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About Clowns and Heroes

von

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Discovered


 

1
 

Mit einem angenehm ziehenden Schmerz taucht die elektrische Nadel in die glatte Haut ein. Immer und immer wieder stößt ihre scharfkantige, hohle Spitze zu und treibt dabei unablässig die grüne Farbe in den zierlichen Körper hinein. Leicht windet sich der kleine Clown unter den erfahrenen Händen des Mannes, der sich gewissenhaft über ihn beugt. Ein nahezu befriedigtes Seufzen verlässt dabei gelegentlich den Mund des Jungen, die restliche Zeit kaut er nahezu erregt auf seiner Unterlippe herum. Die Vorfreude in ihm ist groß, und daher kann er es kaum abwarten, das Ergebnis sehen zu können.
 

Dann endlich entfernt sich sein breitschultriges Gegenüber, legt die Nadel zur Seite und beginnt nun damit, die überschüssige Farbe wegzuwischen, und das zum Vorschein kommende Bild eingehend zu betrachten. Hat er womöglich eine Stelle vergessen? Ist die Farbe überall gleichmäßig deckend? Irgendetwas schief oder unsauber? Nein, nichts von alledem, doch das hat er auch nicht erwartet. Schließlich ist er ein Profi und hat seine Arbeit über viele Jahre hinweg immer mehr perfektioniert. „Und?“, fragt Joker aufgeregt, während er ungeschickt versucht, einen Blick über die Schulter auf das neue Tattoo zu werfen, was ihm im Liegen aber nicht sonderlich gut gelingt. „Ich bin fertig. Du kannst es dir anschauen.“, entgegnet ihm Snake und reicht ihm dann die Hand, um ihm aufzuhelfen.
 

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ergreift sie der Grünhaarige und hüpft dann hinüber zu dem mannshohen Spiegel in der Ecke. Gekonnt wendet er der blankpolierten Oberfläche den Rücken zu und blickt erneut über die Schulter. Begeistert weiten sich seine unnatürlich roten Augen. „Es ist wundervoll! Genauso hab ich es mir vorgestellt!“, freut sich der Verrückte sichtlich und tapst wieder zu dem Kahlköpfigen hinüber, um ihm überschwänglich die Arme um den breiten Nacken zu schlingen und ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange zu drücken. Nachsichtig lächelt der andere Mann, schüttelt den Kopf etwas darüber und wischt sich mit gespielt angewidertem Blick mit der Hand über die stoppelbärtige Wange.
 

„Klasse. Dann beug dich jetzt über die Stuhllehne, damit ich Salbe draufschmieren und dann alles einpacken kann.“, erwidert Snake dann mit leichtem Grinsen und greift nach einer Dose neben sich, während der Clown seinen Anweisungen folgt.
 


 

2
 

Das Ganze ist nun zwei Wochen her. Inzwischen ist das Kunstwerk völlig verheilt, sodass sich Joker wieder in seinen knappen, bauchfreien Sachen präsentieren kann, was nicht ganz so angebracht scheint, wo die nächtlichen Temperaturen doch inzwischen ziemlich frisch werden. Der Bengel kennt da im Allgemeinen aber nur wenig Schmerz. Bevor er das allerdings macht, möchte er selbstredend, dass jemand ganz Bestimmtes das Tattoo zu Gesicht bekommt und seine Meinung dazu äußert. Daher wartet er hibbelig darauf, dass Ed endlich eine Pause macht und er ihn nach oben ins Schlafzimmer entführen kann.
 

Als die Zeit dann gekommen ist, ergreift er die Hand seines sichtlich überrumpelten Freundes und zerrt ihn einfach mit sich, obwohl Nigma eigentlich gerade noch ein paar Ankündigungen an seine Jungs richten wollte. Die versammelten Männer grinsen nur in sich hinein, können sie sich doch ziemlich gut vorstellen, was nun folgen wird...
 

„Du meine Güte! Was ist denn so dringend, dass du mich derart durch die Gegend zerren musst...?“, entkommt es dem Brünetten etwas atemlos, als sie durch die Tür der kleinen Wohnung treten. Joker antwortet jedoch nicht gleich, sondern zieht ihn gleich weiter ins Schlafzimmer, kaum dass die Tür wieder ins Schloss gefallen ist. Und sollte dem Rätselmeister da nicht schon klar gewesen sein, was sein triebhafter Freund womöglich vorhat, so wird es ihm spätestens nun bewusst, als ihn der Bengel ungeniert gegen den Kleiderschrank drückt und ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss verführt. Etwas überfordert geht der Ältere darauf ein.
 

Eine fast schon sichtliche Erleichterung legt sich auf seine Züge, als sich der Grünhaarige wieder von ihm trennt. Dafür ist aber nicht mehr zu übersehen, was dem Kleinen gerade durch den Kopf geht, weshalb Edward das Gefühl hat, hier nicht mehr so schnell wieder unverrichteter Dinge wegzukommen...
 

„Törtchen, hör mal. Heute Nacht ist viel zu tun, wie du vielleicht mitbekommen hast. Meinst du nicht, dass du dich da noch etwas gedulden solltest, bis wir...“, er bringt den Satz nicht zu Ende, weil ihn der Junge so unschuldig-erwartungsvoll anlächelt. „Ich hab eine Überraschung für dich!“, flötet er dann, als hätte es die Worte seines Gegenübers gar nicht gegeben, und wendet ihm den Rücken zu. „Eine Überraschung? Muss mir das gefallen...?“, fragt Ed etwas unsicher, ist er im Allgemeinen doch so gar kein Freund von Überraschungen. „Ich hoffe doch, dass es dir gefallen wird, wäre sonst ziemlich blöd für dich. Mir gefällt es in jedem Fall und ich werde mich auch nicht mehr davon trennen, egal wie sehr es dir auch gegen den Strich gehen mag...“, erwidert der Clown leicht schmollend.
 

Langsam zieht er anschließend sein Hemd am Rücken etwas nach oben. Durch die Tatsache, dass seine Hosen immer ziemlich tief sitzen, entblößt sich daher sofort sein Steißbein mit dem herzförmigen Batman-Logo darauf. Wie automatisch wandern Nigmas Augen zu dem Tattoo hinab und weiten sich dann überaus ungläubig. Das Bild hat sich verändert, seit er es das letzte Mal bewusst angesehen hat. Das Zeichen der verhassten Fledermaus wird nun links und rechts von zwei grünen Fragenzeichen flankiert, die einander zugewandt sind, sodass sie wie ein Spiegelbild ihres Gegenübers aussehen. Das herzförmige Logo liegt dabei im geschwungenen, oberen Teil der Fragezeichen. Edward braucht nur einen Moment, um zu erkennen, dass die beiden Fragezeichen in ihrer einander zugewandten Position ebenfalls wie ein Herz wirken.
 

