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About Clowns and Heroes

von

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Pain in dark alleys


 

1
 

Geschwind umrundet der kleine Mann den ausladenden Schreibtisch und lässt sich dahinter in einen hochlehnigen Lederstuhl fallen. Geduldig wartet Edward an der Tür. „Bitte setz dich doch, Ed!“, fordert Pinguin ihn schließlich auf. Dem kommt der Brünette mit einem leichten Nicken nach und setzt sich ihm gegenüber auf die andere Seite des Schreibtisches auf den dort bereitstehenden Stuhl. Forschend blicken sich die Augen des Kleineren um, dann breitet sich ein Grinsen auf seinen Zügen aus. „Wo hast du deine blassgeschminkte Harpyie gelassen? Zuhause im Käfig eingesperrt, wie ich hoffe doch. Und ich bin ja sonst nicht so, aber ich hoffe doch ebenfalls, mit zugebundenem Schnabel und ordentlich gestutzten Flügeln, damit er so schnell nichts mehr anstellen kann...“
 

Unweigerlich muss Nigma bei diesem Bild leicht schmunzeln. Der Vergleich zwischen Joker und diesem Raubvogel ist nahezu lächerlich, allein schon wegen der imposanten Größe der Harpyie. Aber vermutlich bezieht sich der Schwarzhaarige einzig und allein auf die Tatsache, dass dieser Vogel auch überaus gefährlich und stark ist, zudem einen sehr bescheidenen Ruf an sich haften hat, ebenso wie der kleine Clown. „Du kannst ganz beruhigt sein, Oswald. Joker ist nicht hier. Er ist aber auch nicht brav zu Hause, sondern treibt sich wieder irgendwo herum, um Batman zu ärgern.“, leicht zuckt er mit den Schultern, um anzudeuten, dass er es nicht genauer sagen kann. Der Grünhaarige hält sich mit seinen Aktivitäten stets zurück und verrät seinem Mitbewohner praktisch nie im Voraus etwas. Laut eigener Aussage, um Ed vor möglichen Gefahren durch den Dunklen Ritter zu schützen. Im Nachgang erfährt der Brünette auch nur dann etwas, wenn er explizit nachfragt, was beim oftmaligen Zustand des Clowns ziemlich häufig der Fall ist. Aber das tut hier jetzt auch nichts zur Sache.
 

Nun schleicht sich abermals ein Grinsen auf Pinguins Gesicht. „Schön zu hören. Und du bist sicher, dass du das hier auch ohne deinen lächerlichen Bodyguard hinbekommst? Immerhin bräuchte ich nur mit den Fingern zu schnipsen und fünf meiner Männer kämen herein, um dich ohne zu Zögern abzuknallen.“ Nahezu ungerührt hält Edward dem herausfordernden Blick des anderen stand. Dann schüttelt er ganz langsam den Kopf. „Wir wissen beide, dass du das nicht tun würdest, solange ich dir keinen wirklichen Grund dafür liefere. Und besagten Grund sollte es eigentlich nicht zwischen uns geben, findest du nicht? Dafür kennen wir uns einfach schon zu lange, haben zu viel gemeinsam durchgestanden. Und ich bin doch eigentlich ein sehr friedliebender Mensch.“ „Das mag sein und dennoch tauchst du hier für gewöhnlich mit diesem kleinen Aasfresser auf, ganz so, als würdest du mir nach all diesen gemeinsamen Jahren nicht mehr über den Weg trauen.“, traurig sieht Ozzy ihn an.
 

„Das stimmt nicht! Ich vertraue dir, mehr als jedem anderen sogar. Mehr noch als ihm, obwohl wir uns ja sogar eine Wohnung teilen. Sonst wäre ich jetzt ganz sicher auch nicht ohne Joker hierhergekommen.“ „Sonst ist er aber hier...“, schmollt der kleine Mann auf der anderen Seite des Tisches regelrecht. „Ja, da hast du recht. Doch das hat absolut nichts mit dir zu tun. Er ist auch bei jedem anderen dabei. So machen Bodyguards das nun einmal, dass solltest du doch wissen. Deine Schläger umringen dich sonst ja auch, als wärst du der Präsident der Vereinigten Staaten höchstpersönlich! – Doch ich könnte davon absehen, ihn wieder hierher mitzunehmen, wenn das hier gut zwischen uns verläuft...“ Getroffen senkt der Angesprochene leicht den Kopf und nickt dann verstehend. Dieser kurze Moment der Schwäche hält aber nur ein paar Sekunden, dann findet Pinguin seine gewohnte Gewandtheit wieder.
 

„Schön, lassen wir das. Ich verstehe bloß nicht, warum es ausgerechnet dieses durchgeknallte Huhn sein muss, das du dir auch noch in die Wohnung geholt hast. Diese schrecklich winzige Wohnung, wo du dich noch nicht einmal irgendwohin zurückziehen kannst, weil es dafür schlichtweg keinen Platz gibt, solange du den Bengel nicht bei deinen Männern schlafen lässt. Das ist doch komplett lebensmüde...“ „Findest du? – Ja, anfänglich habe ich das auch gedacht. Es ist glatter Selbstmord, ihn bei mir wohnen zu lassen. Das gleiche Schlafzimmer zu teilen und alles. Doch je länger er da ist, desto mehr lerne ich ihn auch kennen und erkenne, dass er gar nicht so schlimm ist, wie er sich sonst gibt. Das es reine Selbstverteidigung ist. Fühlt er sich sicher, kann er ziemlich nett sein, sogar zu einem gewissen Teil Befehle ausführen! – Er ist ein kindischer Hitzkopf und ich bin ein nachdenklicher Feigling. Vielleicht sind wir deshalb so etwas wie Freunde geworden? Wir machen die Fehler des anderen bis zu einem gewissen Grad wett, sodass fast schon etwas Gutes dabei entsteht.“
 

Irritiert betrachtet Oswald ihn. Was Ed jedoch nicht ausspricht ist: Joker ist ein feuriges Eisen, das frisch aus dem Schmiedeofen kommt, und er – in seiner kleinen, mit Büchern vollgestellten Wohnung – ist das Wasser, indem sich der Clown abkühlt und so um einiges ruhiger zu werden scheint, als er es auf der Straße sonst ist.
 

„Ich verstehe – denke ich zumindest. – Doch pass auf, dass er dich nicht auch noch schwul macht, sonst müsste ich unsere Freundschaft im schlimmsten Fall beenden!“, gluckst der Schwarzhaarige ausgelassen, obwohl Ed den Ernst in seinen Augen sehen kann. „Keine Sorge, dass liegt ganz sicher nicht in meinem Ermessen. Und selbst wenn, hätte das dann absolut nichts mit dir zutun, und so abgedreht wie Joker könnte ich wohl kaum mal eben über Nacht werden.“ ‚Oh, du elender Lügner! Du arbeitest mehr daran, eine dämliche Schwuchtel zu werden, als diesen Schutthaufen von einem Bezirk wiederaufzubauen!‘, profiliert sich der Riddler wütend in seinem Kopf. Nigma ignoriert es allerdings gekonnt. Seine schlechte Hälfte ist ganz sicher nur beleidigt darüber, dass es ausgerechnet ein Kuss des Jokers ist, der ihn immer wieder in die Schranken weist. Ed denkt zwar, dass das sicher auch funktionieren würde, wenn er sich von einer anderen Person küssen lasse würde, die der Riddler nicht leiden kann – vorzugsweise bestimmt ein anderer Mann –, aber das ist jetzt auch egal. Nur weil er sich von dem Grünhaarigen küssen lässt, ist der Rätselmeister noch lange nicht schwul, wie er Riddler schon so unzählige Mal versucht hat zu erklären...
 

„Gut. Dann kommen wir doch jetzt mal zum Geschäftlichen. Was stellst du dir also vor, mein Freund?“ „Ich brauche ganz dringend ein Krankenhaus in den Narrows. Doch das ist gewaltig mehr Aufwand, als wenn man nur ein einfaches Haus zum Wohnen bauen will. Daher möchte ich, dass du mir ein paar Männer besorgst, die sich damit auskennen. Schaffst du das?“ „Selbstverständlich schaffe ich das! Mir stellt sich eher die Frage, ob du dir das leisten kannst. Solche Spezialkräfte sind schließlich nicht billig. Zudem wollen die Leute einen Aufschlag haben, dafür dass du sie an diesem unschönen Ort ihre Arbeit verrichten lässt. Aber das ist dann dein Problem. Schließlich reden wie ja jetzt nur davon, was es dich kosten wird, diese Männer von mir anheuern zu lassen.“ „Wie viel?“, fragt Ed, wobei sein Gesicht ein einziges Pokerface ist, nichts von der Nervosität sehen lässt, die ihn innerlich zu zerfressen droht. Das hier muss einfach funktionieren! Die Leute verlassen sich auf ihn. Er darf sie auf keinen Fall enttäuschen...
 

Der wahre Grund, warum Ed Joker gern mit hierher nimmt, ist nämlich der, dass Oswald es dann nicht wagt, ihn über den Tisch zu ziehen. Doch die Abwesenheit des Clowns scheint sich heute äußerst positiv auf den Pinguin auszuwirken. „Lass mich nachrechnen. – Das sind mindestens zehn hochqualifizierte Männer, die du da für den Anfang brauchen wirst, denke ich. – Für drei Millionen kann ich sie dir wohl bis nächste Woche besorgen. Was sagst du dazu?“ „Du bekommt vier Millionen von mir, wenn ich die Männer bis spätestens diesen Donnertag bekomme!“, hält Nigma dagegen. „Das sind nur drei Tage...“ „Ja, hast du ein Problem damit?“ „Nein, ich wollte das nur klargestellt wissen. – Das dürfte sich aber durchaus machen lassen. Doch dafür will ich zuerst mein Geld!“ Schwungvoll wirft Ed einen zerschlissenen Lederkoffer auf die Tischplatte, sodass er direkt vor Oswald zum Liegen kommt.
 

„Das sind zwei Millionen. Den Rest bekommst du, wenn ich die Männer habe und sichergestellt ist, dass sie die Arbeit auch erledigen können.“ Ein Grinsen huscht über das Gesicht des Pinguins. „So kenne ich meinen Ed! Immer durchgeplant und auf alles vorbereitet.“ Nun lächelt auch Nigma. „Was soll ich sagen? Das hat mich immerhin so weit gebracht. Und das wird sich auch nicht ändern, egal wer auch immer bei mir wohnen wird.“ Ozzy strahlt nun über das ganze Gesicht, erhebt sich und streckt dem Rätselmeister über den Tisch hinweg die Hand entgegen. „Das wollte ich hören, alter Freund! Wir haben einen Deal!“ Sehr zufrieden erhebt sich nun auch Edward und ergreift die Hand des Kleineren. „Tausend Dank!“
 


 

2
 

Sehr erleichtert steigt Nigma ein paar Minuten später in seinen Bel Air und setzt Richtung Narrows. Er hat etwa die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als er in einiger Entfernung zwei Gestalten über die Straße hechten sieht. Die zwei können wohl von Glück reden, dass der Wagen des Rätselmeisters im Moment das einzige Fahrzeug weit und breit ist, zudem langsam fährt, sonst hätte das womöglich tragisch enden können. Die beiden scheinen allerdings kaum etwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen, rennen sie doch einfach blindlings weiter. Dabei erkennt Nigma allerdings auch, um wen es sich dabei handelt: Batman und den Joker!
 

