20:47 Uhr von Nightmare3614 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Du schaust auf die Anzeigetafel. 16.02.2020 20:47 Uhr Dein Zug erreicht die nächste Station um 20:58 Uhr . Die Station drauf, deine Station, erreicht er um 21:03 Uhr. Du wirst den Zug verlassen, in dein Auto steigen und nach Hause fahren. Die neuen Eindrücke, Erfahrungen und Aufregungen des Ortes, von dem du gerade kommst, werden verblassen. Der Alltag wird wie gewohnt weitergehen. Bald wird es so sein als wärst du nie weg gewesen. Du schaust auf die Uhr. 20:47 Uhr. Außer dir ist das Abteil leer. Der letzte Mitfahrer ist in der letzten Station ausgestiegen. Du bist allein in deinem Abteil. Eventuell allein im Zug, es würde dich nicht wundern. Deine Station, die Letzte die der Zug an diesem Tag ansteuern wird, liegt mitten im nirgendwo. Nicht viele fahren dorthin, gerade um diese Uhrzeit. Außer dir natürlich. Du schaust auf die Uhr. 20:47 Uhr. Die Landschaft, das was man von ihr noch sehen kann, fliegt am Zug vorbei. Du siehst ihr dabei zu, vorbei an deiner eigenen Reflexion in der Scheibe. Viel ist nicht zu sehen, da es dunkel draußen ist. Schemenhafte Eindrücke, Lichter von entfernten Ortschaften. In der Ferne das rote Leuchten der Windmühlen. Wie eine Schar aus blinkenden roten Augen in einem Meer aus Dunkelheit. Etwas, von dem du dir ziemlich sicher bist das es das Geländer einer Brücke ist, rauscht am Fenster vorbei. Du schaust auf die Uhr. 20:47 Uhr. Die Lichter gehen aus. Deine Reflexion im Fenster, dein einziger Begleiter seit einer Weile, verschwindet. Es beunruhigt dich nicht. Manchmal, wenn du den ersten Zug zu unchristliche Stunde nehmen musst, schalten sich die Lichter auch erst nach ein oder zwei Stationen ein. Dich stört es nie und die anderen Fahrgäste anscheinend auch nicht. Die Fahrgäste die schon wach genug sind unterhalten sich, andere schauen aus dem Fenster. Niemand scheint sich von der Dunkelheit beirren zu lassen. Ein leicht seltsames Gefühl verbleibt trotzdem. Genau so ist es jetzt der Fall, redest du dir ein. Es ist nur Dunkelheit, nichts über das man sich Sorgen machen müsste. Du hörst auf in die Finsternis des Ganges zu gucken und schaust stattdessen wieder aus dem Fenster. Viel ist nicht mehr zu sehen. Die entfernten Lichter von vorbeiziehenden Ortschaften werden immer spärlicher, bis sie schließlich ganz wegbleiben. Auch kannst du keine wagen Formen von Bäumen oder ähnlichen mehr wahrnehmen. Vermutlich fährt der Zug gerade durch ein leeres Gebiet mit Feldern, wie sie in deiner Heimat übrig sind. Das Fehlen der roten Lichter lässt dich allerdings innehalten. Das Meer aus leuchtend roten Augen, dessen Aufgabe es ist die Windräder für Flugzeuge sichtbar zu machen, waren eine stetige Präsenz auf deiner Reise. Sie wahren dort seit der Zug angefangen hat sich deinem Zuhause zu Nähern. Jedoch waren sie nicht mehr da. Du kannst außerhalb des Zuges nichts mehr erkennen. Es ist komplett dunkel draußen. Du schaust auf die Uhr. Es ist nun bereits seit einer ganzen Weile 20:47 Uhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)