About Clowns and Heroes von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 13: Longing for you --------------------------- 1 Mit einem schweren Seufzen beobachtet Edward seinen Freund bei dessen letzten Vorbereitungen. Der kleine Clown wirkt sichtlich angespannt und nervös. „Hältst du das wirklich für eine gute Idee, nach allem, was er dir immer wieder angetan hat? Wie er dich wieder und wieder brutal abgewiesen und all deine Gefühle, völlig egal welcher Natur, immer nur mit Füßen getreten hat?“, fragt der Brünette ein letztes Mal mit schwindender Hoffnung und sichtbarer Sorge im Gesicht, die ihn um Jahre älter aussehen lassen. Er wirkt nun mehr wie ein Vater, dessen einziger Sohn vorhat, in die Army einzutreten, und dessen erster Einsatz gleich in einem gefährlichen Kriegsgebiet stattfinden wird, von dem er womöglich nicht mehr nach Hause zurückkommt. Mit nachsichtigem Blick wendet sich Joker zu ihm herum und seufzt nun selbst. Fast so, als hätte er Nigmas Gedanken aufgeschnappt und stimme ihnen wortlos zu. „Sehe ich vielleicht so aus, als wäre auch nur irgendetwas, das ich getan habe, eine gute Idee gewesen?“, stellt der Grünhaarige die Gegenfrage. „Also...“, aber Ed weiß nicht wirklich, was er darauf antworten soll, ohne womöglich die angeschlagenen Gefühle seines Gegenübers zu verletzen. Und das wäre nun wirklich das Letzte, was der Bengel im Moment gebrauchen kann. Es würde alles nur noch viel schwieriger machen, als es ohnehin schon zwischen ihm und dem Dunklen Ritter ist. Daher hält der Brüentte lieber den Mund, auch wenn ihm das sichtlich schwerfällt. Der Jüngere belächelt seine Hilflosigkeit nur. „Schon gut, mein Hübscher. Es ist das allerletzte Mal, dass ich ihm aufs Dach steigen will, versprochen. Wenn er mich wieder nur in die Gosse wirft und der Ansicht ist, keinerlei Gefühle für mich zu haben, ist es endgültig aus zwischen uns, und ich werde nichts mehr dahingehend versuchen, sondern mich ausschließlich auf dich und unsere Arbeit hier konzentrieren. Dann wird er für alle Zeit nur noch mein Feind sein und ich ein anständiges und geregeltes Leben mit dir führen, okay?“ Nigma ringt sich ein schwaches Lächeln ab, auch wenn es deutlich sehen kann, dass sich Joker alles andere als ein friedliches und geregeltes Leben wünscht – mit oder ohne Batman spielt dabei überhaupt keine Rolle, er braucht schlichtweg die Aufregung und den Nervenkitzel. „Einverstanden. Doch ich nehme dich beim Wort. Wenn es nicht funktioniert, ist es aus zwischen euch beiden und ich will kein Wort mehr über ihn hören. – Ich kann dich nicht umstimmen und aufhalten schon gar nicht. Das will ich auch gar nicht, zumindest nicht jeder Teil von mir. – Ich weiß, dass du ihn brauchst. Dass ich dir nicht das geben kann, was du dir von ihm erhoffst. Doch du darfst dich nicht von ihm kontrollieren lassen! Du hast es nich verdient, so von ihm behandelt zu werden, nicht einmal nach all deinen Fehltritten, dass darfst du niemals vergessen!“, flehend sieht er den Kleineren an. „Nein, das werde ich nicht vergessen. Diesmal nicht!“, verspricht Joker und steigt dann in seinen Wagen. „Sei bitte vorsichtig!“, versucht Edward ihm ein letztes Mal ins Gewissen zu reden. „Wann bin ich das jemals nicht?“, fragt der Kleine keck grinsend. Die Unschuld im Blick des Clowns ist nahezu unfassbar, weshalb der Rätselmeister innerlich nur den Kopf schütteln kann. „Montags bis freitags. Oft samstags und den ganzen Sonntag.“ Mit großen Augen mustert Joker seinen Freund leicht perplex und grinst dann wieder. „Sag ich doch! Kein Grund zur Sorge!“ „Du bist wirklich unmöglich...“, lächelt Ed und drückt ihm zum Abschied einen Kuss auf die buntbemalten Lippen. Sekunden später verschwindet das neongrelle Auto in den Tiefen der Nacht. Zurück bleibt die Ungewissheit in dem Älteren, nagend wie eine tödliche Krankheit im Inneren, die er nicht sehen kann, dennoch spürt, wie sie ihn von Sekunde zu Sekunde mehr zerfrisst... Wenn es ums Planen geht, gibt es wohl keine zwei verschiedeneren Geschöpfe im Universum als Edward und Joker. Ed, der stets durchdachte Stratege, der sich immer auf alles vorbereitet sieht – oder es zumindest hofft zu sein. Und Joker, der spontane Chaostyp. Wenn man wie der kleine Clown nur in groben Zügen plant, lässt einem das Freiraum zum Improvisieren, und gerade das ist eine grundlegende Eigenschaft des Grünhaarigen – etwas, zu dem Edward nie fähig war und wohl auch nie sein wird. Ganz anders Batman, der eine perfekte Mischung seiner beiden größten Widersacher zu sein scheint, sodass er ihnen in dieser Hinsicht erschreckend ähnlich ist, auch wenn der Dunkle Ritter das sicher ganz anders sieht... Daher ist es praktisch nicht vorherzusehen, was beim alles entscheidenden Aufeinandertreffen der beiden passieren könnte. Schließlich hat sich der Rächer gleichermaßen schon auf den Clown eingelassen und ihm seinen Willen gegeben, wie ihn auch verstoßen, gedemütigt, verletzt und achtlos weggeworfen. Dies alles hat seine Spuren bei dem Grünhaarigen hinterlassen, die Edward in mühevoller Kleinarbeit immer wieder bereinigen musste. Und doch schien es nie genug zu sein, solange Jokers Gedanken weiterhin um Batman kreisen. Joker war schon immer ein Junge mit einem sonnigen Gemüt gewesen, egal was ihm auch für Steine in den Weg geworfen wurden, er hatte immer sein Lächeln. Aber die Sonne ist jetzt verschwunden, begraben unter einer dicken Wolkenbank, die sich höher und höher auftürmt, und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es einen heftigen Platzregen oder ein allesvernichtendes Unwetter geben wird. Doch egal, was es auch sein wird, in jedem Fall ist Batman daran schuld! Zähneknirschend wendet sich der Rätselmeister herum, betritt die kleine Wohnung, die er sich mit seinem Freund teilt und versucht, seine eigenen Gedanken zu ordnen, während er gleichzeitig dafür betet, Joker am Ende dieser Nacht heil und wohlbehalten wieder in seine Arme schließen zu können... 