Einem Reflex folgend, den er später noch sehr bereuen wird, beobachtet der Brünette, wie die beiden in einer Nebenstraße verschwinden. „Das ist eine Sackgasse...“, murmelt er vor sich hin und parkt den Bel Air dann hastig auf der anderen Straßenseite im Schatten. Schnell steigt er aus und huscht über den Asphalt. Tiefe Neugierde steigt in ihm auf. Was machen die beiden für gewöhnlich bei ihrem Aufeinandertreffen? Diese Frage hat er sich schon so oft gestellt, doch nie eine richtige Antwort von dem Grünhaarigen bekommen. Da der Bengel aber nie ohne Blessuren nach Hause kommt, sieht sich Ed nun regelrecht genötigt, diese Frage eben selbst zu beantworten. Lautlos geht er daher im Schatten eines großen Müllcontainers in Deckung und linst um die Ecke zu seinem Mitbewohner und dessen ewigem Widersacher...
 


 

3
 

Die Fledermaus ist ihm dicht auf den Fersen. Es ist nur noch eine Frage von Sekunden, bis er ihn packen wird. Joker muss daher schnell etwas einfallen, um ihn auszutricksen. Geschickt schlägt er einen Haken und rennt in eine Nebenstraße. Dummerweise ist es eine Sackgasse. Eine Art Déjà-vu erschlägt ihn fast, fühlt er sich doch so heftig an das letzte Treffen mit dem Dunklen Ritter vor einem Monat erinnert, dass augenblicklich ein erregtes Zittern über seine schmächtigen Körper hinweggleitet. Wunderbar! Gut, dann jetzt schnell die Feuerleiter hoch und ab aufs Dach!
 

Ungläubig blickt sich der kleine Clown um. „Fuck...!“, entkommt es ihm ungehalten, als er feststellen muss, dass es hier gar keine Feuerleiter gibt! Sie befindet sich auf der anderen Seite der Gebäude. Hier ist lediglich Platz für den Müll. Nicht mal eine Hintertür, die ihn vielleicht noch retten könnte. Das ist doch einfach nicht möglich! Wer denkt sich denn so einen sinnlosen Schwachsinn aus?
 

Somit sitzt er also in der Falle. Die Mauer ist viel zu hoch und zu glatt, um sie ohne Hilfsmittel erklimmen zu können, und die Gasse einfach wieder verlassen, ist auch nicht drin, da er dem Maskierten damit direkt in die Arme laufen würde. Also was tun? In diesem Moment legt sich Batmans Hand aber auch schon überaus schwer auf seine Schulter, reißt ihn grob herum, nur um dem Grünhaarigen dann die geballte Faust mitten ins Gesicht zu donnern. Getroffen taumelt Joker rückwärts, kann es aber gerade noch verhindern zu stürzen.
 

Erschrocken holt Nigma hinter dem Müllcontainer Luft und presst sich sofort die Hände auf den Mund, als fürchte er, man hätte ihn gehört. Mit weit aufgerissenen Augen schluckt er hart und kann den Blick doch nicht abwenden.
 

Helles Blut rinnt dem Clown von der aufgeplatzten Oberlippe übers Kinn. Doch er grinst dennoch übers ganze Gesicht, seine Augen glitzern vor heißer Erwartung. „Es ist aus, Joker, also lass die Spielchen!“, knurrt der Schwarzgekleidete drohend. „Es ist nicht aus, mein Großer, und das weißt du. Also komm her und tanz mit mir!“, flötet der Kleinere ausgelassen. „Das werde ich nicht tun! Es wird diesmal nicht so enden, wie beim letzten Mal, also versuch es gar nicht erst zu provozieren! Für dein Tun verdienst du nichts anderes als Prügel!“, mit drohend geballten Fäusten tritt Batman näher heran.
 

„Hey! Ich hab doch gar nichts gemacht! Was soll das jetzt?“, schmollt der Grünhaarige und verschränkt kindlich die Arme vor der schmalen Brust. „Ach ja? Und was war letztes Jahr auf dem Festplatz?“ Genervt verdreht der Jüngere die Augen. „Warum fängst du jetzt mit diesem alten Mist wieder an? Ich hab dir doch schon tausend Mal gesagt, dass es keine Absicht war!“, giftet er zurück. „Das macht die Leute auch nicht wieder lebendig! Und wenn dir das nicht passt, was war dann mit dem Gebäude, das du in die Luft gejagt hast? Wieder sind deinetwegen Menschen gestorben!“, hält der Rächer dagegen.
 

„Das ist jetzt wirklich unfair! Das verdammte Dinge sollte doch sowieso abgerissen werden. Außerdem hab ich den Pennern gesagt, dass sie verschwinden sollen. Was kann ich also dafür, wenn die wieder reingehen? Du weißt ganz genau, dass das nicht meine Schuld war, sondern die dieser beiden Trottel! Die haben das Scheißding in die Luft gejagt und nicht ich!“, kommt es zähneknirschend von dem Irren, während er angesäuert mit den Füßen auf den Boden stampft. „Sie haben nach deinem Plan gehandelt.“ „Nein! Sie haben alles kaputtgemacht und daher den Tod verdient!“ „Hör endlich auf, dich wie ein Dreijähriger zu benehmen und die Schuld ständig nur bei anderen zu suchen! Steh doch einfach dazu, was du getan hast und gut ist.“ „Es ist niemals gut und das weißt du wohl am besten! Du willst mich nur wieder in diese Scheiß-Anstalt schicken, damit du dich nicht mehr mit mir herumärgern musst!“, nun zittert seine Stimme, als wäre er den Tränen nahe.
 

„Dort kann man dir helfen, Joker...“, setzt der Ritter erstaunlich sanft an. „Nein, eben nicht! Da wird man nur noch bekloppter! Deswegen bin ich doch abgehauen. Also versuch nicht, das schönreden zu wollen!“ „Dann hör du auf, Chaos zu stiften und verschwinde zurück in das Loch, aus dem du gekrochen bist!“ „Du kannst mich mal!“, gebärt sich der Junge nun wütend. „Du willst es also auf die harte Tour, ja? Kannst du haben, Freundchen!“ Batman reicht es endgültig. Der freche Clown bettelt ja regelrecht darum, bestraft zu werden. Und er kann sich auch schon etwas vorstellen, das dem Früchtchen ein für alle Mal einen Riegel vorschiebt. Es ist schlichtweg nur noch die einzige Möglichkeit, auch wenn sie ihm selbst so gar nicht gefällt. Doch etwas anderes wird den Bengel einfach nicht mehr in die Knie zwingen können...
 


 

4
 

Zwischen den beiden entbrennt nun ein wilder Kampf, der Ed mehr als nur verdeutlicht, wie stark und geschickt der Joker wirklich ist, und dass er froh sein kann, ihn auf seiner Seite zu wissen. Der selbsternannte Rächer der Stadt steckt dabei mindestens genauso viel wie der Grünhaarige selbst ein. Sie wirken wie zwei Kampfhunde, die blindwütig aufeinander losgehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Es hagelt Tritte und Schläge, Blut spritzt nach allen Richtungen. Es scheint kein Ende nehmen zu wollen. Das Durchhaltevermögen der beiden kommt Nigma richtiggehend übernatürlich vor. Es liegt aber vermutlich eher daran, dass sie wie ein eingespieltes Team wirken – tatsächlich wie zwei Tänzer, die einer brutalen Choreografie folgen – und daher zumeist zu wissen scheinen, was der andere als nächstes tun wird. Ein Treffer wirkt somit eher wie reiner Zufall.
 

Irgendwann gelingt es Bruce jedoch, den Joker in die Ecke zu treiben. „Schluss jetzt!“, versucht er es noch einmal. „Vergiss es!“, bekommt er prompt als Antwort. Einer Verzweiflungstat gleichkommend stürzt der kleine Clown nun zu einem erneuten Schlag nach vorn. Batman kann dem Ganzen aber noch einmal ausweichen. Als Gegenleistung stellt er dem Jüngeren ein Bein, sodass dieser äußerst unsanft zu Boden geht. Grob dreht ihn der Maskierte auf den Rücken herum, kaum dass er zum Liegen gekommen ist, und kniet sich dann auf dessen Beine, damit er nicht abhauen kann.
 

Abgehackt atmend sieht Joker zu ihm auf. Blut scheint ein ganz neues Muster auf sein mitgenommenes Gesicht zu malen und ihn so mehr wie einen blutrünstigen Zombie als wie einen Clown aussehen lässt, doch seine unnatürlich roten Augen funkeln auch weiterhin begierig. Mahnend packt Batman ihm am Hemd und beugt sich zu ihm hinab. „Es ist aus, Joker!“, knurrt er. „Schön, du hast gewonnen...“, gesteht sich der Kleinere ein. Langsam streckt er die Hände aus, legt sie hauchzart in den breiten Nacken des anderen Mannes und versucht ihn noch etwas tiefer zu sich zu ziehen. Sinnlich schließt er dabei die Augen und will ihn dann küssen.
 

In diesem Moment hält Edward erwartungsvoll die Luft an. Er kann sich nicht vorstellen, dass der stolze Ritter darauf eingeht. Aber vielleicht ja doch? Immerhin weiß er ja nicht, was bei ihrem ersten Mal so alles vorgefallen ist, abgesehen davon, dass sie Sex miteinander hatten, was Joker ihm sehr glaubwürdig anvertraut hatte. Weit entfernt kann er den Riddler schon wieder in seinem Kopf schimpfen hören, doch er blendet dessen Gehässigkeiten abermals aus. Zu sehr fasziniert ihn das gerade alles.
 

Wie Nigma schon richtig vermutet hat, lässt sich Bruce auch nicht darauf ein. Stattdessen richtet er sich ruckartig wieder auf, entzieht sich so dem halbherzigen Griff des Unterlegenen, und rammt ihm dann die geballte Faust mitten auf die Nase, ehe der Bengel auch nur Piep sagen kann. Das knirschende Geräusch, mit dem die Nase des Grünhaarigen erneut bricht, ist so durchdringend, dass der Rätselmeister in seinem Versteck heftig zusammenzuckt und ein angewiderter Schauer seinen Rücken hinabgleitet. Unweigerlich schüttelt er sich und empfindet tiefstes Mitgefühl für den Jungen.
 

Dieser beginnt nun kraftlos zu husten und dreht schwerfällig den Kopf auf die Seite, damit er einen Klumpen halbgeronnenes Blut ausspucken kann. Sein Gesicht ist eine herzzerreißende Maske aus Schmerz, tiefster Enttäuschung und völligem Nichtbegreifen. „Ich hasse dich doch! Warum musst du mir dann immer wehtun? Kannst du mir denn nicht einmal sagen, dass du mich auch hasst? Mehr will ich doch gar nicht...“, kommt es nasal nuschelt von ihm, während er den Blick langsam wieder zu dem Mann hinaufwendet, der noch immer mit geballter Faust schlagbereit auf ihm kniet.
 

