About Clowns and Heroes von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 6: Come closer ---------------------- 1 Mittlerweile ist es fast drei Wochen her, seit Edward den Joker bei sich aufgenommen hat. Das Zusammenleben gestaltet sich als weit weniger schwierig, als Nigma es am Anfang befürchtet hat, was vielleicht auch nur daran liegen mag, dass der Clown nun einige anspruchsvolle Aufgaben hat und somit zu beschäftigt ist, um irgendwelchen Unsinn auszuhecken. Eine seiner – in dem Fall selbstgewählten – Arbeiten besteht im Kochen, wobei er nicht nur herzlich gern Ed versorgt, der es seiner Meinung nach auch wirklich nötig hat, isst er doch wie ein Spatz; sondern auch seine Männer, was alle sehr genießen, ist es doch immer wunderbar, wenn sie nach einer harten Nacht gemeinsam zusammensitzen und essen können. Und selbstgekocht schmeckt es doch immer noch am besten! Seine Hauptaufgabe besteht allerdings darin, den Bodyguard für den Brünetten zu spielen, wenn dieser nach Gotham reinfährt, um beispielsweise Geschäfte mit einem der anderen Schurken abzuschließen. Die Anwesenheit des Clowns wirkt dabei oftmals erstaunlich einschüchternd auf die anderen – was vermutlich daher rührt, dass sie alle noch zu gut im Gedächtnis haben, was der Bengel mit ihnen in der Iceberg Lounge abgezogen hat –, wodurch sich der Rätselmeister viel sicherer fühlt und auch weit seltener über den Tisch gezogen oder vertröstet wird. Eine wahre Erleichterung, denn dadurch gehen die Arbeiten in den Narrows um einiges besser und schneller voran. Die Bewohner, die Edward so liebevoll als ihren selbstlosen Retter und König betrachten, haben sich zudem erstaunlich schnell an die Anwesenheit des Clowns gewöhnt. Doch im Gegensatz zu den Schurken haben sie keine sichtliche Scheu vor ihm, sondern bringen ihm nur eine gesunde Portion Respekt und Achtung entgegen. Daher ist es wohl auch kein Wunder, dass es nur ein paar Tage gedauert hat, bis sie Joker den Titel des Prinzen der Narrows verliehen haben, da sie sich sicher sind, dass sie nun auch unter seinem Schutz stehen werden. Der Rätselmeister findet diese ganzen Titel und Spitznamen zwar eher lästig, doch den Clown scheint es sichtlich zu freuen, dass er sich nicht länger nur selbst als Prinz bezeichnen muss, sondern förmlich offiziell dazu ernannt wurde, auch wenn es weder Krönung noch Zepter dafür gab. Außerdem findet es der Grünhaarige tief drinnen im Herzen einfach nur schön, zu sehen, dass es auch Leute gibt, die keine Angst vor ihm haben. Ihm vertrauen, trotz allem, was er bisher getan hat. Die ihn brauchen, ja sogar mögen; sich freuen, ihn zu sehen. Etwas, das er nie gedacht hat, fühlen zu dürfen. Hat Edward keine Aufgabe für den quirligen Jungen, treibt sich dieser nicht selten die ganze Nacht in der Stadt herum und versucht die ungeteilte Aufmerksamkeit des Dunklen Ritters auf jede nur erdenkliche Weise auf sich zu ziehen, um da anknüpfen zu können, wo Batman ihm bei ihrem letzten Aufeinandertreffen so sehr verprügelt hatte. Joker musste damals zwar einiges einstecken, doch der Clown gehört nun einmal nicht zu dem Typ Mann, der sich davon abschrecken oder auch nur belehren lässt – im Gegenteil, er sieht es als Herausforderung! Die Definition von Wahnsinn ist schließlich nicht umsonst, immer wieder das Gleiche zu tun und jedes Mal ein anderes Ergebnis zu erwarten. Vielleicht hat er schlichtweg nur noch nicht die richtige Technik gefunden, um den Maskierten von sich zu überzeugen? Das soll sich heute Nacht allerdings drastisch ändern... 2 Oscar Wilde sagte einmal: Unseren Feinden haben wir viel zu verdanken. Sie verhindern, dass wir uns auf die faule Haut legen. Hätte der Typ Batman gekannt, hätte er seine Worte vielleicht anders gewählt, denn der Rächer würde sich eine ruhige Nacht nur zu gern einmal wünschen, doch dafür hat er einfach zu viele Feinde. So ist es auch kein Wunder, dass der Maskierte alles andere als erfreut ist, als er den Joker mehr als nur auffällig aus einem leerstehenden Gebäude herauskommen sieht. ‚Der Bengel plant doch schon wieder etwas!‘, geht es Bruce mit unterdrücktem Knurren durch den Kopf. Eine Weile war es ja ruhig um den Grünhaarigen und Batman hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, was vielleicht mit ihm passiert sein könnte oder ob das Früchtchen nach seiner letzten Abreibung einfach nur irgendwo gehockt und seine Wunden geleckt hat, sodass der Ritter ihn nur nicht aufspüren konnte. Was es auch war, das kleine Früchtchen hat auf jeden Fall ein Talent dafür, sich mächtig Ärger einzuhandeln und sich nicht gerade Freunde zu machen. Nach der Nummer in der Iceberg Lounge wird er die noch nicht einmal mehr unter den Schurken Gothams finden, da ist sich der Rächer sicher. Er ahnt ja auch noch nicht, dass sich der Irre mit dem Riddler, nun ja, nennen wir es mal verbündet hat... Nun wirkt der durchgeknallte Clown aber wieder überaus fidel und versucht ihn abermals zu reizen. Pfeifend tritt der Grünhaarige auf die Hauptstraße und lässt geschickt einen kleinen Gegenstand von einer Hand in die Hand hüpfen. Für Wayne besteht kein Zweifel, dass es sich dabei um den Zünder einer Bombe handelt, die der Bengel ganz sicher in dem leerstehenden Gebäude versteckt hat. Irgendwie hat das Ganze etwas Ironisches, soll das alte Bürohaus doch sowieso nächste Woche abgerissen werden. Wenn der aufmüpfige Knabe es aber jetzt in die Luft sprengen will, ist das Ausmaß der Schäden in der näheren Umgebung nicht abzusehen. Zwar leben in den benachbarten Gebäuden keine Menschen, ist dies hier doch ein reines Geschäftsviertel, dennoch hängen viele Existenzen daran, weshalb der Rächer auf jeden Fall verhindern muss, dass dieser Irre mal wieder alles im Chaos versinken lässt. 3 Von tiefster Vorfreude ergriffen steht Joker pfeifend vor dem Gebäude, in dem er die Bomben platziert hat. Auf seinem Weg hierher hat er schon einiges an Aufregung produziert, um Batman wach zu kitzeln und nun wartet er voll süßer Ungeduld darauf, dass sich der Maskierte zeigt, damit der Spaß so richtig losgehen kann! Ganz typisch für Gothams meistgesuchte Verbrecher ist es, erst kräftig für Unruhe zu sorgen, ein riesiges Chaos anrichten und dann schleunigst abzuhauen, bevor der Dunkle Ritter auftaucht. Doch nicht Joker, oh nein! Chaos ist sein zweiter Vorname und er liebt es! Doch was er noch viel mehr liebt, ist Batmans Aufmerksamkeit zu bekommen. Von daher denkt er auch gar nicht an Flucht, sobald sich der finstere Schatten der Fledermaus am düsteren Nachthimmel zeigt. Stattdessen wartet er begierig auf ihn und macht nur noch mehr Unruhe, damit der Maskierte auch wirklich ganz schnell zu ihm kommt. „Hier bin ich, Darling! Komm und hol mich!“, flötet er frech und winkt ihm wie eine einsame Geliebte zu, die es kaum erwarten kann, dass der Zug ihres Mannes endlich zum Stehen kommt und sie ihn wieder in die Arme schließen kann. Und was soll man sagen? Bruce geht selbstredend darauf ein, ihm bliebt auch nichts anderes übrig, wenn er die Explosion verhindern will. Gekonnt springt er daher von dem Gebäude in der Nähe, das er als Aussichtspunkt benutzt hat, und segelt mit Hilfe seines Capes zu Boden. Doch kaum, dass er die halbe Strecke nach unten geschafft hat, grinst der Clown überaus perfide und rennt dann lauthals lachend los. Als hätte Batman es geahnt. Der Spieltrieb des Grünhaarigen ist schlichtweg zum Kotzen! „Bleib sofort stehen, Joker!“, brüllt er dem Jüngeren hinterher und landet auf dem rissigen Asphalt vor dem verminten Gebäude. Sein Cape hat sich noch gar nicht wieder als düsterer Schleier um seine muskulösen Schultern gelegt, da setzt er auch schon zum Sprint an, um dem Bengel hinterherzulaufen. „Ich denke nicht! So ist es doch viel lustiger, mein Großer! Also fang mich, wenn du kannst!“, gluckst der Kleinere und biegt geschwind um eine Ecke. ‚Das ist eine Sackgasse! Hoffentlich weiß er das nicht, sonst kriege ich ihn ja nie. Der Bursche ist schnell wie ein Windhund...‘, geht es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf, während er hinter ihm her hetzt. Joker weiß tatsächlich nicht, dass es sich um eine Sackgasse handelt, bis er vor der hohen Steinmauer am Ende steht und sie wie etwas anstarrt, das sich gänzlich seines Begreifens entzieht. Das ist ein Ärgernis, will er sich doch noch längst nicht fangen lassen. Ein Hindernis ist es allerdings nicht. Schnell erspähen seine Augen das untere Ende der Feuerleiter zu seiner Linken. Mit einem kräftigen Sprung ergreift er die hochgelegene, letzte Sprosse und zieht sich daran hinauf. Geschickt wie ein Affe erklimmt er anschließend die Leiter und hat schon mehr als die Hälfte hinter sich, als Batman endlich die Einmündung der Gasse erreicht. ‚Mist!‘, schimpft der Dunkle Ritter stumm knurrend in sich hinein, hat er selbst die Feuerleiter doch nicht im Kopf gehabt. „Nicht schlappmachen, Darling!“, flötet der Clown ihm ausgelassen zu und klettert weiter. „Na warte...“, knurrt Bruce unterdrückt. Schnell gleitet seine Hand an seinen Allzweckgürtel und greift nach der Enterhakenpistole. Im Lauf befindet sich allerdings kein Haken, sondern zwei Stahlkugeln, die mit einem kurzen Stück Seil miteinander verbunden sind, und durch ein weiteres Seil in der Mitte mit der Pistole. Geschickt zielt er mit der Waffe auf Jokers Fuß und feuert. Kreiselnd schießen die beiden Kugeln aus dem Lauf und wickeln sich in Sekundenschnelle um den linken Knöchel des Jungen. Ruckartig wird der Bengel dadurch in seiner Bewegung gestoppt und klammert sich leicht erschrocken an der Leiter fest. „Du bist mir ja vielleicht ein Stürmischer!