Sins of Passion von Winterbell (Zeig mir wer du wirklich bist) ================================================================================ Kapitel 1: Das, in dem alles begann ----------------------------------- »Das wäre dann alles?« »Ja, das wäre dann alles.« Naruto Uzumaki schenkte seinem Gegenüber ein strahlendes Lächeln und klemmte sich die Mappe mit den Bebauungsplänen unter den Arm. »Wenn das so ist, bedanke ich mich recht herzlich im Namen von NY7.« »Ebenso, Mr. Uzumaki, ebenso.« Andrew Jones erwiderte den starken Händedruck mit beiden Händen. Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. »Es freut mich, dass wir uns so schnell einigen konnten.« »Das geht mir genauso. Senden Sie bitte wie vereinbart die letzten Dokumente schnellstmöglich direkt an Mr. Uchiha. Sobald unser Notar alles überprüft hat, werden wir den vollen Kaufbetrag an Sie überweisen. Das sollte nicht mehr als ein paar Tage in Anspruch nehmen.« »Danke nochmals. Vielen, vielen dank.« Naruto hob zum Abschied die Hand, als der ältere Herr wenige Minuten später in seinem Auto hinaus auf die hektischen Straßen von New York bog. Zufrieden vor sich hinpfeifend schlenderte er zu dem Baucontainer, der kurz zuvor angeliefert worden war und ab sofort als Planungsbüro dienen würde. Er war nicht im mindesten überrascht seinen Kollegen – und nebenbei auch besten Freund – in seinen Laptop vertieft vorzufinden. »Alles erledigt?« Sasuke hob einen Moment lang den Blick, bevor er sich wieder auf den Bildschirm konzentrierte. »Hat ziemlich lange gedauert.« »Mr. Jones hat sich noch mindestens zehn Mal bedankt. Ich soll im übrigen nette Grüße ausrichten – und mich nochmals bedanken.« Naruto warf die Dokumentenmappe zu Sasuke auf den Tisch. »Hab nur kurz reingeschaut, alles wichtige ist drin.« Sasukes geübter Blick huschte über die Papiere, dann nickte er. »Alles da.« Er verweilte eine Weile auf dem Kaufvertrag, schüttelte dann aber den Kopf und klappte die Mappe wieder zu. »Wir haben viel zu viel für dieses Grundstück bezahlt.« »Das war von vorneherein klar.« Naruto ließ sich auf dem unbequemen Stuhl gegenüber fallen und lehnte sich zurück. »Hm.« Naruto verdrehte die Augen, grinste aber. »Ja, ja, überanstreng dich nur nicht mit zu vielen Worten.« Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und wurde ernst. »Unserer Firma geht es prima und wir haben einen riesigen Auftrag an Land gezogen. Das Geld, was wir hier zu viel bezahlen, tut uns nicht weh.« »Du bist einfach nicht für solche Art Preisverhandlungen geschaffen, das ist das Problem.«, erwiderte Sasuke nüchtern, den Blick wieder auf seinen Laptop gerichtet. »Und trotzdem hast du mich die Verhandlungen führen lassen.« Naja, zumindest ein bisschen, fügte Naruto gedanklich hinzu. Der Kauf von Grundstücken war normalerweise etwas, was eindeutig in Sasukes Aufgabenbereich fiel. Nachdem der arme Mr. Jones bei dem ersten Verhandlungsgespräch allerdings vor Nervosität kaum ein Wort heraus gebracht hatte, hatten sie ihre übliche Strategie über Bord geworfen. »Außerdem weißt auch du, tief in deinem kalten, herzlosen Inneren, dass es das Richtige war.«, fügte er trocken hinzu. Andrew Jones hatte das Grundstück im Herzen von New York nicht freiwillig verkauft. Nachdem wenige Monate zuvor seine geliebte Frau nach langer Krankheit schließlich verstorben war, verlor er auch seine Firma und wurde in den Ruin getrieben. Der Verkauf des Baugeländes würde ihn von den hohen Schulden befreien, die er auf sich genommen hatte in dem Versuch, seine Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit retten. Ohne Erfolg. Sasuke überging die Bemerkung ohne mit der Wimper zu zucken. »Wie dem auch sei, ich werde dafür Sorgen das die Unterlagen noch heute beim Notar landen. Wenn nichts mehr schief geht können wir wie geplant übermorgen beginnen.