„Du kannst mir glauben, ich hasse dich! Und wie ich dich hasse! Doch das ist nicht das, was du hören willst. Nicht das, was du wirklich fühlst. Sonst würdest du ja endlich begreifen, dass zwischen uns nichts existiert. Es gibt kein Wir. Es gibt kein Uns. Und es wird immer so sein!“ Joker versteht das alles einfach nicht. Er starrt Batman weiterhin hilflos an und kann nichts mehr sagen. Nur eine einzelne Träne schwappt nun aus seinem linken Auge, zieht eine saubere Spur in all das Blut, bevor sie sich in sein Ohr hinabfallenlässt und schließlich ungesehen zu Boden geht...
 


 

5
 

Da keinerlei dummer Kommentar von dem Clown mehr kommt, er ihn einfach nur weiterhin mit großen, glänzenden Augen ansieht, fackelt Batman nicht lange. Er will das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit er den Bengel wieder los ist, ehe sich so etwas wie Reue oder Abscheu vor sich selbst in ihm einzustellen beginnt. Das wäre falsch – obwohl das, was er vorhat, auch verdammt falsch ist und sich alles in ihm dagegen sträubt, aber es gibt wohl keine andere Möglichkeit –, doch er muss Joker gegenüber Stärke demonstrieren, auch wenn er sich dafür auf die unterste Stufe begeben muss.
 

In einer fließenden Bewegung erhebt er sich jetzt und zerrt den Grünhaarigen mit sich hoch. Dieser wirkt teilnahmslos und lässt es sich gefallen. Grob stößt er den Kleineren vor sich her, bis sie an der hinteren Wand ankommen. Ruckartig dreht er den Bengel anschließend mit dem Gesicht zur rechten Hauswand um. Vor Jokers Augen baut sich ein altes Regenrohr auf. Oder besser gesagt ein Teil davon. Das meiste ist längst abgefallen oder zerstört worden. Nur ein Segment an zwei Halterungen ist noch vorhanden, das dafür aber bombenfest zu sitzen scheint.
 

Ehe der Clown irgendeine Frage stellen kann oder auch nur ein Wort seine Lippen verlässt, vernimmt er ein metallisches Klirren hinter sich. Dann drückt sich Batman mit seinem gesamten Körper gegen den schmalen Rücken des Jungen, um ihn daran zu hindern abzuhauen. Gleichzeitig ergreift er dessen Hände und kettet sie in einem komplizierten Manöver mit zwei Paar Handschellen an das Regenrohr, dass es Joker nichts nutzt, sollte er nur eine der Schellen knacken.
 

Mit offenem Mund starrt der Grünhaarige das Ganze an und erkennt auch sofort, dass es etwas mehr Geduld und auch Zeit erfordert, sich daraus wieder zu befreien. Somit hat er keine Chance zur Flucht, solange Batman nicht von ihm ablässt. Diese Tatsache stößt ihm ziemlich sauer auf, erst recht, weil er das Gefühl hat, dass Bruce ihn nicht so schnell allein lassen wird. Dennoch versucht er sich noch überlegen zu geben, damit der Flattermann nicht das Gefühl bekommt, ihn irgendwie verarscht zu haben. Mit einem schmollenden Ausdruck im Gesicht wendet er sich soweit nach herum, wie es ihm möglich ist, damit der den Dunklen Ritter ansehen kann.
 

„Sag mal, Herzchen, hast du eine Vorliebe für Fesselspielchen? Ich hab ja an sich nichts dagegen, aber kannst du das Ganze nicht auch mal so machen, dass ich dich dabei ansehen kann?“ „Mit Sicherheit nicht! Es gibt hier nichts für dich zu sehen. Am wenigsten mich.“, brummt der Ältere zurück. „Aber so macht das gar keinen Spaß...“, schmollend schiebt er die Unterlippe vor. Ruckartig kommt Batman ihm so nahe, dass Joker leicht erschrocken zusammenzuckt. „Ich sage es jetzt ein letztes Mal: Das hier wird kein Spaß für dich! Also halt endlich die Klappe!“, zischt er wütend und greift dann in Jokers Hosentasche.
 

„Also hör mal, Finger weg, ja?“, profiliert sich der Junge noch einmal, dann sieht er, was der Mitternachtsdetektiv hervorgeholt hat und schluckt hart. „Oh, nein! Vergiss es! Ich bin jetzt absolut nicht in der Stimmung für so was!“ „Dich fragt aber keiner! Und außerdem soll das ja auch eine Strafe sein!“ Nun wirkt Joker alles andere als selbstsicher. Angst steht in seinen unnatürlich roten Augen. Hilflos zieht er die Schultern hoch und versucht sich noch kleiner zu machen, als er ohnehin schon ist. „Nein, bitte nicht! Das – das kann nicht dein Ernst sein...!“ „Und ob das mein Ernst ist!“, meint der Schwarzhaarige und reißt das kleine Tütchen auf.
 

„Oh, bitte tu’s nicht! – Ich – ich mach auch alles, was du willst, ehrlich...“ „Vergiss es, Joker, der Zug ist endgültig abgefahren! Und anders scheinst du es ja nicht mehr zu lernen. Ich habe es satt, mich ständig zu wiederholen und doch nur von dir ausgelacht zu werden.“ „NEIN! Das kannst du nicht machen! Du bist Batman, verdammt noch mal!“, kommt es nun zornig von dem Jungen und er reißt heftig an seinen Ketten. „Je mehr du dich dagegen wehrst, desto mehr wird es wehtun.“ „Dann schreie ich eben!“ „Dir wird niemand helfen.“ „Du bist so ein mieses Arschloch, weißt du das? Aber glaub ja nicht, dass ich kampflos aufgeben werde! Wenn du also tatsächlich wagen willst, mich zu ficken, musst du dir schon etwas mehr Mühe geben!“, knurrt der Clown nun mit gefletschten Zähnen und versucht nach ihm zu treten.
 

Der erste Tritt findet sein Ziel, doch die Wirkung ist in dieser eingeschränkten Haltung nicht so groß wie erhofft, obwohl der Ritter sogar zwei Schritte zurückgedrängt wird. Der nächste Versuch geht schon ins Leere. Beim dritten Mal ergreift Batman das heranschnellende Bein seines Gegenübers und hält es fest. Joker bleibt somit gar keine Bewegungsfreiheit mehr. Dem Rächer reicht das aber noch nicht aus. Mit der anderen Hand greift er nun in die üppig grünen Haare und zerrt den Kopf des Kleineren schmerzhaft nach hinten, ehe er die Stirn des Irren mit voller Wucht gegen das Regenrohr rammt. Beim Aufprall ertönt ein hohles Plong!, und der kleine Prinz sackt halb benommen etwas in sich zusammen. Somit hat der Maskierte einen Moment, um alle Vorbereitungen abzuschließen...
 


 

6
 

Mit wachsendem Entsetzen kann Edward nun mit ansehen, wie der Dunkle Ritter dem praktisch wehrlosen Clown die Hosen von den Hüften streift und sich dann das Kondom überzieht. „Das – macht er nicht wirklich. – Er will – ihm nur Angst einjagen...“, kommt es als ungehörtes Flüstern von dem Rätselmeister, der nun sichtlich zu zittern beginnt. Ihm steht die Panik deutlich ins Gesicht geschrieben, als wäre er es, der dort gleich so grausam misshandelt wird. Sein Körper erstarrt richtiggehend, allein schon beim Gedanken daran. Er kann sich nicht mehr rühren, nur mit ansehen, wie all sein Hoffen doch nicht erhört wird...
 

Zu allem Übel kommt Joker nun auch wieder richtig zu sich. Schmerzlich stöhnend hebt er den Kopf an, sieht das Regenrohr vor sich, weiß zu erst nicht, was das zu bedeuten hat, doch dann erschlägt ihn die Erkenntnis praktisch. Ruckartig wendet er den Kopf nach hinten und erblickt Bruce mit versteinerter Miene. Ein heftiges Zittern lässt seinen schmächtigen Körper erbeben. „Tu’s nicht...“, fleht er ein letztes Mal in vollkommener Verzweiflung ertrunken. Doch der Ausdruck im Gesicht des Rächers ändert sich kein Stück. Stattdessen ergreift er nun die schmalen Hüften des Jungen und verschafft sich ungehalten Zugang zu ihm.
 

Der Grünhaarige würde gern lockerlassen, sich entspannen, damit es nicht so schlimm wird, aber das kann er nicht. Sein Körper scheint ihm nicht mehr gehorchen zu wollen, ist ganz in einer Angst gefangen, die er nie zuvor gespürt zu haben glaubt. In einem anderen Leben vielleicht. Aber darüber kann er jetzt nicht nachdenken, denn sein zierlicher Leib wird so plötzlich von einem derart heftigen Schmerz eingenommen, dass jegliches Denken unmöglich wird. Krampfhaft versucht er dem unbändigen Drang zu Schreien zu widerstehen, seinem eigentlich so geliebten Peiniger diese Genugtuung nicht zu geben. Doch er kann es nicht. Muss es hinausschreien. Muss es rauslassen, um all den Schmerz, den er sein Leben lang stumm ertragen hat, damit Ausdruck zu verleihen.
 

Ehe Batman ihm grob die Hand auf den Mund drücken kann, entkommt Joker ein einzelner, langgezogener Schmerzensschrei, der von den Wänden widerhallt und damit noch grausamer zu klingen scheint als er eh schon ist. Für Ed hört es sich wie ein unaussprechlicher Laut von tiefster Traurigkeit, unendlicher Sehnsucht, grenzenloser Qual und verzweifelter Unterwerfung an. Ein so dermaßen hilfloses Geräusch, dass er es niemals mit dem durchgeknallten Clown in Verbindung bringen würde, und dessen er sich nicht entsinnen kann, schon einmal etwas Derartiges überhaupt von einem Menschen gehört zu haben...
 

Einen Augenblick lang gehen sämtliche Gedanken in seinem Kopf in einer lautlosen, weißglühenden Explosion aus Abscheu und Entsetzen unter. Seine Haut wird eiskalt und seine Kehle ist wie zugeschnürt. Als der Augenblick vorbei ist, drängt sich eine neue, völlig unverständliche Empfindung an die Oberfläche: Eifersucht! Blutrote, pulsierende Eifersucht! Und er weiß beim besten Willen nicht, woher sie kommt. Doch stimmt das wirklich? Er hätte gern eine Antwort auf diese Frage, aber der Riddler in ihm hält zur Abwechslung einmal entschieden sein bösartiges Schandmaul, andernfalls würde er von ihm sicher eine gesalzene Erklärung bekommen.
 

Nachts kann Ed solche Gedanken als situationsbedingten Unsinn abtun, hervorgerufen durch die Tatsache, dass er schon seit Jahren mit niemandem mehr zusammengelebt hat. Aber tags scheint ihm das beim besten Willen nicht gelingen zu wollen. Tags haben solche ungewollten Gedanken die unangenehme Eigenschaft, ihre Halsbänder, die sie nachts am Ausbruch hindern, abzustreifen und dann ungehindert frei herumzulaufen und ihm den Schlaf zu rauben. Bricht eine neue Nacht an, schlüpfen sie ungesehen wieder hinein und tun so, als kämen sie unter keinen Umständen frei. Doch Edward weiß es besser...
 

Die Eifersucht, so weißglühend wie ein Schürhaken, nimmt den Rätselmeister völlig in Besitz. Der Dunkle Ritter hingegen bemerkt den Laut des Jungen nicht, ignoriert ihn oder ergötzt sich womöglich sogar an der Tatsache, den Joker endlich gebrochen zu haben. Er gibt ein missgünstiges Knurren von sich, presst ihm schließlich die Hand auf den Mund und beginnt dann, sich überaus ungestüm in ihm zu bewegen.
 

