du?“, fragte Cail misstrauisch.  „Ich geh deinen Bruder suchen und hoffe er war nicht blöd genug einer Nachtschwester in die Arme zu laufen“, gab Bree spöttisch zurück.  „Ich kann ihn über Com anfunken“, meinte Cail herablassend.  „Das lässt du schön bleiben – wenn er in der Nähe vom Dorf ist verrätst du ihn damit“, warf Bree zurück. Dann nickte sie Jellinec zu, um ihren Auftrag noch einmal zu bestätigen, bevor sie sich selbst auf den Weg zurück durch den Wald machte. Kapitel 5: Fialla ----------------- Bare wachte am nächsten Morgen sehr zeitig auf. Die Informationen, die er über Bree von Dathomir erhalten hatte, waren ungewöhnlich. Vielleicht sollte er mit seinem Meister darüber reden, allerdings war das Thema von Windu immer etwas distanziert behandelt worden – vor allem wenn Baren dabei war. Windu hatte ihm zwar klar zu verstehen gegeben, dass dies zu seinem Schutz vor dem Einfluss der Dunklen Seite war – dem er durch Bree ohnehin bereits zu sehr ausgesetzt wäre – aber Baren hatte sich selbst nie sonderlich gefährdet gesehen und empfand seinen Meister als Überbesorgt. Auf der anderen Seite hatte er einsehen müssen, dass es nichts brachte mit Windu zu diskutieren, wenn er ihn nicht vollends verärgern wollte und das wollte Baren eigentlich nicht. Und damit war es beschlossene Sache, noch bevor Baren sich vollständig angekleidet hatte – er würde seinem Meister noch nichts von den Neuankömmlingen auf Dathomir erzählen. Außerdem hatte er eine Mission, auf die er sich konzentrieren musste – Bree und ihre Wahlfamilie hatten einen ganz guten Plan, um sich zu helfen, Baren machte sich von Mal zu Mal weniger Sorgen um die vertraute Fremde in seinen Träumen – oder seinem Kopf? Darüber war er sich noch nicht im Klaren aber alles in allem war das auch keine existenzielle Frage für ihn, da sie nun mal da war - wie auch immer, erklären konnten es nicht einmal die Großmeister, warum sollte er als gewöhnlicher Padawan dann wissen was los war? Außerdem hatte er sich eben irgendwie damit arrangiert. Er packte mit routinierten Handgriffen seine Standartausrüstung für Ermittlungen zusammen, Kameras, Sucherdoiden, Datenpads, Datensticks und noch einige andere Kleinigkeiten, um Spuren und Indizien zu sichern. Nach dem er alles noch ein letztes Mal überprüft hatte, verließ er sein Quartier und begab sich in den Hanga des Jeditempels. Er war der erste des Teams, der den Hanga erreichte, von seinem Meister war weit und breit nichts zu sehen, genauso wenig wie Meisterin Shaak Tii. Die Padawan der Meisterin sollte noch sehr jung sein. Baren hatte sie noch nie gesehen, er kannte ihren Namen – Jazzlyn Chod – und dass sie eine Zelltronerin war. Unter den älteren Jünglingen hörte man ihren Namen öfter, genauso wie unter den jüngeren Padawanen. Aber dass wusste Baren nur, weil selbst er sich nicht vor allem Klatsch und Tratsch verstecken konnte. Das pantoranische Schiff war nicht schwer zu erkennen, ein eleganter Diplomatenkreuzer. Baren fragte sich, warum sie abgeholt wurden und nicht für sich nach Pantora fliegen würden. Er selbst konnte sich keinen vernünftigen Grund dafür denken. Jazzlyn Chod war die zweite die - aufgeregt und voller Tatendrang - den Hanga betrat. Sie trug einen Rucksack, eine dunkle Jeditunika und hatte wilde, dunkelblaue Haare, die sie zu zwei unordentlichen Zöpfen geflochten hatte. Sie sah sich tief durchatmend um und entdeckte dabei Baren. Mit strahlendem Gesicht kam sie auf ihn zu.  „Hallo, du bist Baren, nicht? Ich bin Jazzlyn – Jazzlyn Chod“, stellte sie sich freundlich vor und deutete eine Verbeugung an.  „Briss Baren-bey“, korrigierte Baren sie automatisch. Das Höfflichkeitssuffix war ihm eigentlich nicht besonders wichtig, beim ersten Treffen brachte er das Detail aber öfters mal an.  „Komischer Name“, stellte das Mädchen naseweis fest, „Das der Familienname vorne steht, dass kennt man ja von manchen Spezies, aber was macht das -Bey noch am Namen?“ Baren betrachtete das Mädchen noch einmal, nach dem Namenssuffix wurde selten gefragt.  „Es ist ein Generationenname, alle Kinder einer Familie, die zu einer Generation gehören bekommen dieses Namenssuffix“, erklärte er. Jazzlyn runzelte die Stirn.  „Also, du und alle deine Geschwister, Cousinen und Cousins haben dieses -bey am Ende des Namens?“, sie legte irritiert den Kopf schief.  „So ist es“, bestätigte Baren und überlegte kurz – Bree hatte das gleiche Namenssuffix und sie hatten den gleichen Familiennamen – vermutlich waren sie miteinander verwandt, bedachte man die Ähnlichkeit die Anakin vor fünf Jahren erwähnt hatte – vor allem aber, dass sie beide Resarianer-Menschhybride waren und die gleiche Haarfarbe hatten, war anzunehmen, dass sie sogar Geschwister waren. Aber in der Briss Familie war das nie thematisiert worden. Zumindest nicht wenn Bree anwesend war. Baren wurde in seinen Überlegungen unterbrochen als die beiden Meister gemeinsam den Hanga betraten. Die Meister kamen auf die beiden Padawane zu, sie diskutierten über etwas, brachen aber ab, als sie die beiden Teenager erreichten.  „Seid ihr soweit?“, fragte Shaak Tii mit ihrer melodischen, sanften Stimme. Baren nickte und schulterte seinen Rucksack.  „Japp“, antwortete Jazzlyn enthusiastisch.  „Wir brechen sofort auf?“, fragte Baren nur und auf das Nicken seines Meisters, „Wie?“  „Mit dem Diplomatenschiff, die Astromechs werden unsere Starfighter nach Pantora zu einem Treffpunkt fliegen“, erklärte sein Meister. Baren nickte wieder – warum diese umständlichen Maßnahmen notwendig waren, würden ihnen die Meister sicherlich auf dem Weg erklären. Gemeinsam betraten sie das Schiff, welches luxuriös ausgestattet war und ihnen Platz und alle möglichen Annehmlichkeiten in einer Art Empfangssaal bot.  „Ganz schön – pompös“, stellte Jazzlyn spitz fest.  „Man gewöhnt sich dran“, entgegnete Baren, da sowohl Meisterin Tii als auch Meister Windu sich bereits zu einer Sitzgruppe begaben blieb es dem älteren Padawan überlassen Jazzlyn zu antworten und sie den Meistern hinterher zu lotsen. Er musterte sie kurz – wie alt war Jazzlyn wohl? Elf, oder zwölf. Wirklich noch ziemlich jung. Es war ein interessantes Team, dass für diese Mission zusammengestellt worden war. Baren setzte sich auf eines der Polstermöbel, ein pantoranischer Bediensteter erschien sofort, teilte Gläser für alle Jedi aus, schenkte ihnen Saft ein und erkundigte sich beinahe aufdringlich, ob er nicht noch etwas für sie tun könnte.  „Danke, Selon, das reicht“, ein junger Mann in mittelblauer Uniform betrat den Raum und winkte dem Diener sich zu entfernen. Er sah dem Mann ernst, aber nicht streng dabei zu, wie er seine Karaffe wegräumte und den Raum verließ, bevor er sich militärisch vor den Jedi aufstellte. Er war groß, sicher noch keine zwanzig – und damit wiederum noch jung – auf den Wangen hatte er symmetrische, nicht leicht zu beschreibende, gelbe Markierungen und bromberfarbene kurze Haare.  „Meister Jedi“, sprach er sie respektvoll und nervös an, „Leutnant Keth Raidia, Der Vorsitzende Cho hat mich beauftragt Sie zum Treffpunkt zu begleiten und vorab alle aktuellen Informationen mitzuteilen.“  „Setzen sie sich, Leutnant“, forderte Windu den jungen Mann auf. Raidia blinzelte verwirrt, dann tat er wie geheißen und setzte sich auf einen freien Platz neben Baren. Obwohl er älter war als Baren – so aus der Nähe nahm Baren an, dass Raidia wohl achtzehn oder neunzehn war und damit nur vier Jahre älter – warf er dem Padawan einen unsicheren Blick zu.  „Welche neuen Entwicklungen gibt es, Leutnant?“, fragte Windu direkt.  „Sir, es wurden neue Drohungen geschickt, einige direkt an Miss Fialla im Internat. Wir konnten sie zum Teil zurückverfolgen zu einem Dinner in der Hauptstadt“, erklärte Raidia sofort, „Der Vorsitzende vermutet, dass sich eine terroristische Vereinigung geformt hat, die hinter den Anschlägen steckt und ihr grundsätzliches Ziel der Vorsitzende und seine Politik ist.“ Baren runzelte die Stirn, am Vorabend hatte er die Informationen überflogen, die er von seinem Meister erhalten hatte – entweder waren diese Terroristen sehr gewissenlos oder es ging nicht um politische Ziele. Die ersten Opfer, die Tochter des Vorsitzenden und ihr Mann, waren unpolitisch gewesen.   „Wir werden dieses Dinner überprüfen“, stellte Barens Meister fest und nickte ernst.  „Der Vorsitzende hat sehr klare Vorstellungen, wie die Ermittlungen zu verlaufen haben“, murmelte Raidia verlegen. Mace Windu atmete tief durch – hatte er etwas in der Art erwartet? Es gefiel ihm jedenfalls nicht.  „Das werden wir mit dem Vorsitzenden besprechen“, bürstete er den Einwurf ab. Raidia nickte hastig. Offenbar erkannte er Meister Windu und Meisterin Tii als absolute Autorität an. Der Rest des Fluges verlief ohne große Erkenntnisse. Baren unterhielt sich vor allem mit Raidia, der ihm alle verfügbaren Informationen über das Dinner gab – wo es lag, wer dort für gewöhnlich verkehrte und ob es je im Zusammenhang mit irgendwelchen politischen Aktionen genannt worden wäre oder in letzter Zeit etwas in irgendeiner Form Bemerkenswertes genannt worden wäre. Das war alles nicht der Fall. Baren notierte dennoch gewissenhaft alles, Adresse, Lage, Inhaber und die bekannten Stammgäste.  Man konnte ja nie wissen was noch von Bedeutung sein würde. Der Treffpunkt war in einer ländlichen Gegend des Winterplaneten – ein großes Anwesen am Rand einer größeren Stadt. Sie wurden von einer Gruppe von vier Leuten erwartet. Ein alter Mann in Uniform der aussah als würde er jeden für den noch so kleinen Regelverstoß erst einmal einbuchten, tiegerte vor der Gruppe auf und ab und schickte böse Blicke zum Raumschiff hoch, als hätten dieses ihm persönlich etwas getan. Der zweite Mann war ebenfalls älter, stand aber stramm und unbewegt in der gleichen Uniform wie der Erste. Neben ihm ein Mädchen, im Alter irgendwo zwischen Baren und Jazzlyn und ungewöhnlich schmal – zumindest fand Baren das aus der Entfernung. Er und Jazzlyn begutachteten die Gruppe vom Cockpit aus und überwachten den Landeanflug. Die vierte Person war eine Frau mittleren Alters, matronenhaft streng auf den ersten Blick, sah aber beim zweiten Blick eher wie ein rundliches Tantchen mit freundlichen Lachfältchen um die Augen aus. Jazzlyn verließ das Cockpit wieder, um die Ankömmlinge zusammen mit ihrer Meisterin an Bord zu begrüßen. Baren beobachtete die Szene durch die Cockpitfenster. Er sah wie Meisterin Tii und Jazzlyn sich vor dem streng wirkenden Mann verbeugten, Meisterin Tii ein paar Worte mit ihm wechselte und die Gruppe dann an Bord geleitete. Jazzlyn blieb einen Moment zurück und sah sich um, bevor sie der Gruppe wieder folgte. Baren verließ das Cockpit nun auch, er traf im Eingangsbereich auf die Gruppe, beide Männer bemerkten ihn, genauso wie das Mädchen. Während die Männer nur kurze Blicke für ihn übrig hatten, sah das Mädchen ihn neugierig an. Sie trug eine enganliegende dunkle Hose, einen violetten Mantel der viel zu dick für ihre schmale Figur war und trug die langen Haare zu einem strengen Knoten gebunden. Vom Haaransatz abwärts zogen sich zwei gelbe Linien bis über die Augenbrauen und zwei Linien vom Kiefer bis zu den Augen. Das Mädchen fiel etwas zurück hinter die Gruppe, während sie ihn ansah. Ihre Lippen verzogen sich zu einem scheuen Lächeln.  „Miss Fialla“, die ältliche Dame zupfte am Ärmel des Mädchens, „kommen Sie, Miss.“  „Natürlich“, murmelte Fialla und folgte der Dame in den Besprechungssaal. Baren und Jazzlyn betraten den Raum als letzte. Der streng wirkende Mann hatte sich vor Meister Windu aufgebaut und sprach erregt auf ihn ein. Er wirkte unzufrieden.  „Wir brauchen einen groß angelegten Einsatz – Präsenz zeigen – Stärke demonstrieren!“, wetterte er.  „Das ist der Vorsitzende Cho“, flüsterte Jazzlyn Baren zu. Der ältere Padawan nickte verstehend. Das war also der Vater der ermordeten Lady Nimbalu. Sein Ärger war verständlich, genauso wie der Wunsch seine Enkelin zu beschützen.  „Ich verstehe eure Sorgen, Vorsitzender, aber zunächst müssen wir herausfinden wo uns die Spuren hinführen“, erklärte Windu streng.  „Meister Jedi, ich kenne Pantora – der Anschlag kam aus der Unterstadt alle Beweise sprechen dafür. Diese Terroristen sind Feiglinge man muss sie Einschüchtern!“  „Eure Beweise sind Indizien, die bis her nicht weiter untersucht wurden – diese Terroristen haben bereits getötet, wir müssen sie finden und verhaften, bevor das wieder geschieht“, Windu blieb standhaft in seiner Meinung.  „Er wird sich dem Jedi beugen“, murmelte der Mann, dessen Namen Baren noch nicht kannte. Er stand neben Raidia, der die Szene unsicher musterte. Auch Fialla und die ältere Dame standen bei den beiden Pantoranern.  „Meinst du?“, fragte Fialla an den Mann gewandt. Der Mann tätschelte ihre Schulter, sagte aber nichts.  „Bei allem Respekt, Meister Jedi“, setzte der Vorsitzende an.  „Wenn jemand >bei allem Respekt< sagt, dann kann der Angesprochene davon ausgehen, dass er nicht mit Respekt behandelt wird“, murmelte Baren. Jazzlyn und Fialla kicherten. Auch Raidia hat Mühe ernst zu bleiben. Letztlich sollte aber der Mann – er wurde den Jedi als Major Ferran vorgestellt – recht behalten. Der Vorsitzende beugte sich Meister Windu. Baren ließ sich die Kontaktdaten von Raidia und Major Ferran geben, dann warteten sie ab, dass es dunkel wurde. Im Schutze der Nacht würden Baren und Meister Windu dann das Diplomatenschiff verlassen, um sich direkt in die unteren Regionen der Hauptstadt zu begeben. Baren setzte sich nicht wieder auf die Polstergruppe, sondern etwas entfernt davon, um seine Daten zu ordnen. Es war in den Arbeiterquartieren eine Wohnung für sie bereitgestellt worden – ob sie diese wirklich nutzen würden, würde sich ergeben. Sie hatten den Ort, von dem aus eine der Drohungen verschickt worden war, und es gab eine Liste von eher zwielichtigen Sprengstoffhändlern die noch überprüft werden mussten.  „Entschuldigung?“ Er hob den Kopf als er so unvermittelt angesprochen wurden. Fialla war zu ihm getreten – sie wirkte sehr nervös und knete unruhig ihre Finger. Baren deutete ihr an Platz zu nehmen, etwas überrascht setzte er sich auf. Was konnte sie von ihm wollen?  „Ich - wollte mich entschuldigen – wegen meinem Großvater“, sie krallte ihre Finger in ihren Mantel, „Weil er so vehement widersprochen hat“, murmelte sie vorsichtig. Baren zögerte einen Moment.  „Er ist besorgt und will die Kontrolle behalten – das ist normal nehme ich an“, er warf einen flüchtigen Blick zum Vorsitzenden, der sich mit den beiden anderen pantoranischen Männern unterhielt.  „Vielleicht solltet Ihr das eher Meister Windu sagen“, wandte er sich wieder an Fialla. Die Augen des Mädchens huschten zu dem Jedimeister, der sich abseits ebenfalls seinem Datapad zugewandt hatte. Sie errötete peinlich berührt und blickte wieder auf ihre Finger. Ihre Hände waren schmal, dürr – fast ein wenig knochig. Sie hatte die Lippen leicht zusammengepresst als sie wieder aufsah.  „Um ehrlich zu sein, trau ich mich nicht“, gestand sie. Sie war wirklich schmal und zerbrechlich – laut den Daten war sie dreizehn, sie sah aber jünger aus. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen und ihre Wangen waren ein wenig eingefallen. Sie war aufgewühlt, gleichzeitig, aber stark bemüht dies zu unterdrücken. Sie hatte ihre Eltern verloren, wurde ihm wieder bewusst.  „Meister Windu kann sehr einschüchternd sein“, versuchte er auf das Mädchen einzugehen, um sie nicht unter Stress zu setzen.  „Ja, so kann man das nennen“, murmelte sie, offenbar erleichtert, dass er sie nicht auslachte.  „Ich werd es an ihn weiterleiten“, versicherte Baren, „und er hat es sicher nicht persönlich genommen.“ Fialla zwang sich zu einem Lächeln – Baren hatte das seltsame Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Aber Fialla sagte nichts weiter dazu und gab auch ansonsten keine Anhaltspunkte was an Barens Aussage ihr nicht gefallen hatte. Kapitel 6: Neue Möglichkeiten - Neue Probleme --------------------------------------------- Eine aufgebrachte Stimmung empfing Bree, als sie nach erfolgloser Suche zurück ins Dorf kam. Die Nachtschwestern standen in Grüppchen um den Dorfplatz und tuschelten. Bree lief langsam über die Wege – Straßen konnte man nicht sagen – zwischen den Häusern und Hütten hindurch und versuchte so viel wie möglich von den Gesprächen der anderen aufzunehmen. Und was sie hörte gefiel ihr überhaupt nicht. Die meisten sprachen von einem Mann, davon das eine Nachtschwester tot war und überlegten ob man den Tod der Schwester damit sühnen müsse, den Mann zu töten oder ob er zu schade war zum Töten – offenbar war er ja stark. Die meisten waren für foltern und umbringen. Bree verzog den Mund, kurz fragte sie sich, wie das Getuschel gewesen war, als sie ins Dorf gebracht wurde. Auch sie hatte eine Nachtschwester getötet, auch wenn ihre Mutter einmal zu ihnen gehört hatte – oder machte das ihr Vergehen noch schlimmer? Bree wusste es nicht, sie hatte auch nicht vor danach zu fragen, außer wenn sie diesen Planten irgendwann verlassen haben würde und irgendwie mit ihrer Mutter in Kontakt käme, um diese zu fragen. Falls ihre Mutter das wissen würde, sie musste schon lange fort sein, wenigstens vierzehn Jahre, Bree wusste zumindest, dass sie auf Resaria geboren worden war. Zu dem Zeitpunkt war ihre Mutter schon nicht mehr hier – nicht mehr bei ihrer Familie. Ihrer Mutter und ihren Schwestern. Bree erreichte den Dorfplatz und schob die Gedanken an ihre Mutter, ihre Eltern und die Familie ihrer Mutter beiseite. Der junge Mann trug die gleiche Rüstung wie Cail – nur in rot. Er war relativ groß, Bree schätzte, dass er fast so groß war wie Jellinec. Den Kopf hatte er zurück an einen Pfahl gelehnt, an welchen er gefesselt war, die Augen hatte er geschlossen. Zu seinen Füßen lag ein Helm, ebenfalls wie der von Cail. Ob Bruder und Schwester sich ansonsten ähnlich sahen konnte Bree nicht sagen, sie hatte Cail ja nicht gesehen. Ihr Bruder hatte eine sehr kräftige Gesichtsfarbe und weißblonde Haare. Bree konnte sich nicht erinnern, dass sie schon mal jemanden mit so hellen Haaren gesehen hatte. Vielleicht auf Naboo, sie glaubte sich dunkel zu erinnern, dass eine von Padmés Dienerinnen helle Haare gehabt hatte. Aber so viel hatte Bree nicht mit diesen Frauen – diesen Mädchen – zu tun gehabt, darum wusste sie es nicht mehr genau. Auf jeden Fall war sie von diesem jungen Mann fasziniert, zumindest von seinem äußeren. Obwohl – nicht nur, er hatte doch offensichtlich eine Nachtschwester getötet, er musste stark sein. Auf einmal weckte der junge Mann ein ganz anderes Interesse in Bree. Wie alt er wohl war? Sicherlich nicht so viel älter als Jellinec – also ungefähr achtzehn. Ob seine Rüstung etwas mit seinem Kampferfolg zu tun hatte? Davon hatte Meinard erzählt, von verschiedenen Materialien, aus denen man besonders gute Rüstungen machen konnte. Eine seltsame, unbekannte Neugierde machte sich in Bree breit – sie hatte zum ersten Mal wirklich die Chance etwas von außerhalb Dathomirs zu erfahren, etwas, dass nicht schon seit Jahren auf diesem Planeten bekannt war, weil die Träger dieses Wissens hier schon seit Jahren festsaßen und auch nichts das mit den Jedi zu tun hatte, und dass sie nur erfuhr, weil jemand es Baren erklärte. Sie selbst hatte die Möglichkeit direkt an Informationen heran zu kommen. Bree schluckte, sie wurde unruhig – besser sie zog sich erst einmal zurück und kam wieder runter. Die Nachtschwestern würden den jungen Mann nicht gerade in dieser Nacht töten, sie musste also nichts überstürzen. Erst als sie den Stall erreichte kam Bree wieder zu klaren Gedanken. So faszinieren dieser junge Mann auch war, so viele Schwierigkeiten bereitete ihr auch seine Gefangennahme. Sie wollten hier weg, so schnell wie möglich. Bisher hatte das bedeutet, wenn das Schiff fertig repariert war, würden sie sich unauffällig von der Arbeit und den täglichen Aktivitäten davonschleichen und verschwinden – so einfach hätte es sein können. Die ganze Sache war unglaublich ärgerlich – wahrscheinlich würde Cail nicht ohne ihren Bruder gehen wollen. So sehr Bree das ärgerte, da eine Befreiung nur weitere Schwierigkeiten bedeutete, so sehr verstand sie es auch. Sie würde auch niemanden aus ihrer Familie zurücklassen wollen. Ihre Faszination und Begeisterung hatte sich inzwischen wieder gelegt, an Information konnte sie auch über Cail, Myce oder die Frau kommen. Brees Familie war vollkommen versammelt als sie den Stall erreicht.  „Da bist du ja endlich“, herrschte Meinard sie an und zog sie direkt vom Eingang weiter zur Leiter. Geela und Adrill erwarteten sie und auch Jellinec hatte sich wieder hier eingefunden. Bree und Meinard setzten sich zu ihnen, Ti´rory krabbelte auf Brees Schoß. Erst einmal herrschte schweigen.  „Ihr wisst also schon was los ist“, murmelte Bree irgendwann.  „Der Junge gehört zu den Fremden?“, fragte Meinard. Bree nickte.  „Ich gehe davon aus - das Mädchen bei der Gruppe trägt eine ähnliche Rüstung wie er.“ Meinard fluchte in seiner Heimatsprache.  „Ich schätze, wir brauchen gar nicht zu versuchen, Dathomir ohne ihn zu verlassen“, murmelte Bree. Niemand widersprach, aber es hatte auch niemand eine zündende Idee, wie sie mit dem Problem umgehen sollten. Bree seufzte und stand auf.  „Wie auch immer, wir werden heute nichts mehr erreichen – morgen reden wir mit Cail und dieser Frau“,  „Genna“, warf Jellinec ein, „Sie heißt Genna“, erklärte er. Bree nickte ihm knapp zu.  „Also, ich rede mit den beiden und wenn es sich ermöglichen lässt red ich auch mit dem Typ“, erklärte sie und streckte sich. Meinard grummelte etwas Unverständliches.  „Wenn du morgen zum Schiff gehst, sag mir Bescheid, ich will da mitreden“, knurrte er säuerlich.  „Alles klar“, antwortete Bree und wandte sich dann noch mal an Geela und Jellinec, „Wir müssen morgen klar wissen, wann wir mit dem Schiff hier wegkommen.“ Jellinec nickte.  „Geela soll morgen noch einen Blick drauf werfen – ich denke aber, dass es nur noch eine Frage von einem Tag, vielleicht zwei sein wird“, erklärte er, nickte Bree noch einmal zu und wandte sich zum Gehen der Leiter zu.  „Gut“, murmelte Bree.  „Du gehst jetzt noch zurück?“, fragte Geela besorgt und trat an Jellinec heran.  „Es wird mir zu knapp morgen – es ist sicherer, wenn ich heute zurück gehe“, erklärte er ruhig und klopfte seiner Schwester auf die Schulter. Dann machte er sich endgültig auf den Weg.  „Warte“, Bree riss sich noch einmal zusammen, „Ich bring dich raus, die Weiber sind aufgescheucht, wollen nicht riskieren, dass dich eine erwischt.“ Sie schnitt ihm eine gequälte Grimasse, die er im gleichen Maße erwiderte. Da es inzwischen dunkel war, waren auch nicht mehr viele Nachtschwestern draußen und es klappte erstaunlich gut Jellinec zum Dorfrand zu lotsen und selbst wieder zurückzukehren. Bree spielte kurz mit dem Gedanken noch einmal am Dorfplatz vorbei zu laufen, verwarf den Gedanken jedoch wieder und kehrte auf direktem Weg zurück nach Hause. Geela war bereits mit Ti´rory zu Bett gegangen – hieß, sie hatte das Nest im Stroh zurecht gemacht, in dem Geela, Bree und das Baby meistens zusammen schliefen. Brees Platz war wie immer frei und eine Decke war für sie bereitgelegt. Bree seufzte. Sie liebte diese Familie. Ihre Familie. Sie würde alles tun, um sie zu beschützen und sicher von diesem Planeten zu bringen.  „Du solltest auch schlafen gehen, Kleines“, Adrill trat neben sie, gebückt da das Dach des Heubodens so niedrig war. Bree nickte müde und kroch zu Geela ins Stroh, Adrill deckte sie zu.  „Gute Nacht“, flüsterte Bree, unsicher ob überhaupt jemand sie hörte.   Am nächsten Morgen wachte Bree zeitig auf. Sie zögerte müde und unmotiviert doch da im Stall bleiben nicht half rappelte sie sich auf. Geela regte sich verschlafen neben ihr.  „Mor´n“, nuschelte sie und rieb sich die Augen.  „Morgen“, antwortete Bree, bereits etwas klarer, sie kniete sich zu der offenen Holzkiste, in der sie ihre Trockenvorräte aufbewahrten. Eine Hand voll Pilze und Beeren wurden zu ihrem Frühstück.  „Gegen Mittag“, wandte sie sich dann an Meinard und richtete sich wieder auf, „Ich komm vorher noch mal hier hoch und hole Jells Jagdbeute, wir müssen das Fleisch zubereiten.“ Meinard nickte.  „Gut, ich schleiche mich beim Wachwechsel raus“, stimmte er zu.  „Ich hohl dich ab.“ Bree verließ den Stall, ihr blühte heute Kampftraining mit den Gleichaltrigen – ihre liebste Zerreißprobe. Tatsächlich war dieses Kampftraining das beste Training, dass Bree hätte erhalten können – natürlich waren Meinards Lektionen ebenfalls überlebenswichtig – aber das kontinuierliche Messen mit den anderen Mädchen war einfach wichtig, für ihre Ausdauer und auch für Erfolgserlebnis – Bree hatte seit Jahren kein Sparring mehr verloren. Ein bitterer Zug legte sich um ihren Mund, als sie den Trainingsplatz erreichte. Die meisten anderen Mädchen waren bereits da – musterten sie skeptisch. Bree hatte einmal geglaubt, dass sie sich den Respekt der anderen erkämpfen konnte – wie naiv sie damals noch gewesen war. Brees nie vergehende Anspannung baute sich wieder zum Maximum auf. Bald würde sie auch das hinter sich haben – ob mit den Fremden oder ohne – bald war das hier vorbei. Bald. Nach dem Training viel es Bree unglaublich schwer keine Schwäche zu zeigen. Aber sie war am Ende. Die Notwendigkeit stark zu sein, nicht zu versagen nicht zu verlieren waren extrem gute Gründe und Motivation nicht nachzulassen und jeden Kampf, jedes Sparring zu gewinnen – Yinas Ehrgeiz und Neid auf Brees Siege waren aber auch eine starke Antriebskraft. Genauso sehr wie Bree nicht verlieren wollte, wollte Yina gewinnen. Bree schlüpfte bei der ersten Gelegenheit vom Trainingsplatz und machte sich auf den Weg zurück zum Stall. Es war noch nicht Zeit für den Wachwechsel im Steinbruch, aber es schadete nicht etwas früher da zu sein – außerdem war das die Zeit, in der mehr oder weniger alle Leute im Dorf beschäftigt. Und Bree wollte noch einmal mit dem Gefangenen reden, dass ging natürlich am besten unbeobachtet. Sie musste praktisch direkt durch das Dorf hindurch, um vom Trainingsplatz zum Stall zu kommen, sie kam also so oder so am Dorfplatz vorbei. Der junge Mann stand immer noch unbewegt am Pfahl, den Kopf zurück gelehnt die Augen aber dieses Mal offen. Als Bree den Dorfplatz betrat huschte sein Blick zu ihr. Einen Moment lang maßen sie sich nur, prüften den jeweils anderen. Schließlich setzte Bree sich in Bewegung, sie lief zum Brunnen, der auch hier - zentral – auf dem Dorfplatz war. Sie zog den Eimer nach oben und füllte einen Krug, der auf dem Rand stand. Mit dem Wasser trat sie an den Gefangenen heran.  „Ich trinke nicht alleine, cyarika“, sagte er mit kratziger Stimme als sie ihm den Krug hinhielt damit er trinken konnte. Bree runzelte kurz die Stirn, da sie den Spitznamen – oder die Beleidigung? - nicht verstand. Doch der Satz auf Basic war klar und brachte sie zum Grinsen. Sie trank als erste aus dem Krug. Er lachte, trank aber gierig, als sie ihm den Krug wieder an die Lippen hielt. Er versuchte seine Atmung zu beruhigen, nachdem er den Krug beinahe leer getrunken hatte. Bree sah ihn neugierig an. Seine Augen waren Braun, und in ihnen funkelten eine Entschlossenheit, die ihr Herz hüpfen ließ. So sehr ihre Geschwister, ihr Vater und Großvater sie unterstützten, so sehr hatte sie nicht das Gefühl diesen Kampfgeist bei ihnen zu sehen – es stachelte etwas in ihr an.  „Ich habe deine Schwester getroffen“, eröffnete sie das Gespräch. Er zuckte nicht mit der Wimper.  „Sie ist selbstbewusst“, fuhr Bree gleichmütig fort.  „Und offenbar nicht hier“, erwiderte er und hob fragend die Augenbrauen.  „Sie und die anderen sind frei, draußen im Wald.“ Bree verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich weiß, wo sie sind.“  „Mir wirst du das wohl kaum sagen, aber schweigst du auch gegenüber deinesgleichen?“  „Ich bin keine von ihnen“, stellte Bree gefährlich leise fest. Seine Lippen zuckten.  „Du siehst ihnen ähnlich.“  „Bedauerlicher Zufall.“  „Sowas soll es geben.“  „Wir wollen hier weg und wir würden euch mitnehmen – wenn ihr es wert seid.“  „Interessanter Themenwechseln“, stellte er erstaunt fest.  „Ich wollte zum Punkt kommen“, erklärte Bree.  „Was bedeutet für dich, dass wir es wert sind?“, fragte er neugierig.  „Wie viel Nutzen haben wir von euch und wie wenig behindert ihr uns“, definierte Bree knapp. Er lachte leise.  „Gut, und was heißt wir?“, fragte er weiter.  „Meine Familie und ich – fünf Personen.“ Bree blieb knapp in ihren Ausführungen. Er nickte.  „Wir haben alle unsere Fähigkeiten, lass dir das von Genna erklären. Planen musst du – müsst ihr – ohnehin mit den anderen.“ Jetzt nickte Bree.  „Wie heißt du?“, fragte sie nach einer kurzen Pause.  „Paca, Paca Wym“, antwortete er, „und du?“  „Bree, einfach nur Bree.“ Sie lächelte matt, hob halbherzig die Hand und entfernte sich langsam, um weiterzugehen. Das Wichtigste war besprochen, aber Bree wäre gerne noch geblieben und hätte weiter mit ihm geredet – über was auch immer.  „Kannst gerne noch Mal vorbeischauen, cyarika“, scherzte er.  „Was heißt das eigentlich?“, fragte Bree neugierig. Er lächelte nur, lehnte den Kopf wieder an den Pfahl und schloss die Augen. Bree runzelte die Stirn. Kurz betrachtete sie den jungen Mann, entschloss sich dann aber loszulaufen zum Treffpunkt mit Meinard. Der Chagrianer erwartete sie bereits, offenbar war der Wachwechsel etwas eher gewesen als Bree berechnet hatte.  „Da bist du ja“, murmelte er besorgt und sah sich um. Bree vertiefte sich kurz in die Macht.  „Keiner hier“, gab sie grünes Licht, um zu verschwinden. Meinard nickte. Schweigend und umsichtig liefen sie am Steinbruch entlang, darauf bedacht, dass man sie weder vom Dorf aus noch durch die einzelnen Lücken in der Mauer des Steinbruchs gesehen werden konnten. Erst zwischen den Bäumen wurden sie ruhiger, liefen schneller, um zum Shuttel zu kommen. Den ganzen Weg über redeten sie kein Wort miteinander. Am Schiff trafen sie auf die Fremden: Genna, Cail, Myce und Leeta. Jellinec war nirgends zu sehen oder zu erspüren. Genna saß mit Leeta im Gras neben dem Schiff, Cail lehnte an der Bordwand und Myce betrachtete das Schiff, zumindest umrundete er es gerade. Bree nickte Meinard zu, als Zeichen, dass ansonsten die Luft rein war. Der Chragrianer verließ daraufhin den Schutz der Bäume und trat auf die Lichtung. Leeta zuckte zusammen, noch bevor sie sich umwandte und ihn sah. Als Genna sich aufrichtete versteckte das Kind sich geradezu hinter ihr.  „Ihr seid also die Fremden“, stellte Meinard hart fest uns musterte sie nacheinander. Myce kam hinter dem Shuttel hervor.  „Eine Mirilianerin, eine Zelltronerin, eine Mandalorianerin und ein Mensch“, zählte er auf.  „Und noch ein Mandalorianer“, fügte Genna sachte hinzu. Vermutlich meinte sie Paca. Meinard nickte nachdenklich. Seinen Blick fixierte er auf Genna, die er wohl als Wortführerin der Gruppe ansah und darum das Gespräch mit ihr führen wollte. Bree blieb neben ihm stehen und nutzte den Moment, um sich noch einmal auf die anderen drei zu konzentrieren. Doch das brachte nicht viel neues. Leeta wagte sich ein Stück hinter Genna hervor um Brees Blick neugierig, wenn auch immer noch ängstlich, zu erwidern. Myce schenkte ihr ein fahriges Lächeln, während Cail angriffslustig den Kopf senkte.  „Ich lasse keines dieser Kinder zurück“, stellte Genna leise fest. Bree hob erstaunt den Blick zur Gennas Gesicht. Sie sah Meinard fest an, ohne Regung aber unerbittlich. Für Bree sah die Frau Meinard in diesem Moment erstaunlich ähnlich. Fest entschlossen ihre Familie zu verteidigen.  „Ich verstehe“, nickte dieser zustimmend, „Dann müssen wir unsere Fluchte entsprechend planen.“ Genna lächelte sachte. Leeta wagte sich jetzt ganz hinter Genna hervor und hielt nur noch die Hand der Frau fest.  „Dann helft ihr uns?“, fragte sie mit einer Hoffnung, die Bree ins Herz schnitt und den unbändigen Wunsch in ihr weckte dieses Kind zu beschützen. Obwohl sie unterschwellig einen Schmerz in Leeta wahrnehmen konnte, der Bree zu stark an ihre eigenen Schmerzen aus ihrer Kindheit erinnerte.   Kapitel 7: Unerwartete Wendungen -------------------------------- Die Wohnung war klein und sauber. Ein Flur, Nasszelle, Wohnküche mit Schlafcouch und ein kleines Schlafzimmer. Nur das Nötigste an Einrichtung, dafür aber auch alles, was man wirklich brauchte. „Es ist sicher nicht sehr luxuriös…“ Raidia sah sich vorsichtig um, als wäre es ihm unangenehm, dass die Wohnung, die für Baren und Windu bereitgestellt worden war, so schlicht war. „Ist schon okay so, wir brauchen auch nicht mehr“, erwiderte Baren begütigend. Raidia, inzwischen in Zivil und sichtlich darum bemüht nicht zu militärisch zu wirken, nickte. „Ihr habt von hier aus Zugriff auf alle Datenbanken des Planeten, ohne dass man es zurückverfolgen könnte und seid an das gesamte Verkehrsnetz der Stadt angeschlossen. Ihr könnte euch also frei bewegen, wohin ihr wollte“, erklärte der junge Leutnant. „Sehr gut“, nickte Windu, der den Wohnraum kurz inspiziert hatte. Raidia entspannte sich sichtlich durch die Anerkennung des Jedimeisters. Baren schaltete den Netzterminalm an und prüfte die Zugänge, die er erhalten hatte. Es funktionierte alles reibungslos. „Hast du alle Kontaktdaten?“, wandte sich Windu an Baren, welcher schweigend nickte, „dann haben wir alles, was wir brauchen.“ Raidia nickte ihnen wieder zu. „Den Speeder, mit dem wir hierhergekommen, lasse ich hier, der Parkplatz gehört zur Wohnung“, erklärte er, „kontaktieren können Sie mich zu jeder Tages- und Nachtzeit – egal worum es geht.“ Baren verkniff sich ein Schmunzeln. Raidia war streng bei der Sache, hochmotiviert und entschlossen alles zu tun, was in seiner Macht stand. Baren wusste nicht genau warum. Ob es sein Ehrgefühl war oder ob er sich aus persönlichen Gründen der Familie des Vorsitzenden verpflichtet fühlte. Auf jeden Fall konnte Baren keinen Falsch in ihm erspüren, sondern aufrichtige Sorge, Anspannung und Unsicherheit, aber auch diese feste Entschlossenheit. Es faszinierte den jungen Jedi und er bedauerte es, dass der Leutnant bald wieder aufbrechen würde und ihm damit die Möglichkeit genommen wurde, sich einmal mehr mit ihm zu unterhalten. Raidia war ganz offensichtlich unruhig in der Nähe der Jedi und Baren war klar, dass es etwas Zeit bräuchte, um sich an die Machtnutzer zu gewöhnen, bevor man normal mit ihm reden könnte. „Dann werde ich mich jetzt zurückziehen“, stellte Raidia auch schon abschließend fest und verbeugte sich knapp. Etwas zögernd ging er rückwehrts, bis er sich umwandte und mit schnellen Schritten die Wohnung verließ. Baren ließ seinen Blick kurz durch die Wohnküche wandern, aber es gab nichts Besonderes zu sehen. „Für heute ist es zu spät noch etwas zu unternehmen“, sprach Windu seinen Padawan an, während er das kleine Schlafzimmer prüfte, „morgen werde ich mich in die Unterstadt begeben und nach den Sprengstoffhändlern suchen, du wirst dir das Dinner vornehmen.