Vertraute Fremde von Runenmagierin ================================================================================ Kapitel 1: Entführt ------------------- Bree schrie auf, als sie den Halt unter den Füßen verlor – panisch versuchte sie nach etwas zu greifen, schlug gegen die Wände des Schachtes, rutschte überall ab. Sie hatte das Gefühl immer schneller zu fallen. Ihr Geist verselbstständigte sich, griff nach der Macht und federte ihren Sturz zumindest etwas ab, sie schlug hart auf dem Boden auf, wurde zurück gefedert, überschlug sich mehrere Male und blieb liegen. Ihr ganzer Körper schmerzte. Benommen blieb das Kind liegen – bis sie Schritte hörte. Mit einem erstickten Schrei fuhr sie hoch und stürzte auf Händen und Füßen von den Schritten weg. Ein Mann baute sich vor ihr auf – groß, kräftig, ganz in schwarz. Beängstigend. Der Mann, gegen den die Jedi kämpften – kämpfen sollten. Ängstlich löste Bree ihren Blick von den unheimlichen, gelben Augen in dem rot-schwarzen Gesicht. Panik schnürte ihr die Kehle zu – war sie diesen furchtbaren Frauen, die sie bereits aus dem Haus ihres Vaters entführt und auf diesen fremden Planeten gebracht hatten, nur entkommen, um jetzt von diesem Monster getötet zu werden? Sie sah den Körper – ihr Verstand wollte nicht begreifen was sie sah – Qui-Gon. Der Ältere, der beiden Jedi. Er lag am Boden, er rührte sich kaum noch. Brees Lippen zitterten – sie hatte Angst - panische Angst. Nie zuvor war ihr in ihrem kurzen Leben bisher etwas so Entsetzliches geschehen. Sie fühlte sich so ausgeliefert – so allein – verlassen. Sie sah wieder zu dem Mann auf. Er war ihr nicht besonders nahegekommen – nur nahe genug, um sie noch weiter einzuschüchtern – und maß sie mit einem Blick als wüsste er nicht was er von ihr halten sollte und der gleichzeitig klar machte, dass er sie, ohne zu zögern töten konnte. Bree versuchte von ihm weg zu rutschen. Hektisch sah sie sich um – gab es hier Fluchtmöglichkeiten – konnte sie weiter weglaufen? Zu ihrer Linken tat sich ein weiterer Schacht auf, wie der, durch den sie hier hinabgestürzt war – Bree wurde schlagartig klar dass es pures Glück sein musste, dass sie hier gelandet und nicht noch weiter gestürzt war – zu ihrer Rechten lag ein kreisrunder Reaktorschacht. Sie stieß mit dem Rücken gegen eine Wand. Sie befand sich in einem runden Raum – allein mit dem unheimlichen Mann und dem sterbenden Qui-Gon. Ihre einzigen Ausgänge waren die Schächte nach unten in unschätzbare Tiefen und eine Tür, die von einem Strahlenschild blockiert wurde. Und hinter dem Strahlenschild – Brees kleines Herz machte einen winzigen Hüpfer der Erleichterung – stand Obi-Wan. Den Griff seines Lichtschwerts hielt er umklammert, er war aufgebracht, wütend, besorgt. Der Mann in Schwarz sagte etwas – Bree verstand ihn nicht, konnte seien Worte nicht zuordnen – er kam einen bedrohlichen Schritt auf Bree zu. Alle Erleichterung verpuffte sofort wieder wie ein Staubwölkchen, welches von einem Windstoß auseinander gefegt wurde. Bree zuckte zusammen und wimmerte verängstigt. Der Mann sprach Basic – sie glaubte einige Worte zu erkennen – aber sie selbst sprach kaum Basic. Panisch drückte sie sich noch enger an die Wand in ihrem Rücken, als könne das Metall sich hinter ihr auftun und sie vor dem Mann verstecken – aber natürlich tat es das nicht. Stattdessen sprang die eine Frau aus dem Schacht von oben. Sie landete geschickt auf den Füßen und riss ihr Vibromesser aus dem Gürtel, als sie den Schwarzgekleideten sah. Beide gingen sofort in Abwehrhaltung – würden sie sich bekämpfen? Bree war klein, vom Kämpfen verstand sie nichts, aber selbst ihr kindlicher Verstand begriff, dass es für sie das Beste wäre, wenn sich ihre beiden Bedrohungen gegenseitig ausschalten würden. Die Frau zischte etwas – Bree rutschte vorsichtig an der Wand entlang in Richtung des Strahlenschildes. Im