Nun seiner Stimme beraubt, hat der kleine Clown keine Möglichkeit mehr, sich verständlich zu machen. Die Laute, die ihren Weg dennoch unter dem dicken Leder von Batmans Handschuh hindurch finden, sind unterdrückt, unartikuliert, weinerlich, ein hilfloses Flehen, versunken in Schmerzen, die sich Nigma nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen vorzustellen vermag.
 


 

7
 

Verzweiflung steigt ihm wie Gift in der Kehle empor, Tränen der Wut brennen in seinen Augen, und doch fällt endlich die Starre von ihm ab, die ihn bis jetzt so fest im Griff hatte. Ed kann es kaum glauben, doch das ist seine Chance! Seine Chance Joker zu retten! Wacklig, aber dafür umso entschlossener, kommt Nigma auf die Beine und will hinter dem Müllcontainer hervortreten. Fest umklammern seine Finger seinen fragenzeichenförmigen Gehstock. Aus dessen unterem Ende schnellt nun eine lange Klinge hervor, funkelt todbringend im schwachen Schein der Laternen auf der Hauptstraße. Seine sonst so hilflosen und wohlgesitteten Gedanken werden von tiefstem Schwarz überschattet und doch sieht er nur noch rot. Blanke Wut, aber keine Tränen mehr. Oh, nein! Seine Venen werden von ungeahntem Mut durchströmt, der ihn beflügeln wird, damit er Batman dafür büßen lassen kann, was dieser seinem kleinen Freund antut. Oh, ja! Der Ritter wird dafür bluten müssen! Der Rätselmeister ist so sehr in Rage, dass er es sogar hinnehmen würde, wenn Bruce durch seine Hand den Tod finden könnte, völlig gleich, welches Chaos die Stadt dann heimsuchen würde. Das Einzige, was jetzt zählt, ist Joker!
 

Niemals hat er etwas so sehr gewollt wie diese Rache. Nie hat ihm etwas mehr bedeutet als dieser Junge dort, auch wenn er das im Augenblick gar nicht begreift. Er sieht nur das unaussprechliche Unrecht, das er unterbinden muss. Entschlossen tritt er hinter dem Müllcontainer hervor und will zum Angriff ansetzen. Doch soweit kommt er gar nicht erst. Plötzlich ist es, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gerannt. Er kommt weder vor noch zurück, kann sich nicht mehr bewegen. Die Welt vor seinen Augen scheint sich immer weiter zu entfernen, als würde er ruckartig nach hinten gezogen werden, und so ist es auch. Nicht körperlich, sondern geistig! Die Barriere, die seine schlechtere Hälfte bis jetzt zurückgehalten hat, ist von all der Wut in ihm unbemerkt zerbrochen und nun ist das dort Innewohnende frei!
 

‚NEIN!‘, entkommt es Ed verzweifelt, aber da ist es schon zu spät – der Riddler hat von seinem Körper Besitz ergriffen und Nigma ist nun ein Gefangener in seinem eigenen Kopf! ‚Nein! Das kannst du nicht machen! Lass mich wieder raus! Ich muss Joker helfen!‘, gebärt er sich in den endlosen Weiten seines Geistes. Als Antwort erschallt ein überaus geisteskrankes Lachen, das jede seiner Hirnwindungen entlangzurasen scheint, jeden Winkel ausfüllt, ihn all seiner Macht und seines Selbst zu berauben scheint. ‚Du hast jetzt Sendepause, Schwächling! Die Show will ich mir unter keinen Umständen entgehen lassen, und du wirst mich nicht daran hindern! Du wirst zusehen! Zusehen, wie Batman dieser dreckigen, kleinen Schwuchtel gibt, was sie verdient hat! Wie sich der Bengel vor Schmerzen windet! Wie sein Blut den Boden zeichnet! Seine Schreie so ungehört! Vielleicht rastet die Fledermaus ja sogar richtig aus und dreht dem Bengel den Hals um, nachdem er ihm das letzte bisschen Hirn rausgefickt hat? Mann, wäre das ein schöner Gedanke!‘
 

‚Wie kannst du nur so grausam sein? Verstehst du nicht, was das für eine Gräueltat ist? Begreifst du nicht, wie schrecklich so etwas sein muss? Stell dir doch mal vor, du wärst es, wenn er das mit DIR tun würde! Würdest du dann immer noch lachen?‘ Grinsend duckt sich Riddler wieder in den Schatten des Müllcontainers, während sich seine Augen keine Sekunde von der grausigen Szene vor sich abwenden. ‚Warum sollte ich mir so etwas vorstellen? Ich war es schließlich nicht, der als schwuchteliger Paradiesvogel durch die Nacht gestöckelt ist, um Batman geil zu machen. Du auch nicht, also habe ich in dem Fall nichts zu befürchten. Und da du ja ein so dermaßener Feigling bist, brauche ich mir auch keine Gedanken darum zu machen, dass der Flattermann mir irgendetwas anderes antun könnte. Immerhin einen Vorteil, den man von dir hat.‘
 

‚Warum bist du nur immer so selbstsüchtig? Niemand hat so etwas verdient! Und Joker hat doch keinem etwas getan...‘ Wieder dieses irre Lachen, das Ed die Tränen in die Augen treibt. ‚Du bist echt gut, weißt du das? Ich dachte immer, du könntest biologisch bedingt nicht lügen, aber damit hast du dich dermaßen selbst übertroffen, dass es gar keinen Vergleich mehr gibt! – Aber mal ehrlich jetzt. Scheinbar hat dir dieser dreckige Hurensohn schon so sehr den Kopf verdreht, dass du alles verdrängt hast, was er gemacht hat, wie? Denk doch nur mal an die Iceberg Lounge. Oder wie oft du dir seinetwegen beinahe in die Hosen gemacht hast. Wie oft du dich wegen ihm geärgert hast und so weiter. Ich könnte endlos viele Dinge aufzählen! Er ist nichts als eine Plage, seit er über deine Schwelle getreten ist. Und jetzt bekomme ich endlich meine Rache dafür, dass er es gewagt hat, mich immer wieder wegzusperren!‘
 

‚Das ist es also, was du willst? Rache dafür, dass er einen Weg gefunden hat, dich ruhigzustellen?‘ ‚Was dachtest du denn? Ich fand es schon schlimm genug, dass ich es dir nicht ausreden konnte, diesen Scheiß in den Narrows abzuziehen. Doch daraus hätte sich vielleicht ja doch noch etwas entwickeln können, das dich an die Spitze dieser verfluchten Stadt gebracht hätte. Also hab ich dich machen lassen. Doch es war ein unverzeihlicher Fehler von dir, diesen geisteskranken Clown in unsere Zuflucht zu lassen! Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass der Bengel nichts als Ärger bedeutet. Und du hast auch noch zugelassen, dass er sich so mies an mir vergreift! Hast ihn auf Knien angebettelt mit dir zu knutschen, als wärt ihr verdammte Teenager! Du dreckige Schwuchtel hast dich von ihm anstecken lassen! Vergiften! Wo sind all die schönen Zeiten hin, in denen du mir vertraut hast? In denen du mich gebraucht hast? Um Hilfe gebeten hast? Wo sind sie hin? Wir hatten so große Pläne...‘
 

‚Das waren alles deine Pläne, zu denen du mich genötigt hast! Alles andere verstehst du völlig falsch...‘ ‚Komm mir jetzt nicht so, Freundchen! Was gibt es da denn falsch zu verstehen? Denkst du etwa, ich bekomme nicht mit, was in deinem Kopf vor sich geht, du Trottel? Herr Gott noch mal, ich wohne da drin! Ich kann jeden deiner Gedanken lesen wie eine übergroße Leuchttafel! All diese widerwärtigen, falschen Gefühle, die du nicht haben solltest und schon gar nicht für diesen dreckigen Clown! Doch das ist jetzt vorbei! Du wirst dir das hier mit mir ansehen! Bis zum bitteren Ende! Und wenn Batman den Bengel doch nicht zufällig um die Ecke bringt, dann werde ICH es tun, sobald er weg ist! Und du kannst nichts dagegen unternehmen! Das Letzte, was diese miese, kleine Schwuchtel sehen wird, wirst DU sein, der ihm die Kehle durchschneidet! Und dann gibt es wieder nur noch dich und mich, die rechtmäßigen Herrscher Gothams!‘
 

‚NEIN!‘ ‚Oh, doch! Die Stadt wird dich als Helden feiern, weil du sie von diesem irren Geschwür befreit hast! Und dann können wir sie ebenfalls hinterrücks erledigen und über sie herrschen, wie es uns immer vorherbestimmt war! Niemand wird mich dann noch aufhalten können! Niemand!‘ Edward fehlen die Worte, um das alles zu begreifen. Aber, oh, er hätte es ahnen müssen! Der Riddler war von Anfang an ein machtbesessenes Monster, das über Leichen gegangen ist, um zu bekommen, was er wollte. Edward ist es nur immer wieder gelungen, das zu unterbinden, ihn irgendwie zurückzudrängen. Ihn zu vertrösten. Doch jetzt ist er völlig außer Kontrolle geraten und es gibt nichts mehr, was ihn stoppen könnte...
 


 

8
 

Eine Möglichkeit gäbe es allerdings doch. Aber sie ist sehr schwierig und überaus endgültig. Dem Rätselmeister müsste es gelingen, die Kontrolle für einen kurzen Moment wiederzuerlangen. Dann könnte er nach der Magnum in seiner Weste greifen und sich selbst eine Kugel in den Kopf jagen! Das würde das Martyrium ein für alle Mal beenden. Wenn er stirbt, stirbt auch der Riddler! Aber das würde Joker nicht helfen, in keiner Weise. Ihm muss also vorher dringend eine Möglichkeit einfallen, wie er dem bemitleidenswerten Clown helfen kann und dann... dann kann er sich immer noch endgültig vom Riddler befreien.
 

Um dem Grünhaarigen helfen zu können, muss er allerdings auch für kurze Zeit die Kontrolle wiedererlangen. Dafür muss er eine Lücke in der Gedankenbarriere des Riddlers finden. Solche Lücken entstehen ausschließlich durch unkontrollierte Gefühlsregungen. Als Ed vorhin so außer sich vor Wut war, ist unbemerkt so eine Lücke entstanden, die es Riddler ermöglicht hat, ihn zu überwältigen. Doch wie soll es ihm gelingen, so eine Gefühlsregung in seiner schlechteren Hälfte auszulösen? Riddler wird ihm in keinem Fall zuhören, egal was er auch immer zu sagen hat. Im Moment hat er nur Augen für diese Grausamkeit, die sich keine vier Meter von ihm entfernt abspielt. Absichtlich hält Nigma den Blick gen Boden. Wenn er ihn auch nur ein kleines bisschen anhebt, kann auch er sehen, was dort vor sich geht, und das kann er unmöglich ertragen.
 

