About Clowns and Heroes von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 9: Nightmare -------------------- 1 Mittlerweile ist es fast Ende September, doch die Tage sind noch immer heiß, die Nächte dagegen endlich wieder etwas angenehmer. Ganz anders sieht es allerdings noch immer in Joker aus. Er hat zwar beschlossen, seine Gefühle für Batman wieder in ihren Urzustand zurückzuversetzen, um dem Schwarzen Ritter erneut als quirliger Feind gegenübertreten zu können, geboren in brennender Sehnsucht und zartem Hass, doch das ist selbstverständlich viel leichter gesagt als getan. Nachts, wenn Ed ihn mit Aufgaben, Schokolade und anderen Dingen ablenken kann, schafft es der kleine Clown, seine kindlich-fröhliche und ausgelassene Fassade aufrechtzuhalten und seine nagende Liebe für die Fledermaus weitestgehend zu verdrängen, solange nicht die Sprache auf ihn fällt, was selten der Fall ist, da sich Bruce ja für gewöhnlich von den Narrows fernhält und Nigma wohlweislich so oder so nicht ohne triftigen Grund über ihn sprechen würde. Doch wenn es dann Tag wird und sie sich zum Schlafen niederlegen, sieht die Welt ganz anders aus. Dann plagen den Grünhaarigen mittlerweile sogar schreckliche Albträume... Es sind Träume, aus denen man mit dem innigen Wunsch hochschreckt, das Licht im Schlafzimmer einzuschalten, um seinen Platz in der Realität auch nur irgendwie zu bestätigen – und sei diese auch noch so verzerrt –, bevor man zaghaft versucht wieder einzuschlafen, und dann doch bis zum Weckruf nur hilflos-verwirrt die Decke anstarrt... Meist bekommt der Brünette nichts davon mit. Merkt nicht, wie sich der Junge verloren von einer Seite zur anderen wirft. Wie er sich verzweifelt an sein Laken klammert, als wäre es das rettende Seil eines Ertrinkenden. Ihm am ganzen Körper der kalte Schweiß ausbricht und sich mit seinen endlosen, heißen Tränen mischt. Wie er schmerzlich und erstickt stöhnt, sich gepeinigt in einem unsichtbaren Klammergriff zu winden scheint, zittert und doch nicht aufwachen kann. Ab und an wird Edward aber doch davon geweckt und betrachtet seinen mittlerweile doch sehr geliebten Mitbewohner dann überaus sorgenvoll, bis sich dieser irgendwann wieder beruhigt und sie beide dann hoffentlich noch etwas Schlaf finden. Die zwei können vermutlich froh sein, dass sich Joker so stark schminkt, dass man die tiefen, dunklen Augenringe nicht sehen kann, die sich nach solchen Träumen mit erstaunlicher Heftigkeit in sein jungenhaftes Gesicht graben. Andererseits ist die Schminke aber auch ein großer Nachteil, gerade weil man seinen wahren Zustand dann nicht so gut sehen kann, und Ed oftmals so beschäftigt ist, dass er nicht die Möglichkeit hat, ihn so eingehend zu beobachten, um hinter sein aufgesetztes Lächeln blicken zu können. Doch heute erreichen nicht nur die Träume des kleinen Clowns eine völlig neue Dimension... 2 Verwirrt findet sich Joker an einem unbekannten Ort wieder und doch scheint ihm hier so vieles vertraut zu sein, dass allein das schon unheimlich erscheint. Es ist düster, regelrecht finster. Wenn er sich hier noch in Gotham befinden sollte, dann ist es ein Ort, den er nicht kennt – außer in seinem schlimmsten Träumen versteht sich. Dichter Wald drängt sich an den kaum wahrnehmbaren Weg unter seinen blanken Füßen. Es ist ein Wald, wie man ihn nur aus einem Horrorfilm her kennen mag. Wo überaus stechende Augen sich in die Dunkelheit bohren und einem direkt in die Seele zu starren scheinen. Wo man das Gefühl hat, dass jeder Ast sich in eine grabschende, klaubende Hand verwandelt und einen packt, in die Finsternis hinabzieht, wo das zähnefletschende, blutrünstige Monster nur darauf wartet, dass es einem unzweifelhaft nach dem Leben trachtet... Du erwachst in kaltem Schweiß Aus einem verlorenen und einsamen Traum Da war ein Mann mit einem langen, dunklen Cape Du willst nicht an ihn denken Verloren blickt sich der kleine Clown um, und kann doch nichts in der durchdringenden Dunkelheit um sich herum erkennen. Über ihm türmen sich dichte, nahezu schwarze Wolken und machen die alles erstickende Finsternis an diesem grausigen Ort nahezu perfekt. Ein kräftiger Wind zerrt an seiner zierlichen Gestalt, lässt ihn unweigerlich frösteln, obwohl es sommerlich warm ist. Doch er merkt, dass nicht nur seine Füße nackt sind. Abgesehen von seinen Shorts ist er schutzlos, so als wäre er direkt aus seinem Bett hierhergebracht worden. Die dunklen Bäume wiegen sich trunken im Wind hin und her. Äste knacken wie Knochen, Blätter rascheln, irgendwo ertönt der verzweifelte Schrei eines aufgeschreckten Tieres. Die Schatten scheinen immer näherzukommen, nach ihm zu greifen. Der Weg scheint stetig unter seinen Füßen zu schrumpfen, alles immer näher zu rücken. Doch er war so verführerisch, dennoch so verstörend Du beginnst zu zittern Oh, niemals wieder, bitte! Seine Kehle schnürt sich krampfhaft zu, er bekommt kaum noch Luft. Panik umklammert sein heftig schlagendes Herz, obwohl ihn so etwas sonst völlig kalt lässt. Er hat für gewöhnlich keine Angst vor der Dunkelheit und sei sie auch noch so düster und erdrückend, oder vor dem, was möglicherweise in ihr lauern könnte. Er ist schließlich der Prinz des Verbrechens, er liebt die Nacht mit all ihren endlosen Facetten, besonders wenn sie düster und unheimlich ist. Horrorfilme sind für ihn sogar der Inbegriff von Spaß, er lacht schlichtweg nur über sie. Lacht über die immer wiederkehrende Dummheit der Leute, die sich vor Monstern und dergleichen fürchten und ihnen doch so unbedarft und hirnlos in die Arme laufen. Aber jetzt, jetzt fühlt er sich genauso wie diese armseligen Geschöpfe. Er fühlt sich endlos klein und hilflos, ertrunken in lähmender Angst. Sehnt sich nach Rettung, nach einem sicheren Hafen, nach starken Armen, die ihn vor alledem beschützen mögen. Oh, er setzt dein Herz in Brand Nur diesen Ritter, den du dir wünschst Doch hier ist niemand – zumindest niemand, den man sehen kann, dennoch ist durchaus eine überaus mächtige Präsenz spürbar. Augenscheinlich ist er jedoch allein. Joker weiß allerdings, dass das nicht mehr lange der Fall sein wird. Etwas hat es auf ihn abgesehen, er kann es mit jeder Faser seines nackten, zitternden Körpers spüren. Daher muss er schnell weg von hier, ein sicheres Versteck finden und auf den langersehnten und gefahrlosen Tagesanbruch warten. Die wärmende Sonne nimmt all die nächtlichen Schrecken und erdrückenden Schatten mit sich hinfort, und dann findet er auch ganz sicher wieder aus diesem furchtbaren Wald heraus. Aber diese Nacht ist düster, hungrig und hat gerade erst begonnen. Die Endlosigkeit bis zum rettenden Morgengrauen ist nicht einzuschätzen und er in ihr so unglaublich wehrlos... Du schläfst endlich ein Nach einem langen Tag Da ist ein Mann mit steinernem Blick In deine Träume schleicht er sich ein Plötzlich ertönt ein markerschütternder Schrei in der Finsternis. Joker beginnt zu erneut heftig zu zittern, er muss hier ganz dringend