Vogelfrei von lunalinn ================================================================================ Kapitel 22: Das Bad ------------------- Enji konnte seine Wut kaum in Worte fassen. Dieser dumme Vogel hatte sie in die Scheiße geritten, kaum dass sie Toshinoris Liebeserklärung an den Einsiedler überstanden hatten. War er hier denn der Einzige, der sich irgendwelcher Konsequenzen bewusst war?! Hawks‘ verzweifelter Blick hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt, sodass es ihm schwerfiel, an etwas anderes zu denken, während sie erneut den Thronsaal betraten. Der Dämon war sozusagen wehrlos. Wenn ihn jemand töten wollte, würde das ein Leichtes werden. Vermutlich würde es nicht einmal eine große Strafe mit sich ziehen, wenn man behauptete, Hawks hätte angegriffen. Aber gut. Er musste sich zur Ruhe mahnen, durfte jetzt nicht überreagieren. Wenigstens war Aizawa bei ihm und so stur wie dieser war, würde er sicher für Hawks‘ Sicherheit sorgen, egal, wie er es anstellen musste. Andererseits bedeutete das auch, dass er ihnen zusätzlichen Ärger machen konnte…verdammt. Toshinori warf ihm von der Seite her einen festen Blick zu, der wohl bedeuten sollte, dass sie das schon geraderücken würden – als bräuchte er so eine Ermutigung. Leise schnaubte er, wandte sich dann aber Torino zu, der sich gesetzt hatte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, begann er ernst. „Möchtet ihr, dass ich vorzeitig an einem Herzinfarkt dahinscheide?! Erst diese…Offenbarung und nun…schleppt ihr mir einen Dämon ins Schloss?!“ „Also…eigentlich haben Midori-“ „Ihr wusstet, dass es sich hier herumtreibt!!“, ließ Torino seinen Ziehsohn nicht ausreden und wurde lauter. „Dieses…Tier! Dieses Geschöpf, von dem wir alle wissen, dass wir ihm nicht trauen können, weil es eben nun mal kein Mensch ist! Was, wenn es einen deiner Schützlinge getötet hätte, Toshinori?! Was…Todoroki-kun, das war doch nicht dein Ernst, dass du es unter Kontrolle hast?! Es ist schneller, gefährlicher und vermutlich ebenso intelligent wie ein Mensch!“ Es war schwer, etwas dagegen zu sagen. Torino war ein ehrbarer Mann mit einem scharfen Verstand und gutem Urteilsvermögen, aber ihm einen Dämon anpreisen? Als ihren Kameraden? Das ging einfach zu weit. Die Wahrheit würde sie wohl kaum weiterbringen. „Er ist unser Kamerad.“ Enji stöhnte innerlich, als Toshinori aussprach, was er nicht gewagt hätte. Warum trug der Idiot sein Herz auch auf der Zunge? Andererseits stand er Torino näher als er, vielleicht verlieh das seinen Worten mehr Gewicht. Oder Hawks würde schneller hingerichtet werden, als sie befürchtet hatten. Torino starrte seinen Freund nur an und scheinbar hatte es ihm schon zum zweiten Mal an diesem Tage die Sprache verschlagen. Einen Moment lang sagten sie beide nichts, ehe sich Enji räusperte; es machte ja keinen Sinn mehr, Ausreden zu suchen. „Ihr wisst, dass ich nichts mehr verabscheue als Dämonen. Es ist unsere Pflicht, diese auszurotten – und so dachte ich auch, als wir auf Hawks getroffen sind. Viele Male habe ich versucht, ihn zu töten, und dennoch rettete er das Leben meines Sohnes sowie das meine. Eine Schuld gilt es zu begleichen, das gebietet unsere Ehre. Jedoch gab es auf unserer Reise so viele Situationen, in denen wir einander halfen, um zu überleben, dass es irgendwann keine Rolle mehr spielte. Er kämpfte mit uns gegen seine eigene Art…und vermutlich wäre einer von uns ohne ihn inzwischen tot.