Dye: One Shot Sammlung von Maeyria ================================================================================ Kapitel 1: [One Shot - MSP Jubiläum 2020] One day in Seireitei -------------------------------------------------------------- Die Welt wurde grau. Ich hebe eine Augenbraue und schaue um mich. Neben mir stehen Blätter eines Baumes, die eigentlich vom Baum fallen sollten, in der Luft, als hätte man die Zeit stehen gelassen und die Farbe am Computer auf schwarz/weiß gestellt. Das war mir definitiv neu. Ich kenne zumindest niemanden mit so einer Fähigkeit. Ein Papierschmetterling schwebt mir vor die Augen und instinktiv fange ich ihn in meinen Händen auf. Er entfaltet sich von selbst und präsentiert mir seinen geschriebenen Inhalt: „Dein Glanzmoment! Präsentiere dein persönliches Talent vor einem oder mehreren MSP-Gefährten. Vielleicht bringt es gar die Lösung auf ein akutes Problem? Oder Zeige dich von deiner romantischen Seite und lade jemanden auf ein Date ein. Am Ende musst du denjenigen küssen.“ Stoned starre ich auf die Schrift des kleinen Stücks Papier. Die Welt um mich herum gewinnt wieder an Farbe und das Rascheln von Blättern sagt mir, dass sich die Uhr begonnen hat, weiterzudrehen. Ein frustrierter, sehr langer Seufzer verlässt meine Lippen. Also zu Punkt eins: Ich bin gerade alleine in Seireitei unterwegs, kein Gefährte weit und breit, um mich rum wahrscheinlich sogar deutlich mehr Gegner und ich mittendrin ohne ein persönliches Talent außer Augen, die sich von selbst manchmal zu ihren regenbogenfarbenen Kollegen für gephotoshoppte Wallpapers verwandeln und wieder zurück. (Anm.: um das zu verstehen, müsst ihr Dye bis Kapitel 9 lesen; #Schamlose Eigenwerbung) Erst mal, definieren wir das „akute Problem“. Was ist ein akutes Problem was ich gerade habe? Theoretisch meine gesamte Existenz in Bleach, aber ich würde das nicht als Problem sehen, sondern eher als Abenteuerreise. Was noch? Das Rukia umgebracht wird?! Aber um das zu lösen bin ich überhaupt hier! Ein weiteres wäre: Ich habe keine reelle Chance gegen irgendeinen der Gegner, die sich mir früher oder später in den Weg stellen werden, falls es zu einem Kampf kommt. Beziehungsweise, es wird ganz sicher zu einem kommen, ich bin in einem Shonen-Action. Die bestehen basically aus Kämpfen. Je zerstörerischer, desto besser. Zerrissene Klamotten? Hell yeah! Bei Frauen schwierig, weil die können schlecht badass oben ohne rumrennen, aber ihr wisst was ich meine. Persönliche Talente außer der Fähigkeit die ich entwickelt habe, indem ich von Ichigos Seelenenergie geleecht habe? Da muss ich schon echt überlegen. Also ich bin ausgestattet mit einer gesunden Portion Grundparanoia von Geburt an. Außerdem ist mir der Hang dazu, alles unnötig overzuanalysieren noch gegeben, wie man unschwer erkennen kann. Bringen sie die Lösung zu meinem momentanen akuten Problem? Zweifelhaft. Ich bin übrigens immer noch der Meinung, dass ich gerne Blitze schießen oder Wasser kontrollieren als Fähigkeit haben wollte. Oder vervielfachte Geschwindigkeit oder so. Irgendwas Cooles eben halt! Oder zumindest irgendwas, was mir eine Rolle hier gibt, die mich auf eigenen Beinen stehen lässt. Argh, ich hasse es Leute nach Hilfe zu fragen, ich bin der „Ich-mach-so-viel-es-geht-alleine“-Type Mensch! Also zurück zu unseren Talenten, ich glaube nicht an Talent übrigens, ohne hier jetzt eine philosophische Diskussion lostreten zu wollen. Wobei Talent hier eine Definitionsfrage ist und je nach Definition glaube ich, dass es das dann schon gibt. Lange Rede, gar kein Sinn, ich erinnere an das überanalysieren. Wenn es nach etwas ginge, was ich mir mehr oder minder erarbeitet habe: der Abi-Abschluss und meine Mappe zum Zugang in den Kunststudiengang. Technically