2 Lange bevor sich Joker und Edward voneinander verabschieden, rast das Batmobil schon haltlos durch die nächtlichen Straßen der Stadt. Sein Fahrer sitzt angespannt hinter dem Lenkrad und versucht, ebenfalls seine Gedanken zu ordnen. Batman hat an mehreren Stellen Gothams aufgeschnappt, dass dieser irre Clown schon wieder irgendwo eine Bombe versteckt hat, die aber diesmal alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen soll. Kein Wunder also, dass Bruce mit den Nerven am Ende ist, obwohl seine nächtliche Schicht doch gerade erst angefangen hat. Erst recht, weil er einfach nicht herausfinden kann, wo sich diese Bombe befinden soll. Inzwischen hat er dutzende, infrage kommende Orte abgesucht und an die hundert Leute befragt, die direkt oder auch nur im Entferntesten mit Joker in Kontakt stehen, doch er hat nicht den kleinsten Hinweis bekommen. Die armen Trottel, die ihm vor die Fäuste gelaufen sind, wussten nichts, so sehr er sie auch unter Druck gesetzt hat. Einzig, dass es eine gewaltige Bombe geben soll. Doch warum? Wie? Wo? Und wann? Alles Fragen, die er einfach nicht beantworten kann. Aber ihm läuft die Zeit davon. Es muss irgendwo einen Hinweis geben. Es muss einfach! Schließlich liebt der Bengel es, im Mittelpunkt zu stehen, die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und insbesondere im Vorfeld mit seinen Taten vor anderen anzugeben, daher muss es jemanden geben, der Bescheid weiß. Er muss ihn nur finden, und das so schnell wie möglich. Es dürfen nicht wieder Tausende sterben, nur weil diesem irren Clown gerade mal wieder so schrecklich langweilig ist! Mit durchgetretenem Gaspedal rast er weiter und zermartert sich den Kopf darüber. Er braucht dringend Antworten, und zwar schnell. Doch, wo soll er diese nur herbekommen? Ihm gehen eindeutig langsam die Optionen aus. Was also tun? Zähneknirschend grübelt er weiter darüber nach. Plötzlich steigt er allerdings so heftig auf die Bremse, dass er beinahe die Kontrolle über den schwergepanzerten Wagen verliert. Hektisch lenkt er dagegen, damit sich das Auto nicht im Kreis dreht oder womöglich sogar überschlägt, wendet dann mit quietschenden Reifen in einer Qualmwolke, und tritt erneut das Gas voll durch. Wie konnte er das nur die ganze Zeit übersehen? Die Antwort auf all seine Fragen liegt praktisch direkt vor seiner Nase, doch er wollte sie schlichtweg einfach nicht sehen, weil es ihm zuwider ist. Sein Weg geht nun Richtung Narrows. Er ist sich sicher, dass er dort endlich die notwendigen Antworten finden wird, und er könnte sich selbst dafür ohrfeigen, dass ihm das nicht schon viel früher eingefallen ist. Es ist so logisch, und doch hat er den Wald vor lauter Bäumen scheinbar nicht gesehen, weil es in seinen Augen einfach zu skurril ist. Denn, wer weiß zurzeit schon mehr über den Joker als dessen Bettgenosse, der Riddler! Immerhin leben die beiden zusammen. Herr Gott noch mal, sie führen eine sexuelle Beziehung, die ein unverständliches Gefühl von Eifersucht in dem Dunklen Ritter weckt, wenn er auch nur ansatzweise daran denkt. Wenn also irgendjemand weiß, wo sich Joker und die Bombe aufhalten, dann doch wohl Edward Nigma. Tiefgreifende Wut staut sich in dem Mitternachtsdetektiven an, wenn er an das denkt, was er das letzte Mal gezwungen war zu sehen, als er endlich herausgefunden hatte, wo sich der Joker und der Riddler verstecken. Seine Hände krallen sich regelrecht um das Lenkrad. Oh, er wird Antworten bekommen, so viel steht fest. Und wenn er sie aus diesem selbstgefälligen Rätselfreak herausprügeln muss, soll ihm das auch recht sein! Der Brünette hat sich lange genug um eine ordentliche Abreibung gedrückt, indem er immer wieder so arglos getan hat. Doch die Beziehung zum Joker beweist Batman, dass Riddler zu weit mehr fähig sein muss, als es den Augenschein haben mag. Und sei es nur, damit ihn der irre Clown nicht um die Ecke bringt. Also wird Nigma heute Nacht seine gerechte Strafe bekommen, ob er sich nun Batman vor die Füße wirft und um Gnade winselt, so wie sonst immer, oder eben nicht. Diese Tatsache wird ihm sogar eine richtiggehende Genugtuung verschaffen. Ja, er wird Riddler ordentlich den Kopf waschen, damit sich dieser eingebildete Kerl mal fragt, was ihn wohl geritten haben muss, als er sich auf diesen wahnsinnigen Clown eingelassen hat. Er wird jede Sekunde bereuen, die er mit diesem Bengel verbracht hat – erst recht im Bett. Jede einzelne! Und dann wird er sich den Verrückten vorknöpfen und ihm ein für alle Mal zeigen, wessen Stadt das hier ist. Joker hat hier nichts zu melden. Diesmal wird es keine Gnade geben, und wenn er das Früchtchen an den Haaren zurück nach Arkham schleifen muss – von seinem dämlichen Lover ganz zu schweigen –, es wird ihm ein unsagbares Vergnügen bereiten. Es ist endgültig Schluss mit lustig! 3 Geschäftig tigert Ed durch die kleine Wohnung und sammelt ein paar Sachen zusammen, die er später mit nach unten in sein Büro nehmen muss. Als fein säuberlichen Haufen stapelt er alles auf dem Tresen der Wohnküche. Ohne seinen Gedankengang abreißen zu lassen, wendet er sich einem der Fenster zu und öffnet es. Eisige Novemberluft flutet ins Zimmer und vertreibt damit jeden noch so kleinen Funken Müdigkeit, der sich vielleicht gerade in seinem Kopf ausbreiten wollte. Doch Müdigkeit ist es ganz sicher nicht, was ihm zu schaffen macht. Es ist eher die Sorge um seinen kleinen Partner. Ob er wohl schon auf Batman getroffen ist? Hin und her gerissen weiß Nigma nicht, ob die bessere Antwort darauf nun Ja oder doch lieber Nein lauten sollte. Er stößt ein tiefes Seufzen aus und wendet sich wieder dem Tresen zu. Akribisch macht er mit seiner Bestandsaufnahme weiter und versucht, dabei nicht an Joker zu denken, und an das, was ihm möglicherweise wieder zustoßen könnte. Für einen Moment ist sein Kopf auch tatsächlich klarer. Allerdings ändert sich das schnell wieder, als er auf einmal das unverwechselbare Gefühl hat, beobachtet zu werden. Es ist eine dunkle, geradezu machtvolle Aura, die ihm wie ein unendlich schweres Gewicht direkt im Nacken zu sitzen scheint. Entgegen aller Annahmen bereitet ihm diese Präsenz jedoch keine Angst. Sie macht ihn vielmehr furchtbar wütend. „Kann man denn hier nicht einmal fünf Minuten das Fenster offen haben, ohne dass Ungeziefer hereinkommt?“, fragt Nigma richtiggehend pikiert, ehe er sich herumdreht. Der Mann, der unangemeldet wie ein Schatten durchs Fenster hereingekommen ist, ist in ein langes Cape gehüllt, welches die Farbe einer finsteren, mondlosen Nacht hat. Der Teil seines Gesichts, der nicht von der strengen Maske verborgen wird, ist nahezu tot, als könnte er weder Güte noch Liebe oder auch nur Barmherzigkeit empfinden – wobei sich Edward manchmal fragt, ob dem nicht wirklich so sein könnte. Der Mund ist zu Linien endgütiger, emotionsloser Autorität verkniffen, und dennoch verschränkt der Rätselmeister abwertend die Arme vor der Brust und mustert ihn untypisch streng. Die Zeiten, in denen er beim schlichten Anblick von Batman angstvoll zu zittern begonnen hat, scheinen völlig verschwunden zu sein, seit er mit Joker zusammenlebt. Fast so, als wäre ein Teil der durchgeknallten Selbstsicherheit des irren Clowns auf ihn übergesprungen und hätte damit die Lücke ausgefüllt, die der Riddler bis dahin in ihm beansprucht hatte. Er kann spüren, dass sich sogar der Dunkle Ritter dessen irgendwie bewusst ist. Das er spürt, dass etwas anders ist. Trotz oder gerade deswegen lässt sich Batman aber nicht aus der Ruhe bringen. „Wo ist er?