“ Toshinori neben ihm nickte zustimmend, sah seinen Adoptivvater fest an. „Nana-san und Ihr habt mich gelehrt, was Recht und Unrecht ist. Jemanden aufgrund seiner Rasse zu verurteilen, bedeutet für mich Unrecht.“ Sie machten es dem alten Mann wahrlich nicht einfach, so wie dieser von einem zum anderen sah. Dann fuhr er sich über das Gesicht, schloss für einen Moment die Augen. War das etwa ein gutes Zeichen? Glauben konnte Enji das nicht. „Ihr habt euch den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht, um euch mit dieser Kreatur anzufreunden“, brachte er schließlich hervor und funkelte sie beide an. „Was…meint Ihr damit?“, fragte Toshinori verwirrt. „Es gab Überfälle auf die umliegenden Dörfer. Seit einigen Tagen immer wieder und in unregelmäßigen Abständen. Kleine Dörfer, die über keinen besonderen Reichtum verfügen. Sie haben keine Überlebenden zurückgelassen und die Leichen…es sah zum Teil aus, als wären sie von wilden Tieren zerrissen worden. Andere wurden aufgespießt oder verbrannt. Was es auch war, was dort draußen wütet…es war weder Mensch noch Tier. Ihr wisst beide, was das bedeutet.“ Enji musste nicht zweimal überlegen, denn es ließ gar keinen anderen Schluss zu. Dämonen. Es kam selten vor, schließlich bildeten sie hier fähige Krieger aus, doch ab und zu…jedoch nie in solch einem Ausmaß. „Die Leute suchen einen Schuldigen, den sie dafür büßen lassen können. Eine Möglichkeit, ihre Angst zu besiegen – da kommt ihnen euer Freund gerade recht. Es wird Unruhe verursachen, wenn ich ihnen sage, was ihr mir gesagt habt. Unabhängig davon, was ich glaube – und im Übrigen halte ich weiterhin nichts davon, den Dämon hier frei herumlaufen zu lassen. Welche Beziehung ihr auch zu ihm habt – er könnte im Affekt handeln. Hier sind zu viele Menschen. Zu viele Kinder.“ „Ihr seht zu sehr eine Bestie in ihm“, widersprach Toshinori mit gezwungener Geduld. „Menschen sieht er nicht als seine Beute, lediglich Wild oder Kleintiere. Von seinen Gliedmaßen und Klauen abgesehen, ist er nicht weniger menschlich als wir.“ Und abgesehen von dessen seltsamen Ansichten und Bräuchen, ergänzte Enji im Stillen. „Das kann ich aber keinem glaubhaft machen, Toshinori. Es war klug von Todoroki-kun, ihn als euer gehorsames Haustier darzustellen – und das wird er bleiben.“ „Wir brauchen ihn, wenn wir gegen Dämonen kämpfen, die vermutlich in der Überzahl und zudem kein bloßes Getier sind“, hielt Enji dagegen. „Wenn sie Waffen und Feuer nutzen können, verfügen sie vielleicht über Intelligenz. Die letzten Dämonen, die wir trafen, waren ebenfalls solche und sie hätten uns beinahe alle umgebracht.“ Torino atmete tief durch, sah sie beide durchdringend an. „Wie gesagt, er wird weiterhin dort unten bleiben. Ihr nehmt ihn mit, wenn ihr das Schloss verlasst – aber er bleibt an der Kette, bis ihr außer Sicht seid. Wir müssen den Leuten Sicherheit zeigen, sonst stürzen wir das Land ins Chaos. Habt ihr das verstanden?