„Um Himmels willen...“, bringt er überrascht hervor und schluckt hart. „Na, gefällt’s dir?“, will der Grünhaarige nun grinsend wissen und blickt ihn über die Schulter hinweg mit großen Augen an. Ed wird sichtlich rot um die Nase, während sein Blick regelrecht auf dem Tattoo zu kleben scheint. „Ja, schon. – Wann hast du das bloß machen lassen?“, will er verwirrt wissen. Joker grinst in sich hinein. „Gleich in der Nacht, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. Snake hatte zufällig einen Termin frei, als ich vorbeikam. Also hab ich die Chance gleich mal ausgenutzt.“
 

„Aber, warum hast du das denn bloß gemacht...?“, platzt es schließlich überrumpelt aus dem Rätselmister heraus. Leicht schmollend zieht Joker sein Hemd wieder nach unten und wendet sich dann zu ihm herum. Eingehend mustert er den Älteren eine ganze Weile, dann breitet sich ein kleines Lächeln auf seinen missgestalteten Zügen aus.
 

„Weil ich dich liebe!“, meint der Grünhaarige überaus sanft. „Ich weiß, dass du das tust, doch manchmal verstehe ich einfach nicht wirklich warum. – Ich begreife ja noch nicht einmal so ganz, wieso ich dasselbe für dich empfinde...“, seufzt Ed und legt die Arme um die schmalen Hüften des Jungen vor sich, zieht ihn leicht an sich heran. Dieser schmiegt sich an ihn und verschränkt die Finger im Nacken des Brünetten, sieht ihm tief in die Augen.
 

„Weil nur du es schaffst, dass ich mich wirklich gut in meiner Haut fühle!“, erwidert der kleine Clown völlig ehrlich, dann schlägt er leicht betrübt die Augen nieder. „Als ich klein war, habe ich immer gedacht, Liebe sei ein großes und glorreiches Mysterium, dessen Geheimnis niemals gelüftet werden kann, oder es ist nur etwas, das geldgeile Filmproduzenten erfunden haben, um die Leute in die Kinos zu locken...“, er seufzt schwer, hebt dann wieder den Blick und lächelt zuckersüß.
 

„Heute glaube ich, dass wir alle mit einem Loch im Herzen zur Welt kommen und ein Leben lang auf der Suche nach dem Menschen sind, der es ausfüllen kann. – Ed – du füllst mein Herz aus...!“ Der Rätselmeister sieht ihn mit offenem Mund an und denkt schlagartig, ohne jeglichen Grund: ‚Ich werde ihn verlieren, wenn ich nicht vorsichtig bin. Keine Ahnung, woher ich das weiß, aber ich weiß es einfach. Seine Gefühle sind die reinste Achterbahn – heute so, morgen ganz anders. Da kann er noch so viel glauben und schwören. Der allumfassende Wahnsinn in seinem Kopf wird ihn früher oder später zerfressen und dann werde ich nichts mehr für ihn sein als ein weiteres Opfer zu seinen Füßen...‘
 

„Und was ist mit Batman?“, fragt er schließlich, um seinen Kopf wieder freizubekommen. Immerhin weiß Nigma nur zu gut, dass sein kleiner Freund noch immer gewisse Gefühle für die Fledermaus hegt. Einen Hass, der viel näher an Liebe grenzt, als er es eigentlich tun sollte...
 

Joker zuckt nur mit den Schultern. „Er macht mich komplett, meine Seele, mein Dasein und mein Selbst. Macht mich zu dem, was ich eben bin. Aber nur du heilst mein Herz von all seinen Qualen, die mir diese Welt eingepflanzt hat.“ Sanft lächelt Joker und ergreift Edwards Hände. „Und jetzt möchte ich, dass du auch meinen Körper ausfüllst!“ Noch ehe Ed fragen kann, was der Junge damit jetzt genau meint, zieht dieser ihn mit sich hinüber zum Bett und in die Laken hinab. „Ich – liebe dich auch.“, meint Nigma dann, nachdem der erste Schreck vorüber ist.
 

Die Frage nach dem Warum stellt sich ihm nun gar nicht mehr. Es ist einfach so und bedarf daher keiner Erklärung. Viel wichtiger ist es doch, alles daran zu setzen, diesen Jungen glücklich zu machen, um ihn nicht zu verlieren. Ihn solange bei sich zu behalten, wie es eben geht. Denn sein Verlust würde Nigma weit mehr zu Grunde richten, als es der Riddler in all den Jahren seiner miesen Terrorherrschaft in seinem Kopf je zustande gebracht hat! Das wird ihm in diesem Moment mit sagenhafter Heftigkeit bewusst.
 


 

3
 

Etwa zur selben Zeit, als Joker und Edward mit ihrer heutigen Arbeit beginnen, jagt das Batmobil durch die nächtlichen Straßen Gothams. Zerknirscht sitzt der Mitternachtsdetektiv hinter dem Lenkrad und grübelt nach. Seit er den durchgeknallten Clown das letzte Mal gesehen hat, ist schon ziemlich viel Wasser den Gotham River hinabgeflossen, wie es so schön heißt. Verständlich, dass ihn das durchaus nervös macht. Hinter den Auftritten des Grünhaarigen gab es durchaus so etwas wie eine Regelmäßigkeit, selbst noch, nachdem er ihn verletzt hatte und die Abstände damit größer wurden. Somit kann es praktisch jede Nacht soweit sein, dass er wieder zuschlägt. Doch wann und wo, und noch viel wichtiger, wie und womit?
 

Fragen über Fragen geistern Bruce im Kopf herum, auf die er so schnell wohl keine Antwort zu finden scheint. Seit Tagen hört er sich in der Stadt um, in der Hoffnung, dem Früchtchen zuvorkommen zu können, doch bisher leider vergebens. Die üblichen Verdächtigen haben ihn entweder schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen – weit länger sogar als Batman selbst – oder nur ganz kurz und flüchtig, wobei er aber weder Ärger gemacht zu haben scheint, oder sich auch nur auffällig benommen hätte.
 

Das hilft dem Dunklen Rächer also nicht weiter, erst recht, da er fürchtet, dass Joker diesmal etwas viel Größeres plant, so etwa in der Art von seinem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt letztes Jahr. Der Schwarzhaarige muss dergleichen unbedingt verhindern, weshalb es unabdingbar ist, diesen Irren endlich zu finden!
 