« »Sehr gut.« Naruto trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Hast du was von Sakura gehört? Als ich heute morgen mit ihr gesprochen habe, hat sie mich direkt wieder abgewimmelt.« »Das Übliche. Sie hat die Pläne schon wieder abgeändert.« Sasuke klappte den Laptop zu und verstaute ihn in seiner Tasche. »Temari meint allerdings, es wäre diesmal nur halb so schlimm.« »Das hat sie auch damals beim Bau des Apartmentgebäudes in Queens behauptet. Danach haben wir fast ein komplettes Stockwerk wieder abgerissen.« »Und so ungern wir beide es auch zugeben, hatte Sakura am Ende damit Recht.« Die nachträgliche Änderung des Grundrisses hatte zwar für reichlich Chaos gesorgt, den Wert der Immobilie im Endeffekt allerdings noch einmal deutlich in die Höhe getrieben. Sasuke stand auf und schulterte seine Tasche. »Lass uns was Essen gehen, Dobe.« Naruto strahlte und sprang auf. »Ja, ich bin am Verhungern! Ich kenne da so ein neues Restaurant, da gibt es unglaublich leckere Nudelsu-« »Wir essen keine Nudelsuppe.« »Aber wieso nicht?« »Weil wie in dieser Woche schon dreimal welche hatten.« »Ach komm schon. So oft war das jetzt auch wieder nicht.« »Wir haben Mittwoch!« --- »So, fertig.« Sakura schüttelte die Hände aus, die sie vor lauter schreiben und zeichnen schon gar nicht mehr spüren konnte. »Sicher? Das hast du die letzten paar Mal auch schon gesagt und dann doch wieder etwas abgeändert.« Temari warf ihr einen zweifelnden Blick zu. Sakura schleuderte einen Stift in Richtung ihrer Assistentin, die sich lachend duckte. »Kein Ton von den billigen Plätzen!« »Ich entschuldige mich in aller Form.« Temari hob das Wurfgeschoss auf und legte es zurück auf den Tisch. »Bist du wirklich zufrieden?« Sakura senkte den Blick auf die unzähligen Skizzen, die sie in den vergangenen Stunden angefertigt hatte. Dann nickte sie. »Ja, so ist es perfekt.« Eine ihrer größten Schwächen als Architektin war es schon immer gewesen, sich für eine endgültige Version ihrer Baupläne zu entscheiden. Kaum hatte sie eine Idee auf Papier gebracht, produzierte ihr Hirn auch schon die nächste. Sie nummerierte die einzelnen Skizzen durch und brachte sie in die richtige Reihenfolge. Dann wandte sie sich an Temari. »Geh nach Hause, den Rest schaffe ich allein.« Angesprochene verschränkte die Arme vor der Brust. »Dir ist schon klar, dass das normalerweise anders herum laufen sollte, oder?« Sie warf ihr einen missbilligenden Blick zu. »So von Assistentin zu Chefin. Ich bin die, die Überstunden machen sollte, nicht du.« Sakura verdrehte die Augen. »Wenn alles so laufen würde, wie es normalerweise der Fall wäre, würdest du dir nicht herausnehmen mir auch nur zu widersprechen.«, erwiderte sie ungerührt. »Aber da du auf ein ordnungsgemäßes Chefin-Assistentinen-Verhältnis bestehst hier eine Anweisung: Hau ab und geh nach Hause.« Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle Temari widersprechen. Dann jedoch gab sie sich geschlagen und warf die Hände in die Luft. »Ich versuche es gar nicht erst.« Sie nahm ihre Tasche in die eine und ihre Jacke in die andere Hand. »Melde dich, wenn du doch Hilfe brauchst. Ich bin jederzeit erreichbar und sofort hier.« »Man dir keine Gedanken, ich komme schon klar. Das hier muss ich selbst erledigen, sonst bin ich bei der Präsentation das reinste Nervenbündel.« Sakuras Mundwinkel zuckten. »Außerdem kannst du dir dann einen schönen Abend mit Shikamaru machen.« Temaris Rücken würde plötzlich kerzengerade. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« »Natürlich nicht. Du und unser Statiker... ihr habt ja definitiv privat überhaupt nichts miteinander zu tun.