“ Es fiel Enji schwer, da zu widersprechen, denn er erkannte den Sinn dahinter. Die Menschen würden nicht verstehen, dass Hawks für sie keine Gefahr darstellte. Ebenso wenig wie sie enthüllen konnten, was Aizawa war. Sie mussten sich und die beiden schützen. „Die Wachen sollen dafür sorgen, dass er sich waschen und bequem liegen kann, sowie zu essen bekommt. Ich heiße es nicht gut, dass so mit ihm verfahren wird, aber ich möchte, dass er es in dem Fall wenigstens angenehmer hat“, kam es überraschend ruhig von Toshinori. „Er ist kein Tier. Er soll nicht wie eines behandelt werden.“ Enji warf einen Blick zu Torino, welcher leicht die braunen Augen verengt hatte, schließlich aber nickte. Gut, er kannte Hawks nicht, natürlich erschien ihm die Forderung unsinnig, jedoch lehnte er sie nicht ab. Sie hatten wahrlich Glück, dass Torino zwar alt war, durch seine ehemalige Partnerin aber offener war, als es die meisten Menschen vermutlich gewesen wären. Nun, und dass er Toshinori und ihn schätzte und ihnen vertraute. „Das wird wohl machbar sein. Falls es Freiwillige gibt, die dies tun wollen. Nun aber zurück zu den Überfällen – ich nehme an, ihr werdet dem nachgehen?“ Diese Frage bedurfte eigentlich keiner Antwort, schließlich war das ihre Mission. „Natürlich“, kam es von ihnen beiden. „Gut, dann ruht euch den restlichen Tag aus. Eure Räumlichkeiten sind bereits vorbereitet, ebenso wie euch die Bäder zur Verfügung stehen. In der Zwischenzeit wird das Mahl zubereitet – wir werden zusammen speisen.“ Enji ahnte, dass es Toshinori ähnlich wie ihm selbst ging; normalerweise war es eine Wohltat, Betten, Bäder und ordentliche Mahlzeiten zu bekommen, doch unter den Umständen haftete daran ein fader Beigeschmack. „Sagt dem Landstreicher, er ist ebenfalls eingeladen…und er soll sich vernünftige Kleidung geben lassen. Eine Rasur wäre ebenfalls angebracht.“ Enji blinzelte, ehe er den Kopf zu Toshinori drehte, dessen Gesicht seltsam steinern geworden war. Vielleicht weil er sich vorstellte, wie Aizawa wildkatzenartig die Dienstmädchen und Knaben anfauchte, die ihm mit dem Rasiermesser zu nahe kamen. Gott, wäre die Sache mit Hawks nicht, er hätte sich darüber ausgiebig amüsiert. „Eh…“ „Du willst mir doch nicht widersprechen, wenn ich den Mann deiner Wahl schon näher kennenlernen möchte, Junge?!“ Das war deutlich – und das Herumgefuchtel mit dem Stock ebenfalls, sodass Toshinori direkt stramm stand. „Nein! Natürlich nicht!“ „Gut! Dann sehen wir uns später. Verschwindet!“ Kaum, dass sie den Raum verlassen hatten, atmete Toshinori neben ihm schwer aus und sackte etwas in sich zusammen. „Ich weiß, wir sind glimpflich davongekommen, aber…mir liegt das alles wie ein Stein im Magen“, hörte er ihn murmeln. Enji schnaubte. „Daran bist du selbst schuld. Du hast dich dafür entschieden, es ihm mitzuteilen. Übrigens wäre eine Vorwarnung nett gewesen. Wenn schon nicht für mich, dann für deine große Liebe“, erwiderte er spöttisch. Toshinori sah ihn missmutig an. „Ich wusste nicht, wie ich es…das war nicht so einfach. Aber scheinbar wusstest du es schon?“ „Sicher wusste ich es. Du bist nicht sonderlich subtil.“ „Oh…aber es…na ja…stört dich nicht?“ „Auch wenn ich nicht verstehe, was du an diesem heruntergekommenen Waldschrat ohne Benehmen findest, so ist es mir egal. Du kannst tun und lassen, was du willst. Ich halte es nur für unklug, es öffentlich zu machen. Du bietest damit Angriffsfläche…und gefährdest auch ihn. In dem Punkt bin ich mit Torino einer Meinung.