weg! Hektisch huschen seine weit aufgerissenen, unnatürlich roten Augen durch die unbekannte Umgebung und zeigen ihm doch nur schemenlose, alles verschlingende Schwärze. Doch etwas kommt näher, ganz unzweifelhaft. Er bildet sich sogar ein, den heißen Atem des Wesens schon im Nacken spüren zu können, sodass ihm dort alle Haare zu Berge stehen! Das reicht nun aber wirklich! Er rennt blindlings los. Du wendest dich ab und verspürst doch eine grenzenlose Sehnsucht Du beginnst zu zittern Du willst ihn berühren, du willst so viel von ihm Für immer Nun reißt der wolkenverhangene Himmel doch endlich noch auf und der Vollmond beleuchtet den schmalen Weg zu seinen Füßen, wie einen himmlischen Pfad. Doch der Anblick des eigentlich so vertrauten und geliebten Himmelskörpers ist alles andere als tröstlich, denn seine zerklüftete Oberfläche ist in ein pulsierendes Violett getaucht, das weit giftiger als alles wirkt, was Joker jemals zusammengemischt hat. So wirkt der Weg unter seinen blanken Füßen nicht wie der Pfad ins Himmelsreich, sondern wie ein direkter Zugang in die Hölle! Das unwirkliche Licht ergreift die schaurigen Bäume rings um ihn herum und lässt sie nun tatsächlich zum Leben erwachen! Von überall her starren ihn nun wirklich blutrünstige Augen an. Krallen besetzte Pranken greifen nach ihm, zerkratzen seine schweißgebadete, eiskalte Haut. Er trägt nichts weiter als seine Shorts, dass wird ihm in diesem Moment noch einmal überaus schmerzlich bewusst. Hilflos versucht er ihnen auszuweichen, doch sie bedrängen ihn mit erschreckender Geschwindigkeit immer mehr. Oh, er setzt dein Herz in Brand Nur dieser Ritter, den du dir wünschst Er ist der Held der dunkelsten Nacht Ihm voraus tut sich nun allerdings eine Lichtung auf. Sie wird ihm ganz sicher Schutz bieten oder zumindest etwas Freiraum, um Luft zu holen. Er muss es nur schaffen, sie zu erreichen, bevor ihn die lebenden Bäume endgültig in Stücke reißen können. Schwer atmend stolpert er darauf zu. Seine nackten Füße wollen ihn jedoch nicht mehr tragen, zittern und krampfen bei jedem verzweifelten Schritt, doch er zwingt sie weiter. Der Mond beleuchtet die Lichtung wie ein Scheinwerfer. Nun ist sein Licht allerdings nicht mehr violett, sondern glücklicherweise endlich weiß und ach so tröstlich. Er schafft es, er schafft es tatsächlich! Als er in den Mondschein eintaucht, geben seine Beine endgültig unter ihm nach. Er fällt der Ohnmacht nahe, und doch landet er nicht auf dem harten Boden. Stattdessen findet er sich in zwei starken Armen wieder, die ihn schützend umfangen. Er wird deine Seele nehmen, wenn die Zeit reif ist Er ist der Held der dunkelsten Nacht Er wird deine Seele nehmen, wenn die Zeit reif ist Als Joker nervös den Blickt hebt, erkennt er seinen langersehnten und so geliebten Retter. „Batsy...“, wimmert der Grünhaarige und schmiegt sich haltlos weinend an die kräftige Brust des maskierten Rächers. In seinen Armen fühlt er sich unendlich geborgen. Er ist alles, was er sich jemals in solch dunklen Nächten gewünscht hat. Wonach sich sein Herz seit Ewigkeiten verzehrt. Seine Seele gleichermaßen, sein ganzes Selbst. Die Erfüllung all seiner sehnlichsten Träume und so vielem mehr. Der Ritter bleibt allerdings stumm, hält ihn nur weiterhin fest, doch das kümmert den kleinen Clown nicht, seine tröstliche Nähe genügt ihm fürs Erste vollkommen. Doch die Sicherheit, die er verspricht, ist überaus trügerisch... Ganz allein in einem kleinen Raum An einem Sonntagabend Oh, plötzlich wird die Luft so kalt Oh, ja, du weißt, dass er bald kommen wird Batmans Griff verstärkt sich plötzlich immer mehr, droht ihn regelrecht zu erdrücken. Warnend knacken schon seine Rückenwirbel, pressen ihm die Luft aus den Lungen. Von Panik ergriffen versucht sich Joker daraus zu befreien, doch es gelingt ihm nicht. „Lass mich los, bitte!“, kommt es in Tränen erstickt von ihm. Der Rächer erwidert erneut nichts. Stattdessen verwandeln sich seine Arme nun in schmiedeeiserne Ketten, die sich brutal um den zierlichen Leib des Verrückten wickeln, ihm gänzlich die letzte Luft abzudrücken drohen. Mit weit aufgerissenen Augen versucht der Junge den Blick des Rächers zu finden, doch auch dieser hat sich verändert. Du kannst ihn nicht sehen, aber du kannst ihn fühlen Du beginnst zu zittern Ein seltsames Gefühl wie eine Explosion in deinem Inneren Oh, ja! Batmans Augen funkeln nun wie rote Rubin – und sind den seinen damit erschreckend ähnlich geworden –, eingebettet in die Finsternis seiner Maske, wie rote Warnleuchten in einer tiefen Höhle. Auch sein Gesicht hat sich verändert. Er wabert wie die Oberfläche eines Sees, in den man einen Stein geworfen hat. Aus den so vertraut maskulinen Zügen werden nun die eines wahnsinnigen Ungeheuers – einer riesigen Fledermaus, mit rasiermesserscharfen Zähnen und Klauen. Gewaltige, lederne Schwingen entspringen dem breiten Rücken und verdunkeln in ihren unsagbaren Ausmaßen für einen Moment praktisch den ganzen Himmel. Ein schriller Schrei verlässt seine nicht mehr menschliche Kehle – derselbe Schrei, den Joker vor nicht allzu langer Zeit tief im Wald gehört hatte. Er lässt sein Herz regelrecht zu Eis erstarren, macht seinen Körper völlig bewegungsunfähig. Dann fixieren Batmans blutrote Rubine das vollkommen erblasste Gesicht des Clowns in seinen Ketten. Oh, er setzt dein Herz in Brand Nur dieser Ritter, den du dir wünschst Er ist der Held der dunkelsten Nacht „Batsy, was...“, setzt Joker hilflos-erstickt an. Dann wird er von dem Monster, das einst sein so sehr geliebter Batman war, brutal zu Boden gedrückt. Ein teuflisches Grinsen breitet sich auf den animalischen Zügen aus. Mit gierigem Knurren lässt das Fledermauswesen seine erhobenen, messerscharfen Klauen im Mondschein bedrohlich funkeln. Sekunden später jagen diese Krallen mit tödlicher Präzision herab und zerfetzen die blanke Brust des wehrlosen Jungen. Unsagbarer Schmerz breitet sich in dem zierlichen Körper aus, heißes Blut versickert im hohen Gras. Nun ist es sein Schrei, der die finstere Nacht wie ein Skalpell durchschneidet. Er wird deine Seele nehmen, wenn die Zeit reif ist Er ist der Held der dunkelsten Nacht Er wird deine Seele nehmen, wenn die Zeit reif ist „Bitte nicht! Ich – liebe dich doch...“, wimmert der Grünhaarige erstickt, woraufhin sein Gegenüber nur ein gutturales Lachen ausstößt, das noch wahnsinniger klingt, als Joker es jemals hätte von sich geben könnte. „Ich weiß, aber es kümmert mich noch immer nicht, du armer Irrer! Und Liebe tut nun einmal weh!