“, gluckst er dennoch vergnügt und versucht sich irgendwie von dem Seil zu befreien. Das gelingt ihm aber nicht wirklich. Dafür zieht Batman nun kräftig daran, um ihn aus dem Tritt zu bringen oder im besten Fall sogar einen Absturz zu provozieren. „Hör auf mit dem Blödsinn und komm runter, ehe ich dich holen muss!“, gibt Wayne angesäuert zurück. Joker schreckt durch den Ruck ein weiteres Mal zusammen, kann sich aber weiterhin festhalten. „Warum sollte ich runterkommen wollen? Das wäre langweilig! Außerdem ist das hier nicht der richtige Ort für unsere Zusammenkunft, und ich will, dass alles perfekt ist!“, erwidert er grinsend. Als Batman erneut an dem Seil rucken will, um ihn endgültig runterzuholen, zieht der Bengel plötzlich ein Messer aus der Tasche und zerschneidet es an der Verbindung zur Pistole! Die beiden Kugeln verweilen jedoch wie ein ausgefallenes Fußkettchen an seinem Knöchel. „Du elender...“, setzt der Schwarzhaarige an, beendet den Satz aber nicht, sondern entfernt mit einigen Handgriffen schnell den Rest Seil aus seiner Pistole und ersetzt ihn wieder gegen die Spule mit dem Enterhaken. Der kleine Clown geht jedoch nicht weiter auf ihn ein, sondern setzt kichernd seinen Aufstieg fort. Gerade, als er die letzte Sprosse ergreift und über den Rand auf das Flachdach klettern will, krallt sich der Enterhaken mit einem hohen Klirren neben ihm am Mauerwerk fest. Joker gönnt sich einen kurzen Blick hinab, grinst breit, als er Batmans zornig verzogenes Gesicht sieht, und schwingt sich dann über den Rand. Nur Sekunden später erreicht Bruce ebenfalls die obere Kante und betritt das Dach. Er hat allerdings keine Zeit, seinen Enterhaken wieder einzuholen und die Pistole wegzustecken, weil der Grünhaarige schon wieder losrennt, also lässt er einfach alles achtlos fallen und nimmt die Verfolgung auf. 4 Diesmal scheint Wayne aber mehr Glück zu haben. Als er schon denkt, dass er den Bengel erst erreichen wird, wenn er womöglich dazu ansetzt, auf das Nachbargebäude zu springen, kommt der Grünhaarige ungewollt ins Taumeln, wechselt einen Meter weit die Richtung und bleibt dann sogar ganz stehen. Fluchend versucht er sich die aufgescheuchten Tauben vom Leib zu halten, deren wohlverdiente Nachtruhe er unabsichtlich gestört hat, als er zu dicht an einem niedrigen Sendemast vorbeihasten wollte, auf dem die Vögel leise gurrend gesessen haben. „Hey, nicht in die Haare, ihr verdammten Flugratten! Ihr ruiniert mir ja völlig die Frisur!“, faucht der kleine Clown und schlägt wild um sich. Die hartgesottenen Großstadttauben denken jedoch gar nicht daran, sich von ihm vertreiben zu lassen. Vielleicht halten sie seine bunte Aufmachung auch für etwas Fressbares? Batman steht einfach nur da und weiß nicht, ob er jetzt lachen oder den Knaben irgendwie bemitleiden soll. Es sieht wirklich zu komisch aus. Nach einem Augenblick wird dem Dunklen Ritter aber wieder bewusst, dass der durchgeknallte Clown ja eine Bombe platziert hat, und dass er verhindern muss, dass sie in die Luft fliegt. Also setzt er sich nun in Bewegung und breitet dabei mit Hilfe der Arme sein Cape aus, als wolle er einen Vampir in einem billigen B-Movie spielen. Es reicht aber aus, um die hartgesottenen Tauben doch noch zu verschrecken. Laut gurrend treten sie die Flucht an und verlassen das Dach hastig. „Ja! Verpisst euch, ihr Mistviecher! Was fällt euch eigentlich ein, so einen...“ Bevor er den Satz beenden kann, legt sich plötzlich überaus schwer eine Hand auf seine Schulter und hält ihn nahezu schmerzhaft fest. Augenblicklich erstarrt der Grünhaarige, reißt die Augen auf und zieht die Schultern hoch, als wäre er gerade bei etwas Verbotenem ertappt worden und fürchtet nun Ärger – und im Grunde genommen ist es ja auch so. Langsam legt er den Kopf nach hinten in den Nacken und blickt in das finster dreinschauende Gesicht des Rächers. Ein fast schon verhaltenes Grinsen huscht über die geschminkten Züge des Verbrechers, während seine unnatürlich roten Augen einen sagenhaften Unschuldsblick zur Schau tragen, der mehr als nur filmreif zu sein scheint. Diesen Ausdruck ausgerechnet beim Joker zu sehen, bereitet Batman schon fast Übelkeit, will es doch so gar nicht in seinen Kopf, dass der Bengel auch nur in irgendeiner Form unschuldig sein könnte. „Oh, hey, Darling! Wie geht’s?“, kommt es schließlich kleinlaut von dem Jüngeren. Als Antwort erhält er zuerst nur ein verstimmtes Knurren seitens des Ritters, und der Griff um seine Schulter verstärkt sich noch um einiges. Joker widersteht dem Drang, schmerzlich das Gesicht zu verziehen, doch sein Grinsen kommt ganz leicht ins Wanken. „Schluss mit dem Unfug! Gib mir den Zünder und sag mir, wo du die Bombe versteckt hast, damit ich sie entschärfen kann.“ Nun setzt der Clown ein kindliches Schmollen auf. „Ich fürchte, dass muss ich beides kategorisch ablehnen, Herzchen. Das macht doch gar keinen Spaß, wenn ich es dir sage und du dann gleich wieder verschwindest, bevor wir richtig die Chance hatten, miteinander zu spielen.“ Irgendwie gelingt es dem Grünhaarigen, sich aus dem Griff des Ritters zu befreien, doch er sieht immerhin davon ab, erneut die Flucht zu ergreifen. „Das hier ist kein Spiel, Joker! Begreifst du das denn nicht?“, knurrt der Schwarzhaarige und tritt einen Schritt näher heran. Im Gegenzug macht der Jüngere einen Schritt zurück, grinst jedoch wieder selbstsicher übers ganze Gesicht. „Für dich vielleicht nicht, mein Großer, aber ich lasse mir in keinem Fall den Spaß verderben!“, gluckst er ausgelassen. Innerlich verdreht Bruce nur die Augen. Allerdings spannen sich kurz darauf all seine Muskeln kampfbereit an, als er sieht, wie Jokers Hand nun demonstrativ in seine Hosentasche wandert und ein kleines Gerät hervorzieht. „Du willst also den Zünder, Honey? Dann tanz mit mir!“, flötet der Clown begierig, wobei Batman nur wieder innerlich die Augen verdrehen kann. Die oftmals sehr extravagante Ausdrucksweise des Grünhaarigen zerrt echt immer wieder an seinen Nerven. Doch er muss sich ja nicht erst seit gestern mit dem Bengel herumärgern, von daher weiß er, dass Joker damit einen Kampf anzetteln will, und das soll Wayne nur recht sein. Es juckt ihm in den Fingern, den frechen Bengel zurechtzuweisen – wenn es sein muss, auch so hart, wie beim letzten Mal... „Schön, wie du willst. Aber ich führe!“, gibt der Maskierte keck zurück und grinst überaus verstimmt. Angetan legt sich Joker die Hände auf die Wangen und gibt ein begeistertes Quieken von sich. „Oh, von dir lass ich mich gern führen, mein Großer!“ Als ihm der quirlige Bengel nun auch noch eine Kusshand zuwirft, brennen beim Dunklen Ritter fast wieder die Sicherungen durch. Doch er widersteht dem unbändigen Drang, abermals blindwütig auf den Knaben einzuschlagen, so wie vor einem Monat. Das bringt in diesem Moment überhaupt nichts. Er muss erst sicherstellen, dass Joker dichter an ihn herankommt, damit er ihn auch wirklich erwischt. Also einen klaren Kopf behalten, auch wenn es verdammt schwer ist, legt es das Früchtchen doch darauf an, ihn aus der Haut fahren zu lassen, um die Bombe erst recht zünden zu können. Somit Ruhe bewahren und einfach mitspielen. „Wenn das so ist, dann nur nicht so schüchtern! Komm her zu mir!“ Elegant legt sich der Ritter eine Hand auf den Rücken und streckt die andere seinem Gegenüber entgegen, ganz so, als würde er ihn tatsächlich zum Tanzen auffordern wollen. Begeistert funkeln die roten Augen des Clowns auf und er gibt abermals ein helles Quieken von sich. Scheinbar ist er mehr als hin und weg von der Vorstellung, Batman würde ihn zum Tanzen auffordern, denn nun tritt er näher heran und streckt dem Maskierten seine Hand entgegen, als wolle er sich tatsächlich von ihm führen lassen wollen. Die Gedanken an einen erbitterten Kampf scheint er für Erste wohl vergessen zu haben. „Aber schön langsam, Darling. Das wird ein sinnlicher Tango!“, meint er keck und zwinkert auf irgendwie sehr zweideutige Weise. Der Ältere gibt nur ein Brummen von sich, ergreift die kleine Hand des anderen und zieht ihn dann ruckartig zu sich heran. Kaum, dass sich ihre Körper berühren, drückt der dem Jungen die andere Hand fest in den Rücken, damit er nicht gleich wieder abhauen kann, und sieht ihm durchdringend in die Augen. Würden sie nicht auf entgegengesetzten Seiten des Gesetzes stehen, könnte man meinen, sie wären zwei Liebende, die nun wirklich einen anregenden Tango miteinander beginnen wollen. Der kleine Clown scheint zumindest ganz in dieser Vorstellung gefangen zu sein. Mit großen Augen und offenem Mund blickt er zu seinem Partner hinauf und scheint regelrecht weiche Knie zu bekommen. Bruce hält seinem Blick ungetrübt stand, zieht ihn sogar noch etwas fester an sich. Joker schluckt hart und sein Atem kommt in heißen Stößen. „Oh, Darling! Ich – ich hasse dich so sehr...“, raunt er schwer, in sichtlicher Erregung ertrunken, stellt sich dann auf die Zehenspitzen und reckt sich ihm zu einem Kuss entgegen. Erneut fühlt sich der Schwarzhaarige an ihre letzte Begegnung erinnert und widersteht dem Drang, ihn schnell wieder von sich zu stoßen. Die Worte des Jungen passen zudem abermals so überhaupt nicht zu seinem Verhalten. Es will einfach nicht in Waynes Kopf hinein. Doch er darf sich davon jetzt nicht ablenken lassen, das Ziel ist so nahe! Da der Grünhaarige sinnlich die Augen geschlossen hat, kann Bruce seinem Kuss unbemerkt entgehen. Gleichzeitig lässt er seine Hand vom Rücken des Kleineren hinabgleiten, streicht über seine Seite und greift dann schnell in die Hosentasche des anderen hinein. Ruckartig schließen sich seine Finger um den Zünder, zerren ihn hervor. Überrascht zuckt der Joker in seiner Umarmung zusammen und begreift allmählich diesen überaus fiesen Trick. „Mistkerl!