Der zu kurzgeratene Clown ist allerdings nicht der einzige, der ihm allmählich Sorgen bereitet. Seit der Sache in der Iceberg Lounge und seiner anschließenden Flucht aus Arkham, fehlt auch vom Riddler so gut wie jede Spur. Okay, der Brünette gilt nicht gerade als jemand, der groß Ärger macht, dennoch konnte man praktisch die Uhr nach ihm stellen. Dann flatterte wieder ein Rätsel bei der Polizei ein, das Batman zu lösen hatte, bevor der Schurke eine weitere Bank zu überfallen begann und Geiseln nahm. Doch nichts dergleichen. Und wenn Wayne es sich so bedenkt, war es um Nigma auch schon vor dem Überfall in dem Nachtclub ruhiger geworden, was ihn da aber noch nicht sonderlich beunruhigt hatte, braucht der Brünette doch manches Mal etwas länger, um sich etwas Spektakuläres auszudenken, das den Rächer in die Falle tappen lassen soll.
 

Im Gegensatz zum Joker pflegte Edward aber auch immer eine gute Beziehung zu vielen seiner Kollegen, insbesondere zum Pinguin. Daher war Oswald selbstredend die erste Anlaufstelle der Fledermaus, um herauszufinden, wo sich der Rätselmeister wohl versteckt haben könnte. Der kleine Gauner war verständlicherweise nicht sehr angetan vom unangemeldeten Besuch des Dunklen Ritters, doch letztendlich musste der Vogel natürlich singen – irgendwie jedenfalls.
 

Nach einem ziemlichen Hin und Her berichtete er Batman schließlich, dass sich Joker wohl vor einer Weile bei Nigma verkrochen hatte. Ob dem immer noch so ist, konnte Pinguin allerdings nicht sagen, nur dass die zwei einige Male bei ihm waren, um Geschäfte mit ihm abzuschließen. Welche Art von Geschäften wollte Oswald jedoch nicht preisgeben, aus Angst, dass Joker ihm dann einen unschönen Besuch abstatten könnte, da konnte ihm Bruce so viel drohen wie er wollte.
 

Seit einer Weile hatte er den Clown aber nicht mehr gesehen und nur mit Ed konferiert. Als er Nigma darauf angesprochen hatte, meinte dieser wohl, dass er ebenfalls nicht wisse, wo sich der Bengel rumtreibe. Oswald wisse aber auch nicht, wo sich der Brünette aufhält, was Bruce ganz klar als Lüge identifiziert hat, ihn aber nicht dazu bringen konnte, etwas zu verraten. Batman kann ihn schließlich höchstens verprügeln und nach Arkham zurückbringen, wohingegen Joker ihn für ein falsches Wort unzweifelhaft töten wird.
 

Somit ist der Maskierte dadurch leider auch nicht so viel weiter wie erhofft. Auf den Straßen erzählt man sich aber, dass der Riddler sich wohl in die Narrows verkrochen soll. Nicht gerade eine berauschende Aussicht, wie Bruce zugeben muss. Weder für die Fledermaus noch für den Rätselmeister, weshalb es schon einen gewaltigen Grund geben muss, warum sich der Brünette in solch offensichtliche Gefahr begibt. Dennoch wird er dem Hinweis nachgehen. Ihm bleibt ja auch nichts anderes übrig. Aus Nigma bekommt er dann ganz sicher heraus, wo sich der Joker verkrochen hat, sollte dieser nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten und es ihm verraten haben. Schließlich leidet der Rätselmeister unter einer angeborenen Störung, die ihn zwingt, immer die Wahrheit zu sagen.
 


 

4
 

An der Grenze zu den Narrows stoppt das Batmobil schließlich verborgen in den Schatten. Langsam steigt der Fahrer aus und geht zu Fuß weiter, dass ist in jedem Fall sicherer. Sein Wagen würde ungewollt jede Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ihn schnell zur Zielscheibe all der Verbrecher hier machen. So eine Verzögerung kann er sich jetzt aber keinesfalls leisten.
 

Er ist noch nicht lange unterwegs, da fällt ihm auf, dass sich hier so einiges verändert zu haben scheint. Es ist zwar schon Ewigkeiten her, seit er das letzte Mal bewusst oder absichtlich hier war und noch viel länger, dass er die Gelegenheit hatte, sich hier auch genauer umzusehen, doch er ist sich sicher, dass hier etwas Großes vor sich geht...
 

Die Hauptstraße, auf der er sich gerade befindet, ist frisch asphaltiert, kein einziges Schlagloch trübt den Blick. Ein glattes, schwarzes Band in die Nacht hinein, einzig unterbrochen von akkurat angebrachten weißen Fahrbahnmarkierungen. Zudem ist auch der Bürgersteig gefahrlos zu betreten, alle Steine lückenlos verlegt, schnurgerade im Lot und bombenfest. Keine Müllberge, über die man erst steigen muss, vom Schutt zerfallener Gebäude ganz zu schweigen. Die Nebenstraßen sind zwar in noch keinem so tollen Zustand, aber an vielen Punkten ist zu erkennen, dass an ihnen scheinbar schon gearbeitet wird.
 

An einigen Stellen fehlen Gebäude, an anderen Stellen sieht es so aus, als wenn neue gebaut werden sollen oder es gerade werden. Hier und da scheint es richtige Baustellen zu geben. Große Flutlichter erhellen diese Bereiche und unzählige Männer und Frauen wuseln geschäftige herum. Absperrzäune sucht der Ritter hingegen vergeblich, was in seinen Augen ein unglaubliches Maß an Vertrauen voraussetzt oder einfach nur von sagenhafter Dummheit spricht. Eine ganze Weile betrachtet sich Wayne diesen skurrilen Anblick. Was geht hier nur vor? Nie hat er erlebt, dass die Leute, die es gezwungenermaßen hierher verschlagen hat, auch nur irgendein Interesse daran hatten, hier etwas aufzubauen oder auch nur aufzuräumen. Ob das wohl etwas mit der vermeintlichen Anwesenheit des Riddlers zu tun haben könnte? Immerhin ist weithin bekannt, dass er ein fast schon zwanghafter Ordnungsfanatiker ist.
 

Er lauscht eine Weile den Gesprächen auf der Baustelle, kann jedoch nicht viel erfahren, das ihm irgendwie weiterhelfen könnte. Nicht ein einziges Mal fallen die Worte Riddler oder Joker. Mehrmals sprechen die Arbeiter aber von ihrem König, ein oder zwei Mal auch von ihrem sogenannten Prinzen. Damit ist Batmans Verwirrung nahezu komplett. Irgendetwas sehr Seltsames scheint hier vor sich zu gehen, von daher sollte er sich besser beeilen.
 