“, brummt Batman lachend und erhebt erneut die Krallen. Diesmal durchstoßen sie mit erschreckender Leichtigkeit den zerfetzten Brustkorb des Verrückten, zersplittern seine Rippen wie dünnes Glas, umklammern dann sein heftig schlagendes Herz und reißen es ungerührt aus seinem Leib heraus! Erneut hallt der Schrei des Grünhaarigen durch den unglücklichen Wald. Er ist der Held der dunkelsten Nacht Er wird deine Seele nehmen, wenn die Zeit reif ist Er ist der Held der dunkelsten Nacht Entgegen aller Annahme stirbt der Kriminelle von dieser Gräueltat jedoch nicht, dafür muss er nun hilflos mitansehen, wie dieses schreckliche Wesen lüstern sein noch immer schlagendes Herz in den blutigen Klauen betrachtet, als wäre es das Schönste, Süßeste was es je zu Gesicht bekommen hat. Weit reißt es nun das mit unzähligen, überaus langen Zähnen gespickte Maul auf und stopft sich das lebensspendende Organ wie eine süße Traube hinein. Genüsslich schluckt es, leckt sich mit der langen Zunge über die geschürzten Lippen und verdreht dabei erschreckend erregt die Augen. Blut tropft von seinen zu einem grausigen Lächeln verzogenen Maul. „Köstlich!“, brummt die riesige Fledermaus und wendet den Blick wieder zu seinem Opfer hinunter. Fassungslos erwidert Joker das Ganze und begreift einfach nicht, warum er nicht stirbt. Die Antwort ist so einfach wie erschreckend: In einem Traum kann man nicht sterben, nicht einmal in einem Albtraum! Er wird deine Seele nehmen, wenn die Zeit reif ist Er ist der Held der dunkelsten Nacht Er wird deine Seele nehmen heute Nacht! Von daher wird sein Leiden kein Ende finden, solange es ihm nicht irgendwie gelingt aufzuwachen, um dem Schrecken damit ein Ende zu bereiten. Doch es scheint schlichtweg unmöglich, er weiß auch überhaupt nicht, wie er es anstellen soll. Ist gefangen in den Ketten und dem bohrenden Blick dieses Monster, das sich nun tief zu ihm hinabbeugt. Heißer Atem streift sein eiskaltes Gesicht. Das hilflose Reißen von Stoff ertönt, als ihm das Wesen nun auch noch die Shorts vom Leib fetzt. Grob werden ihm anschließend die Beine auseinandergespreizt. Das abgrundtief böse Lachen des Batman-Wesens hallt durch seinen völlig überforderten Kopf, während sich dessen Krallen tief in das Fleisch über seinen schmalen Hüften graben, ihn in Position zerren und dann... 3 „NEEEEEIIIIIIN!“, zerreißt ein markerschütterndes, so dermaßen hochtöniges Kreischen den sonnigen Vormittag, dass sämtliche Gläser und Fenster in der kleinen Wohnung mahnend zu klirren beginnen, und holt Edward mit der Heftigkeit eines unerwarteten Faustschlages aus seinem eigenen Traum. Der Rätselmeister kann von Glück reden, dass er immer auf der Wandseite seines schmalen Bettes schläft, sonst wäre er beim Ertönen dieses schrecklichen Geräusches sicher aus besagtem Bett gefallen. Dennoch zuckt er so sehr zusammen, dass sich all seine Muskeln schmerzhaft verkrampfen, als fürchte er einen Angriff. Sein Herz setzt für ein paar Schläge aus, ehe es mit rasender Geschwindigkeit davongaloppiert, sodass er Sekunden lang grelle Punkte vor seinen Augen schwirren sieht. Zudem kann er es nicht verhindern, selbst einen erstickten, kleinen Aufschrei von sich zu geben. Zitternd klammert er sich wie ein Ertrinkender an seiner dünnen Decke fest und sieht sich mit panisch geweiteten Augen um. Sein abgehaktes Luftholen geht jedoch völlig in den immer wiederholenden Verneinungen seines völlig aufgelösten Mitbewohners unter. Im schmalen Lichtschein, der sich am Vorhang vorbeischleicht, kann er den Jungen kerzengerade auf der Matratze sitzen sehen, die Arme fest um sich geschlungen, als versuche er sich selbst zu trösten oder als ihm wäre schrecklich kalt. Strömen von Tränen bedecken sein von sichtlicher Panik verzerrtes Gesicht und er zittert mindestens so heftig wie Ed selbst. Auf überaus wackligen Beinen erhebt sich Nigma von seinem Schlafplatz und nähert sich dem kleinen Clown. Sein armes Herz hat sich inzwischen wieder etwas beruhigt, doch es wummert noch immer schmerzlich gegen seine Rippen. Vorsichtig geht er vor ihm auf die Knie und versucht ihn tröstend in die Arme zu schließen. Es gleicht einer völlig reflexartigen Bewegung, denn sein Verstand ist verständnisloserweise trotz des Schocks noch ganz im Schlaf gefangen, sodass der Riddler jetzt zum Glück noch keine Unflätigkeiten von sich geben kann. Allerdings ist Joker so in seiner Verzweiflung ertrunken, dass er die Bemühungen seines Gegenübers gar nicht richtig wahrnimmt. Daher versucht er sich kraftlos zappelnd aus dem Griff des Älteren zu befreien und stößt dabei immer wieder ein brüchiges Nein aus. „Joker, nun hör mir doch mal zu! Ich bin es doch, Ed! Beruhige dich, alles wird gut! Niemand wird dir etwas tun! Es...“ In diesem Moment wird ruckartig die Tür des Schlafzimmers aufgerissen und das verräterische Klicken einer sich entsichernden Waffe ist gleich mehrfach hörbar. Alarmiert schreckt der Brünette abermals zusammen. Beschützend schlingt er die Arme fester um den aufgelösten Clown, völlig egal, dass dieser weiterhin versucht von ihm wegzukommen, presst ihn regelrecht an sich, und starrt dann wie eine Maus in der Falle hinter sich – erwartet, dort förmlich das Monster zu erblicken, das seinen kleinen Freund so sehr geängstigt haben muss. Beim Anblick der beiden Männer, die sich dort allerdings kampfbereit in die Tür drängen, entspannt er sich aber wieder merklich. „Alles in Ordnung, Boss? Wir haben einen Schrei gehört...“, gibt Mel von sich, wobei er fast so fertig wirkt, wie sich der Rätselmeister gerade fühlt. Toni steht neben seinem Chef und betrachtet die Szene, die sich ihm bietet, einen Moment lang etwas unschlüssig, dann lässt er die großkalibrige Waffe sinken und sichert sie wieder blind. Mel tut es ihm gleich, noch ehe Nigma antworten kann. „Alles in Ordnung. Joker hatte nur einen Albtraum. Kein Grund zur Sorge. Er fängt sich sicher gleich wieder...“, erwidert der Herr der Rätsel schließlich, während er den nun bitterlich weinenden Jungen in seinen Armen wie ein Baby hin und her wiegt. „Dann ist ja gut. Hat sich echt grausig angehört, als wenn hier ein kleines Mädchen abgestochen wird...“, meint Toni leicht unbehaglich und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Wem sagst du das? Ich lag ja praktisch direkt neben ihm und wäre vor Schreck fast aus dem Bett gefallen, von einem beinahe erlittenen Herzinfarkt ganz zu schweigen...“, gibt Ed seufzend von sich. „Na, wenn also alles okay ist, dann gehen wir wieder auf unsere Posten, wenn du nichts mehr brauchst. Schlaf gut, Boss.“, kommt es nun wieder von Mel. „Ja, danke. Wir sehen uns nachher, Jungs.“ Geschwind huschen die beiden Männer wieder aus dem kleinen Zimmer heraus, schließen leise die Tür und verschwinden dann aus der Wohnung. Zurück bleibt Edward mit dem weinenden Jungen in seinen Armen. 4 „Hey, mein kleines Törtchen! Alles ist gut, du brauchst nicht mehr zu weinen. – Kannst du mir vielleicht sagen, was du geträumt hast, dann kann ich dir...“, setzt Nigma sorgenvoll an und wiegt den Grünhaarigen weiterhin sanft in seinen Armen. Doch er kann nicht zu Ende sprechen, da er nun von Jokers tränenerstickter Stimme unterbrochen wird. „Warum liebt er mich nicht? – Warum muss er mir immer nur wehtun...