“, zischt er empört, ehe Batman ihn grob von sich wegstößt. Taumeln stolpert der Jüngere nach hinten, vollführt dabei eine ungeschickte, halbe Drehung, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und landet dann doch mit einem unterdrückten Fluchen unsanft auf den Knien. Schmollend wirft er Batman über die Schulter hinweg einen überaus enttäuschten Blick zu. „Was soll das denn? Ich will doch nur hören, dass du mich auch hasst! Was ist denn so schwer daran?“, fragt er sichtlich enttäuscht. Doch der Schwarze Rächer hat nur Augen für den schmalen Streifen blanker Haut, der am Steiß des Jungen, unter seinem bauchfreien Trägerhemd, zum Vorschein gekommen ist. Was sich dem Schwarzhaarigen dort bietet, entzieht sich all seines Begreifens und löst ungewollt wieder allumfassenden Zorn in ihm aus... 5 Was sich Gothams selbsternanntem Ritter dort bietet, ist ein Bild – oder besser gesagt eine Tätowierung. Das allein wäre ja nicht so schlimm, hat Joker doch auch welche auf den Unterarmen. Was es für den Schwarzhaarigen ziemlich schlimm macht, ist das Muster. Es ist nämlich das Bat-Logo – schwarze Fledermaus auf gelbem Grund. Aber auch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn das Logo ist nicht wie gewöhnlich oval, sondern herzförmig! Kann man sich so etwas vorstellen? Dieser durchgeknallte Clown besitzt doch tatsächlich die unverfrorene Frechheit, sich ein herzförmiges Bat-Logo auf den Steiß stechen zu lassen, wie das billige Arschgeweih eines aufmüpfigen Teenagers! Das ist wirklich der Kipfel, das kann Bruce nun wirklich nicht mehr auf sich sitzen lassen. Das grenzt ja schon an Rufmord! Nicht auszudenken, wenn das irgendeiner der anderen Schurken zu Gesicht bekommt, wenn das überhaupt irgendwer zu Gesicht bekommt! Nun ist es an Wayne, ihn mit offenem Mund anzustarren, weil er einfach nicht begreifen kann, was er da vor sich sieht. Etwas irritiert blinzelt der Grünhaarige, ehe ihm die Erkenntnis kommt, was sein Gegenüber so verwirrt haben muss. „Hübsch, oder?“, fragt er keck und wirkt dabei auch noch unglaublich stolz. „Mach das auf der Stelle weg!“, knurrt Batman daraufhin im durchdringenden Tonfall eines Mannes, der seinen unbarmherzigen Willen viele Jahre lang durchgesetzt hat und erwartet, dass das auch noch viele Jahre so bleiben wird. Doch da hat er selbstverständlich die Rechnung ohne den Joker gemacht. „Also, wenn dich das schon so aufregt, was passiert dann erst, wenn du das andere siehst?“, fragt er höhnisch grinsend. Das reicht nun aber wirklich! Batman sieht rot! Überaus grob zerrt er den Bengel auf die Füße zurück, sodass der rechte Träger seines Tops mit einem leisen Wehklagen zerreißt. Der Clown will schon protestieren, da streicht der Ältere ihm ein paar verirrte Strähnen aus dem Nacken, um das Tattoo an dieser Stelle zu betrachten. Hierbei handelt es sich allerdings nur um einen fixenden Smiley, und somit kann es unmöglich das sein, was der Bengel gemeint hat. „Wie viele verdammte Tattoos hast du eigentlich, Herr Gott noch mal!“, fährt ihn der Rächer zornig an und dreht ihn dabei zu sich herum, damit er ihm ins Gesicht sehen kann. Der Verrückte lacht allerdings nur kindlich-amüsiert. „Das musst du schon selbst herausfinden, Darling!“, gibt er frech zurück und zwinkert ihm keck entgegen. Für einen Moment starrt ihn der Dunkle Ritter nur wieder dümmlich an, dann knirscht er hörbar mit den Zähnen und zerrt dem Clown das Top über den Kopf. Der Junge wehrt sich nicht dagegen, wirkt nur weiterhin amüsiert. Akribisch betrachtet der Schwarzhaarige den schlanken Oberkörper des Jungen vor sich, schleicht um ihn herum wie ein penibler Modedesigner um ein neues Modell. Grinsend beißt sich der kleine Clown auf die Unterlippe und genießt die Beschauung sichtlich. Zu finden ist allerdings nichts, was Batman aber nicht davon abhält, weiter zu suchen. Zielstrebig greift er nun nach der Hose seines Gegenübers, was den Grünhaarigen nur noch mehr erfreut... 6 Joker sitzt nun nackt vor ihm auf dem kalten Beton des Flachdaches, doch da ist kein verstecktes Tattoo, nirgends, und Batman wird schlagartig klar, dass der Junge gelogen hat. Doch warum? Wollte er ihn damit etwa nur demütigen? Die beiden starren sich einen Augenblick lang an, gefangen in der unbehaglichen, aufgezwungenen Partnerschaft zwischen Gaffer und Begafftem. Dann lächelt der Clown plötzlich auf eine erschreckend laszive Weise. „Na, gefällt dir, was du siehst, mein Großer?“, fragt er frech und der Rächer kommt nicht umhin, den Blick auf die sich keck emporeckende Erregung des Jüngeren zu senken. Einen Moment lang ist seine Wut wieder da und so allumfassend, dass er lebendig darin begraben scheint und nur wieder denken kann: ‚DAS ist es also, was er die ganze Zeit wollte! Er wollte mich damit reinlegen, weil er wusste, dass ich danach suchen würde, und das hat ihn scharf gemacht!‘ „Du bist doch komplett irre!“, wirft der Rächer ihm vor. Der Clown grinst nur wieder breit. „Ich bin vielleicht irre, aber auch irre gut!“ Mit erstaunlicher Heftigkeit begreift Bruce schließlich, was der Grünhaarige somit zu provozieren versucht – und Batman wird noch etwas klar: Dass er doch tatsächlich vorhat, darauf einzugehen, ganz entgegen der Tatsache, dass er ihn allein für seinen unverschämten Annäherungsversuch vom letzten Mal so blindwütig verdroschen hat! Doch nicht einfach nur darauf eingehen, wie er es beim vermeintlichen Tanzen gemacht hat, um den Joker in Sicherheit zu wiegen, nein. Der entblößte Anblick des Jungen lässt seine Lenden auf fast schon penetrante Weise kribbeln... Dann verfliegt seine Wut endgültig, auf nahezu magische Weise, und er nähert sich dem nackten, am Boden sitzenden Clown mit einer ihm, bis dahin nahezu, unbekannten Art von Erregung. Denn wie sagte schon Oscar Wilde: Versuchungen sollte man nachgeben, wer weiß, ob sie wiederkommen. Und nicht zu vergessen: Ein Mann, der hartnäckig allein bleibt, macht sich zu einer dauernden, öffentlichen Versuchung! Oh, ja! Batman ist sehr einsam, obwohl er allerhand Gelegenheiten hätte, das zu ändern. Doch er hat zu viel Angst davor, verletzt zu werden, wenn er Gefühle für jemanden entwickelt. Oder noch schlimmer: Schuld daran zu sein, dass seinetwegen jemand anderer verletzt wird, vielleicht sogar sterben muss. Nicht umsonst arbeitet er strickt allein. Doch Joker ist ebenfalls ein Mann, zudem der meistgesuchte Verbrecher in Gotham. Das einzige Gefühl, das Wayne ihm bis jetzt entgegenbringen konnte, ist Hass. Auch wenn das nicht die Art Hass ist, die sich der Jüngere scheinbar von ihm wünscht. Aber das ist egal. Hier geht es schlichtweg um Befriedigung – zumindest in den Augen des Ritters – und das wäre in Ordnung, oder nicht? Ihm kommt sogar der Gedanke, dass er den Joker damit zu einem gewissen Grad unter Kontrolle halten könnte. Wäre so etwas möglich? Könnte er so überzeugend sein, dass ihm der Bengel hörig wird? Sich ihm freiwillig ausliefert, nur um ihm nahe sein zu dürfen? Prüfend betrachtet er noch einmal den Knaben, der nackt vor ihm auf dem Dach sitzt, und ihn unverwandt ansieht. Das Verlangen in den roten Augen scheint geradezu überzuschwappen. Dieser gefühlt bohrende Blick, den ihm die vorwitzige Erregung des Clowns zuteilwerden zu lassen scheint. Der Bengel wirkt erneut, als wäre er von einer sagenhaften Aura aus Unschuld umgeben, die Bruce hart schlucken lässt. Diese Anziehungskraft ist regelrecht erschreckend und doch will sich der Schwarzhaarige darin verlieren, sich den Grünhaarigen zu Willen machen. Befriedigung finden... 7 Fast wie ferngesteuert tritt er mit schweren Schritten auf den durchgeknallten Clown zu. Dieser beobachtet ihn nun ganz genau. Vielleicht ist er sich nicht sicher, wie er das undurchschaubare Verhalten seines Gegenübers bewerten soll? Fürchtet ganz gewiss neue Prügel, allein schon dafür, dass er die Unverfrorenheit besessen hat, ihm so ein Angebot gemacht zu haben. Leichter Argwohn huscht daher über die roten Augen hinweg, als Bruce direkt vor ihm zum Stehen kommt. „Hoch mit dir!“, verlangt der Maskierte streng. Kaum merklich zuckt der Jüngere zusammen. Batman kann ihm ansehen, wie er begreift, dass sein perfider Plan wohl nach hinten losgegangen ist und er nun seine Strafe dafür zu empfangen hat. Soll er das ruhig glauben, dann lässt er sich sicher einfacher handhaben. „Ich...“, setzt er sichtlich eingeschüchtert an. „Ich sagte: Hoch mit dir!“, unterbricht ihn der Schwarzhaarige harsch. Diesmal zuckt der Bengel deutlich zusammen, was den Rächer tief hinten in seinen Gedanken sogar erfreut, hat er den Joker doch selten so erlebt. Aber die Tracht Prügel vom letzten Mal scheint also doch irgendwo Wirkung gezeigt zu haben, wie es ihm vorkommt. Andernfalls hätte der Kleinere jetzt nur wieder eine große Klappe. Hilflos setzt der Joker nun wieder sein kindliches Schmollen auf. Dennoch erhebt er sich ganz langsam unter dem fordernden Blick des Älteren. Unsicher steht er nun da und scheint sich sogar vor ihm zu genieren, so nackt und verletzbar wie er gerade doch ist. Grob ergreift Batman sein linkes Handgelenk, während er mit der freien Hand eine Plastikfessel aus seinem Allzweckgürtel angelt. Überrascht weiten sich die roten Augen und Joker versucht sich ihm halbherzig zu entziehen. „Was – was hast du vor?“, fragt er unsicher, jedoch ohne auch nur einen Hauch seiner Erregung einzubüßen. Sie stehen direkt neben einem hohen Schornstein. An den Klinkern befindet sich eine schmale Leiter, die der Schornsteinfeger für seine Arbeiten benutzt. An eine der Sprossen befestigt Bruce jetzt die Plastikfessel und kettet den Clown damit an. „Was soll das? Wag es ja nicht, mich hier anzubinden und dann abzuhauen!