Allerdings weiß er beim besten Willen nicht, wo sich der Riddler, der Joker oder dieser ominöse König mit seinem Prinzen aufhalten könnten. Ziellos läuft er daher weiter, bis er an einer weiteren Baustelle ankommt. Es wirkt, als würde hier ein Krankenhaus oder dergleichen gebaut werden. Viel fehlt nicht mehr, um das Gebäude fertigzustellen, weshalb die meisten Arbeiten drinnen stattfinden. Hinter den großen, hellerleuchteten Fenstern kann Bruce unzählige Leute hin- und herlaufen sehen. Außerhalb beschäftigt man sich derweilen mit dem Anlegen eines weitläufigen Gartens und verschiedenen Parkmöglichkeiten. Was geht hier nur vor sich? Erneut versucht er zu lauschen. Diesmal scheint er etwas mehr Glück zu haben und bekommt ein Gespräch zwischen einem Schichtleiter und einem Burschen mit, der wohl hier neu zu sein scheint.
 

Das Ganze erweist sich als Volltreffer, da der Schichtleiter dem anderen Mann anweist, etwas abzuholen, das ihr sogenannter König besorgt hat, und das sich in dessen Unterkunft befinden soll. Überaus genau beschreibt der Schichtleiter seinem Gegenüber, wie er dort hinkommt und wie er sich auszuweisen hat. Wenig später besteigt der Bauarbeiter einen alten LKW und macht sich auf den Weg. Gekonnt versteckt sich Batman in dem kleinen Anhänger. Während der Fahrt kann er prima beobachten, was sich noch so alles in den Narrows verändert zu haben scheint, was nicht gerade wenig ist. Es wirkt, als würde dieser seit Jahren vernachlässigte Bezirk wieder völlig neu aufgebaut werden!
 

Irgendwann stoppt der Wagen dann, der Fahrer steigt aus und spricht mit ein paar Männern, die ihm augenblicklich entgegenkommen. Diese Gelegenheit nutzt Batman und verlässt ungesehen den Anhänger. Geschwind huscht er hinter eine Hausecke und späht zu den Anwesenden hinüber. Die Männer sind schwer bewaffnet und wirken nicht gerade ungefährlich. Ein großes Rolltor öffnet sich hinter ihnen und noch mehr Männer tauchen auf, und dann beginnen sie damit, große Kisten zu verladen, die hinter dem Rolltor aufgestapelt stehen. Es ist allerdings nicht zu erkennen, was sich in ihnen befindet. Dennoch hat Bruce das Gefühl, hier richtig zu sein. Die Kisten sind nämlich alle mit einem großen, grünen Fragezeichen bemalt! Also hat Riddler hier tatsächlich irgendwie seine Finger im Spiel. Ist er vielleicht sogar der König, von dem die ganze Zeit gesprochen wurde? Zumindest soll dies hier ja sein Versteck sein.
 

Das Gebäude macht auf Wayne allerdings eher den Eindruck einer alten Autowerkstatt. Das Schild über dem Rolltor ist jedoch so verwittert, dass man es nicht mehr entziffern kann, und nichts deutet daraufhin, was jetzt dort drinnen vor sich geht. Hält sich hier wirklich ein König auf oder der Riddler? Irgendwie sieht es ganz und gar nicht danach aus. Dem Rächer fällt allerdings auf, dass auf der Garage ein Anbau thront. Vielleicht ein Hinweis? Er wirkt bei Weitem zu klein, als das all diese Männer dort drinnen hausen könnten.
 

Geschickt erklimmt er die raue Backsteinwand der ehemaligen Werkstatt und späht dann durch eines der großen Fenster auf dieser Seite. Der Raum dahinter liegt im schemenlosen Dunkeln. Als Batman mit einer kleinen Taschenlampe hineinleuchtet, erkennt er eine Art Wohnzimmer mit integrierter, offener Küche. Als er die Lampe wieder abschaltet, entdeckt er einen Lichtschimmer, der von einem Zimmer hinter dem Flur auf der anderen Seite des Anbaus zu kommen scheint. Dort befindet sich also womöglich jemand. Langsam tastet er sich an der Wand entlang zur gegenüberliegenden Seite.
 

Dort erwartet ihn eine Art Balkon. Durch die nackte Dachpappe wirkt er ziemlich unfertig, doch es stehen einige Möbel darauf, sodass der Look vielleicht sogar gewollt ist. Lautlos klettert er über die hohe Umrahmung und landet er darauf. Kurz danach nähert er sich geduckt dem einzigen Fenster auf dieser Seite. Ein kleiner Lichtkegel dringt durchs Glas, das Fenster selbst ist jedoch geschlossen und hat die Ausmaße einer Tür, weshalb es sicher auch als Zugang für den Balkon gedacht ist. Ganz vorsichtig linst er in den Raum hinein, der sich als kleines Schlafzimmer entpuppt. Was sich ihm dort allerdings bietet, verschlägt dem hartgesottenen Helden glatt die Sprache...
 


 

5
 

Während sich Bruce im Anhänger des LKWs versteckt und verwundert all die Veränderungen in den Narrows registriert, küssen sich die beiden Kriminellen voll jugendlicher Sehnsucht. Ihre Klamotten haben längst das Zeitliche gesegnet und liegen als wirrer Haufen neben dem Bett auf dem Boden verstreut. Als sich ihre Lippen nun wieder trennen, legt Joker den Kopf auf die Seite, woraufhin sich Edward an dessen ungeschütztem Hals zu schaffen macht. Die Finger des Clowns wühlen sich derweilen durch die seidig-braunen Haare seines Partners. Verlangendes Seufzen dringt dabei aus dem Mund des Verrückten, als die Hände des Rätselmeisters erst über seine Brust hinweggleiten und dann so herrlich warm seine Seiten entlangfahren.
 

Der zierliche Körper windet sich unter ihm, ihre erwachten Erregungen reiben heiß und pochend aneinander. Langsam hebt Nigma den Blick und mustert seinen kleinen Freund, der mit verhangenen Augen zu ihm aufsieht. Dem Rätselmeister scheint es so, als bräuchten sie heute viel weniger Zeit zum Vorbereiten als noch bei ihrem ersten Mal. Vermutlich sogar verständlich. Immerhin weiß der Brünette ja nun, was ihn erwarten könnte, weiß, wie es geht und was er tun muss, um Joker Freude zu bereiten, und noch viel wichtiger: Der Riddler ist weg, sodass er sich voll und ganz konzentrieren kann und dadurch ein gewisses Verlangen tief in ihm geweckt wird.
 