“, brummt er mit tiefer Stimme und sieht den Jüngeren eindringlich an, wobei die glühenden Schlitze seiner maskierten Augen mit jedem Wort an Schärfe zuzunehmen scheinen. Verstimmt rümpft Edward die Nase und grinst dann keck. ‚Ich habe ihn genau da, wo ich ihn haben will! Seit Jahren warte ich schon darauf, ihm mal die Meinung zu geigen, und heute könnte dieser Tag endlich gekommen sein. Außerdem hat dieser miese Typ noch so einiges zu büßen, was er meinem süßen Törtchen angetan hat!‘, geht es Ed durch den Kopf, wobei er eine seltsame Art perversen Stolzes verspürt. Mit ihm geht ein Beigeschmack von etwas einher, das fast auf Heiterkeit hinausläuft. Kurz darauf lässt er ein Rätsel ertönen. „Das Erste ist des Schiffes Feind. Beim Zweiten bin ich selbst gemeint. Das Dritte ist eine Präposition. Das Vierte sitzt auf des Königs Thron. Das Ganze wird zwar oft begehrt, doch selten jemandem gewährt. Wie lautet die Antwort, edler Ritter?“ Der Angesprochene knurrt nur in sich hinein und tritt mahnend einen Schritt näher. „Hör mit den Spielchen auf, Nigma, oder es wird dir sehr leid tun...“, tönt der Rächer verstimmt. Der Brünette grinst nur. „Was denn? Weißt du Antwort etwa nicht?“, neckt er ihn, wobei Bruce nur wieder knurrt. Lächelnd schüttelt der Rätselmeister den Kopf. „Ich muss zugeben, dass die Antwort nicht gerade meinem Geschmack entspricht. Außerdem hat sich Joker dieses Rätsel ausgedacht, in der Hoffnung, dich damit ärgern zu können. Dieser Gedanke gefällt mir, sehr sogar, besonders im Moment. Also, Batman, ärgerst du dich, oder kannst du es einfach nur nicht lösen?“, stichelt der Jüngere munter weiter und wirkt dabei so selbstsicher, wie er es bisher nur selten dem Rächer gegenüber war – Riddler hin oder her. „Ich werde auf so etwas Idiotisches nicht antworten, also vergiss es! Sag mir lieber, wo Joker ist!“, fordert Wayne und tritt noch einen Schritt näher. Er will seinem Gegenüber durchaus die Chance geben, auf seine Fragen zu antworten, doch letztendlich wird der Rätselmeister diesmal definitiv eins aufs Maul bekommen, und sobald er den dämlichen Clown hat, wandern die beiden schnurstracks zurück nach Arkham! Ed gibt sich allerdings weiterhin erstaunlich unbeeindruckt von alledem. „So kommst du bei mir nicht weiter. Ich will eine Antwort auf mein Rätsel. Ich brauche sie, wie du sehr gut weißt. Also gib sie mir oder tu uns beiden einen Gefallen und verschwinde von hier! Ich habe schließlich nichts getan, was deine Anwesenheit hier rechtfertigen würde. Und zudem habe ich noch jede Menge zu erledigen. Es kann sich immerhin nicht jeder wie du benehmen und die ganze Nacht hinter irgendwelchen Leuten herjagen, nur weil es ihm in den Fingern juckt.“ Zähneknirschend ballt der Mitternachtsdetektiv die Fäuste. Nigma steht jedoch weiterhin ziemlich unbeeindruckt mit verschränkten Armen vor ihm und scheint die Ruhe selbst zu sein, was so gar nicht zu dem eigentlich so sensiblen Mann passen will, den Bruce stets vor sich hatte. Hat das vielleicht etwas mit seiner fragwürdigen Beziehung zum Joker zu tun? Hat er ihn womöglich mit seinem haltlosen Wahnsinn angesteckt? „Schön, wenn du mir also nicht antworten willst, dann tue ich es eben für dich!“, grinst Edward nun gehässig über das ganze Gesicht und wirkt damit regelrecht fremd auf den Maskierten. „Die Lösung lautet: Leck mich am Arsch!“ Der Brünette kichert darüber wie ein Schuljunge über einen unanständigen Witz. Das reicht Batman nun aber wirklich. Dieser lächerliche Freak scheint einfach nicht begreifen zu wollen, dass hier unzählige Menschenleben auf dem Spiel stehen, während er sich über ihn lustig macht! Zornig überbrückt der Schwarzhaarige den kurzen Abstand zu dem anderen Mann und packt ihn grob am Kragen. „Hör endlich mit diesem Unsinn auf und sag mir, wo Joker die verdammte Bombe versteckt hat, ehe wieder tausende Unschuldige dran glauben müssen!“, faucht Wayne außer sich und schüttelt Edward wie ein Bündel alter Lumpen durch. Auch nach dieser unangenehmen Zurschaustellung der scheinbaren Überlegenheit Batmans bleibt der Kleinere auch weiterhin erstaunlich ruhig und gefasst. Seine grünen Augen spiegeln keinerlei Furcht oder auch nur Unbehagen wider. Stattdessen wirkt er ziemlich unbeeindruckt. Warum auch nicht? So eine Behandlung musste er schon oft über sich ergehen lassen, mit dem kleinen Unterschied, dass er nun eben weit weniger Angst vor seinem finsteren Gegenüber hat. „Ich weiß nichts von einer Bombe.“, gibt er daher fast schon gelangweilt von sich. Das macht den Rächer aber nur noch wütender, sodass er ihn diesmal gegen die nächste Wand donnert, sodass Ed kurze Zeit Sterne sieht und sein Kopf unschön zu pochen beginnt. Das alles lässt er sich aber kaum anmerken. „Sag mir endlich, was ich wissen will, Riddler, oder ich schwöre dir, ich prügle dich von hier aus bis nach Arkham!“ Edward, den sonst nichts aus der Ruhe bringen kann, arbeitet sich nun in eine Wut hinein, die der Dunkle Ritter möglicherweise noch bereuen wird. „Verdammt noch mal, Batman!“ Ed spuckt das Wort Verdammt mit einer Art verzweifeltem Knurren aus, so wie es Männer tun, die sich normalerweise nur schwer aus der Ruhe bringen lassen, und bei denen Fluchen stets nur zur linguistisch letzten Instanz ihrer Ausdrucksweise gehört. „Du hältst dich immer für so schlau, überlegen und beherrscht, weil du glaubst, einer der Guten zu sein. Doch Typen wie du können sich nie beherrschen. Euer Problem besteht zu neunzig Prozent aus mangelhafter Impulskontrolle. Du bockst, wie ein kleines Kind, das nicht bekommt, was es will, nur weil wir nicht schon beim ersten Wort nach deiner Pfeife tanzen wollen! Damit bist du Joker mit seinem kindlichen Irrsinn sogar verdammt ähnlich, auch wenn du das nicht wahrhaben willst, und das ist dein wahres Problem! Du siehst nicht ein, dass du nicht besser bist als wir! Wahnsinn ist sehr vielschichtig. Doch im Gegensatz zu dir, wissen die meisten von uns, dass sie nicht ganz richtig im Kopf sind und leben damit. Du versuchst es zu verdrängen oder sogar an uns auszulassen, und dass macht dich schlussendlich zum König der Verrückten! Du heilst uns nicht von unserem Wahnsinn, du entfachst ihn erst in uns! Wir sind nur deinetwegen hier und stiften Chaos! Hast du darüber schon einmal nachgedacht?“ „Sag mir, wo er ist!