“, faucht der Grünhaarige erschrocken und versucht sich irgendwie zu befreien. Das gelingt ihm bei der Plastikfessel jedoch nicht ohne ein scharfkantiges Hilfsmittel, das er jetzt aber nicht zur Verfügung hat. Oder etwa doch? Statt auf seine Worte einzugehen, ergreift Batman die andere Hand des Clowns, was dieser nun sehr vehement zu verhindern versucht, und kettet sie mit einer weiteren Plastikfessel an die Leiter des Schornsteins. Berühre mich Das ist die Nacht Berühre mich Ich will deinen Körper spüren Jetzt steht die Angst fast schon greifbar in den roten Augen des Jungen, was aber immer noch keine Auswirkung auf seine Erregung zu haben scheint, was Bruce sichtlich fasziniert. „Bitte – lass mich nicht allein! Ich bin nackt und wehrlos...“, gibt er erstaunlich kleinlaut von sich. „Nackt schon, aber für wehrlos halte ich dich deswegen noch lange nicht. Du kannst schließlich noch immer um dich treten, und von der Bärenfalle in deinem Mund reden wir gar nicht erst.“, erwidert der Dunkle Ritter trocken, woraufhin der Kleinere betrübt die Schultern hängen lässt. ‚Jetzt spuckt er also keine großen Reden mehr. Gut zu wissen...‘, denkt sich Wayne und mustert den eingeschüchterten Clown eindringlich. Vollmond in der Stadt Und die Nacht ist jung Ich bin hungrig nach dir Ich bin hungrig nach Spaß Diese Beschauung gefällt dem sonst so aufgeweckten Jungen langsam aber überhaupt nicht mehr. „Was glotzt du denn so blöd? Tu irgendwas oder mach mich gefälligst wieder los! Was soll der Scheiß überhaupt? Ich würde ja sagen: Mach hinne, mir friert der Hintern ab! Aber das ist bei diesen Temperaturen wohl kaum möglich, trotzdem ist das...“, setzt Joker nun wieder erzürnt an. „Sei still.“, erwidert Batman. Und obwohl er nicht einmal laut wird oder es auch nur als Befehl formuliert, verstummt der Grünhaarige augenblicklich. Ich habe dich gejagt Und ich war der Köder Als ich dich dort sah Ich wollte nicht zögern Plötzlich steht der Dunkle Ritter direkt hinter ihm. Sichtlich zuckt der kleine Clown zusammen. Der Rächer ist ihm so nahe, dass sich Joker schon einbildet, er könne jeden einzelnen Muskel des Maskierten unter dessen Kostüm spüren. Insbesondere einen Muskel. Überrascht weiten sich seine unnatürlich roten Augen. „Batsy, was...?“, setzt er erneut an, wird jedoch wieder von seinem Hintermann unterbrochen. Der heiße Atem des Älteren streift sein Ohr, was einen überaus wohligen Schauer über den nackten Körper jagt. Der Grünhaarige schluckt schwer. „Verarsch mich bitte nicht wieder...“, wimmert er schon fast. „Du wolltest, dass das hier passiert, nicht wahr? Du hast das alles gemacht, weil du mich willst, stimmt’s? Hier und jetzt willst du mich...“, raunt der Mitternachtsdetektiv in sein Ohr. Das ist die Nacht Das ist die Zeit Wir müssen es richtig machen „Ja! Ja! Nichts wünsche ich mir mehr, als dich spüren zu dürfen...“ Joker senkt den Kopf, als wäre er gerade ausgeschimpft worden und kämpft gegen aufkommende Tränen an. „Dann soll es so sein...“ Verwirrt wendet der kleine Clown den Blick zu ihm nach hinten. Doch die dunkle Nacht und der schwere Schatten, den der Schornstein wirft, tauchen Batmans ausdrucksloses Gesicht so sehr in Finsternis, das es praktisch nicht mehr zu sehen ist. „Darling...?“, fragt er daher vorsichtig. „Doch glaub ja nicht, dass das irgendetwas zwischen uns ändern wird. Was immer gleich passiert und wie auch immer es endet, es bedeutet nichts, also komm nicht wieder auf dumme Gedanken, verstanden?“, ertönt Bruce‘ Stimme wieder in mahnendem Tonfall. ‚Red dir das nur selbst ein, aber wir werden schon sehen...‘, geht es dem Verrückten durch den Kopf. Laut sagt er allerdings nur: „Einverstanden...“ 8 Für einen Moment entfernt sich Wayne noch einmal von ihm und geht zu dem Haufen mit Jokers Klamotten zurück, der keine drei Schritte von ihnen entfernt liegt. Verwundert beobachtet ihn der kleine Clown dabei und will schon fragen, was das nun wieder werden soll, doch er entscheidet sich doch lieber dafür, ausnahmsweise einmal die Klappe zu halten. Er hat zu lange darum gekämpft, dass zu bekommen, was hoffentlich wirklich gleich passieren wird, da will er es nicht kaputtmachen, bevor es anfängt, nur weil er wieder zum falschen Zeitpunkt den Mund aufmachen musste. Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich Ich will deinen Körper spüren Bedächtig hockt sich der Schwarzhaarige nieder und schiebt die knallgelben Turnschuhe des Clowns zur Seite. Dann ergreift er das Top des Jungen. Es ist zartviolett, wie das eines kleinen Mädchens. Vorn ist allerdings ein großes, blutverschmiertes Herz aufgedruckt, aus dem eine brennende Lunte hervorragt, was es wieder gar nicht mehr kindlich wirken lässt. Mit leicht gerümpfter Nase knüllt Batman es zusammen und legt es auf die Turnschuhe, als wolle er verhindern, dass es schmutzig wird. Unter dem Top kommt nun die babyblaue Jogginghose des Verrückten zum Vorschein, auf der sich unzählige bunte Sterne verteilen, sodass sie fast wie die Hose eines Schlafanzugs aussieht. Bei der doch recht groben Behandlung, die Wayne ihm zuteilwerden ließ, um ihn auf der Suche nach diesem ominösen Tattoo auszuziehen, sind etliche Sachen aus den Hosentaschen herausgekullert, so auch das, was Batman eigentlich dazu bewogen hat, sich von dem Grünhaarigen zu entfernen. Deinen Herzschlag neben meinem hören Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich jetzt Geschwind schnappt er sich eines der schlichten kleinen, schwarzen Tütchen und kehrt zu dem Wartenden zurück. Das sie schwarz und nicht knallbunt ist, so wie der Rest des Früchtchens, verwundet Bruce schon ein bisschen, andererseits auch wieder nicht wirklich. Immerhin hat der Clown ganz sicher nur an ihn gedacht, als er sich das besorgt hat. Joker beobachtet ihn dabei hoffnungsvoll mit großen Augen. Ganz so, als hätte er bis jetzt vielleicht doch nicht daran geglaubt, dass sein langgehegter Wunsch in Erfüllung geht. Doch als der Maskierte nun vor seinen Augen das kleine Tütchen aufreißt und das schwarze Kondom hervorzieht, besteht wohl kein Zweifel mehr, sodass dem Verrückten sichtlich die Knie weich werden und er sich erregt auf die Unterlippe beißt. Allerdings stellt sich Batman nun wieder direkt hinter ihn, sodass dem Kleineren der Blick auf sein bestes Stück verwehrt bleibt. Eine echte Schande ist das! Der Ritter gönnt einem aber auch gar nichts! Du hast mir so ein gutes Gefühl gegeben Ich fühlte mich wahnsinnig wegen dir „Batsy...“, setzt er erneut an und versucht sich etwas zu ihm herumzudrehen, was die engen Plastikfesseln aber zu einem großen Teil verhindern. Das kann dem Rächer nur recht sein, dennoch drängt er sich jetzt so gegen ihn, dass der Bengel wieder den Schornstein ansehen muss. „Still jetzt...“, murrt er dem Jüngeren entgegen und streift sich das schwarze Latex über. „Aber ich bin...“, kommt es abermals von dem Grünhaarigen. Eigentlich will er dem Ritter mitteilen, dass das hier sein erstes Mal ist und er daher bitte vorsichtig sein soll, doch seine Worte finden selbstverständlich kein Gehör bei dem Älteren. Wahrscheinlich würde er ihm eh nicht glauben... Das ist die Nacht Das ist die Zeit Wir müssen es richtig machen „Du bist jetzt still oder das hier ist auf der Stelle vorbei!“, knurrt Bruce ihm nachdrücklich ins Ohr, woraufhin der kleine Clown wieder verstummt und sich auf die Unterlippe beißt. Diesmal jedoch nicht vor Erregung, auch wenn sie sein gesamtes Denken noch immer ungerührt von allem dominiert. Doch da ist auch Angst. Was wird der Maskierte tun? Wird er ihn verletzen und sei es nur aus Versehen? Er schluckt hart und fühlt sich richtiggehend genötigt, erneut das Wort zu ergreifen, um sich irgendwie erklären zu können. Doch dann drückt sich etwas hart und feucht gegen seine blanke Kehrseite und verdrängt jeden Gedanken, der jemals in seinem mitgenommenen Kopf existiert zu haben scheint... 9 Einen Moment später ergreifen Waynes kräftige Hände beinahe grob die schmalen Hüften des Jungen vor sich, zerren ihn in die richtige Position, und dann zwängt sich die erwachte Erregung des Ritters ohne weitere Vorwarnung in den bebenden Körper hinein. Merklich zuckt der Grünhaarige zusammen und stößt ein leidliches Keuchen aus. Batman kümmert es nicht sonderlich. Er will dem Bengel zwar nicht absichtlich wehtun – das würde nur damit enden, dass sich der Clown wieder bei ihm beschwert und im schlimmsten Fall einen blutigen Racheakt plant –, dennoch will er ihm zeigen, wer hier das Sagen hat. Dass er es ernst damit meint, dass sich zwischen ihnen nichts ändern wird. Dass das hier nur ein Akt der Befriedigung für Bruce ist. Wenn Joker dabei kommt, ist das dennoch gut. Es wird dem Kleinen etwas Positives vermitteln, auch auf die Gefahr hin, dass er sich dann wieder irgendetwas einbildet. Doch der Rächer ist nicht gewillt, ihm gefällig zu werden. Sollte er seinen Höhepunkt vor dem Clown haben, hat der Bengel eben Pech gehabt und muss sehen, was er dann macht. Der Schwarzhaarige wird sich in keinem Fall die Mühe machen, ihn dann weiterzubearbeiten. Je schneller das hier endet, desto besser. Schließlich muss sich Batman ja auch noch um die Bombe kümmern... Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich Ich will deinen Körper spüren Der Schmerz des ersten Eintauchens verlässt den zierlichen Körper aber glücklicherweise schnell wieder. Es folgt ein unbeschreiblich herrliches Gefühl von Angst, in das sich rasch freudige, heiße Erwartung mischt. Das Faszinierende am Eindringen des Dunklen Ritters ist das seltsame Gefühl des Vertrauten, als wäre diese erstaunliche Sache schon einmal geschehen – nein, nicht nur einmal, sondern sehr oft! Doch dem ist nicht so, nicht außerhalb der endlosen, feuchten Träume, die er seit dem ersten Auftauchen Batmans vor fünf Jahren gehabt hat, und die all sein grenzenloses Verlangen zu diesem Mann immer weiter vorangetrieben haben, bis er sich schließlich bereit fühlte, ihm entgegenzutreten, was letztendlich das Unglück vor einem halben Jahr verursacht hat. Deinen Herzschlag neben meinem hören Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich jetzt Mit jedem Zentimeter mehr steigert sich das leidliche Keuchen zu einem atemlosen, heißen Stöhnen, das zehntausend Gefühle durch seinen Körper jagt, ihn erzittern lässt, nach so viel mehr verlangt und sich hilflos darin verlieren möchte. Seinen mitgenommenen Kopf auf so herrliche Weise leerpustet. Als die harte Spitze der Erregung des Ritters schließlich tief hinten in ihm gegen einen unbekannten und doch augenblicklich heißbegehrten Punkt stößt, weiten sich die unnatürlich roten Augen überrascht und er stößt ein hilflos-ergebenes Wimmern aus. „Oh, Darling...!“, schnurrt er in tiefer Erregung ertrunken und drückt sich ihm verlangend noch weiter entgegen. Heiße und kalte Gefühle Verwirren mein Gehirn Ich kann mich nicht entscheiden Zwischen Vergnügen und Schmerz Sein Kopf scheint förmlich zu explodieren, so heftig wird er mit Glückshormonen überschüttet. Doch die Freude hält nur einen winzigen Moment, dann presst sich überaus nachdrücklich die Hand des selbsternannten Rächers der Stadt auf seinen Mund und erstickt jedes weitere Wort im Keim. Ein erschrockener, durch den dicken, verstärkten Lederhandschuh unterdrückter Laut ertönt von dem kleinen Clown und er versucht sich dem zu entziehen. „Ich sagte: Du sollst still sein! Ich will keinen Pieps mehr von dir hören, verdammt!“, zischt Batman ihm scharf ins Ohr. In seiner Stimme schwingt auch eine gute Portion Erregung mit, doch auch sie kann nicht verhindern, dass sich Joker wieder so schrecklich hilflos fühlt. Brennende Tränen steigen erneut in ihm hoch und schwappen diesmal über die Ufer. Allerdings merkt der Schwarzhaarige nichts davon, da seine behandschuhte Hand auch weiterhin fest auf dem Mund des Jungen vor sich gepresst liegt. Und selbst wenn nicht, würde es ihn auch nicht sonderlich kümmern. Der Bengel muss schließlich lernen, wo seine Grenzen sind, und dass sich Batman nicht alles von ihm gefallen lässt. Wie ein Landstreicher in der Nacht Ich habe um dich gebettelt Um meinen Körper zu nehmen, Wie du wolltest Ich habe um dich gebettelt Daher fackelt der Rächer auch nicht lange und beginnt sich mit kräftigen Stößen in der engen Hitze zu bewegen. Von seinem ungewollten Partner ertönen weiterhin nicht sonderlich glücklich klingende Laute gedämpft unter seiner aufgelegten Hand hervor. Halbherzig versucht er auch wieder sich dieser erzwungenen Ruhe zu entziehen, doch er ist in einer denkbar schlechten Position dafür. Wayne drängt sich so dicht gegen ihn, dass sich der Junge kaum bewegen, nur im Rhythmus der Stöße mitwippen und hoffen kann, dass er dem dennoch so viel entgegenzubringen vermag, dass er nicht irgendwann mit dem Kopf gegen eine der eisernen, rostigen Sprossen vor sich knallt. Andererseits ist er froh, dass es diese Leiter gibt, da er sich mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden an ihren Stützen festklammert, sodass die Sehnen seiner feminin anmutenden Hände wie dicke Drahtseile unter der Haut hervorstehen. Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich Ich will deinen Körper spüren „Was ist?“, fragt Bruce und keucht ihm dabei hörbar ins Ohr, nimmt aber nicht die Hand von seinem Mund, um ihm die Möglichkeit zur Antwort zu geben, was die Frage völlig sinnlos erscheinen lässt. „Das ist doch das, was du wolltest, also stell dich nicht so an!“, raunt er weiter. Dabei verlagert er seinen Stand etwas, um mit der freien Hand nach einer der Leitersprossen greifen zu können, um nicht den Halt zu verlieren. In dieser Stellung bedienen seine Stöße nun eine etwas andere Stelle und treffen dabei unbewusst erneut den Punkt, der Joker augenblicklich Sterne sehen lässt. Deinen Herzschlag neben meinem hören Das ist die Nacht, Weil ich deinen Körper die ganze Zeit haben will In seinem vernebelten Kopf zündet daraufhin ein weiteres Feuerwerk und die Laute, die unter der aufgelegten Hand des Mitternachtsdetektiven hervordringen, ändern augenblicklich ihre Tonlage. Nun wirken sie keinesfalls mehr hilflos oder sogar schmerzlich, nun spiegeln sie die grenzenlose Erregung des kleinen Clowns wider und betteln hörbar um mehr. Batman weiß nicht recht, ob er sich darüber nun freuen oder eher wütend werden soll. Die Empfindung bleibt unbeantwortet und er verzichtet auch darauf, seine Position noch einmal zu ändern, so ist es einfach am sichersten. Stattdessen macht er ungerührt so weiter, auch weil er spüren kann, dass es nicht mehr lange dauert, bis er zu seinem Höhepunkt gelangt. Das ist gut, dann kann er das hier also bald beenden. Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich Ich will deinen Körper spüren Deinen Herzschlag neben meinem hören Andererseits muss er zugeben – und das widerstrebt ihm doch ziemlich –, dass sich das Ganze auf unbeschreibliche Weise gut anfühlt. Dieser zierliche, kleine Körper, der unter jeder seiner Bewegungen zu erbeben scheint. Diese unbeschreibliche Hitze in Verbindung mit dieser kaum zu begreifenden Enge. Die pulsierenden Muskeln, die ihn immer mehr in den wimmernden Clown hineinzuziehen scheinen. Die verruchte Tatsache, dass sie hier mitten in der Nacht auf dem Dach eines Gebäudes miteinander verkehren, das von so vielen anderen Häusern überragt wird, dass sie sich der Welt praktisch auf dem Silbertablett servieren. Der reinste Wahnsinn, auf jede nur erdenkliche Art und Weise! Batman ist nur heilfroh, dass er sein Cape hat, das ihr unzüchtiges Treiben vor den anklagenden Augen Gothams gänzlich verbirgt. Des Weiteren ist er sogar froh, dass es sich bei seinem unfreiwilligen Partner um den Joker handelt, denn dieser ist so viel kleiner als er, dass es selbst ohne Cape schwierig wäre zu sehen, um wen es sich bei seinem Vordermann handelt. Das ist die Nacht Weil ich deinen Körper die ganze Zeit haben will Berühre mich, berühre mich jetzt Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich jetzt Ich will deinen Körper spüren Kaum hat er diesen Gedanken an den durchgeknallten Clown verloren, fängt dieser auf einmal heftig an zu zittern. Seine Laute werden immer ungehaltener, sodass Bruce schon überlegt, ob es nicht besser wäre, die Hand von seinem Mund zu nehmen, damit er nicht vom Luftmangel ohnmächtig wird. Er kann diesem Einfall allerdings nicht mehr nachkommen, da bäumt sich der zierliche Körper in seinem Griff heftig auf. Joker versucht den Kopf in den Nacken zu werfen, um seine außer Kontrolle geratenen Gefühle in die Nacht hinauszuschreien. Geistesgegenwärtig folgt Wayne dieser Bewegung allerdings und verhindert so den ausbrechenden Lärm. Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich jetzt Das ist die Nacht Berühre mich, berühre mich jetzt Ich will deinen Körper spüren Das kümmert den Grünhaarigen aber nicht, auch wenn er wirklich keine Luft mehr bekommt. Vor seinen weit aufgerissenen Augen tanzen deswegen bunte Punkt. Doch auch das ist egal. Er kann sich nur seinen Gefühlen ergeben, völlig hilflos darin ertrunken. Als er schließlich kommt, verdrehen sich seine unnatürlich roten Seelen so sehr, dass Batman wirklich der Ansicht ist, dass der Bengel nun zusammenbrechen wird. Er kann dem aber nichts entgegenbringen, da er in diesem Moment von seinem eigenen Höhepunkt so unerwartet überrollt wird, dass er den zitternden Jungen nur weiterhin an sich drücken und ein lautes Aufstöhnen gerade noch so unterdrücken kann. Dafür stößt er ein tiefes Brummen aus, das Jokers Ohr als heiße Welle trifft und dem Bengel endgültig den Bezug zur Realität verlieren lässt... 10 Langsam nimmt der Dunkle Ritter die Hand vom Mund des Clowns und atmet angestrengt durch. Ihm schwirrt regelrecht der Kopf, und das hätte er nun wirklich nicht für möglich gehalten. Dem Grünhaarigen scheint es ähnlich zu gehen, wirkt es doch so, als würde er nur noch von der Tatsache auf den Beinen gehalten werden, dass Batman ihm noch immer so nahe ist. Die Atmung des Kleineren ist ein überaus krampfhaftes Luftholen, so als wäre er wirklich kurz davor gewesen zu ersticken. Ein hilfloses Zittern lässt den zierlichen Körper noch immer erbeben und Joker klammert sich weiterhin verbissen an den Sprossen der Leiter vor sich fest. „Oh, fuck! – Mach das noch mal...!“, kommt es zwischen ein paar schweren Atemzügen hervor. „Vergiss es!“, zischt der Ältere ihm zu und zieht sich dann endgültig aus ihm zurück. Augenblicklich fühlt sich der Verrückte schrecklich leer und am liebsten würde er jetzt wieder weinen. Aber dafür lässt ihm Wayne keine Gelegenheit. „Das war’s! Du hast bekommen, was du wolltest, reichlich sogar! Und jetzt sag mir, wo genau du die Bombe versteckt hast, damit ich sie entschärfen kann!“ „Also, eigentlich sind es zwei Bomben, die zeitversetzt im Abstand von drei Sekunden hochgehen...“, kommt es leicht verlegen von dem Verrückten, während er sich unbehaglich in den Fesseln windet. Der Rächer lässt ihm einen überaus mahnenden Blick zuteilwerden, sodass der kleine Clown wieder die Schulter hochzieht, als fürchte er einen Schlag. Seufzend stößt der Schwarzhaarige die Luft aus. „Schön, und wo sind sie?“, fragt er noch einmal, sichtlich um Ruhe bemüht. „Machst du mich los, während ich es dir sage? – Bitte...“, kommt die Gegenfrage. „Gut. Aber ich warne dich, versuch keine faulen Tricks! Und wenn ich merke, dass du schwindelst, binde ich dich sofort wieder an und du kannst hier die ganze Nacht nackt hocken!