Daher zögert er auch gar nicht lange, raubt dem Liegenden fahrig einen weiteren Kuss und schlingt dabei die Finger um die beiden harten Organe. Gleitet hinauf und hinab, übt wechselnden Druck aus und reibt mit dem Daumen immer wieder über die empfindlichen Spitzen hinweg. Taucht in die süße Lust dort ein. Jokers grellgrün lackierte Nägel bohren sich mit einem sagenhaft erregenden Schmerz in Edwards Schultern hinein, während sein heißer Atem stoßweise den Hals des Älteren streift, sodass diesem ein prickelnder Schauer nach dem anderen den Rücken hinabjagt und ihn nur noch wuschiger macht. „...Ed...“, wimmert der kleine Clown in Griff des Brünetten.
 

Ein zufriedenes Schmunzeln huscht über die Züge des Rätselmeisters hinweg. Es ist einfach nur unglaublich, welch allumfassende Wirkung er doch auf den Jüngeren zu haben scheint. Wie ihn so wenige Handgriffe schier an den Rand des Wahnsinns zu bringen vermögen. Noch mehr als das fasziniert ihn allerdings seine eigene Selbstsicherheit in dieser ungezügelten Situation. Ein Gefühl, das er bis dato praktisch nicht gekannt hat, wenn er nicht gerade dastand und Batman mit einem seiner Rätsel quälen konnte. Der Einfluss des Riddlers ist gebrochen, der Parasit endgültige verschwunden, und dennoch kann Ed noch immer nicht fassen, dass es tatsächlich so ist und es so eine deutliche Auswirkung auf ihn hat. Er nun ein ganz neuer Mensch zu sein scheint.
 

„Oh, Ed! – Nimm mich...!“, schnurrt ihm der Grünhaarige ins Ohr, was einen weiteren Schauer seinen bebenden Rücken hinabjagt. Verlangend beißt er sich auf die Unterlippe und versucht einen kühlen Kopf zu bewahren. Nichts lieber würde er jetzt gern tun, als Joker seinen Wunsch zu erfüllen, dennoch ist da etwas in ihm, das ihn hemmt, dem so selbstsicher zu folgen, wie er sich doch eigentlich fühlt – oder glaubt, sich zu fühlen. Daher trennt er sich etwas von seinem Partner und sucht erneut dessen Blick.
 

Ed wirkt stets so farblos, wie irgendein Kerl, an dem man auf der Straße vorbeigeht, ohne ihn überhaupt zu bemerken, und würde niemals Make-up auftragen, um hübscher auszusehen – so wie es der kleine Clown unter ihm mit hartnäckiger Inbrunst tut –, aber in diesem Moment wirkt es, als hätte auch er sich geschminkt. Seine Wangen färben sich nämlich in einem fast schon unmöglichen Rot, als er Joker seinen Wunsch äußert. Dennoch ist seine Stimme erstaunlich fest, als dulde sie keine Wiederworte. „Kannst du dich wieder auf meinen Schoß setzen...?“
 

Einen Moment mustert ihn der zu kurzgeratene, junge Mann ausdruckslos. Dann legt ihm Joker die Hand auf die Brust und drückt ihn von sich weg. In diesem Augenblick fürchtet Nigma, dass er einen Fehler gemacht hat und jetzt alles vorbei sein könnte. Betroffenheit legt sich auf sein heißes Gesicht, während er sich gehorsam von seinem Gegenüber entfernt und sich mit hängenden Schultern neben ihn setzt. Das war’s dann wohl mit der Zweisamkeit. Der Brünette hat es gründlich versaut...
 

Allerdings kommt es im Leben meistens ganz anders als man denkt, und so ist es wohl auch jetzt. Der Grünhaarige setzt sich ebenfalls auf, wendet sich ihm zu und legt ihm dann sanft die Hände auf die erhitzten Wangen, damit sie sich in die Augen sehen können. „Was schaust du denn so traurig?“, fragt ihn der Verrückte verwundert. „Ich – ich dachte...“, weiter kommt Edward nicht, da unterbricht ihn sein quirliger Partner auch schon. „Aber du sollst doch jetzt nicht denken, mein Hübscher!“, flötet er frech grinsend.
 

Noch ehe Nigma dem etwas erwidern kann, legen sich die herrlich weichen Lippen des Jungen auf die seinen und verführen ihn zu einem tiefen Kuss, der ihm überdeutlich klarmacht, dass das hier ganz sicher noch längst nicht vorbei ist! Mehr als erleichtert und auch irgendwie ausgehungert, geht der Rätselmeister darauf ein. Das Ganze steigert sich merklich, während Joker geschickt auf den Schoß des Älteren gleitet. Sanft legen sich Edwards Hände um die schmalen Hüften, ziehen ihn dichter zu sich heran. Bereitwillig geht der Verrückte darauf ein, sodass sich ihre Erregungen nun wieder ungehindert berühren können. Sehnsüchtig reiben sich die beiden Organe aneinander.
 

„Bereit?“, haucht der kleine Clown keuchend. „In – jedem Fall.“, gibt Nigma willentlich zurück und verstärkt seinen Griff um die Hüften des anderen. Tief sehen sie sich in die Augen, während sich Joker erst auf die Knie aufrichtet und sich dann mit Eds Hilfe hoch genug für ihre Vereinigung drückt. Gewissenhaft korrigiert er seine Position, bis die feuchte Spitze seinen Eingang berührt. Der Brünette stößt ein Keuchen aus. Es fühlt sich so wunderbar an, diesen willigen Körper in Händen zu halten. Zu spüren, wie sich all die Muskeln unter der warmen Haut bewegen. Niemals hätte er sich so etwas träumen lassen, und doch tun sie es ja nicht zum ersten Mal.
 

Fest legen sich Jokers Hände auf Edwards Schultern, ihre Blicke treffen sich unverwandt. Dann atmet der Grünhaarige tief durch, wodurch sich sein Körper merklich entspannt und damit beginnt, die sehnsüchtige Erregung des Älteren in sich aufzunehmen. Zentimeter für Zentimeter schiebt sie sich voran, wobei sie der zuckende Muskelring regelrecht gierig einzusaugen scheint. Momente später sitzt der kleine Clown wieder auf seinem Schoß und sie küssen sich erneut. Stützend legen sich die Hände des Brünetten auf den Rücken den Jungen, dann zieht er die Beine an und kreuzt sie vorsichtig unter dem Po seines Partners. Kurz darauf beginnt sich der Prinz zu bewegen, während der König dem rhythmisch entgegenzukommen versucht. Ihr heißes Stöhnen füllt wenig später den Raum aus.
 


 

6
 

Und genau das ist es, was Batman zu sehen bekommt, als er so unbedarft durch das Fenster blickt. Er kann es kaum fassen. Er hätte wirklich alles erwartet, nur nicht das...
 