“ Toshinori schwieg einen langen Moment, ehe er ein Seufzen von sich gab. „Ich werde darüber nachdenken.“ Enji sagte nichts weiter dazu, sondern nickte nur und machte sich mit ihm auf den Weg zu den Bädern. Für jemanden wie Toshinori, der seine Tugenden von Ehrlichkeit und dergleichen so ernst nahm, musste das ein ziemlicher Konflikt sein. Aber gut, es war dessen Entscheidung. Er wollte jetzt erstmal baden und irgendwie die Sorge um Hawks verdrängen. Irgendjemand würde Aizawa wohl holen, darum würde sich Torino schon kümmern, wenn er so erpicht darauf war, diesen kennenzulernen. Das heiße Wasser war eine wahre Wohltat für ihre geschundenen Körper und er sank sofort in das große, quadratische Steinbecken. Es roch gut nach Kräutern und zwei Dienstmädchen kamen sofort, um ihre Oberkörper zu waschen und ihnen die Schultern zu massieren. Enji genoss es einfach nur, schloss sogar für einige Sekunden die Augen – wenn auch der dumme Vogel direkt wieder in seinem Kopf auftauchte. Sie lebten hier oben wie die Könige, während Hawks dort unten in Ketten saß und vermutlich um sein Leben fürchtete. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er nach der Sache mit der Sirene gemeint hatte, dass er nicht sterben wollte. Der Dämon gab sich viel tapferer und vorlauter, als er es in seinem Inneren war. Enji entschied, dass er später zu ihm heruntergehen würde. Er konnte ihn nicht die ganze Zeit allein dort unten lassen. „Uhm…das…reicht nun, vielen Dank, du musst nicht weitermachen“, drang Toshinoris verlegene Stimme zu ihm herüber und riss ihn aus seinen Gedanken. Er öffnete die Augen wieder und sah den anderen Mann ihm gegenüber im Wasser sitzen, die Hände abwehrend erhoben, während das Mädchen fragend den Kopf neigte. „Ich tue dies gern, Yagi-sama“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Eh…ja…danke, aber schon gut.“ „Nicht doch, Ihr seid ein Held!“, überging sie seinen Einwand voller Euphorie und drückte sich in ihrem knappen Gewand an dessen Rücken. „Es ist eine Ehre, Euch zu waschen!“ Sie strich mit dem Lappen über seine Brust und weiter hinab, lehnte dabei ihren Kopf an seinen. Toshinori sah aus, als würde er gleich einen Herzinfarkt bekommen, blickte das Mädchen jedoch nur entsetzt an, anstatt sie aufzuhalten. Enji fand es lediglich amüsant, wie sich sein Freund anstellte. Während er sich die Schultern massieren ließ, nahm er einen Schluck Wein aus dem Kelch, schaute sich die peinliche Szene vor sich an. Es wurde tatsächlich noch besser, als von der Tür her Tumult laut wurde – und es war unverkennbar die Stimme des Einsiedlers. Scheinbar hatte man nicht lockergelassen, denn Aizawa trug nur ein Handtuch um die Hüften, während ihm zwei Dienstmädchen hinterherliefen und an ihm herumfummelten. „Herr, so wartet doch, wir müssen Eure Haare zusammenbinden!“ „Sollen wir Euch waschen?“ „Lasst mich in Ruhe…“, knirschte der Einsiedler mühsam beherrscht. „Aber es ist uns ein Vergnügen!“ „Ja wirklich!