“, zischt der Rächer und zieht einen Batarang aus seinem Gürtel. „Ich bin brav, versprochen!“, erwidert der kleine Clown eifrig. „Dann rede und hör auf herum zu zappeln, sonst schneide ich dir womöglich noch in die Pulsadern.“ Der Junge hält still und Bruce ergreift eine seiner Hände. Geschickt schiebt er seinen Finger unter die engsitzende Fessel, um möglichst viel Abstand zur Haut darunter zu bekommen, und rückt dem Plastik dann mit der scharfgeschliffenen Flügelspitze des Batarang zu Leibe. Währenddessen erläutert Joker ihm die Bomben. „Okay, die eine ist im Erdgeschoss ziemlich in der Mitte. Da ist so ein großer Stützpfeiler im Raum, dahinter liegt sie.“ Mit einem schnappenden Geräusch zerreißt die Fessel und gibt die Hand des Bengels wieder frei. Ein deutlicher, roter Ring aus gereizter, abgeschürfter Haut zieht sich wie ein Armband um das Gelenk. „Und weiter.“, drängt ihn der Maskierte und ergreift seine andere Hand. „Die zweite ist...“, weiter kommt er allerdings nicht. Das Geräusch der Explosion ist ein hohler, machtvoller Knall, der durch die laue Sommernacht rollt, wie eine Bowlingkugel auf der Bahn. Der Klang von berstendem Glas umgibt ihn wie zerreißender Spitzenstoff. Dem Ganzen folgt eine zweite, noch weit heftigere Explosion, die das angeschlagene Gebäude regelrecht in Stücke reißt, und glühende Flammenzungen mit sich bringt, die ihre gierigen Fänge wie ausgehungerte Wölfe in alles hineinschlagen, was noch nicht pulverisiert wurde. In der Luft über dem gerade explodierten Gebäude drehen sich orangerote Feuerzungen; eine Blüte, die sich immer weiter öffnet und in Gotham leider nur allzu bekannt ist: Eine Katastrophen-Rose. Die beiden auf dem Dach Befindlichen zucken heftig zusammen. Klirrend fällt der Batarang zu Boden, während sich der Rächer von dem Verbrecher abwendet und die lodernden Flammen anstarrt, als wären sie ein exotisches Tier, das er noch nie zuvor gesehen hat. „Scheiße...“, murmelt der Clown hinter ihm. Seine gebrochene Stimme ist über den Lärm des Feuers hinweg kaum zu hören. Ruckartig wendet sich Wayne zu ihm um, überbrückt den kurzen Abstand zu ihm und legt ihm augenblicklich die Hände um die Hals. Fest beginnt er zuzudrücken. Joker wehrt sich jedoch nicht. Der Zünder und ihr unzüchtiges Treiben waren also nur eine Ablenkung, um Wayne lange genug zu beschäftigen, damit ein Zeitzünder die Bomben schließlich hochjagt! „Du mieser Abschaum!“, giftet Batman ihn an und verstärkt seinen Griff noch. „Ich – ich – war’s nicht!“, entgegnet ihm der Kleinere erstickt röchelnd. In seinen roten Augen liegt etwas so dermaßen Ehrliches, dass Bruce – wenn auch sehr widerwillig – wieder von ihm ablässt. Nun schlingt sich auch ein rotes Band um den Hals des Kleineren. „Wir sprechen uns noch, Clown!“, brummelt er verstimmt und macht sich dann zügig auf den Weg zum Rand des Daches. „Hey, warte! Du kannst mich doch hier nicht so zurücklassen!“, brüllt Joker ihm aufgebracht hinterher. „Und ob ich das kann! Sie es als Strafe!“, gibt Batman zurück und schwingt sich dann hinab zur Straße, um sich den Schaden anzusehen und gegebenenfalls schon einmal mit dem Löschen zu beginnen, bis die Feuerwehr hier ist. Zudem die sich langsam sammelnden Gaffer von dem brennenden Trümmerfeld fernzuhalten. Mit offenem Mund starrt Joker ihm hinterher. Plötzlich huscht die Erkenntnis über seine roten Seelen hinweg. Er hatte zwei Typen angeheuert, die ihm bei der Sache hier helfen sollten. Sie haben die Obdachlosen aus dem Gebäude gedrängt, während der Grünhaarige die Bomben platzierte. Joker wollte es krachen lassen, wenn es sein muss, doch er wollte niemanden töten, um sich wieder den Zorn der Fledermaus aufzuhalsen. Also sicher ist sicher. Außerdem hatte er den beiden gesagt, dass sie die Bomben im Ernstfall mit einem weiteren Zünder hochjagen sollen, wenn sie nach einer bestimmten Zeit nichts vom Joker hören. Es sollte dazu dienen, ihm die Flucht zu ermöglichen, falls Batman erneut ausflippen sollte, so wie beim letzten Mal. Doch alles lief ausnahmsweise einmal ganz nach Plan und er hat sich herrlich mit dem Flattermann amüsiert, so sehr, dass er ganz die Zeit vergessen hat und nun ist es zu spät! Irgendwie hat das Ganze etwas ziemlich Lustiges an sich. Der Grünhaarige beginnt zu kichern. Daraus entwickelt sich sehr schnell ein Lachen, das über das ganze Dach schallt, und das selbst der Rächer unter auf der Straße über das tosende Flammenmeer hinweghören kann. Zähneknirschend versucht er es zu ignorieren und richtet seinen Blick konzentriert auf die brennenden Trümmer aus. Da ist doch etwas... Als er noch etwas nähertritt, sieht er, dass es sich um eine grausam zerrissene Leiche handelt! Das bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. „JOKER! DAS WIRST DU MIR BÜßEN! HÖRST DU?“ Überrascht zuckt der kleine Clown auf dem Dach zusammen. Das ist nicht gut! „Scheiße...“, entkommt es ihm angefressen. Den Worten des Älteren entnimmt er, dass die Explosion doch irgendein Opfer gefordert haben muss und er jetzt ein echtes Problem hat. Er muss hier schleunigst weg, solange die Fledermaus noch beschäftigt ist. Doch er ist immer noch an diese verdammte Leiter gefesselt und der verfluchte Batarang liegt außerhalb seiner Reichweite. Da hilft wohl nur ein Mittel... 11 Während das Feuer der Explosion immer schlimmer wird, die Feuerwehr auch noch nicht aufgetaucht ist und Batman verzweifelt versucht herauszufinden, ob sich womöglich noch mehr Menschen in den Trümmern befinden, bleckt Joker die scharfen Zähne und macht sich daran, damit die verdammte Fessel zu durchtrennen. Er will unbedingt hier weg sein, bevor der Maskierte Gelegenheit hat, ihn für diesen außerplanmäßigen Zwischenfall zu bestrafen. „Boss...?“, ertönt es auf einmal fragend hinter ihm. Heftig zuckt der kleine Clown zusammen und wendet ruckartig den Kopf herum. Er erblickt die beiden Männer, die er auf der Straße angesprochen hatte, damit sie ihm bei dieser Sache hier helfen. Innerlich ist Joker keineswegs froh, sie zu sehen. Immerhin sind allein sie daran schuld, dass Batman jetzt schlecht auf ihn zu sprechen ist. Äußerlich setzt er allerdings ein sehr erleichtertes Gesicht auf. „Jungs! Man bin ich froh, euch zu sehen!“, flötet er begeistert. Verwirrt mustern ihn die beiden anderen. „Was – ist passiert, Boss?“, fragt der eine schließlich. „Tja, was soll ich sagen? Ist alles etwas aus dem Ruder gelaufen...“, meint der Grünhaarige schulterzuckend. „Aber vielleicht kann mich einer von euch ja losschneiden? Das wäre wirklich herzerwärmend!“, tut er ganz hilflos und deutet zu dem Batarang, der knapp außerhalb seiner Reichweite liegt. „Sicher, Boss.“, meint der ältere der beiden, schnappt sich Batmans Waffe und nähert sich dann dem Clown. „Warum bisten du nackt, Boss?“, fragt der zweite und wirkt dabei doch etwas angewidert, einen anderen Kerl völlig entblättert vor sich zu haben. „Gute Frage! Vielleicht weil heute so eine schön warme Nacht ist und ich einfach mal blankziehen wollte? Vielleicht aber auch, weil Batsy einen interessanten Sinn für Humor hat? Vielleicht aber auch nur, weil es sich nackt nun einmal besser vögeln lässt? Such dir was aus, Sweetheart!“ Der Grünhaarige wirkt sichtlich angefressen und ist heilfroh, als die Fessel nun endlich das Zeitliche segnet. Abermals verwirrt mustern ihn die beiden Männer erneut. „Das klingt echt ganz schön schwul...“, meint der jüngere der beiden dann und verzieht wieder das Gesicht. „Wirklich? Na, ein Glück sagt mir das mal jemand, so muss ich wenigstens nicht dumm sterben...“, kommt es in Sarkasmus ertrunken von dem Verrückten zurück, wobei der theatralisch mit den Augen rollt. „Bist du denn zufrieden mit uns, Boss? Hat ganz schön geknallt.“, will der Ältere nun wissen. „Oh, ich bin mehr als nur zufrieden, Sweetheart! Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn ihr noch ein paar Minuten gewartet hättet.“ „Wir haben uns doch aber genau an deinen Plan gehalten, Boss...“ „Mag schon sein. Aber sehe ich wirklich aus, als hätte ich einen Plan, Jungs?“ Ein weiteres Mal mustern sie den kleinen Bengel vor sich, der sich in keiner Weise die Mühe macht, sich wieder anzukleiden, obwohl er nun frei ist und ganz locker zu seinen Sachen hinübergehen könnte. Stattdessen steht er da vor ihnen und stemmt wie eine zornige Mutter die winzigen Fäuste in die schmalen Hüften. „Nun ja...“, setzt der Ältere an. „Darf ich das Ding bitte mal haben?“, unterbricht ihn der Grünhaarige und deutet dabei auf den Batarang, den der Mann noch immer in der Hand hält. „Äh, sicher doch, Boss.“ „Vielen Dank!“, strahlt der Junge über das ganze Gesicht und wirkt dabei auf fast schon unheimliche Weise niedlich. Und als er lächelt, geschehen gleichzeitig zwei Dinge. Das Erste ist sein Charme, der so überraschend ist, dass er den beiden Handlangern jede Möglichkeit zur Gegenwehr nimmt. Das Zweite ist, man sieht, wie intelligent er ist. Wie gefährlich intelligent. Und dennoch ist das, was folgt, die pure Trotzreaktion eines kleinen Jungen, der nicht bekommt, was er will, und dafür jetzt etwas anderes kaputtmachen muss. Und obwohl Joker sich nach seinem ersten Missgeschick auf dem Festplatz vor über einem halben Jahr geschworen hatte, nie wieder bewusst zu töten, verdrängt er diesen Schwur nun ganz entschieden. Denn Mord und Kartoffelchips haben eine sehr perfide Gemeinsamkeit: Hat man einmal damit angefangen, kann man nur sehr schwer wieder damit aufhören, erst recht, wenn man in einem Gefühlschaos steckt. So holt er immer noch lächelnd mit der scharfgeschliffenen Metallfledermaus aus. Noch ehe der Mann vor ihm begreift, was folgen könnte oder auch nur versuchen kann auszuweichen, schlitzt ihm der kalte Stahl auch schon die Kehle auf! Blut schießt in einer roten Fontäne hervor, die so groß ist, dass es schon wieder so unwirklich wie in einem schlechten Film wirkt. Ein heißer Schwall trifft den anderen Mann sogar mitten im Gesicht und macht ihm damit überhaupt erst bewusst, was da gerade passiert ist. Der Verletzte greift sich derweilen röchelnd an die Kehle und sinkt auf die Knie. „Ich muss zugeben, ich habe gelogen, denn ihr habt ganz und gar keine gute Arbeit geleistet! Wegen euch ist Batsy jetzt sauer auf mich und wird ganz sicher nie wieder mit mir schlafen! Könnt ihr euch auch nur ansatzweise vorstellen, wie schrecklich das ist?