Batman ist innerlich sehr erleichtert darüber, Riddler endlich gefunden zu haben, und zudem auch noch diesen durchgeknallten Clown, was ja sein eigentliches Ermessen war. Sehr gut kann er sich nun auch vorstellen, dass Nigma der König sein soll, von dem die Arbeiter gesprochen haben. Es würde in jedem Fall zu allem passen, was er bisher erfahren hat. Gleichwohl kann er sich vorstellen, dass Joker der genannte Prinz ist. Diese Tatsache ist sogar noch einleuchtender und offensichtlicher, immerhin bezeichnet sich der Bengel ja nicht umsonst schon selbst als Prinz von Gotham, und dank der Bevölkerung trägt er ja auch noch den fragwürdigen Titel Prinz des Verbrechens.
 

Hier in den Narrows haben die beiden allem Anschein nach ein ziemlich gutes Versteck gefunden, wie der Rächer zugeben muss. Und scheinbar verfolgen sie auch noch einen interessanten Plan, wobei sich Bruce noch nicht sicher ist, welchen Vorteil sich die beiden Verbrecher damit erhoffen, wenn sie diesen runtergekommenen Bezirk wieder etwas herrichten. Das gilt es also in jedem Fall noch herauszufinden. Immerhin könnte ja auch etwas Zerstörerisches dahinterstecken, das Gotham niederstrecken soll und nur die Narrows am Ende übrigbleiben lässt. Der ganze Wiederaufbau somit nur als Tarnung dienen könnte. Eine furchtbare Vorstellung, doch ganz sicher nicht ausgeschlossen, wenn der größenwahnsinnige Clown mit dem selbstgefälligen Riddler unter einer Decke steckt.
 

Und das im wahrsten Sinne des Wortes, wie Wayne ja nun leider Gottes mit eigenen Augen so unfreiwillig zu sehen bekommt. Von dem triebgesteuerten Bengel hat er nicht wirklich etwas anderes erwartet, erst recht, wo Batman ihn ja zuletzt so abgelehnt, bestraft und verletzt hatte. Bedeutet das, dass das Früchtchen also doch endlich etwas dazugelernt hat und ihn in Zukunft diesbezüglich in Ruhe lassen wird? Sich einen anderen gesucht hat, um seinen fragwürdigen Gelüsten nachgehen zu können? Doch warum ausgerechnet den überaus sensiblen Rätselmeister, der vor allem und jedem zu kuschen scheint? Immerhin ist er praktisch das hundertprozentige Gegenteil von Batman und kann dem wilden Clown damit unmöglich standhalten. Nigma sieht man zudem nun wirklich nicht an, dass er solche homosexuellen Neigungen haben könnte. Doch heißt es nicht, stille Wasser sind tief? Das ist wohl die einzig richtige Aussage, um Edward in diesem Fall zu beschreiben. Er ist nicht nur der Herr der Rätsel, sondern stellt selbst ein sehr vielschichtiges Rätsel da, das Bruce womöglich niemals ganz entschlüsseln können wird...
 

Der Mitternachtsdetektiv will sich das nicht mitansehen, will es nicht einmal in seinem Kopf haben oder auch nur in irgendeiner Weise begreifen, akzeptieren oder darüber nachdenken müssen. Doch etwas tief in ihm drin hindert ihn daran, sich dem zu entziehen. Seine Augen kleben praktisch an er absurden Szene vor sich. Widerwillig fügt er sich diesem schier unüberwindbaren Zwang und sieht genauer hin, studiert seine erbittertsten Gegner regelrecht.
 

Sie wirken unglaublich vertraut miteinander, dass fällt ihm als Erstes auf. Daraus schließt er, dass sie wohl kaum zum ersten Mal mit einander kopulieren. Sie wirken selbstsicher, perfekt auf einander abgestimmt, scheinen genau zu wissen, was sie tun. Durch das geschlossene Fenster kann er die beiden zwar nicht hören – was er auch keinesfalls will, obwohl er mehr als ein Hilfsmittel in seinem Gürtel hat, das ihm das ermöglichen würde –, doch das braucht er auch gar nicht, um zu sehen, dass ihr gemeinsames Tun keinerlei Worte bedarf und nicht nur zur reinen Befriedigung zu dienen scheint. Es wirkt, als würde dort viel mehr dahinterstecken – weit mehr, als sich Bruce eingestehen will und weit mehr, als er den beiden jemals zutrauen würde.
 

Stumm sieht er ihnen weiterhin zu, doch nun nicht mehr nur mit seinem analytischen Auge. Nein, nun meldet sich auch sein Körper zu Wort, oder eher gesagt sein Herz. Ein nahezu unbekannter Stich erfasst das lebensspendende Organ und lässt es für eine Sekunde auf seltsame Weise schmerzen. Missbilligend verzieht der Rächer das Gesicht. So ein merkwürdiges Gefühl hat er in dieser Form noch nie empfunden und begreift daher nicht, was es jetzt zu bedeuten hat. Was er allerdings merkt, ist, dass das Gefühl immer stärker wird, je länger er dem Ganzen beiwohnt. Dennoch kann er sich weder der Szene noch dieser fremdartigen Empfindung entziehen, obwohl inzwischen alles in ihm danach zu schreien beginnt...
 


 

7
 

Stöhnend geben sich die beiden Kriminellen immer mehr ihrem Treiben hin. Nicht mehr lange und sie werden über die Klippe gehen. Dieser Empfindung folgend, schließt Ed seinen kleinen Freund fester in die Arme und legt den Kopf auf dessen Schulter ab. Wie ein Ertrinkender klammert sich der Clown daraufhin an ihm fest. Seine Bewegungen werden ungestümer, seine Stimme lauter. Fast schon tröstlich streichelt Nigma ihm über den bebenden Rücken. Unbewusst hebt er dann etwas den Blick, als er glaubt, einen Schatten im Fenster zu sehen. Selbstredend denkt er, dass es sich dabei um ihre eigenen Schatten handeln muss. Etwas anderes wäre schlichtweg absurd.
 

Das Licht der Nachttischlampe ist in dem völlig dunklen Zimmer stark genug, um dem Rätselmeister zu zeigen, dass es allerdings nicht nur ein eingebildeter Schatten ist und schon gar nicht der Schatten ihres Tieres mit zwei Rücken, den er im glatten Glas des Fensters gesehen haben will. Oh, nein! Es ist weit mehr, es ist Batman!
 

Zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort wäre Ed vermutlich vor Schreck fast gestorben, wenn der Maskierte so plötzlich und unerwartet bei ihm auftauchen würde. Jetzt jedoch nicht. Was ihn jetzt durchströmt, ist eher blanke Wut. Er hätte nicht gedacht, dass der Ritter ihn hier finden würde, und schon gar nicht ausgerechnet jetzt.
 