“, wimmert der Grünhaarige verloren und drückt sein feuchtes Gesicht dabei an Edwards blanke Brust. Und das ist alles an Erklärung, was er jemals gebraucht hat. Innerlich gibt Nigma ein überaus verstimmtes Knurren von sich, das so gar nicht zu ihm passen will, wenn es jemand hören könnte. Ein Jemand kann es aber durchaus: Der Riddler. Dieser ist inzwischen ebenfalls erwacht und knurrt mindestens genauso verstimmt wie sein Wirt, doch der Grund ist selbstverständlich ein anderer. ‚Verdammter Batman! Eines Tages wirst du mir das tausendfach büßen!‘, brummt der Brünette wortlos in sich hinein und nimmt Joker dabei noch etwas fester in die Arme. ‚Oh, nein! Es muss heißen: Verdammter Ed, weil du schon wieder zu spinnen anfängst! Lass den Bengel sich doch die Augen wegen dieser selten dämlichen Fledermaus aus dem Kopf heulen! Was kümmert es dich schon? Dem hirnlosen Clown ist sowieso nicht mehr zu helfen...‘ ‚Sei still, du gefühllose Nervensäge!‘, faucht Nigma ihn an, doch davon lässt sich seine schlechtere Hälfte selbstredend nicht beeindrucken. ‚Ich denk ja gar nicht dran! Du hörst jetzt sofort mit dem Scheiß auf, schmeißt den Bengel raus und legst dich wieder hin, damit wir weiterschlafen können!‘, profiliert sich der Riddler zornig. ‚Sonst was? Kommst du raus und knallst mir eine? Das will ich sehen!‘, kommt es schon fast belustigt von den Brünetten. Riddler gibt ein verstimmtes Knurren von sich. ‚Na warte, du elender Schwächling, du wirst schon sehen, was du von deinen Frechheiten hast! Ich werde...‘ Edward ignoriert seine weiteren Worte jedoch vehement, um sich um seinen kleinen Freund kümmern zu können, obwohl ihm fast der Kopf platzt. 5 Eine schiere Ewigkeit scheint zu vergehen, bevor sich der Junge langsam wieder beruhigt. „Mein armes Törtchen...“, seufzt der Rätselmeister traurig, während er ihm sanft durch die wuschigen, schweißnassen Haare streichelt. ‚Himmel, kannst du endlich mal diesen dümmlichen Spitznamen vergessen? Das ist ja wirklich widerwertig! Ich glaub, ich muss gleich kotzen!‘, gibt der Riddler erneut zum Besten. ‚Sei still! Es geht dich überhaupt nichts an, wie ich was oder wen bezeichne!‘, versucht sich Edward zur Wehr zu setzen. ‚Es geht mich sehr wohl etwas an! Schließlich versuche ich dich vor einem folgenschweren Fehler zu bewahren!‘, entgegnet ihm seine schlechtere Hälfte zähneknirschend. ‚Du willst mich vor einem Fehler bewahren? Das ich nicht lache! Der einzige Fehler, den ich je gegangen habe, war dich in meine Gedanken zu lassen!‘ Der Mann in seinem Kopf beginnt gehässig zu lachen. ‚Das magst du vielleicht so sehen, aber nun bin ich eben da und du wirst mich nicht mehr los! Also benimm dich anständig, sonst muss ich mir etwas überlegen, um dich für deine Zuwiderhandlungen zu bestrafen!‘ ‚Ha! Versuch es ruhig, doch du wirst nichts finden! Deine Anwesenheit ist schon Strafe genug für mich, erst recht jetzt, wo ich mich um Joker kümmern muss!‘ ‚Du musst dich überhaupt nicht um ihn kümmern! Bei dem kommt eh alles schon viel zu spät, erst recht jede Form von Hilfe! Das Einzige, was passieren wird, ist, dass du dich nur immer weiter von ihm einwickeln und anstecken lässt, und dass ihr dann gemeinsam durch Gotham schwuchtelt, wie zwei alte Turteltunten!‘ ‚Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass ich nicht schwul bin, nur weil ich etwas für ihn empfinde?‘ ‚Das, was du angeblich für diesen komplett durchgeknallten Irren empfindest, sind nur Hirngespinste, weil dir seit Ewigkeiten die Eier jucken, also lass endlich den verfluchten Scheiß und komm mal wieder mit deiner Umwelt klar! Such dir ein Weib und fick es ein paar Stunden, damit dein Kopf mal wieder geradegerückt wird!‘ Innerlich seufzt Nigma schwer. ‚Du bist echt nicht zu fassen, weißt du das? Aber im Grunde geht es ja nicht darum, ob mich etwas juckt oder nicht, sondern dass Joker kein Mädchen ist und du dich daher nicht an ihm vergreifen willst, weil es dich so furchtbar juckt, du aber von Kerlen so dermaßen angewidert bist! Habe ich recht? Oh, ich habe recht! Ich kann es praktisch spüren, wie sehr dir das gegen den Strich geht. Du kannst es nicht ertragen, wenn du nicht zum Schuss kommen kannst, weil ich mich dagegen verweigere und auch niemand da ist, den du gern flachlegen würdest! Aber weißt du, was mir dadurch gerade bewusstwird? Dich ärgert es gar nicht, dass Joker ein Kerl ist und schwul noch obendrein. Dich ärgert es nicht einmal, dass ich etwas für ihn empfinde. Dich ärgert allein die Vorstellung, dass es dir womöglich sogar gefallen könnte, Sex mit einem Mann zu haben! Du bist schlichtweg eifersüchtig!‘, kommt es hörbar amüsiert von dem Brünetten. ‚DAS IST DOCH ECHT DER GIPFEL! Was für Abartigkeiten unterstellst du mir da eigentlich? Allein schon die Vorstellung davon, ist dermaßen ekelerregend, und beweist nur, wie tief du schon gesunken bist, du elende, gottverdammte Schwuchtel!‘ ‚Na und? Dann bin ich eben eine, dass hat dich auch nicht zu kümmern! Es ist mein Leben und erst recht mein Körper und ich kann mit beiden tun und lassen, was ich auch immer für richtig halte! Also sei endlich still und VERPISS dich aus meinem Kopf! Such dir einen anderen armen Tropf, der besser deinen krankhaften Vorstellungen entspricht!‘ ‚Ich denk ja gar nicht dran! Aber mach doch, was du willst, du wist schon sehen, was du davon hast! Von mir aus kannst du dich von der ganzen Welt in deinen blassen Arsch ficken lassen oder dir eine verdammte Kugel in den Kopf jagen, doch glaub mal, ich finde einen Weg, um dich daran zu hindern, und dann gehört dieser Körper ganz allein mir und du und dieser widerwertige Clown werdet ein für alle Mal ausradiert!‘ ‚Das will ich sehen, wie du das schaffen willst! Du kannst doch nur große Töne spucken und weiter nichts!‘ ‚Wart’s nur ab, du Versager! Aber ich hab noch so einige Tricks drauf, von denen du nichts weißt! Und dein kleiner Schwuchtel-Clown ist grad nicht so wirklich in der Lage, dir zu helfen, fürchte ich...‘ ‚Mag schon sein, dass Joker gerade etwas neben sich ist, aber du weißt genau, dass ich mir im Ernstfall auch einfach von ihm nehmen kann, was nötig ist, um dich zum Schweigen zu bringen, oder? Wäre immerhin nicht das erste Mal, dass ich dazu von dir gezwungen bin, selbst wenn er mir dafür dann eine runterhaut. Das Risiko gehe ich gern ein, um dich endlich mal wieder wegzusperren!‘ Vom Riddler kommt nur ein verstimmtes Knurren, hat er diese Tatsache doch scheinbar nicht im Hinterkopf gehabt. Daher setzt nun nachdenkliches Schweigen ein, während sich seine schlechtere Hälfte damit zu beschäftigen scheint, eine Lösung für dieses nicht unerhebliche Problem zu finden. Nigma kann daher nur erleichtert innerlich seufzen und die eingetretene Stille so lange genießen, wie es eben geht. 6 Als Jokers Tränen endlich versiegt sind, sieht Ed ihm fest in die Augen und wartet darauf, dass der Junge seinen Blick erwidert. Als er einen Funken der Aufmerksamkeit des Grünhaarigen hat, beginnt er zu sprechen. „Vergiss ihn! Vergiss die Dunkelheit, die er in dein Herz gesät hat! Er ist es gar nicht wert, dass du um ihn weinst, und schon gar nicht, dass du von ihm träumst, egal auf welche Weise auch immer! – Weißt du, manchmal finden wir jemanden in der Dunkelheit dieser Welt, und manchmal verlieren wir ihn dort auch wieder, so wie du Batman. Aber es gibt auch ein Licht in dieser Finsternis, die er in dein Herz eingepflanzt hat, und dort ist jemand, der dich wirklich lieben kann! Du musst es nur zulassen!