“, ignoriert der Schwarzhaarige die wüsten – und vielleicht sogar gerechtfertigten? – Anschuldigungen seines Gegenübers. „Ich weiß es nicht, Herr Gott noch mal! Und ich weiß auch nichts von einer Bombe! So etwas sagt er mir nicht, damit so miese Typen wie du nicht einfach unangemeldet hier auftauchen und Randale machen!“, faucht der Brünette zurück. Eine ganze Weile mustert ihn der Maskierte, dann lockert er langsam etwas den Griff, ohne ihn aber wieder loszulassen. Er weiß nur zu gut, dass Nigma nicht lügen kann – nicht einmal, wenn man ihm eine Pistole an die Schläfe drücken und ihn dazu zwingen würde. Daher kann er sich bei dem Brünetten sicher sein, immer zu hundert Prozent die Wahrheit zu hören, auch wenn sie ihm nicht passt. „Dann sag mir wenigstens, was du weißt, Riddler!“, fordert er daher weiterhin nachdrücklich und hält ihn in seinem eisernen Griff gefangen. „Ich weiß gar nichts! Das habe ich dir doch eben schon gesagt. Er wollte losziehen, um ein für alle Mal alles zwischen euch zu klären. Doch, wie er das anstellen will, hat er mir nicht gesagt. Um mich vor dir zu schützen! – Ach ja, und noch etwas. Den Riddler gibt es nicht mehr! Also unterstehe dich, mich noch einmal mit dem Namen dieser erbärmlichen Kreatur anzusprechen! Ich bin Edward Nigma und sonst niemand, verstanden?“ Überaus nachdrücklich befreit sich der Rätselmeister schließlich aus dem Griff seines Gegenübers und streicht sein Jackett wieder glatt. Batman hat zwar keine Ahnung, was genau er damit meint, dass der Riddler nicht mehr da ist, aber es ist ihm auch einerlei. Er kommt hier nicht weiter und er hat auch nicht die Zeit, um sich stundenlang mit diesem irren Rätselfreak zu beschäftigen. „Wo ist er hingegangen?“, fragt Batman nach einem Moment des Schweigens, in dem sich die beiden Kontrahenten einfach nur trotzig gemustert haben. Theatralisch seufzend verdreht Edward die Augen und schüttelt genervt den Kopf. „Mir scheint, als hättest du heute die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege, was irgendwie passend ist, wo du doch wie ein lästiges Ungeziefer durch mein Fenster gekrochen bist! Aber schön, weil du es bist, werde ich es ein letztes Mal wiederholen, also hör diesmal zu, ja? Ich weiß es nicht! Ich weiß nichts von einer Bombe. Ich weiß nicht, wo Joker hingegangen ist. Ich weiß nicht, was er macht, wann er es macht, oder wie. Ich weiß nur, dass er mit dir abrechnen will und dass ein für alle Mal. Du kennst ihn doch. Er wird sich schon bemerkbar machen, wenn er bereit für dich ist. Also tu das, was du am besten kannst. Hock dich auf ein Dach und beobachte deine reizende, kleine Stadt! Er ist mit seinem Lamborghini weggefahren. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Also mach die Augen auf und such nach ihm! Der Wagen schreit doch geradezu im Dunkeln, den wirst du doch wohl finden können, du Meisterdetektiv!“ Diese Worte gefallen Bruce selbstverständlich überhaupt nicht. Dennoch kann er deutlich sehen, dass Ed auch diesmal die Wahrheit sagt. Er weiß nichts. Somit steht der Rächer wieder genau da, wo er auch am Anfang dieser Nacht schon gewesen ist – bei null. Immerhin weiß er jetzt aber, dass Joker seinen Wagen genommen hat. Und in dem Fall hat Riddler recht, das Ding ist schlichtweg nicht zu übersehen. Dennoch ist die Stadt riesig, der Lamborghini dagegen witzig. Was soll er also jetzt bloß machen? Dann kommt ihm plötzlich ein Gedanke, der ihn weiterbringen könnte. Wenn er Riddler jetzt nach Arkham bringen würde, dann würde die Chance sehr hoch stehen, dass Joker ziemlich schnell davon Wind bekommt und sich ihm somit zeigt, und sei es nur, weil er ganz sicher versuchen würde, seinen Lover aus der Anstalt zu befreien. Dann hätte er sie beide! Und falls Joker sich weigern sollte, ihm zu sagen, wo sich diese verfluchte Bombe befindet, hätte er somit zumindest etwas mehr Zeit, um danach zu suchen, bis die zwei Irren wieder ausbrechen und sich erneut irgendwo verkriechen. Oder er könnte im schlimmsten Fall Nigma als Lockmittel benutzen. Ihn vor den Augen des Jungen verletzen, bis dieser einknickt und auspackt. Dieser Plan gefällt ihm ziemlich gut, und etwas anderes fällt ihm auf die Schnelle auch nicht mehr ein. Daher packt er Nigma nun wieder grob am Kragen und drückt ihn unsanft zurück an die Wand. Die grünen Augen des Rätselmeisters weiten sich für den Bruchteil einer Sekunde überrascht, dann verfinstern sie sich allerdings so sehr, dass Batman fast das Gefühl bekommt, in einen Spiegel zu blicken. Kurz darauf spürt der Rächer, wie sich etwas Hartes eiskalt in die kleine Stelle aus empfindlicher, ungeschützter Haut unter seinem Kinn presst. Im selben Moment vernimmt er das markante Geräusch, mit dem eine Pistole entsichert wird. „Lass mich auf der Stelle los und verschwinde aus meinem Haus, oder ich schwöre dir, ich puste dir ein Loch in den Schädel! Joker dürfte darüber zwar nicht gerade erfreut sein, aber ich bin ganz sicher, er hätte dafür Verständnis. Immerhin hast du mich tätlich angegriffen. Das ist schlichtweg Notwehr, dich zu erschießen.“, knurrt der Brünette leise und mit einer erstaunlichen Nachdrücklichkeit. „Das würdest du nicht wagen...“, setzt Batman an, verharrt dabei weiterhin in ihrer regelrecht eingefrorenen Haltung. „Unter normalen Umständen würde ich dir auf der Stelle zustimmen. Ich würde niemals jemanden erschießen, wenn es nicht wirklich um Leben und Tod gehen würde. Doch das hier ist jetzt etwas ganz anderes. Ich bin nicht mehr derselbe wie früher. Ich habe mich verändert. Selbstredend würde ich dennoch niemanden erschießen, der es nicht wirklich herausgefordert hat, doch bei dir werde ich da gerne eine Ausnahme machen. Ich habe es nämlich endgültig satt, wie du mich und insbesondere Joker behandelst.“ „Das hat sich dieser irre Clown selbst zuzuschreiben.“, erwidert Bruce trotzig. „Das sehe ich ganz anders! Hast du dir auch nur einmal die Mühe gemacht und genau über sein Verhalten nachgedacht? Das denke ich nämlich nicht, sonst hätte es bei dir schon längst Klick gemacht!“, zischt Ed. Batman verharrt ungerührt und mustert ihn nur streng. „Nun sieh mich nicht wie ein kleines Kind an, dass keine Eiscreme vor dem Mittagessen bekommt! Herr Gott noch mal, er hat Gefühle für dich! Denk doch nur einmal genau darüber nach! Er hat es dir bestimmt an die hundert Mal gesagt! Doch du ignorierst ihn nur. Verprügelst ihn. Schiebst alles auf seinen fragwürdigen Geisteszustand, damit du fein raus bist und dir nicht eingestehen musst, dass es dir womöglich genauso geht!“ „Ich liebe ihn aber nicht!