«, bestätigte Sakura so ernst es ihr möglich war und verkniff sich ein lachen. »Wie dumm von mir. Dann wünsche ich dir eben einen ruhigen und entspannten Abend... alleine.« Temari schnaufte leise. »Irgendwann... irgendwann habe ich etwas gegen dich in der Hand und dann...« Sie hob drohend den Finger. »... mache ich dir die Hölle heiß!« »Damit drohst du mir schon seit Jahren. Willst du dir nicht was besseres einfallen lassen?« »Argh!« Sakura lachte noch immer, während Temari zutiefst beleidigt aus dem Raum in Richtung der Fahrstühle stolzierte. Kopfschüttelnd warf sie einen Blick auf die Uhr, bevor sie sich wieder ihren Unterlagen zuwandte. Zwar war es erst Mittag, ihr Gefühl sagte ihr jedoch, dass sie das Büro vermutlich nicht mehr im hellen verlassen würde. »Na dann wollen wir mal.« Es war fast 21 Uhr, als Sakura sich schließlich in ihrem Stuhl zurücklehnte und die Arme ausstreckte. Zufrieden mit der Arbeit, die sie in den vergangenen Stunden verrichtet hatte, betrachtete sie die neue Präsentationsmappe, die sie sorgfältig und mit viel liebe zum Detail angelegt hatte. Sie hatte es geschafft. Ihre innere Perfektionistin war endlich beruhigt. Gähnend warf sie einen Blick auf ihr Handy und wunderte sich nicht mehr darüber, das ihr Magen seit geraumer Zeit knurrte. Schnell suchte sie ihre Sachen zusammen und warf alles achtlos in ihre Handtasche. Sie wollte sich gerade ihre Jacke überziehen, als ihre Bürotür geöffnet wurde. »Siehst du, glaub mir doch einfach auch mal. Hab doch gesagt, sie ist noch hier!« Naruto marschierte über die Türschwelle, eine Papiertüte in der Hand, deren Duft ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. »Was macht ihr beiden denn hier?«, fragte sie verwundert und schenkte Naruto ein strahlendes Lächeln, als er ihr die Tüte reichte. »Ich könnte dich küssen, Naruto.« Sakura liebte chinesisches Essen. Es war fettig, es war vermutlich nicht allzu gesund und befriedigte vor allem ihren inneren Schweinehund, der nach einem so anstrengenden Tag immer mehr in den Vordergrund gerückt war. »So leid es mir tut hatte Sasuke die Idee mit dem essen. Wenn du jemand küssen willst, dann ihn.«, erwiderte Naruto und ließ sich auf einen der Sessel vor ihrem Schreibtisch fallen. Sasuke hatte die Tür hinter sich geschlossen und seine Tasche abgestellt. »Hätte Naruto beim Essen nicht so rumgetrödelt, wären wir schon um einiges früher hier gewesen.« Er trat an das große Fenster und sah einen Moment lang auf die hektischen Straßen von New York, bevor er sich mit dem Rücken gegen eines der Sideboards lehnte. »Ich werde mich nicht beschweren. Damit habt ihr mir auf dem Nachhauseweg einen Abstecher in ein Restaurant erspart.« Sakura schnappte sich eine Gabel und begann zu essen. »Gott, ich bin am Verhungern.« Nach einem Weiteren bissen sah sie auf. »Wie ist es mit Mr. Jones gelaufen? Irgendwelche Probleme?« »Nein, lief wie geschmiert.« Naruto hatte sich die Präsentationsmappe geschnappt, die auf dem Schreibtisch lag und blätterte durch die Seiten. »Sind die Unterlagen beim Notar?«, fragte Sakura an Sasuke gewandt. Er nickte. »Jones hat mir die noch fehlenden Dokumente direkt geschickt. Danach haben wir alles persönlich beim Notar abgegeben. Es wird noch einmal geprüft, morgen im laufe des Tages sollte das aber erledigt sein.« »Sehr gut. Damit haben wir die besten Voraussetzungen für die Verhandlungen mit den Smiths.« Sakura schob sich eine weitere Gabel in den Mund. »Trotzdem ist das alles doch irgendwie seltsam.« Naruto lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich meine klar, wir haben genug Kapital um uns dieses Grundstück schon vor dem offiziellen Bauvertrag zu kaufen, aber verstehen tu ich es immer noch nicht.