haben mir meine Eltern fast drei Sprachen fließend mitgegeben, wenn man will, also Japanisch ist ein Segen, aber ich habe ja seitdem ich in Bleach bin Deutsch verlernt!!einself!! Bringt mich hier Englisch weiter? Wohl kaum. Außer bessere Noten als alle anderen japanischen Mitschüler nicht wirklich, nein. Meine Liebe zu Zeichnen? Außer dass ich vielleicht vor Rukia flexen könnte, auch nicht wirklich. Wobei ich glaube, dass Tatsuki actually besser ist als ich in diesem Manga, was dem auch den persönlichen Talentstatus damit abeignet. Abi? Hilft mir auch nicht, will ja nicht in irgendeine Bleacheigene Akademie oder so. Und soweit ich mich erinnere gehört Kontrolle der Seelenenergie nicht zum Kurrikulum der allgemeinen Hochschulreife. Ich mach gerne Sport und betrachte mich als etwas sportlicher als der Durchschnitt, wenn ich mir die Arroganz erlauben darf, das ist aber bei dem momentanen Bevölkerungsdurchschnitt Fast-Food-sei-Dank nicht gerade eine Glanzleistung. In Bleach, wo ich umgeben bin von Leuten mit übermenschlicher kognitiver Ausstattung, ist es aber ein Witz und damit auch kein Talent mehr. Und das wars mit meinen Talenten. Option zwei kommt absolut nicht in Frage. Never! Ever! Abgesehen mal davon, dass in diesem Stadium fast jeder mein Gegner ist und mich deutlich lieber tot sehen würde, bin ich nicht besonders gut mit Dates. Könnte daran liegen, dass ich nie auf einem war. Neben dem würde ich gerne auf das Küssen verzichten, ich habe immer noch weniger angenehme Erinnerungen an meinen Ersten, danke, der kam nämlich ohne Ansage, absolut unerwartet und ohne dass ich Einfluss auf ihn hatte. Ich weiß, absolut unromantisch. Außerdem bin ich Romantiker aber nicht romantisch. Also ich schwärme gerne bei anderen, aber bei mir selbst bin ich eher realistisch emotionstot. Dazu kommt, keine Dates ohne dass ich eine feste romantische Beziehung in Betracht ziehe und das wiederum braucht viel Zeit. Da ich per Definition alle hier maximal drei Monate kenne und das gilt nur für die Karakurafraktion, also Orihime (sollte ich mich mal irgendwann als lesbisch neu entdecken), Ichigo, Chad und Ishida, ist es viel zu kurz, um sich gut genug zu kennen, geschweige denn über ein Leben zusammen nachzudenken. Orihime und Ichigo kommen außerdem noch nicht in Frage, denn sie sind mehr oder minder an sich gegenseitig vergeben und da gibt es bei mir kein „Wenn“ und „Aber“. Ich war nie verliebt, also kann ich nicht wissen ob ich das wirklich so konsequent durchziehen würde, wenn meine Hormone meinem Hirn einen Streich spielen, aber bisher habe ich mir fest geschworen, vergebene Leute sind No-Go. Keine Diskussion. Lacht über mich, ich bin mit konservativen Werten aufgewachsen und vertrete sie auch. All diese Zwischendinger aus Jux sind nicht so mein Fall. Also sieht die zweite Option sogar noch schwieriger aus als die Erste. Mit einem weiteren Seufzer falte ich das Papierchen zusammen und stecke es mir irgendwo in die Tasche meines Shihakusho und trabe weiter. Vielleicht ergibt sich ja im Laufe der Zeit etwas? Vorher versuche ich lieber mein ursprüngliches Ziel zu erreichen: den weißen Turm in dem Rukia gefangen ist. Hier um die Ecke, da um die Ecke, irgendwie muss man doch zu diesem dummen Turm kommen?! Meine Tarnung scheint ungewöhnlich gut zu funktionieren, denn die Shinigami, die links und rechts an mir vorbeihuschen, würdigen mich keines Blickes. Mehrere Gänge weiter und ich finde mich vor den Barracken der vierten Division wieder. Daran zu erkennen, dass eine gigantische Vier in Schriftzeichen auf dem Gebäude prangt. Ich könnte vielleicht irgendwo die falsche Abzweigung genommen haben, flaut es mir. Ich will gerade umdrehen, als mich plötzlich eine sehr vertraue Vorahnung überkommt. „Oh