“ Aizawas Braue zuckte merklich und er presste die Lippen fest zusammen, ehe er sich von ihnen abwandte und – mit versteinerter Miene Toshinori erfasste, an den sich immer noch die junge Frau presste. Dieser wurde noch röter im Gesicht, falls dies irgendwie möglich war, und zuckte unter dem immer finsterer werdenden Blick zusammen. Anscheinend wurde auch jemand wie Aizawa eifersüchtig, wenn man bedachte, wie dieser schnurstracks auf das Becken zulief. Scheinbar musste ihn nun keiner mehr dazu nötigen. „Es…ist nicht, wie…es aussieht“, nuschelte Toshinori beschämt, woraufhin Enji die Augen verdrehte. Hatte dieser Trottel nicht begriffen, dass er seine Beziehung zu Aizawa nicht an die große Glocke hängen sollte? Aizawa erwiderte nichts, sondern löste mit sturem Blick sein Handtuch, ehe er sich zu ihnen ins heiße Wasser gesellte. Vielleicht wurde es Zeit, diese unangenehme Situation aufzulösen, bevor die Mädchen noch darüber tratschten. „Das genügt!“, knurrte er daher, woraufhin das Mädchen hinter ihm verwundert innehielt. „Raus mit euch! Wir rufen euch, wenn wir noch etwas brauchen! Geht!“ Sein ruppiger Tonfall sorgte wohl dafür, dass sie ihn ernstnahmen, weswegen sie lieber eilig den Raum verließen. Zufrieden brummte Enji, trank noch einen Schluck vom Wein, ehe er zu Aizawa sah. „Was ist mit ihm?“, fragte er geradeheraus. Der Einsiedler wandte den Blick vom Wasser zu ihm, schnaubte dann. „Sie haben mich im Kerker weggeschickt und als ich mich wieder hineinschleichen wollte, haben mich plötzlich die Wachen abgeführt und hierhergebracht. Ich kann daher auch nur hoffen, dass es ihm den Umständen entsprechend gutgeht.“ „Scheiße…“ Enji warf einen Blick zu Toshinori, der mit bitterer Miene ins Wasser sah, ehe er mit der Faust hineinschlug. Vermutlich ärgerte er sich über seinen fehlenden Einfluss, doch da war nichts zu machen. „Ich gehe nachher zu ihm“, meinte Enji schließlich, woraufhin die anderen beiden Männer aufsahen. „Du, Waldschrat, bist ein Fremder, dir vertrauen sie nicht…und Toshinori, egal, wohin du gehst, sie umringen dich wie einen verdammten Helden. Ich kümmere mich um ihn.“ Kurz herrschte Stille, ehe Aizawa einen Laut von sich gab, den Enji nicht ganz deuten konnte. „Immer wieder irritierend, wie sehr Ihr Euch mittlerweile um Hawks sorgt.“ Der verdammte Waldschrat wollte wohl Ärger mit ihm. „Müsst Ihr auf mich verweisen, damit wir nicht auf Toshinoris Heiratsantrag zu sprechen kommen?“, schoss er zurück, wobei ihn nun beide Männer entgeistert ansahen. Hoffentlich waren die Weiber wirklich verschwunden und lauschten nicht an der Tür, aber gut, den Spruch hatte er nicht zurückhalten können. Während Toshinori rot anlief, wurde der Einsiedler blass und er war scheinbar erstmal sprachlos. „Enji! Das…es ist…es tut mir leid, wenn ich Euch überrumpelt habe, es…ist nur…Ihr wisst, wie ich fühle und-“ „Darüber reden wir später“, presste Aizawa hervor. Es schien diesem deutlich unangenehmer zu sein, als er zuvor noch vorgegeben hatte. Nun gut, vor Torino zu kuschen und eine Abfuhr zu erteilen, hätte Toshinori beschämt. Zweifellos erwiderte der grimmige Mann die Gefühle seines Freundes. Umso unnötiger, dass er nun nicht darüber reden wollte. Nicht, dass Enji das ausdiskutieren wollte, aber es war eben Fakt, dass da etwas zwischen den beiden war. „Plötzlich seid Ihr verklemmt? Bei einem Mann Eures Alters verfehlt das die Wirkung, falls Ihr es noch nicht wusstet.“ Er griff zum Wein, genoss diesen, während Aizawas Braue unter seinem Mob von Haaren gefährlich zuckte. „Das bin ich keinesfalls. Ich halte es nur nicht für angebracht, dies vor Euch zu besprechen, da es Euch absolut nichts angeht.“ „Und Euch geht es nichts an, warum oder ob ich mir Sorgen um den Vogel mache.