« »Grundstücke in Mannhatten sind mehr als rar.« Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust. »Indem sie Voraussetzen, dass die Baufirmen sich selbst um passende Bauplätze kümmern müssen, haben sie mehr Auswahl.« »Aber für ein Hotel?« Naruto schüttelte verständnislos mit dem Kopf. »Bei einem Bürogebäude oder etwas in der Art hätte ich ja Verständnis dafür. Selbst wenn da die Lage nicht allzu berauschend ist, wäre das alles halb so schlimm. Die Lage für ein Hotel ist allerdings einer der Schlüssel zum Erfolg.« »Wie Sasuke gesagt hat: wir sind in New York.«, erwiderte Sakura langsam. »Noch dazu in Manhattan. Selbst wenn die Lage nicht die allerbeste wäre, wird es kaum Auswirkungen haben.« New York, insbesondere Manhattan, war eine der meistbesuchten Städte der Welt. Millionen von Touristen und Geschäftsleuten reisten jährlich in die Weltmetropole – die Eröffnung eines Hotels glich fast schon einer Genehmigung zum Gelddrucken. »Über eine schlechte Lage müssen wir uns keine Gedanken machen. Der Bauplatz ist perfekt.«, warf Sasuke ein. »Soweit bekannt ist, haben wir insgesamt vier Konkurrenten, die sich ebenfalls für den Bau beworben haben. Nur C-Group Architects sitzt wie wir hier in New York, die anderen sind von außerhalb.« »Eine Ahnung welche Grundstücke sie erworben haben?«, fragte Sakura neugierig. Sie wusste bis heute nicht, wie genau Sasuke es anstellte, allerdings schien er immer auf dem Laufenden zu sein, was den Kauf und Verkauf von Baugrund in New York betraf. Gute Kontakte waren nie verkehrt. »Es wurden in den vergangenen Monaten mehrere Grundstücke von verschiedenen Firmen erworben.«, antwortete Sasuke. »Allerdings passen nur zwei auf das Anforderungsportfolio von den Smiths.« Er nannte die beiden Adressen. »Gute Bauplätze, allerdings nicht ansatzweise mit unserem Grundstück vergleichbar. Eine bessere Ausgangslage könnten wir uns nicht erhoffen.« Naruto, der die Präsentationsmappe vollständig durchblättert hatte, reichte sie Sasuke. »Wir müssen Temari nochmal erklären was ›nicht viel verändert‹ bedeutet.« Sakura verdrehte die Augen. »So viel ist es auch gar nicht. Es sind nur Kleinigkeiten. Außerdem habe ich bereits grobe Pläne für den Innenausbau der Suiten erstellt, auch wenn das momentan noch nicht erforderlich ist.« Naruto lachte. »Na da ist sich aber jemand sicher, das wir den Auftrag bekommen werden.« »Natürlich.«, erwiderte Sakura völlig nüchtern. »Das Grundstück war das einzige, was noch gefehlt hatte. Eigenlob stinkt, aber die Entwürfe, die wir in den vergangenen Wochen erarbeitet haben, sind wirklich gut. Wir müssen uns definitiv nicht vor der Konkurrenz verstecken.« Satt und zufrieden beendete Sakura ihr Abendessen und warf die Verpackung in den Mülleimer. Dann griff sie nach ihrer Wasserflasche, die sie immer neben dem Schreibtisch stehen hatte und trank. »Wir haben alles getan, was wir konnten und sind bestens vorbereitet.« Sasuke überflog die letzten Seiten der Präsentationsmappe, bevor er sie zuklappte und zurück auf den Schreibtisch legte. »Jetzt liegt es an den Smiths.« Sasuke zog ein Misslingen ihrer Präsentation überhaupt nicht in Betracht. Was er auch nicht musste. In den vergangenen vier Jahren hatten sie bereits einige große Bauaufträge für sich gewinnen können, was ihnen das Recht gab mit einem gewissen Maß an Arroganz in die Verhandlungen zu gehen. »Ganz genau.« Naruto gähnte ungeniert und streckte den Rücken durch. »Also ich weiß ja nicht wie es euch geht aber ich bin verdammt müde und geh mich jetzt aufs Ohr hauen.« »Da wären wir schon zwei.« Sakura strich sich mit der Hand einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten. »Lasst uns für heute schluss machen. Die letzten Details der Präsentation können wir morgen besprechen und alles noch einmal durchspielen.