Haus ihres Vaters gab es auch Strahlenschilde, man konnte sie manuell bedienen – vielleicht ging das hier auch? Sie wusste es nicht, aber hinter dem Schild war Obi-Wan und zu ihm wollte sie jetzt – unbedingt. Er war ein Freund, auch wenn sie kaum mit ihm reden konnte, er war nett gewesen, hatte sie gerettet als sie alleie war, sich um sie gekümmert. Seine Nähe versprach ein Minimum an Sicherheit. Die Frau ließ den Schwarzgekleideten nicht aus den Augen, zischte wieder etwas und deutete undeutlich in Brees Richtung. Der Mann antwortete – seine raue Stimme würde Bree vermutlich in ihren Albträumen heimsuchen. Er trat einen Schritt zurück. Die Frau bewegte sich langsam und vorsichtig – ohne sich ganz von ihm abzuwenden – auf Bree zu. Sie begriff – die zwei hatten eine Art Absprache getroffen. Das Mädchen schnellte auf die Füße und wollte losrennen, doch etwas riss sie von den Füßen. Obi-Wan schrie etwas hinter dem Strahlenschild doch kein Ton drang zu ihnen durch – oder konnte nur Bree ihn nicht hören? Einen Moment baumelte sie - von nichts als der Macht gehalten in der Luft - dann donnerte sie mit immenser Wucht gegen die Wand. Bree wimmerte vor Schmerz, versuchte sich wieder aufzurichten als sie an den Haaren gepackt wurde. Ihre rotbraunen Haare, die gerade erst wieder schulterlang gewachsen waren – ihre Großmutter hatte sie ihr abrasieren lassen erinnerte sich Bree völlig zusammenhanglos, damit sie die ekelerregende Farbe nicht mehr sehen musste. Die Frau hatte sich halb hingekniet und zog Bree soweit hoch, dass sie sich mit ihr auf Augenhöhe befand. Es tat weh. Bree krallte ihre Finger in ihr inzwischen zerschlissenes Kleid. Etwas stach ihr in die Finger – da war etwas Dünnes, hartes in ihrem Kleid. Die Haarnadel, fiel es ihr ein. Die Haarnadel, die sie wegen der kurzen Haare nicht mehr brauchte – die Haarnadel mit der die Frau ihres Vaters sich den Arm auf geritzt hatte. Die Frau beugte sich näher zu Bree, das Mädchen konnte jede kleine Einblutung auf der aschfahlen Haut um die Augen und die Lippen erkennen – die Rotbraunen Locken, die sich unter der roten Kapuze hervor ringelten. Sie zischte wieder irgendetwas auf Basic – was nicht zu Bree durchdrang - und grinste das Mädchen sadistisch an. Eine Spur von Wahnsinn lag in ihren Augen. Mit der freien Hand hob sie ihr Vibromesser. Bree stieß mit der Haarnadel zu – direkt in die Brust. Die Frau schrie auf, ließ das Messer niedersausen und verfehlte den Torso des Kindes – traf ihren Arm. Doch Bree spürte nichts, Adrenalin pumpte durch ihren Körper und ließ sie wieder zustechen, wieder und wieder und wieder – bis die Augen der Frau leer wurden und sie rücklings zu Boden sackte. Bree erwachte mit einem Schreckensschrei, der sich in ein Schluchzen verwandelte, als sie begriff dass es nur ein Traum gewesen war – ein furchtbarer Traum, der ihr das Geschehene noch einmal vor Augen geführt hatte. Sie blieb aufrecht in ihrem Bett sitzen und rang nach Luft. Eine genuschelte Frage auf der anderen Seite des Zimmers erregte kurz ihre Aufmerksamkeit – Anikan war aufgewacht. Bree teilte sich das Gästezimmer auf Naboo mit dem Jungen. Vorsichtig legte sie sich zurück, es brachte nichts etwas zu sagen, er würde sie ohnehin nicht verstehen – er sprach kein Resas – so wie sonst auch niemand auf Naboo. Nicht einmal die Jedi, die am Nachmittag zu Qui-Gons Beerdigung angereist waren. Doch Anikan war wohl doch richtig wach geworden. Bree spürte wie ihre Matratze sich unter seinem Gewicht nach unten bog, als er sich neben sie setzte. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren nicht verletzten Arm. Sie setzte sich wieder auf und versuchte ihn mit einem Lächeln zu beruhigen. Vielleicht sah er es im Halbdunkeln des gemütlichen Zimmers. Der Junge erwiderte das Lächeln leicht verkniffen und deutete auf ihren verletzten Oberarm, bevor er fragen die Augenbrauen hob. Offenbar glaubte er, dass der Schmerz sie aufgeweckt hatte. Bree nickte nur, da Anikan kein Resas sprach und Bree kaum Basic beherrschte konnten sie sich nicht ausreichend mit Worten verständigen. Anikan überlegte, dann hellte sich sein Gesicht auf. Er beugte sich vor und tippte ganz vorsichtig auf das Bactapflaster auf ihrem Arm, dann auf die Tür. Wollte er ihr ein neues Pflaster bringen? Oder eine andere schmerzlindernde Arznei? Schmerzen waren nicht wirklich ein Problem für Bree, aber es rührte sie, dass Anikan etwas für sie tun wollte. Dankbar lächelte sie ihn an und nickte. Auch wenn sie kein Pflaster brauchte wollte sie seinen guten Willen ihr zu Helfen unbedingt honorieren. Anikan grinste verschmitzt und verließ schnell den Raum. Bree stand langsam auf und tapste vorsichtig zum Fenster, draußen schien der Mond und beleuchtete die Stadt. Es sah schön aus, friedlich – als könne nichts Schlimmes geschehen. Die Bedrohung spürte Bree erst als es zu spät war – als sie herumfuhr und abwehrend die Arme hochreißen wollte, stand die Frau bereits direkt hinter ihr und schlug zu. Bree wurde schwarz vor Augen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ „Briss Baren-bey?“, fragte das Sephimädchen und beugte sich ein bisschen zu ihm herunter. Baren kannte sie nicht, sie gehörte zu einem anderen Jünglingsclan. „Ja?“, antwortete der Reasrianerjunge mit unbewegtem Gesicht. Das Mädchen lächelte freundlich aber auch verunsichert von der einsilbigen Antwort. „Ich bin Seena Tong, Meister Windu hat mich gebeten dich zum Archiv zu bringen.“ Baren versuchte seine Verwirrung zu verbergen, ein Instinkt, den er sich in seinen ersten neun Lebensjahren angewöhnt hatte. „Warum?“, fragte stattdessen Etain Tur-Murkan, ein Mädchen aus Barens Jünglingsclan, mit dem er sich gut verstand. Sie hatten sich zum Lernen auf einen Balkon zurück gezogen und nicht damit gerechnet, dass jemand sie hier stören würde. „Das ist mir leider nicht bekannt“, antwortete Seena, sichtlich froh, dass jemand auf sie reagierte, „Es hat, glaube ich, mit diesem neuen Padawan zu tun – der Junge der direkt als Padawan in den Tempel gekommen ist. Wie heißt er doch gleich -?“ „Anikan Skywalker“, antwortete Baren und spielte den Gleichgültigen. Eine Maske zur Schau zu tragen war Art der Resarianer – es war die Art mit der sie großgezogen worden war, das Mädchen in seinem Kopf – die vertraute Fremde deren Leben er sah, sobald er einschlief – Das Mädchen, welches im Moment Todesängste durchlitt. Seena und Etain sahen ihn überrascht an. Baren unterdrückte ein Seufzen und stand auf. „Wartest du hier?“, fragte er Etain - sie nickte, „Dann bis gleich“, verabschiedete er sich und stand auf. Seena schenkte Etain ein freundliches Lächeln – welches diese vorsichtig erwiderte. Baren nickte Seena zu voranzugehen. Die Sephi fühlte sich deutlich unwohl in Barens Begleitung. Sie lächelte zwar, wenn sich ihre Blicke trafen, wirkte aber etwa angestrengt. Er spürte ihre Erleichterung, als sie das Archiv erreicht hatten. Sie wurden bereits von Meister Windu und dem Jungen – Anikan Skywalker – erwartet. Baren hatte ihm noch nie gegenübergestanden und dennoch kannte er das Gesicht des Jungen. „Danke Seena“, wandte sich der Jedimeister an die Sephi welche sich höflich verbeugte und bereits Anstalten machte wieder zu gehen. „Bleib noch“, forderte er sie streng auf, „Das hier ist Anikan Skywalker,“, stellte er dann den Menschenjungen vor, „Ich denke, seine Situation ist euch beiden bekannt – Anikan hat vieles nachzuholen. Der Rat hat beschlossen, dass ihr zwei die Richtigen seid ihm zu helfen. Vieles von dem nachzuholen, was ihr als Jünglinge gelernt habt.“ Baren wandte sich Anikan zu, um ihn richtig zu mustern – der Menschenjungen hatte die Augen weit aufgerissen und starrte ihn an. „Du siehst ja fast aus wie Bree!“, entfuhr es ihm ungläubig. „Bree?