Entgegen aller Annahmen reagiert Nigma jedoch gar nicht darauf. Ungerührt führt er ihr Tun weiterhin gewissenhaft aus. Und um ganz ehrlich zu sein, macht es ihn auf seltsam perverse Weise sogar noch mehr an, zu wissen, dass Batman ihnen dabei zusieht! Es bereitet ihm richtiggehend Genugtuung, erst recht, da der Mitternachtsdetektiv zutiefst angewidert und verärgert aussieht. Doch da scheint noch eine Empfindung zu sein, die ihm der Brünette nie im Leben zugetraut hätte. Es wirkt fast so, als wäre der Dunkle Held tatsächlich so etwas wie eifersüchtig!
 

Das ist gut! Das ist sogar mehr als gut, der reine Wahnsinn! Innerlich kann sich der Brünette ein Grinsen gar nicht verkneifen. Ed beginnt sich sogar zu fragen, ob er seinen verhassten Zuschauer wohl noch mehr ärgern kann als nur allein mit der Tatsache, dass er überaus erfolgreich Hand an den Bengel legt, den Batman vermutlich für sein persönliches Eigentum hält, so herrisch wie er über den Jungen zu bestimmen versucht. Sich ein bisschen dafür an ihm revanchieren kann, dass er Joker ständig so schlecht behandelt. Denn seien wir doch mal ehrlich. Batman ist selbst schuld, hat er den kleinen Clown doch mit seinen Taten praktisch eigenhändig in die Arme des Rätselmeisters getrieben.
 

Daher sucht Ed nun ganz offen heraus den Blick des Älteren. Als sich ihre Augen treffen, zuckt Bruce leicht zusammen, und Nigma kann ihm ansehen, dass er sich gern zurückziehen würde. Stattdessen bleibt er allerdings an Ort und Stelle und erwidert trotzig den Blick des Jüngeren. Etwas Verwundertes scheint in seinen verborgenen Augen zu liegen. Doch Edward erkennt dennoch, worum es sich handelt. Die Fledermaus wundert sich darüber, dass der Rätselmeister keinen Schreck bekommen hat, so wie sonst immer, und damit ihr Tun womöglich beendet wäre. Es vielleicht sogar zu einem Kampf kommen könnte.
 

Diesen Gefallen wird ihm der Brünette aber ganz sicher nicht geben. Batman will sie also schamlos beim Sex beobachten? Bitte, warum auch nicht! Ed hat nichts zu verbergen, und würde Joker die Anwesenheit seines fiesen Lovers mitbekommen, würde er da sicher ganz genauso denken. Soll er doch gaffen und neidisch auf das sein, was er für immer vergrault hat – was er in dieser Form sowieso nie gehabt hat.
 

Somit fängt Edward jetzt tatsächlich an zu grinsen, und zwar so dermaßen dreckig, wie Wayne es ihm im Leben nicht zutrauen würde. Tja, was soll man sagen? Der Maskierte kennt ja auch noch nicht den neuen Ed, den selbstbewussten Ed. Doch jetzt wird er ihn definitiv kennenlernen! Zumindest so weit, wie es auf diese begrenzte Weise eben möglich ist, damit Joker nichts davon mitbekommt.
 

Überaus missbilligend hält Batman dem Grinsen seines Gegenübers stand, und etwas anderes hat der Rätselmeister auch gar nicht erwartet. Also weiter im Text. Er ist sich nämlich ziemlich sicher, dass er es schaffen wird, dass diesem miesen Spanner die Kinnlade runterfällt. Allein nur von der Vorstellung dessen, könnte er schon auf der Stelle kommen! Doch er beherrscht sich, konzentriert sich auch weiterhin akribisch auf seinen kleinen Freund. Doch wenn er das Arschloch vor dem Fenster wirklich ärgern will, muss er sich definitiv ziemlich beeilen, und dass nicht nur, weil der Maskierte sicher nicht mehr lange mitspielen wird.
 

Also löst er nun eine Hand vom bebenden Rücken des Clowns, ballt sie zur Faust, hält sie dem anderen Mann entgegen und streckt dann langsam und mit sichtlicher Genugtuung den Mittelfinger aus. Fick dich, Batman! Wieder grinst Edward in sich hinein. Mann, wer hätte gedacht, dass sich so was so gut anfühlen würde, oder dass er jemals die Chance dazu bekommen würde, sich auf so ein Niveau herabzulassen und es so dermaßen zu genießen? Färbt da etwa etwas von Jokers unflätiger Art auf ihn ab? Das ist gut, nur weiter so!
 

Noch bekommt er allerdings nicht die gewünschte Reaktion des Mannes in schwarz, und um ehrlich zu sein, hat er das auch noch nicht wirklich erwartet, trotz der Tatsache, dass Batman klar ist, dass Ed so etwas Billiges niemals machen würde. Aber das stört den Brünetten nicht, noch ist er schließlich nicht fertig mit ihm.
 

Jetzt legt er die geballte Faust mit dem noch immer ausgestreckten Mittelfinger wieder auf den Rücken seines kleinen Freundes. Sinnlich gleitet er an der verschwitzten Haut herab, wodurch sein Finger als eine Art Wegweiser funkgiert. Sichtlich verstimmt folgt Bruce seinem Zeig immer weiter nach unten. Dann stoppt der Finger schließlich über dem Steißbein des Verrückten – genau dort, wo sich das von der Fledermaus ach so verhasste Tattoo des Bengels befindet. Überrascht stellt Wayne allerdings fest, dass es sich verändert hat. Er braucht nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen. Und dann passiert das, was sich Nigma so sehr gewünscht hat: Batman entgleiten sämtliche Gesichtszüge!
 

Oh, der Anblick ist so dermaßen geil, dass man es gar nicht aushalten kann! Und das muss der Rätselmeister auch gar nicht. In diesem Moment wirft Joker haltlos den Kopf in den Nacken, stöhnt atemlos den Namen seines Geliebten und kommt in einer grellweißen Explosion, die Edward unweigerlich mit sich reißt, und in die er sich nur allzu bereitwillig hineinfallen lässt. Für diesen herrlichen Moment schließt der Brünette angetan die Augen, um alles völlig zu verinnerlichen.
 

Als er sie wieder öffnet, glaubt er nicht, dass Batman noch da sein würde. Allerdings überrascht es ihn auch nicht wirklich, nun festzustellen, dass dieser penetrante Kerl noch immer vor dem Fenster hängt, gleich einem notgeilen Teenager, der seiner Nachbarin beim Umziehen zuzusehen versucht, auch wenn diese längst die Vorhänge zugezogen hat.
 