“ Nahezu verständnislos betrachtet ihn der Verrückte einen Moment, ehe wieder seine Unterlippe zu zittern beginnt und er schwerlich versucht, die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. „Wer denn? Wer könnte denn schon einen so durchgeknallten und hässlichen Clown wie mich lieben? WER?“, schluchzt Joker nun wieder völlig aufgelöst und neue Tränen rinnen ungehalten seine vernarbten Wangen hinab. Doch Edward gibt ihm keine Antwort. Das erste Mal, die erste Liebe Oh, was für ein Gefühl ist das? Strom durchfließt mich Mit dem ersten Kuss, Wie eine Lücke in den Wolken Und der erste Sonnenstrahl Die für uns wichtigsten Dinge lassen sich stets am schwersten sagen. Es sind die Dinge, deren wir uns – vielleicht auch nur unbewusst – schämen. Sie lassen sich so schwer sagen, weil Worte sie viel kleiner zu machen scheinen. Sind sie einmal ausgesprochen, lassen Worte die Dinge, die dir in deinem Kopf so grenzenlos erschienen, womöglich wieder zu ihrer wahren Bedeutung schrumpfen, und du erkennst im schlimmsten Fall, dass diese Worte völlig falsch waren oder deinem Gegenüber nichts bedeuten. Aber da ist noch etwas, oder? Die wichtigsten Dinge sind den geheimsten Wünschen viel zu nahe, wie ein ungewolltes Zeichen in der Landschaft, das deinen Feinden sagt, wo du dich versteckst. Doch das aller Schlimmste ist, wenn man ein Geheimnis für sich behalten muss, nicht weil man es nicht erzählen darf, sondern weil es niemand sonst verstehen würde... Ich kann es innerlich fühlen Etwas Neues hat begonnen Und es übernimmt die Kontrolle Von meinem Körper und Geist Es begann, als ich spürte, dass ich dich liebe Edward schlägt einen Moment die Augen nieder und denkt nach, ob er es wirklich aussprechen soll oder nicht – was seine Worte bewirken und vielleicht sogar verändern könnten, oder ob sie es im Moment nur noch viel schlimmer für Jokers gebrochenes Herz machen würden. Schließlich hebt er wieder den Blick und sieht den verzweifelt-aufgelösten Jungen vor sich an, entscheidet sich dann doch, es zu riskieren, aber nicht für irgendwelche Worte, die der Grünhaarige vielleicht nicht verstehen oder hören wollen würde. Zum aller ersten Mal Zum aller ersten Mal Edwards Herz klopft heftig, und er ist nicht völlig überrascht, festzustellen, dass er Angst hat. Er hat das hier schon eine Weile geplant und lediglich auf die richtige Verkettung von Umständen gewartet. Eine bessere Chance als jetzt wird er aber ganz sicher auch nicht mehr bekommen. Erst recht wegen dem Riddler, der seine Gedanken im Moment wie ein offenes Buch lesen kann und daher erneut wie ein bockiges Kind dagegen zu wüten beginnt. Dieses kindische Verhalten bestärkt den Herrn der Rätsel in seinem Tun aber nur noch mehr, wie seine schlechtere Hälfte nun unzweifelhaft feststellen muss. Und so überbrückt Edward den Abstand zwischen ihnen stattdessen und küsst Joker einfach. Lauthals fluchend wird seine schlechtere Hälfte daraufhin in ihr Gefängnis verbannt. Dieses Leben, diese Liebe All die Süße, die ich fühle Noch so mysteriös So unglaublich real Die Berührung ihrer Lippen ist nur hauchzart und dauert kaum eine Sekunde, doch der Grünhaarige reißt daraufhin weit die tränenfeuchten Augen auf, und in ihnen liegt eine Art Erkenntnis, die er dennoch kaum begreifen kann. Sie wäre einfach zu schön, um wahr zu sein. „Wirklich?“, fragt er daher dennoch ungläubig und doch von so viel Hoffnung durchflutet. Leicht schlägt sich eine peinliche Röte auf den Wangen des anderen nieder und dieses Durcheinander an Gefühlen bereitet ihm schon jetzt Kopfschmerzen, aber er lässt es sich nicht anmerken. „Ja, ich denke schon. – Ich würde es zumindest gern versuchen wollen.“, gesteht er schließlich unsicher lächelnd. Es ist ein unbekanntes Meer Es ist eine ungeöffnete Tür Aber ich muss mich ausstrecken Und ich muss es erforschen, Auch wenn es vielleicht nicht sicher ist, Bis der Moment kommt, Da ich und du wissen, dass wir verliebt sind Jokers Augen werden noch größer. Die seltsam roten Rubine seiner Seelen scheinen dabei fast sein ganzes Gesicht auszufüllen. Eine einzelne Träne rinnt aus ihnen herab und seine Unterlippe beginnt wieder zu zittern. Ed will ihn schon trösten, doch da fällt Joker ihm ungehalten in die Arme und küsst ihn so stürmisch und heftig, dass Nigma regelrecht die Luft wegbleibt. Es dauert daher einen Moment, bis sich der Brünette dem ungeschickt hingeben kann, doch dann erwidert er das Ganze sichtlich erleichtert und mit verhaltener Heftigkeit. Er verliert sich schlichtweg in seinen so lange zurückgehaltenen Gefühlen, die ihm bisher immer so fremd und fast schon falsch erschienen sind, was er jedoch ganz allein seiner schlechteren Hälfte zu verdanken hat. Zum aller ersten Mal Zum aller ersten Mal Hatte er wirklich geglaubt, dass er Batman liebt? Das ist so dermaßen albern! Einfach nur lächerlich! Wenn er so darüber nachdenkt – wenn er es sich ganz genau überlegt –, ist das hier viel besser! Unendlich viel besser! Wie konnte er die ganze Zeit nur so blind sein? Ed ist seine wahre Liebe, der Mann, auf den er sein Leben lang gewartet hat, und der Einzige, der ihn aus dieser furchtbaren Dunkelheit in seinem Herzen befreien kann! Und, Junge, als ich dich traf Jedes Gefühl, das ich hatte, war neu Ich glaube nicht, dass es Worte dafür gibt, Um die Empfindung richtig zu beschreiben Joker lässt sich tief in den Kuss hineinfallen. Fahrig gleitet er nach einer Weile mit der Zunge über Eds Lippen hinweg, um ihn um Einlass zu bitten. Nigma weiß nicht recht, ob er dem wirklich nachgeben soll, war er bisher doch nie ein Fan von Zungenküssen. Aber wer weiß, vielleicht hatte er bisher auch einfach nur die falsche Person dafür? Außerdem schwirrt ihm gerade so herrlich trunken der Kopf, dass er eh kaum klar denken kann. Also öffnet er ganz langsam einen kleinen Spalt breit den Mund. Den Bruchteil einer Sekunde später bereut er seine Entscheidung aber schon fast wieder, als sich die Zunge des Grünhaarigen so ruckartig und begierig dazwischen zwängt, dass er fast erneut keine Luft mehr bekommt. Es ist ein unbekanntes Meer Es ist eine ungeöffnete Tür Aber ich muss mich ausstrecken Und ich muss sie erforschen Hilflos umklammert er die schmalen Schultern des Kleineren vor sich und versucht ihn etwas in Zaum zu halten, was aber alles andere als einfach ist. Joker scheint völlig von alledem eingenommen zu sein und regelrecht wie ferngesteuert zu funktionieren. Das Feuerwerk an Glückgefühlen im verqueren Kopf des Jungen muss schier grenzenlos sein, was Nigma nach all dessen bescheidenen Erfahrungen mit Batman auch irgendwie verstehen kann. Schwer und heiß tastet die Zunge des Verrückten seine Mundhöhle ab, gleitet die Innenseite seiner Wangen entlang und streicht über seine Zähne hinweg, als suche er nach einem langvermissten Schatz. Ergeben lässt Nigma es zu und fühlt sich doch nicht so sonderlich wohl dabei. Es ist zwar ein gänzlich anderes Gefühl, als das, was er vorher schon erlebt hatte, aber dennoch kann er sich einfach nicht wirklich dafür erwärmen. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass er sich irgendwie unterlegen fühlt, angst hat, dass sein Gegenüber irgendetwas machen könnte, das er nicht will, und dadurch die womöglich guten Gefühle in ihm hinfort geschwemmt werden... Und wenn etwas passiert, Worte können es nicht definieren Nur dann weiß ich, dass ich verliebt bin Zum aller ersten Mal Nun stupst Jokers Zunge immer wieder gegen die seine und versucht ihn dazu zu animieren, nun seinerseits zu ihm zu kommen. Im ersten Moment erscheint Edward dieser Gedanke irgendwie schon fast als tröstlich, weil es doch bedeuten würde, dass er dann etwas Führung bekommen würde. Unbedarft geht er daher zögerlich darauf ein. Ganz langsam folgt er somit der Zunge des Kleinen und lässt sich in dessen Mund führen. Die warme Höhle schmeckt irgendwie süß, so als hätte sein Gegenüber direkt vor dem Kuss etwas genascht. Doch der Brünette ignoriert es und tastet sich vorsichtig weiter vor. Zum aller ersten Mal Zum aller ersten Mal Ed hat sich kaum zwischen die geöffneten Lippen des Jungen geschoben, da zuckt er auch schon schmerzlich zusammen und zieht sich hastig wieder zurück. Ungläubig kann er kurz darauf sein eigenes Blut schmecken und begreift erst gar nicht, was passiert ist. Überrascht sehen sich die beiden ungleichen Verbrecher an. „Was ist?“, fragt der kleine Clown mit großen Augen, tief enttäuscht darüber, ihrer Verbindung so plötzlich beraubt worden zu sein. Der Rätselmeister antwortet jedoch nicht sofort, dafür schiebt er nun seine Zunge nach draußen und kann undeutlich an deren Spitze einen anwachsenden Blutstropfen erkennen. Mittleidig betrachtet er ihn und sieht dann den Grünhaarigen an. Dieser schlägt sich fast schon erschrocken einen Moment die Hand vor den Mund. Als er sie wieder wegnimmt, um zu sprechen, sieht Edward nur allzu deutlich die scharfkantigen Zähne des Jüngeren, und braucht somit nur eins und eins zusammenzuzählen, um zu verstehen, was gerade passiert ist. „Es – es tut mir so leid! – Ich wollte nicht...“, beginnt er zu stammeln, doch der Brünette winkt nur ab. „Schon gut. Es war nicht deine schuld. Ich – mag auch eigentlich gar keine Zungenküsse. Dachte nur, dass es bei dir vielleicht anders sein könnte...“, gesteht der Rätselmeister dann mit hochroten Wangen. „Okay...“, entgegnet ihm der kleine Clown nun doch sichtlich erleichtert und nähert sich ihm dann wieder ganz unbedarft. 7 Der nächste Kuss fühlt sich schon nicht mehr ganz so seltsam an, sodass Edward ihn praktisch sofort erwidern kann. Auch, weil Joker nun etwas vorsichtiger vorgeht. Das gibt ihm ein wundervolles Gefühl von Sicherheit, doch das Richtige zu tun. Gedankenverloren lässt er sich ganz langsam nach hinten ins Laken sinken, schlingt dabei die Arme um Jokers Nacken und zieht sein Gegenüber dadurch mit sich hinab. Merklich begeistert geht der Grünhaarige darauf ein und baut sich dann über ihm auf. Der Ältere registriert diese Tatsache überhaupt nicht, seufzt nur zufrieden in den Kuss hinein. Ihm wird dabei ganz warm und kribbelig, etwas, das er schon so lange nicht mehr empfunden hat, dass er es gerade einfach nur genießen will. Als sich Jokers Hand dann jedoch in seine Shorts stehlen will, wird Ed allerdings wieder überaus heftig bewusst, dass er hier kein Mädchen vor sich hat, und dass ihm die Vorstellung von Sex mit einem anderen Mann doch noch ziemlich ängstigt, erst recht bei Jokers stürmischer und wilder Art. Leicht hilflos versucht er den Jungen daher von sich wegzudrücken, doch es gelingt ihm nicht wirklich. Zudem merkt er, wie sich nun tatsächlich eine Erregung in seiner Unterhose erhebt und seinem Gegenüber damit sicher nur verdeutlicht, dass es völlig in Ordnung ist, was er tut. Edward schluckt hart, versucht die aufkommende Panik zu verdrängen, was ihm ebenfalls nicht gelingen will. Hilflos versucht er sich daher dem Kuss irgendwie zu entziehen, um seine Bedenken auszusprechen, doch auch das scheint der kleine Clown im Moment nicht wirklich zulassen zu wollen. Stattdessen löst er selbst kurz darauf die Verbindung ihrer Lippen, nur um dafür an Eds Hals weitermachen zu können. Ein heißes Kribbeln gleitet den Rücken des Brünetten hinab und lässt ihn leicht wimmern. Nun hat der Rätselmeister aber endlich Luft, um seine Bedenken verkünden zu können, doch vorher schreckt er heftig zusammen, als sich die schlanken Finger der Jungen jetzt nachdrücklich um seine pochende Erregung schließen! Dabei hört er den Kleineren auch noch heißt in sein Ohr keuchen, ist er doch mindestens so bereitwillig, wie sich Ed ihm gegenüber ungewollt präsentiert. Das ist nun wirklich zu viel! Ein überaus hilfloses Geräusch verlässt Edwards Mund und er versucht noch einmal sehr nachdrücklich, den anderen Jungen von sich zu schieben. „Nicht!“, presst er hervor und findet dann endlich den Blick des Verrückten. Verwundert mustert ihn der Joker und begreift doch nicht ganz, was jetzt los ist. „Bitte, ich – ich kann das – noch nicht...“, stammelt Nigma ergeben und atmet schwer, versucht seine angeschlagene Fassung wiederzufinden. Fast schon erschrocken trennt sich der Clown daraufhin gänzlich von ihm und setzt sich betroffen neben ihn auf die zerwühlten Laken. Sein Gesicht ist tief betrübt, und diese sonderbaren Augen spiegeln ein sehnsüchtiges Verlangen wider, das Ed kaum ertragen kann. „Es – tut mir leid! – Ich – wollte dir nicht zu nahetreten...“, meint Joker beschämt und ringt sichtlich um Beherrschung. Der Brünette richtet sich ganz langsam wieder auf und hebt beschwichtigend die Hände. „Nein, es ist nicht deine schuld! – Ich – Für mich ist das nur alles so neu, zu viel auf einmal. Verstehst du? Ich weiß gar nicht, wo mir im Moment der Kopf steht. – Außerdem denke ich, dass das jetzt auch nicht unbedingt das Richtige ist, nachdem du diesen Albtraum und alles hattest. – Wir sollten das lieber ganz ruhig angehen lassen, meinst du nicht auch?“, hoffnungsvoll betrachtet er den Jungen, der noch immer wie ein Schüler vor ihm hockt, der eine Strafe fürchtet. Ein schmerzliches Lächeln huscht nun über das entstellte Gesicht. „Du hast sicher recht. – Es kam einfach so über mich. Es hat sich so unglaublich gut angefühlt, dass ich alles um mich herum verdrängt hab. – Kommt nicht wieder vor, ehrlich...