“ Baren nickte beflissen. Er hatte einen Koffer mit Kleidern in seiner Größe gefunden, die es ihm erlauben würden, zivil und unerkannt zu arbeiten. Barens liebste Methode bei Ermittlungen. Der Abend verlief in stiller Vorbereitung für den Morgen. Baren schlief im Wohnzimmer und stand im Morgengrauen wieder auf. Sein Meister war ebenfalls bereits wieder wach und bereit für den Aufbruch. Meister und Padawan verabschiedeten knapp voneinander, nach fünf Jahren waren sie soweit aufeinander eingespielt, dass es keiner weiteren Besprechungen brauchte. Baren war es recht so. Für ihn war es eine der unentspannten Nächte gewesen. Brees neue Bekanntschaften waren spannend gewesen, die neue Planung warf sowohl Hoffnung als auch Zweifel auf und Baren war überrascht gewesen, wie eng sich Bree und Meinard auf diese Fremden einlassen konnten. Vielleicht weil sie mussten. Weil die Fremden sie verraten konnten, oder auch wenn sie durch Zufall entdeckt wurden zur Gefahr wurden. Bree hatte zwar auch so etwas wie Mitgefühl für diese Leute, aber Baren hatte nicht das Gefühl gehabt, dass sie sich zu sehr auf sie einlassen wollte. So oder so, es war eine interessante Entwicklung und Baren beschlich das dumpfe Gefühl, dass er bald mit seinem Meister über all das reden sollte. Fragte sich nur, was bald hieß. Baren suchte sich Kleider heraus, mit denen er sich glaubhaft als Mechaniker auf Arbeitssuche ausgeben konnte und zog sich um. In ihm stritten sich die Gefühle, seine Bindung zu Bree, die er sicherlich nicht noch weiter belasten wollte, damit, dass sie sich Sorgen wegen seines Meisters machen musste – zum anderen sein Pflichtgefühl gegenüber seinem Meister, der die Angelegenheit Bree auf seine ganz eigene Weise ernst nahm. Eine Weise bei der Baren sich ausgeschlossen fühlte. Der Padawan seufzte müde. Jetzt war keine Zeit für diese Gedanken. Wenn Baren es pragmatisch nahm, dann wäre der beste Zeitpunkt ohnehin erst, wenn die Mission abgeschlossen, der Vorsitzende und Fialla in Sicherheit waren. Die Nachforschungen im Dinner ergaben nichts. Die Komunikationsterminals waren so oft benutzt worden, dass es unmöglich war zurückzuverfolgen wer ihn benutzt hatte, um wen zu kontaktieren. Baren blieb für eine Weile im Dinner und installierte eine unauffällige Überwachungskamera an einer Sitzgruppe, so ausgerichtete, dass er die Comterminals im Blick hatte. Während er langsam ein karges Frühstück zu sich nahm, verlinkte er die Kameras mit seinem Datenpad und verließ anschließend das Dinner wieder. Draußen verschwand er zwei Straßen weiter in einer unbelebten Gasse und kramte einen Sucherdroiden mit einer weiteren Kamera heraus, welchen er so programmierte, dass dieser die Straße auf und abfliegen würde, um den Eingang des Dinners zu überwachen. Das gleiche machte er mit einem zweiten Droiden, für den Hintereingang des Dinners. Baren schulterte seinen Rucksack wieder und trat zurück auf die Straße. Das Dinner lag in einer eher belebten Gegend aber nicht an einer Hauptstraße. Es gab einige Passanten, ohne dass es überfüllt war, genau richtig, um sich bereits unauffällig bewegen zu können, ohne dass man auf ein überzogenes Gedrängel achten musste. Baren versuchte die generelle Stimmung der Passanten aufzunehmen, doch diese war so durchwachsen, dass Baren nichts besonderes auffiel. Er sprach mit ein paar Elektrohändlern, bei denen er sich sicher war, dass sie einen fremden Hybriden nicht einfach einstellen würden, ließ sich die Wege zu einfachen Werkstätten beschreiben, bei denen er vielleicht Arbeit finden könnte. Baren bedankte sich jedes Mal artig. Stichprobenartig sprach er ein paar Passanten an, vorgeblich, um nach dem Weg zu einer der Werkstätten zu fragen. Bei niemandem war etwas Spezielles zu erspüren, keine Unruhe, keine Anzeichen dafür, dass irgendetwas auf Pantora in Gange war. Es gab keine Anzeichen von direkter Ablehnung gegenüber einem Fremden, keine kollektive Unruhe oder Angst vor Terror. Es wirkte alles normal, als hätte es nie einen Anschlag gegeben, bei dem zwei Personen gezielt getötet wurden. Als würde die Regierung nicht bedroht. Ob es für die Bevölkerung keinen großen Unterschied machte, was aus der Familie Cho wurde? Baren war irritiert davon. Vermutlich hatte es bisher noch keine Großeinsätze von Seiten der Regierung gegeben und darum war das mörderische Potenzial der Täter noch nicht in der Bevölkerung angekommen. Für die Volksgesundheit war es sicherlich förderlicher, ein Leben in Angst tat niemandem gut. Gegen Mittag kehrte Baren in die Wohnung zurück und wechselte seine Verkleidung um dieses Mal als Pilot auf Zwischenlandung durchzugehen. Als erstes überprüfte er seine Kameras am Dinner, auch darauf, ob sie inzwischen von jemandem bemerkt worden waren. Dann begann er eine etwas gezieltere Informationssuche, sprach die Passanten offen auf den Anschlag an und gab sich neugierig, als wäre er nur an Klatsch und Tratsch interessiert. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Da Baren nichts von seinem Meister gehört hatte, suchte er weiter nach allgemeinen Informationen und behielt das Dinner im Auge. Er tratschte mit dem Wirt und ein paar Stammgästen und gegen Mittag konnte er der Versuchung nicht mehr widerstehen und entführte – lieh – sich einen der Servicedroiden, um sich dessen Speicher einmal genauer anzusehen. Unauffällig verließ Baren mit seiner Beute das Dinner bereits füher als geplant und kehrte zurück in die Wohnung, um den Droiden zu untersuchen und ihn danach möglichst schnell wieder zurückzubringen. Stehlen wollte Baren schließlich nicht. In der Wohnung war er immer noch allein. Baren hatte in diesem Sinne keine besondere Erwartung, Ermittlungen sich sehr lang hinziehen, schon mal über mehrere, langweilige Tage, und es konnte mehr oder minder alles geschehen. Solange Baren keine Nachricht erhielt, dass das interne Com seines Meisters beschädigt wurde oder er sogar eine Nachricht bekam, war alles in Ordnung. Sein Meister würde zurückkommen oder ihn anders kontaktieren, wenn es nötig war. Baren holte den Servicedroiden aus der Tasche und öffnete die Wartungsklappe, die ihm Zugang zu den Schaltkreisen des Droiden gab. Es hatte viele Vorteile, mit Anakin Skywalker befreundet zu sein. Baren hatte auf diese Art und Weise viel gelernt, was er vermutlich sonst nicht gelernt hätte. Fachmännisch schloss der den Droiden an den Terminal an und begann den Speicher akribisch zu durchsuchen. In seinem Speicher befanden sich Unmengen an Bestellungslisten, Beschwerden und Schlagwörter mit Wiedererkennungswert, die vermutlich von einer Maschine fürs Marketing ausgewertet wurden – zumindest nahm Baren das an, den ansonsten würde es keinen Sinn machen, dass diese Worte im Audiospeicher des Droiden markiert worden waren. Baren speiste ein Suchprogram in den Verlauf ein, um die Analyse zu erleichtern. Hinter ihm öffnete sich die Tür und sein Meister betrat die Wohnung. Baren ließ seinen Stuhl herumfahren und sah seinen Meister fragend an, als dieser die Wohnküche betrat. „Du musst in den Palast“, begann Windu übergangslos das Gespräch. Baren nickte und griff nach seinem Datenpad um Radia zu kontaktieren. „Ich habe drei Sprengstoffhändler gefunden, die Komponenten für Bomben und schwere Waffen verkauft haben, alle drei unabhängig voneinander“, fuhr Windu fort, „der Käufer hat sich nicht zu erkennen gegeben, aber die drei Beschreibungen lassen darauf schließen, dass es immer die gleiche Person war.“ Baren schickte eine Nachricht an den Leutnant und prüfte schnell seine Ausrüstung. Er trug immer noch Zivil, aber das war immer noch das beste um ohne Aufsehen zu erregen in die Nähe des Palastes zu kommen. „Einer der Männer hat sehr detailliert die Ehrenmakierungen einer Uniform erkannt“, erklärte Windu übergangslos weiter, während die beiden zur Tür gingen. „Er hat eine Uniform der Ehrengarde von Pantora gesehen.“ „Ist die Aussage verlässlich?“, fragte Baren nur, bevor er die Verriegelung der Wohnung deaktivierte. „Ohne Zweifel. Die Verdachtsmomente gegen die Kreise direkt um den Vorsitzenden, erhärten sich. Warne Meisterin Shaak Ti und lass dich zur Not direkt in den Schutz des Vorsitzenden und seiner Enkelin involvieren. Ich werde versuchen noch mehr über den Betreffenden zu erfahren, kontaktiert mich nur im äußersten Notfall.“ Baren nickte, wartete noch einen Augenblick auf weitere Anweisungen und als die Ausblieben verneigte er sich knapp. „Möge die Macht mit dir sein, Padawan.“, verabschiedete Windu sich. „Möge die Macht mit euch sein, Meister.“, erwiderte er den Gruß und bediente den Türsummer. Baren nutzte die öffentlichen Verkehrsmittel, um in die Nähe des Palastes zu kommen. Über sein Datenpad erhielt er eine Nachricht von Raidia, mit den Koordinaten eines Treffpunktes. Der junge Leutnant trug einen unauffälligen Mantel über seiner Uniform. „Baren“, sprach er den Padawan vertraut an – zumindest versuchte er es. Baren konnte Raidias Unbehagen spüren. „Keth“, antwortete er ruhig und nickte dem Älteren zu, dessen Lippen unsicher zuckten. „Gehen wir“, der Leutnant zuckte locker mit dem Kopf in eine Richtung in der Baren einen Speeder sehen konnte. Ferann saß am Steuer. „Tarnung?“, fragte der Padwan.  „Gefangener“, erklärte Raidia und vermied es Baren anzusehen, „wir werden es so aussehen lassen, als würden wir dich zum Verhör zum Vorsitzenden bringen.“ „Nett.“ Barens Lippen zuckten leicht spöttisch. Er löste sich von dem Schaufenster für Luxusgeräte, dass er als Zeitvertreib betrachtete hatte und vor dem er und Raidia standen. „Ich hoffe, dass macht Euch nichts aus“, murmelte Raidia. „Nicht im Mindesten“, beruhigte ich Baren, „Sie machen sich zu viele Sorgen um unsere Gedanken, Raidia, wir Jedi nehmen eine ganze Menge Unbill auf uns, wenn es um unsere Missionen geht.“ „Verzeihung, es erschien mir nur unangemessen.“ „Ernsthaft, keine Sorge, ich hab schon schlimmeres hinter mir“, gab Baren gelassen zurück. „Schlimmeres?“, fragte Raidia irritiert. „Zum Beispiel ne Woche in der Gosse einer sogenannten Großstadt von Jabiim – verregnet voller Schlamm und kein Essen“, Baren dachte mit einem gewissen Humor an diese Woche, es hätte immerhin auch das schlimmer sein können, „Hilfe war nicht zu erwarten, die mögen Jedi da nicht unbedingt.“ „Oh“, murmelte Raidia betroffen. Baren stieg auf den Rücksitz des Speeders, Raidia nahm neben ihm Platz. Ferann setzte das Gefährt in Bewegung und steuerte sicher in den Verkehr zurück und auf den Palast zu. Raidia legte seinen Mantel ab und holte Handschellen hervor, die er Baren anlegte. Dieser ließ es kommentarlos geschehen. Sie erreichten anstandslos den Palast, passierten die Kontrollen und verließen im Hanga den Speeder. Baren hatte sich in seinem Sitz zurückgelehnt und den Kopf gesenkt, um nicht mehr aufzufallen als unbedingt nötig, während er selbst die Gegend beobachtete. Ferann und Raidia führten ihn tatsächlich wie einen Gefangenen durch die Flure. Ferann hatte dabei offensichtlich weniger Skrupel Baran etwas gröber anzufassen. Der Padawan ließ alles geschehen und versuchte sich den Weg einzuprägen, den sie gingen. Die beiden Ehrengardisten führten Baren in ein düsteres Büro, das mit klobigen, dunklen Möbeln ausgestattet war. Selbst das Panoramafenster gegenüber der Tür ließ kaum Licht herein und der Vorsitzende Cho hinter dem massiven Schreibtisch thronte dort wie ein unheilverkündender Richter, der bereit war, ein vernichtendes Urteil zu sprechen. Vor dem Schreibtisch stand Shaak Tii, neben ihr, ihre Padawan. Hinter dem Vorsitzenden stand Fialla. Sie sah anders aus, ein dünnes, mitternachtsblaues Kleid umspielte ihre zerbrechliche Gestalt, die weiten Ärmel waren unterhalb der Schultern geschlitzt und das Dekolte wurde von einem kunstvoll bestickten Kragen verdeckt, der sich bis zum Hals hinaufzog und ihr trotz der luftigen Ärmel etwas Steifes, Gezwungenes verlieh. Nein, egal wo er sie traf, sie passte nicht direkt dahin. Baren wandte sich direkt an den Vorsitzenden als sie eintraten und Raidia ihm die Handschellen wieder abnahm. „Sir, es gibt Anzeichen dafür das jemand aus eurer Ehrengarde im betreffenden Zeitraum große Mengen an Sprengstoffkomponenten gekauft hat.“ Der Vorsitzende holte scharf Luft. „Es ist anzunehmen, dass der Anschlag aus eurem Umfeld kommt, oder die Ehrengarde zumindest unterwandert wurde.“ Der Vorsitzende sprang erregt auf. „Unmöglich!“ Energisch rauschte er um den Tisch herum, Fialla konnte ihm gerade noch ausweichen. „Die Ehrengarde untersteht mir persönlich! Sie haben einen Eid geschworen!“ Der Vorsitzende blieb vor Baren stehen und schrie ihn fast an. Der Padawan zuckte nicht, er hatte zwar nicht mit dieser Reaktion gerechnet, aber er hatte mit einer heftigen Reaktion gerechnet. „Schwüre können gebrochen werden“, erklärte er ohne Umschweife. Hinter dem Vorsitzenden sah er Meisterin Ti milde lächeln, aber genauso den Kopf schütteln. „Vorsitzender Cho“, griff sie sanft ein, „es ist ein Indiz - eine Spur, der wir zu Ihrer und ihrer Enkelin Sicherheit nachgehen müssen.“ Der Vorsitzende beruhigte sich mit sichtlicher Mühe. „Und was schlagt ihr in diesem Zusammenhang vor, Meisterin Jedi?“, sein Stimme klang kalt und unfreundlich, aber offenbar hatte die Jedi ihm schon zu verstehen gegeben, dass er hier auf sie angewiesen war. „Wir müssen die Ehrengarde überprüfen, sofort. Und solange wir nicht wissen, ob es einen Verräter in der Ehrengarde gibt und wer es ist, hat euer Schutz und der von Miss Fialla höchste Priorität“, erklärte Shaak Ti vollkommen ruhig. Der Vorsitzende hatte sich ihr jetzt ganz zugewandt. „Die Padawane werden Miss Fialla beschützen und ich werde ihren Schutz übernehmen. Baren“, sie wandte sich jetzt ganz dem älteren Padawan zu, „Du bleibt erst einmal unter Tarnung hier, wir können es uns noch nicht leisten sie komplett auffliegen zu lassen.“ Baren nickte. „Die Ehrengardisten tragen Helme, ist es möglich mir eine Uniform zu besorgen?“, fragte er mehr an Raidia und Feraan gewandt. „Mit Sicherheit“, nickte Feraan ihm zu. „Sehr gut“, Shaak Ti nickte zufrieden, „bis du eine Uniform hast, wirst du in Miss Fiallas Quartier bleiben.“ Baren nickte wieder und vermied es, das Mädchen anzusehen. „Dann lösen wir das Treffen hier auf“, der Vorsitzende warf Baren einen kurzen, prüfenden – und nicht besonders freundlichen - Blick zu. Shaak Ti wandte sich Baren noch mal zu. „Meister Windue will sich noch weiter in der Unterstadt umhören“, erklärte er ohne dass er gefragt wurde, „Wir brauchen eventuelle noch mehr Informationen.“ „Alle die wir bekommen können“, nickte Shaak Ti. Damit waren die Padawane und auch Fialla entlassen. Zu viert, die beiden Padawane, Fialla und Raidia sich in Fiallas „Quartier“, eine kleine Wohnung, die das Mädchen im Moment alleine bewohnte. „Früher habe ich hier mit meinen Eltern gewohnt, wenn wir in der Hauptstadt waren.“, erklärte sie  unsicher lächelnd, als sie und die Padawane eintraten. Raidia legte ihr besorgt die Hand auf die Schulter. Fialla lächelte ihn an, doch man musste kein Jedi sein, um zu erkennen, dass es kein echtes Lächeln war. „Ich mach mich dann auf den Weg, um eine passende Uniform zu besorgen.“ Seufzend wandte der Leutnant sich an Baren und nickte diesem zu. „Wir überprüfen die Wohnung zur Sicherheit noch einmal, schick mir eine Nachricht, wenn du zurückkommst“, wies Baren ihn. Raidia nickte, drückte noch einmal Fiallas Schulter, bevor er sich abwandte und den pompös geschmückten Flur weiter hinablief. Fialla betrat ebenfalls die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Auf einmal stand sie direkt neben Baren und diesem wurde noch deutlicher, wie schmal und zerbrechlich dieses Wesen war. Sie war so erstaunlich anders, als die Frauen, mit denen Baren ansonsten zu tun hatte. Anders als die Jedi, aber auch anders als die meisten Zivilistinnen, mit denen er schon hatte zusammenarbeiten müssen. Erstrecht anders als die Nachtschwestern um Bree. Schnell wandte sich Baren von dem Mädchen ab und der Wohnung zu. Der Flur war geschmackvoll eingerichtet. Nicht zu pompös, aber man merkte, dass hier keine armen Leute wohnten. Der Flur mündete in ein ebenso ausstaffiertes Empfangszimmer mit Panoramaausblick durch eine Fensterfront. „Links liegen die Privatgemächer meiner Familie“, erklärte Fialla, die ihm in das Empfangszimmer gefolgt war, „rechts sind weitere Gesellschaftsräume und ein Gästezimmer.“ Baren nickte und überprüfte erst einmal die Gesellschaftsräume, einen Salon, ein kleines Lesezimmer und das Gästezimmer, dann ließ er sich von Fialla in das private Wohnzimmer führen. Während Baren sich automatisch umsah, um möglichst alle Details des Zimmers zu verinnerlichen, kam er nicht umhin die heimelige Atmosphäre zu bemerken. Gemütliche Polstermöbel, ein Kamin, rotbraune Regale mit Büchern. Es hingen Bilder an der Wand. Landschaftsaufnahmen. Aber auch Bilder von der Familie, Fialla und ihre Eltern, mit und ohne den Großvater, zwei andere ältere Leute. Vielleicht die Eltern von Fiallas Vater. „Bitte, setzt Euch“, forderte Fiala die beiden Padawane auf. Jazzlyn kam der Aufforderung nach während Baren erst den Blick über die Fenster streifen ließ, bevor er sich auf einen Sessel zurechtrückte. Als er sich setzte konnte er sowohl die Fenster als auch die Eingangstür im Auge behalten. Sein Blick begegnete dem Fiallas, welche ihn unbehaglich musterte. „Ihr macht mich ein wenig nervös“, erklärte sie ihren Blick unruhig. „Das tut mir leid“, entschuldigte sich Baren ruhig, änderte aber nichts an seinem Verhalten. Fialla trat zu einem kleinen Kühlschrank neben der Couch und stellte etwas zu trinken und Gläser auf ein Tablett. Mit diesem setzte sie sich zu den Padawanen und schenkte jeden etwas ein. Sie sah unsicher, aber auch unzufrieden aus. Baren hatte das unangenehme Gefühl, dass er sich weiter erklären sollte. „Nur weil im Moment alles ruhig ist, dürfen wir nicht unvorsichtig werden.“, versuchte er vorsichtig zu erklären. „Ich weiß“, Fialla nickte gezwungen, „es kommt mir nur alles noch...“, sie zögerte, „So unwirklich vor.“ Sie stockte, sah einen Moment ins Leere. Tränen standen in ihren Augen und auf einmal sprang sie auf und rannte aus dem Raum. Baren sah ihr bestürzt nach. Sie war vollkommen aufgelöst und das von einem Moment auf den anderen. Fialla war bis jetzt so gefasst gewesen, dass Baren davon ausgegangen war, dass sie mit den Vorgängen umgehen konnte. Jazzlyn stellte ihr Glas mit einem leisen Klong auf den Tisch. In der plötzlichen Stille klang das Geräusch erschreckend laut. „Gut gemacht“, stellte sie erstaunlich sarkastisch fest. „Danke“, erwiderte Baren in ähnlichen Tonfall, „das habe ich auch schon gemerkt.“ „Sie ist tapfer, aber letztlich nur ein Teenager, der seine Eltern verloren hat“, erklärte Jazzlyn altklug. „Sie schien damit umgehen zu können.“, erwiderte Baren. Jazzlyn schwieg. „Nur draußen“, murmelte sie dann leise. Es dauerte einen Moment, bevor sie Baren ansah und weitersprach. „Außerhalb dieser Wohnung gibt sie sich Mühe stark zu sein und niemandem zur Last zu fallen, aber hier drinnen wird sie auf einmal angreifbar und verletzlich. Sie weint nachts.“ Baren schwieg, dann stand er auf. „Ich werde mich bei ihr entschuldigen.“, erklärte er ruhig, „Auch wenn es sie anstrengt, wir müssen die Wohnung sichern, noch einmal da wir jetzt annehmen müssen, dass es einen Täter im Palast gibt.“ Jazzlyn nickte und zog eine Sonde aus einer Tasche an ihrem Gürtel. „Soll ich die ganze Wohnung überprüfen, oder nur den Wohnbereich?“, fragte sie und stand auf. Jazzlyn war ernster als noch auf der Reise hier hin. Baren spürte die Veränderung. Ob es etwas mit dem vergangenen Tag zu tun hatte? Den Jazzlyn mit ihrer Meisterin damit verbracht hatte Fialla und ihren Großvater zu bewacht. Baren hatte meistens eine größere Distanz zu den Leuten, deswegen hatte er auch Fialla nicht einschätzen können. Hatte nicht geahnt, dass die vertraute - normalerweise sicherer - Umgebung, das verletzliche Mädchen zum Vorschein bringen würde, dass er noch nicht gesehen hatte. „Die ganze Wohnung.“, erklärte Baren nachdenklich, „seid ihr gestern in diesem Teil der Wohnung geblieben?“ Jazzlyn nickte. „Wer weiß das?“, fragte Baren weiter. „Ähm, ein paar Würdenträger“, erklärte Jazzlyn nachdenklich, „Sie wurde alle im Empfangsraum begrüßt und sind von da aus auch wieder weg.