“, fragte Seena überrumpelt und sah von einem Jungen zum anderen. „Ja, er sieht ihr wirklich ähnlich – eigentlich, bis auf die Frisur – und natürlich, dass sie ein Mädchen ist.“ Seena verkniff sich ein Kichern bei dem Nachsatz, aber Baren fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Sah er Bree wirklich so ähnlich? Ihr Gesicht war ihm vertraut, seit er denken konnte – ihm selbst wäre eine solche Ähnlichkeit aber nie aufgefallen. Baren bemerkte die Stille, die sich ausbreitete, nicht sofort, erst als sich sein Blick von der Nachdenklichkeit klärte und er sich wieder Anikan, Seena und dem Jedimeister zuwandte bemerkte er, dass alle drei ihn ansahen. „Ich spüre große Unruhe in dir, Jüngling“, richtete der Meister schließlich das Wort an Baren. Es war nicht zu erahnen, wie Meister Windu zu Anikans Ausspruch stand. Baren wurde abwechselnd heiß und kalt. Jedi sollten keine Bindungen eingehen, in seinem Clan war das eine der wichtigsten Tugenden – aber er hatte diese Verbindung, ob er sie wollte oder nicht. Er hatte sie ja nicht heraufbeschworen, sie war einfach da gewesen - immer schon – seit er denken konnte. „Ich -“, Baren wusste nicht was er sagen sollte. Einmal hatte er im Clan etwas über seine >Träume< angedeutet – als er schreiend aufgewacht war, nach dem Bree von ihrer Großmutter mit einer Bürste verprügelt worden war. Die Ablehnung war geradezu mit Händen greifbar gewesen und Baren war eingeknickt und hatte alles als blühende Fantasie und Traum abgetan. Das hatte den anderen Jünglingen gegenüber funktioniert – aber würde es, dass auch gegenüber eines Jedimeisters? Er schwieg. „Briss Baren-bey, was beschäftigt dich?“, fragte Windu auskunftheischend. „Du kennst Bree!“, sagte Anikan ihm auf den Kopf zu – ob er einfach nur gut geraten hatte oder sein Instinkt ihn zu dieser Aussage brachte würde Baren nie herausfinden. Der Reasrianer zuckte zusammen als Anikan ihn an der Tunika packte. „Weißt du irgendetwas? Sag schon? Sie ist einfach von Naboo entführt worden – vielleicht ist sie in Gefahr!“, Anikan schien ihn schütteln zu wollen. „Hey, du überfordert ihn!“, fuhr Seena besorgt dazwischen und zog Anikan von Baren fort. „Bree wurde angegriffen, von einer Irren, die sie umbringen wollte! Vor der konnte sie sich retten – aber da war noch eine Zweite, wenn die sie mitgenommen hat -“, versuchte Anikan seinen Standpunkt klar zu machen. Seena hob beruhigend die Hände. An den beiden vorbei begegnete Baren dem unergründlichen Blick des Jedimeisters. „Ich weiß, wo sie ist“, erklärte Baren schließlich, „Also ich weiß nicht, wie der Planet heißt, aber ich kann ihn sehen – und die Leute – wenn ich schlafe“, erklärte er zögerlich. Anikan und Seena starrten ihn mit offenen Mündern an. Der Meister erwiderte seinen Blick noch einen Moment ausdruckslos, bevor er nickte. „Baren, begleite mich zu den Hallen des Rates – Seena, ich überlasse Anikan deiner Obhut. Für heute.“ Was genau Mace Windu damit sagen wollte war niemandem so ganz klar, aber Baren wurde bewusst, dass er gerade sein größtes Geheimnis mit einem Jedimeister und zwei ihm fast fremden jungen Jedi, einem Padawan und einem Jüngling geteilt hatte. Ihm drehte sich der Magen um – was würde jetzt mit ihm geschehen? Er kannte nur den Tempel, das war sein Zuhause. Hier waren diejenigen die er kannte – auch wenn er nur wenige mochte. Was war, wenn seine Verbindung zu Bree bedeutete, dass er kein Jedi sein konnte? Was würde dann aus ihm. Meister Windu legte Baren eine Hand auf die Schulter und geleitete ihn aus dem Archiv. Er beließ seine Hand auf Barens Schulter, auch als sie die Halle des Rates fast erreicht hatten und obwohl Baren nicht im mindesten wahrnehmen konnte wie der Großmeister zu seiner Aussage über seine >Träumen< stand, war die Geste für den Jungen ungemein Trost spendend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)