“, knurrt Wayne nun äußerst ungehalten und drückt Ed fester gegen die Wand. Im gleichen Moment presst sich die Mündung der Waffe tiefer in seine Haut hinein. „Das weiß ich, du Idiot! Und darum geht es doch auch gar nicht! Joker liebt dich doch auch nicht! Als er das gesagt hat, war er nur durcheinander und verzweifelt. Himmel, er ist doch fast noch ein Kind! Seine Gefühle spielen völlig verrückt und er kann sie nicht richtig einordnen, weil sein bisheriges Leben ihn nicht gelehrt hat, damit umgehen zu können! Weil er immer nur verstoßen und gequält wurde. Er begreift kaum, dass es so etwas wie Liebe außerhalb von Filmen tatsächlich gibt. Und jetzt nimm endlich deine Pfoten von mir!“, knurrt Nigma und drückt die Magnum nun schmerzhaft fest gegen Batmans Kinn. Ganz langsam lässt der Mitternachtsdetektiv die Hände sinken. Unter den wachsamen Augen seines Gegenübers tritt er einen Schritt zurück. „Sehr gut. Und jetzt nimm die Hände hoch, damit ich sie sehen kann, und keine faulen Tricks! Denn, wie heißt es so schön: Ich schieße schneller als mein Schatten. Und an deiner Stelle würde ich das ernstnehmen, mein verhasster Feind!“ Nur sehr widerwillig kommt der Dunkle Ritter dieser Anweisung nach. Er weiß nur zu gut, dass Edward wirklich verboten gut schießen kann. Daher ist es im Moment vielleicht wirklich besser, seinen Worten Folge zu leisten, bis er ihn irgendwie ablenken und überwältigen kann. „Und jetzt zurück zum Thema. Joker hasst dich, und dass hat er dir unzählige Male gesagt! Es mag sich vielleicht in deinen Ohren nicht so anhören wie echter Hass, doch es ist so. Vielleicht sagt dir das Wort Hassliebe in diesem Fall auch einfach mehr? Ich würde es jedenfalls so interpretieren. Joker hat eben manchmal eine merkwürdige Art sich auszudrücken. Doch seine Gefühle sind echt. Und er wünscht sich nichts mehr, als dass du ihm das Gleiche entgegenbringst. Ist denn das so schwer? Sieh in dein Herz! Ich weiß ganz genau, dass euch etwas verbindet, das keiner von uns verstehen kann. Ihr zwei selbst vielleicht sogar eingeschlossen. Doch das heißt nicht, dass es nicht da ist. Aber du musst es akzeptieren und es ihm sagen, damit das alles hier ein Ende finden kann.“, seufzend betrachtet er den Maskierten einen Moment. „Es ist das Einzige, was er wirklich will. Dann wird all die Zerstörung und der Ärger von seiner Seite ein Ende haben. Nur drei kleine Worte. Ich hasse dich. Ist das so schwer? – Denk doch mal an all eure Treffen. Du hattest doch sogar Sex mit ihm!“ Überrascht weiten sich Bruce‘ Augen. „Oh, ja! Das weiß ich, so wie du weißt, dass ich mit ihm Sex hatte. Joker hat es mir erzählt und ich zweifle nicht an seinen Worten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich er in diesem Moment war. Und wie schwer es ihn getroffen hat, dass danach alles so furchtbar schief ging. So sehr, dass du ihn verletzt hast, auf die einzige Weise, die ihn wirklich verletzten konnte...“, angestrengt beißt sich Ed auf die Unterlippe und ringt um Fassung. „Ich werde dir niemals verzeihen, dass du ihm das angetan hast! Das du ihn vergewaltigt hast! Wie konntest du das nur tun? Was ist denn nur in dich gefahren? Und du bezeichnest dich selbst als Beschützer der Stadt? Kein Wunder, dass nicht nur wir dich nicht sehen wollen! Du verbreitest Angst, Schrecken und Schmerz, wo immer du nur kannst, und denkst anscheinend niemals über die Konsequenzen nach! Du zerstörst das Leben all dieser verirrten Seelen, die nicht wissen, wohin sie gehen sollen, und von dir nur zu Boden getreten werden, wenn sie sich doch so sehr nach Hilfe sehnen...“, eine Träne rinnt seine erhitzten Wangen hinab, doch Batman schweigt, senkt aber in einer Art Betroffenheit leicht den Kopf. „Du bist schuld daran! Du hast ihn in meine Arme getrieben, weil er sonst nicht mehr wusste wohin! Weil er jemanden brauchte, der ihn versteht. Der ähnlich denkt wie er. Der ihm zuhört und ihm beistehen kann. Du hast mich zu etwas gemacht, das ich nie sein wollte! Ich stehe nicht auf Kerle, verflucht noch mal! Und jetzt gibt es doch kein Zurück mehr. – Ich habe mich damit abgefunden. Ja, ich habe sogar tiefe Gefühle für diesen Jungen entwickelt, zu denen du anscheinend nicht einmal ansatzweise fähig zu sein scheinst, von wollen ganz zu schweigen! Doch all meine Liebe ist nicht genug, solange du so ein Arschloch bist und ihn wie den letzten Dreck behandelst! Sag ihm doch einfach, was er hören will und alles hat ein Ende!“, fleht Edward schon fast. „Das – kann ich nicht...“, kommt es erstaunlich kleinlaut von dem Rächer. „Und ob du das kannst! Du musst es ja nicht einmal ernst meinen. Er will doch nur die Worte hören. Alles andere ist egal! Doch wenn du es nicht tust, wird das Chaos immer weiter gehen. Solange bis einer von euch ins Gras beißt! Willst du das etwa?“ Schweigen. „Schön. Vielleicht brauchst du das Chaos ja genauso sehr wie Joker? Von mir aus gern. Das soll mich nicht weiter kümmern. Doch eines sage ich dir jetzt im Guten, Batman. Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber du machst dir einen mächtigen Feind mit mir! Also hör endlich auf mein Törtchen zu misshandeln!“, platzt es überaus ungehalten aus dem Rätselmeister heraus, bevor ihm ganz klar wird, was er da gerade gesagt hat. Bruce zuckt zusammen, als hätte Nigma ihn aus dem Hinterhalt heraus geschlagen, und blickt sein Gegenüber dann mit großen Augen an. „...Tört-chen...?“, fragt er mehr als irritiert. Überrascht blinzelt der Brünette. Schlagartig färben sich seine Wangen dunkelrot, als ihm klar wird, was er da gesagt hat und vor allen Dingen zu wem. Hilflos klappt ihm der Mund auf. Unartikulierte Laute kommen heraus, während er nach einer Erklärung sucht. Schließlich setzt er ein trotziges Gesicht auf und ballt die Fäuste, die Waffe weiterhin schussbereit auf Waynes schutzloses Gesicht gerichtet. „Ja, Törtchen! Hast du etwa ein Problem damit, wie ich meinen Gefährten bezeichne? Das ist ganz allein meine Sache und geht dich überhaupt nichts an! Also spar dir deine Anschuldigungen und Vorurteile, und sieh lieber zu, dass du dich gut mit Joker stellst, sonst werde ich dafür sorgen, dass du es mächtig bereuen wirst, jemals aus dem dunklen Loch gekrochen zu sein, das du als deine Fledermaushöhle bezeichnest! Und nun verschwinde von hier und stell das mit Joker richtig, ohne ihn wieder grün und blau zu schlagen! Andernfalls wirst du den Sonnenaufgang nicht mehr erleben!“ „Drohst du mir etwa?“, knurrt der Maskierte verstimmt. „Darauf kannst du dich verlassen! Und jetzt raus hier!