“ „Die Nacht verbringen wir drüben im Gästebereich“, erklärte Baren knapp. Jazzlyn hob die Augenbrauen. „Sollte jemand einen Anschlag auf Fialla planen wird dieser Jemand davon ausgehen, dass sie sich in der Wohnung aufhält, den Räumen, die ihr vertraut sind.“, erklärte Baren seine Gedanken, „Sie im Gästezimmer unterzubringen wäre die beste Möglichkeit sie von den Räumen so weit wie möglich zu entfernen, ohne direkt das Quartier zu wechseln.“ „Wäre es dann nicht sicherer das Quartier tatsächlich zu wechseln?“, fragte Jazzlyn nachdenklich. „Dadurch fassen wir den Täter nicht.“, entgegnete Baren, wissend, dass das hart klang. Aber Fialla zu beschützen bedeutete auch, dass sie den Täter fassen mussten. Sonst musste sie den Rest ihres Lebens davonlaufen. Baren hatte gerade erlebt, dass er sie nicht einschätzen konnte, aber er konnte sich auch nicht vorstellen, dass ihr ein Leben in Angst nicht den Rest geben würde. Jazzlyn nickte nachdenklich und verließ dann wortlos das Zimmer in Richtung Gesellschaftsräume Baren verließ das Wohnzimmer und vertiefte sich kurz in der Macht, um herauszufinden wo Fialla war. Er klopfte an die Tür des Raumes, indem er sie spüren konnte. Das verletzte, kaputte Mädchen, das sich bis jetzt hinter einem Schutzschild verborgen hatte. Es erinnerte ihn mit plötzlicher Deutlichkeit an Bree, die sich auch ständig hinter einem Schutzschild verbarg. Nur Bree war nicht ganz so allein. Auf eine vollkommen unbekannte Art und Weise zog sich sein Herz zusammen. Irritiert hielt er inne. Aus dem Zimmer gab es keine Reaktion. Das Gefühl verwirrte ihn, es war eine seltsame Form des Mittgefühls, dass ihn verunsicherte. Er schüttelte heftig den Kopf, Mitgefühl war den Jedi erlaubt, und etwas anderes war es nicht, was er empfand. Er musste sich jetzt auf seinen Schützling konzentrieren und durfte sich nicht von unbekannten Abweichungen seiner Emotionen ablenken lassen. Er klopfte noch einmal, doch als sich wieder nichts regte öffnete er die Tür. Es war das Schlafzimmer ihrer Eltern. Die Jalousien waren heruntergelassen und es brannte kein Licht. Fialla lag auf dem Bett, das Gesicht in den Kissen vergraben. Sie weinte nicht. Vielleicht auch eher nicht mehr. Baren räusperte sich. Sie blieb regungslos liegen. Er unterdrückte ein Seufzen. Die Distanz zu den Betroffenen war auch immer ein Schutz vor solchen Situationen. Baren wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte. Unbehaglich betrat er das Zimmer. Als sich die automatische Tür hinter ihm schloss, klang das bedrückend endgültig. Als wäre er nun gefangen. Gefangen mit dem Mädchen und ihrem Schmerz. Einem Schmerz, den er nicht verstand. „Miss Fialla?“, versuchte er noch einmal auf sich aufmerksam zu machen. Sie zuckte zusammen. „Entschuldigen Sie“, setzte er sofort an. Sie richtete sich halb auf. Ihre Augen waren gerötet und das Kissen hatte dunkle Flecken, wo es von Tränen durchnässt war. „Ich wollte nicht stören, Miss“, erklärte er und trat vorsichtig an das Bett heran. Ein paar Schritte entfernt blieb er stehen. Es fühlte sich so unangebracht an, hier im Schlafzimmer von verstorbenen Leuten zu stehen, die er nie gekannt hatte. Es war beklemmend. „Tut mir leid, ich hab wohl überreagiert“, murmelte Fialla und setzte sich mit gesenktem Kopf auf die Bettkante. „Ich kann nicht behaupten, dass ich mich mit dieser Form von Trauer auskenne, aber mir scheint diese Reaktion keinesfalls unangebracht“, versuchte Baren diplomatisch zu sein. Fiallas Mundwinkel zuckten, mehr konnte er von ihrem Gesicht nicht sehen. „Es kommt jeden Tag näher, wird immer klarer“, murmelte sie, „Ich kann das einfach nicht begreifen.“ Baren sah sie zögerlich an. „Sie sind fort. Und sie werden nicht mehr zurückkommen“, Baren sah, wie sie sich versteifte, „Aber ich bin sicher, dass sie sich wünschen würden das Sie in Sicherheit sind.“ Sie sah zu ihm auf. „Und dafür werden wir sorgen“, er zögerte noch einmal, „Außerdem wollte ich mich für meine Taktlosigkeit von vorhin entschuldigen. Es ist nur natürlich, dass sie noch verletzt sind, dass hätte ich bedenken müssen“, schloss er. Sie lächele matt, ein wenig erstaunt. „Ihr lebt ganz anders, ihr Jedi, nicht wahr?“, fragte sie. Baren nickte. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Fialla schien nicht zu wagen eine weitere Frage zu stellen und Baren wusste nicht recht was er sagen sollte. Brauchte sie noch Trost? Sollte er versuchen sie abzulenken? Über das Leben der Jedi sprechen um ihr etwas anderes zum Nachdenken zu geben. „`tschuldigung!“, enthob Jazzlyn ihn weiterer Überlegungen indem sie einfach in den Raum hinein platzte. Die beiden Älteren zuckten zusammen, als habe die jüngere Padawan sie bei etwas Verbotenem erwischt. „Kommen Sie“, Baren reichte Fialla seine Hand um hoch zu ziehen und sie aus dem Raum zu führen, „es ist nicht zu ändern, dass wir darüber sprechen müssen, wie wir Sie am besten beschützen können.“ Fialla sah ihn an, dann nahm sie seine Hand und ließ sie nicht los. Baren drückte ihre Finger, die ungewöhnlich kalt waren, und sah Jazzlyn kurz fragend an. Das Mädchen schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass sie nichts gefunden hatte. Als sie das Wohnzimmer wieder betraten kam auch Radia mit der Uniform zu ihnen. Zu viert setzten sie sich zusammen und besprachen, wie es weiter gehen sollte. Fialla gab sich große Mühe dabei aufgeschlossen zu sein, zu hinterfragen, um zu verstehen. Das zeigte auf der einen Seite, dass sie nicht bereit war als willenloses Objekt um sich herum agieren zu lassen, machte es für Baren aber auch komplizierter, weil er alles erklären musste. Raidia, der offenbar eine engere Verbindung zu Fialla hatte, kam Baren hierbei zur Hilfe. Gegen Abend musste er die Wohnung allerdings verlassen, da er Wachdienst hatte und nicht auffallen sollte. Shakk Ti meldete sich in den frühen Abendstunden per Comlink um Bescheid zu gebend, dass sie und der Vorsitzende nicht zu der Gruppe stoßen würden. Da die Überprüfungen der Ehrengarde mehr Zeit in Anspruch nahm als vorher vermutet. Baren war tatsächlich müde, als Fialla im Gästezimmer zu Bett ging. Jazzlyn schlief bei Fialla im Raum auf einem Sofa, Baren positionierte sich vor der Tür. Für ihn stand eine schlaflose Nacht an. Er begann zu meditieren, um möglichst jede Bedrohung in der Macht frühestmöglich wahrzunehmen und darauf reagieren zu können. Es waren einige Stunden vergangen, als Baren aus seiner Meditation hochschreckte.‘ Er lauschte, versuchte fest zu stellen wer noch in seiner Nähe war. Doch er spürte nur Fialla und Jazzlyn. Die Gefahr war allerdings nicht zu verhehlen. Etwas stimmte nicht und das Bedürfnis sicher zu gehen, dass bei den Mädchen alles in Ordnung war wurde innerhalb von Augenblicken immer stärker. Ruckartig öffnete er die Tür. Jazzlyn sprang sofort auf die Füße, die Hand an ihrem Lichtschwert und Fialla fuhr aus dem Schlaf. „Irgendetwas stimmt nicht“, erklärte Baren grob und trat auf das Bett zu. Fialla sah sich gehetzt um, bevor sie die Decke bei Seite schlug. „Was machen wir jetzt?“, fragte sie während sie aufstand und sich weiterhin suchend umsah. Aber sie konnte nichts entdecken, genauso wenig wie Baren oder Jazzlyn. Baren überlegte. „Wachsam bleiben“, erklärte er. Baren unterdrückte alle Unruhe und versuchte sich ausschließlich auf den Augenblick zu konzentrieren. Visionen waren nicht seine Stärke, selbst wenn es sich um die nahe Zukunft handelte. Jazzlyn schien in so etwas besser zu sein. „Raus hier!“, schrie das Mädchen auf einmal auf und starrte erschrocken auf eine der Wände hin zur Wohnung. Baren packte Fialla grob am Arm und zerrte sie aus dem Raum. „Nicht in die Wohnung.“, rief Jazzlyn ihm nach, doch da krachte es schon. Die Wände wackelten und Fialla verlor den Halt unter den Füßen. Baren zerrte sie weiter bevor auch er stürzte, dabei versuchte sich schützend über das Mädchen zu beugen. Schutt schlug gegen seinen Rücken, hart und schmerzhaft. Wo Jazzlyn war wusste er für den Moment nicht. Endlich ließ der Druck nach und Baren begann sich vorsichtig unter der Wand und den Einrichtungsgegenständen zu bewegen. Er konnte sich befreien. Fialla lag vollkommen erstarrt unter ihm. Pures Entsetzen zeichneten ihr Gesicht, doch sie richtete sich langsam, wie ferngesteuert auf, als Baren sich endgültig aufrichten konnte. Der Flur war verwüstet, und das ganze offizielle Teil der Wohnung aufgerissen. Was die Teenager gerettet hatte waren die eingebauten Säulen die als Zierrat in die Wände eingearbeitet worden waren. Die hinteren Säulen hatten die Schweren Schuttbrocken abgefangen. Jazzlyn saß zusammengekauert im ehemaligen Türrahmen. Die letzte Säule und die Standhaftigkeit des Türrahmens hatten sie gerettet. Vorsichtig stand er auf, Fialla folgte ihm. „Jazzlyn.“ Das Mädchen hob die Arme, die sie um den Kopf geschlungen hatte. Die Säulen knackten. „Jazzlyn, komm daraus“, forderte Baren sie besorgt auf. Jazzlyn begriff sofort was er meinte und erbleichte. Vorsichtig richtete sie sich wieder auf. Es knackte aus Richtung der Wohnung und von dort aus wo Baren stand konnte er sehen, wie im Empfangsraum der Boden wegbrach. Jazzlyn zuckte zusammen. Sie schloss kurz die Augen, dann krabbelte sie vorsichtig und sichtlich ängstlich aus ihrer Nische. Fialla griff schnell nach Jazzlyns Armen, als die Jüngere sie erreichte und zog sie a sich. Jazzlyn legte für einen Moment den Kopf an Fiallas Schulter. „Was ist hier passiert?“, fragte Fialla mit zittriger Stimme. „Bombe“, erklärte Baren. Er suchte in Gedanken nach einem Weg ihrer Situation. „Wir gehen aus dem Fenster“, erklärte er kurz. Beide Mädchen sahen ihn erschrocken an. „Der Boden könnte rissig sein, es ist sicherer wir klettern über die Fenster zu einer sicheren Etage“, erklärte Baren seine Gedanken und bewegte sich vorsichtig zum Fenster. Es war nicht besonders angenehm, bei jedem Schritt knirschte der Boden, der Schutt unter ihren Füßen. Mit dem Fenster wurde kurzer Prozess gemacht. Baren half Fialla nach draußen auf einen, zum Glück recht breiten, Fenstersims zu klettern, Jazzlyn folgte. Draußen wehte ein kalter Wind, Baren sah sich suchend um, bis er einen Balkon, einige Meter links von ihnen und eine Etage weiter unten, sehen konnte. „Dorthin“, er deutete auf sein Ziel und ging los, Fialla griff nach seiner Hand und er zog sie mit sich. Oberhalb des Balkons nahm Baren Fialla kurzerhand auf die Arme, sie schrie kurz erschrocken auf, als er nach unten sprang, Jazzlyn folgte ihm. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“, meinte das Mädchen verwirrt. „Warum kommt niemand?“, fragte Fialla, „die Explosion muss doch jemand gehört haben!“ Baren nickte nur, es stimmte etwas ganz und gar nicht und es näherte sich schon wieder eine Bedrohung. „Bleib hinter mir“, forderte er von Fialla und griff selber nach seinem Lichtschwert. Dann schlug die Tür des Balkons auf und sofort folgten die ersten Blasterschüsse. Nein, hier stimmte etwas nicht. Baren aktivierte sein Lichtschwert und begann die Schüsse abzuwehren, Jazzlyn folgte seinem Beispiel. „Ehrengarde“, stellte Jazzlyn nervös fest. Es waren fünf Männer, die sie attackierten. „Speeder!“, Fialla blieb sicher hinter Baren, behielt aber dafür den freien Raum hinter dem Balkon im Auge. „Auch Ehrengarde“, gab Jazzlyn nach einem kurzen Blick über die Schulter bekannt. „Nehmt die Jedi fest!“, rief einer der Ehrengardisten. „Nehmt sie fest oder erschießt sie, was denn nun?“, fragte Jazzlyn verbissen weiter Blasterschüsse abwehrend. „Kannst du nen Moment hier alleine durchhalten?“, fragte Baren nach einem kurzen Moment des Überlegens. „Einen kurzen Moment.“, erklärte Jazzlyn. „Gut.“ Baren reagierte sofort. Er fuhr herum, schnellte auf die Brüstung und sprang auf den Speeder. Es waren zwei Ehrengardisten, von denen einer erschrocken seinen Blaster auf den Padawan richtete. Baren riss ihm die Waffe mit der Macht aus der Hand, machte einen Salto, um hinter den beiden Männern zu landen und schlug den entwaffneten Mann bewusstlos. Der Fahrer des Speeders riss das Steuer herum, um eine Kollision mit dem Balkon zu vermeiden und verschaffte damit auch Baren einen Moment Zeit, in der er den Mann bewusstlos schlagen konnte und vom Pilotensitz zerrten. Er kletterte selbst hinter das Steuer und lenkte den Speeder zurück zum Balkon, wo die beiden Mädchen bereits fast zur Brüstung zurückgedrängt worden waren. „Bitte einsteigen“, kommentierte Baren, warf den Piloten des Speeders seinen  Kameraden entgegen, die tatsächlich für einen Moment aufhörten zu scheißen. Fiala und Jazzlyn reagierten gut und kletterten sofort in den Speeder, Fialla machte sich auf dem Beifahrersitz so klein wie möglich. Jazzlyn blieb mit aktiviertem Lichtschwert auf der Rückbank stehen und werte das wieder anfangende Blasterfeuer ab. Baren wendete den Speeder und gab Vollgas. Kapitel 8: Planung und Provokation ---------------------------------- Ein Schlag folgte dem anderen. Cail war stärker als Yina. Erfahrener und genauso erbarmungslos. Bree fühlte sich herausgefordert und das Gefühl begeisterte sie. Es gab ihr die Möglichkeit sich weiter zu entwickeln und das war beinahe berauschend. Sie parierte Cails nächsten Schlag, wurde dafür aber von einem Tritt getroffen. Instinktiv blockte sie den nächsten Angriff, bevor Cail sie ernsthaft treffen und aus dem Gelichgewicht reißen konnte.     „Das reicht jetzt, ihr zwei“, rief Genna die beiden zum provisorischen Lagerplatz, den die „Fremden“ errichtet hatten. Im Grunde nicht mehr als eine feste Feuerstelle mit einem Unterstand aus einem Holzgestell und einer Lederplane, welche Bree und Meinard ihnen organisiert hatten. Über dem Feuer brieten die Reste von Jellinecs Jagdbeute, Genna und Meinard saßen nebeneinander. Die beiden hatten sich über den vergangenen Tag lange zusammengesetzt und geredet und Bree spürte inzwischen eine erstaunliche Verbundenheit zwischen den beiden, die sie nicht so recht erklären konnte, die sie aber freute. Meinard wurde sanfter, es schien seinen Schmerz zu lindern und allein dafür war Bree schon bereit Genna ebenfalls ihre Zuneigung zu schenken. Zwischen dem Lagerplatz und dem „Kampfplatz“ auf dem Bree mit Cail trainiert hatte stand Leeta. Mit leuchtenden Augen hatte sie die älteren Mädchen beim Kämpfen beobachtete, neben ihr hatte Adrill sich auf den Boden gesetzt, die schlafende Ti´rory auf dem Arm, immer bereit Leeta etwas zu erklären, sollte sie Fragen haben. Bree nahm Adrill das Baby ab, als sie ihn erreichte.  „Wo hast du so kämpfen gelernt?“ fragte Leeta sie neugierig.  „Hier auf Dathomir, von den Nachtschwestern und Meinard“, erklärte Bree.  „Ich dachte diese Nachtschwestern sind böse und wollen Paca weh tun?“, fragte Leeta sofort nach.  „Sind sie auch und wollen sie auch, aber meine Mutter war eine von ihnen und darum haben sie mich nicht sofort umgebracht.“ Brees Lippen zuckten spöttisch.  „Aber du bist gar nicht böse“, stellte Leeta fest und griff vertrauensvoll nach Cails Hand, um sich von dieser zum Feuer ziehen zu lassen. Bree konnte sich ein Lächeln nicht ganz verkneifen.  „Böse, definiert sich über den eigenen Standpunkt“, sinnierte Adrill leise und folgte den Mädchen um sich neben Meinard am Feuer nieder zu lassen. Es war längst dunkel um sie herum und sie warteten nur auf Myce, Geela und Jellinec, die zur Rettungskapsel unterwegs waren, um nachzusehen, was sie aus dieser als Ersatzteile verwenden konnten.    „Wie meinst du das?“Leeta war sofort mit der Nächsten Frage dabei und setzte sich neben Adrill, mit wissbegierigen Augen zu ihm aufsehend.  „Die Nachtschwestern würden sich nie als böse bezeichnen“, begann Adrill sachte zu erklären. Bree setzte sich neben Genna.  „Ich möchte das Kind gerne bei euch lassen“, sprach sie die Mirilianerin vorsichtig an. Genna beugte sich zu ihr und betrachtete das Baby mit einem sanften Lächeln.  „Sie ist noch so klein“, stellte sie fest. Ti´rory gähnte im Schlaf und drehte sich in Brees Armen.  „Je selbstständiger sie wird, desto größer wird die Gefahr, dass sie von den Nachtschwestern entdeckt wird, außerdem haben wir sie nun schon einmal aus dem Dorf geschmuggelt, warum das Risiko eingehen, sie wieder hinein zu bringen und dabei erwischt zu werden?“, fragte Bree leise. Genna nickte.  „Ihr seid wirklich eine außergewöhnliche Familie“, stellte Cail spöttisch fest und nahm ihren Helm ab. Sie war tatsächlich genauso hellblond wie ihr Bruder, und auch wenn ihre Gesichtszüge viel weicher waren, war die familiäre Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Bree fragte sich, ob sie ihren Geschwistern auch so ähnlichsah. Sie hatte zwei Geschwister – oder drei – ganz sicher war sie sich inzwischen nicht mehr. Sie war sich sicher, dass sie einen älteren Bruder hatte, aus der Standesgemäßen ersten Ehe ihres Vaters. Tiol-bey war auch immer ein großartiger Bruder gewesen und sie liebte ihn sehr. Da ihr eigene Mutter aber nur den Status einer Geliebten hatte, hatte ihr Vater unter dem Druck seiner Eltern noch einmal geheiratet und aus dieser Ehe hatte er eine weitere Tochter: Kalesea-bey. Diese jüngere Schwester kannte Bree kaum, da sie mit ihr nur in Kontakt kam, wenn sie in die Stadt musste, um ihren Großeltern vorgeführt zu werden, wie ein gut dressiertes Hündchen. Und dann war da noch Baren. Bei ihm wusste sie so gar nicht, woran sie war – waren sie verwandt? Wie waren sie verwandt? Geschwister? Cousine und Cousin? Bree meinte sich dunkle zu erinnern, dass ihr Vater einen Bruder hatte und sie meinte auch, dass der Senator von Resaria Briss mit Familiennamen hieß. Aber als sie damals, vor fünf Jahren, auf Corousant war, hatte sie einfach nicht genügend Basic verstanden.  „Nicht außergewöhnlicher als deine Familie“, wehrte sie sachte gegenüber Cail ab. Die Madalorianerin lachte herzlich auf.  „Unter Mandos ist das vollkommen normal, dass die Familie ein buntes Gemisch sein kann.“ Bree sah sie neugierig an.  „Mandalorianer definieren sich nicht über eine Spezies, sondern über ihre Einstellung, ihren Geist – Familien können sich darüber genauso gut zusammenfinden, wie sie durch Blutsbande verbunden sein können und Adoptionen sind vollkommen normal“, erklärte Cail.  „Das klingt faszinierend“, murmelte Bree.  „Oh ja, Mandos sind schon ein sehr spezielles Volk“, lächelte Meinard. Es war offenkundig, dass er noch etwas dazu sagen wollte, wurde jedoch dadurch unterbrochen, dass Geela durch das Gebüsch in den Feuerschein huschte. Begeisterung leuchtete aus ihren Augen und ließ auch für die nicht Machtbegabten keinen Zweifel, dass sie gute Neuigkeiten brachten.  „Die Jungs kommen gleich“, erklärte sie als erstes, „mit dem, was wir gefunden haben, sollte es eine Frage von Stunden sein, bis das Schiff wieder fit ist“, verkündete sie dann freudestrahlend. Bree spürte ihr Herz einen Schlag aussetzen. Eine Frage von Stunden. So nah. Die Freiheit so zum Greifen nah. Meinard sprang auf und zog Geela in eine feste Umarmung.  „Das sind hervorragende Neuigkeiten“, stellte er fest und schob das Zabrakmädchen kurz auf Armeslänge von sich.  „Gut“, Bree hatte Mühe ihre eigene Begeisterung zu zügeln. Jellinec und Myce traten aus dem Wald, zwischen sich ein Gerät, das sie gemeinsam trugen und jeder mit einem Beutel oder einer provisorischen Tasche, die beide offensichtlich gut gefüllt waren. Bree spürte einen Enthusiasmus von den beiden ausgehen, der geradezu ansteckend wirkte.  „Wenn ihr euch jetzt alle drei an die Arbeit macht, dann kriegt ihr das bis Morgenfrüh hin?“, fragte Bree, statt sich dieser Energie hinzugeben.  „Morgenfrüh ist vielleicht doch etwas knapp“, wehrte Jellinec ab, was seinem Enthusiasmus keinem Abbruch tat, „ich kann einfach über Nacht hierbleiben, aber Geela sollte vorsichtshalber ins Dorf zurückkehren, um niemanden misstrauisch zu machen.“ Bree nickte nachdenklich.  „Gut, dann komme ich morgen im Lauf des Tages vorbei“, setzte sie ihre Gedanken fort, „wenn alles passt, hole ich Adrill, Meinard und Geela und wir starten eine Ablenkung, um Paca zu befreien.“ Fragend sah sie Meinard an, ob ihr Plan vor seinen Augen Bestand finden würde. Dieser überlegte kurz, dann nickte er.  „Arbeitet zur Not die Nacht durch, ein Shuttel wie dieses kann ich auch fliegen“, wandte er sich an Myce und Jellinec. Die beiden jungen Männer nickten. Leeta umarmte Adrill begeistert und strahlte anschließend in die Runde. Bree wurde warm ums Herz. Vorsichtig legte sie die schlafende Ti´rory in Gennas Arme, die Mirilianerin nahm das Kind an sich und zog Bree dann plötzlich mit einem Arm an sich.  „Es wird alles gut, Kleines“, versprach sie mit einer Sicherheit die Bree überraschte. Schon lange hatte sie keine mütterlichen Zuwendungen erfahren und Gefühl löste erst eine Welle der Beklemmung in ihr aus, bevor sie sich traute, sich für einen Augenblick der fürsorglichen Wärme anzuvertrauen. Genna ließ sie wieder los, lächelte sie milde an und fuhr ihr mit den Fingern durch die rotbraunen Haare. Genna hatte etwas Liebes an sich, vermutlich erlebte Bree gerade etwas ähnliches wie Meinard in den Vergangenen Stunden. Für Bree war es jedoch eine Art Eintauchen in längst vergangene Zeiten, als sie noch mit ihrer Mutter auf dem Landsitz gelebt hatte nur in einer angepassten Umgebung. Die Zuwendung der Mirilianerin unterschied sich dabei auch von der, die Bree von Meianrd oder Adrill erlebte, wenngleich die beiden Männer auf ihre Art nicht weniger liebevoll zu ihr waren. Es erinnerte Bree an eine heile Familie und machte sie zugleich neugierig auf die Zukunft, die Flucht und dass, was danach kam. Seltsamerweise – und das wurde Bree selber erst viel später klar – weckte es keine Sehnsucht nach ihrem alten Zuhause auf Resaria. Genna umarmte auch Geela. Cail gab Bree einen freundschaftlichen Faustschlag gegen die Schulter.  „Wird wohl doch nicht ganz so schlimm hier weg zu kommen“, feixte das Menschenmädchen zufrieden. Bree grinste schief.  „Für euch“, schränkte sie dann im gleichen Ton ein, „Für uns sind das jetzt fünf Jahre.“ Cail öffnete halb den Mund, dann wechselte ihr zufriedener Gesichtsausdruck zu betroffen.  „Also für mich fünf“, revidierte Bree noch einmal, „Geela und Jellinec haben jetzt drei Jahre hinter sich und für Meianrd und Adrill sind es bereits mehr als fünf – wie viele genau haben sie mir nie verraten.“  „Wow“, murmelte Cail. Sie nickte einen Moment als müsse sie das Gehörte verarbeiten. „Weißt du, Genna hat recht, es wird alles gut, Bree. Wir kommen hier raus.“ Bree verzog den Mund zu einem minimalen Lächeln.  „Das werden wir, mit deinem Bruder – das verspreche ich dir.“ Bree versuchte den gesamten Vormittag unauffällig zu bleiben. Sie trainierte mit den anderen Mädchen, legte sich auf die übliche Art und Weise mit Yina an und verdrückte sich bei der ersten Gelegenheit. Sie versuchte eins mit der Macht zu sein, wie Baren es im Jeditempel gelernt hatte, um ihre eigene Aufregung zu verbergen. Am Morgen hatte sie alles noch einmal im Detail besprochen. Bree würde jetzt am Vormittag zum Shuttel gehen und den Fortschritt prüfen. Je nachdem würde sie anschließend Geela unauffällig vom Feld holen, damit sie Jellinec und Myce helfen konnte, oder sie holte zusätzlich Meinard und Adrill, damit sie gemeinsam fliehen konnten. Mit Paca natürlich. Bree erreichte den Dorfplatz. Paca stand immer noch an seinem Pfahl. Er war blass und sah ausgehungert aus. Noch am Abend des Tages, an dem Bree mit ihm gesprochen hatte, hatte die Clanmutter entschieden, dass Paca gebrochen werden sollte. Dann sollte er bereit sein, ein Sklave zu werden. Auf Bree machte er nicht den Eindruck als wäre er bereits gebrochen. Es war niemand sonst auf dem Dorfplatz und auch nicht in der direkten Umgebung. Bree betrat den Platz und ging geradewegs auf Paca zu. Sie blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Abwartend sah sie ihn an, bis Paca den Kopf hob und ihren Blick ausdruckslos erwiderte. Einen Moment später, verzog er die Lippen zu einem schiefen Grinsen.  „Heute kriege ich wohl kein Wasser, cyarika“, scherzte er. Bree lächelte wage, da sie immer noch nicht wusste was das Wort bedeutete.  „Darf ich nicht“, erwiderte Bree ruhig, „aber keine Sorge, heute geht es fort. Ich hole dich später.“ Paca hob erstaunt die Augenbrauen.  „Plan?“, fragte er nur. Mit hüpfendem Herzen sah Bree wieder das Funkeln in seinen Augen.  „Einfach – meine Leute sorgen für Ablenkung, ich hol dich raus und wir verschwinden zusammen mit deinen Leuten.“  „Sehr einfach“, stimmte er zu. Einen Moment sah er aus, als wolle er noch etwas sagen, doch dann fixierte sich sein Blick auf etwas hinter Bree. Instinktive vertiefte das Mädchen sich in die Macht und fuhr zu Yina herum. Die gleichaltrige Nachtschwester bewegte sich lauernd auf Bree zu.  „Sieh an, sieh an“, säuselte sie spöttisch, „gefällt dir der Gefangene?“ Bree lockerte demonstrativ die Schultern.  „Was willst du?“, fragte sie grob, entschlossen das Gespräch direkt zu gestalten.  „Was soll ich wollen?“, fragte Yina lächelnd, „vielleicht gefällt mir der Gefangene auch?“ Sie lachte leise. Ein lauernder, inspizierender Blick wanderte über Pacas Körper. Bree versteifte sich.  „Weißt du, Mutter hat überlegt ihn als persönlichen Sklaven frei zugeben – für eine Schwester, die sich bewährt“, erklärte Yina mit gefährlich blitzenden Augen, „Es ist nicht ausgeschlossen, dass eine von uns Mädchen ihn sich verdienen kann.“ Bree hielt die Luft an. Warum erzählte Yina ihr das? Sie und ihre Altersklasse befanden sich im Alter von dreizehn bis fünfzehn, auf Dathomir die Schwelle zum Erwachsen-werden. Das Erreichen der weiblichen Reife als erste Stufe, das Beweisen als Kriegerin als zweite Stufe. Aber warum zielte Yina so auf Paca? Hatte Bree sich zu offensichtlich mit ihm befasst? Sie sprach doch gerade erst das zweite Mal mit ihm. Sie hatte sich nicht weiter mit ihm befasst. Doch Yina musste irgendetwas ahnen. Irgendwie… Bree maß Yina mit einem prüfenden Blick.  „Worauf willst du hinaus?“, fragte sie betont locker.  „Ich will ihn haben“, erklärte Yina jetzt direkt, „und dir scheint der Gedanke auch nicht zu missfallen.“ Bree wandte ihren Blick zu Paca, der spöttisch lächelte.  „Ich hab ja nichts dagegen, wenn schöne Frauen um mich konkurrieren aber eigentlich suche ich mir die, die ich will am Ende lieber selber aus“, warf er ein. Yina griff nach der Macht und verpasste ihm eine Ohrfeige.  „Und auf Schläge stehe ich eigentlich gar nicht“, Paca grinste schief, „da gehen die Punkte an das Rotauge.“ Yina fauchte.  „Du wirst noch darum betteln, dass ich dich nur ohrfeige“, zischte sie gefährlich, zog ihr Messer und trat auf Paca zu. Bree spürte eine Wut, die sie von Yina nicht kannte und die eine plötzliche Sorge in ihr weckte, dass Yina Paca ernsthaft etwas tun wollte. Sie reagierte instinktive – als Yina ihr Messer hochriss und es wieder auf Paca niederfahren ließ, stürzte Bree sich auf Yina. Die junge Nachtschwester schrie vor Wut und richtete ihre Waffe direkt auf Bree. Diese packte mit einer Hand Yinas Handgelenk, mit welchem sie das Messer hielt. Der Kampf nahm innerhalb von Sekunden die gleiche Intensität an, die es sonst im Training annahm – nur dass dieses Mal keine Trainerin da war, um sie zu trennen, sollten sie über die Stränge schlagen. Bree hakte einen Fuß hinter Yinas Bein und brachte sie Fall. Doch Yina ließ sie nicht los und riss sie damit ebenfalls zu Boden. Bree musste Yinas Handgelenk loslassen und rollte sofort außer Reichweite. Yina setzte ihr fauchend nach, noch immer das Messer in der Hand und ganz offensichtlich fest entschlossen Bree zu verletzen – wenigstens zu verletzen. Bree zögerte noch ihr eigenes Messer zu ziehen, lieber wollte sie zunächst beide Hände für die Abwehr frei haben. Sie wehrte Yinas nächsten Schlag ab, brachte ihren eigenen Körper neben den ihrer Gegnerin und ließ ihre Handgelenke wieder los, um ihr mit aller Kraft den eigenen Ellenbogen ins Gesicht zu schlagen. Yina taumelte zur Seite, kurz presste sie sich die Hand vor ihr Gesicht. Als sie ihre Hand senkte gab sie den Blick auf ihre blutige Nase frei.   Hass stand in ihren Augen. Irgendetwas war anders als sonst. Bree konnte nicht ganz erklären was, aber es machte ihr Angst. Yina sprang wieder auf Bree zu, diese reagierte zu langsam – die Klinge schlitzte ihr oberflächlich den Unterarm auf. Bree zuckte vor Schmerz, bevor sie diesen mit der Macht betäuben konnte stieß Yina wieder zu. Bree wich gerade noch rechtzeitig aus und die Klinge streifte nur oberflächlich ihre Schulter. Yina setzte wieder nach. Bree wich wieder aus. Sie versuchte zu beobachten, mit Hilfe der Macht zu erahnen, was Yina vorhatte und dann angemessen darauf zu reagieren. Es war ungleich schwieriger als noch am Vormittag. Brees Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie wich aus, wehrte ab, reagierte einfach nur auf Yinas Angriffe. Normalerweise fand sie irgendwann eine Lücke in Yinas Angriffen mit denen sie ihre Gegnerin zu Fallbringen und letztlich besiegen konnte. Doch nicht heute. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass sich Schaulustige um den Platz versammelten. Nachtschwestern genauso wie Sklaven. Bree hatte keine Zeit nach einzelnen, bekannten Gesichtern zu sehen. Aber ihr wurde klar, dass sie diesen Kampf beenden musste, sie sorgte bereits jetzt für zu viel Aufmerksamkeit. Da Yina ihr keine Lücke bot musste Bree selbst für eine Sorgen. Sie tauchte tief in die Macht ein, um den kommenden Schmerzen vorzubeugen – und ließ sich vom Messer treffen. Die Klinge fuhr ihr durch den Unterarm, außen an der Elle vorbei, während Bree mit der freien Hand nach der Macht griff und Yina rücklings gegen den Brunnen schleuderte. Wie mechanisch riss sie ihr eigenes Messer aus der Scheide und schnellte auf Yina zu, die noch am Boden lag. So schnell sie konnte kniete sie sich auf Yinas Oberkörper, fixierte ihre Arme am Boden und setzte ihr die Klinge an die Kehle. Yina blieb schwer atmend am Boden liegen. Wilder Hass sprühte Bree entgegen. Auch Bree atmete schwer. Ihre Verletzungen pochten, vor allem der durchgehende Stich durch den Unterarm. Sie hatte das unglaublich beengende Gefühl, dass sie Yina töten musste. Wenn sie es nicht täte würde Yina sie irgendwann töten. Sie, oder jemanden der ihr nahestand. Hatte Yina Paca angegriffen, weil Bree bei ihm gestanden hatte? Hatte die ganze Sache mit Paca nichts zu tun? War einfach Yinas Frust immer gegen Bree zu verlieren zu groß geworden? Bree hob das Messer. Yina war ein Risiko geworden. Ein zu großes Risiko. Für Bree. Für ihre Familie. Für ihre neuen Familienmitglieder. Bree musste sie schützen. Sie konnte vieles nicht um ihrer Familie zu unterstützen, aber sie konnte sie beschützen. Sie konnte ihre Familie selbst vor den Nachtschwestern beschützen und das würde sie auch tun. Sie ließ das Messer auf Yinas Brust niedersausen, doch bevor die Klinge das andere Mädchen erreichen konnte riss ein Machtstoß Bree aus ihrer Position. Hart schlug sie auf dem Boden auf, blieb einen Moment benommen liegen, dann riss sie ihr Messer wieder hoch, dessen Griff sie geistesgegenwärtig umklammert gehalten hatte, um die Klinge gegen Yina zu richten, die offenbar sofort auf die Füße geschnellt war und Bree nachsetzte. Doch bevor Yina sie erreichen konnte, hielt jemand sie mit der Macht auf. Die Clanmutter hatte den Platz betreten.  „So, so reagiert ihr euch also ab.“ Die Stimme der Frau war grausam weich und sanft. Bree lief jedes Mal ein kalter Schauer über den Rücken, wenn sie Mutter Cosinga sprechen hörte.  „Habt ihr keine andere Möglichkeit eure Mütchen zu kühlen?“, fragte Mutter Cosinga säuselnd. Bree rappelte sich wieder auf die Füße und zog ihren Überwurf von ihren Schultern und wickelte ihn wortlos um ihren schwerer verletzten Unterarm. Die Clanmutter lächelte herablassen. Dann wandte sie sich an ihre Tochter.  „Also? War das meiner Tochter würdig?“ Wäre Cosinga Brees Mutter, würde sie jetzt panisch werden. Und tatsächlich machte Yina gerade den Eindruck als ginge es ihr auch genauso.  „Ich wollte den Sklaven züchtigen“, zischte sie schließlich, „er ist frech geworden – Bree ist mir in die Quere gekommen!“  „Ihr habt euch um einen Sklaven geprügelt?“, wollte Cosinga wissen und stolzierte auf Paca zu, „um diesen Sklaven?“ Nachdenklich taxierte sie Paca ohne ihm zu nah zu kommen. Der junge Mann spannte sich an, seine Hände krampften sich um die Fesseln an seinen Händen. Doch er wandte den Blick nicht ab.  „Ich verstehe“, hauchte Mutter Cosinga geradezu, „ein prächtiger, junger Mann – der richtige Anreiz für eine angehende Kriegerin.“ Langsam wandte sie sich um und trat wieder auf Yina und Bree zu. Beide Mädchen erwarteten eine Strafe.    „Ihr habt euch peinlich benommen – wegen einem Mann“, spuckte Mutter Cosinga ihnen schließlich entgegen. Beide Mädchen zuckten zusammen.  „Aber ihr seid noch junge. Solche Fehler geschehen in diesem Alter“, säuselte sie schließlich wieder, „ich will euch eine Chance geben: Ihr werdet beide auf die Probe gestellt. Wir legen eine Strecke fest, ein Startpunkt, mehrere Fixpunkte mit Aufgaben und ein Ziel – diejenige von euch, die das Ziel als erste erreicht hat gewonnen und erhält den Sklaven als Geschenk.“ Bree runzelte die Stirn. Das klang nicht nach Strafe, was Mutter Cosinga da vorschlug.  „Diejenige, die verliert muss mit dieser Niederlage leben. Diejenige, die gewinnt wird nur zu schnell erfahren, dass kein Mann einen solchen Preis wert ist.“ Etwas bösartiges schlich sich in Mutter Coisngas Lächeln.  „Ihr werdet lernen, dass Männer nur ersetzbare Werkzeuge sind, die es nicht wert sind, ihr Leben zu riskieren – besonders du musst das begreifen, meine Kleine.“ Cosinga trat auf Bree zu und fuhr mit einem Finger über ihre Wange. Bree verzog keine Miene. Sie versagte gerade kläglich daran den Aufruhr in sich selbst zu verbergen. Das warf den ganzen Plan um. Sie musste doch nachsehen, wie es um das Schiff stand, den anderen Bescheid geben.  „Du!“, fauchte Cosinga an Bree vorbei und zitierte jemanden zu ihnen, „versorg ihre Verletzung!“ Bree zuckte zusammen, rührte sich aber nicht. Ihr Blick traf den Pacas. Besorgt sah er sie an, gab sich aber Mühe nicht allzu sehr sehen zu lassen was in ihm vorging. Vermutlich ahnte er, dass die Auseinandersetzung den Plan störte.  „Dann lass mal sehen.“ Brees Herzschlag setzte kurz aus, als sie Adrills Stimme erkannte. Wenigstens das.  „Das müssen wir einmal auswaschen und dann verbinden“, stellte der Anx ruhig fest und leitete Bree mit sanfter Gewalt zum Brunnen. Bree löste sich langsam aus ihrer Starre. Unauffällig musterte sie die Umstehenden und erkannte sowohl Geela als auch Meinard, die etwas entfernt voneinander im Umkreis standen. Bree ließ sich auf dem Brunnenrand nieder und prüfte mit einem unauffälligen Blick ob sie wirklich allein waren.  „Es bleibt alles beim Plan“, erklärte sie leise.  „Ist das nicht zu riskant?“, fragte Adrill mit einem Gesichtsausdruck als spräche er über ihre Verletzung und säuberte diese Vorsichtig, „hier am Arm hast du aber Glück gehabt“, stellte er zusätzlich fest, „der Stich durch den Arm hat den Knochen leicht getroffen, aber ansonsten nur Fleisch durchtrennt. Die beiden anderen Schnitte sind oberflächlich.“  „Verbinde sie so, dass sie ernster aussehen. Wenn es zu Auseinandersetzungen mit den Weibern kommt, kann es hilfreich sein, wenn sie mich für eingeschränkt halten“, kommentierte Bree, „und ja, wir ziehen das trotzdem durch, ihr geht sofort zum Shuttel, alle drei, Geela soll dort helfen, wenn alles klar ist bringt ihr die zahmen Rankors in Unruhe. Wenn der Aufruhr großgenug ist holt ihr Paca raus – wie ihr das einteilt, überlasse ich euch. Vielleicht macht es Sinn Cail mitzunehmen.“ Adrill wickelte sorgsam Stoffstreifen um ihre Unterarme. Vorsichtig fixierte er den zweiten Verband und hielt einen Moment inne.  „Hoffentlich geht das gut, ich habe da ein ganz ungutes Gefühl.“  „Du klingst wie ein Jedi“, versuchte Bree zu spotten, aber sie wusste genau was Adrill meinte.  „Ich bin kein Jedi, das weißt du Bree, aber meine Wahrnehmung ist der eines Jedi ähnlich.“  „Auch das weiß ich.“ Bree versuchte unter Adrills Besorgnis nicht zu verkrampfen. Schnell löste sie sich von ihm, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich und Adrill zu ziehen.  „Alles wie besprochen, ich vertraue euch.“ Sie hatte es verbockt. Anstatt ihre Familie zu beschützen, hatte sie ihre Fluchtpläne erschwert. Hoffentlich nicht ruiniert. Bree fixierte sich auf Consinga und Yina. Egal was nun passieren würde, sie würde alles dafür tun, dass die Situation nicht weiter aus dem Ruder lief.   