Meine Tage sind gezählt von Pragoma ================================================================================ Kapitel 2: Es soll schnell gehen -------------------------------- Sonne und Mond haben abgewechselt und mir wird klar, dass ein Tag verstrichen ist. Geändert hat sich nichts. Noch immer sitze ich allein in dieser Zelle, die alles andere als komfortabel ist. Wenigstens haben die Ratten mich nicht gebissen oder sind es am Ende Mäuse? Sie unterscheiden sich kaum, huschen herum und in diesem schwachen Licht, welches durch das winzige Fester dringt, erkenne ich fast nichts. Die Kälte spüre ich umso deutlicher. Stroh wärmt nicht und Glas gibt es nicht. Meine Kleider wurden mir genommen und ich stecke in einem dieser Hexenhemden, die so dünn sind, dass man sich den Arsch abfriert. Ein Jammer was die Leute denken, Angst haben man hätte magische Dinge in seinen Kleidern versteckt oder den Teufel persönlich. Alles Blödsinn, Aberglaube und doch weiß ich, dass man damals an alles glaubte. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Sie wissen es nicht besser und die Aufklärung ist noch in weiter Ferne. Die Kirche ist mächtig, die Stütze aller und so präsent, dass es mich schüttelt. In meiner Zeit ist das anders, jeder glaubt an etwas anderes und ich vermisse schmerzlich, dass vieles einfacher, moderner und aufgeklärter ist. Wie ich überhaupt in diesen Schlamassel geraten bin weiß ich nicht. Ich kann es mir nicht erklären und an höhere Mächte glaube ich nicht. Eines aber weiß ich, in zwei Tagen wird alles vorbei sein und ich wünschte, es würde nicht der Scheiterhaufen sein, auf dem ich brennen werde. Es darf gerne kurz und schmerzlos sein. Auf dem Scheiterhaufen dauert es Minuten bevor man erstickt und schließlich ganz bis auf die Knochen verbrennt. Zuvor schmilzt das Körperfett und es stinkt fürchterlich. Keine Ahnung, ob man das noch erlebt oder zuvor schon das Bewusstsein verloren hat. Die letzte Dokumentation ist länger her und nicht alles kann ich mir merken. Erhängen ist mir im Kopf geblieben aber auch da gibt es Unterschiede. Entweder bricht das Genick und man ist sofort tot oder aber man hat einen Stümper und erstickt qualvoll. Gewicht und die Länge des Seils sind ausschlaggebend, ebenso kam die Konstruktion mit der Falltür leider erst sehr viel später und man hängt derzeit an Bäumen auf. Keine schöne Art zu sterben, da man wie gesagt meist erstickt und es zu lange dauert, bis man ins Jenseits übertritt. Über die Kopfpresse lasse ich mich nicht aus. Im antiken Persien übernahm das ein Elefant und zertrümmerten den Schädel eines Menschen. Grausam aber auch ein sehr schneller Tod. Vielleicht aber auch nicht. Unter einem Elefanten zu liegen und zu wissen, dass er einem den Schädel zermatscht ist sicher psychische Folter und diese kann man durchaus ausdehnen. Ich will darauf nicht eingehen, nicht mal daran denken und doch sitze ich auf nassem Stroh und habe nichts Besseres zu tun. Ein Pendel funktioniert genauso wenig und würde steckenbleiben, ohne dass man stirbt. Die Schäden, die man davonträgt, sind enorm und nicht auszumalen. Auch keine Option zum Scheiterhaufen. Die eiserne Jungfrau ist ein Mythos und wurde laut Überlieferung nie eingesetzt. Dabei ist sie effektiv und tödlich, sobald man die Tür öffnet und das Opfer somit den Dornen entlässt. Aus Metall oder Holz, aber dennoch todbringend und mir fallen noch ganz andere Methoden ein. Allesamt qualvoll und nicht mit dem gewünschten Effekt. Den Kopf abschlagen? Nein, danke. Man muss nur an einen Henker geraten, der sein Werkzeug nicht sonderlich gut pflegt, schon hackt er dir den Schädel von den Schultern und das mehrmals. Einen glatten und sauberen Schlag bekommt man selten hin und es bedarf Übung. Mit einer Axt nur schwer machbar und mit dem Schwert hat man nicht vielen den Kopf abgetrennt. Anne Boleyn ist mir bekannt. Die zweite Ehefrau Heinrichs dem Achten, Mutter von Queen Elisabeth der Ersten und genauso unschuldig auf dem Schafott hingerichtet, wie sie es mit mir vorhaben. Viele werden mir noch folgen. Sogenannte Hexen, Zauberer, Gotteslästerer und all jene, die irgendwie anders sind und auffallen. Unschuldig sind wir alle. Hexen gibt es nicht. Nicht so, wie sie gesehen werden. Reitend auf einem Besen und anderen Schaden zuzufügen. Schlimmer aber wird es kommen mit der Pest, die ganze Städte und Dörfer lahmlegt. Familien trennt und das nur, weil Mütter Angst haben, sich um ihre kranken Kinder zu kümmern. Es wird schlimm kommen, doch ich werde es nicht mehr miterleben und sollte dankbar sein, einen anderen Tod zu sterben. Lange dauert es nicht mehr und ich sehne mich danach, abzuschließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)