“, profiliert sich der Jüngere aufgebracht. Der Dunkle Ritter gibt es nicht gern zu, doch die Ernsthaftigkeit im Gesicht seines Gegenübers ist nicht zu übersehen. Irgendetwas an ihr ist so durchdringend, fast schon erschreckend, dass ihm ein ungewollter Schauer eiskalt den Rücken hinabläuft. Er kann es überhaupt nicht fassen, dass ausgerechnet der sonst so harmlose Rätselmeister dieses Gefühl in ihm auslöst. Das ist so dermaßen falsch! Was ist hier nur los? Batman will es nicht, doch er fügt sich den Worten des Riddlers. Unter dem wachsamen Blick des Brünetten dreht er sich zum Fenster herum und verschwindet wieder in der Dunkelheit der Nacht. Edward bleibt allein zurück. Hilflos sinkt er auf die Knie, nachdem sein Widersacher verschwunden ist. Die Pistole gleitet ihm aus der erschlaffenden Hand und landet polternd auf dem Holzboden. Jetzt, wo Nigma alles Revue passieren lassen kann, was gerade gewesen ist, wird ihn richtiggehend schlecht. Abgehackt beginnt er zu atmen und versucht, sich irgendwie wieder zu fangen. Wer hätte gedacht, dass Ed zu so einem Ausbruch fähig ist? Klar hat er sich seit dem Verschwinden des Riddlers verändert. Ist selbstbewusster und durchsetzungsfähiger geworden. Doch das eben war wirklich heftig. Er hat es tatsächlich geschafft, Batman die Meinung zu sagen, und ihm damit sogar zuzusetzen! Er kann es kaum fassen. Ein Zittern gleitet seinen Körper hinab. Es ist eine seltsame Mischung aus verspäteter Angst und unglaublicher Erregung. Mit aller Macht hofft er, dass seine Worte das Richtige bewirken, Batman den Kopf gewaschen haben. Doch, was ist, wenn sie genau das Gegenteil hervorrufen und der Rächer seine Wut über Ed nun an Joker auslassen wird? „Oh, Himmel! Sei bloß vorsichtig, mein kleines Törtchen...“, betet er verloren in die verlassene Wohnung hinein. 4 Während dieser reizenden Unterhaltung seiner zwei Lieblingsmänner kurvt Joker durch die Straßen Gothams. Sein Ziel ist klar, seine Entschlossenheit groß, doch seine Unsicherheit, was das Aufeinandertreffen mit Batman betrifft, ist erschreckend. Der kleine Clown sitzt völlig verkrampft auf dem Fahrersitz seines Lamborghini und weiß nichts mit sich anzufangen. Hilflos kaut er auf seiner Unterlippe herum, tritt dann das Gas voll durch und versucht, seine Bedenken herunterzuschlucken. Es will ihm noch nicht so ganz gelingen, doch da kommt schon das Gebäude in Sichtweite, auf das er es diesmal abgesehen hat: Die Polizeistation! Ungesehen biegt er in eine Nebenstraße ab und verlässt den Wagen. Schon seit einer ganzen Weile hat er das Polizeirevier beobachtet. Die Gewohnheiten jedes einzelnen Gesetzeshüters in dem großen, alteingesessenen Gebäude studiert. Daher ist es äußerst wichtig, dass er ausgerechnet jetzt hier ist. Denn jetzt ist Schichtwechsel, was bedeutet, dass so gut wie jeder Cop in Gotham sich jetzt hier aufhält. Einen Kaffee trinkt, ein Pläuschchen hält, die Uniform an- oder auszieht und so weiter. Ordentlich aufgereiht warten die Polizeiwagen hinter dem Gebäude auf ihren nächtlichen Einsatz. So weit, so gut. Bis jetzt läuft alles nach Plan. Doch noch hat Joker die Polizeistation ja auch noch nicht betreten. Dafür sind noch ein paar Vorbereitungen nötig. Allerdings muss er sich beeilen, bevor sich die ersten Blauhemden wieder auf den Weg machen. Flink huscht er daher die Gasse neben dem Revier entlang, bis ganz zum Ende. Aufmerksam und geduckt, wie eine Katze auf nächtlicher Jagd, sieht er sich um, doch niemand ist in seiner Nähe. Sehr gut. In seinem wirren Kopf entfaltet sich jetzt ein Grundriss des alten Gebäudes. Mit geschlossenen Augen überfliegt er den Plan und sucht nach der Stelle, an der er sich gerade befindet. Hier gibt es einen kleinen Schacht, der ihn direkt in den Keller und zum Lüftungssystem führen wird. Noch einmal sieht sich der Clown gründlich um, dann entfernt er vorsichtig die Abdeckung des Schachts. Er ist so klein, dass vermutlich niemand auf den Gedanken kommen würde, ihn als potenziellen Zugang anzusehen. Allerdings ist auch Joker ziemlich klein, schlank und zudem sehr wendig. Daher zwängt er sich nun erschreckend elegant durch das Loch im Mauerwerk und verschwindet in der Dunkelheit dahinter. Etliche Meter und Kurven später entfernt er ein weiteres Gitter, das zur Abdeckung dient, und landet kurz darauf im Zentralraum des Belüftungssystems. Mit großen Augen blickt sich der Verrückte in dem Raum um. Riesige Metallrohre verlaufen kreuz und quer, bevor sie an verschiedenen Stellen in der Decke verschwinden und sich von dort aus durch das gesamte Gebäude ziehen. Alle Rohe haben einen gemeinsamen Ursprung. Ein gewaltiger Kessel befindet sich in der Mitte des Raumes. In ihm wird die angesaugte Frischluft von draußen erwärmt und dann überall im Gebäude verteilt. An verschiedenen Stellen wird die Luft dann noch einmal nacherwärmt oder auch abgekühlt, sodass in jedem Raum des Reviers immer eine angenehme Temperatur herrscht – ganz gleich, ob Sommer oder Winter. Diese Tatsache wird sich Joker jetzt zu Nutze machen. Aus der Tasche seiner Jacke fischt er nun eine tennisballgroße Kugel heraus. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um die von Batman befürchtete Bombe oder das tödliche Smilex. Stattdessen ist es ein starkes Betäubungsgas, das alle hier im Gebäude befindlichen Personen innerhalb von Sekunden einschläfern wird, sodass der Grünhaarige ungestört weiter seiner Arbeit nachgehen kann. Einen Moment betrachtet er sich aber erst einmal ganz genau den großen Kessel. Um die angesagte Luft durch das gesamte Gebäude zu leiten, braucht es ein paar Minuten. Und da es heute Nacht ziemlich kalt ist, dauert es ebenfalls einige Zeit, ehe die benötigte Menge Luft die Grundtemperatur von zwanzig Grad erreicht hat, mit der sie dann in das Leitungssystem eingespeist werden kann. Während die vorgewärmte Luft durch die Rohre huscht, macht der Kessel selbst eine Pause und wärmt in einem anderen Zulaufsystem Wasser an, das dann zu allen Waschbecken und Duschen des Reviers gepumpt wird. Diesen Moment passt Joker nun ab. Erst jetzt ist es ihm möglich, den Kessel gefahrlos zu öffnen und die Kugel mit dem Betäubungsgas einzubringen. Vorsichtig lässt er sie auf den Grund des Kessels fallen und verschließt ihn dann wieder. Kurz darauf beginnt ein neuer Ansaugzyklus. Als die eisige Luft von draußen auf die Hülle der Kugel trifft, zerbricht diese und gibt das Gas frei. Der grüne Dunst breitet sich schnell im gesamten Kessel aus und hindert ihn daran, noch mehr Luft anzusaugen, da seine Sensoren nun melden, dass er bereits die ausreichende Menge aufgenommen hat. Somit beginnt er nun damit, die vergaste Luft zu erwärmen, was die Wirkung des Betäubungsmittels noch verstärken wird. Momente später öffnen sich etliche Riegel im Kessel und leiten die