Im Gegensatz zum Riddler. Dieser ergötzt sich wirklich überaus an alledem. Es ist richtiggehend ekelerregend. ‚Ja! JA! Gib’s dieser dreckigen Hurenschwuchtel! Immer feste rein da, B-Man!‘, gluckst seine schlechtere Hälfte ausgelassen wie ein kleines Kind. Angewidert verzieht Ed das Gesicht und sein Ekel wird nur noch größer, als er nun das erwartungsvolle Kribbeln in seinen Lenden spüren kann. ‚Oh Gott...‘, wimmert er ungehört. Der Anblick des wehrlosen, verzweifelten Clowns macht den Riddler so richtig heiß! Das will so überhaupt nicht in Nigmas Kopf hinein.
 

Bisher war seine schlechtere Hälfte durch nichts wirklich zu erregen gewesen. Er hat zwar ständig derbe Sprüche von sich gegeben, wenn Ed mal ein hübsches Mädchen über den Weg gelaufen ist, aber mehr auch nicht. Da sich der Rätselmeister selbst nur selten zu irgendwem hingezogen gefühlt hat, schien es dem Riddler auch immer so zu gehen. Er hat sich dem kaum vorhandenen Trieb seines Wirtskörpers angepasst. Es blieb ihm ja auch nie etwas anderes übrig, solange er nicht selbst die Führung hatte. Und wenn der Brünette doch einmal in die Verlegenheit kam, Sex zu haben, hatte sich seine schlechtere Hälfte immer sehr rücksichtsvoll zurückgezogen und geschwiegen. Fast so, als hätte Ed seinen Kopf tatsächlich für sich allein. Andernfalls wäre es sicher auch undenkbar gewesen, irgendetwas dahingehend auf die Reihe zu bekommen. Doch er zweifelt nicht daran, dass sich der Riddler dann ebenfalls dem Genuss hingegeben hat. Schließlich sieht er, was Ed sieht, fühlt, was er fühlt – körperlich wie geistig, auch wenn er damit nicht immer einverstanden ist. Sie teilen sogar Schmerz miteinander, weshalb Riddler im Allgemeinen auch immer ein Auge auf ihn hat, um vor irgendwelchen Qualen verschont zu bleiben. Er hat zwar eine unglaublich große Klappe, ist aber genauso feige und empfindlich wie Edward selbst, auch wenn man das nicht immer merkt. Er kann sich seine große Klappe auch nur deswegen erlauben, weil es ja in erster Linie Edward ist, der dafür dann die Strafe tragen muss.
 

Seine Vorstellung von etwas Erregendem scheint sich im Moment jedoch überaus grundlegend von den Gedanken seines Wirts zu unterscheiden. ‚Ja! Fick das kleine Miststück...!‘, kommt es nun schwer keuchend vom Riddler. Obwohl er die Führung über den Körper hat, dringt keine seine Äußerungen nach draußen, er lässt sie nur Ed zuteilwerden, und das ist schon schlimm genug. Noch schlimmer ist allerdings die mittlerweile nicht mehr zu übersehende Tatsache seiner Erregung. Riddlers Hose ist bis zum Zerreißen gespannt! Ohne den Blick von den beiden Gestalten am anderen Ende der Sackgasse abzuwenden, gleiten seine Finger nun hinab und fummeln zittrig Knopf und Reißverschluss auf. Angestrengt schluckt Riddler und langt in die engen Shorts hinein.
 

Nahezu grob umfasst seine rechte Hand die erhitze Erregung, während er sich mit der Linken wie ein Ertrinkender am Müllcontainer festklammert. Fahrig beginnt sich seine Rechte ungestüm zu bewegen. Stimmloses Stöhnen verlässt dabei seine Kehle. Begierig beißt er sich auf die Unterlippe, zittert nun am ganzen Körper.
 

Edward ist mehr als nur schockiert davon. Heiße Tränen rinnen seine Wangen hinab, er rauft sich die Haare und versucht das alles irgendwie zu ignorieren. Dennoch ist er gezwungen, das Gleiche zu empfinden. Krampfhaft presst er die Schenkel zusammen, in der vagen Hoffnung, damit das penetrante Kribbeln seiner Lenden zu verdrängen. Im Gegensatz zum Riddler wird er diesem abartigen Verlangen aber nicht nachgeben. Dazu ist er zum Glück nicht gezwungen. Im Gegenzug ist seine schlechtere Hälfte auch nicht dazu gezwungen zu weinen, nur weil Ed es gerade tut. Je nachdem wer von ihnen die Führung über den Körper hat, der hat auch die Führung über alle Taten und Empfindungen. Der Unterlegene kann sich zwar gegen die Gefühle wehren, die er selbst nicht haben will, sonst würden sie im Ernstfall beide der Verzweiflung einer Situation erliegen, doch Edward ist schwach. Da er für gewöhnlich Herr über diesen Körper ist, kann er sich weit weniger dagegen wehren, wenn er zurückgedrängt wird. Somit ist er nun gezwungen, die gleiche Erregung zu spüren, auch wenn er sie nicht will.
 

‚Oh, bitte, mach, dass es aufhört...‘, wimmert Nigma hilflos und spürt dabei, wie sich der Riddler immer mehr hineinsteigert. Nicht mehr lange und er wird seinen Höhepunkt haben. Moment... Das ist es! Ein Orgasmus ist die wohl größtmögliche und nicht zu unterdrückende Explosion an Gefühlen im menschlichen Körper. Damit wird er den Riddler überwältigen! Langsam lässt der Brünette die Hände sinken, atmet tief ein und aus. Versucht, seine Konzentration wiederzufinden. Wenn es passiert, muss er bereit sein, da es nur ein kurzer Moment ist, in dem sich die Lücke auftun wird – praktisch nicht länger als der Höhepunkt selbst. Edward kann von Glück reden, dass er nicht dieselbe Verlangen empfindet, sonst würde es unmöglich funktionieren.
 

Dann ist es soweit. Ein blendet weißes Licht durchflutet Riddlers Kopf, vertreibt jeglichen klaren Gedanken und lässt ihn für diesen Moment im Nirwana schweben. Jetzt oder nie! Fest entschlossen erhebt sich Edward und stürmt nach vorn. Die sorgfältig errichtete Barriere des Riddlers zerreißt wir ein billiges Stück Stoff, das vom vielen Waschen schon ganz dünn und spröde geworden ist, und auf einmal hat Nigma wieder den Müllcontainer vor der Nase. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er das rostige Metall an, atmet schwer, weil sich sein Körper noch in den Nachwehen des Orgasmus befindet, zittert am ganzen Leib, und doch kann er tief in seinen Gedanken den Riddler lauthals schimpfen hören!
 

‚DU ELENDER HURENSOHN! WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN? LASS MICH SOFORT WIEDER RAUS, ICH WAR NOCH NICHT FERTIG!‘, brüllt seine schlechtere Hälfte so laut, dass Edward ein schmerzliches Aufstöhnen gerade noch unterdrücken kann. ‚Das hast du dir selbst zuzuschreiben, mein Freund! Du bleibst, wo du bist, also denk gar nicht mal daran, es erneut versuchen zu wollen, sonst finde ich einen Weg! Und der wird damit enden, dass ich mir eine Kugel in den Schädel jage! Dann ist es aus mit dir!‘ ‚Das wagst du nicht! Immerhin würde dich das auch umbringen...‘ ‚Und ob ich das wage! Es ist mir egal, ob ich dabei sterbe. Hauptsache ich muss dich nicht mehr ertragen!‘
 

‚Du gottverdammte...‘, setzt der Riddler zähneknirschend an. ‚Was? Willst du mich wieder eine Schwuchtel schimpfen, ja? Vielleicht solltest du das noch mal überdenken? Immerhin war nicht ich es, der sich gerade einen runtergeholt hat, während er beobachtet hat, wie dort hinten ein anderer Mann vergewaltigt wird! Also fass dir erst an die eigene Nase, bevor du mich das nächste Mal beleidigst!‘ ‚Du – du...‘ Was auch immer Riddler auf der Zunge liegt, er spricht er nicht aus, sondern knurrt nur beleidigt in sich hinein. Das soll Nigma nur recht sein, er hat jetzt immerhin andere Sorgen.
 

Angewidert zieht er ein Taschentuch aus seiner Weste und wischt sich damit die verschmierte Hand ab. Anschließend knüllt er es zusammen und wirft es weit von sich. Das Erste, das er tun muss, wenn er später nach Hause kommt, ist, sich gründlich waschen. Allein beim Gedanken daran, was gerade gewesen ist, schüttelt es ihn am ganzen Körper. Nahezu wehleidig blickt er dann an sich herab. Im hintersten Winkel seiner Gedanken kommt er sich vergewaltigt vor, obwohl das, was ihm gerade passiert ist, nicht einmal ansatzweise mit dem zu vergleichen ist, was Joker im Moment erleiden muss. Dennoch kann er dieses von Scham und Ekel erfüllte Gefühl nicht anders beschreiben.
 

Heiße Tränen brennen erneut hinter seinen Augen. Diesmal lässt er ihnen jedoch freien Lauf. Am liebsten würde er sich jetzt in einer Ecke zusammenrollen und bitterlich weinen. Doch das kann er nicht, nicht jetzt. Es würde auch überhaupt nichts daran ändern. Daher holt er ein paar Mal tief Luft und beruhigt sich allmählich wieder. Mit spitzen Fingern macht er sich dann daran, sich wieder vernünftig anzuziehen. Es bessert das Gefühl, benutzt worden zu sein, nur bedingt, doch er ist so froh, nun wieder Herr über seinen Körper zu sein. Damit das aber so bleibt, sollte er sich dringend beherrschen, sich nicht mehr vom Zorn überwältigen lassen oder jetzt in irgendeiner Form gefühlsmäßig zusammenbrechen, auch wenn es schwerfällt.
 

Was jetzt zählt, ist Joker dort rauszuholen. Er atmet noch einmal durch und greift dann nach seinem Gehstock. Die Klinge funkelt noch immer im Zwielicht der Laternen. Ehe er sich allerdings erheben und zur Tat schreiten kann, dringt Batmans Stimme zu ihm durch. Vorsichtig linst Nigma um den Müllcontainer herum. Wie es scheint, hat das Martyrium endlich ein Ende gefunden...
 


 

9
 

Nachdem Batman seine Strafe beendet hat, entfernt er sich nun von dem kleinen Clown. Dieser wirkt wieder völlig neben sich. Kraftlos sinkt er jetzt auf die Knie und ringt nach Atem. Es war überaus schwer, Luft durch seine gebrochene, mit Blut verstopfte Nase zu bekommen, erst recht, wenn Bruce ihm weiterhin vehement den Mund zugehalten hat. Mehr als einmal hatte er das Gefühl ersticken zu müssen, hat nur noch bunte Punkte vor seinen Augen tanzen gesehen. Doch im letzten Moment fand sich dann doch immer ein kleines Löchlein, das etwas Luft eingelassen hat. Das macht es aber auch nicht besser. Er fühlt sich so schrecklich, dass es ihm weit lieber gewesen wäre, wenn er hätte ohnmächtig werden können – oder einfach sterben...
 