“ Während er spricht sticht und schneidet er weiter mit dem Batarang an seinem wehrlosen Opfer herum, sodass der Mann bald aussieht, als wäre eine Horde Raubkatzen über ihn hergefallen. Alles ist voller Blut, das einen erschreckend weiten Radius um sie herum bedient. Joker selbst sieht aus, als hätte einen ganz extravaganten Badeanzug und dazu passenden Armstulpen übergestreift. Abgehakt atmend wendet er sich schließlich von der Leiche ab und blickt den übriggebliebenen Mann vor sich an. Dieser starrt ihn einfach nur an, als würde er gar nicht begreifen, was gerade mit seinem Kollegen passiert ist. Ihn scheint eine andere Sache allerdings viel mehr zu interessieren. „Du – du hattest Sex mit Batman?“, fragt er mit so dermaßen angewidert verzerrten Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Hast du etwa ein Problem damit, Sweetheart?“, kommt es mahnend von dem kleinen Burschen, sein Gegenüber ignoriert seine Worte jedoch. „Heißt das also, dass ich von einem schwulen Clown angeheuert wurde?“ Joker seufzt nur schwer und verdreht wieder die Augen. „Echt jetzt? Ist das wirklich deine einzige Sorge? Und nicht etwa, dass ich deinen Kumpel gekillt habe?“ „Wir sind nur flüchtige Bekannte...“, erwidert der andere Mann, ganz so, als würde die Leiche vor ihm noch leben. „Ich verstehe. Also ist es echt nur deine Sorge, dass ich eine verdammte Schwuchtel bin, stimmt’s? Es macht dich fertig, für so niederen Abschaum wie mich arbeiten zu müssen, nur damit du dir ein verdammtes Bier und ein billigen Tittenheftchen leisten kannst, um dir vor Sonnenaufgang noch ordentlich einen runterholen zu können, hab ich recht, Freundchen?“ Die Strenge in seiner Stimme nimmt deutlich zu und dennoch scheint sein Gegenüber nichts von der drohenden Gefahr zu bemerken. „Ich kann mir so was auch ohne dein schwules Geld leisten!“, plustert sich der Kerl nun auch noch auf und wendet sich trotzig zum Gehen. „Wie du meinst, Herzchen. Mehr Gold am Ende des Regenbogens für mich!“, gebärt sich der Grünhaarige und rammt ihm dann mit voller Wucht den Batarang in den Rücken. Erschrocken japst der Mann auf und sinkt auf ein Knie nieder, aber geschlagen gibt er sich so schnell dann doch nicht. Fuchtelnd greift er hinter sich und versucht den Bengel zu fassen zu bekommen. Doch da der Joker nackt und zudem ziemlich blutverschmiert ist, rutschen seine Finger immer wieder ab. Grob packt ihn der Junge nun an den Haaren und reißt seinen Kopf damit in den Nacken. Knurrend erwidert der Mann seinen Blick voll trotziger Sturheit. „Du dreckige...“ „Ja! Sag’s ruhig!“, stachelt ihn der Clown auch noch an. „...Schwuchtel!“ Joker grinst im Wahnsinn ertrunken über das ganze Gesicht. „Richtig! Ich bin eine dreckige, gottverdammte Schwuchtel, aber immer noch besser als ein toter Mann, so wie du!“, faucht er und zieht den Batarang dann auch an seiner Kehle entlang. Somit ist die Sauerei perfekt. Als der leblose Körper zu Boden klatscht, ertönen endlich in der Ferne die Sirenen der Feuerwehr. Gut, dann muss es jetzt etwas schneller gehen. Mit einem ratschenden Geräusch zerreißt Joker das Hemd des Mannes zu seinen Füßen und wischt sich damit den Großteil des Blutes ab. Bevor die restliche Schweinerei anfängt zu trocknen, betätigt sich der Junge noch etwas künstlerisch, um Batman eine Nachricht zu hinterlassen. Anschließend zieht er sich seine Klamotten wieder über und verschwindet im Schutz des noch immer lodernden Chaos. 12 Über eine Stunde später ist das Feuer endlich halbwegs unter Kontrolle, sodass der Dunkle Ritter den Rückzug antreten kann. Inzwischen haben sich auch allerhand Reporter versammelt, um über das Unglück zu berichten, daher hält Bruce einen Rückzug für angebracht. Bevor er sich aber selbst auf den Heimweg macht – die Sonne wird bald aufgehen –, erklimmt er noch einmal das Dach, auf dem er Joker vorhin zurückgelassen hat. Er glaubt selbstverständlich nicht daran, dass der Bengel noch da ist, dennoch will er wenigstens seine Ausrüstungsgegenstände einsammeln, falls der durchgeknallte Clown sie nicht als Souvenir behalten hat, was er ihm nach heute Nacht definitiv zutrauen würde. Daher überrascht es ihn schon etwas, dass er sowohl seine Enterhakenpistole wie auch seinen Batarang vorfindet. Allerdings sind das nicht die einzigen beiden Dinge, die ihn erwarten. „Noch mehr Leichen...“, murrt er beim Anblick der beiden schwerzugerichteten Männer. Es sieht aus, als hätte jemand versucht Hackfleisch aus ihnen zu machen. Man wird sie vermutlich nur an Hand ihrer Zähne identifizieren können, sollten sie keine Ausweispapiere bei sich haben. Was vermutlich unwahrscheinlich sein dürfte, so wie sich ihm das Bild darbietet. Diese Männer hatten eine Verbindung zum Joker, so viel steht fest. Nur deswegen waren sie hier auf dem Dach und nur deswegen haben sie auch den Tod gefunden. „Vermutlich meinte Joker deshalb, dass er nicht schuld an der Explosion ist – zumindest nicht direkt...“, murmelt Wayne vor sich hin, während er mit spitzen Fingern die Taschen der Männer durchsucht und doch nichts findet. Was ihm stattdessen ins Auge springt, ist die in Blut geschriebene Nachricht, die ihm der Clown dagelassen hat. Es tut mir wirklich sehr leid, was passiert ist. Das war nicht so geplant, auch wenn du es mir vielleicht nicht glauben magst. Ich wollte niemanden töten. Naja, abgesehen von diesen beiden Trotteln hier. Aber die haben es echt verdient, glaub mir! Trotzdem hoffe ich, dass wir bald wieder zusammenfinden werden... Ich hasse dich von ganzem Herzen! Küsse und Grüße Joker Kopfschüttelnd liest Batman den blutigen Text mindestens dreimal, um auch alles zu verinnerlichen und vielleicht eine versteckte Botschaft oder dergleichen zu entdecken. Doch er glaubt nicht daran. Es würde nicht zum Joker passen, Botschaften in einer Nachricht zu verstecken. Er ist eher der direkte Typ. So oder so findet Bruce die blutroten Worte nicht sonderlich berauschend. Schon gar nicht den letzten Satz. Immer wieder das Gleiche. Ständig sagt ihm dieser Bengel, dass er ihn hasst und es klingt jedes Mal, als wäre er ein bis über beide Ohren verknallter Teenager. Was steckt also wirklich dahinter? Im Moment ist es dem Rächer aber zu schwierig darüber nachzudenken. Er muss erst einmal noch verarbeiten, was heute Nacht alles passiert ist – erst recht zwischen ihm und dem irren Clown... Er kann nur hoffen, dass ihm der Bengel nicht allzu schnell wieder über den Weg läuft, denn was dort unten passiert ist, war kein harmloser kleiner Scherz mehr, und von daher hat er noch ein Hühnchen mit dem Grünhaarigen zu rupfen! 13 Mit einem Hupen hält der Lamborghini vor dem Tor der Garage. Als es rumpelnd nach oben gefahren ist, rollt der Wagen hinein und stoppt dann auf seinem angestammten Platz. Grüßend kommen ihm die Jungs entgegen. „Da sind Sie ja, Mister Jay. Der Boss hat sich schon Sorgen gemacht...“, verkündet Mel, als die Tür des Autos aufschwingt. Keck grinsend tritt Joker heraus. „Tja, mein Großer, war eine harte Nacht.“ „Sieht ganz so aus.“, ertönt es dann hinter ihm. Der Clown dreht sich herum und erblickt Edward in der Tür zu seinem kleinen Büro stehend. „Hey, mein Hübscher!“, flötet der Grünhaarige begeistert. „Hey. Was ist passiert? Du siehst ganz schön mitgenommen aus! – Sind das Würgemale?“, erwidert Ed sichtlich besorgt und deutet auf den Hals seines Gegenübers, den immer noch das rote Band von Batmans Griff ziert. Unbewusst tasten Jokers Finger danach. „Schon möglich...“ Überrascht ergreift Nigma dann die Hand des Jungen. „Und das hier? Himmel, was hast du gemacht?“ „Ich gar nichts. Das war Batsy.“ „Du meine Güte! Du musst ihn ja ganz schön gereizt haben...“ Auf dem Gesicht des Jüngeren breitet sich ein sehr vielsagendes Lächeln aus. Dann nähert er sich ihm etwas weiter und flüstert dem Rätselmeister etwas ins Ohr. Dieser läuft sofort rot an, seine Augen weiten sich ungläubig und ihm steht der Mund offen. „Das – das habt ihr nicht wirklich getan...“, stammelt er. „Doch, und zwar mächtig, wie man ja sieht!“, strahlt der kleine Clown wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum. „Du meine Güte...“, wiederholt Edward noch immer ungläubig, doch der Grünhaarige sieht – trotz seiner offensichtlichen Misshandlungen – doch unglaublich zufrieden aus. Es will zwar so gar nicht in Eds Kopf hinein – von Riddlers ganz zu schweigen –, aber solange Joker damit zufrieden ist, muss er es wohl hinnehmen. Doch warum fühlt er sich dabei dann so schlecht? Eine Frage, die Nigma zu gern beantwortet hätte, aber das ist unmöglich. Irgendetwas tief in ihm empfindet fast so etwas wie Neid. Aber warum? Ehe er sich dahingehend irgendwelche Gedanken machen kann, unterbricht ihn Lenny. „Hey, Leute! Kommt mal schnell her und seht euch das an! Sie berichten über Mister Jay in den Nachrichten!