« Sie suchten alle ihre Sachen zusammen und verließen gemeinsam den Raum. »Die Flüge sind organisiert?«, fragte Sasuke, nachdem Sakura ihre Bürotür geschlossen hatte und sie zu den Fahrstühlen gingen. »Ja, ist alles erledigt. Wir fliegen Freitag früh um 07.30 Uhr vom JFK ab.« »So früh?« Naruto stieß einen theatralischen schrei aus. »Dann müssen wir ja spätestens um 05.30 Uhr am Flughafen sein! Ich dachte das Meeting wäre erst am Mittag?« »Ist es ja auch.« Sakura verdrehte die Augen. »Hör auf zu schmollen. Wir fliegen so früh, damit wir, egal was passieren mag, pünktlich in Chicago ankommen.« »Trotzdem... ich brauch meinen Schönheitsschlaf, weißt du?« »Der Zug ist längst abgefahren.« »SASUKE!« --- Sakura winkte Naruto noch einmal zum Abschied, als er in seinem dunkelblauen SUV aus der Parklücke fuhr um sich auf den Nachhauseweg zu machen. »Wo steht dein Wagen?« Sasukes Blick glitt die Straße entlang auf der Suche nach dem roten Cabrio, dass Sakura sich vor einigen Jahren nach dem Abschluss ihres ersten, großen Bauprojektes gekauft hatte. Eine unnötige Investition, wie sich mittlerweile herausgestellt hatte. Sakura biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. »Zuhause auf seinem kuschlig warmen Platz in der Tiefgarage.« »Ich dachte wir hätten das mit der U-Bahn Fahrerei geklärt.« Sasukes missbilligender Blick sorgte dafür, dass sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten und sie sich fast schon vorkam, als würde sie vor ihrer Mutter stehen, nachdem sie etwas ausgefressen hatte. »Ich bin einfach viel schneller hier wenn ich die U-Bahn nehme.«, verteidigte sie sich trotzig. »Das spart mir Unmengen an Zeit.« Das New Yorker U-Bahn System war zwar um gewisse Uhrzeiten alles andere als sicher, während des typischen Pendlerverkehrs allerdings das schnellste Transportmittel durch die Stadt. »Ich fahr dich nach Hause.« Sasuke entriegelte mit der kleinen Fernbedienung seinen Wagen, vor dem sie standen. »Steig ein.« »Du wohnst doch in einer komplett anderen Gegend. Ich nehme mir einfach ein Taxi und fahre so nach Hause.« Sasuke ignorierte ihren Einwand, legte seine Tasche auf den Rücksitz und stieg ein. Sakura seufzte resignierend, ging dann jedoch zur Fahrerseite und öffnete die Tür. »Danke.« »Hm.« Die Fahrt zu ihrer Wohnung verlief schweigend. Sakura vertrieb sich die Zeit damit, ihre wundervolle und niemals ruhende Stadt im Dunkeln zu bewundern. Sie kam ursprünglich aus einem kleinen Vorort am anderen Ende des Landes und war nur für ihr Studium nach New York gezogen. Sie war damals völlig überwältigt gewesen und hatte sich zunächst nur schwer zurechtgefunden. Doch so wie sie neue Freunde an der Universität kennen lernte, so lernte sie auch Stück für Stück immer mehr über New York. Jetzt, einige Jahre später, konnte sie sich ein Leben wo anders überhaupt nicht mehr vorstellen. »Denkst du manchmal darüber nach was passiert wäre, wenn wir NY7 nicht gegründet hätten?«, fragte Sakura geistesabwesend, während sie an einer Ampel warteten. Gedankenverloren beobachtete sie ein Pärchen dabei, wie es Arm in Arm die Straße vor ihnen überquerte. »Wie kommst du denn jetzt darauf?« Sakura zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, einfach so. Im Vergleich zu Naruto und mir standen dir immerhin noch einige andere Türen nach dem Abschluss offen.