schwere Luft in die unzähligen Rohre hinein. Geduldig wartet der Verrückte noch ein paar Augenblicke. Dann knackt er die Tür des Kesselraumes und sämtliche weitere, die ihm auf seinem Weg nach oben begegnen. Vorsichtig schleicht er die Gänge entlang, wobei ihm schon etliche, schlafende Polizisten begegnen. Auf ihn selbst hat das Mittel keinerlei Wirkung. Nach einer Weile landet er dann im Hauptbereich des Reviers, einem riesigen Saal voller Arbeitsplätze. Es erinnert fast an eine Art altertümliches Großraumbüro, doch es gibt keine Trennwände. Vor vielen Jahrzehnten befand sich in diesem Gebäude noch das alte Rathaus von Gotham. Nachdem ein neues gebaut worden war, zog die Polizei hier ein. Die weitläufige Architektur wurde aus Denkmalschutzgründen so belassen, sodass der Commissioner nun im ehemaligen Büro des Bürgermeisters sitzt. Über eine halbrunde Brüstung davor kann er problemlos in dem großen Saal blicken und all seine Männer auf einmal befehligen. Eine tolle Aussicht muss man von dort oben haben. Das geht auch dem kleinen Clown durch den Kopf, während er durch die endlosen Reihen schlafender Männer und Frauen schlendert und sich alles genau betrachtet. Langsam erklimmt er die Treppe, die zur Brüstung hinaufführt und lässt seinen Blick durch den Saal schweifen. Ein Lächeln teilt seine geschminkten Lippen. Bisher lief alles nach Plan. Doch etwas anderes hätte er auch nicht erwartet. Die einzig unbekannte Variable in seiner Gleichung stellt schließlich bloß Batman dar, und der wird sich immerhin gerade vergebens den Kopf über die Bombe zerbrechen. Allerdings wird er dafür keine Lösung finden, weshalb Joker ihm nun gleich etwas auf die Sprünge helfen wird. Überaus zufrieden bahnt er sich nun seinen Weg zum Dach des Gebäudes. Dort angekommen erblickt er einen riesigen Suchscheinwerfer ziemlich genau in der Mitte der Fläche. Im Moment ist der Scheinwerfer dunkel. Dennoch kann Joker die schwarze Fledermaus gut erkennen, die vor das Glas der Lampe montiert wurde. Das Bat-Signal. Immer, wenn ich an Dich denke Halte ich den Atem an Und ich stehe immer noch hier Und du bist meilenweit entfernt Und ich frage mich, warum wir nicht mehr eins sind Beim Anblick des Scheinwerfers beginnt sich der Grünhaarige wie ein kleines Kind zu freuen. Breit grinsend klatscht er in die Hände und hüpft hibbelig von einem Bein aufs andere, als müsse er ganz dringend auf die Toilette. Doch schon eine Sekunde später streckt eine dunkle Macht ihre Hände nach ihm aus. Rammt sie in seine schmale Brust und umklammert mit einer ungeahnten Grausamkeit sein Herz. Erschrocken bleibt ihm fast die Luft weg. Hilflos presst er seine zitternden Hände auf seine bebende Brust, atmet abgehackt und versucht, den allumfassenden Schmerz zu ignorieren. Und es tobt ein Sturm Heute Nacht durch mein gefrorenes Herz Ich höre deinen Namen in der ganzen Stadt Und es bringt mich immer zum Lächeln „Batsy...“, wimmert er schwerlich. Es ist fast so, als müsse er jeden Moment sterben, wenn er das Signal noch länger betrachtet. All die verhasst-süßen Erinnerungen an den Dunklen Ritter strömen zeitgleich auf ihn ein, als würde ihm jemand aus der Dunkelheit heraus eine Faust mitten ins Gesicht rammen. Der sündige Schmerz umklammert sein Herz immer fester, droht es zu zerquetschen, ihm die Luft abzuschnüren. Doch so schnell, wie es begann, ist alles auch schon wieder vorbei. Der Schmerz ist weg und er kann wieder unbeschwert Luftholen. Allerdings wird Joker dadurch mehr und mehr klar, dass es heute Nacht eine Entscheidung geben muss. Es muss einfach, denn länger kann er diese quälende Leidenschaft, diese zerreißende Einsamkeit, in sich einfach nicht mehr ertragen, ohne haltlos in ihr zu ertrinken. Ich verbringe meine Zeit ruhelos Denke an dich Und es macht mich fast verrückt Und es gibt ein Herz, das bricht Heute Nacht für dich Tief atmet der junge Clown ein paar Mal ein und aus. Sammelt all seine Gedanken und Gefühle wieder ein, um sie so gut wie möglich wegzusperren, damit er seine Arbeit vollenden kann. Es ist nicht mehr viel zutun, nur noch ein kleines bisschen. Und dann heißt es warten. Warten auf den Dunklen Ritter. Warten auf das Schicksal, das sich heute Nacht erfüllen wird. Warten auf die letzte Entscheidung. Den Schmerz, die Sehnsucht und die Glückseligkeit. Warten... Ich vermisse dich, Seit du weg bist Ich vermisse dich Egal, was ich auch immer sage Als er sich wieder halbwegs gefangen hat, überwindet er langsam den kurzen Weg bis zum Scheinwerfer. Nun steht er direkt davon und hat sich nie im Leben kleiner gefühlt. Langsam streckt er die Hand aus. Seine Finger zittern merklich. Als sie die strenge, kühle Glätte der schwarzen Fledermaus auf dem Glas berühren, ist es, als würde ein Stromstoß durch seinen Körper jagen. Ein wohliger Schauer gleitet seinen schmalen Rücken hinab. Sein Herz rast. Es kribbelt am ganzen Körper. Es gibt eine Nachricht tief in mir Und ich sende dir heute Nacht dieses Signal Du weißt nicht, Wie verzweifelt ich geworden bin Und es sieht so aus, als würde ich diesen Kampf verlieren Einen Moment gibt er sich all diesen Emotionen hin, dann zieht er die Hand wieder zurück und macht sich daran, die aufgesetzte Fledermaus vom Scheinwerfer zu entfernen. Es bedarf nur ein paar Handgriffen und dann umklammern seine Finger das zugeschnittene Metall so fest, das es ihm die Haut zerschneiden würde, wenn er keine Handschuhe tragen würde. Mit einer Art erregter Ehrfurcht stellt er die Schablone neben den Scheinwerfer. Dann zieht er einen Lippenstift aus der Tasche und beugt sich über das riesige Rund des Glases. In deiner Welt Habe ich keine Bedeutung, Obwohl ich mich sehr bemühe, dich zu verstehen Als er fertig ist, tritt Joker ein paar Schritte zurück und betrachtet sich sein Werk. Von hier unten sieht es gut aus. Doch das hat keinerlei Bedeutung. Es muss am Himmel von Gotham ebenfalls gut aussehen. Muss verständlich seine Botschaft über der Stadt erstrahlen lassen und den Dunklen Ritter hierher locken. Und auch das ist erst der Anfang, denn der wirklich schwere Teil kommt ja erst dann, wenn der Rächer ihn gefunden hat und hoffentlich bereit ist, ihn anzuhören... Und es ist mein Herz, das bricht Heute Nacht für dich Mit all der Hoffnung im Herzen, die er noch aufbringen kann, umklammern seine Finger den Hebel des Scheinwerfers. Einen erschreckend langen Moment ist Joker jedoch nicht in der Lage, ihn auch umzulegen. All seine Bedenken drohen ihn regelrecht zu verschlingen. Fest schließt er die unnatürlich roten Augen und versucht, sie zu verdrängen. So verharrt er stur und legt schließlich blind den Hebel um. Grelles Licht entflammt vor seinen geschlossenen Lidern und jagt ungehindert in den dunklen Himmel empor. Vorsichtig hebt er den Blick hinauf in die mit Sternen übersäte Schwärze. Freudig weiten sich seine Augen, als sie das Bild am Himmel erspähen. Sein Herz rutscht ihm in die Hose und eine Träne rinnt seine erhitzten Wangen hinab. Es ist perfekt! Ich vermisse dich, Seit du weg bist Ich vermisse dich, Ganz gleich, Was mein Freund auch sagen mag Mit einer gewissen Erleichterung begibt sich Joker zum Rand des Daches und setzt sich auf den steinernen Vorsprung. Unter sich kann er den nächtlichen Verkehr vorbeirauschen sehen. Dutzende Lichtpunkte, die das Adernetz aus Straßen entlanggleiten und Gotham Leben einhauchen. Für sie hat Joker allerdings keinen Blick. Er wartet. Wartet auf seinen Dunklen Ritter. Wartet auf Rettung. Auf Hoffnung. Auf Erfüllung eines langgehegten Traumes. Wartet... 