Das ihre Flucht doch noch gelang. Sie würde diesen Plan, ihre Familie - ihre erweiterte Familie - mit allem verteidigen, was sie hatte. Kapitel 9: Infiltration ----------------------- Baren lehnte sich an die Wand und versuchte seine Gedanken zu ordnen. In den frühen Morgenstunden hatten er, Fialla und Jazzlyn sich in den Hinterhof des Dinners zurückgezogen, dass immer noch von Barens Sucherdroiden überwacht wurde. Er stand halb verborgen hinter einem Kühlcontainer und maß den Hinterhof, den Eingang zur Straße und den Hintereingang des Dinners mit prüfenden Blicken. Die Mädchen saßen am Boden, erschöpft, übermüdet. Jazzlyn war eingeschlafen, den Kopf an Fiallas Schulter gelegt. Die Pantoranerin sah völlig desolat aus. Ihre Haare hingen wirr um ihren Kopf, Staub hing zwischen den Strähnen und hatte sich auf ihre blaue Haut gelegt. Sie hatte Kratzer und es bildeten sich Blutergüsse, ihr weißes Nachthemd war längst nicht mehr weiß, voller Dreck und Risse. Ein paar Flecken sahen aus wie Blutspritzer. Müde sah sie zu ihm auf. Ihre Augen waren gerötet, aber sie hatte nicht mehr geweint, die ganze Nacht hindurch nicht.  „Vielleicht hätten wir im Palast bleiben sollen“, krächzte Fialla irgendwann in die Stille des unbelebten Hinterhofes. Baren schüttelte den Kopf.  „Wir hätten zu meinem Großvater laufen müssen“, fuhr Fialla dennoch fort. Baren warf einen nervösen Blick auf sein Datenpad, doch da keine seiner Kameras irgendetwas Verdächtiges zeigte, setzte er sich neben sie. Seine Kleider waren genauso dreckig wie ihre und er war sich sicher, dass seine Haut auch keinen besseren Eindruck machte.  „Wenn sie es wagen, dich so offen von der Ehrengarde anzugreifen, dann müssen sie sich sehr sicher sein“, erklärte er ruhig, „vermutlich war gestern Abend eine Übermacht an Verrätern – oder zumindest fehlgeleiteten Ehrengardisten im Palast. Sich dort zu bewegen wäre möglicherweise gefährlich gewesen, auch angesichts der Tatsache, dass wir nicht wissen ob nicht ebenfalls ein Angriff auf deinen Großvater geführt wurde.“ Fialla riss erschrocken die Augen auf und Baren fragte sich unwillkürlich, ob er schon wieder zu direkt gewesen war.  „Wir müssen uns die Nachrichten ansehen“, sagte sie aber anstatt eines emotionalen Ausbruchs, „wenn meinem Großvater etwas geschehen ist, dann müssen die Verräter das früher oder später publik machen.“ Baren sah sie erstaunt an. Mit soviel pragmatischem Denken, so kurz nach der gehetzten Flucht ins nichts, hatte er nicht gerechnet. Fialla überraschte ihn schon wieder, dieses Mal absolut positiv. Ohne zu zögern hob er sein Datenpad, wischte die Kameraaufzeichnungen zur Seite und begann die Holonews aufzurufen.  „Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er als er die Schlagzeilen sah. Fialla rutschte näher zu ihm, um selbst auf den Bildschirm schauen zu können und weckte dadurch Jazzlyn auf.  „Was is los“, murmelte das Mädchen verschlafen. Baren antwortete nicht sofort, sondern versuchte zu begreifen, was er las. Seufzend reichte er dann das Pad an Fialla weiter, welche kopfschüttelt ein zwei Schlagzeilen weiter scrollte bevor sie Jazzlyn das Pad gab.  „Wir gelten jetzt als Verbrecher“, erklärte Baren sarkastisch.  „Was?“, fragte Jazzlyn und griff nach dem Pad, scrollte durch die Schlagzeilen und riss vollkommen überfordert die Augen auf.  „Sie beschuldigen uns, Miss Fialla entführt zu haben?“, fragte sie vorsichtshalber nach.  „Jepp, und Meisterin Shaak Tii soll den Vorsitzenden angegriffen haben“, bestätigte Baren lakonisch.  „Das würde sie nicht tun!“, empörte sich Jazzlyn sofort.  „Das wissen wir“, versuchte Fialla sie sofort zu beruhigen, „vermutlich hat jemand von den verräterischen Gardisten meinen Großvater angegriffen und deine Meisterin wurde festgenommen.“  „Festgenommen?“, fragte Jazzlyn.  „Steht da irgendwo“, erklärte Baren und warf einen prüfenden Blick auf sein Comlink. Das Gerät musste bei der Auseinandersetzung in der letzten Nacht etwas abbekommen haben und war nun defekt. Immerhin würde seinem Meister dadurch ein entsprechendes Signal gesendet. Nach dem er eine Woche auf Jabiim verloren gegangen war und allein auf der Straße der unwirtlichen Gegend überleben musste – mit elf Jahren – hatten Meister Windu ihre Comlinks präparieren lassen. Gelegentlich kam Baren sich dadurch auch Überwacht vor, in Situationen, in denen er den Comlink aber nicht benutzen konnte, während er in Gefahr war, war es allerdings eine nützliche Vorrichtung.  „Kannst du deinen Meister kontaktieren?“, fragte Fialla vorsichtig, doch Baren schüttelte den Kopf.  „Kaputt“, erklärte er einsilbig, „Wir müssen allein klarkommen.“ Fialla lehnte sich seufzend zurück an die Wand. Sie schien zu überlegen.  „Dann müssen wir selbst handeln“, erklärte sie schließlich fest und stand auf.  „Wie stellst du dir das vor?“, fragte Baren irritiert. Fiallas neue Entschlossenheit kam überraschend für ihn, er war aber auch neugierig, was Fialla sich am überlegen war.  „Wir müssen versuchen meine Vertrauten im Palast zu kontaktieren und herauszufinden, wie es meinem Großvater und Meisterin Tii geht“, erklärte sie nachdenklich, „Mit Keth und Ferann können wir die zwei vielleicht sogar befreien.“  „Können wir den beiden wirklich vertrauen?“, fragte Baren misstrauisch.  „Hundert Prozentig“, versicherte Fialla mit einer Entschiedenheit, die Baren zum Schmunzeln zwang.  „Sieh mal, Ferann ist mit meinem Großvater zusammen ausgebildet worden, die beiden sind Freunde über die lange Zeit, er hat meine Mutter und mich aufwachsen sehen – und Keth ist mein bester Freund seit Kindertagen, ich kann mich an keine Zeit erinnern in der wir uns nicht kannten“, versuchte sie sich zu erklären. Beide maßen sich mit Blicken. Fialla hatte irgendwie neue Kraft geschöpft, es war Baren vollkommen unbegreiflich wie, aber es faszinierte ihn.  „Gibt es sonst jemanden, dem du vertraust?“, fragte er nach.  „Niemanden, den ich so gut kenne und für den ich beide Hände ins Feuer legen würde“, verneinte Fialla.  „Also sind wir von außen maximal zu fünft“, reflektierte Baren nachdenklich. Er warf wiedereinen Blick auf sein Comlink.  „Wir brauchen andere Kleider, so fallen wir zu sehr auf, dann müssen wir Raidia kontaktieren“, begann er die Grundzüge eines Plans zu entwickeln. Ein kurzer Blick auf Fialles Nachthemd und Jazzlyns Jeditunika machten schnell klar, dass er sich als einziger halbwegs frei bewegen konnte.  „Ich besorge uns erst einmal Klamotten“, erklärte er schließlich, „Anschließend geht Fialla in das Dinner, besorgt etwas zu Essen und kontaktiert Raidia über die Verbindung, die er mir gegeben hat.“  „Wieso Fialla?“, fragte Jazzlyn überrascht.  „Weil sie Pantoranerin ist, sie fällt am wenigsten von uns auf.“  „Das leuchtet ein.“  „Was soll ich mit Keth ausmachen?“, fragte Fialla, unruhig aber fest entschlossen ihr bestes zu geben.  „Einen Treffpunkt außerhalb des Palastes an dem ich und Jazzlyn nicht zu sehr auffallen. Er soll alle Informationen, die er über die vergangene Nacht sammeln kann, mitbringen und wir müssen uns so bald wie möglich treffen“, gab Baren seine Anweisungen. Es war ungewohnt den Ton anzugeben, gleichzeitig formten sich die Gedanken, was jetzt zu tun war, wie von selbst. Mit Hilfe der Macht gestaltete es sich als relativ einfach wenige, unauffällige Kleidungsstücke für die beiden Mädchen zu besorgen und eine Packung Reinigungstücher, damit sie sich einigermaßen in Ordnung bringen konnten. Ganz verstecken konnte man die Spuren der vergangenen Nacht nicht, die dunklen Verfärbungen auf Fiallas Stirn waren deutlich zu sehen. Sie gab sich alle Mühe, ihre Haare so zu legen, dass sie das gröbste an Blutergüssen zu verstecken, aber ganz klappte es nicht.  „Muss reichen“, murmelte sie schließlich, ließ sich von ihren Haaren ab. Gequält lächelte sie zu Baren auf. Er musste der plötzlichen Versuchung widerstehen ihr eine widerspenstige Strähne aus der Stirn zu streichen, die sich direkt versuchte Fiallas Bemühungen, um eine anständige Frisur zu entfliehen. Auf einmal sah sie viel gelöster, natürlicher aus, mit den offenen Haaren, der gefütterten Leggins und der festen Tunika. Es passte zu ihrer neuen Entschlossenheit. Und es gefiel Baren, es imponierte ihm. Es war wie ein seichter Abklatsch dessen, was Bree gegenüber dem Mandalorianer gespürt hatte. Es faszinierte Baren genauso sehr, wie es im unjedihaft vorkam.  „Ein paar Credits, fürs Essen und das Datenpad“, überspielte er seine untypischen Gedanken und reichte Fialla die Creditchips und das Pad, auf dem der Verbindungscode für den Leutnant freigeschaltet war. Fialla nickte entschlossen, nahm die Sachen an sich und schlüpfte vom Hinterhof auf die Straße zurück, die inzwischen etwas belebter war.  „Das ist echt Chaos“, murmelte Jazzlyn nach einem Moment des Schweigens.  „Konzentrier dich einfach auf das, was wir jetzt vor uns haben“, wehrte Baren ruhig ab, „die Meister kommen ohne uns klar, Meister Windu weiß, dass etwas nicht stimmt und wird die Nachrichten auch gesehen haben. Alles weitere ergibt sich mit den Informationen, die wir jetzt von Raidia bekommen.“  „Ist dir so was schon öfter passiert?“, fragte Jazzlyn weiter. Sie war unterschwellig beunruhigt aber nicht panisch oder kurz vor einem Nervenzusammenbruch – hoffte Baren. Er setzte sich wieder auf den Boden und lehnte sich an die Wand.  „Die Missionen, die wir Jedi erhalten, können jedes erdenklich Ausmaß annehmen – sei dir der lebendigen Macht also immer bewusst – aber behalte vor allem immer dich, deine Fähigkeiten und dein direktes Umfeld im Auge.“ Jazzlyn setzte sich neben ihn und sah in abwartend und neugierig an. Ihren Padawanzopf hatte sie zwischen ihre krausen Haare in den Zöpfen geschoben, sodass man ihn nicht mehr sah. Sie trug ein kurzes, gefüttertes Kleid, eine dicke Strumpfhose und hohe Stiefel. Genau wie Fialla sah sie erstaunlich normal aus.  „Viel mehr gehört nicht dazu.“ Baren musterte Jazzlyn selbst neugierig. Es war erstaunlich, wie viel die reine Optik an Jemandem veränderte. „Wenn du jemals allein in eine solche Situation wie diese hier geräts, wiege immer ab, was du allein tun kannst oder ob du Hilfe brauchst – und im letzteren Fall, hol dir Hilfe. Vertrau dir selbst, aber überschätze dich nicht. Nimm dir Zeit die Situation zu überblicken und einzuschätzen, anstatt es zu übereilen.“  „Du klingst wie ein Lehrer“, lachte Jazzlyn.  „Erfahrungswerte“, gab Baren spöttisch zurück.  „Na zum Glück bin ich nicht direkt allein in diese Situation gestolperte“, meinte das Mädchen dann versöhnliche, rutschte neben Baren, zog die Knie an und legte die Arme um die Beine.  „Was machen wir, wenn wir nicht in den Palast können, um nach meiner Meisterin und dem Vorsitzenden zu sehen und sie zu befreien?“, fragte Jazzlyn irgendwann weiter. Fialla war immer noch nicht zurück.  „Halten uns bedeckt, beschützen Fialla und kontaktieren den Rat“, erklärte Baren was ihm sofort in den Sinn kam. Jazzlyn nickte. Fialla kam wieder zurück. Unruhig sah sie sich um, schlüpfte wieder auf den Hinterhof und kam direkt zu ihnen hinter den Container. Schweigend setzte sie sich wieder neben Baren.  „Mein Großvater ist ohne Bewusstsein – angeblich durch den Angriff – Meisterin Tii wurde unter Arrest gestellt, genauso Ferann“, erstattete sie schließlich Bericht. Baren nickte nachdenklich.  „Wann treffen wir ihn?“, fragte er.  „Eine Standartstunde, Shoppingmall im Zentrum, ein Elektrogeschäft“, gab Fialla knapp Auskunft. Sie ließ sich dabei auf den knappen Stil ein, den Baren selbst sonst pflegte.  „Wie lange brauchen wir dahin?“  „Eine halbe Standartstunde vielleicht.“ Baren vertiefte sich in die Macht und prüfte die Umgebung.  „Dieser Ort ist vorerst sicher, ruhen wir uns so lange aus, wie wir können“, entschied er dann. Ihnen würde bald noch genug bevorstehen. Baren konnte es spüren. Irgendetwas zog auf sie zu und da war noch etwas, etwas Abstraktes, dass er nicht zu fassen bekam. Ob es etwas mit Bree zu tun hatte? Auf jeden Fall war es ungleich bedrohlicher, was er da spürte.  „Im Moment ist es nirgendwo sicher“, murmelte Raidia und sah sich nervös in der Mall um.  „Das sicherste ist nicht zulange an einem Ort zu bleiben“, erwiderte Baren. Raidia verzog unangenehm berührt den Mund.  „Gibt es für euch eine Möglichkeit, Miss Fialla von Pantora fortzubringen?“, fragte Raidia ohne weiter darauf einzugehen.  „Wenn die Kontrollen nicht zu streng sind, wäre es möglich“, setzte Baren an, wurde aber von Fiallas Schnauben unterbrochen.  „Ich gehe nirgendwohin“, säuerlich wandte sie sich an Raidia, „Keth, ich will in den Palast, ich will selbst sicher gehen, wie es meinem Großvater geht.“  „Das ist gefährlich, Fia“, warnte er hingegen.  „Ist mir klar, unter anderem deswegen ja“, gab sie bissig zurück, „ich habe keine Verpflichtung gegenüber Pantora oder sonst jemandem, ich habe nur meinen Großvater also kann ich auch gut und gerne mein Leben und meine Gesundheit riskieren.“ Baren lächelte sachte.  „Es würde vermutlich niemand damit rechnen, dass wir versuchen uns direkt heute in den Palast einzuschleichen“, gab er zu bedenken.  „Das ist verrückte“, entgegnete Raidia fassungslos.  „Genau“, erwiderte Fialla, „es ist verrückt, ein Kind eine Teenager und traumatisiertes Püppchen – mir ist bewusst, wie viele mich sehen – niemand wird glauben, dass wir alleine irgendwas versuchen werden.“ Raidia schüttelte ungläubig den Kopf.  „Komm schon Keth, du kannst uns Uniformen besorgen, damit könnten Baren und ich uns frei im Palast bewegen – ich kenn mich drinnen aus, ich kenn mich mit dem Protokoll aus“, versuchte Fialla ihn wieder zu überzeugen.  „Du gehst niemals als Gardistin durch“, entfuhr es Raidia direkt. Fialla presste wütend die Lippen zusammen, aber nur für einen Moment.  „Unterschätz mich ja nicht“, knurrte sie ärgerlich, „außerdem kann ich sehr wohl als Kadettin durchgehen.“ Raidia zögerte.  „Was meint Ihr?“, wandte er sich schließlich an Baren. Dieser zögerte kurz.  „Es stimmt, das Fialla sicherlich nicht ausgebildet für solche Fälle ist und Jazzlyn ist unerfahren – wie steht es mit deinen Erfahrungen in solchen Situationen?“ Raidia lachte freudlos.  „Ein Verräter in den eigenen Reihen?“, fragte er spöttisch, „keine. Auch keine Undercover Aktionen, falls das die nächste Frage wäre. Ich habe aktive Erfahrungen mit Geiselnahmen und Attentaten.“  „Führungserfahrung?“, fragte Baren weiter.  „Hab da meinen Leutnantsrang her.“ Baren nickte.  „Plan: Fialla und ich suchen den Vorsitzenden auf und versuchen ihn in Sicherheit zu bringen, du nimmst Padawan Jazzlyn vorgeblich gefangen und bringst sie zu Meisterin Tii, ihr befreit sie dabei“, legte Baren seine Gedanken da. Raidia runzelte die Stirn.  „Was ist mit deinem Meister?“  „Er kommt dazu, wenn es sich einrichten lässt“, erwiderte Baren leicht hin, „mein Comlink ist kaputt, ich kann ihn im Moment also nicht kontaktieren aber er weiß das etwas nicht stimmt und darum schlage ich vor, dass wir unseren Überraschungsmoment nutzen – handeln wir jetzt wenn keiner damit rechnet.“  „Nun komm, wir sind keine Kinder mehr – okay, Jazzlyn ist noch ein Kind.“ Die Padawan gab Fialla einen beleidigten Stoß in die Seite. „Aber wir können etwas bewirken.“ Raidia seufzte schwer.  „Na gut, mir liegt es auch nicht, nichts zu tun“, gab er schließlich nach, „Ich besorg euch die Uniformen und helfe euch, die Jedimeisterin zu befreien.“   Raidia senkte den Speeder auf einen Parkplatz. Fialla saß neben ihm. Das Mädchen hielt sich sehr gerade und aufrecht, um in der Uniform und unter dem Helm etwas älter zu wirken, als sie war. Baren hatte da weniger Probleme, er hatte eine durchschnittliche Größe für sein Alter und das herkömmliche Alter eines Ehrengarde-Kadetten. Durch den Helm wurde sein Gesicht verdeckt und er war von den Pantoranischen Jungen nicht zu unterscheiden. Jazzlyn trug wieder ihre Jeditunika, um ihre Hände lagen Handschellen, die aber nicht richtig geschlossen waren. Während der Speeder absetzte legte Baren kurz eine Hand auf Jazzlyns Arm.  „Versuch einfach Ruhe zu bewahren, egal was passiert und vertraue auf dein Gefühl“, versuchte er dem Mädchen einen Abschließenden Rat zu geben, „vertraue ansonsten dem Leutnant, lass ihn reden und handle erst wenn nötig.“ Das Mädchen nickte.  „Wir haben es leichter, wenn wir Meisterin Tii erst mal haben, dann kann sie uns helfen, beim Vorsitzenden wird das vielleicht nicht so sein“, stellte sie mit einem schiefen Grinsen fest. Baren drückte kurz ihren Arm. Er stand auf, zog sie auf die Füße und half ihr, die vorgeblich gefesselt war, beim Aussteigen. Fialla nahm sie in Empfang und schob Jazzlyn, tatsächlich wie eine Gefängniswärterin auf einen Nebeneingang zu. Baren du Raidia folgten ihr schweigend, vorbei an den Wachen, die auf dem Hof platziert waren. Raidia trat auf Jazzlyns andere Seite und übernahm dadurch die Führung, bis sie im Palast einen Gang erreichten, der nicht überwacht wurde.  „Also dann“, Raidia war angespannt, aber insgesamt ruhig. Baren hatte keine Sorge, ihm diesen Teil ihrer Aufgabe zu überlassen. Fialla nickte Raidia zu, drückte noch einmal Jazzlyns Schulter, dann wandte sie sich an Baren.  „Gehen wir, Schnelligkeit und Überraschungsmoment – oder? Das wollen wir doch nicht verspielen.“ Fialla war weit aufgewühlter als Raidia. In Uniform und Helm schaffte sie es hervorragend dies äußerlich zu verbergen, aber Baren konnte das spüren. Ihre Sorge und Nervosität.  „So ist es“, stimmte er ihr zu, verabschiedete sich ebenfalls mit einem Nicken von den beiden anderen und ließ sich schließlich von Fialla zu den Räumlichkeiten lotsen, in denen sich der Vorsitzenden Cho befinden sollte. Er war nicht mehr in seinen angestammten Wohnräumen, da diese genau neben denen lagen, in denen normalerweise Fialla und ihre Eltern lebten. Durch die Explosion in dieser Wohnung, war der gesamte Flügel in mehreren Etagen einsturzgefährdet und man hatte den verletzten, alten Mann in einem anderen Teil des Palastes untergebracht. Die beiden Teenager liefen schweigend nebeneinanderher, versuchten dabei möglichst nach Ehrengardisten auszusehen, die einer Order folgten. Sie fielen nicht weiter auf, durch den ganzen Palast schienen Gardisten zu patrollieren, immer zu zweit. Das Einzige, was etwas auffiel, was tatsächlich Fiallas schmale Statur, aber trotzdem schien niemand sich um sie zu kümmern. Dennoch war Baren erleichtert, als sie endlich vor der entsprechenden Tür standen. Die bewacht wurde. Fialla hob fragend den Kopf, um etwas zu sagen waren sie bereits zu nah. Was wiederum auch Baren einer Antwort enthob.  „Ich habe eine Nachricht für euch“, trat er einfach auf die beiden Gardisten zu, die einen kurzen Blick wechselten. Baren vertiefte sich in die Macht, er konnte jetzt nur hoffen, dass dies klappte.  „Ihr sollte in eure Quotiere gehen und euch Ausruhen, wenn euch jemand fragt, wurdet ihr regulär abgelöst, alles hat seine Richtigkeit.