« Im Laufe ihres Studiums in New York war sie vielen jungen Menschen begegnet, die aus wohlhabenden Familien stammten. Niemand von ihnen hatte jedoch auch nur ansatzweise in Sasukes Liga gespielt. Die Familie Uchiha handelte seit Generationen mit Immobilien auf der ganzen Welt und hatte so über Jahrzehnte hinweg ein unfassbares Vermögen angesammelt. Es wäre für Sasuke ein Leichtes gewesen in das Familienunternehmen einzusteigen und schnellstens die Karriereleiter hinaufzuklettern. Im Vergleich zur Firma seiner Familie war NY7 so klein wie ein Reiskorn. Sasuke schwieg. Sie hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet und wollte ihre Aufmerksamkeit gerade etwas anderem zuwenden, als er schließlich doch etwas sagte: »Kurz bevor wir unsere Abschlüsse gemacht haben, war meine Familie dabei einen neuen Standort in London zu eröffnen. Höchstwahrscheinlich wäre ich jetzt dort.« Und das vermutlich sogar Niederlassungsleiter, fügte Sakura seinen Worten gedanklich hinzu. »Bereust du es?« »Was?« »Nicht den leichten Weg gewählt zu haben.« Sakura warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie wieder die vorbeiziehenden Gebäude betrachtete. »Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass du dich mit Naruto und mir zusammengetan und NY7 gegründet hast. Ohne dich wären wir definitv noch nicht wo wir jetzt sind.« Sie musste lachen, als sie an die ersten Monate nach der Gründung ihrer Baufirma zurückdachte. »Vermutlich würden Naruto und ich noch immer in der kleinen Zweizimmerwohnung in Brooklyn sitzen und uns über alles Mögliche streiten.« Es war wirklich chaotisch gewesen, dennoch hatte sie ihre Entscheidungen von damals noch nie bereut. »Du hättest dir einiges an Ärger ersparen können, wärst du in das Familienunternehmen eingestiegen.« Sasuke bog in die Straße ein, in der sie wohnte und ließ sich Zeit zu antworten. »Es ist die Herausforderung, die mir gefehlt hätte. Sich in ein gemachtes Nest setzen kann jeder. Ich wollte schon immer etwas eigenes auf die Beine stellen.« Mit einem sanften Ruck kam der Wagen vor einem Apartmentkomplex zum Stehen. Sakura schenkte ihm ein dankbares lächeln und löste ihren Sicherheitsgurt. »Danke fürs nachhause bringen.« Auf seinen durchdringenden Blick hin verdrehte sie die Augen. Er musste überhaupt nichts sagen, sie wusste, was unausgesprochen in der Luft lag. »Ja, ja, ich verspreche in nehme das nächste mal meinen eigenen Wagen, wenn ich vorhabe bis spät in die Nacht zu arbeiten.« Sie öffnete die Tür, stieg aus und drehte sich noch einmal herum. »Wir sehen uns morgen. Komm gut nachhause.« Ein nicken. »Bis morgen.« Sakura schloss die Tür der schwarzen Limousine und machte sich auf den Weg zum Eingang des Gebäudes, in dem sie seit knapp einem Jahr lebte. Ein seltsames Gefühl überkam sie, während sie im Gehen in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel suchte. Eine Hand am Griff der Eingangstür drehte sie sich noch einmal herum und musste lächeln. Sasuke war schon immer das komplette Gegenteil von Naruto gewesen. Verschlossen, nicht aus der Ruhe zu bringen, und häufig so distanziert, dass sie sich insgeheim fragte, wieso er eigentlich mit ihnen zusammenarbeitete. Es schien manchmal so, als wäre er am liebsten ganz wo anders und würde sich für nichts außer die Arbeit interessieren. In Momenten wie diesen wurde ihr allerdings wieder bewusst, dass sie ihn vielleicht gar nicht so gut kannte, wie sie immer glaubte. Jemand der kein Interesse an etwas anderem außer der Arbeit und sich selbst hatte, würde nicht warten, bis eine Frau sicher durch die Tür ihres Hauses gegangen war, bevor er sich selbst auf den Nachhauseweg machen würde. Sakura hob zum Abschied noch einmal die Hand und winkte ihm zu, bevor sie schließlich das Gebäude betrat und aus seinem Blickfeld verschwand. Du warst mir schon immer ein Rätsel, Sasuke Uchiha. Sakura drückte den Knopf des Fahrstuhls und wartete. Wer weiß, vielleicht werde ich irgendwann ja doch noch aus dir schlau werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)