5 Batman hat inzwischen Position auf dem höchsten Gebäude der Stadt genommen, dem Wayne Tower. Von hier aus kann er selbst bei Nacht meilenweit sehen. Fragt sich nur, ob er von hier aus auch den grellbunten Wagen des Clowns finden kann. Er zweifelt jedoch daran, dass sich der durchgeknallte Bengel irgendwo hier in der Nähe aufhält, sodass er ihn sehen könnte. Minutenlang starrt er auf die Stadt hinab und wird dabei immer unruhiger. Nichts, absolut nichts. Vermutlich wäre es sinnvoller, sich einen anderen Platz auszusuchen. Einen, der sich weiter weg von der Polizeistation befindet, und somit dem Irren mehr Sicherheit versprechen würde. Und es gibt eine Nachricht, die ich versende, Wie ein Telegraph an deine Seele Und wenn ich diese Distanz nicht überbrücken kann, Wird mein Herz vor Schmerz überlaufen Zornig wendet er schließlich den Blick ab und zieht seine Enterhakenpistole hervor, um sich wieder nach unten auf die Straße zu schwingen. Gekonnt peilt er einen Punkt am nächsten Gebäude an und will schon den Abzug durchdrücken, als er hinter sich etwas aufblitzen sieht. Kampfbereit wendet er sich herum. Was er allerdings sieht, verschlägt ihm einen Moment die Sprache. Ich vermisse dich, Seit du weg bist Ich vermisse dich, Ganz gleich, Was mein Freund auch sagen man Es sieht aus, wie das Bat-Signal, und doch ist es das nicht. Anstelle der Fledermaus prangert dort im Himmel ein riesiger Smiley! Das breite Grinsen bohrt sich regelrecht in seine Gedanken, sodass er wie erstarrt stehenbleibt und es mit offenem Mund anblickt. Als er sich wieder fängt, knirscht er mit den Zähnen. „Joker, was hast du getan?“, grummelt er in sich hinein. Doch immerhin weiß er jetzt, wo sich der Clown scheinbar aufhält. Oder eher, er hofft, dass sich der verquere Bengel noch dort aufhalten wird, wenn er dort ankommt. Zum Glück ist das Polizeirevier hier ganz in der Nähe, sodass er die Antwort in wenigen Augenblicken erfahren wird. Ich vermisse dich nicht Ich vermisse dich Ich lüge mich immer wieder selbst an Geschickt ändert Bruce daher das Ziel seines Enterhakens und schießt. Die metallische Klaue krallt sich ins Mauerwerk und schon segelt der Dunkle Ritter durch die Lüfte, seinem ewigen Widersacher entgegen... 6 Zappelig rutscht Joker auf dem Dachvorsprung hin und her. Das Warten, die Ungeduld, bringen ihn noch völlig um den Verstand. Wie lange es wohl dauern wird, bis Batman das Signal am Himmel entdecket? Und wie lange wird es dann dauern, bis er hier auftaucht? Beides kann er nicht beantworten. Allerdings dürfte es sicher ziemlich schnell gehen, dass der Mitternachtsdetektiv bemerkt, was da am Firmament auf ihn wartet. Joker würde zu gern sein Gesicht sehen, wenn der Rächer sieht, was der Grünhaarige mit dem Scheinwerfer gemacht hat. Zu schade, dass er das nicht kann. Und es tobt ein Sturm Heute Nacht durch mein gefrorenes Herz Die Frage, wie lange der Maskierte bis hierher brauchen könnte, lässt sich jedoch überhaupt nicht beantworten. Schließlich weiß Joker ja nicht, wo sich Batman zu diesem Zeitpunkt aufhält. Vielleicht ganz hier in der Nähe? Vielleicht am ganz anderen Ende von Gotham? Überall und nirgendwo? Oh, es macht ihn ganz verrückt! Wie nahe ihm der Rächer allerdings im Augenblick schon ist, ahnt er selbstverständlich nicht... Ich vermisse dich überhaupt nicht, Seit du weg bist Ich vermisse dich doch, Ganz gleich, Was mein Freund auch sagen mag Verloren starrt er weiter über die nächtliche Silhouette der Stadt. Seufzend schlägt er die Augen nieder und lässt den Kopf hängen. Vielleicht kommt er gar nicht, wenn er sieht, was Joker mit seinem Signal gemacht hat? Vielleicht will er ihm damit strafen? Vielleicht ist er auch dahintergekommen, dass es in Wirklichkeit gar keine Bombe gibt? Das alles nur dazu diente, ihn anzulocken? Vermutlich wird er also die ganze Nacht hier sitzen und nichts wird passieren. Oh, welch grauenhafte Vorstellung! Warum, warum nur muss er diesen armen, verwirrten Jungen so quälen? Ich vermisse dich Ganz in diesen hilflosen Gedanken ertrunken, bemerkt Joker den Schatten nicht, der sich nun aus der Düsternis des Daches manifestiert. Zielstrebig nähert sich die Gestalt dem großen Scheinwerfer. Seine in Dunkelheit gehüllte Hand ergreift den Hebel und drückt ihn wieder nach oben. Plötzlich ist die Finsternis hier oben komplett. Ich vermisse dich nicht Heftig zuckt der kleine Clown zusammen und dreht sich so ruckartig herum, dass er fast vom Dach fällt. In seinem Kopf herrscht der Gedanke vor, dass der Scheinwerfer wohl einen Kurzschluss oder ähnliches haben muss. Eine andere Erklärung kann es dafür gar nicht geben. Ich vermisse dich so sehr „War das mit dem Signal wirklich nötig gewesen?“, ertönt eine dunkle Stimme aus der schemenlosen Finsternis. Ein eisiger Schauer gleitet den Rücken des Grünhaarigen hinab und lässt ihn kurz erzittern. Mit weit aufgerissenen Augen kann er nun sehen, wie sich eine Gestalt aus all dem Schwarz absetzt und langsam auf ihn zukommt. Ich lüge mich immer wieder selbst an Eingehüllt in ein langes, mitternachtsschwarzes Cape und mit versteinerter Miene bleibt die Person schließlich gut ein Dutzend Schritte vom Dachvorsprung entfernt stehen und blickt ihn durchdringend an. Joker kann es kaum glauben. Er ist tatsächlich gekommen! Er ist hier! Der Mann, der ihm nach all der langen Zeit immer noch schlaflose Tage beschert, ist hier bei ihm! Batman ist nur seinetwegen gekommen! Dem kleinen Clown fehlen die Worte und er kann nur schwer die heißen Tränen zurückdrängen, die sich hinter seinen Augen sammeln. „Batsy...“, flüstert er mit brüchiger Stimme, dann tritt wieder Schweigen zwischen sie... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)