“ Er konzentrierte sich. Im Großen und Ganzen hatte er nur diesen einen Versuch, wenn einer der beiden zu viel Willenskraft besaß und der geistigen Manipulation stand hielt, würde er vielleicht begreifen, was geschah und Alarm schlagen. Doch dem war nicht so. Die beiden Männer wiederholten synchron, was Baren ihnen vorgesagt hatte und machten sich dann auf den Weg in ihr Quartier.  „Das ist beängstigend“, stellte Fialla fest, ließ sich davon aber nicht daran hindern, sofort die Tür zu entriegeln und in den Flur zu spähen, der sich hinter dieser auftat, „versprich mir, dass du so etwas niemals mit mir abziehst“, verlangte sie. Baren lachte leise.  „Das funktioniert nur bei Willensschwachen Personen, bei dir würde das vermutlich nicht klappen.“ Fialla versteifte sich peinlich berührt, aber ganz deutlich war sie auch geschmeichelt.  „Die Wohnung ist leer, bis auf deinen Großvater“, stellte Baren dann fest und deutete den kurzen Flur entlang. Fialla war nicht mehr zu halten, sofort stürmte sie in den Raum, in den der Flur mündete. Baren folgte ihr langsamer, nach Kameras oder Wanzen Ausschau haltend, konnte aber nichts dergleichen entdecken. Der Vorsitzende lag schlafend in einem prunkvollen Bett, dass gegenüber einer breiten Fensterfront an der Wand stand. Es gab keine medizinischen Geräte, ein Tropf versorgte den alten Mann mit Flüssigkeit, vielleicht auch Medikamenten, aber offenbar brauchte er keine Lebenserhaltung. Das waren schon Mal gute Nachrichten. Baren folgte Fialla ans Bett. Das Mädchen legte ihren Helm ab und setzte sich vorsichtig auf die Bettkanten. Sorgsam darauf bedacht sich langsam zu bewegen, streckte Fialla die Hand nach der Stirn ihres Großvaters aus.  „Er ist ganz kalt“, murmelte sie besorgt.  „Ich spüre keine Schmerzen von ihm ausgehen“, stellte Baren vorsichtig fest. Fialla nickte langsam.  „Weißt du, was ihn am Schlafen hält?“, fragte sie nach, ohne den Blick von ihrem Großvater zu nehmen.  „Ich bin kein Arzt, aber dieser Zustand macht es schwer, ihn von hier weg zu bringen.“ Fialla strich vorsichtig über die Wange ihres Großvaters. Der alte Mann bewegte die Lippen. Das Mädchen beugte sich vor, versuchte zu verstehen, was er sagte. Baren konzentrierte sich auf den Geist des Vorsitzenden. Er schien nicht zu leiden, was nicht bedeutete, dass er wirklich unverletzt war, aber Baren konnte nichts feststellen, was ihn daran hinderte sein Bewusstsein zurückzugewinnen.  „Er wird betäubt“, stellte er schließlich fest. Fialla richtete sich auf und wandte sich ungläubig zu ihm um, doch augenblicklich riss sie erschrocken die Augen auf und starrte jemanden hinter Baren an. Der Padawan begriff sofort, vertiefte sich in die Macht, während er in einer fließenden Bewegung herumfuhr und sein Lichtschert zog.   Kapitel 10: Die Aufgabe ----------------------- Bree wurde von zwei erwachsenen Nachtschwestern zu ihrem Startpunkt geführt. Ihren Weg kannte sie, es war eine einfache, wenngleich verworrene Strecke. Mehr wusste Bree aber auch nicht, wo sie starten sollte, wo sie langlaufen musste und wo es hinging. Was sie unterwegs erwartete, war ihr nicht klar und dass machte ihr Sorgen. Sie musste sich auf alles konzentrieren, was um sie herum geschah, und gleichzeitig musste sie mitbekommen, wenn Meinard und die anderen ihre Ablenkung starteten. Jetzt war es zu spät zum Hadern. Bree ignorierte die beiden Frauen an ihrer Seite. Sie hatte jetzt nur noch eines vor sich – überleben. Es war wie vor jeder Jagd. Den Jagden, die ihre erste Strafe dafür waren, dass sie eine ihrer Tanten auf Naboo getötet hatte. Ein Leben für ein Leben, seit sie einigermaßen die Chance hatte, sich zu verteidigen. Einfach zum Sterben freigegeben hatte Mutter Cosinga sie vor fünf Jahren nicht, aber nachdem ihre Mutter geflohen und Bree eine Tante getötet hatte, hatten die Frauen aus Brees Familie vehement ihren Tod gefordert. Aber sie, das schwarze Schaf der Familie hatte sich nicht töten lassen, hatte stattdessen zwei ihrer Cousinen getötet. Bree verkniff sich ein bitteres Lächeln. Der Hass ihrer Großmutter und deren anderer Töchter hatten sich dadurch tatsächlich steigern lassen. Und Bree hatte etwas entscheidendes gelernt: sie konnte selbst das überleben. Sie würde auch das hier überleben. Das Mädchen schloss kurz die Augen, sie versuchte ihren Geist von allen Sorgen zu befreien. Es durfte nichts weiter geben, als sie, ihre direkte Umgebung die den Weg, der vor ihr lag. Ein Unwetter zog auf. Dicke Wolken türmten sich am Horizont auf und drohten die Sonne zu verbergen und den Abend viele Stunden zu früh über diesen Teil des Planeten zu bringen. Das würde einige Dinge erschweren andere Dinge erleichtern. Der Wald war in Aufruhr, stellte Bree fest. Nachtschwestern waren im Wald unterwegs. Vereinzelt konnte Bree sie erspüren. Vermutlich würden sie Bree und Yina auf ihrem Weg angreifen und-oder wilde Tiere auf sie hetzen. Bree ärgerte sich, dass sie nur ihr Vibromesser bei sich hatte. Sie hatte in früheren Kämpfen auch eine Lichtpeitsche und ein Vibroschwert erbeutet. Beides wäre jetzt schön gewesen dabei zu haben. Aber auch das war ein unnötiger Gedanke, da sich dieser Umstand nun nicht mehr ändern ließ. Vielleicht dachten Meinard und Geela daran ihre Waffen mitzunehmen. Aus der Wolkenwand, die sich wie eine massive Wand über den Himmel schob, zuckte der erste Blitz. Bree und ihre Wächterinnen erreichten den Startpunkt. Yina würde aus der gleichen Entfernung, von der anderen Seite des Dorfes starten. Vom Fluss aus, durch den Wald bis auf einen Hügel auf der anderen Seite. Vermutlich würde ihr Weg auf der anderen Seite des Waldes wieder zusammenführen und es würde zu einem erneuten Zweikampf kommen. Bree ging nicht davon aus, dass es überhaupt so weit kommen würde. Sie blieb mit der Macht verbunden, voll konzentriert auf sich und die Dinge um sie herum, versuchte alles zur Seite zu schieben, was sie ablenken konnte. Sie spürte auch den Ärger der beiden Frauen neben sich. Die Wut. Hass. Bree fuhr herum, wehrte den Schlag der einen Schwester ab und schleuderte sie mit der Macht zurück, während sie wie mechanisch mit der anderen Hand nach dem herabfahrenden Arm der zweiten Schwester griff, diesen mit dem eigenen Schwung verdrehte und der Frau in einer flüssigen Bewegung das Schwert in den Bauch rammte. Die Frau starrte sie vollkommen verwirrt an, doch Bree war den Schwester gegenüber soweit abgestumpft, dass es sie nicht besonders kümmerte. Sie riss die Klinge wieder aus dem Körper. Die zweite Nachtschwester rappelte sich gerade wieder auf. Sie war etwas älter, erfahrener, vermutlich auch stärker, also schnellte Bree los. Sie musste die Frau angreifen und ernsthaft verletzen, bevor diese sich von ihrem Sturz erholte. Mit ihrem schnellen Konter hatte Bree die beiden überraschen können, diesen Vorteil durfte sie jetzt nicht durch Zögern verlieren. Die Frau schaffte es Brees Angriff mit dem Schwert abzufangen, doch das Mädchen hielt bereits ihr Vibromesser ebenfalls in der Hand und während die Nachtschwester Bree nur an einem Arm festhielt griff diese aus der gleichen Bewegung mit dem Messer an. Die Nachtschwester werte mit ihrem unbewaffneten Arm ab und die Klinge fuhr ihr in den Oberarm. Anstatt Bree loszulassen festigte sich ihr Griff um Brees Arm nur noch mehr und mit einer unwahrscheinlichen Kraft riss sie das Mädchen zu Boden. Sie ließ Bree los, das Mädchen rollte auf den Bauch, begriff noch in der Bewegung, mit der sie sich auf die Knie stemmte, dass ihre Gegnerin fliehen wollte und schnellte mit dem Schwert auf die Beine der Frau zielend nach vorne. Die Klinge war schärfer als Bree erwartet hatte, sie trennte der Frau das linke Bein ab, ohne dass sie einen besonderen Widerstand spürte. Die Frau schrie nicht, stürzte aber sofort zu Boden. Bree handelte weiter wie ferngesteuert, ohne zu zögern. Im nächsten Moment stand sie über der Nachtschwester und stieß ihr das Schwert in den Körper. Adrenalin pumpte weiter durch ihre Adern, machte es ihr für einen Moment schwer zu begreifen, was geschehen war. Diese beiden Frauen waren keine Verwandten von ihr. Wie groß musste das Misstrauen und der Hass dieser Gemeinschaft sein, wenn sie Bree angriffen, ohne einen direkten Befehl zu haben. Mutter Cosinga hatte es vermutlich nicht genehmigt. Zumindest konnte Bree sich nicht vorstellen, dass sie erst ihre Tochter demütigte, diesen ganzen Sermon im Wald anstiften ließ nur um sie dann doch auf die schnelle Art beseitigen zu lassen. Bree spürte das Adrenalin nachlassen und wie ihr Atem schwer in ihren Ohren dröhnte. Der Aufruhr im Wald schien sich an einer Stelle, ungefähr um Yinas Startpunkt zu steigern. Vermutlich war das Rennen bereits losgegangen. Bree musste auch los, es durfte nicht auffallen, dass etwas nicht stimmte – noch nicht. Mit schnellen Griffen untersuchte sie die beiden Nachtschwestern nach Waffen. Sie fand eine Lichtpeitsche und einen schmalen Dolch. Bree schob den Dolch in ihren Stiefel, befestigte das Schwert und die Peitsche an ihrem Gürtel und behielt nur ihren vertrauten Vibrodolch in der Hand. Dann spurtete sie los. Sie musste vorerst mitspielen. Noch durfte niemand merken, was sie vorhatte. Der Wolkenberg hatte den Wald und das Umland inzwischen erreicht und begannen seine nasse Last in Form von niederprasselnden Regentropfen über das Land abzuwerfen. Immer wieder erhellten Blitze den Himmel und noch vereinzelter Donner rollte über die Bäume hinweg. Bree errichte das dichte Blätterdach nach wenigen schnellen Sprüngen. Nass war es hier noch nicht, obwohl sie keine Zweifel hatte, dass der Regen früher oder später auch hierher dringen würde. Sie rannte weiter.     Ihr Adrenalinspiegel stieg wieder an, mit jedem Meter, den sie zurücklegte ohne, dass etwas geschah. Dann sprang auf einmal eine hundeartiges Wesen vor ihr auf den Weg. Bree stockte mitten in der Bewegung, hob ihr Messer, musste aber trotzdem zunächst zur Seite springen, da das Viech genauso wenig zögerte wie sie selbst und sofort auf sie los ging. Bree stürzte über eine Wurzel, rollte ab und kam wieder auf die Füße. Sie konnte gerade noch die freie Hand hochreißen, um sie dem Hundewesen auf die Nase zu drücken und damit das Maul auf Abstand zu halten, als dieses Wesen direkt gegen ihren Brustkorb sprang. Bree verlor wieder ihr Gleichgewicht und stürzte Rücklings zu Boden. Sie fühlte sich als würde durch den Aufprall alle Luft aus ihren Lungen gepresst. Instinktive ließ sie den Kopf des Wesens aber nicht los. Die nadelspitzen Fangzähne erreichten ihr Gesicht nicht ganz, während ihr aber eine Wolke übler Atemluft entgegenschlug. Sie spürte spitze Krallen durch den Stoff ihrer Leggins auf ihren Oberschenkeln. Mit den Vorderpfoten stand das Viech auf ihrem anderen Arm, in dessen Hand sie noch immer das Vibromesser hielt. Das Viech stand also vollkommen auf ihrem Körper, realisierte sie. Ihren Arm konnte sie nicht bewegen, aber sie schaffte es mit einiger Kraftanstrengung ihre Beine zu bewegen und das Viech über ihr aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mit einem heftigen Ruck ihres Oberkörpers, brachte sie es schließlich dazu, seitlich von ihrem Körper herunter zu rutschen, ein schneller Streich mit dem Messer folgte. Sie traf das Viech nur am Bein, brachte es damit aber zum Zurückweichen, was ihr Zeit gab ihr neues Schwert zu ziehen, mit dem sie, ohne zu zögern wieder auf ihren Angreifer los ging. Das Wesen erkannte die gegen es selbst gerichtete Aggression und sprang jaulend wieder auf sie zu. Bree hob das Schwert und rammte die Klinge in das noch aufgerissenen Maul. Der Schwung des Körpers ließ sie noch einmal zurücktaumeln, doch als das Mädchen rücklings zu Sitzen kam und der Körper des Wesens am Boden aufschlug, zuckte dieses bereits nicht mehr. Bree blinzelte. Sie hatte es noch immer nicht gewagt, ihre Verbindung mit der Macht zu unterbrechen und spürte die Nachtschwestern in ihrer Nähe. Sie riss ihr Schwert wieder aus dem toten Körper und machte sich wieder auf den Weg. Zumindest bekam sie langsam eine Vorstellung, was hier auf sie zukam. Und damit konnte sie umgehen. Kapitel 11: Giftanschlag ------------------------  „Macht keine Dummheiten, Jedi. Wenn du einen von uns Angreifst, stirbt das Mädchen.“ Baren sah sich zwei Ehrengardisten, ein Mann und eine Frau, und einem Würdenträger in feiner Robe gegenüber. Einer der Gardisten zielte auf Fialla, einer auf Baren. Baren zögerte kurz, doch er stand noch zu entfernt von Fialla um alle Schüsse gegen sie abzuwehren, wenn beide Männer schießen würden und selbst wenn Fialla sich in Sicherheit bringen konnte, was war mit dem Vorsitzenden? Baren deaktivierte sein Lichtschwert und richtete sich zu einer oberflächlich entspannten Haltung auf.  „Sie haben bestimmte Pläne, meine Herrschaften?“, fragte er diplomatisch.  „Allerdings“, erwiderte der Würdenträger lächelnd, „es ist wirklich erfreulich, dass Sie beide hierhergekommen sind und uns die weitere Suche ersparen. Aber lassen sie mich erst einmal, das Wichtige erledigen – Commander Shion, rufen sie bitte Verstärkung und versetzen sie die Garde in Bereitschaft, die anderen Jedi sind sicherlich auch hier.“  „Das Wichtige?“, echote Fialla fassungslos, „Abgeordneter Chide, erklären Sie ihr Verhalten!“ Angriffslustig stand sie auf und postierte sich schützend vor dem Bett ihres Großvaters.  „Wenn ich mich erkläre, Miss, muss ich Sie töten“, belächelte der Würdenträger das Mädchen.  „Wir müssen sie eh töten, alle beide“, entgegnete die Kommandantin Shion, erkennbar an ihren Rangabzeichen auf der Uniform.  „Das stimmt auch wieder“, murmelte Chide geistesabwesend, „Miss, ich habe die Intension aufzusteigen, meine Stellung zu verbessern. Ein unmögliches Unterfangen mit ihrem bornierten Großvater als Vorsitzenden.“ Fialla presste die Lippen fest aufeinander, ohne etwas zu sagen.  „Verstehen sie, Miss Fialla, ich habe Zeit in meine politische Kariere investiert, Geld natürlich und Beziehungen – das kann ich nicht länger ignorieren und so tun, als würde mir, dass alles reichen“, fuhr der Mann fort und zog etwas aus seiner Tasche. Eine Spritze.  „Eigentlich hatte ich nur vor, ihren Großvater aus dem Weg zu räumen, aber dann war die Sprengladung für die erste richtige Bombe etwas zu groß – das war ein Versehen aber letztlich nicht mehr zu ändern – ich konnte doch nicht einfach aufgeben.“ Der Ehrengardist trat vor, packte Fialla und zerrte sie vom Bett weg.  „Finger weg von meinem Großvater!“, fauchte das Mädchen angriffslustig und wehrte sich so gut sie konnte.  „Keine Sorge Missy, nach ihm seid ihr zwei dran“, knurrte die Commander und trat mit ihrem Blastergewehr auf Baren zu.  „Ich schätze es wirklich nicht, wenn man mir einen Blaster so direkt unter die Nase hält“, versuchte Baren lässig zu reagieren, während er sich mit allen Sinnen auf die Spritze konzentrierte.  „Versuch keine Tricks, Jedi“, verlangte Shion und stieß ihm den Lauf des Gewehrs in den Magen. Ihr Kamerad hatte weit mehr Schwierigkeiten mit Fialla. Das Mädchen schlug ihm den Blaster, den dieser nicht rechtzeitig wieder auf sie hatte richten können, aus der Hand. Sie wand sich, schlug um sich und versuchte zu verhindern, dass er ihren noch freien Arm zu fassen bekam.  „Verdammt, du Idiot, wirst du nicht einmal mit dieser Puppe fertig?“, blaffte Shion, „brich ihr wenn nötig die Knochen, wir brauchen sie weder unversehrt, noch lebendig!“ Baren nutzte den Moment, er fuhr herum zum Abgeordneten Chide und riss die Hand hoch. Die Spritze platzte diesem zwischen den Fingern. Der erschrockene Ausruf des Mannes brachte Shion wieder zurück ins hier und jetzt. Sie riss das Gewehr hoch, doch Baren hatte sein Lichtschwert wieder aktiviert und blockierte die Schüsse. Mit einer fließenden Bewegung trennte er den Lauf von der Waffe, wirbelte herum und schleuderte Shion gegen die Wand. Aus den Augenwinkeln sah er wie Fialla zu Boden stürzte – oder sich fallen ließ – denn im nächsten Moment trat sie dem Mann gezielt zwischen die Beine. Der Mann brüllte vor Schmerz. Doch Baren hatte keine Zeit den Mann auszuschalten da Shion sich wieder auf ihn stürzte. Sie schleuderte ihm das unbrauchbar gewordene Gewehr entgegen und riss eine Vibroklinge aus dem Gürtel, mit welcher sie angriffsbereit auf ihn zusprang. Baren wehrte den Schlag ab und konzentrierte sich erst einmal voll und ganz auf seine Gegnerin. Offenbar eine erfahrene Kämpferin, denn auch mit Hilfe der Macht war es ihm nicht möglich sie mit wenigen Schlägen zu entwaffnen. Er zwang sich zur Ruhe, da alles andere ihm nur hinderlich werden würde. Er parierte die Angriffe, mit welchen Shion versuchte zu verhindern, dass er sich genügend konzentrierte und suchte nach einer Lücke. Es war schließlich ein gewagtes Manöver, mit dem er den nächsten Angriff parierte, einen Ausfallschritt zur Seite machte und die Klinge seines Lichtschwertes in den Arm der Frau bohrte. Shion schrie schmerzerfüllt auf. Baren fuhr herum und sah gerade noch wie Fialla das Kaputte Gewehr aufhob und ihrem Angreifer, der sich gerade vom Boden aufrichten wollte gegen den Schädel schlug. Der Mann zuckte skurrile zusammen und ging langsam zu Boden, bevor er endgültig bewusstlos erschlaffte. Barens Hirn registrierte, dass Fialla sicher war und sofort suchte sein Blick nach dem Vorsitzenden. Dieser lag unverändert im Bett, der Abgeordnete Chide beugte sich über ihn, die Hände hatte er um den Hals des alten Mannes gelegt und schien zudrücken zu wollen. Baren riss die Hand hoch, griff nach der Macht… Gleißend heißer Schmerz breitete sich in seinem Bein aus und als er an sich herunter sah, sah er Shion, die ihm ihr Vibromesser in den Oberschenkel gerammt hatte. Sie hatte im Kampf ihren Helm verloren. Hasserfüllt blickte die Frau ihn an, sie war vielleicht dreißig Jahre alt, eine dünne Narbe zierte ihre Wange. Sie riss das Messer wieder aus seinem Bein und holte direkt wieder aus. Ein Schuss hinderte sie allerdings daran wieder zuzustechen. Fialla hatte den Blaster gezogen, der zu ihrer Uniform gehörte und hatte auf Shion gefeuert. Kurz trafen sich die Blicke der beiden Teenager, dann fuhren sie beinahe synchron zum Bett herum, doch Chide hatte die Hände vom Hals des Vorsitzenden gelöst. mit komischen Zuckungen versuchte er wieder an sein Opfer heran zu kommen. Baren brauchte einen Moment, um zu begreifen, was geschah, dann wandte er sich zur Tür, wo ihn der vertraute Anblick seines Meisters begrüßte. Windu hielt sein Lichtschwertgriff in der Hand, hielt aber aktiv nur den Abgeordneten mit der Macht im Zaum. Baren war erleichtert. Fialla brauchte einen Moment länger, um zu begreifen was geschehen war, dann stürzte sie zurück zu ihrem Großvater. Windu trat zu ihr und bedeutete Baren den Abgeordneten zu verhaften, während er selbst den Vorsitzenden Untersuchte.  „Er wird überleben“, stellte Windu an Fialla gewandt fest. Das Mädchen schenkte ihm dafür ein dankbares Lächeln schenkte.  „Gute Arbeit, Padawan“, wandte er sich dann an Baren. Dieser grinste schief und untersuchte vorsichtig seine Beinverletzung.  „Ist es schlimm?“, fragte Fialla besorgt, ohne sich von der Seite ihres Großvaters fortzubewegen, wandte sich aber zu Baren um.  „Nicht weiter bedrohlich“, wehrte Baren ab, „ein bisschen Bacta, ein Verband und die Sache ist in ein paar Stunden erledigt.“ Er richtete sich und zog seinen eigenen Helm wieder ab. Er wollte Fialla einen beruhigenden Blick zu werfen. Plötzlich hallte ein Schrei durch Barens Kopf, dröhnte auf seine Ohren und betäubte alle seine Sinne. Schmerz breitete sich in seiner Brust aus, wanderte von seinem Torso durch seinen ganzen Körper, bis er seinen gesamten Körper auszufüllen schien. Baren schien aus nichts anderem als diesem Schmerz zu bestehen, er konnte nichts anderen mehr fühlen, nicht denken, keinen Finger rühren. Und plötzlich war alles vorbei, der Schmerz verschwand von einem Moment auf den anderen und ließ nichts anderem als einem Dumpfen Dröhnen in seinen Ohren und stetigem Pochen in seinen Gliedern übrig, die endlich einer erlösenden Schwärze aus nichts wich. Baren stürzte sich geradezu in die einladen geöffneten Arme der Ohnmacht. Er spürte bereits nicht mehr, wie sein Körper auf dem Boden aufschlug, hörte nicht wie Fialla erschrocken aufschrie und Meister Windu an seine Seite eilte. Kapitel 12: Die Flucht ---------------------- Die Echse bäumte sich vor Bree auf, der Schrei hallte in den Ohren des erschöpften Mädchens. Ihre Tunika war inzwischen weitestgehend zerrissen, die Kratzer auf ihren Oberschenkeln, die sie bei ihrem ersten Kampf im Wald erhalten hatte, brannten und langsam drohten auch ihre Muskeln schlapp zu machen. Es donnerte direkt über ihr. Der Regen tropfte inzwischen auch durch das dichte Blätterdach und Bree war weitestgehend durchnässt. Die lange, klebrigen Zunge fuhr von Oben auf Bree herab und sie sprang noch einmal zur Seite. Das Tier war vermutlich nicht einheimisch, auch wenn Bree sich nicht wirklich vorstellen konnte, wie es hierhergekommen war. Vielleicht kam es auch einfach von einem anderen Teil des Planeten. Bree rollte hinter einen Baum, der von der kräftigen Zunge einfach abgebrochen wurde. Dafür blieb der Stamm erst einmal halbwegs an dem klebrigen Körperteil haften, was Bree dazu einlud auf den ungeschützten Körper zuzuspringen und das Schwert gegen die Schuppen zu führen. Die Klinge prallte ab und die Echse schaffte es sich von dem Baum zu befreien. Brees Gedanken rasten. Die Zunge war eine bedrohliche Waffe, die Schuppen ein idealer Panzer. Aber die Zunge war ganz eindeutig eine Fernkampfwaffe. Das Tier versuchte nun seinerseits Abstand zu Bree zu nehmen, damit es sie mit der Zunge wieder ins Visier nehmen konnte. Bree reagierte sofort und folgte dem Tier nicht nur, sondern eilte an seine Seite und schnellte auf seinen Rücken. Die Echse bockte verblüfft, schüttelte sich und rollte mit den Augen. Gnadenlos hob Bree einmal mehr ihre lange Waffe und stieß das Schwert durch das Auge, dass in einer Knorpelhülle auf dem Schädel saß und durch keinen Knochen geschützt war. Die Klinge reichte bis in den Schädel herein. Das Tier bäumte sich im Todeskampf auf, Bree rollte von dessen Rücken ab, da die Schuppen ihr keinen Halt boten und rollte vorsichtshalber weiter, zurück zwischen die Bäume, die ihr ein Minimum an Schutz versprachen.  Bree keuchte. In einem Punkt hatte Mutter Cosinga recht: Keine Person, die man nicht kannte und liebte war einen solchen Preis wert. Wenn Paca nicht zu Genna, Cail, Leeta und Myce gehören würde, sie hätte diese Tortur niemals freiwillig auf sich genommen. Aber er gehörte nun einmal zu den Personen, die Bree bereit war in ihre Familie aufzunehmen. Gequält lächelte sie in die Dunkelheit des aufgewühlten Waldes. Hinter ihr brach die Echse zusammen, riss einige Büche knackend um und schlug mit einem dumpfen Laut auf dem nassen Erdboden auf. Sie zuckte noch ein paar Mal, was Bree dazu veranlasste zwischen den Bäumen stehen zu bleiben, bis die Echse sich endgültig nicht mehr regte. Erst dann trat sie wieder auf den Kampfplatz zurück. Inzwischen war das hier eine Lichtung, mit ihrer Zunge hatte die Echse große Lücken in das Buschwerk gerissen und auch das Blätterdach war im unteren Bereich weitgehend gelichtet worden. Sie musste sich sammeln, sie musste sich neu orientieren, versuchen ihr Gespür zu erweitern, über den Wald hinaus. Sie musste versuchen herauszufinden, wie es im Dorf stand. Doch sie schaffte es nicht. Sie konnte ihren Geist klären, sich wieder mit der Macht verbinden, aber ihre Wahrnehmung reichte nicht bis zum Waldrand. Bree zögerte. Sie wusste, dass sie mit strenger Meditation versuchen konnte ihre Wahrnehmung zu erweitern, aber damit musste sie zusätzlich ihre ganze Konzentration auf den äußeren Rand ihres Fokus leiten und ihre direkte Umgebung ausblenden. Das könnte in der aktuellen Situation Lebensgefährlich sein. Bree war unschlüssig. Sie war sich vollkommen sicher, dass Meinard die Flucht unter den Gegebenen Umständen organisieren konnte. Um die vielen Tiere im Wald aufzuhetzen brauchte es einige Nachtschwestern, außerdem würden die Mädchen sich eher darauf konzentrieren, was im Wald vor sich ging. Wenn dann die Rankors wild wurden, was bei dem Wetter nicht unbedingt auffällig war, dann hatte Meinard die besten Chancen – vom Zeitpunkt her, hätten sie ihre Flucht nicht besser planen können. Aber die beste Umsetzung ihres Plans im Dorf brachte Bree nicht wirklich etwas, wenn sie nicht mitbekam, was geschah. Wenn sie nicht wusste, wann sie ihren Weg verlassen durfte. Das hatte sie nicht bedacht, als sie Adrill gesagt hatte, sie müssten en Plan durchziehen. Jetzt war es zu spät und Bree blieb wieder nur, ihre Lehren aus ihren unbedachten Entscheidungen zu ziehen und zu versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sie hatte keine andere Wahl, als zu reagieren, sie musste den Weg verlassen, riskieren, das Yina die Aufgabe zu Ende brachte und die Aufgabe beendet wurde, aber wenn sie es nicht tat, dann würde sie möglicherweise den einzigen Moment zu verpassen, in dem sie sicher fliehen konnten. Kurz dachte sie an Leeta, die noch jünger war als Bree selbst bei ihrer Ankunft auf Dathomir und der Bree von Herzen wünschte, dass sie nicht etwas Vergleichbares in so jungen Jahren erleben musste. An ihrer verletzten Spur in der Macht und ihrer abgerissenen Kleidung konnte Bree bereits erahnen, dass sie schon das eine oder andere erlebt hatte, da musste keine Gefangenschaft bei den Nachtschwestern dazu kommen. Und dann war da noch Ti´rory, das Kind war noch so klein, Bree wusste, dass sie für ihr Baby alles tun musste, was sie konnte, um sie vor den Frauen zu schützen. Sie hatte die Verantwortung übernommen, in dem Moment, als sie das Baby vor einem halben Jahr aus dem gestrandeten Raumschiff gezogen und vor den herannahenden Nachtschwestern versteckt hatte. Der Gedanke an ihre Familie, an ihre Beschützerpflicht gab Bree neue Kraft. Hoffentlich hatten sich bei der Reparatur keine unvorhersehbaren Komplikationen ergeben. Bree riss sich zusammen und verließ die Richtung, in die sie eigentlich laufen musste. Immerhin hatte sie Glück, in der Richtung, in die sie laufen musste, um das Shuttel zu erreichen, lag nicht Yinas Weg und entsprechend waren dort weder Nachtschwestern noch extra aufgehetzte Tierwesen. Brees einziges Bestreben war es, schnell zu sein. Sie sprang über umgestürzte Bäume, brach durch Büsche und schlug dünnere Äste bei Seite. Dornen bohrten sich in ihre Haut und rissen an ihren Kleidern, doch Bree gab sich keine weitere Mühe unbeschadet durch den Wald zu kommen. Schneller als ihr lieb war spürte sie die Anwesenheit von Verfolgern. Offenbar war sie besser überwacht worden, als sie gemerkt hatte. Selbst ihre Wahrnehmung musste durch ihre Müdigkeit getrübt gewesen sein. Bree fluchte leise. Sie hatte noch eine ganze Strecke Weg vor sich, irgendwo auf diesem Stück, musste sie es schaffen die Verfolger auszuschalten. Sie bis zum Shuttel zu führen war unmöglich – nicht, solange sie nicht wusste, ob Cail, Paca und Meinard da waren. Alle die das Shuttel auch nur erahnen konnten, durften nicht überleben. Niemand durfte im Dorf davon erzählen. Suchend sah Bree sich um, sie kannte den Wald. Es musste eine Stelle geben, an der sie ihren Verfolgerinnen eine Falle stellen konnte. Im Laufen lockerte sie ihre Waffen am Gürtel, soweit, dass sie diese schnell griffbereit haben würde, ohne sie beim Laufen zu verlieren. Bald würde sie auf ein Lichtung kommen. Das Shuttel war in der Nähe. Vielleicht würde man einen Kampf bis dahin hören können. Sie wusste nicht ob das gut oder schlecht war – aber im Zweifelsfall schlecht, weil sich damit jemand in Gefahr brachte. Bree hatte heute schon so viel verbock, das konnte sie auf keinen Fall riskieren. Sie erreichte die Lichtung, warf sich hinter einen uralten und entsprechend dicken Baum in Deckung. Absolute Kälte breitete sich in ihr aus, als sie eine vollständige Verbindung mit der Macht einging, um ihre eigene Präsenz weitestgehend auszulöschen. Es waren zwei Frauen, die hinter ihr auf die Lichtung stürmten. Bree richtete sich auf, zog den erbeuteten Dolch aus dem Stiefel und warf. Die anvisierte Nachtschwester spürte die Gefahr, fuhr herum, konnte aber nicht mehr reagieren, bevor sich die Klinge in ihre Brust senkte. Bree folgte ihrer Waffe auf dem Fuß, das Schwert in der Hand. Sie spürte das weitere Nachtschwestern zu ihr auf dem Weg waren. Ob es irgendwo einen Alarm gegeben hatte? Oder war einfach nur aufgefallen, dass sie ihren Weg verlassen hatte? Das Vibroschwert glitt durch den Hals der zweiten Nachtschwester. Ihr Kopf mit dem erstaunten Gesichtsausdruck blieb noch einen Moment auf dem Hals sitzen, dann viel er herunter. Der Körper folgte nach einigen Sekunden. Bree zog ihr Messer aus der Brust der ersten Nachtschwester und wandte sich wieder zum Rand der Lichtung. Durch das Gebüsch brach eine dritte Nachtschwester. Und diese war kampfbereit. Bree schnellte ihr mit einem gellenden Kampfschrei entgegen. Sie hatte nur wenige Sekunden, bis die nächsten Schwestern diese Lichtung erreichten und je mehr Kämpfe Bree hier gewann, desto wütender, aber auch desto vorbereiteteter, würden die nachfolgenden Schwestern sein. Bree wirbelte herum, ließ zu, dass sich die Lichtpeitsche ihrer Gegnerin um ihren Oberarm wickelte und ihren Schwertarm augenscheinlich außer Gefecht setzte. Doch anstatt nun ihre Gegnerin weiter reagieren zu lassen, ließ Bree ihr Schwert los, packte trotz aller Schmerzen das Lichtmodul und ging selbst zum Angriff über. Sie riss ihre Gegnerin rücklings zu Boden und landete auf ihrem Oberkörper. Ihr Arm vollführte die Bewegung, die sie am Mittag bereits gegen Yina aufgenommen hatte – sie hob den Arm mit dem Messer und ließ ihn auf den Oberkörper der Frau niedersausen. Wieder erreichte die Klinge nicht ihr Zeil. Bree wurde durch die Luft geschleudert und prallte hart gegen einen Baum. Ihre Verbindung mit der Macht riss ab. Keuchend rutschte sie an er rauen Rinde hinunter und auf einmal schlug der unbändige Schmerz in ihr Bewusstsein, den ihr Körper auszuhalten hatte. Sämtliche Kratzer auf ihrer Haut brannten. Ihr Unterarm pochte und der Verband, den Adrill ihr umgelegt hatte war Blutgetränkt. Ihr schmerzten alle Glieder und aus dem Wald kamen drei weitere Nachtschwestern. Vorbereitet und bereit sie zu töten. Daran hatte Bree keinen Zweifel. Es war vorbei, sie konnte sich nicht mehr rühren. Sie spürte, dass sie wieder hochgehoben wurde, etwas drückte um ihren Hals. Die vorderste Nachtschwester hatte bebend vor Zorn eine Hand gehoben. Ob sie Bree erwürgen würde? Was genau sie vor hatte würde Bree wohl nie erfahren, denn auf einmal schossen Blasterbolzen an ihr vorbei auf die Nachtschwestern zu. Die Frau, die Bree mit der Macht gepackt hielt wurde am Arm getroffen, bevor eine ihrer Kameradinnen sie zu Boden riss, während die andere in Deckung sprang. Und dann waren sie da. Cail und Paca erschienen Rechts und links neben Bree.  „Wusst ich´s doch, dass du das bist, cyarika“, scherzte Paca. Seine Stimme klang ein kleines bisschen anders durch den Helm, aber das war Bree egal. Sie hatte das Gefühl ihre Brust müsse vor Freude zerspringen die beiden hier zu sehen. Sie war gerettet. Und Paca war frei, dass hieß sie konnten jetzt fliehen – hoffte Bree zumindest, doch ihr müdes Hirn ließ kaum eine andere Möglichkeit übrig.  „Zum Flirten haben wir jetzt keine Zeit, ner vod“, kommentierte Cail und schickte zwei weitere Schüsse zwischen die Bäume, um die Nachtschwestern daran zu hindern aus ihren Verstecken zu kommen.    Auch wenn Cail ebenfalls Worte verwendete, die Bree nicht verstand, gab sie der Mandalorianerin recht. Mühsahm versuchte sie auf die Beine zu kommen, doch ihre überanstrengten Muskeln versagten ihr den Dienst.  „Sieht übel aus“, murmelte Paca, während er einen Blaster weg steckte feuerte er mit dem anderen ebenfalls zwischen die Bäume, dann streckte er einen Arm nach Bree aus und ging so weit in die Knie, dass sie einen kraftlosen Arm um seinen Hals legen und er sie mit dem freien Arm packen konnte. Halb ziehend halb tragend, brachte er sie zwischen die Bäume, während Cail weiter Feuerschutz gab. Dann schob Paca einen Arm unter ihre Kniekehlen und hob sie vollends hoch.  „Und jetzt schnell“, kommentierte er an seine Schwester gewandt, welche nur zustimmend nickte. Das Schnell schienen die beiden dabei sehr ernst zu nehmen, oder Brees Wahrnehmungsfähigkeit nahm einfach zu rapide ab, aber sie hatte das Gefühl, das Bäume und Büsche nur so an ihr vorbeiflogen, während die Geschwister durch den Wald eilten.        Bald hörte sie ein unvertrautes Dröhnen, dass sie aber schon mal irgendwo gehört hatte. Das Shuttel, wurde ihr Klar, dass sie eine Lichtung erreichten. Es war nicht ganz der Stellplatz, an dem sie das Shuttel versteckt hatten, vermutlich hatten die anderen es nach der Fertigstellung bewegt, um leichter abheben zu können. Die Repulsoren waren bereits in Betrieb und das Gefährt schwebte über dem Boden. Adrill stand vor der Einstiegluke des Shuttel und als Brees Sicht sich etwas lichtetet, erkannte sie Genna und Geela, die im Innern auf sie warteten. Sie konnte Geela schreien hören, sie feuerte die beiden Mandalorianer an. Es war nicht mehr weit. Paca stolperte. Geela und Genna schrien. Blasterschüsse erklangen. Bree kam wieder auf dem Boden auf. Sie kämpfte sich auf die Füße, lief schwankend rückwärts während Cail und Paca, ebenfalls Rückwärts laufend versuchten die Nachtschwestern auf Abstand zu halten. Eine der Nachtschwestern werte die Schüsse mit einer Lichtpeitsche ab, eine andere ging von Schüssen getroffen zu Boden. Vier waren es insgesamt. Bree erkannte diejenige, die sie beinahe getötet hätte. Mit einem wilden Schrei stürmte die junge Frau, kaum älter als Bree selbst, zwischen ihren Gefährtinnen hervor, ignorierte Cail und wollte auf Bree losgehen, doch Paca schnellte vor sie und rammte ihr die Faust in den Magen. Die junge Frau riss die Augen auf, ihr Schrei verwandelte sich in ein Röcheln und ein Rinnsal Blut floss ihr über die Lippe. Paca riss den Arm zurück und erst jetzt sah Bree die Vibroklinge, die aus seinem Handschuh ragte und über die geballte Faust hinweg eine tödliche Stichwaffe formte. Adrill packte Bree und schob sie energisch auf das Shuttel zu. Genna kam ihnen entgegen und zog Bree in das Shuttel. Eine Nachtschwester floh zurück in den Wald, während die vierte sich in eine Rangelei mit Cail verstrickte. Paca zögerte nicht lange, trat auf sie zu, setzte seinen Blaster auf und drückte ab.  „Schnell jetzt, bevor die Hilfe holt“, beorderte er seine Schwester zum Shuttel, Cail gehorchte aufs Wort, sprintete zur Einstiegsluke, ließ sich von Geela hineinziehen und räumte gleich den Eingang, damit Paca ihr folgen konnte. Bree legte müde und unwahrscheinlich erleichtert ihren Kopf an Gennas Schulter. Sie hatten es geschafft. Dann erklang der Schrei. Bree riss die Augen auf und sah die Nachtschwester, die von Cail ganz zu Anfang getroffen worden war, aufspringen. Sie hatte einen Dolch in der Hand. Bree schrie, ohne zu wissen warum. Paca drehte sich ungläubig um, verlor aber den Halt unter den Füßen, als eine Windböe auf die Lichtung fuhr und das Shuttel durchschüttelte. Bree und Genna wurden beinahe wieder aus der Luke geschleudert, doch Genna konnte sie beide gerade noch am Rahmen festhalten. Und Adrill stand immer noch draußen auf der Lichtung. Bree sah, wie die Nachtschwester sie anvisierte. Sie sah, wie der Dolch die Hand der rau verließ. Und dann sah sie nichts mehr, außer dem breiten Rücken des Anx. Sah, wie der massige Körper zuckte und obwohl sie vollkommen ermüdet war spürte sie, wie das Leben langsam aus ihm wich. Bree wollte schreien, aber sie wusste nicht, ob sie überhaupt einen Ton herausbrachte. Sie hatte das Gefühl, dass alle Luft aus ihren Lungen gepresst wurde, dass sich ein dumpfes Pochen in ihrer Brust ausbreitetet, sich in rasenden Schmerz verwandelte, der sich von ihrer Brust, bis in ihre Zehen und Fingerspitzen zog und ihr gesamtes Denken ausfüllte. Adrills Kopf wandte sich langsam, seltsam ruckartig noch einmal zu ihnen um. Geela erschien mit hektischen Bewegungen am Rand von Brees Sichtfeld. Es sah so aus, als wolle sie sich aus der Luke stürzen, um zu Adrill zu gelangen, doch Cail packte sie und rang sie zu Boden. Adrill lächelte. Die Welt hatte keinen Ton mehr. Pacas rote Rüstung huschte durch Brees Sichtfeld. Adrill schloss die Augen und brach zusammen. Die Nachtschwester stand langsam auf. Bree sah sie nicht einmal wirklich. Sie war erfüllt von einer Verzweiflung, die sie nicht weiter beschreiben konnte, die sie in einem unerträglichen Zustand der Regungslosigkeit und Leere hielt. Ihr Körper bäumte sich unkontrolliert auf, Genna konnte sie nicht mehr halten, doch Bree konnte von sich aus auch nicht mehr handeln. Haltlos brach sie zusammen und stürzte in ein schützendes tiefes nichts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)