nö, nicht jetzt“, schießt es mir durch den Kopf und ich betrete kurzerhand das Gebäude auf der Suche nach einer Toilette. Eine Frau sein hat einmal im Monat eben echt einen Nachteil. Nach einigem Herumirren wo mich Gott sei Dank wieder keiner beachtet, finde ich auch die Toilette und unterdrücke ein weiteres Stöhnen. Es ist wohl anscheinend nicht nur in der Menschenwelt so, dass Frauentoiletten häufig überfüllt sind und alle immer zu zweit auf Toilette gehen, in der Geisterwelt hat sich das anscheinend auch durchgesetzt. Ohne lange zu überlegen mache ich das, was ich immer tue: Ohne mit der Wimper zu zucken betrete ich die Männertoilette und laufe bis nach hinten zu den Kabinen durch. Wie immer sagt keiner was. In der Schule ist das nicht so einfach, weil ich da den Rock der Mädchenuniform trage, aber hier im Kimono? Kein Problem für mich. Erst mal alleine, bestätigt sich meine Befürchtung: Ich habe meine Tage. Gott sei Dank habe ich vorgesorgt, wie bereits erwähnt, Planung ist das halbe Leben, und kruschte in meinem Rucksack nach meinen Binden. Problem gelöst. Dummerweise gibt es in der Männertoilette nur keine Sanitärmülleimer, wieso auch. Wobei halt, ich habe Glück, es gibt einen normalen Mülleimer für leere Toilettpapierrollen. Ich zucke mit den Schultern und entsorge umweltgerecht meinen Müll und verlasse die Kabine wieder, wasche mir die Hände und sehe zu, dass ich verschwinde, als mir an der Tür ein bekanntes Gesicht entgegenkommt. Ishida hatte die Toilette betreten und starrt mich verwundert an. Kann ich ihm auch nicht übelnehmen, ich stehe auf der falschen Seite der Wand, wenn man es ganz pingelig nimmt. Bevor die zwei, drei anderen diesen komischen Zusammenstoß bemerken können, schiebe ich mich ignorant an ihm vorbei und verlasse so schnell es eben geht die Toilette und das Gebäude der Heilerkompanie. Jetzt Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen ist wirklich unklug mit so vielen potentiellen Gegnern um mich herum. Endlich draußen, will ich aufatmen, als mich die ungewöhnlich graue Umgebung wieder stutzen lässt. Die Shinigami um mich herum stehen wie festgefroren auf dem Platz vor den Barracken und ich werde an die Situation von vor etwa einer halben Stunde bis Stunde erinnert, wo die Zeit schon mal stehen geblieben war für alle außer mich. Schon wieder? Ich hole den Schnipsel Zettel von eben hervor mit der Befürchtung, mir würde noch eine Aufgabe erteilt werden, aber als ich es entfalte, sehe ich die zweite Option verblassen und kurz darauf das Papier sich ganz auflösen. Die Farbe kommt zurück und die Shinigami beginnen sich auch wieder zu bewegen. Alles läuft weiter, als wäre nie etwas passiert. Heißt das…ich habe die Aufgabe bewältigt? Anscheinend oder? Ich grummle missmutig und stakse meines Weges. Fazit: Mein akutes Problem war die Suche nach einer Toilette, weil ich meine Tage bekam, mein Talent ist, dass mich die Leute sowieso immer in die Männertoilette schicken wollen nur weil ich kurze Haare habe und gerne praktische Kleidung trage und mich beobachtet hat Ishida dabei, wie ich von meinem Talent, in der Männertoilette nicht aufzufallen, Gebrauch mache. Das ist ein wirklich unzufriedenstellendes Ende, wenn ich das mal so sagen darf. Ich freue mich weder über das „Talent“ was mir angedichtet wurde noch darüber, dass Ishida davon mitbekommen hat. Ich darf mich sicherlich auf komische Fragen in Zukunft gefasst machen, danke. Ich muss gestehen, die Aufgabe hatte wirklich so geklungen, als ob ich ausnahmsweise mal aus einer Situation so halbwegs heldenhaft rauskommen würde, aber weit gefehlt. Nichts dergleichen. Wirklich toll. Unbefriedigt folgte ich also meinem eigentlichen Ziel: Rukia suchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)