„Ich hoffe, du hast es jetzt endlich verstanden, Joker? Es gibt kein Wir, niemals! – Und jetzt mach, dass du wegkommst! Du hast fünf Minuten. Finde ich dich dann immer noch hier, war das von eben erst der Anfang von dem, was dir dann blühen wird!“, stellt der Rächer klar. Von dem Grünhaarigen kommt zuerst nur ein ersticktes Wimmern. „Warum – warum tötest du mich nicht einfach...?“, fragt er schließlich. Der Angesprochene gibt ein verstimmtes Brummen von sich. „Ich töte nicht, dass weißt du ganz genau. Und selbst wenn, du würdest nichts daraus lernen, sondern nur deinen Willen bekommen, und auf dieses Niveau lasse ich mich nicht noch einmal herab! Es war ein Fehler, dir überhaupt jemals etwas zu gestatten. Doch damit ist jetzt Schluss! Stell an, was immer du willst, doch behalte dabei im Hinterkopf, dass ich dich dann hart bestrafen werde!“
 

„Warum – bringst du mich nicht zurück nach Arkham...?“ „Damit du wieder ausbrichst und Unschuldige dabei tötest? Ganz sicher nicht! Verschwinde in das dreckige Loch, aus dem du gekrochen bist, und bleib verflucht noch mal dort! Es ist in jedem Fall besser für uns alle.“ Langsam wendet er sich zum Gehen. „Fünf Minuten und keine Sekunde länger!“, ruft er noch einmal über die Schulter hinweg. Kurz darauf geht er an dem Müllcontainer vorbei, hinter dem sich der Rätselmeister im Schatten versteckt, und verschwindet dann gänzlich aus der Sackgasse und aus der Sichtweite der beiden Verbrecher.
 


 

10
 

Jetzt, wo der Dunkle Ritter weg ist, könnte Ed ganz einfach zu Joker hinübergehen und ihm helfen, doch irgendetwas hindert ihn daran. Der Riddler ist es nicht, der hat erst mal sein Fett wegbekommen und wird hoffentlich den Rest der Nacht die Klappe halten. Was könnte es also dann sein? Er weiß es beim besten Willen nicht. Vielleicht fürchtet er sich schlichtweg davor, dass Joker schlussfolgern könnte, Ed habe alles mit angesehen, wenn er jetzt so plötzlich bei ihm auftaucht. Ja, dass der Brünette tatenlos zugesehen hat, wie ihm diese Grausamkeit zuteilwurde. Wenn das der Fall ist, kann sich Nigma gleich an Ort und Stelle eine Kugel in den Kopf jagen...
 

Also bleibt er lieber noch etwas hier sitzen und beobachtet das Ganze. Der kleine Clown hockt weiterhin unbewegt halbnackt auf den Knien. Sein abgekämpftes Weinen dringt herzzerreißend herüber, immer wieder unterbrochen von würgendem Husten. Nicht selten spuckt er auch Klumpen von geronnenem Blut auf den Boden. Die Zeit verrinnt und der Rätselmeister ist schon drauf und dran doch hervorzukommen, um ihn daran zu erinnern, dass Batman sehr bald zurückkommen wird.
 

Dann endlich erhebt sich der Junge unter sichtlichen Schmerzen. Unsicher steht er auf wackeligen Beinen und starrt die Handschellen an, die in einem so selten dämlichen Konstrukt mit dem Regenrohr verbunden sind, dass es Ewigkeiten dauern wird, sich daraus zu befreien. Zeit, die er definitiv nicht hat. Knurrend sucht er nach einer Lösung, während er wieder in die Hocke geht, um nach seiner Hose zu angeln. Schwerlich gelingt es ihm, sich wieder anzuziehen. Anschließend beginnt er heftig an den Ketten zu zerren – nichts. Schön, dann eben auf die harte Tour, auch wenn er keine Kraft mehr dafür zu haben glaubt.
 

Langsam spannt er die Handschellen so weit wie möglich, streckt die Arme durch und setzt dann erst einen Fuß gegen die Wand und dann den anderen. Mit aller Kraft, die ihm noch bleibt, beginnt er die Knie durchzudrücken und somit an den Ketten zu ziehen. Seine Handgelenke schmerzen und seine Schultern fühlen sich an, als würden sie jeden Moment aus ihren Gelenken gerissen werden, doch nichts bewegt sich. Verzweifelt fängt er wieder an zu wimmern und will schon aufgeben. Vorher strengt er sich aber noch ein letztes Mal an.
 

Plötzlich löst sich das Regenrohr mit einem schabenden Knirschen aus der Wand und der Grünhaarige wird rücklings zu Boden geschleudert. Hart landet er auf dem rissigen Beton und atmet wieder schwer. Erneut bleibt er so lange liegen, dass Ed schon sichtlich in Sorge gerät. Doch dann setzt sich Joker mit schmerzlichem Stöhnen unbeholfen hin, befreit sich von dem Regenrohr und beginnt dann damit, die Handschellen zu knacken. Das dauert zum Glück nicht so lange.
 

Sorgenvoll wendet er den Blick dabei in den dunklen Himmel hinauf. Nicht nur Ed kommt es schon wie eine Ewigkeit vor, auch der Verrückte hat das nagende Gefühl, dass Batman jeden Moment wieder auftauchen wird. Also weg hier!
 

Schwerfällig kommt er wieder auf die Füße und torkelt dann wie ein Betrunkener zur Einmündung der Gasse. Unterwegs tastet er sich an der Wand und den anderen Müllcontainern entlang. Macht immer wieder kurze Pausen, um zu Atem zu kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit tritt er endlich auf die Hauptstraße hinaus. Mit angehaltener Luft wird Ed klar, dass der Bengel sein Auto sehen könnte. Immerhin steht es fast genau der Sackgasse gegenüber auf der anderen Straßenseite. Zwar im Schatten verborgen, aber dennoch praktisch auf dem Präsentierteller. Erleichtert stößt er die Luft allerdings wieder aus, als er sieht, dass Joker nicht einmal hinübersieht, sondern sich in die Richtung weiterschleppt, aus der Ed ursprünglich gekommen ist.
 

Die fünf Minuten müssen längst um sein, doch Batman ist nirgends zu sehen. Sicher beobachtet er den kleinen Clown aber von irgendwo dort oben aus den Schatten heraus. Edward wartet dennoch geduldig weiterhin. Irgendwann hört er leise eine Autotür zuschlagen, gefolgt vom gar nicht leisen Aufheulen eines Motors. Unzweifelhaft Jokers Lamborghini. Als der knallig bunte Wagen nicht lange später dann an der Gasse vorbeirast, ist er jedoch nicht zu hören, was Nigma für eine gute Idee hält. Er hofft nur inständig, dass der Junge sicher zu Hause ankommt und nicht hinter dem Steuer ohnmächtig wird. Bei der Geschwindigkeit hätte er mit Sicherheit keine Überlebenschance...
 

Auch der Rätselmeister brennt darauf nach Hause zu kommen, dennoch wartet er weitere zehn Minuten, bis er sich wirklich sicher fühlt, und verlässt sein Versteck dann ganz vorsichtig. Hastig huscht er anschließend über die Straße und springt in seinen Bel Air. Er widersteht dem Drang, das Gaspedal bis zum Boden durchzudrücken, dass würde ihm nicht helfen. Erst recht nicht, wo er selbst noch so durch den Wind wegen alledem ist. Daher hält er sich an die vorgegebene Geschwindigkeitsbegrenzung und kommt somit immerhin auch irgendwann ans Ziel.
 


 

11
 

Der Bel Air erreicht die Garage schließlich kurz vor Morgengrauen. Joker muss schon seit mindestens einer Stunde zu Hause sein. Vermutlich liegt er schon in seinem Bett versteckt und versucht das Geschehene irgendwie zu verarbeiten. Ed kann das gut nachvollziehen. Er möchte auch nur duschen und dann ganz dringend schlafen. Alles verdrängen, erst recht das mit dem Riddler...
 

Langsam lässt er seinen Wagen an dessen angestammten Platz rollen und sammelt sich noch einen Moment auf dem Sitz. Mit geschlossenen Augen atmet er tief durch, versucht seine Gedanken zu ordnen. Lange kann er sich dem aber nicht hingeben, dann öffnet jemand ungefragt die Fahrertür. „Boss? Ist alles in Ordnung?“ Fast schon widerwillig wendet Edward das Gesicht der Stimme zu. „Ja, alles bestens, Lenny.“ „Wirklich, Boss? Du siehst blass aus...“ „Es war – eine sehr aufreibende Nacht, nennen wir es einfach mal so.“ „Hat der Pinguin dir Ärger gemacht?“, sorgenvoll mustert ihn der andere Mann, während Nigma den Wagen verlässt.
 

„Nein, mit Oswald lief alles nach Plan. – Es war eher ein – Batman-Problem...“, gesteht er schließlich, was nun Lenny erblassen lässt. „Hat er dir wehgetan?“, wie eine Mutter beginnt er damit, seinen Boss zu umrunden, um mögliche Verletzungen auszumachen. „Nein, alles gut. Ich bin noch mal davongekommen, doch er hat Joker erwischt...“ „Das kannste aber laut sagen! Mister Jay sah ganz schön mitgenommen aus, als er vorhin zurückgekommen ist...“ „Das glaube ich gern. Es war – sehr heftig. – Ist er oben?“ „Ja, Boss. Aber er will niemanden sehen. Mel wollte ihm helfen, doch Mister Jay hat ihn nur angebrüllt und gesagt, dass der nächste, der es wagt, ihn anfassen zu wollen, den Sonnenaufgang nicht mehr erleben wird...“, sichtlich betroffen lässt Lenny die Schultern hängen.
 

„Ich verstehe. – Bei euch ist aber alles in Ordnung, oder? Er ist hier nicht irgendwie Amok gelaufen?“ „Nein, Boss. Er ist nach oben verschwunden und hat die Tür zugeknallt, ehe Mel es noch mal versuchen konnte...“ „Das ist in Ordnung. Lasst ihm ein bisschen Freiraum. Er hat viel zu verarbeiten und ich auch. – Ich werde jetzt ebenfalls nach oben gehen und dann gleich ins Bett. Sag den anderen, dass wir uns heute Abend wiedersehen und dass der Deal mit Oswald steht.“ „Mach ich, Boss.“ Schwerfällig wie ein alter Mann setzt sich der Rätselmeister in Bewegung.
 

Die paar Stufen in dem kleinen Treppenhaus kommen ihm nahezu unüberwindbar vor, sodass er sich gar nicht vorstellen will, wie es Joker da ergangen sein muss, wo er so schrecklich zugerichtet wurde. Ihm wird richtig schlecht, wenn er auch nur ansatzweise an das denkt, was heute Nacht alles passiert ist. Völlig verständlich, dass sich der Grünhaarige da von niemandem mehr anfassen lassen will, auch wenn dieser jemand es nur gut meint. Aber vielleicht kann Nigma zu ihm durchdringen, ihn wieder etwas aufmuntern? Ihm etwas Trost spenden? Das wäre sicher ganz gut für den Hausfrieden.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er endlich oben an. Dennoch steht er noch eine Weile vor der verriegelten Tür, ehe er seine Hand fast schon widerwillig auf das Sicherungspaneel legt, um sie scannen zu lassen. Auf dem Glas der Scanneranlage und der Klinke kann er die blutigen Fingerabdrücke seines Mitbewohners sehen. Mit einem leisen Klicken öffnet sich die Tür und er betritt mit einem sichtlich unguten Gefühl die kleine Wohnung...
 