“, ruft er von der Fernsehecke herüber. Schlagartig ändert sich Jokers Stimmung. Nun wirkt er nervös und verschreckt, wie ein kleines Kind, das eine Strafe befürchtet. Eilig gehen sie alle zum Fernseher hinüber und verteilen sich auf den Sitzgelegenheiten, die darum aufgestellt sind. Der Bericht stammt vom Schauplatz der Explosion in dem Geschäftsviertel. Die Flammen sind noch mächtig am Lodern, die Feuerwehr scheint gerade erst angekommen zu sein. Batman ist auch noch kurz im Bild zu sehen, ehe er hinter einer Rauchsäule verschwindet. Ein Polizist berichtet dem Reporter, Batman habe ihm erzählt, dass der Joker für das hier verantwortlich sei, und dass er ihm leider durch die Lappen gegangen ist. ‚Er lügt. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch oben auf dem Dach angekettet...‘, geht es dem Clown schwach durch den Kopf. Es wird ebenfalls erwähnt, dass das Gebäude nächste Woche sowieso abgerissen werden sollte. Doch der Schaden, der jetzt entstanden ist, geht in die Zehntausende, da die Gebäude nebenan auch etliches abgekriegt haben. Zudem haben sich mindestens vier Obdachlose in dem Gebäude aufgehalten, als es in die Luft flog. Zwei von ihnen kamen direkt durch die Explosion ums Leben, die anderen beiden sind qualvoll verbrannt. „Scheiße...“, murmelt der Joker geknickt. Fragend sieht Ed ihn an. „Ich hatte extra vorher alles kontrolliert, damit sich niemand dort drinnen aufhält. Doch diese Idioten müssen wieder reingegangen sein, um ihren Scheiß-Alkohol zu holen, nachdem ich weg war...“, mault er geknickt. Tröstlich legt sich Nigmas Hand auf seine Schulter. „Du hast dein Möglichstes getan, da bin ich mir ganz sicher. Es war nicht deine schuld. Komm, wir gehen rauf und schlafen darüber. Und heute Nacht sieht alles schon viel besser aus.“, meint er versöhnlich und führt den Jungen dann hinauf zu ihrer kleinen Wohnung. „Vorher muss ich aber unbedingt noch duschen, auch wenn es echt schade ist, seinen Geruch damit auch loswerden zu müssen...“, jammert der Kleinere und zupft etwas unbehaglich an seinem Top, dessen zerrissenen Träger er behelfsmäßig zusammengeknotet hat. „Ich bitte sehr darum, auch wenn es jetzt nur kaltes Wasser gibt. Aber du bist ja zum Glück kein Warmduscher.“, versucht sich Ed an einem kleinen Scherz. Irritiert bleibt der Clown jedoch hinter ihm im Treppenhaus stehen. „Was soll denn das heißen? Findest du etwa, ich stinke?“, schmollt der Grünhaarige nun und verschränkt beleidigt die Arme vor der schmalen Brust. Nigma zuckt zusammen, als hätte ihn der Bengel unvermittelt geschlagen. „Was willst du jetzt von mir hören? Ich kann immer nur die Wahrheit sagen, wie du sehr gut weißt...“, erwidert er nervös. Manchmal verachtet er diese Störung wirklich zutiefst. „Gut, dann tu es doch!“, fordert ihn der Jüngere mahnend auf. Unsicher tritt Edward zwei weitere Stufen nach oben, um etwas mehr Abstand zwischen sich und den durchgeknallten Clown zu bringen. „Und was wirst du dann tun? Mich schlagen?“ Ängstlich versucht er dem Blick des Grünhaarigen standzuhalten. Daraufhin ändert sich der Ausdruck im Gesicht des Kleinen aber. Resignierend lässt er die Arme wieder sinken. „Natürlich nicht. Fang doch jetzt nicht wieder mit so was an, mein Hübscher. Ich werde dir nichts tun, ehrlich. Weder jetzt noch irgendwann. – Ich bin nur ziemlich erledigt, denke ich, und deswegen vielleicht leicht reizbar...“, verteidigt sich der Bengel halbherzig. Einen langen Moment mustert ihn der Rätselmeister unentschlossen. ‚Ja, komm schon, du elender Feigling! Sag ihm, was du wirklich denkst und sieh, was dann passiert! Das ist ein ganz mieser Trick, selbst wenn du lügen könntest!‘, mischt sich nun auch der Riddler in das Gespräch ein. Verstimmt verzieht der Rätselmeister deswegen das Gesicht. „Was ist?“, fragt Joker leicht alarmiert, kennt er diesen Ausdruck doch inzwischen schon recht gut. „Es – es ist der Riddler. Er – traut dir immer noch nicht und denkt, dass du mich um die Ecke bringen willst, wenn du hörst, dass ich dir sagen, dass du stinkst, wie ein Schlachthaus in der Sommersonne...“, platzt es haltlos aus dem Brünetten heraus, bevor er ganz begreift, was er da eigentlich sagt. ‚Du Volltrottel! Das war dein Todesurteil!‘, knurrt seine schlechtere Hälfte augenblicklich. Joker steht inzwischen der Mund offen, dann fängt er jedoch haltlos an zu lachen. „Das war es, was du mir sagen wolltest? Ach, mein Hübscher! Genauso fühle ich mich ja auch, glaub mal! Also keine Panik.“ Langsam überbrückt er die wenigen Stufen, die ihn von Ed trennen, und steht dann direkt vor ihm. Ungewollt zuckt der Ältere dennoch zusammen und sieht sein Gegenüber hilflos an. Joker erwidert seinen Blick mit einem unglaublich sanften Ausdruck in den unnatürlich roten Augen. „Und was dieses lästige Arschloch betrifft...“, setzt er an, spricht jedoch nicht zu Ende. Stattdessen legt er Nigma ganz sanft die Hände auf die blassen Wangen, die daraufhin schlagartig rot anlaufen. Dabei steigt Ed nur erst recht der beißende Geruch von Blut in die Nase, der den Jungen wie ein Kokon zu umspinnen scheint – von allerhand anderen Gerüchen mal ganz zu schweigen. ‚NEIN! WAG ES NICHT SCHON WIEDER, DU VERFLUCHTER HURENSOHN!‘, kreischt der Riddler haltlos auf, sodass Edward erneut zusammenzuckt. Der Brünette äußert sich dazu nicht, sieht nur unverwandt den kleinen Clown vor sich an. Dieser schließt nun die Augen, und ganz automatisch macht Nigma das Gleiche. Sein Herz rast dabei wie ein Schnellzug. Es vergeht nur eine Sekunde, dann spürt er die herrlich weichen und warmen Lippen des Jokers auf den seinen und verliert sich fast gänzlich in diesem Gefühl. Der schlechte Geruch ist genauso vergessen, wie es nun auch der Riddler ist, der sich tobend in sein Gefängnis zurückziehen muss, welches ihm der Grünhaarige mit seinem Kuss auferlegt. Ed hält einfach nur still. Er kann diese ach so zärtliche Geste nicht erwidern, was er mittlerweile doch ziemlich bedauert. Zu stark ist einfach noch das Gefühl in ihm, dass es falsch ist, einen anderen Mann zu küssen. Zudem ist es ja auch irgendwie kein richtiger Kuss, sondern nur ein extravagantes – aber zugegebenermaßen äußerst wirkungsvolles und auch irgendwie angenehmes – Heilmittel, um diese penetrante Stimme in seinem Kopf für die nächsten vierundzwanzig Stunden zu vertreiben. Langsam trennt sich der Jüngere wieder von ihm. „Geht’s jetzt besser?“, fragt er hoffnungsvoll. Sichtlich schluckt Ed. „Ja – danke. – Und was ich gesagt habe, tut mir wirklich leid...“ „Ach, vergiss das mal wieder. Es stimmt doch und ich weiß es selbst. Von daher, Schwamm drüber! Lass uns jetzt reingehen, damit ich das Schlachthaus den Ausguss runterspülen kann!“, grinst er breit. Es animiert Edward ebenfalls dazu, schwach zu lächeln. „Gut, lass uns gehen.“, meint er müde und wendet sich zur Tür um. 14 Es ist später Vormittag, als Edward erwacht, weil seine Blase dringend der Ansicht ist, geleert werden zu wollen. Müde murrend schleppt er sich leise ins Bad, um dieser drückenden Aufforderung nachzukommen. Gähnend kehrt er anschließend zurück in das winzige Schlafzimmer und setzt sich aufs Bett. Der doch ziemlich penetrante Sonnenstrahl, der Joker damals geweckt hatte, ist jetzt nicht vorhanden, befindet sie sich doch jetzt auf der anderen Seite der Wohnung. Dennoch ist es, auch trotz des schwarzen Vorhangs, noch hell genug in dem Raum, dass er den Clown deutlich unter dem Fenster schlafen sehen kann. Obwohl der Brünette so unglaublich müde ist, nimmt er sich dennoch einen Moment, um seine Brille auszusetzen und seinen Zimmergenossen zu betrachten. Dabei gleiten seine Finger unweigerlich hinauf zu seinen Lippen und streichen unbewusst darüber. Es ist fast so, als könnte er Joker noch immer darauf spüren... Der Grünhaarige liegt unterdessen tiefschlafend auf der Matratze, die er seinen Schlafplatz nennt. Wie ein Erschossener hat er alle Viere von sich gestreckt und die dünne Decke völlig von sich gestrampelt. Sie liegt als undefinierbarer Haufen auf dem Boden am Fußende. Die Hände hat er wie ein Säugling zu kleinen, lockeren Fäusten geballt links und rechts neben seinem Kopf platziert. Sein bemaltes Gesicht wirklich unglaublich entspannt und unschuldig, dass man es fast gar nicht in den Schädel bekommen will. Die grünen Haare bilden eine zerzauste Wolke um seinen Kopf, als wären sie ein Kissen aus wirrem Gras. Seine Batman-Plüschpuppe liegt vergessen wie eine schlafenden Katze auf dem flachen Bauch des Jungen und starrt lächelnd zur Decke empor. Nun gibt der Kleine ein leises Schmatzen von sich, wendet das Gesicht auf die andere Seite und murmelt etwas Unverständliches vor sich hin. Sein linker Fuß zuckt zweimal, ehe er wieder zur Ruhe kommt. Dann herrscht wieder völlige Stille in dem kleinen Raum. Nur das Atmen der beiden Anwesenden ist hörbar und das leichte Seufzen, das der Brünette nun ausstößt. Edward betrachtet den schlafenden Jungen weiterhin unschlüssig. Er mag Joker irgendwie. Seine Aufgeschlossenheit, seinen Sinn für Humor, seine Bereitschaft hart zu arbeiten, wenn ihm etwas aufgetragen wird oder er eine Idee hat. Seinen unerschöpflichen Einfallsreichtum, erst recht, was den Riddler betrifft. Er mag Jokers helles Kinderlachen, wenn er etwas komisch findet, und die Art und Weise, wie sie sich in vielen Dingen so unglaublich und unbewusst zu ergänzen scheinen. Manchmal scheinen sie regelrecht zu wissen, was der andere denkt und vervollständigen dessen Satz, fast schon wie ein Ehepaar, das seit fünfzig Jahren verheiratet ist, und dass, obwohl sie beide so eine unterschiedliche Ansichtsweise von allen Dingen haben. Es ist schon irgendwie unheimlich. Gleichzeitig ist es so unbeschreiblich schön, dass er es gar nicht begreifen kann. Und doch scheint dieses Gefühl noch viel tiefer gehen zu wollen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)