“ Wenigstens hatte er in diesem unsinnigen Disput die Oberhand. Da ging es ihm doch gleich schon besser. Ein sprachloser und wütender Aizawa war ein guter Aizawa. Ein Wunder, dass das Wasser nicht zu brodeln begann. Toshinori räusperte sich vernehmlich. „Aizawa-san, wenn ich Euch zu nahegetreten bin, so tut es mir leid. Es lag nicht in meiner Absicht, Euch in Verlegenheit oder in eine Situation zu bringen, in der Ihr Euch zu etwas gezwungen fühlt. Ich wollte nur-“ „Herrgott, schweigt still!“, zischte Aizawa ihn an und auch bei ihm sah man nun die verdächtige Röte. „Euer…Antrag war riskant und unangenehm. Aber da ich ihn nicht abgelehnt habe und mich für Euch ausgesprochen habe, sollte das wohl ausreichen, um Euch zu zeigen, wie ich darüber denke…und wie ich…für Euch fühle." Zu den letzten paar Worten musste er sich anscheinend zwingen. Amüsant, Aizawa so in die Enge getrieben zu sehen. Vor allem da Toshinori aussah, als würde er gleich vor Rührung heulen. Gott, was waren sie für ein verrückt zusammengewürfelter Haufen. „Aizawa-san…“ „Macht es nicht noch peinlicher“, brummte dieser und sank tiefer ins dampfende Wasser. „Wenn Ihr wüsstet, was mir Eure Worte bedeuten, würdet Ihr nicht von Peinlichkeit sprechen. Ich fühle mich geehrt, dass Ihr meine Gefühle erwidert und Euch nicht scheut, es auszusprechen.“ Aizawa sank bis zur Nase ins Wasser, blubberte nur was Unverständliches, woraufhin Toshinori warm lächelte und Enji breit grinste. Peinlich war es allerdings – aber auch nur für Aizawa. Enji kannte seinen Freund und dessen Offenherzigkeit. „Ich will Eure Liebesbekenntnisse ja nicht unterbrechen, aber falls du dich erinnerst, Toshinori – wir haben ein Problem.“ Dieser wurde direkt wieder ernst, woraufhin Aizawa sein Gesicht aus dem Wasser hob. „Das stimmt. Sorahiko-san hat uns von Überfällen auf die umliegenden Dörfer berichtet. Es seien wohl keine Menschen gewesen…oder nicht nur, den Spuren nach zu urteilen. Enji und ich vermuten Dämonen. Wir sollen dem nachgehen und sie zur Strecke bringen.“ Aizawa schnaubte leise. „Was auch sonst…“, murmelte er trocken und strich sich die feuchten Haare aus dem Gesicht. „Es wäre von Vorteil, wenn wir bei dieser Mission auf Hawks vertrauen könnten.“ „Ja. Der Meinung sind Enji und ich auch, doch wir müssen uns überlegen, wie wir das angehen.“ „Er soll hier nicht frei herumlaufen und die Leute noch mehr in Panik versetzen. Sie suchen einen Schuldigen, gerade die, die ihre Verwandten und Freunde verloren haben“, ergänzte Enji ruhig. „Vielleicht können wir ihn mitnehmen, wenn wir das Schloss verlassen“, meinte Toshinori nachdenklich. „Ihn als unser gezähmtes Tier auszugeben, war ein guter Zug – auch wenn das für Hawks sicher demütigend war.“ „Besser so, als wenn sie seinen Kopf auf einen Pfahl gespießt hätten“, knurrte Enji, woraufhin ihm keiner widersprach. Einige Sekunden lang schwiegen sie, ehe Aizawa hörbar ausatmete. „Nun gut. Sammeln wir genügend Informationen und dann überlegen wir, wie wir Hawks aus dem Kerker bekommen.“ Sowohl Toshinori als auch Enji nickten entschlossen. Darüber musste nicht mehr diskutiert werden. Wenn es drauf ankam, konnten sie eine Einheit sein – und Hawks gehörte für sie alle dazu. Hosted by Animexx e.V. 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