 

12
 

Die Behausung des Brünetten liegt in völlige Dunkelheit gehüllt da, was ihm nicht gerade als gutes Zeichen vorkommt. Vorsichtig macht er drei Schritte vorwärts und greift nach der Laterne am Boden. Als er sie einschaltet, sieht er, dass die Tür zum Schlafzimmer offensteht und es verlassen ist. Nichts deutet daraufhin, dass Joker den Raum seit ihrem Aufstehen vor so unendlich vielen Stunden noch einmal betreten hat. Nun doch etwas mehr besorgt will sich Nigma dem Wohnzimmer zuwenden. Vielleicht hat sich der Junge ja stattdessen auf die kleine Couch gelegt? Als er zum Gehen ansetzt, poltert es allerdings im Badzimmer.
 

Erschrocken fährt Edward herum. Die Tür zum Bad ist geschlossen und er kann weitere Geräusche daraus hören. Also muss der Clown dort drinnen sein. Verhalten klopft der Brünette nun an das Holz. Im Raum wird es schlagartig still. „Joker? Ich bin es, Ed. Ist alles in Ordnung bei dir? Lenny hat mir erzählt, dass du ganz schön mitgenommen ausgesehen hast...“ „Geh weg...!“, kommt es gedämpft, aber nachdrücklich. Der Rätselmeister will sich dem schon fügen, als wieder Geräusche zu ihm durchdringen, gefolgt von der brüchigen Stimme des Jungen. „Aua! – Fuck...“, tönt es wimmernd. Dem folgt ein so bemitleidenswertes Schluchzen, das es Ed ebenfalls fast die Tränen in die Augen treibt.
 

„Joker? Du bist verletzt, stimmt’s? Darf ich bitte reinkommen? Ich will dir helfen...“ Zielstrebig legt sich seine Hand auf die Klinke. Die Tür hat kein Schloss, damit man sie von innen verriegeln könnte, doch das stellte bis jetzt nie ein Problem dar. Wenn keiner im Bad ist, steht die Tür immer offen und das reicht für gewöhnlich aus. Doch Ed ist sich sicher, dass Joker sich gerade ganz dringend einen Riegel wünscht, um nicht nur seinen Mitbewohner sondern die ganze Welt auszusperren.
 

„Bleib draußen! – Ich – ich bin nackt...!“, kommt es fast schon fauchend zurück. „Kannst – du dir nicht was überziehen?“, fragt Edward vorsichtig. „...nein...“, lautet die leise Antwort. „Okay...“, gibt Nigma zurück und drückt dann doch die Klinke nieder.
 


 

13
 

Langsam öffnet er die Tür und tritt einen Schritt in den kleinen Raum hinein. Augenblicklich trifft ihn etwas an der Brust. „Arschloch!“, schimpft ihn der Grünhaarige im selben Moment. Ed erkennt, dass es sich bei dem Geschoss um eine Verbandsrolle gehandelt hat, die nun davonkullert und sich dabei immer wieter abwickelt, bis sie gegen die Waschmaschine knallt, ein kleines Stück in die Gegenrichtung rollt und dann zum Stehen kommt.
 

Das Badezimmer wird ebenfalls nur von einer Laterne beleuchtet. Ihr weißes Licht wirkt in der Enge allerdings so grell wie die Lampen in einem Operationssaal, obwohl ihr Kegel kaum mehr als den kleinen Clown beleuchtet. Doch das reicht bei Weitem aus. Der Junge sitzt vor der Badewanne auf den Knien. Auf dem Boden verteilen sich etliche Handtücher, die eindeutig nass sind, wodurch der Brünette schließt, dass der Bengel es wohl geschafft hat zu duschen. Die Brause tropft auch noch leicht vor sich hin, was sie immer noch eine ganze Weile macht, nachdem man sie schon längst wieder abgestellt hat. Die Handtücher sind gnädiger Weise dunkelgrün, sodass darauf nichts zu erkennen ist. Doch da sind auch allerhand Waschlappen, auf deren hellgrüner Farbe jede Menge Blut zu sehen ist. Verbandsmaterial türmt sich auf den Fliesen, doch der Verrückte wirkt damit eher hilflos.
 

Als Ed ihn nun betrachtet, stellt er fest, dass Joker gelogen hat. Der Clown ist gar nicht nackt, sondern hat sich eine frische Jogginghose übergezogen. Die Sachen, die er heute Nacht getragen hat, liegen halbherzig im Wäschekorb neben ihm zusammengeknüllt. „Du bist doch gar nicht nackt...“, meint Nigma daher irritiert. Es wirkt keinesfalls anklagend oder tadelnd, es ist schlichtweg eine Feststellung. Erneut greift Joker nach einer Verbandsrolle und wirft sie nach seinem Gegenüber. Sie verfehlt ihr Ziel aber vollkommen und landet lautlos im dunklen Flur. „Natürlich bin ich nackt oder bist du blind, verdammte Scheiße!“, platzt es richtiggehend hysterisch aus dem Grünhaarigen heraus. Dann bemerkt es auch der Rätselmeister. Joker ist ungeschminkt! Ohne die bunte Farbe im Gesicht fühlt sich der kleine Clown noch viel nackter als ohne Klamotten am Leib.
 

Beschwichtigend hebt Edward die Hände und stellt dann die Laterne ganz langsam auf dem Boden ab. „Schon gut! Alles ist in Ordnung. Ich will dir nur helfen, okay? Mir deine Verletzungen ansehen.“ Ganz langsam nickt Joker, sein Blick ist aber stur auf seine Hände gerichtet, die er verkrampft im Schoß geballt hält, als schäme er sich, seinem Gegenüber sein entblößtes Gesicht zu zeigen. Vorsichtig geht der Ältere vor ihm auf die Knie. „Was ist passiert?“, fragt er dabei sorgenvoll, obwohl er die Antwort ja kennt. Und gerade das ist vielleicht auch sein Glück, denn der Junge schüttelt ganz entschieden den Kopf. „Es war Batman, nicht wahr?“, versucht er es daher weiter. Es vergehen einige Sekunden, dann nickt Joker wieder ganz langsam. „Ist schon in Ordnung. Mehr musst du auch gar nicht sagen.“
 

Geschäftig beginnt er damit das Verbandsmaterial zu sortieren. „Kannst du mich bitte ansehen?“ Nichts, der Grünhaarige sitzt nur weiterhin verkrampft auf den Knien. „Gut. – Kannst du mir dann vielleicht sagen, was dir fehlt?“ Langsam streckt er die Hand aus, um seinem Gegenüber eine verirrte Locke zur Seite zu streichen. Augenblicklich schnellt allerdings die Hand des Irren nach oben und schlägt die seine grob weg. Leicht erschrocken zuckt Nigma zusammen und lässt dann betrübt die Schultern hängen. „Ich – kann verstehen, dass es dir nicht gutgeht. Doch wenn du mich nicht wenigstens ansiehst, kann ich dir nicht helfen. Ich habe dich doch schon ohne Schminke gesehen, erinnerst du dich?“, setzt er wieder an, nur um erneut keine Antwort zu bekommen.
 

Seufzend denkt er nach, wie er zu dem Jungen durchdringen könnte, als sich eine Stimme in seinem Kopf meldet. ‚Ach, nun lass ihn doch! Wenn er schmollen will, weil die Fledermaus ihm den Arsch aufgerissen hat, dann lass ihn halt. Ist doch nicht dein Problem. An deiner Stelle würde ich ihn nicht weiter reizen. Hier liegen genug Sachen herum, mit denen er dir wirklich wehtun könnte, anstatt dich nur mit Mullbinden zu bombardieren.‘ ‚Sei still!‘ ‚Warum sollte ich?‘ ‚Weil du dir heute Nacht schon genug herausgenommen hast!‘ ‚Ach? Was hab ich mir den rausgenommen?‘ ‚Das weißt du ganz genau, Perversling!‘ Nun hört er den Riddler merklich ausgelassen lachen.
 

‚Nun sei doch nicht immer so verklemmt! Ich musste einfach mal Druck ablassen, da du ja der Ansicht zu sein scheinst, dass dein Ding nur zum Pinkeln gut ist. Doch das ist gar nicht gesund, dass so unbenutzt zu lassen, weißt du? Und wenn du schon der Meinung bist, zu beschäftigt zu sein, um dir was zum Vögeln zu suchen, dann solltest du dir wenigstens ab und an mal einen von der Palme schütteln, wenn’s angebracht ist.‘ ‚Spinnst du jetzt völlig? Was war denn daran angebracht, dass zu machen, wenn Joker vor meinen Augen vergewaltigt wird? Das ist widerwertig! Völlig krank!‘ ‚Was blieb mir denn anderes übrig? Dich kann ich ja schließlich nicht ficken...‘ „HALT ENDLICH DIE KLAPPE!“, platzt es schließlich ungehalten aus dem Brünetten heraus.
 

Erschrocken zuckt Joker vor ihm zusammen und sieht ihn mit großen, in Tränen schwimmenden Augen an. Erst da wird Nigma bewusst, dass er laut gesprochen hat. Selbstredend ist der Riddler natürlich nicht der Ansicht, jetzt still sein zu wollen. Stattdessen lacht er wieder dreckig und setzt zu einer neuen Triade an Böswilligkeiten an. Das muss der Rätselmeister unbedingt unterbinden, bevor er völlig wahnsinnig wird. Doch wie? Sein Blick fällt schlagartig auf den kleinen Clown, der noch immer vollkommen verstört vor ihm hockt. Das ist es!
 

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwänden, ergreift Edward das mitgenommene Gesicht des Jungen vor sich und küsst ihn! ‚Oh, du hinterfotzige Schwuchtel...!‘, setzt seine schlechtere Hälfte angewidert an. Glücklicherweise reicht es aber aus, um ihn in sein kurzzeitiges Gefängnis zu sperren und sich so für die nächsten vierundzwanzig Stunden Ruhe zu verschaffen.
 

Joker findet das allerdings ganz und gar nicht witzig, nicht in diesem Moment der Schwäche und des Schmerzes. Ed hat den Kuss kaum begonnen und registriert, dass es tatsächlich funktionieren wird, da stößt ihn der Grünhaarige auch schon überaus grob von sich weg. In dem kleinen Raum ist es daher unvermeidlich, dass Nigma nun hart mit dem Hinterkopf gegen die Fliesen neben der Tür knallt. Augenblicklich sieht er nur noch Sterne und begreift gar nicht, wo der Bengel die Kraft dafür hergenommen hat. Es muss schlichtweg nackte Panik gewesen sein. Angst davor, dass jetzt die ganze Welt verrückt geworden ist und Ed mit ihm dasselbe anstellen wird wie Batman!
 

„DU MIESES SCHWEIN! FASS MICH NICHT AN!“, gebärt sich der kleine Clown aufgebracht und holt mit der geballten Faust aus. Der Rätselmeister hat jedoch Glück, nicht mehr von ihm ausgeknockt worden zu sein, so kann er nun dem drohenden Schlag im letzten Moment entgehen. Jokers Faust trifft daher überraschend heftig die Fliesenwand, was einen Sprung in die entsprechende Kachel hineintreibt, wie der Brünette schwer schluckend feststellen muss. Ein Schmerzensschrei entkommt dem Verrückten, während er sich die verletzte Hand an die schmale Brust presst. „Scheiße...“, wimmert er und funkelt sein Gegenüber dann mit zornigen Rubinen und gefletschten Zähnen an.
 