“ Mittleidig betrachtet ihn der Brünette, dann lächelt er sanft und streicht Joker ein paar verirrte Strähnen aus der Stirn. „Hey, halb so wild! Weißt du, ich denke, dass ich deine Führung dabei sogar bitter nötig habe werde. Doch eben nicht jetzt. – Ich erscheine dir sicher ziemlich verklemmt oder so etwas und vielleicht bin ich das sogar. – In jedem Fall bin ich schüchtern und zurückhaltend, was so etwas angeht. Will es meinem Gegenüber aber gern rechtmachen, doch dafür brauche ich dann Hilfe, um zu wissen, was der andere möchte oder braucht. – Wahrscheinlich wirst du daher nie erleben, dass ich diesbezüglich den ersten Schritt mache, aber das heißt nicht, dass ich dich deswegen nicht auch will. Das tue ich nämlich wirklich! Ich brauche nur etwa Zeit, um mich an all das zu gewöhnen, verstehst du?“ Langsam nickt der Grünhaarige und sieht ihn durchdringend an. „Okay, verstanden. – Vermutlich wäre es aber gut, wenn du mich irgendwie ausbremst, wenn es dir zu viel wird, ich merk das sonst wahrscheinlich nicht, so wie eben. Immerhin bin ich es bisher gewöhnt gewesen, dass man mich hart anpackt und mir strickt zeigt, wo’s langgeht. Damit hab ich auch absolut kein Problem, es gefällt mir sogar richtig gut! So was brauch ich sogar, wie mir scheint. Jemanden, der mein Temperament unter Kontrolle halten kann. – Jetzt mehr oder weniger freie Hand zu haben, weil du ebenfalls Führung brauchst, überfordert mich vermutlich genauso sehr wie dich, nur dass ich dann nicht verschreckt bin, sondern versuche herauszufinden, wie weit ich mit dieser Freiheit gehen kann...“ „Kann ich mir vorstellen, oder eher, ich habe es gemerkt. – Vielleicht sollten wir beide erst einmal eine Weile über all das nachdenken, uns allem völlig bewusstwerden, und es dann ganz langsam und Schritt für Schritt noch einmal versuchen? Sodass wir uns beide an unsere jeweilige Rolle gewöhnen können, dass wir mit ganz neuen Situationen konfrontiert werden, die wir bisher so noch nicht kannten. Und dann denke ich mal, wird es sicher etwas werden und für uns beide befriedigend.“ „Ja, das klingt gut und ich werde mich bemühen, mehr Geduld zu haben, um dich nicht unnötig zu überfordern.“, entgegnet ihm der kleine Clown leicht lächelnd, wobei er diesen Gedanken sehr schnell wieder vergisst, wenn ihn das nächste Mal sein Verlangen überkommt... Erleichtert lächelt Edward zurück, wobei ihm allerdings ein Gedanke kommt, den er bisher so gar nicht auf dem Schirm hatte. „Joker, ich – denke, dass ich in dich verliebt bin, doch was ist mit dir? Empfindest du auch etwas für mich, oder war das jetzt nur eine Kurzschlussreaktion, weil er dich abgelehnt und dir wehgetan hat?“, versucht er sich Klarheit zu verschaffen. Fast schon erschrocken sieht ihn der Jüngere an. „Vielleicht war das gerade wirklich nur eine Kurzschlussreaktion und deshalb so unbedarft, aber – Ed, ich nenne dich nicht umsonst mein Hübscher! Nicht nur, weil ich dich niedlich finde, wie ich es dir schon mal gesagt hab, sondern auch, weil ich mich zu dir hingezogen fühle! Und das praktisch schon, seit du mich hier hast wohnen lassen...“ Überrascht lauscht der Brünette seinen Worten. „Am Anfang war ich mir dessen nicht bewusst, erst recht, weil meine Gefühle für Batsy so durcheinander waren und es leider auch immer noch sind. Doch mit jedem Kuss, den wir teilten, um den Riddler loszuwerden, hab ich mich ein bisschen mehr in dir verloren...“ „Oh, Joker! Warum hast du mir denn nichts gesagt? Dann hätte dieser Albtraum vielleicht gar nicht sein müssen...“ „Naja. Ich wollte den Riddler nicht noch mehr gegen dich aufbringen. Der war ja eh schon immer auf Hundertachtzig meinetwegen. Außerdem wollte ich dir nicht zu nahetreten, da du mir mehr als einmal gesagt hast, dass du ja eigentlich nicht auf Jungs stehst. Und dass die Tatsache, dass wir uns küssen, nun einmal nur dazu dient, diese miese Zecke in deinem Kopf ruhigzustellen. Du hattest manchmal sogar angst vor mir, dass hab ich gemerkt. Und ich war so durcheinander. Das wäre keine gute Kombination für eine Beziehung oder auch nur ein Geständnis gewesen, nicht wahr?“ „Da hast du wohl recht. – Wir haben uns irgendwie zur falschen Zeit und unter den falschen Umständen kennengelernt, sonst wäre vielleicht alles ganz anders verlaufen...“, schwer seufzt der Herr der Rätsel, ehe er wieder verhalten lächelt. „Doch jetzt haben wir uns doch noch gefunden, und ich denke, wir werden das Beste daraus machen. Und vielleicht reicht es dem Riddler ja dann auch endgültig und er verschwindet, wenn wir tatsächlich ein Paar werden...“ „Oh, der Mistkerl kann sich warm anziehen! Dem wird reihenweise der Kopf platzen, wenn wir erst mal richtig loslegen!“, strahlt Joker begeistert übers ganze Gesicht. Ed kommt nicht umhin, zu denken, dass es ihm da wahrscheinlich auch nicht viel besser als seiner schlechteren Hälfte gehen wird, sollte Joker so richtig loslegen wollen. Doch er verschweigt seine Bedenken. Es wäre dem Kleinen gegenüber doch sehr unfair. Er wird mit Sicherheit noch genügend zu jammern haben, wenn der durchgedrehte Clown den nächsten Annäherungsversuch startet, was bestimmt nicht lange auf sich warten lassen wird, so aufgekratzt der Bengel diesbezüglich doch zu sein scheint... 8 Nachdem sich die ganze Aufregung nun etwas gelegt hat, überkommt die beiden allmählich wieder die Müdigkeit. Daher ist es wohl kein Wunder, dass sie zeitgleich zu gähnen beginnen, was sie dann auch gemeinsam lachen lässt. „Vielleicht sollten wir noch etwas schlafen? Es ist immerhin erst Mittag.“, meint Ed, während er auf die Digitalanzeige des Weckers auf seinem Nachtisch blickt und ein weiteres Gähnen zu verstecken versucht. Kindlich reibt sich nun auch Joker mit der geballten Faust die schwer gewordenen Augen. „Gute Idee.“ Langsam erhebt sich Nigma somit und tapst zu seinem Bett zurück. Wehmütig sieht ihm der Grünhaarige hinterher. „Ed? – Darf ich vielleicht wieder bei dir schlafen?“, fragt er schließlich, nachdem sich der Ältere behaglich eingekuschelt hat. Der Brünette braucht nicht erst sein trauriges Gesicht sehen, damit ihm das Herz schwerwird. Aber nachdem jetzt einiges zwischen ihnen geklärt zu sein scheint, verspürt er weit weniger Bedenken als noch beim letzten Mal. „Aber sicher doch.“, erwidert er daher sanft, rückt etwas weiter an die Wand heran und schlägt dann einladend die dünne Decke zur Seite. Jokers trauriges wie gleichermaßen müdes Gesicht erstrahlt mit einer so wundervollen Wärme und Zuneigung, dass Edward richtiggehend das Herz aufgeht. Das Maß an Dankbarkeit, das der Kleine seinetwegen empfindet, versetzt ihn richtiggehend in Erstaunen. Es ist sogar irgendwie ein kleines bisschen beängstigend, jemanden zu haben, den man wirklich liebt und der das Gleiche auch tatsächlich für einen empfindet, aber auch wunderschön! Schnell huscht der kleine Clown zu ihm ins Bett und schmiegt sich an ihn. Schmunzelnd lässt Ed die Decke über ihn fallen und legt sich ebenfalls wieder hin. Es vergeht eine ganze Weile, in der sie sich einfach nur stumm wie verliebte Teenager ansehen. Dann nähert sich der Grünhaarige vorsichtig zu einem neuen Kuss. Nigma ist nicht der Ansicht, dass es diesmal wieder ausarten könnte, daher erwidert er die Zärtlichkeit recht unbefangen und fühlt sich auch schon viel entspannter und sicherer als noch vorhin. Seinen Kopf durchflutet eine herrliche Leichtigkeit, erst recht, weil Riddler jetzt nicht in der Lage ist, seinen Senf dazu zu geben. Als sie sich wieder trennen, lächelt der Grünhaarige zufrieden. Doch in seinen unnatürlich roten Augen liegt ein Glanz, den der Rätselmeister inzwischen ganz gut interpretieren kann. Er besagt, dass dem Bengel noch etwas auf dem Herzen liegt, er noch eine Bitte hat, und hofft, dass ihr im besten Fall wortlos nachgegeben wird, egal wie verrückt sie vielleicht auch sein mag. Schweigend wartet er daher darauf, was kommen wird. „Können wir vielleicht ein bisschen kuscheln?