 

8
 

Langsam löst Ed den Griff von dem kleinen Clown und sie trennen sich voneinander. Kraftlos lässt sich Joker nach hinten in die Laken fallen und holt mit geschlossenen Augen abgehakt Luft. Nigma bleibt noch einen Moment ungerührt sitzen und grinst Batman rotzfrech entgegen, was der Held zähneknirschend über sich ergehen lässt.
 

Nun öffnet der Grünhaarige wieder seine seltsam roten Augen und streckt die Arme aus. Sichtlich ist die Erregung in seinen zierlichen Körper zurückgekehrt und sehnt sich abermals noch Befriedigung. Der Brünette ist nur allzu bereit, sie ihm zu verschaffen, empfindet er doch nicht anders, erst recht mit ihrem stillen Beobachter. Unbemerkt wirft er der Fledermaus einen weiteren Blick zu, bevor er sich zu dem schnurrenden Jungen hinabbegibt, der sich ungeduldig in den zerwühlten Laken windet.
 

Bereitwillig spreizt der Verrückte die Beine auseinander und legt seinem Partner die Arme um den Nacken, zieht ihn zu sich heran. Seine langen Beine schlingen sich um die Hüften des Älteren und dieser ändert noch kurz etwas an ihrer Position, bevor er sich ganz zu ihm herablässt.
 

Als sie sich nun küssen, – so voller Liebe und Leidenschaft – stürzt das Bild gefährlicher Irrer, das Batman sich stets von ihnen vor Augen gehalten hat – selbst jetzt noch, wo er sie bei dergleichen beobachten konnte –, mit einem fast schon hörbaren Krachen in sich zusammen. Sie sehen jetzt mehr wie Romeo und Julio als wie Bennie und Clyde aus; jung, verliebt, unschuldig und so verletzbar wie zwei kleine Kinder, die sich im Wald verirrt haben und dort langsam wahnsinnig geworden sind.
 

Die beiden geben hier nicht nur ihren ungezügelten Trieben nach, um sich in dieser verkorksten, sie ablehnenden Welt so etwas wie Befriedigung zu verschaffen, nein, sie empfinden etwas für einander. Etwas, das tatsächlich vergleichbar mit Liebe sein könnte!
 

Beinahe schlagartig verschwinden daher seine Verachtung und seine Wut, die das Grinsen des Rätselmeisters in ihm ausgelöst haben. An ihre Stelle tritt allerdings wieder diese seltsame Eifersucht, die er eben schon empfunden hat und die er sich nicht wirklich erklären kann. Oh, ja. Mittlerweile ist ihm klargeworden, was das für ein Gefühl ist, weshalb er es nun beim Namen nennen kann, auch wenn es ihm ganz und gar nicht schmeckt, dass diese beiden Spinner so eine Regung in ihm zustande gebracht haben.
 

Doch warum? Warum empfindet er so? Warum macht es ihn schier wahnsinnig, mitanzusehen, wie sich diese beiden dort so schamlos vergnügen? Was hat das alles zu bedeuten? Immerhin hat er keine Gefühle für diesen dämlichen Clown! Er empfindet nichts als Hass und Verachtung für ihn. Und bei Riddler ist es nichts anderes. Dieser war ihm schon immer relativ egal, weil er bisher keine wirkliche Bedrohung dargestellt hat, was aber nicht bedeutet, dass er deswegen ungefährlich ist. Doch nun wirkt es fast so, als müsste er Nigma als eine Art Konkurrenten ansehen, was in völligem Gegensatz zu dem steht, was er zu empfinden glaubt. Was, nur was soll das alles? Was stimmt nicht mit ihm? Was hat dieser durchgeknallte Clown nur mit ihm gemacht? Stumm in sich hinein knurrend schaut er ein letztes Mal durch die Scheibe.
 

Abermals sucht auch Edward für eine Sekunde seinen Blick, und dieser scheint etwas überaus Triumphierendes an sich zu haben. Das reicht! Batman hält es nicht mehr länger aus. Während sich die beiden ungeachtet erneut vereinigen, verschwindet der Dunkle Ritter in den Tiefen der Nacht, als wäre er nie dagewesen – und Ed überkommt dabei unweigerlich eine Befriedigung, die schon ziemlich nahe an diejenige herankommt, die er eben schon mit Joker erleben durfte. Doch das bleibt ganz allein sein kleines Geheimnis!
 


 

9
 

Mit diesem herrlichen Gedanken versenkt er sich erneut tief in dem zitternden Körper unter sich. Hilflos klammert sich Joker an ihm fest und stöhnt seine ungezügelte Lust laut in den Raum hinein. Edward geht es nicht anders. Fast wie von Sinnen beginnt er sich in der hitzigen Enge zu bewegen. Im Hinterkopf schwirrt ihm dabei immer wieder Batmans entsetzter Gesichtsausdruck herum. Wer hätte gedacht, dass der ach so stolze Ritter zu so einem dämlichen Anblick fähig wäre? Und dann auch noch wegen so etwas!? Unbezahlbar!
 

Innerlich grinst Nigma nur wieder in sich hinein, wovon sein kleiner Freund zum Glück nichts mitbekommt. Das würde nur zu sehr unangenehmen Fragen führen, und dass will er jetzt ganz sicher nicht riskieren. Jetzt will er nur diese sagenhafte Hitze und diese unbeschreibliche Enge genießen, die ihn einhüllen, gleichermaßen erdrücken, und hinfort tragen, zu einem Ort, den er dachte, niemals je betreten zu können, da er wie die sagenumwobene Stadt Atlantis stets nur einem Mythos für ihm gleichkam.
 

Ein Ort, den Batman gar nicht verdient hat. Den der Ritter nur durch puren Zufall entdeckt zu haben scheint, ohne ihn wirklich betreten zu können oder die sagenhaften Schätze darin zu würdigen weiß. Einen Ort, an dem er also gar nichts zu suchen hat, weshalb Ed ihn um jeden Preis beschützen möchte und muss!
 

Mit diesem Gedanken stößt er fester zu, sodass sich der Junge unter ihm aufbäumt, als wäre er unter Strom gesetzt worden. Seine Nägel tief in Edwards Schultern hineingräbt, blutige Spuren darauf hinterlässt. Hilfloses Wimmern verlässt Jokers Mund. Ein heftiges Zittern gleitet seinen Körper auf und ab. Dann kann er nicht mehr an sich halten. Seine Stimme dröhnt dem Brünetten viel zu laut in den Ohren und doch scheint sie von so weit weg zu kommen, als sie gemeinsam über den Rand der Klippe springen...



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