„Tut mir leid! Es tut mir furchtbar leid! Der Riddler! – Es war der Riddler! – Ich wollte nur...“, versucht sich der Ältere hilflos zu verteidigen. Ungläubig mustert ihn der mitgenommene Joker, dann entspannt er sich etwas. „Der Riddler? Wirklich?“, hakt er nach und mustert den Brünetten durchdringend. „Ja! Er ist schon die ganze Nacht auf Streit aus. Ich bin deswegen auch schon völlig fertig. – Ich musste ihn endlich irgendwie loswerden, damit ich dir helfen kann. Es tut mir so leid! Ich wollte dir nicht zu nahetreten...“ Resignierend lässt Joker die Schultern hängen. „Schon gut. Es ist nur – ach, schon gut. – Danke, dass du hier bist...“
 

Dann bricht der kleine Clown völlig zusammen. Ungehalten weinend wirft er sich in Nigmas Arme, klammert sich wie ein Ertrinkender an ihm fest. Überfordert zuckt Ed zurück, doch dann fängt er sich und schlingt fest die Arme um den zitternden Körper. Daraufhin wird das Weinen des Grünhaarigen nur noch heftiger. Es wirkt, als würde er jeden Moment an seinem aufgelösten Schluchzen ersticken. Das Ganze rührt Edward so sehr, dass er selbst nicht mehr an sich halten kann. Ungehindert rinnen nun auch ihm heiße Tränen die Wangen hinab. Diese Nacht war schlichtweg viel zu aufreibend, um jetzt nicht zu weinen. „Es – tut mir alles – so leid...“, wimmert er aufgelöst ins Ohr des Jungen. Dieser erwidert nichts, klammert sich nur weiterhin an ihm fest.
 


 

14
 

Nachdem dieser Gefühlsausbruch nun ein Ende findet, sitzen die beiden einen Moment lang einfach nur schweigend da. Dann streckt Edward erneut die Hand aus, um noch einmal zu versuchen, die verirrte Strähne des Clowns zur Seite zu schieben. Diesmal lässt es sich der Jüngere gefallen, schmiegt sich den warmen Fingern sogar entgegen, als sie sanft über seine Wange streichen. Er erwidert auch zaghaft das verhaltene Lächeln des Rätselmeisters, was dieser für einen Schritt in die richtige Richtung hält.
 

„Hast du dir die Hand verletzt?“, fragt er dann. Probeweise ballt und entspannt Joker seine Linke ein paar Mal. „Nein, alles gut. Doch die Fliese hat jetzt einen Sprung. – Sorry...“, erwidert er erstaunlich kleinlaut. Ed betrachtet den Schaden kurz, dann zuckt er mit den Schultern. „Halb so wild. Ist nicht die einzige mit einem Sprung hier.“ Prüfend betrachtet er das Gesicht des kleinen Clowns. Seine Lippen sind aufgesprungen, wo Batman ihn erwischt hat. Doch es ist nur halb so schlimm wie beim letzten Mal. Zähne musste er diesmal auch nicht einbüßen. Dafür trägt sein rechtes Auge ein farbenfrohes Veilchen und ist durchs Weinen nur noch mehr zugeschwollen.
 

Alles halb so wild. Schlimm hat es aber erneut die Nase des Jungen erwischt. Nur zu gut kann sich Ed noch an das widerwärtige Knirschen erinnern, mit dem sie unter Batmans Fausthieb gebrochen ist. Innerlich schüttelt sich der Rätselmeister. Dann atmet er tief durch und widmet sich der Baustelle. „Sie ist gebrochen.“, meint er nüchtern und tastet die Nase des Jungen möglichst behutsam ab. Dieser zuckt schmerzlich zusammen, entzieht sich ihm aber nicht.
 

„Ich weiß...“, nuschelt Joker mit angestrengt verzogenem Gesicht. „Ich muss sie erst richten, bevor ich sie fixieren kann. – Das wird leider ziemlich wehtun, fürchte ich...“, entschuldigt er sich schon im Voraus. „Das ist mir auch klar. Hab’s selbst vorhin versucht, aber irgendwann geht’s einfach nicht mehr ohne Hilfe oder Spiegel. Und ich kann mich nicht so lange auf den Beinen halten. – Du machst das aber schon. Hast es ja schon mal gemacht. Nur leider bin ich jetzt nich weggetreten...“ „Stimmt. Es kann aber sein, dass du währenddessen ohnmächtig wirst.“, erwidert Ed sorgenvoll. Nichtssagend zuckt der Kleinere mit den Schultern.
 

Kurz lässt Nigma von ihm ab und greift nach einem sauberen Lappen. „Hier, beiß da drauf, während ich sie richte.“ Mit hochgezogener Augenbraue betrachtet ihn der Grünhaarige. „Warum? Ich bin doch keine Memme.“, protestiert er etwas. Leicht lächelt der Brünette. „Das will ich damit auch gar nicht andeuten. Doch wenn du schreist, stehen meine Jungs in zwei Sekunden auf der Matte, weil sie denken, hier oben wird jemand umgebracht.“ „Ist ein Argument.“ Erneut zuckt Joker mit den Schultern, greift aber nach dem Lappen und schiebt ihn sich zwischen die scharfen Zähne. ‚Der ist danach definitiv hinüber...‘, geht es Edward noch durch den Kopf, ehe er wieder Hand an die Nase des Clowns legt.
 

Sichtlich zuckt der Grünhaarige zusammen und auch der Rätselmeister muss all seine angeschlagene Selbstbeherrschung aufbringen, um das widerwärtige Knirschen zu ignorieren. Dennoch muss er mittendrin kurz aufhören, um ein Würgen angestrengt zu unterdrücken. „Geht’s?“, nuschelt Joker fast unverständlich um den Lappen herum, während Ed sichtlich mit sich kämpft. „Schon gut. Ich hab’s gleich...“ Erneut knirscht es und dann sitzt wieder alles an der richtigen Stelle. Entgegen seiner Vermutung war von seinem Gegenüber jedoch kein Pieps zu hören gewesen, dafür rinnen ihm ganze Sturzbäche von Tränen über die Wangen und der völlig zerbissene Lappen erzählt die Geschichte des Schmerzes ziemlich gut zu Ende.
 

Mitleidig betrachtet ihn der Rätselmeister. „Alles in Ordnung...?“ Kindlich wischt sich der Clown mit geballten Fäusten über die Augen, zuckt angesichts des Veilchens leicht zusammen und nickt dann. „Ja, danke...“, schnieft er, kann aber schon wieder etwas lächeln. „Okay. Dann fixiere ich jetzt alles und dann hast du es geschafft.“ Joker nickt und hält dann still, als Ed vorsichtig ein paar kleine Wattebäusche in seine Nasenlöcher schiebt und anschließend einen Streifen Gipsverband auf den Sattel klebt. „So, fertig. Das muss jetzt noch ein paar Minuten trocknen, also nicht dran rumfummeln.“ „Okay...“
 

„Tut dir noch irgendwo etwas weh?“ Langsam schüttelt der Kleinere wieder den Kopf. ‚Er lügt...‘, denkt Edward schweren Herzens und dennoch kann er sehr gut verstehen, warum. Die nächsten drei Tage wird es aber deutlich zu sehen sein, dass er Schmerzen hat, da er sich entweder gar nicht erst hinsetzt, sich nur auf die Knie hockt oder schwerlich zu verbergen versucht, dass es wehtut, wenn er sich doch hinsetzen muss. Doch das ist jetzt egal. Jetzt ist es nur wichtig, ihn auf andere Gedanken zu bringen, ihn von alledem abzulenken, damit er anfangen kann, es zu vergessen, auch wenn das unmöglich sein dürfte...
 

„Ich weiß, es klingt sicher ziemlich dämlich, aber ich habe noch eine Tafel Schokolade. Vielleicht willst du die ja haben? Wir könnten uns dann auf die Couch setzen und noch ein paar Zeichentrickfilme schauen, bevor wir schlafen gehen.“ „Das klingt schön...“ Und das Lächeln, das Joker ihm schenkt, treibt Edward fast wieder die Tränen in die Augen.
 


 

15
 

Eine Stunde später kann Ed die Augen beim besten Willen nicht mehr offenhalten. Zeichentrickfilme sind so gar nicht seins. Diese völlige Unlogik der Geschehnisse am laufenden Band haben ihn schon als kleines Kind nur verwirrt. Doch Joker liebt diese schreiend bunten Filmchen einfach so sehr. Allerdings interessiert es den kleinen Clown inzwischen so gar nicht mehr, was Bugs Bunny und Duffy Duck schon wieder zu streiten haben. Mit einem müden Schmunzeln blickt der Rätselmeister an sich hinab. Der Grünhaarige hat sichtlich mit einer bequemen Stellung gekämpft, was sich auf der ziemlich kleinen Couch als nicht gerade einfach erwiesen hat. Irgendwie hat er es aber doch geschafft, ober war schlichtweg genug von der süßen Schokolade und den bunten Bildern abgelenkt.
 

Nun allerdings liegt er zusammengerollt da. Seinen Kopf hat er unbemerkt auf Eds Schoß gebettet, vermutlich als der Brünette selbst schon weggedämmert war. Ein Arm des Jungen hängt über den Rand des Polstermöbels. Die andere Hand umklammert noch immer das leere Silberpapier der Schokolade. Sein Gesicht ist sichtlich mit den Resten der braunen Masse verschmiert, was ihn wie einen völlig erledigten Dreijährigen aussehen lässt.
 

Es wäre wirklich eine Schande, ihn wecken zu müssen, nur damit sie ins Schlafzimmer gehen können. Nigma wird es heute Nacht zwar ganz sicher bereuen, wenn ihm jeder Knochen im Leib wehtut, aber im Moment es ist ihm gleich. Joker braucht jetzt Ruhe. Vorsichtig angelt er nach der dünnen Decke, die immer über der Rückenlehne der Couch hängt, und breitet sie über dem Schlafenden aus, der immer noch nicht mehr als seine Jogginghose trägt. Es ist zwar noch ganz schön warm hier oben und es wird noch wärmer werden, wenn die Sonne erst mal ihren Höchststand erreicht hat, aber er will auch nicht, dass der kleine Clown womöglich doch friert.
 

Vorsichtig beugt er sich dann nach vorn und fingert nach der Fernbedienung auf dem kleinen Tischchen vor sich. Wohltuende Dunkelheit breitet sich im Wohnzimmer aus, als der Fernseher auf Knopfruck erstirbt. Erschöpft legt er den Kopf wieder nach hinten ans Polster und starrt einen Moment zur finsteren Decke empor. „Eines Tages wirst du mir das büßen, Batman! Du wirst dafür büßen, was du meinem kleinen Clown angetan hast!“, flüstert er zornig. Nicht zum ersten Mal in dieser Nacht verspürt er brennende Eifersucht in seinem Herzen und ein anderes, warmes Gefühl, das er aber noch nicht deuten kann. Sanft legt er seine Hand auf Jokers Kopf und streichelt ziellos mit den Fingern durch die wirren, grünen Haare. Der Junge seufzt schmatzend im Schlaf. Sein noch immer nacktes Gesicht fühlt sich fremdartig und unglaublich schön zugleich unter Eds Fingern an. Dann fallen dem Brünetten endgültig die Augen zu...



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