“, fragt der Junge schließlich leicht scheu, fast so, als fürchte er Ärger, den er von Ed aber eigentlich nicht erwarten sollte. Der Ältere ist sich allerdings nicht ganz sicher, was er darunter genau verstehen soll. Seine bisherigen Partnerinnen waren irgendwie nicht gerade von der kuscheligen Sorte, weder nach dem Sex noch zu anderen Zeiten, was bei Frauen wohl eher die Ausnahme darstellt. Nigma selbst ist auch nicht so wirklich ein Freund von zu viel Körperkontakt, von daher war ihm das immer sehr recht. Joker hingegen scheint die ungeteilte Nähe eines anderen sehr zu mögen, ist anhänglich wie ein Hundewelpe, der immer an vorderster Front dabei sein muss, um nicht traurig winselnd in einer Ecke zu hocken. „Was – meinst du damit jetzt genau?“, erkundigt sich der Brünette unsicher. Der kleine Clown sieht ihn mit großen, erstaunlich unschuldigen Augen an. „Löffelchen liegen?“, kommt es bittend von ihm. Der Angesprochene wird sichtlich rot um die Nase, empfindet er so eine Stellung doch als ziemlich intim, weit intimer noch als die Tatsache, dass der Bengel neulich auf seiner Brust geschlafen oder das andere Mal mit dem Kopf auf seinem Schoß gelegen hat. In seinen Augen ist es sogar die intimste Art zu Kuscheln, die man außerhalb vom Sex einnehmen kann – wenn man es ganz genau nimmt, ist es ja sogar auch eine Sexstellung! „O-kay. – Und wer ist welcher Löffel?“, stellt er daher immer noch unsicher die Gegenfrage. Amüsiert gluckst sein Gegenüber in sich hinein. „Ist das nicht offensichtlich? Ich kann wohl schlecht der große Löffel sein, oder? Außerdem wäre dir das bestimmt unangenehm, wenn ich dir da so nahekommen würde, stimmt’s?“ Wieder läuft Ed rot an. „Ja, schon. – Aber ich wollte wenigstens fragen, damit du dich nicht übergangen oder so fühlst...“ „Ach, Quatsch! Du bist doch der Boss hier, also zeig mir, wo’s langgeht, mein Hübscher!“, kichert der Grünhaarige ausgelassen. „Ich bin doch aber nicht dein Boss, sondern dein Freund! Wir sind in jedem Fall gleichberechtigt! Ich – ach, ich weiß auch nicht. In dem Fall kannst du vermutlich nicht von mir erwarten, dass ich dir zeige, wo es langgeht, wie du es ausdrückst, auch wenn du das gewohnt bist. Ich bin nicht Batman und will auch unter keinen Umständen so gemein zu dir sein. Also sag mir einfach, was du möchtest und dann sehen wir weiter.“ „Ich möchte, dass du Löffelchen mit mir liegst!“, wiederholt der Verrückte nachdrücklich und schiebt dabei fast schon schmollend die Unterlippe vor. Daraufhin muss Nigma unweigerlich lachen. „Gut, dann versuchen wir das.“ „Yeah!“, freut sich der Jüngere sichtlich, blickt ihn dann allerdings noch einmal prüfend an. „Du stimmst dem jetzt aber hoffentlich nicht zu, nur weil ich es will und dir damit nicht länger auf die Nerven gehen soll? Das darfst du nicht! Wenn du was überhaupt nicht willst, musst du dich gleich beim ersten Mal durchsetzen und Nein zu mir sagen! Sonst zählen deine Einwände beim nächsten Mal nicht mehr! – Ich möchte, dass du dich dabei auch wohlfühlst und nicht nur meinem Willen nachgibst, bitte!“ Überaus überrascht mustert ihn der Ältere, dann lächelt er sanft. „Keine Sorge, ich gebe dem nicht nach, weil du es so willst und nervig bist du nun wirklich nicht –, in jeden Fall nicht jetzt. Ich möchte auch meine Erfahrungen machen, darum geht es mir. Das ich über meinen Schatten springen kann, erst recht, weil ich sicher nicht auf dich zukommen und solche Wünsche aussprechen kann. Ich bin zwar eigentlich kein Mensch, der von sich aus gern kuschelt, aber das kann sich ja ändern, wenn ich eine gute Erfahrung damit verbinden kann, was bisher eben nich so wirklich der Fall war. Also möchte ich nun gern Löffelchen mir dir liegen!“ Sehr erleichtert sieht ihn der Grünhaarige an und dreht ihm dann den Rücken zu. Ganz vorsichtig rutscht Ed an ihn heran, schmiegt ihre Körper leicht aneinander. Dabei drückt er möglichst sanft die Knie in Jokers Kniekehlen und zieht dessen Rücken gegen seine Brust. Als sich ihre warmen und zum größten Teil nackten Körper berühren, überkommt Nigma ein Schauer, doch er fühlt sich nicht gerade unangenehm an. Was allerdings etwas fragwürdig ist, ist die Tatsache, dass sich Jokers Po gegen seinen Unterleib drückt, und sich das mit jeder unbewussten Bewegung des Jungen vor sich nur komischer anfühlt. Dafür ist Ed also noch nicht ganz bereit. Daher rückt er mit seiner unteren Körperhälfte wieder etwas von ihm ab und legt dann mit Bedacht die Arme um ihn. „Gut so?“, raunt er ihm anschließend warm ins Ohr, woraufhin sein Partner ein seliges Seufzen von sich gibt, das sehr viel Ähnlichkeit mit dem zufriedenen Schnurren einer Katze hat, und sich noch mehr an ihn herankuschelt – wohlweislich seine Kehrseite aber leicht auf Abstand hält, hat er die Bedenken seines Hintermannes diesbezüglich doch gespürt. Allein dieser Laut treibt dem Brünetten allerdings abermals die Röte ins Gesicht und er schluckt hart, um den doch ziemlich erregenden Gedanken daran zu verdrängen. „Ganz herrlich, mein Hübscher, wirklich ganz herrlich! Du bist ein ganz toller, großer Löffel!“, schnurrt der Clown begeistert und kuschelt sich noch etwas mehr gegen ihn. Innerlich zuckt der Rätselmeister leicht zusammen und hofft, dass der Bengel das jetzt nicht andauernd macht, sonst wird er noch ganz wuschig, und das wäre zu diesem Zeitpunkt ganz und gar nicht gut. Doch sein Po bleibt weiterhin brav auf Abstand, was Nigma sehr erleichtert. „Schön, wenn es dir gefällt. – Doch tu mir bitten den Gefallen und lieg nach Möglichkeit still, ja?“ „Wird gemacht!“, gluckst er wieder vergnügt, liegt dann aber zum Glück wirklich still. Trotz, oder gerade deswegen ist Joker im Augenblick aber sehr zufrieden. In seinen überforderten Verstand ist endlich Ruhe eingekehrt, in sein wundes Herz erst einmal Frieden. Es ist genug, nun einfach nur von jemandem umarmt zu werden, dem er wirklich vertrauen kann. Mit einem erneuten Seufzen fallen ihm dann die Augen zu, und kurz darauf sind sie beide wieder in die Traumwelt entschwunden. Doch ein düsterer Wald wird ihnen diesmal ganz sicher nicht begegnen. Und wenn doch, dann werden sie ihn gemeinsam bezwingen und alles und jedem mutig entgegentreten, der sie versucht zu entzweien – sei es im Traum oder in der Wirklichkeit! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)